Claude Montana

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juni 2015 um 09:49 Uhr durch 89.15.237.6 (Diskussion) (→‎Die frühen Jahre: Gramm.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Claude Montana (Claude Montamat[1], * 1949 in Paris) ist ein französischer Modeschöpfer und Designer sowie Gründer des Pariser Mode- und Kosmetikunternehmens Montana, das seine Glanzzeit in den 1980er Jahren hatte.

Werdegang und Unternehmensgeschichte

Die frühen Jahre

Montana wuchs als Sohn eines katalanischen Vaters und einer deutschen Mutter mit zwei Geschwistern in Paris auf. Die Swinging Sixties verbrachte er in London, wo er Modeschmuck kreierte. Anfang der 1970er kehrte Montana nach Paris zurück, war als freiberuflicher Illustrator tätig und bei der Pariser Oper unter Vertrag. 1974 nahm Montana, der keine formale Ausbildung im Bereich Mode hat, eine Stelle bei dem Pariser Lederhersteller MacDouglas an und stieg dort zum Chefdesigner auf. In den 1970ern arbeitete Montana, ebenso wie seine Kollegen Giorgio Armani und Karl Lagerfeld zuvor, für den italienischen Designer Mario Valentino.[2]

Anfänge in Paris

Ab 1976 präsentierte Montana in Paris Mode unter seinem vollen Namen, den er von Montamat in Montana abgeändert hatte. Für seine Entwürfe erhielt er gute Kritiken von der Presse, aber kaum Order von Modeeinkäufern. 1977 veranstaltete Montana unter großem Andrang seine ersten beiden großen Modenschauen und zeigte auf dem Laufsteg unter anderem punkige Leder-Outfits in schwarz mit gewagten Anlehnungen aus der Schwulenszene und dem S&M-Milieu.[3] Diese radikale Ästhetik der militaristisch anmutenden, schwarzen Lederkluften brachte ihm immer wieder unterschwellig den Vorwurf ein, von nationalsozialistischem Gedankengut inspiriert worden zu sein.[4][5] 1979 gründete er sein Modeunternehmen Montana und erweiterte das Portfolio 1981 unter dem Namen Montana Hommes um Herrenmode.

Star der Pariser Avantgarde

„Meine Kleider sind für Frauen gemacht, die nichts auf bequeme Mode geben, sondern ausschließlich ihr Aussehen wichtig nehmen.“

Zitat von Claude Montana[6]

In den 1980er Jahren avancierte Montana, der für seinen ausschweifenden Lebenswandel im Pariser Nachtleben bekannt war, mit seinen engen, futuristischen Lederentwürfen zum Star am Pariser Modehimmel. Gewagte Leder-Outfits, grelle Uni-Farben, sperrige Schulterpolster, überdimensionierte Krägen, enge Taillen oder eng anliegende Stoffe, der Einsatz von Pelzen und viel Gold oder Metall waren Elemente seiner avantgardistischen, aggressiven Mode für selbstbewusste Power-Frauen. Darin ähnelte er seinem Kollegen Thierry Mugler, mit dem er sich Anfang der 1970er in Paris ein Apartment geteilt hatte. Montanas Spitznamen waren „Architekt der Schulterpolster“ oder „König der Unfarben“.[7] Stars wie Diana Ross, Cher oder Grace Jones sowie Jeanne Moreau and Charlotte Rampling zählten zu Montanas prominenten Kundinnen. Zwischen 1982 und 1987 war er zudem für die Modekollektionen des italienischen Modehauses Complice verantwortlich. 1983 eröffnete die erste Montana-Boutique in Paris. 1986 wurde in Zusammenarbeit mit Lancaster das erste Parfüm mit Namen Montana Parfum de Peau für Damen lanciert; der erste Herrenduft, Montana Parfum d'Homme, folgte 1989.

Ende der 1980er hatte Montana einen lukrativen Lizenzvertrag über die Produktion seiner Mode mit dem italienischen Modehersteller GFT ausgehandelt und eine Brillen-Lizenz an Alain Mikli vergeben. Nach Design-Angeboten von Dior und Givenchy, die Montana ablehnte, nahm er 1989 die Einladung von Lanvin an, „für ein Millionenhonorar“ ausschließlich für deren Haute Couture Sparte zu entwerfen. Die erste Kollektion erntete 1990 schlechte Kritiken.[8] In den folgenden beiden Saisons wurden seine luxuriösen Entwürfe allerdings bejubelt und mit zwei aufeinanderfolgenden Dé d'or Preisen (dt.: 'Goldener Fingerhut', französischer Haute Couture Preis) belohnt.[9] Nach einem weiteren Jahr hob Lanvin allerdings Montanas Vertrag auf, da er für seine Kreationen, die sich kaum verkauft hatten, Unsummen an Geld verbraucht und dem Unternehmen Verluste in Höhe von 25 Millionen Dollar beschert hatte.[10] 1992 kam die preisgünstigere Zweitlinie State of Montana zum Montana-Sortiment hinzu. Zu den besten Zeiten besaß Montana eine Villa auf Capri und ein Schloss aus dem 18. Jahrhundert in Frankreich

