Christian Schreiber (Philosoph)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Mai 2016 um 10:33 Uhr durch FordPrefect42 (Diskussion | Beiträge) (→‎Schriften: Zitation vervollständigt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Christian Johann Christoph Schreiber (* 15. April 1781 in Eisenach; † 15. August 1857 in Ostheim vor der Rhön) war ein Theologe, Philologe, Philosoph, Dichter und Lyriker, Erziehungswissenschaftler, reichsritterschaftlich Fuldaischer, dann kurfürstlich Hessen-Kasseler Kirchenrat, Großherzoglich Sächsischer Superintendent der Diözesen Lengsfeld und Dermbach in Lengsfeld (heute: Stadtlengsfeld).

Leben

Juliane Schreiber, geb. Oettelt, Ehefrau des Christian Schreiber, Kupferstich 1806

Christian Schreiber wuchs in Eisenach auf, erhielt dort Privatunterricht und besuchte nach seiner Konfirmation das Hennebergische Gymnasium zu Schleusingen. Im Alter von achtzehn Jahren immatrikulierte er sich an der Universität Jena und studierte Theologie, Philosophie und Philologie. Er legte sein Examen bei dem Kulturphilosophen Johann Gottfried Herder ab, wurde als Dr. phil. promoviert und besuchte anschließend die Prediger-Akademie in Eisenach.

In Lengsfeld heiratete 1806 Christian Schreiber – in seinem ersten Jahr als Kirchenbeamter – Juliane Oettelt, Tochter des Geheimen Fürstlich-Sächsisch-Eisenacher Forstrats Friedrich Wilhelm Oettelt aus Eisenach. Seine erste Frau verlor Christian Schreiber jedoch bald. Fünf Monate nach ihrem Tode vermählte er sich in zweiter Ehe 1813 in Lengsfeld mit Sophie Henriette Weitz. Aus beiden Ehen hinterließ er drei Kinder. Zu seinen Nachkommen zählt die Ehefrau des Großherzoglich-Sächsischen Landgerichtspräsidenten und Landtagspräsidenten Julius Appelius sowie deren Sohn Alfred Appelius, der ebenfalls das Amt des Präsidenten im Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach bekleidete.

Wirken

Während seiner Tätigkeit als Hauslehrer der Familie von Boyneburg (1801–1803) trat er durch verschiedene theologische, lyrische sowie episch-musikalische Schriften und Poesien hervor, ermuntert von den Dichtern Jean Paul, Christoph Martin Wieland, Friedrich Schiller und dem Lyriker Friedrich von Matthisson.

Von 1803 bis 1806 hielt sich Schreiber in Eisenach als Privatier auf, verkehrte in den Zirkeln der Julie von Bechtolsheim, deren Haus er als den „Sammelplatz der angesehensten, geistvollsten und tugendhaftesten Personen“ bezeichnete. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit verschiedenen theologischen, philosophischen und geschichtlichen Werken, arbeitete auf dem Gebiet der Ästhetik und Moralphilosophie und schrieb auf Aufforderung eines Freundes, des Buchhändlers und Musikverlegers Gottfried Christoph Härtel, deutsche Texte zu Musikstücken und Oratorien von Mozart, Haydn und Beethoven sowie diverse Rezensionen musikalischer Werke.

Ab 1806 begann seine „amtliche“ Tätigkeit. Er folgte einem Ruf nach Lengsfeld in Thüringen als Oberpfarrer und Mitglied des Konsistoriums. Nacheinander wurde er Reichsritterschaftlich-Fuldaischer, dann Kurfürstlich-Hessen-Kasseler Kirchenrat und anschließend Großherzoglich-Sächsischer Superintendent. Während seiner Zeit in Lengsfeld gab er verschiedene theologische Schriften, Übersetzungen und Gedichte heraus, beschäftigte sich mit dem Judeneid und veröffentlichte Predigten und geistliche Reden.

Schreiber war durch Freundschaft oder engen Kontakt mit den bedeutendsten Literaten, Theologen, Philosophen, Pädagogen und Verlegern seiner Zeit verbunden: Heinrich Karl Eichstädt, Georg Joachim Göschen, Madame de Staël, August Wilhelm Schlegel, Johann Friedrich Cotta, den bereits oben erwähnten und vielen anderen mehr.

