Antonius und Cleopatra

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Daten
Titel: Antonius und Cleopatra
Originaltitel: The Tragedy of Antony and Cleopatra
Gattung: Tragödie
Originalsprache: Frühneuenglisch
Autor: William Shakespeare
Erscheinungsjahr: 1623
Ort und Zeit der Handlung: In der Zeit des zweiten Triumvirats
Personen

Antonius und Cleopatra (engl. Antony and Cleopatra) ist der Titel eines Theaterstückes von William Shakespeare. Es handelt von der Liebe und dem tragischen Schicksal des römischen Generals Marcus Antonius und der ägyptischen Königin Kleopatra. Das zu den sogenannten "Römerdramen" gehörende Stück kann als eine Fortsetzung von Julius Caesar angesehen werden, es spielt in Rom, Ägypten, Griechenland und Nordafrika und umfasst die historische Erzählzeit von ca. 10 Jahren von Antonius' Heirat mit Octavia 40 v. Chr. bis zum Selbstmord des Liebespaares 30 v. Chr. Das Werk entstand vermutlich im Jahr 1606, wird erstmals 1608 erwähnt und erscheint in der First Folio von 1623 im Druck. Shakespeares Hauptquelle sind Plutarchs Parallelbiographien in der englischen Übersetzung von Sir Thomas North aus dem Jahre 1579. Das mit 3000 Zeilen und über 40 Szenen umfangreiche und komplexe Werk war dem Theaterpublikum lange Zeit nur in Form stark verkürzter Nachdichtungen bekannt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es zeitgleich in England und Deutschland textnahe Aufführungen. Es wird bis heute selten gespielt, wurde aber mehrfach verfilmt. Seit dem überschwänglichen Urteil Coleridge's begeistern sich Kritiker vor allem für die Figur der Kleopatra. Im 20. Jahrhundert ist das Stück Gegenstand von Untersuchungen zu Shakespeares Darstellung von Geschlechterdifferenz, kolonialer Herrschaft und den Anfängen des britischen Weltreiches.

Handlung

Antonius und Cleopatra von Lawrence Alma-Tadema

In der Zeit des zweiten Triumvirats verliebt sich der Triumvir Marcus Antonius in die ägyptische Königin Kleopatra. In Ägypten erfährt er, dass die Armeen seiner Frau Fulvia und seines Bruders Lucius von Oktavian geschlagen wurden und seine Frau tot sei. In Rom beklagt Oktavian gegenüber dem dritten Triumvir Lepidus, dass Antonius seine staatsmännischen Pflichten aufgegeben habe. Nach Antonius’ Rückkehr aber beschließen er und Oktavian, gemeinsam gegen Pompeius (d. J.) zu ziehen. Ihr Bund soll durch die Heirat von Antonius mit Oktavians Schwester Oktavia bekräftigt werden.

Ein ägyptischer Wahrsager prophezeit Antonius, er werde wieder nach Ägypten eilen und solle sich von Oktavian, dessen Glück höher steigen werde, fernhalten („Thy daemon, that thy spirit which keeps thee, [...] / Is all afraid to govern thee near him“ [II.3.17 u. 27]). Kleopatra, die in Ägypten von Antonius’ Heirat erfährt, schlägt in einem Wutausbruch auf den Boten ein, trägt ihm aber dann auf, Oktavia aufzusuchen und ihr sodann über sie zu berichten. Pompeius schließt mit den drei Triumvirn Frieden und veranstaltet für sie ein schwelgerisches Abendessen auf seinem Schiff. Den Vorschlag seines Freundes Menas, die drei betrunkenen Triumvirn jetzt zu töten, lehnt er ab. Als der zurückgekehrte Bote Kleopatra eine unvorteilhafte Schilderung Oktavias gibt, erhält er diesmal Geld von der ägyptischen Königin.

Oktavian und Lepidus haben Pompeius besiegt, anschließend hat Oktavian Lepidus festgenommen. In Rom macht Octavian Stimmung gegen Antonius, der Kleopatra die Herrschaft über weite Teile des Ostens gegeben habe; seiner Schwester legt Oktavian offen, dass Antonius sich wieder mit Kleopatra verbunden hat. Entgegen dem Rat seines Generals, die überlegenen Landstreitkräfte zu nutzen, wählt Antonius die Entscheidung auf See, wo Octavians Truppen stärker sind; Kleopatra will Antonius mit ihren Schiffen beistehen. In der Seeschlacht behalten zunächst Antonius´ Schiffe die Oberhand; als jedoch Kleopatra mit ihrem Schiff die Flucht ergreift, folgt ihr Antonius und Octavian erringt den Sieg. Antonius fordert nun Octavian zum Kampf Mann gegen Mann heraus, worüber dieser nur lacht.

Am nächsten Tag wechselt Antonius’ Freund Enobarbus in Octavians Lager, bekommt dann aber Schuldgefühle („I am alone the villain of the earth“ IV.6.30) und will lieber sterben. Antonius hat sein verbliebenes Heer aufgestellt und siegt zu Lande, so dass Octavians Offizier Agrippa den Rückzug anordnet. Octavian sucht deshalb wieder die Entscheidung zur See. Antonius muss mitansehen, wie die ägyptischen Schiffe auf die Seite Octavians wechseln. Nachdem Antonius deswegen Kleopatra heftige Vorwürfe gemacht hat, lässt sie ihm ausrichten, sie habe sich umgebracht, ihre letzten Worte seien „Antony, most noble Antony!“ (IV.15.30) gewesen, worauf dieser sich nach den Worten „The long day’s task is done, / And we must sleep.“ (IV.15.35f) in sein eigenes Schwert stürzt. Der sterbende Antonius erfährt, dass Kleopatra noch lebt und befiehlt, seinen Körper zu ihr zu tragen. Die beiden küssen sich ein letztes Mal und Antonius stirbt. Da Octavian plant, Kleopatra zu seinem Triumph nach Rom zu bringen, lässt sie sich einen Korb mit Giftschlangen bringen; sie drückt eine Schlange an ihre Brust, eine andere an ihren Arm und stirbt.

Textausgaben

Englisch
  • Anthony Bevington (Hrsg.): William Shakespeare: Antony and Cleopatra. New Cambridge Shakespeare. Cambridge University Press, Cambridge 1990. ISBN 978-0521612876
  • Michael Neill (Hrsg.): William Shakespeare: Antony and Cleopatra. Oxford Shakespeare. Oxford University Press, Oxford 1994. ISBN 978-0199535781
  • John Wilders (Hrsg.): William Shakespeare: Antony and Cleopatra. The Arden Shakespeare. Third Series. Routledge, London 1995. ISBN 978-1-904271-01-7
Deutsch
  • Dimiter Daphinoff (Hrsg.): William Shakespeare: Antony and Cleopatra. Englisch-Deutsche Studienausgabe. Stauffenburg, Tübingen 1995, ISBN 978-3-86057-542-0.
  • Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Antonius und Kleopatra. Zweisprachige Ausgabe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, ISBN 3-423-12756-2

Weblinks