Armin Wolf (Journalist)

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Armin Wolf (2011)

Armin Wolf (* 19. August 1966 in Innsbruck) ist ein österreichischer Journalist und Fernsehmoderator. Wolf ist stellvertretender Chefredakteur im ORF-Fernsehen und moderiert abwechselnd mit Lou Lorenz-Dittlbacher das Nachrichtenmagazin ZiB 2. Er ist vor allem für seine politischen Live-Interviews bekannt, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Die FAZ nannte ihn Anfang 2008 „die österreichische Personalunion von Claus Kleber und Tom Buhrow“.[1]

Karriere

Der Sohn eines Hausmeisters, Betriebsrats und Christgewerkschafters[2] und einer Lebensmittelverkäuferin absolvierte in Innsbruck eine kaufmännische Ausbildung an einer Handelsakademie. Dort unternahm er als Mitbegründer einer Schülerzeitung auch erste journalistische Gehversuche. Er war im Vorstand der Schülerunion und Mitglied der JVP, aus der er mit 18 Jahren allerdings austrat.[3] Seine JVP-Mitgliedschaft bezeichnete Wolf später als „Jugendsünde“.[4]

Unmittelbar nach der Matura begann Wolf 1985 im Tiroler Landesstudio des ORF als freier Mitarbeiter in der Hörfunk-Redaktion. 1988 übersiedelte er nach Wien zum Radiosender Ö1, wo er sieben Jahre lang als außenpolitischer Journalist tätig war (unter anderem 1991/92 als USA-Korrespondent in Washington, D.C.). 1995 wechselte er zum Fernsehen als ZiB 2-Redakteur, von 1998 bis 2001 war er Redaktionsleiter der ZiB 3, die er auch mitentwickelt hat.

Sein nebenberufliches Studium der Politikwissenschaft (mit einer Kombination aus Soziologie, Pädagogik, Zeitgeschichte und Medienkunde als Nebenfach) beendete Wolf im Jahr 2000 an der Universität Wien mit einer Magisterarbeit über die mediale Inszenierung von Politik. 2005 promovierte er an der Universität Innsbruck mit einer Dissertation über prominente Quereinsteiger in der Politik, die unter dem Titel Image-Politik veröffentlicht wurde. 2010 beendete er während einer neunmonatigen Bildungskarenz ein Executive-MBA-Studium an der Berlin School of Creative Leadership mit einer Arbeit über junge Publika und politische Information.[5] Er war in der Vergangenheit Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck und Wien und hielt dort Vorträge zu Politische Kommunikation und Journalismus.[6][7]

Seit dem Sommer 2002 präsentiert Wolf die ZiB 2 (erst alternierend mit Ingrid Thurnher, später mit Marie-Claire Zimmermann und seit 2010 mit Lou Lorenz-Dittlbacher). Von 2002 bis 2005 moderierte er auch die Diskussionssendung Offen gesagt, 2005 und 2012 leitete er die traditionellen Sommergespräche mit den Vorsitzenden der Parlamentsparteien.

Hochner-Preis-Rede 2006

Am 17. Mai 2006 erhielt Wolf den Robert-Hochner-Preis für die Sommergespräche 2005. Bei der Preisverleihung in der Wiener Hofburg kritisierte er die ORF-Führung und den politischen Druck der damaligen ÖVP-geführten Regierungskoalition auf den ORF. Während die ÖVP-nahe ORF-Generaldirektorin Monika Lindner die Kritik entschieden zurückwies und Wolf „Selbstinszenierung“ vorwarf, erhielt er von zahlreichen Kollegen und auch außerhalb des ORF breite Unterstützung. Dass Lindner wenige Monate später als ORF-Chefin nicht wiederbestellt wurde, führten etliche Kommentatoren auf eine breite Protestbewegung (u. a. die Internet-Petition SOS-ORF) zurück, die durch Wolfs Rede (mit-)ausgelöst worden war. Entscheidender war jedoch eine neue politische Konstellation im ORF-Stiftungsrat: Kurz vor der anstehenden Nationalratswahl stimmten die BZÖ-nahen Stiftungsräte nicht mit ihrem Regierungspartner ÖVP, sondern in einer Regenbogen-Koalition mit SPÖ, Grünen und FPÖ für Lindners Gegenkandidaten Alexander Wrabetz.

Journalistischer Stil

Armin Wolf (2008)

Armin Wolf ist vor allem für seine Live-Interviews mit Politikern bekannt, in denen er laut Süddeutsche Zeitung „mit bissigem Witz und inquisitorischer Fragetechnik die Hohlheiten der Politik abklopft“.[8] Aufsehen erregte unter anderem ein ZIB2-Interview mit dem ehemaligen österreichischen Finanzminister Karl-Heinz Grasser, das bis an den Rand des Abbruchs ging. Dem FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache wies er im Sommergespräch 2005 nach, die scheinbar selbstverfasste Rezension seines Lieblingsbuches (Der Waldgang von Ernst Jünger) von einer rechtsextremen Internetseite kopiert zu haben.