Werk

Obwohl Christian Schreiber im Zeitalter der späteren Aufklärung lebte, war er nicht deren Anhänger. Er zeichnete sich als echter Romantiker mit einem tiefen und betonten Hang zu Lyrik und Musik aus. Schreiber orientierte sich dabei zunächst an der Lyrik des frühen Schiller. Im Laufe seines Lebens entwickelte er seinen eigenen Weg, wobei das lyrische Element und seine Anhängerschaft an die Tradition bestimmend blieben. [1]

Schriften

  • Prophetisch-poetische Gemälde der Zukunft. Eine freie Bearbeitung der Offenbarung Johannis. Mit einer Vorrede von Dr. Augusti, Zeitz. Naumburg, Webel 1802. Rezensiert in der Jenaischen Allgemeinen Zeitung, 1807, Band 3, Nummer 204
  • Harmonia. Ein episch-musikalisches Gedicht in 3 Gesängen. Leipzig 1805. Rezension im Freimüthigen von Garlieb Helwig Merkel 1805.
  • Beiträge (in Poesie und Prosa) zu: Ernst und Scherz, herausgegeben von Carlieb Helwig Merkel; zu dem Freimüthigen, herausgegeben von August von Kotzebue und Merkel; zu der Zeitung für die elegante Welt, herausgegeben von Mahlmann; zu der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, herausgegeben von Johann Friedrich Rochlitz; zu der bei Georg Joachim Göschen herausgekommenen Zeitung für Frauen; zu Cotta'schen Almanach für Damen; zu Cottas Morgenblatt für gebildete Stände, zu den Thüringischen Erholungen, u. a. Blättern (Von 1803–1819.)
  • Gedichte. Berlin, Fröhlich 1805. Rezension im Freimüthigen von August Zarnack[2] und in anderen Blättern sowie der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung[3]
  • Gesänge. Mit Begleitung des Pianoforte. Leipzig. Rezension in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung und im Freimüthigen.
  • Alexander in Indien. Tragödie nach Raçine. Frei übersetzt. Berlin, Weiss, 1808., Rezension in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung 1809, Band 2, Nummer 114
  • Kleine prosaische Schriften. Berlin, 1810
  • Delille's Dithyrambe über die Unsterblichkeit der Seele. Metrisch übersetzt. Berlin. (Ist nicht in den Buchhandel gekommen.)
  • Religion. Ein (episch-lyrisches) Gedicht in zwey Gesängen. Gotha, Steudel 1813. Rezension in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, 1815, Band 1, Nummer 22 und in verschiedenen kritischen Journalen.
  • Deutschlands Fest. Ein Gedicht zum 18. Oktober 1814.
  • Christliches Liederbuch (Gesangbuch) zur öffentlichen und häuslichen Andacht. Eisenach 1816. Zweite, vermehrte Ausgabe 1822. Rezension in der Halleschen Literatur Zeitung, den Heidelberger Jahrbüchern, und anderen Blättern
  • Harmlose Einwendungen gegen die Harmsischen Behauptungen. Von einem fränkischen Theologen. Eisenach 1818. Rezension in: Christoph Friedrich Ammon: Neues Theologisches Journal, Monath und Kußler, Nürnberg 1818, den literarischen Zeitungen und mehreren gel. Blättern
  • Predigten, Homilieen und andere geistliche Reden. Eisenach 1818. Rezension in der Jenaischen Allgemeinen Literatur Zeitung, Röhrs krit. Pred. Bibl., den Thüringischen Erholungen (Erfurt), und anderen Zeitschriften
  • Allgemeine Chronik der dritten Jubelfeier der ev. Kirche. Erfurt und Gotha 1819.
  • Ueber den Eid der Juden (Eine Vertheidigungsschrift gegen die öffentlich aufgestellte Behauptung, dass der Eid der den Talmud befolgenden Juden nicht verbindend sey und kein Vertraun verdiene. Mit Winken für Regierungen und Staatsbeamte in Hinsicht der Eidesabnahme und des jüdischen Erziehungswesens) Bärecke, Eisenach 1823. Rezensionen in der Leipziger Literatur Zeitung, der Sulamith, der Allgemeinen Literatur Zeitung und mehreren Journalen.
  • Rezensionen (von 1803 bis 1805) zu den Gothaer Gelehrten Zeitungen; (von 1805–1831) zur Allgemeinen Halleschen Literatur Zeitung; (von 1804–1828) zu der Allgemeinen Musikalischen Zeitung; von 1820 bis 1831 zu der Leipziger Literatur Zeitung und anderen kritischen Journalen.
  • Weitere Beiträge (in Poesie und Prosa) zum Reformat. Almanach; zur Rheinischen Flora; zum Taschenbuch der Liebe und Freundschaft von Stephan Schütze; zu mehreren Almanachen; zur Iris; zur Hermione; zur Selitha (Jahrbuch christlicher Andacht für religiös gebildete Frauen und Töchter von Gerhard Friederich); zu den Zeitbildern von Oehler (Beilage zur Zeitung der freien Stadt Frankfurt 1830); zu der Allgemeinen Kirchenzeitung; zur Dorfzeitung (anonym); zum Allgemeinen Anzeiger der Deutschen; zu der Predigt-Sammlung für die Gemeinde Mühlhausen; zum Homiletischen Repertorium v. J. Hörner (Verlag Heinrichshofen, Magdeburg 1833) und anderen neueren und neuesten belletristischen und theolischen Zeitschriften (von 1817 bis 1831)
  • Schiller (1805). In: Norbert Oellers (Hrsg.): Schiller, Zeitgenosse aller Epochen. Dokumente zur Wirkungsgeschichte Schillers in Deutschland, Teil I: 1782–1859, Athenäum, Frankfurt/Main 1970

