Die Halbstarken

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Film
Titel Die Halbstarken
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 92 Minuten
Altersfreigabe
  • FSK 16 (DVD 12)
Stab
Regie Georg Tressler
Drehbuch Will Tremper,
Georg Tressler
Produktion Inter West Film GmbH (Wenzel Lüdecke)
Musik Martin Böttcher
Kamera Heinz Pehlke
Schnitt Wolfgang Flaum
Besetzung

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Die Halbstarken ist ein deutsches Filmdrama aus dem Jahre 1956. Das Drehbuch stammte von Will Tremper und dem Regisseur Georg Tressler nach einer Erzählung von Will Tremper. Der von Wenzel Lüdecke produzierte Schwarzweißfilm wurde im Juli und August 1956 in West-Berlin gedreht. Die Uraufführung erfolgte am 27. September des gleichen Jahres im Essener Ufa-Palast. In einer Expertenumfrage aus dem Jahr 1995 wurde der Film auf Platz 48 der wichtigsten deutschen Filme aller Zeiten gewählt.

Handlung

Eine von dem neunzehnjährigen Freddy Borchert geführte Bande Halbstarker versammelt sich zum Test der Wasserdichtigkeit ihrer gestohlenen Armbanduhren im Hallenbad. Als Freddy eine Zigarette raucht, wird er von einem Bademeister zurechtgewiesen. Daraufhin wird der Mann von Freddys Clique zusammengeschlagen. Im Hallenbad hatte Freddy seinen Bruder Jan getroffen, den er seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hat. Freddy, der sein Elternhaus bereits verlassen hat, ist mit der hübschen, aber gewissenlosen Sissy befreundet. Das Mädchen im Backfisch-Alter von knapp sechzehn Jahren übt keinen guten Einfluss auf Freddy aus. Seine familiären Verhältnisse sind ohnehin schwierig: Vater Borchert, ein gewissenhafter Beamter, hatte für seinen Schwager eine Finanzbürgschaft übernommen. Da der Schwager bankrott ging, muss der Vater zahlen. Wegen der 3.000 Mark tyrannisiert er die Familie und macht vor allem der Mutter der beiden Brüder das Leben schwer. Freddy stellt seinem Bruder die Bande vor und schenkt ihm eine Armbanduhr, um ihm zu zeigen, dass er ein gemachter Mann ist. Außerdem will er sich am kommenden Tag bei der Tankstelle, in der er selbst arbeitet, einen Buick kaufen.

Als Jan zu Hause während einer Auseinandersetzung seiner Eltern wieder einmal erlebt, wie sehr die finanziellen Probleme seine Familie belasten, beschließt er, seinen Bruder um die noch zurückzuzahlenden 3.000 Mark zu bitten, die der Mutter wieder Frieden bringen würden. Freddy ist einverstanden; Jan muss allerdings beim nächsten Coup teilnehmen.

In Freddys Bande herrscht ein hartes Regiment: bei kriminellen Aktivitäten stehen alle unter seinem Kommando. Klaus, der bei einer italienischen Bar als Kellner angestellt ist, will bei der nächsten Aktion, die unmittelbar bevorsteht, nicht mitmachen, da er wegen der Neueröffnung keine Zeit hat und seinen Job nicht sausen lassen will. Freddy beschafft sich über einen gewissen Prillinger eine Pistole mit scharfer Munition. Nach einem dreisten Autodiebstahl sammeln sich die Bandenmitglieder. Klaus, der sich drücken will, wird an einer Bushaltestelle abgefangen und mit Schlägen und Drohungen gefügig gemacht. Sie treffen bei einer Villa ein. Dort wohnt das Bandenmitglied Mario, dessen Eltern nicht da sind. Nachdem sich alle dort Mut angetrunken haben und Freddy Klaus mit einer "Scheinhinrichtung" eingeschüchtert hat (er schießt neben dem vor Angst Zitternden in den Fußboden), muss die Bande aber feststellen, dass das von Mario zugesagte Auto von dessen Eltern nicht greifbar ist, da die Garage abgeschlossen ist. So bricht man spätnachts im gestohlenen Auto auf. Freddys Clique hat einen Postraub geplant. Die Bande überfällt ein Postauto und schlägt die Postfahrer zusammen. Dann wird die Beute (Postsäcke und eine Kassette) im Wäsche-Transporter des Bandenmitglieds Kudde verstaut. Zwei Bandenmitglieder machen sich im Postauto zum Treffpunkt auf den Weg. Klaus hat sich mittlerweile verdrückt. Nun benötigt man den Buick, den sich Jan unter einem Vorwand an der Tankstelle holt. Trotz dilettantischer Vorbereitungen (so werden die zwei im Postauto zu allem Überfluss noch in einen Verkehrsunfall verwickelt, können aber weiterfahren) schaffen es die Jungen bis zu einem Bootshaus, in dem schon Sissy mit anderen Mädchen wartet und eine kleine Überfall-Party organisiert. Die Enttäuschung ist groß, als Freddy statt Geld nur wertlose Postanweisungen aus der erbeuteten Kassette holt. Vor seinen Gefolgsleuten hat Freddy das Gesicht verloren, und als diese rebellieren, greift er zu seiner Pistole, und nur Jan kann ihn noch einmal bändigen. In dieser Situation versucht Sissy sich als femme fatale und empfiehlt erst Jan und dann Freddy einen Einbruch in die Villa des Besitzers der gerade eröffneten Bar Garezzo. Freddy greift die Idee auf und zieht mit dem Rest seiner Bande los. Jan hatte sich ihm vorher in den Weg gestellt und wurde niedergeschlagen. Mit dem Transporter folgt er seinem Bruder zum Tatort.

