Der Leopard (1963)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. September 2016 um 21:06 Uhr durch Donna Gedenk (Diskussion | Beiträge) (→‎Auszeichnungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Der Leopard
Originaltitel Il Gattopardo
Produktionsland Italien, Frankreich
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1963
Länge 183 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Luchino Visconti
Drehbuch Suso Cecchi D’Amico
Pasquale Festa Campanile
Enrico Medioli
Massimo Franciosa
Luchino Visconti
Produktion Goffredo Lombardo
Musik Nino Rota
(unter Verwendung von Themen von Giuseppe Verdi)
Kamera Giuseppe Rotunno
Schnitt Mario Serandrei
Besetzung

Der Leopard (Originaltitel: Il Gattopardo) ist ein französisch-italienischer Spielfilm aus dem Jahr 1963 von Luchino Visconti, gedreht nach dem gleichnamigen Roman Der Gattopardo (Il Gattopardo) von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Der mit großem Aufwand realisierte Streifen gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte.

Inhalt

Der Einflussverlust des sizilianischen Adels und der Aufstieg des Bürgertums in der Zeit des Risorgimentos, der Einigungsbewegung Italiens, wird aus der Sicht des Adelsgeschlechts der Salina dargestellt. Als Giuseppe Garibaldi 1860 mit seinen Gefolgsleuten in Sizilien landet, um die unbeliebte Fremdherrschaft der Bourbonen in Süditalien zu beenden, erkennt der Fürst von Salina, dass dadurch eine nicht aufzuhaltende Entwicklung einsetzt. Sein Neffe Tancredi, zwar von altem Adel, aber verarmt, schließt sich den Aufständischen an. Sein Leitspruch ist, dass sich alles verändern muss, wenn alles so bleiben soll, wie es ist. Bei Gefechten in Palermo leicht verletzt, wird er zum Hauptmann in Garibaldis Armee befördert. Doch die Furcht vor der Anarchie oder der Einführung einer Republik veranlasst den Fürsten wie viele andere, bei einer Volksabstimmung für eine konstitutionelle Monarchie unter König Viktor Emanuel II. von Sardinien-Piemont zu stimmen. Prompt wird Tancredi Offizier der königlichen Armee. Er nutzt die Gunst der Stunde und verlobt sich – nicht etwa mit Concetta, der in ihn verliebten Tochter des Fürsten, sondern mit Angelica Sedara, der schönen Tochter eines neureichen, ursprünglich revolutionären Bürgermeisters, die plötzlich eine adlige Herkunft nachweisen kann. Ein Angebot der Regierung, Mitglied des italienischen Senats zu werden und bei der Erneuerung der Gesellschaft mitzuarbeiten, lehnt der Fürst ab. Mit einer Mischung aus Melancholie und Illusionslosigkeit schließt er die Möglichkeit eines Fortschritts für Sizilien aus. Bei einem großen Ball des Fürsten von Ponteleone wird Angelica schließlich in die adlige Gesellschaft eingeführt.

Verfilmung

Spiegelsaal im Palazzo Gangi-Valguarnera

Visconti hat in seiner Inszenierung auf das 5. Kapitel (mit dem Besuch Pater Pirrones in seinem Heimatdorf, wo sich die Geschichte um die Geldheirat auf unterster sozialer Stufe wiederholt) sowie auf die letzten beiden Kapitel des Romans (mit dem Tod des Fürsten und dem Epilog bei den unverheirateten Töchtern des Fürsten im Mai 1910) verzichtet. Dafür werden die Bürgerkriegssituation in Palermo sowie die Verletzung Tancredis anders als im Buch genau geschildert und die Szene des Ballvergnügens mit der Erschießung von übergelaufenen Soldaten, die sich Garibaldis Truppen angeschlossen hatten, kontrastiert.

Hauptorte der Handlung sind der Palast des Fürsten von Salina in San Lorenzo bei Palermo, Palermo selbst, die fürstliche Sommerresidenz in Donnafugata und der Palast des Fürsten von Ponteleone in Palermo.

Drehorte sind dagegen die Villa Boscogrande bei Palermo, Straßen und Plätze in Palermo, der Ort Ciminna mit einer hinzukonstruierten Fassade der Sommerresidenz, Innenaufnahmen im Palazzo Chigi in Ariccia bei Rom und der Palazzo Gangi-Valguarnera in Palermo.[1]

Die Ballszene im Palazzo Gangi-Valguarnera erlangte ob ihrer Dauer und ihrer Opulenz Berühmtheit.