Quellen und Literatur

  • Biographie des Christian Schreiber in: Karl Wilhelm Justi Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten- Schriftsteller- und Künstler-Geschichte vom Jahre 1806 bis zum Jahre 1830, Fortsetzung von Strieder's Hessischer Gelehrten- u. Schriftsteller-Geschichte und Nachtrag zu diesem Werk, Garthe, Marburg 1831, S. 833 ff., (Bibliothek der Universität Marburg)
  • Skizze einer Selbst-Biographie von Christian Schreiber, handschriftlich in: Kirchenbuch des Ev.-luth. Pfarramtes in 36457 Stadtlengsfeld/Thüringen, um 1827, nebst Überarbeitungen des Verfassers um 1852.
  • Franz Brümmer: Lexikon der Deutschen Dichter Und Prosaisten von Den Ältesten Zeiten Bis Zum Ende Des 18. Jahrhunderts, Reclam, Leipzig 1884, S. 474
  • l. u.: Schreiber, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 471 f.
  • Christian Johann Christoph Schreiber in: Christian Gottlob Kayser’s Vollständiges Bücher=Lexikon, 1750–1898, Leipzig 1899, Band V, S. 154
  • Bittorf, Wilhelm: Kirchenrat Dr. Schreiber und Ehefrau Juliane Oettelt, Auszug aus den Kirchenbüchern der ev. Kirchengemeinde Stadtlengsfeld vom 21. Februar 1935 (Stadtarchiv Eisenach 40.2.11)
  • Möller, Bernhard u.a.: Thüringer Pfarrerbuch, Band 3: Großherzogtum Sachsen (-Weimar-Eisenach), Landesteil Eisenach (Schriftenreihe der Stiftung Stoye - Band 35), Degener, Neustadt a.d. Aisch, 2000, ISBN 3-7686-4205-4
  • Erbslöh-Archiv, Familienverband Julius Erbslöh, Wuppertal, Springe 2008

Einzelnachweise

  1. Peter Appelius: Christian Schreiber in seiner Zeit. In: Andreas Erbslöh: Christian Schreiber, Skizze einer Selbstbiographie. Springe 2000 (Stadtarchiv Eisenach)
  2. A[ugust] Z[arnack]: Gedichte von Christian Schreiber [Rezension]. In: Der Freimüthige, oder Ernst und Scherz. 1805, Nr. 158, S. 113–115 und Nr. 159, S. 117 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. T. Z.: Gedichte von Christian Schreiber [Rezension]. In: Jenaische Allgemeine Literaturzeitung 1806, Band 2, Nummer 98, Sp. 173–176 (Digitalisat).

Weblinks