Als Jan in der Villa ankommt, sieht er sich nicht nur Freddy und Sissy gegenüber, sondern auch noch dem Vater Garezzos, der über Telefon die Polizei alarmiert. Sissy versucht Freddy dazu zu bringen, den wehrlosen alten Mann zu erschießen, aber Freddy kann dies nicht. Da schnappt sich Sissy die Waffe, feuert erst auf den alten Garezzo und schießt dann Freddy in den Bauch. Vor der Villa sieht der zusammen mit der Polizei angekommene Vater Borchert seine Söhne, von denen Freddy gerade verhaftet wird. Ironie der Schlussszene: Eine Gruppe passierender Motorradfahrer wird Zeuge der Verhaftung und die Fahrer rufen von ihren Maschinen aus: „… Seht mal … mal wieder Halbstarke …“

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: „Durch das milieukundige Drehbuch des Journalisten Tremper und besondere Sorgfalt der Regie und Kameraführung überragt der Film die zeitgenössische Massenproduktion.“[1]
  • Thomas Kramer: Lexikon des deutschen Films: „Angeregt durch Erfolge amerikanischer Vorbilder wie Rebel without a cause (USA 1955, Ray; … denn sie wissen nicht, was sie tun) zeichnet sich der Film durch Aufnahmen an Originalschauplätzen und kompromißlose Darstellung der Verhaltensweisen rebellierender Jugendlicher aus. Keine der folgenden Imitationen erreichte den Ernst und die Qualität dieses Films, der seinen Erfolg auch bis dahin unbekannten Amateurdarstellern wie Karin Baal verdankt.“ [2]
  • Die Zeit, 29. November 1956: „Freilich entspricht die Handlung nicht ganz der realen Bedeutung des Titels. Aber die gut gezeichneten Typen (hervorragend ist hier Buchholz) und die realistische Regie deuten manches von dem eigentlichen Urgrund des Problems an.“[3]

Auszeichnungen

Wissenswertes

EP vom Soundtrack des Films Die Halbstarken von Martin Böttcher, 1956
  • Karin Baal bewarb sich zusammen mit 700 anderen Mädchen für diesen Film. Sie erhielt die Hauptrolle und einen dreijährigen Ausbildungsvertrag.
  • Der Film wurde bei Jugendlichen, die sich darin wiedererkannten, rasch zu einem Kultfilm. Wiederholt demolierten Halbstarke nach der Vorführung die Kinos und belästigten Gäste.
  • Obwohl der Name der Stadt nicht genannt wird, zeigen die Kennzeichen der Autos, dass der Film in Berlin gedreht wurde. Der gestohlene Opel Kapitän hat das Kennzeichen KB 020-403, das Postauto KB 086-054. Außerdem sieht man auf dem Bus, der mit dem Postauto zusammenstößt, das Logo der BVG mit dem Berliner Bären an der Seite; als Theo seinen Buick sucht, gehen er und Herr Borchert zur Polizeiinspektion Wilmersdorf; und das Polizei-Auto hat das Berliner Kennzeichen: B-Z 423.
  • Einige der jugendlichen Darsteller, die zum Teil noch nie vor einer Kamera gestanden hatten, wurden später von professionellen Schauspielern nachsynchronisiert. So sprach Brigitte Grothum für Karin Baal, Lutz Moik für Kalle Gaffkus.
  • In den USA wurde der Film unter dem Titel Teenage Wolfpack gezeigt. Horst Buchholz wurde im Vorspann der amerikanischen Fassung, die nur eine Laufzeit von etwa 89 Minuten hatte, als "Henry Bookholt" angekündigt.

Remakes

Literatur

  • Christa Bandmann und Joe Hembus: Klassiker des deutschen Tonfilms 1930–1960. München 1980, Seite 175–176.
  • Robert Buchschwenter/Lukas Maurer (Hrsg.): HALBSTARK. Georg Tressler: Zwischen Auftrag und Autor. Filmarchiv Austria, Wien 2003, ISBN 3-901932-16-X.
  • Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main: Zwischen Gestern und Morgen. Westdeutscher Nachkriegsfilm 1946–1963. Frankfurt am Main 1989, Seite 387.
  • Norbert Grob: „Es gibt keine bessere Kulisse als die Straße …“ Berlin-Filme von Gerhard Oswald und Georg Tressler in den fünfziger Jahren. In: Zwischen Gestern und Morgen. Westdeutscher Nachkriegsfilm 1946–1963. Frankfurt am Main 1989, Seite 206–222.
  • Will Tremper: Die Halbstarken. Ein packender Zeitroman. Mit zahlreichen Abbildungen, Drehbuchauszügen und einem Vorwort der Hrsg. (E-Book) Kassel: MEDIA Net-Edition 2012. ISBN 978-3-939988-13-7 (E-Pub/Mobi); ISBN 978-3-939988-14-4 (PDF).
  • Will Tremper: Die Halbstarken. Ein packender Zeitroman. (Hörbuch) Kassel: MEDIA Net-Edition 2012. ISBN 978-3-939988-12-0.
  • Will Temper (sic): Die Halbstarken. Der bunte Toxi-Film-Roman Nr. 1. Langhelm, Hannover 1957, S. 54.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Halbstarken im Lexikon des internationalen Films
  2. Thomas Kramer: Lexikon des deutschen Films, Seite 131
  3. Neu und sehenswert. In: Die Zeit, Nr. 48/1956
  4. Vgl. Label der Columbia EP SEGW 21-7819: Filmmusik Die Halbstarken: Originalmusik aus dem gleichnamigen Interwest Union Film