Der große Crash – Margin Call

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2016 um 12:36 Uhr durch Jbergner (Diskussion | Beiträge) (→‎Kritiken: +wl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Der große Crash – Margin Call
Originaltitel Margin Call
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2011
Länge 109 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie J. C. Chandor
Drehbuch J. C. Chandor
Produktion Robert Ogden Barnum,
Michael Benaroya,
Zachary Quinto,
Neal Dodson,
Corey Moosa,
Joe Jenckes
Musik Nathan Larson
Kamera Frank G. DeMarco
Schnitt Pete Beaudreau
Besetzung

Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "BILD"

Der große Crash – Margin Call (Originaltitel: Margin Call; wörtlich: Wertausgleich; Forderung weiterer Sicherheiten) ist ein Thriller aus dem Jahr 2011 von Regisseur J. C. Chandor, der auch das Drehbuch schrieb. Der Film wurde von Before the Door Pictures produziert.

Handlung

Kurz vor Ausbruch der großen Finanzkrise ab 2007 findet in der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank ein massiver Personalabbau statt. Um die Mitnahme geschäftsrelevanter Informationen durch die Entlassenen sowie jegliche Störungen des Geschäftsbetriebs zu verhindern, vollzieht sich die generalstabsmäßig geplante Aktion binnen weniger Stunden. Externe Personalberater informieren die betroffenen Mitarbeiter in Einzelgesprächen knapp und emotionslos über ihre Kündigung und ihre Abfindungsregelung. Schon während des Gesprächs wird der Computerzugang gesperrt und das Firmenhandy wird deaktiviert. Der (Ex-)Mitarbeiter darf dann noch einmal kurz unter Aufsicht eines Security-Mitarbeiters persönliche Dinge von seinem Schreibtisch holen und wird dann von der Security aus dem Gebäude auf die Straße geführt.

Zu den Betroffenen gehört mit Eric Dale der erfahrene Risikomanager der Abteilung. Er hatte 19 Jahre für das Unternehmen gearbeitet. Kurz bevor sich die Aufzugstür schließt, übergibt er seinem jungen Mitarbeiter Peter Sullivan noch einen USB-Stick mit brisanten Daten, mahnt ihn aber zur Vorsicht bei deren Verwendung.

Während seine verbliebenen Kollegen ihr „Überleben“ feiern, inspiziert Sullivan den Inhalt des USB-Sticks und prüft die von Eric Dale dokumentierten Berechnungen. Mit einigen Korrekturen kommt er zu dem gleichen Schluss wie Dale und benachrichtigt sofort seinen Kollegen Seth Bregman und seinen Vorgesetzten Will Emerson; dieser informiert umgehend seinen Boss Sam Rogers. In der Folge trifft auch dessen Vorgesetzter Jared Cohen im Büro ein. Sullivan informiert sie, dass seit einiger Zeit das Risikopotenzial bestimmter Wertpapierbestände (Asset Backed Securities und Mortgage Backed Securities – in Paketen gebündelte verbriefte Immobilienkredite – die Auslöser der Finanzkrise 2007) falsch bewertet wurde, dass die Bank viel zu viele dieser Papiere in den Büchern hat und dass schon bei geringen Abweichungen der prognostizierten Marktbewegungen die Insolvenz droht.

Umgehend wird das Executive Committee (entspricht in etwa dem Vorstand) informiert und es kommt zu einer nächtlichen Krisensitzung. Hier beschließt der CEO, der nachts mit dem Hubschrauber eingeflogene John Tuld, dass am nächsten Morgen sofort alle „faulen Papiere“ verkauft werden müssen, egal zu welchem Preis, nur damit die Bank gerettet wird. Tuld spürt, „dass die Musik aufgehört hat zu spielen“ (Anspielung auf die berühmte Bemerkung von Charles „Chuck“ Prince, ehemals Citigroup Chef) und erkennt, dass der Markt zusammenbrechen wird. Seine Devise ist, dass, wer in diesem Business überleben will, entweder sehr schlau, schneller als die anderen sein oder betrügen müsse. Er will nicht „betrügen“, aber er möchte „als erster aus der Tür“ – obwohl er weiß und alle seine Mitarbeiter wissen, dass seine Kunden, die Käufer der Papiere, damit schwere Verluste erleiden, manche vielleicht darüber in den Ruin getrieben werden und das Vertrauen in die Bank auf Jahre zerstört werden wird.