Wolf wurde des Öfteren von Mitgliedern der aus ÖVP und FPÖ (bzw. BZÖ) bestehenden Bundesregierung Schüssel II kritisiert. Peter Westenthaler zählte Wolf zu den „altlinken Zellen“, die aus dem ORF zu beseitigen seien. Ihm wurde auch ein gespanntes Verhältnis zu Werner Mück, dem ehemaligen Chefredakteur des ORF, nachgesagt, der als ÖVP-nahe gilt.

Am 13. Februar 2009 stieg er in die Social-Network-Plattform Twitter ein.[9]

Mit einem Gastauftritt in der TV-Satire-Serie Die 4 da machte Wolf im März 2007 einen Ausflug in das Unterhaltungsgenre. In der Folge Der vierte Mann, die die österreichische Medienkonzentration aufs Korn nimmt, spielt er sich selbst.

Interview mit Susanne Winter

Nachdem die Nationalratsabgeordnete Susanne Winter im November 2015 von der FPÖ wegen eines „Likes“ eines antisemitischen Postings auf Facebook von der Partei ausgeschlossen wurde, war sie bei Wolf im ZIB 2-Studio zu Gast. Der Interviewstil von Wolf während ihres Gesprächs wurde unter anderem vom ehemaligen Grünen Europaabgeordneten Johannes Voggenhuber als „Lynchjustiz“ und „lustvoll inszenierte mediale Hinrichtung“ kritisiert. Die Nationalratsabgeordnete Daniela Holzinger von der SPÖ kritisierte die Interviewführung als „niveaulos“ und von „neutralem Journalismus“ könne keine Rede sein. So stellte Wolf unter anderem mehrmals die rhetorische Frage „Was hat jemand wie Sie im Parlament verloren?“[10][11][12]

Privates

Armin Wolf lebt mit seiner Frau Euke Frank, der Chefredakteurin der Zeitschrift Woman, und ihren beiden Kindern in Wien. Von 2001 bis 2004 war er mit der ORF-Moderatorin Birgit Fenderl verheiratet. Sein Urgroßvater war der Bergsteiger und Kirchenrechtler Viktor Wolf von Glanvell.[13]

Auszeichnungen

Bücher

  • 2005: Österreichisches Jahrbuch für Politik 2004, S. 619-668: Prominente Quereinsteiger als Testimonials der Politik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005. ISBN 978-3486578225 [16].
  • 2006: Promi-Politik - Prominente Quereinsteiger im Porträt, (gemeinsam mit Euke Frank) Czernin-Verlag Wien ISBN 978-3707600681
  • 2007: Image-Politik - Prominente Quereinsteiger als Testimonials der Politik, Nomos-Verlag Baden-Baden ISBN 978-3832928742
  • 2012: Wozu brauchen wir noch Journalisten?, Picus Verlag, Wien, ISBN 978-3854526971 (E-Book ISBN 978-3711751652)

Fußnoten

  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Jänner 2008, S. 38
  2. Hoch hinaus - Artikel im Falter 11/2003 vom 12. März 2003 (Memento vom 21. Juni 2012 im Internet Archive)
  3. Armin Wolf - Munzinger Biographie. Abgerufen am 8. November 2015.
  4. Kein Befreiungsschlag, aber eine Atempause, Kurier, 4. September 2012. Abgerufen am 6. September 2012.
  5. "Young Audiences, Mass Media, and Political Information" - MBA-Thesis von Armin Wolf (PDF; 1,7 MB)
  6. Interview mit Armin Wolf, auf uibk.ac.at, abgerufen am 8. November 2015
  7. Armin Wolf übernimmt die Theodor Herzl-Dozentur für Journalismus 2012, auf univie.ac.at, abgerufen am 16. Juni 2015
  8. Süddeutsche Zeitung, 31. Jänner 2008, S. 9
  9. "Armin Wolf's first tweet" (Memento vom 19. Juli 2009 im Internet Archive)
  10. Winter in der „ZiB 2“: Voggenhuber und Holzinger kritisieren Wolf. In: Der Standard, 6. November 2015.
  11. Voggenhuber kritisiert die „Lynchjustiz“ von Armin Wolf. In: DiePresse.com, 6. November 2015.
  12. Susanne Winter bei Armin Wolf in der ZIB2 #transkript. Auf: neuwal, 4. November 2015.
  13. Thomas Hanifle: Interview mit Armin Wolf: „Ich mache nichts Besonderes“. (HTML) In: Barfuss. Das Südtiroler Onlinemagazin. 19. August 2014, abgerufen am 19. August 2014.
  14. Pressemitteilung der Universität Innsbruck vom 23. Juni 2008
  15. Hajo Seppelt erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis 2016 – Sonderpreis für ORF-Nachrichtenmoderator Armin Wolf. presse.wdr.de, 25. April 2016, abgerufen am 25. April 2016.
  16. Österreichisches Jahrbuch für Politik 2004, S. 619-668: Prominente Quereinsteiger als Testimonials der Politik. Abgerufen am 14. Januar 2014.

Weblinks

Commons: Armin Wolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien