Burg Neuleiningen

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Burg Neuleiningen
Blick von der Vorburg in Richtung Hauptburg

Blick von der Vorburg in Richtung Hauptburg

Staat Deutschland
Ort Neuleiningen
Entstehungszeit um 1240
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 49° 33′ N, 8° 8′ OKoordinaten: 49° 32′ 33,7″ N, 8° 8′ 23,6″ O
Höhenlage 300 m ü. NHN
Burg Neuleiningen (Rheinland-Pfalz)
Burg Neuleiningen (Rheinland-Pfalz)

Neuleiningen ist die Ruine einer Höhenburg am Rande des Pfälzerwaldes. Sie liegt auf der Gemarkung der Gemeinde Neuleiningen im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz.

Geographische Lage

Die Burg auf 269,8 m ü. NHN am Südhang des Grünstadter Bergs liegt an der geologischen Nahtstelle des Pfälzerwaldes zum tertiären Alzeyer Hügelland. Die Steilhänge zum tief eingeschnittenen (unter 180 m) Tal des Eckbachs unmittelbar südlich der Burg liegen noch im Buntsandstein des Pfälzerwaldes, die Trasse der nördlich nur 200 m entfernten, etwas höher gelegenen A 6 verläuft bereits gänzlich über tertiäre Gesteine.[1][2]

Geschichte

Burgruine um 1800, Kupferstich von Jakob Wilhelm Roux

Der Name leitet sich – wie bei der 5 km südwestlich gelegenen älteren Schwesterburg Altleiningen – von den vermutlich fränkischen Grafen von Leiningen ab, denen vormals das Leiningerland gehörte.

Erbaut wurde die Burg nach einer Erbteilung um 1240 durch Graf Friedrich III. von Leiningen-Dagsburg. Zusammen mit der südlich gegenüber gelegenen (Luftlinie 1400 m) Burg Battenberg kontrollierte sie den Eingang des Eckbachtales. Über verschiedene Linien der Leininger blieb sie mehr als 200 Jahre in deren alleinigem Eigentum.

1468 mischte sich Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz in leiningische Erbstreitigkeiten ein und nahm die Burg mit Gewalt in Besitz. Über mehrere Zwischenstadien kam es 1508 zu einem Vergleich: Die Burg wurde zwischen dem Bistum Worms und den Grafen von Leiningen-Westerburg aufgeteilt.

Im Bauernkrieg wurde die Burg 1525 ohne Kampf den aufständischen Bauern geöffnet, die indessen, von der listigen Gräfin Eva (1481–1543) freundlich und üppig bewirtet, wieder abzogen, ohne größeren Schaden anzurichten. Der Heimatdichter Paul Münch beschreibt diese historisch verbürgte Episode in seinem Pfälzer Mundartgedicht Die Gräfin Eva vun Neileininge.[3] Auch im Dreißigjährigen Krieg musste die Burg nur unbedeutende Beschädigungen hinnehmen.

Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges allerdings brannten die französischen Truppen im Jahre 1690 die gesamte Anlage nieder. Die beiden Eigentümer, Leiningen-Westerburg und Bistum Worms, konnten sich in der Folgezeit nicht über den Neuaufbau einigen – Leiningen war dafür, Worms jedoch dagegen. 1767 verkaufte Karl von Leiningen-Westerburg schließlich die Leininger Hälfte an das Bistum Worms.

Im Gefolge der Französischen Revolution wurde die Burgruine säkularisiert und ging 1804 ins Eigentum der Gemeinde Neuleiningen über. Diese veräußerte sie vier Jahre später; 1874 kaufte Karl Emich von Leiningen-Westerburg sie für seine Familie zurück.

Anlage

Die Burganlage wird dem sogenannten Kastelltypus zugeordnet, was sich aus dem regelmäßigen Grundriss mit seinen vorspringenden Türmen erklärt. Entgegen älteren Auffassungen ist die Burg allerdings nach dem Muster französischer Burgen des frühen 13. Jahrhunderts in der Ile-de-France entstanden. Es wurde keine bestehende Burg kopiert, sondern die französische Bauweise mit heimischen Bautraditionen kombiniert. Auffällig sind die vier runden Türme und die große Zahl von recht schmalen Schießscharten, sogenannten Schlitzscharten[4], für Bogen und Armbrust. Die Schlitzscharten zählen zu den frühesten Vertretern auf deutschem Boden. So entstand eine Burg, die – abgesehen von der nur rudimentär erhaltenen Burg Lahr (Baden) – als die früheste Kastellburg auf deutschem Boden gilt.

Die Innenbebauung der ersten Bauphase ist vollständig verloren und konnte nur in geringen Ansätzen bei Grabungen nachgewiesen werden. Die heutigen Reste entstammen dem 14. bis frühen 17. Jahrhundert. Markantes Wahrzeichen der Burg ist hierbei der Treppengiebel des Palas auf der Nordseite, der in seinem heutigen Aussehen auf Landgraf Hesso von Leiningen (erwachsen ab 1435–1467) zurückgeht. In der Südostecke hat sich der Keller des Leiningen-Westerburger Wohnbaus aus der Zeit um 1508 erhalten. Dort wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Burgschänke eingerichtet.

Der Südostturm ist heute ein begehbarer Aussichtsturm. Die beiden oberen Geschosse dieses Turms sind zu einem kleinen Heimatmuseum ausgebaut, das Steinguterzeugnisse einer ehemaligen lokalen Fabrik, die 1932 geschlossen wurde, sowie andere handwerkliche Exponate zeigt.

In räumlichen und zeitlichem Anschluss an die Burg ist die gut erhaltene Ortsbefestigung derselben Zeitstellung (13. Jahrhundert) zu sehen, die aufgrund ihrer Einheitlichkeit und ihres Gesamtbildes nur wenige Parallelen in der Region kennt.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Aussichtspunkt

Vom 15 m hohen Aussichtsturm der Burg aus bietet sich eine hervorragende Sicht auf die Oberrheinische Tiefebene im Osten, die Berge des Pfälzerwaldes im Süden und Westen sowie das nordwestlich gelegene Massiv des Donnersberges. Zu Füßen des Bergdorfes Neuleiningen erstrecken sich der Weiler Neuleiningen-Tal sowie die Nachbarorte Grünstadt-Sausenheim und Kleinkarlbach. Bei klarem Wetter sind auch der Speyrer Dom, das Heidelberger Schloss, der Wormser Dom, Ludwigshafen, Mannheim, der Odenwald und sogar startende Flugzeuge auf dem Frankfurter Flughafen zu erkennen.

Umgekehrt wirkt die in den Nachtstunden illuminierte Burg von der unmittelbar nördlich vorbeiführenden Autobahn 6 (SaarbrückenMannheim) sehr eindrucksvoll. In Fahrtrichtung Mannheim taucht sie vor der Kulisse der dicht besiedelten Rheinebene auf, während 20 km hinter der Burgsilhouette das stark beleuchtete Werksgelände der BASF in Ludwigshafen liegt.

Veranstaltungen

Der Burghof ist seit 2004 Veranstaltungsort des Neuleininger Burgsommers. An fünf Samstagen zwischen Juni und August werden dort Open-Air-Konzerte veranstaltet.

2007 fand in den Burgmauern erstmals das Burg-Weinfest statt, das von den ortsansässigen Winzern organisiert wird und auf Dauer etabliert werden soll.

Literatur

  • Paul Münch: Die Gräfin Eva vun Neileininge. (Pfälzer Mundartgedicht).
  • Hans Heiberger: Neuleiningen. Geschichte einer Bergfestung. Hrsg.: Gemeinde Neuleiningen. Heidelberger Verlagsanstalt und Druckerei, 1979.
  • Alexander Thon (Hrsg.): „Wie Schwalben Nester an den Felsen geklebt…“ – Burgen in der Nordpfalz. 1. Auflage. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1674-4, S. 116–121.
  • Stefan Ulrich: Die Burg Neuleiningen. Ihre Baugeschichte unter Berücksichtigung der Stadtbefestigung. 1. Auflage. Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße 2005, ISBN 978-3-9808304-8-5.

Weblinks

Commons: Burg Neuleiningen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  2. GeoViewer der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hinweise)
  3. Paul Münch: Die Gräfin Eva vun Neileininge. Abgerufen am 12. Dezember 2011 (Mundartgedicht).
  4. Burgeninformationssystem BINSY: Schießversuch mit Pfeil und Bogen auf Burg Neuleiningen. 10. Juli 2011, abgerufen am 12. Dezember 2011 (Test der Schlitzscharten auf Funktionalität).