Eric Dale wird noch am frühen Morgen von Emerson und Bregman bei seinem noch nicht abgezahlten Haus aufgesucht: Um sich seines Stillschweigens zu versichern, wird ihm ein letzter Arbeitstag in der Bank angeboten mit einem Gehalt von einer Million Dollar. Sollte er nicht annehmen, wird ihm eine juristische Schlammschlacht und die Verweigerung seiner Kündigungsentschädigung angedroht. Dale lehnt zunächst ab, kommt dann aber später doch in die Bank, weil er das Geld braucht.

Rogers hat moralische Bedenken, woraufhin Tuld ihm einen hohen Bonus anbietet. In der Morgenbesprechung vor dem neuen Geschäftstag bietet Rogers daraufhin jedem seiner Trader einen Bonus von 1,4 Millionen Dollar, wenn er 93 Prozent der ihm zugeteilten Werte verkauft. Er stellt weitere 1,3 Millionen Dollar für jeden Angestellten in Aussicht, wenn die ganze Abteilung 93 Prozent aller Papiere veräußern kann. Das Ganze muss in wenigen Stunden über die Bühne gehen, ehe der Markt misstrauisch wird. Alle Händler machen mit. Rogers wird danach von Cohen eröffnet, weiter in der Bank angestellt zu sein.

In einem Gespräch mit Sam Rogers rechtfertigt Tuld diese Art des Umgangs mit dem Markt damit, dass der Mensch eben so sei und die Finger einfach nicht vom Spielen (mit Geld) lassen könne, und zählt die Krisen seit Beginn des Börsenhandels auf:

Rogers entscheidet sich schließlich, weitere zwei Jahre in der Bank zu bleiben, gibt aber an, dies nur aus finanziellen Gründen zu tun, nicht wegen Tulds Argumenten.

Am Ende des Verkaufstages müssen die meisten Trader, darunter auch Seth, entlassen werden. Peter jedoch wird befördert. John Tuld sagt, dass man solche intelligenten Leute wie Peter in der kommenden Zeit brauchen wird. Sam fährt nachts zum Haus seiner Ex-Frau und beerdigt seinen Hund, der an Leberkrebs gestorben ist. Seine Ex-Frau spricht kurz mit ihm und sagt ihm, dass sie nicht wünsche, dass er ihr Haus betrete. Aus dem Gespräch wird deutlich, dass der gemeinsame Sohn der beiden an der Wall Street arbeitet und Rogers ihn nicht vor der Krise gewarnt hatte.

Hintergrund

  • Der Film ist das Erstlingswerk von Regisseur und Drehbuchautor J. C. Chandor.
  • Kinostart in Deutschland war am 29. September 2011, in den USA kam der Film am 21. Oktober 2011 in die Kinos.
  • Margin Call wurde von Zachary Quintos Produktionsfirma, Before The Door Pictures, von Quinto und seinen beiden Ko-Produzenten Neal Dodson und Corey Moosa produziert.[1]
  • Der Charakter John Tuld beruht auf dem CEO und Chairman Richard S. Fuld, Jr.
  • Anders als der Filmtitel vermuten lässt, spielt ein Margin Call keine Rolle im Film. Weder ist ein Margin Call Teil der Handlung noch wird das Konzept überhaupt thematisiert.

