Bahnstrecke Kiel–Flensburg

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Kiel–Flensburg
Strecke der Bahnstrecke Kiel–Flensburg
Streckennummer:1020
Kursbuchstrecke (DB):146
Streckenlänge:80,7 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h
Flensburger Hafenbahn
Flensburg Alter Bf
80,7 Flensburg (seit 1927)
nach Padborg
nach Neumünster
Flensburg Kieler Bahnhof bis 1927
74,1 Maasbüll
70,6 Husby
65,6 Winderatt
62,5 Sörup
Flensburger Kreisbahn nach Gelting
Flensburger Kreisbahn
57,1 Mohrkirch (bis 1939 Mohrkirchosterholz)
Schleswiger Kreisbahn von Kappeln
51,3 Süderbrarup
Schleswiger Kreisbahn nach Schleswig
48,0 Fahrtoft
44,8 Lindaunis
Bk Schleibrücke[1]
Lindaunisbrücke (Schlei)
39,7 Rieseby
Eckernförder Kreisbahnen nach Owschlag
Eckernförder Kreisbahnen nach Kappeln
Eckernförde Kreisbahnhof
Hafenbahn Eckernförde (Dreischienengleis)
31,1 Eckernförde
29,6 Eckernförde Süd (geplant)
Militäranschluss nach TVA Eckernförde Süd
27,9 Altenhof (Schleswig)
19,1 Gettorf
Eisenbahngesellschaft Dänischer Wohld nach Stohl
17,9 Gettorf Süd (geplant)
von Kiel Schusterkrug
13,7 Neuwittenbek (ehem. Pers.-Halt, Wiederaufnahme geplant)
(1881–1894)[2]
ehemalige Drehbrücke Schleswig-Holsteinischer Kanal
Levensauer Hochbrücke (Nord-Ostsee-Kanal)
10,2 Levensau
8,5 geplant: StadtRegionalBahn Kiel
von Kiel-Wik
7,8 Suchsdorf
5,6 Kronshagen (Wiedereröffnung 14. Dezember 2014)
Bahnstrecke Kiel-Hassee–Kiel West von Kiel-West
von Husum
Firmenanschluss FUCHS Schmierstoffe
2,9 Kiel-Hassee CITTI-Park
Güterumgehungsbahn Kiel
von Lübeck, von Hamburg-Altona
0,0 Kiel Hbf
Kiel alter Bahnhof (1844–1899)

Die Bahnstrecke Kiel–Flensburg ist eine eingleisige und nicht elektrifizierte Bahnstrecke in Schleswig-Holstein. Die Strecke verbindet die Ostseehäfen Kiel, Eckernförde und Flensburg. Die Fahrtzeit auf der rund 80 Kilometer langen Strecke beträgt rund 75 Minuten.

Streckenverlauf

Levensauer Hochbrücke

Die Strecke führt über drei Halbinseln; von Kiel aus verläuft sie über den Nord-Ostsee-Kanal durch den Dänischen Wohld nahe der Eckernförder Bucht nach Eckernförde. Von Eckernförde bis zur Schlei durchquert sie Schwansen. Nördlich der Schlei geht es durch die typische Knicklandschaft von Angeln, in der der nächste Halt Süderbrarup liegt. Ursprünglich wurde in Flensburg der an der Förde neben dem Kreisbahnhof gelegene Kieler Bahnhof angefahren. Nachdem 1927 der neue Bahnhof in Betrieb ging, wird von Osten her der Bahnhof Flensburg erreicht.

Bedeutende Bauwerke an der Strecke sind die Levensauer Hochbrücken über den Nord-Ostsee-Kanal und die Lindaunisbrücke über die Schlei, bei der Straße und Gleis auf einer Spur liegen.

Die Strecke beginnt im 2006 komplett erneuerten Kieler Hauptbahnhof, einem Kopfbahnhof. Beim Bahnhof Kiel-Hassee zweigt die Strecke Kiel–Rendsburg–Husum, in Süderbrarup die Strecke der Angelner Dampfeisenbahn nach Kappeln ab. Der wichtigste Unterwegsbahnhof befindet sich in Eckernförde.

