Die unvollkommene Dame

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Film
Titel Die unvollkommene Dame
Originaltitel Julia Misbehaves
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1948
Länge 99 Minuten
Stab
Regie Jack Conway
Drehbuch William Ludwig,
Harry Ruskin,
Arthur Wimperis,
Monckton Hoffe,
Gina Kaus
Produktion Everett Riskin
Musik Adolph Deutsch
Kamera Joseph Ruttenberg
Schnitt John D. Dunning
Besetzung

Die unvollkommene Dame (Originaltitel: Julia Misbehaves), auch bekannt als Julia benimmt sich schlecht, ist eine US-amerikanische Filmkomödie mit Greer Garson, Walter Pidgeon und Elizabeth Taylor aus dem Jahr 1948. Als literarische Vorlage diente Margery Sharps Roman Die vollkommene Lady (The Nutmeg Tree, 1937).

Handlung

Showgirl Julia Packett führt 1936 in London ein eher unkonventionelles Leben. Um ihre Rechnungen bezahlen zu können, lässt sie sich allerhand einfallen und gibt sogar vor, sich umbringen zu wollen, um von ihrem Freund Benny Hawkins das nötige Geld zu bekommen. Eines Tages erhält sie eine Einladung zur anstehenden Hochzeit ihrer Tochter Susan. Als junge Frau hatte sie den wohlhabenden Geschäftsmann William Packett geheiratet. William trennte sich jedoch nach nur 14 Monaten von ihr – auf Drängen seiner Mutter, die Julia als Schwiegertochter missbilligte. Julia musste zur Bühne zurückkehren und sah sich gezwungen, ihre Tochter bei ihrem Mann zurückzulassen, der dieser ein gutes Leben bieten konnte. Julia macht sich schließlich auf den Weg nach Südfrankreich, wo die Festlichkeiten auf einem Anwesen der Packetts stattfinden sollen. Unterdessen schickt Mrs. Packett ihren Sohn nach Paris, um Julia, mit der William offiziell noch immer verheiratet ist, vorzeitig abzufangen.

Unterwegs auf einem Schiff trifft Julia auf Fred Ghenoccio, der zusammen mit seiner Mutter und seinen Brüdern als Akrobat sein Geld verdient. Sie schließt sich der Truppe an und tritt mit ihnen in Paris auf der Bühne auf. Bei diesem Auftritt befindet sich auch William unter den Zuschauern und staunt nicht schlecht über Julias umjubelte Vorstellung. Auch Fred ist von Julia beeindruckt und macht ihr einen Heiratsantrag, bevor sie mit dem Zug nach Südfrankreich weiterreist. Als Julia den Wohnsitz der Packetts erreicht, will ihre Schwiegermutter, dass sie sofort wieder abreist. Julia besteht jedoch darauf, Susan zu sehen, und ist tief gerührt, als sie ihre Tochter nach all den Jahren zum ersten Mal wiedersieht. Susan, die die Einladung verschickt hatte, ist ebenfalls glücklich und bittet Julia, bei ihr zu bleiben.

Als Julia ihrer Tochter Geschenke kaufen möchte, sucht sie ein Kasino auf, um das nötige Geld für ihre Einkäufe zu gewinnen. Weil sie jedoch beim Roulette verliert, lässt sie sich vom ältlichen Colonel Bruce Willowbrook umwerben. Indem sie ihm vorgaukelt, ihr gesamtes Gepäck verloren zu haben, bringt sie ihn dazu, ihr Geld für ein verheißungsvolles Negligé zu geben. Mit dem Geld bezahlt sie schließlich die Geschenke für Susan und schleicht sich durch den Hinterausgang aus dem Geschäft.

Am Abend lernt Julia bei der Probe für die Hochzeit den jungen Maler Ritchie Lorgan kennen. Susans Verlobter ist hingegen abwesend und stattdessen bei seinem Junggesellenabschied. Als Susan ihrer Mutter gegenüber behauptet, sie könne Ritchies permanente Annäherungsversuche nicht ausstehen, sie aber dennoch nur von ihm spricht, ist Julia entschlossen, die beiden zu verkuppeln. Susan wiederum möchte ihre Eltern versöhnen. Am nächsten Tag fahren Julia, William, Ritchie und Susan zu einer kleinen Hütte, wo Julia und William einst ihre Flitterwochen verbracht haben. Während Ritchie und Susan spazieren gehen und sich dabei näherkommen, fahren Julia und William mit einem alten Boot auf einem See umher. Das Boot sinkt und sie fallen ins Wasser. In der Hütte ziehen sie anschließend ihre nassen Sachen aus und hüllen sich in Decken ein. Dabei schwelgen sie in Erinnerungen und beginnen miteinander zu tanzen. Als sie sich küssen, stehen plötzlich Ritchie und Susan in der Tür.