Kritiken

„Ein bewegendes historisches und gesellschaftliches Panoramabild von faszinierender Schönheit.“

Lexikon des internationalen Films[2]

„Ein cineastisches Meisterwerk.“

Heyne Filmlexikon

„Luchino Viscontis Meisterwerk ‚Der Leopard‘ ein ganz besonderer Leckerbissen: Brillantes Dekor, die hervorragende Besetzung und die imposante Inszenierung sorgen für vorzügliche Historien-Unterhaltung mit einer schier endlosen Ball-Sequenz als Höhepunkt.“

Prisma Online

Der Film erhielt außerdem von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das Prädikat Besonders Wertvoll. In der Begründung heißt es im Gutachten der FBW wie folgt:

„Die Regie entfaltet hier eine bedeutende Meisterschaft. Es gelingt ihr, den Glanz des Dekorativen in einen realistischen Zusammenhang zu integrieren. Dessen eindringliche Wirkung besteht darin, daß hier eine historische Situation episch breit dargelegt und gleichzeitig ihr Kern enthüllt wird. Die Ökonomie der Regie ist da bewundernswert. Auch das Breite, Ausladende, hat dramaturgisch berechtigte Form. So verbindet sich das formal Ästhetische, ja das Zeremonielle der Szene, überzeugend mit dem Wirklichen.“

Auszeichnungen

Viscontis Film gewann bei den Filmfestspielen von Cannes 1963 die Goldene Palme als bester Wettbewerbsfilm, den David di Donatello für das beste Szenenbild und die Preise der Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani in den Kategorien beste Kamera (Farbe), Kostüme und Szenenbild. Eine Nominierung erhielt der Film bei den Oscars 1964, wo Designer Piero Tosi für die besten Kostüme (Farbe) nominiert wurde. Hauptdarsteller Burt Lancaster gewann 1964 den französischen Étoile de Cristal als bester ausländischer Darsteller, während Alain Delon im selben Jahr für den Golden Globe Award als Bester Nachwuchsdarsteller nominiert wurde.

Sonstiges

Für die Ausstattung des Filmes war Vera Marzot verantwortlich, die mit diesem Film auch ihre Zusammenarbeit mit Piero Tosi begann.

Veröffentlichungen

  • Der Leopard. Special-Edition (2 DVDs und CD). Koch Media 2004 – enthält neben der restaurierten 180-Minuten-Langfassung auch Reclams Elektronisches Filmlexikon, die Original-Filmmusik von Nino Rota auf separater CD sowie eine Dokumentation über Rota und ein 16-seitiges Booklet
  • Der Leopard. Blu Ray, Koch Media 2010.

Literatur

  • Giuseppe Tomasi di Lampedusa: Der Leopard (Originaltitel: Il Gattopardo). Deutsch von Charlotte Birnbaum. Piper, München und Zürich 1999, 337 S., ISBN 3-492-04124-8.
  • Giuseppe Tomasi di Lampedusa: Der Gattopardo. Roman (Originaltitel: Il gattopardo). Neu übersetzt und mit einem Glossar von Giò Waeckerlin Induni. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Gioacchino Lanza Tomasi. Piper, München und Zürich 2007, 364 S., ISBN 978-3-492-24889-1 oder ISBN 3-492-24889-6.

Originaltitel: Il Gattopardo

Der ursprüngliche Filmtitel Il Gattopardo wurde - wie auch das gleichnamige Buch Der Gattopardo - jahrzehntelang in mehreren Sprachen mit Der Leopard übersetzt. Das italienische Gattopardo steht aber - im Gegensatz zu Leopardo - für den Serval, einer viel kleineren, afrikanischen Raubkatze. Dieses könnte vom Autor Giuseppe Tomasi di Lampedusa als Verharmlosung gegenüber dem Leoparden beabsichtigt gewesen sein.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.villaboscogrande.com/?page_id=5; http://www.comune.ciminna.pa.it/NW2012/07%20-%20GUIDA%20ALLA%20CITTA'/La%20Storia/La_storia.htm; http://www.palazzochigiariccia.it/palazzo/index.htm
  2. Der Leopard im Lexikon des internationalen Films
  3. vgl. literaturkritik.de