Geschichte

Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn-Gesellschaft

Ehemaliger Bahnhof Eckernförde (1887)

Planungen für den Aufbau einer Bahnverbindung zwischen Kiel, Eckernförde und Flensburg gab es bereits zur Zeit des dänischen Gesamtstaates 1844.[3] Verwirklicht wurden diese jedoch erst mit der Gründung der Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn-Gesellschaft (KEFE) am 13. Juni 1878 in Kiel. An ihr beteiligten sich der preußische Staat, die anliegenden Kreise und Gemeinden sowie Privatpersonen. Schon am 19. August 1878 erhielt sie die Konzession für eine normalspurige Bahn, die die im Firmennamen genannten Ostseestädte miteinander verbinden sollte. Die Eigner waren vor allem an einer direkten und wirtschaftlich effizienten Verbindung zwischen Kiel und Flensburg interessiert. Für die Überquerung der Schlei wurden damals mehrere alternative Routen angedacht. Neben der letztlich verwirklichten Linienführung über Lindaunis–Süderbrarup wurden auch die Trassen MissundeSatrup und Bohnert–Satrup in Erwägung gezogen. Die Stadt Kappeln an der Mündung der Schlei wurde nicht in die Planung einbezogen. Einer These zufolge sollen 1881 Kappelner Schiffer verhindert haben, dass die Bahnstrecke Kiel–Flensburg über Kappeln geführt wird. Carsten Tech beschreibt diese These dagegen als Legende.[3] Kappeln wurde so erst im Jahr 1885 über die schmalspurige Flensburger Kreisbahn an das Bahnnetz angeschlossen, die Kappeln mit dem nördlichen Angeln und Flensburg verband. Es folgten die Anschlüsse der Schleswiger Kreisbahn nach Schleswig über Süderbrarup, das an der Bahnstrecke Kiel–Flensburg liegt, und die schmalspurige Eckernförder Kreisbahn, die Kappeln mit der Nachbarstadt Eckernförde verband.

Am 1. Juli 1881 konnte die südliche Teilstrecke vom Staatsbahnhof in Kiel durch die Landschaft Dänischer Wohld bis Eckernförde eröffnet werden; am 21. Dezember 1881 folgte der nördliche Abschnitt in den Landschaften Schwansen und Angeln, der am Kieler Bahnhof in Flensburg in der Nähe des damaligen Staatsbahnhofs beim Hafen endete. Damit war die Strecke, die durch überwiegend landwirtschaftlich geprägte Gegenden führt, 79 Kilometer lang. Der Bau des Nord-Ostsee-Kanals machte eine Streckenänderung innerhalb der heutigen Stadtgrenzen Kiels und Kronshagens bis nach Neuwittenbek notwendig, so dass sich die Strecke um rund zwei Kilometer verlängerte.[4]

Da die KEFE weder in Kiel noch in Flensburg genügend Platz zum Bau eines Betriebswerkes mit Lokleitung, Lokschuppen, Wasserturm, Drehscheibe und Bekohlungseinrichtungen vorhanden war, wurden diese im Bereich des Eckernförder Bahnhofes erbaut. Der Einsatz der Lokomotiven und Züge erfolgte von Eckernförde aus. Mit der Übernahme der Eisenbahnstrecke durch die Preußischen Staatseisenbahnen verloren diese Einrichtungen an Bedeutung. Der Einsatz erfolgte danach von Kiel und Flensburg aus.[5]

Übernahme durch die Preußische Staatseisenbahnen

Der Verkehr entwickelte sich zufriedenstellend, so dass sich die Preußischen Staatseisenbahnen für das Unternehmen interessierten und die Bahn zum 1. Juli 1903 übernahmen; es folgte am 1. April 1920 die Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn.

Nach dem Bau des neuen Flensburger Bahnhofs 1927 wurde der Kieler Bahnhof in einen Park umgewandelt und die Bahnstrecke in den neuen Bahnhof eingefädelt, der auch neue Betriebsanlagen erhielt. An den alten Englischen Bahnhof erinnert nur noch der Name Alter Bahnhof für den Übergabepunkt zur Hafenbahn.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs

der ehemalige Bahnhof Altenhof: nach dem Zweiten Weltkrieg einziger Zwischenhalt

Der Umstand, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Britischen Militärgouverneure von Schleswig-Holstein (Regional Commissioners; der erste war Hugh de Crespigny) im Altenhofer Herrenhaus residierten, aber im Kieler Somerset House ihren Dienstsitz hatten, führten zu einer vergleichsweise schnellen Instandsetzung der Strecke und Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs nach Kriegsende zwischen Kiel und Eckernförde mit einer Morgen- und einer Abendverbindung und einem einzigen Zwischenhalt im Altenhofer Bahnhof. Die Züge verfügten nur über einen einzigen Personenwagen für die Bevölkerung und über einen Salonwagen für den britischen Militärgouverneur.[6] Der Eckernförder Bahnhof war nach Kriegsende auch Ziel von Flüchtlingstransportzügen.[7]