Insolvenz und Lizenzgeschäft

Mit dem Aufkommen der minimalistischen, schlichten Mode ab Anfang der 1990er Jahre verloren Montanas weiterhin extravagente Entwürfe immer mehr an Anziehungskraft. Die Nachfrage von Seiten der Kunden und Einzelhändler ging drastisch zurück, und Montana musste Ladengeschäfte schließen. Montana war Geschäftsführer seines Unternehmens und meldete im November 1997 nach mehrmaligen Wechseln der Lizenznehmer aufgrund von Überschuldung Insolvenz an. Zwischen 1995 und 2000 hielt der Kosmetikkonzern Clarins die Montana-Parfümlizenz. Der Jahresumsatz hatte bei Montana 1997 um die 33 Millionen Francs betragen, wovon 26 Millionen auf das Lizenzgeschäft entfielen. 1998 übernahmen der ehemalige Nina Ricci Manager Jacques Berger und ein Konsortium um die Firma Dynaction das Unternehmen Claude Montana S.A., welches in Montana Création umbenannt wurde. Die Verschuldung belief sich in dieser Zeit auf nahezu 60 Millionen Francs.[11] Unter Berger und Dynaction wurden zahlreiche weitere Lizenzen vergeben. Montana selbst erhielt einen 10-Jahres-Vertrag bis 2007 und entwarf in dieser Zeit weiterhin Montana-Mode, die durch Lizenznehmer produziert wurde. Dazu wurde 1998 die Herrenmode in Lizenz an die deutschen Bäumler-Gruppe aus Ingolstadt vergeben (Lizenz 2002 aufgehoben) und 1999 die Montana Blu Kollektion mit sportswear-lastiger Mode lanciert, die in Lizenz ebenso von Bäumler hergestellt wurde. Die Firma Montana und alle Namensrechte wurden im Juli 2000 an den französischen Geschäftsmann Jean-Jacques Layani verkauft, der diese bis heute besitzt und das Montana-Lizenzgeschäft verwaltet. Die letzte Montana-Modenschau, bei welcher Claude Montana sich auf dem Laufsteg vor dem Publikum zum Schlussapplaus verneigte, fand 2002 statt. Als Nachfolger von Claude Montana wurde für eine Saison der Designer Stéphane Parmentier ernannt, seither hat es keine Montana-Laufstegschauen mehr gegeben. Claude Montana zog sich daraufhin nach Spanien zurück.

2013 entwarf Claude Montana drei Modelle für die Modekollektion des französischen Modeschöpfers Éric Tibusch und zeigte sich am Ende der Modenschau in Paris mit ihm auf dem Laufsteg.

Privates

Montana war seit dem 21. Juli 1993 nach vielen Jahren der Freundschaft mit dem Model Wallis Franken, die bereits 1977 in seiner skandalösen Modenschau gelaufen und seither seine Muse gewesen war, verheiratet und hat zwei Stiefkinder, die Franken aus einer Vorbeziehung hatte. Franken stürzte 1996 in Paris aus ihrem Hotelzimmer in den Tod. Vor seiner Heirat mit Franken hatte Montana offen homosexuell gelebt.[12] Montanas persönliche Markenzeichen waren ein Lederblouson oder eine Bomberjacke und Cowboystiefel. Die Rose Montana ist nach ihm benannt. Montana wohnt seit Mitte der 2000er Jahre im 1. Arrondissement in Paris.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The Montana Mystery, vanityfair.com, 13. September 2013
  2. Gestorben − Mario Valentino, 4. Februar 1991
  3. Mode – Opfer der Kirmes, spiegel.de, 31. Oktober 1977
  4. Großer Zaster, spiegel.de, 28. März 1983
  5. Claude Montana – Fashion's lonely survivor, WWD via blogspot.com, 18. Oktober 2010
  6. Voguepedia Claude Montana, vogue.com, abgerufen: 24. Januar 2014
  7. Claude Montana: Starb seine Frau durch Selbstmord?, welt.de, 31. Mai 2009
  8. Paris – Unartige Neunziger, spiegel.de, 29. Januar 1990
  9. Lanvin's Montana Wins Golden Thimble; Haute Couture Flourishes, apnewsarchive.com, 31. Januar 1991
  10. Haute Couture – Treibsatz fürs Image, spiegel.de, 3. Februar 1992
  11. Claude Montana n'a suscité qu'une seule offre de reprise, lesechos.fr, 17. März 1998
  12. welt.de:Claude Montana: Starb seine Frau durch Selbstmord?