Zurück auf dem Anwesen der Packetts ist Mrs. Packett hocherfreut, als Fred Ghenoccio eintrifft und sich ihr als Julias Verlobter vorstellt. Sie lädt sowohl ihn als auch seine Mutter ein, die Nacht in ihrer Villa zu verbringen. Am Abend macht William Julia einen zweiten Heiratsantrag. Sie befürchtet jedoch, er werde sie erneut verlassen, weshalb sie sich als Freds glückliche Verlobte ausgibt. Tags darauf trifft William seinen alten Freund Bruce Willowbrook, der ihm von einer Frau erzählt, die ihm einen größeren Geldbetrag abgeschwatzt hat. Als William in der Frau Julia wiedererkennt, überredet er Bruce, beim nächsten Frühstück zu erscheinen und vorzugeben, ihn nicht zu kennen. Am folgenden Morgen erscheint Bruce und wirft Julia vor, ihm auf zweifelhafte Weise Geld aus der Tasche gezogen zu haben. Während William Verständnis für Julias Handeln vortäuscht, ist Fred empört, dass Julia sich von einem wildfremden Mann freizügige Nachthemden kaufen lassen wollte.

Als Julia erfährt, dass William sie an der Nase herumgeführt hat, und sie davonstürmen will, trifft eine Nachricht von Susan ein. Sie und Ritchie wollen in der Hütte heiraten. William und Julia fahren in getrennten Wagen zur Hütte, wo sie eine weitere Nachricht von Susan finden, der zufolge sie und Ritchie bereits geheiratet haben und sich auf dem Weg nach England befinden. Des Weiteren hat Susan zwei Bedienstete instruiert, die beiden Wagen wegzufahren, sodass Julia und William gezwungen sind, für die nächsten 48 Stunden in der abgelegenen Hütte zu verweilen. Obwohl ein heftiges Unwetter tobt, versucht Julia zu Fuß davonzulaufen. Sie kommt jedoch nicht weit und rutscht im Schlamm aus. William eilt ihr zu Hilfe und rutscht ebenfalls aus, worauf beide anfangen übereinander zu lachen.

Hintergrund

Vorproduktion

Die unvollkommene Dame basiert auf Margery Sharps Roman Die vollkommene Lady (The Nutmeg Tree, 1937) und wurde auch als Bühnenstück am New Yorker Broadway mit Gladys Cooper aufgeführt. MGM-Chef Louis B. Mayer hatte die Filmrechte für 18.490 Dollar erworben, um seinem Star Greer Garson nach zwei aufeinanderfolgenden Flops (Mann ohne Herz, 1945; Desire Me, 1947) einen Erfolg mit einer Komödie zu bescheren.[1] Garson ihrerseits war erleichtert, in der Rolle eines unkonventionellen Showgirls ausnahmsweise ihrem Image der noblen, würdevollen Heldin in Filmdramen wie Mrs. Miniver (1942) und Madame Curie (1943) durch diesen Film entfliehen zu können.

Dreharbeiten

Greer Garson und Walter Pidgeon standen in Die unvollkommene Dame zum fünften Mal gemeinsam vor der Kamera. Beim Dreh der Anfangsszene, bei der Garson in einer Badewanne sitzt und einen hautfarbenen Badeanzug trägt, ließ Regisseur Jack Conway alle anderen Personen bis auf Walter Pidgeon vom Set entfernen, denn Pidgeon argumentierte, dass er „als Schauspieler, der [auf der Leinwand] viermal mit Greer Garson verheiratet war, […] gewisse Privilegien haben“ sollte.[2] Die letzte Szene, die für den Film gedreht wurde, war Garsons akrobatische Einlage zu dem Song When You’re Playing With Fire, bei der sie von einem Balkon auf eine Pyramide aus Akrobaten herabgehoben wird. Dabei bestand sie darauf, alle Stunts selbst zu übernehmen. Reportern gegenüber scherzte sie: „Wenn ich mir dabei das Genick brechen sollte, wäre es nicht so schlimm. MGM hätte so oder so einen fertigen Film für eine Veröffentlichung.“[3] Während der Dreharbeiten lernte Garson ihren späteren Ehemann Elijah E. Fogelson kennen, einen Ölmillionär aus Texas und Bekannter von Peter Lawford, der ihn ans Set eingeladen hatte. Die Ehe hielt fast 40 Jahre bis zu Fogelsons Tod im Jahr 1987.