Betrieb

1986 wurde die Strecke erstmals im Stundentakt befahren und der Nahverkehr im Folgejahr mit der Einführung der RegionalSchnellBahn aufgegeben. Die Stationen Kiel-Hassee, Kronshagen, (Kiel-)Suchsdorf, Neuwittenbek, Altenhof, Lindaunis, Mohrkirch, Winderatt, Husby und Maasbüll wurden stillgelegt. Dadurch wurde der Verkehr wesentlich beschleunigt, denn die Züge hielten seitdem nur noch in wichtigen Mittel- und Unterzentren wie Eckernförde und Süderbrarup. Statt zuvor vor allem eingesetzter VT 085-Triebwagen und lokbespannter Züge[8] wurden ab 1987 meist Triebwagen der DB-Baureihe 628 eingesetzt. Bis 1999 befuhren ein bis drei IC-Zugpaare (mit den Namen „Kranich“, „Seeadler“, „Seestern“, „Seemöwe“ und „Wittekind“) freitags und sonntags die Strecke (im Bereich Kiel bis Eckernförde, Süderbrarup oder Flensburg und umgekehrt), um die dortigen Kasernen zu bedienen. Unter Ausnutzung eines Güterumgehungsgleises verkehrten vereinzelt diese IC-Züge zwischen Eckernförde und Neumünster nonstop.

Zug in Lindaunis
Zugkreuzung in Süderbrarup

Die Bahnhöfe Husby und etwas später Kiel-Suchsdorf werden wieder im Personenverkehr bedient. Im Jahr 2007 wurde in Kiel-Hassee wieder ein Bahnhof errichtet, der mit dem Fahrplanwechsel zum 9. Dezember in Betrieb ging. Er befindet sich etwa 250 Meter nördlich des 1987 aufgegebenen Bahnhofes im Bereich eines neugebauten Einkaufszentrums, dessen Betreiber einen Teil der Baukosten trug. Nur die Züge der Relation Kiel–Eckernförde und einige Tagesrandzüge von und nach Flensburg halten in Kiel-Hassee.

Die Strecke wird seit 2009 von der Regionalbahn Schleswig-Holstein betrieben. Während die Züge der Relation Kiel–Flensburg im Stundentakt fahren, verkehren weitere Züge zwischen Kiel und Eckernförde halbstündlich versetzt.

Am 4. April 2009 übernahm die Nord-Ostsee-Bahn den Verkehr der Züge, die nur zwischen Kiel und Eckernförde verkehren, im Tausch gegen die Bedienung Kiel–Neumünster. Zweck ist ein rationellerer Fahrzeugumlauf. Am Dezember 2011 übernahm die DB diese Fahrten wieder.

Folgende Stationen werden zurzeit bedient: Flensburg, Husby, Sörup, Süderbrarup, Rieseby, Eckernförde, Gettorf, (Kiel-)Suchsdorf, Kronshagen, Kiel-Hassee CITTI-PARK und Kiel Hauptbahnhof. Die Zugkreuzungen der durchgehenden Züge auf der Gesamtstrecke Kiel–Flensburg finden planmäßig exakt zur üblichen Symmetrieminute in Gettorf und in Süderbrarup statt, in den Randstunden teilweise auch in Sörup und Eckernförde. Nach der Bahnhofskategorisierung sind die wichtigsten Bahnhöfe der Strecke Kiel Hauptbahnhof (Kategorie 2), Bahnhof Flensburg (Kategorie 3), Bahnhof Eckernförde (Kategorie 4) und Bahnhof Gettorf (Kategorie 5).