Kritiken

„Das Drama entwickelt sich in den luftigen Höhen der Chefetagen. Immer wieder lenkt die Kamera den Blick aus den Fenstern über die Skyline von New York, die ihre Schönheit darbietet und gleichzeitig die Fallhöhe klarmacht, die in diesen Hochhäusern verhandelt wird. Die korrumpierende Wirkung von Gier und Angst wird sichtbar. Die befällt dann auch bald Menschen, die glauben, sie hätten ein Gewissen. Der Film beschreibt einen kurzen Zeitraum, in dem langfristig Unheil angerichtet wird, und das alles wird klug genug vorangetrieben, um jenen hochsensiblen Moment zu fassen, in dem eine Zeitspanne wirtschaftlicher Unbekümmertheit endet. Doch die fiktiven vierundzwanzig Stunden von ‚Margin Call‘ zeigen nur den Urknall einer Krise. Die Überraschung ist längst vorbei. Sie wurde überholt von mehr und anderen Finanzkrisen, die in der Realität allmählich alltägliche Präsenz entwickeln.“

Doris Kuhn: Süddeutsche Zeitung[2]

„Anders als Oliver Stone in "Wall Street II" versucht J. C. Chandor die Krise nicht in einer faszinierend-bösen Gestalt zu erklären. Da er die Welt der Finanzmakler von seinem Vater her kennt, der bei Merrill Lynch arbeitete, balanciert der Regisseur zwischen ‚System‘ und ‚Charakter‘: Tatsächlich ist es erst einmal überraschend, im Zentrum der gewaltigen Katastrophe ganz normale Menschen zu sehen, die sich irgendwie verhalten müssen, während sie mit dem Rücken an der Wand stehen. […] "Die Maschine, von der sie ein Teil sind, ist derart groß und komplex geworden, dass niemand die zerstörerische Macht begreifen konnte, die von ihr ausging. Bis es zu spät war", sagt J. C. Chandor. Weniger freundlich kann man es auch umgekehrt sagen: Die Menschen, die eine solche Maschine bedienen, sind so beschränkt, trivial und charakterlos, dass die Katastrophe unausweichlich wird.“

„Im Stil einer klassischen Tragödie wird in engem zeitlichen und räumlichen Rahmen ein brisanter moralischer Konflikt ausgetragen, der sich zur fesselnden Studie menschlicher Handlungsspielräume im kapitalistischen System verdichtet. Konzentriert inszeniert, treffsicher im Dialog und vorzüglich gespielt, werden beispielhaft Fragen von persönlicher Verantwortung angesichts anonymisierter Marktstrukturen verhandelt.“

Auszeichnungen

  • 2011 Independent Spirit Awards bester Film
  • 2011 Independent Spirit Awards nominiert bestes Drehbuch
  • 2011 Independent Spirit Awards: Robert Altman Award

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Before The Door Pictures, official website. In: Google. Abgerufen am 12. Oktober 2011.
  2. Doris Kuhn: Filmkritik Wenn es kracht im Reich des Bösen. In: Süddeutsche Zeitung. 3. Oktober 2011.
  3. Georg Seeßlen: Filmkritik Die Trader stürzen ab. In: Die Tageszeitung. 28. September 2011.
  4. Der große Crash – Margin Call. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. Juni 2014.
  5. 84th Academy Awards Nominees. Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS), 24. Januar 2012, abgerufen am 24. Januar 2012.
  6. AACTA Awards winners and nominees. Australian Academy of Cinema and Television Arts (AACTA), 31. Januar 2012, abgerufen am 4. Februar 2012.
  7. Casting Society of America Announces Artios Awards Nominees. In: The Hollywood Reporter. 20. August 2012, abgerufen am 9. Dezember 2012.
  8. http://detroitfilmcritics.com/Home_Page.html
  9. Richard Corliss: Year-End Awards: National Board of Review Says 'We Go with Hugo'. In: TIME. 1. Dezember 2011, abgerufen am 12. Dezember 2011.
  10. Steve Pond: San Francisco film critics pick "Tree of Life". In: The Wrap. Reuters, 11. Dezember 2011, abgerufen am 12. Dezember 2011.