Elizabeth Taylor, die während der Dreharbeiten ihren 16. Geburtstag feierte, erhielt von Lawford ihren ersten Leinwandkuss.

Veröffentlichung

Die unvollkommene Dame wurde am 8. Oktober 1948 in der Radio City Music Hall in New York uraufgeführt. Die Mehrheit der Kritiker war von der Komödie nicht sonderlich begeistert. Sie spielte dennoch 4.497.000 Dollar an den US-amerikanischen Kinokassen ein und machte bei Produktionskosten von 2.706.000 Dollar einen beachtlichen Gewinn.[1]

Kritiken

Bosley Crowther von der New York Times bezeichnete den Film als „fantastische Slapstick-Farce“, auch wenn Greer Garson bisweilen „nicht in ihrem Element“ sei.[4] Variety zufolge sei der Humor des Films alles andere als subtil. Ein Lacher folge dem nächsten, „sodass viele Dialoge untergehen und überflüssig werden“.[5] Das US-amerikanische Magazin Time befand, dass Greer Garsons „Schönheit, Vitalität und schauspielerische Erfahrung“ im Film zur Geltung kämen, doch sei „ihre Vorstellung fast nie amüsant oder überzeugend“.[6] The Hollywood Reporter sprach hingegen von einer „bezaubernd provokativen Vorstellung, die zweifellos die Fans von Greer Garson erfreuen wird“.[7] Für Craig Butler vom All Movie Guide entpuppte sich Die unvollkommene Dame „überraschenderweise als gute Komödie – überraschend deshalb, weil ihre Hauptdarsteller nicht für komödiantische Einlagen bekannt sind“. Der „Charme“ des Films entstehe „vor allem durch seine entzückende Hauptdarstellerin“. Mit „anmutigem Feingefühl“ sorge Garson „für heitere Stimmung“.[8]

Das Lexikon des internationalen Films sprach von einer „frivole[n] Farce“, die „trotz Starbesetzung und komischer Details nicht recht in Schwung“ komme und „nur mäßig“ amüsiere.[9]

Deutsche Fassung

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1949 durch die Motion Picture Export Association.[10]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Julia Packett Greer Garson Tina Eilers
William Packett Walter Pidgeon Wolfgang Eichberger
Susan Packett Elizabeth Taylor Erika Georgi

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 208–211.
  2. “After all, as an actor who has been married to Greer Garson four times, I should have some privileges.” Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 209.
  3. “Then, if I break my neck, it won’t matter. MGM will still have a picture to release.” Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 211.
  4. Julia Misbehaves […] is a fantastic knock-about farce. […] she’s out of her element.” Bosley Crowther: Julia Misbehaves (1948). In: The New York Times, 8. Oktober 1948.
  5. “Laughs are piled on top of each other, making a lot of the dialog unheard and unnecessary.” Vgl. Review: ‘Julia Misbehaves’. In: Variety, 1948.
  6. “Miss Garson has beauty, vitality and professional know-how. These are all visible, yet the performance is almost never joyous or even convincing.” Vgl. Cinema: The New Pictures. In: Time, 11. Oktober 1948.
  7. “The result is a charmingly provocative performance which will invitably delight the Garson fans.” The Hollywood Reporter zit. nach Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 212.
  8. Julia Misbehaves turns out to be a surprisingly good comedy – surprising, given that its leads were not known for their comedic performances […]. Much of Julia’s charm is due to its delightful leading lady. Greer Garson performs with a lovely, delicate touch […] making the proceedings quite merry indeed.” Craig Butler, vgl. allmovie.com
  9. Die unvollkommene Dame im Lexikon des internationalen Films
  10. vgl. synchrondatenbank.de