Weitere Entwicklungen

2012 sollte das elektronische Stellwerk Lindaunis mit Zentrale in Eckernförde in Betrieb gehen. Aufgrund von Zulassungsproblemen wurde die Inbetriebsetzung mehrmals verschoben. Es wurde im Juli 2014 in Betrieb genommen.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 hat Kronshagen wieder einen Haltepunkt erhalten.[9]

Im Rahmen des Projekts StadtRegionalBahn Kiel ist der Streckenabschnitt zwischen Kiel-Suchsdorf und Eckernförde mit in die Planungen einbezogen. Von Eckernförde kommend soll die Stadtbahn kurz vor dem Bahnhof Suchsdorf die alte Strecke verlassen und über Universität und Holtenauer Straße zum Hauptbahnhof geführt werden. Die Bahnhöfe entlang der Stadtbahnlinie sollen modernisiert und umgebaut werden,[10] zusätzlich zu den bisherigen Bahnhöfen zwischen Eckernförde und Kiel-Suchsdorf sollen die Stationen Eckernförde-Süd und Gettorf-Süd entstehen und Neuwittenbek wiedereröffnet werden.[11] Nach einer ablehnenden Entscheidung des Kreistages Rendsburg-Eckernförde im Dezember 2014 liegen die Pläne nunmehr auf Eis.[12]

Fahrzeugeinsatz

Auf der Strecke Kiel–Flensburg besteht ein Stundentakt; zwischen Kiel und Eckernförde gibt es überwiegend sogar einen Halbstundentakt. Gefahren wird mit DB-Baureihe 648 und bis 2015 teilweise noch DB-Baureihe 628 in Doppeltraktion. Während der Kieler Woche verkehren auch lokbespannte Züge mit n-Wagen.

Literatur

  • Gert Uwe Detlefsen: Flensburg in alten Ansichten. Zaltbommel 1984, ISBN 90-288-2718-8.
  • Heinz-Herbert Schöning: Die Eckernförder Kreisbahnen. Verlag Kenning, Nordhorn 1998, ISBN 3-927587-70-2.

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Kiel–Flensburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Bahnstrecke Kiel–Flensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Geschichte der Strecke (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  • Unter anderem Kartenmaterial und Fahrpläne der bestehenden Eisenbahnstrecken in Schleswig-Holstein von 1944 (Fahrplan dieser Strecke im Bild 113c.jpg)
  • Bilder unter anderem zur Lindaunisbrücke. Archiviert vom Original am 10. Februar 2013; abgerufen am 20. Dezember 2015.

Einzelnachweise

  1. Blockstelle Schleibrücke, ehemals Bhf. Lindaunis. In: Liste Deutscher Stellwerke. www.stellwerke.de, abgerufen am 4. April 2016.
  2. Hannelore Pieper-Wöhlk: Eisenbahndrehbrücke Levensau. Der Nord-Ostsee-Kanal: Geschichte eines Jahrhundertbauwerks. S. 14, abgerufen am 12. Februar 2015.
  3. a b Carsten Tech: Warum die Bahnlinie Kiel-Flensburg nicht über Kappeln ging - eine ostangelner Legende. In: Jahrbuch des Heimatvereins der Landschaft Angeln. 2008, S. 105.
  4. siehe dazu Karte unter http://img.geocaching.com/cache/62cd82f1-8081-4e9a-bb47-0977cffee7ed.jpg
  5. Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn-Gesellschaft. In: Heimatgemeinschaft Eckernförde e. V. und Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel (Hrsg.): ECKernförde-Lexikon. Husum- Druck- und Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.,, Husum 2014, ISBN 978-3-89876-735-4, S. 27.
  6. Ilse Rathjen-Couscherung: Eckernförde unter britischer Besatzung. Heimatgemeinschaft Eckernförde, 2008, ISBN 978-3-00-025744-5, S. 176
  7. Flight and Expulsion Stories and Pictures. freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com, abgerufen am 29. Mai 2012.
  8. bei einzelnen Verbindungen auch der Uerdinger Schienenbus
  9. nah.sh (18. Mai 2011): Neuer Bahnhof für Kronshagen. Archiviert vom Original am 12. November 2013; abgerufen am 12. November 2015.
  10. Eine StadtRegionalBahn für die Kieler Region (Memento vom 30. Oktober 2005 im Internet Archive)
  11. http://www.stadtregionalbahn-kiel.de/uploads/media/Streckennetz_15.pdf
  12. Kiel: „Die Stadtregionalbahn ist mausetot“. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 16. Dezember 2014, abgerufen am 13. März 2015.