Echte Aloe

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Echte Aloe

Echte Aloe (Aloe vera)

Systematik
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae)
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Affodillgewächse (Asphodelaceae)
Gattung: Aloen (Aloe)
Art: Echte Aloe
Wissenschaftlicher Name
Aloe vera
(L.) Burm.f.
Echte Aloe (A. vera), Habitus.
Blütenstand einer Aloe vera aufgeblüht
Blütenknospe einer Aloe vera.
Blatt mit Querschnitt, mit Aloe-Gel.
Blick von oben

Die Echte Aloe (Aloe vera), auch Curacao-Aloe, Wüstenlilie genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Aloen (Aloe) in der Familie der Affodillgewächse (Asphodelaceae). Sie gehört zu den Aloe-Arten, die zur inneren und äußeren Anwendung verwendet werden können, daneben gibt es u. a. auch Kap-Aloe (Aloe ferox), Barbados-Aloe, Socotra-Aloe, Venezuela-Aloe, Zanzibar-Aloe. In der pharmazeutischen und kosmetischen Verwendung ist sie fast ausschließlich unter ihren synonymen wissenschaftlichen Namen Aloe vera bzw. Aloe barbadensis bekannt.

Beschreibung

Aloe vera wächst stammlos oder mit kurzen Stämmen, ist sprossend und bildet dichte Gruppen. Der Stamm erreicht einen Umfang von bis zu 30 Zentimetern. Die etwa 16 lanzettlich-verjüngten Laubblätter sind dicht rosettig am Stamm angeordnet. Ihre bis 40 bis 50 Zentimeter lange und 6 bis 7 Zentimeter breite Blattspreite ist graugrün und manchmal rötlich überhaucht. Die Blattoberfläche ist glatt. An den leicht rosafarben Rändern befinden sich im Abstand von 10 bis 20 Millimetern etwa 2 Millimeter lange, fest bleiche Zähne. Der Blattsaft ist trocken gelb.

Der einfache oder 1 bis 2 mal verzweigte Blütenstand ist 60 bis 90 Zentimeter lang und trägt zylindrisch spitz zulaufende Trauben von 30 bis 40 Zentimeter Länge und 5 bis 6 Zentimeter Breite. Die eiförmig-spitzen, zurückgeschlagenen Tragblättern sind 10 Millimeter lang und 3 bis 5 Millimeter breit. Die gelben Blüten sitzen an etwa 5 Millimeter langen Blütenstielen. Die etwa 28 bis 30 Millimeter langen Blüten sind leicht bauchig. An der Basis sind sie gerundet, über dem Fruchtknoten erweitert und an der Mündung verengt. Ihre Tepalen sind auf einer Länge von 18 Millimeter frei. Die Staubblätter ragen etwa 5 Millimeter aus der Blüte heraus.

Die Chromosomenzahl ist .

Systematik und Verbreitung

Die ursprüngliche Heimat von Aloe vera ist unsicher und liegt möglicherweise auf der Arabischen Halbinsel.[1] Kultiviert wird sie in allen subtropischen und tropischen Regionen der Welt. In zahlreichen Regionen kann die Art inzwischen als eingebürgert gelten, so auch im Mittelmeergebiet, in Indien, auf den Westindischen Inseln, den Kanarischen Inseln und in Mexiko.

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung als Aloe perfoliata var. vera wurde 1753 von Carl von Linné vorgenommen.[2] Nicolaas Laurens Burman erhob die Varietät 1768 in den Rang einer Art.[3] Philip Miller publizierte im selben Jahr den Name Aloe barbadensis und verwies dabei auf den von Caspar Bauhin bereits 1620 verwendeten Namen Aloe vulgaris.[4] Aufgrund der späteren Veröffentlichung Millers hat der Artname Aloe vera Priorität vor dem Namen Aloe barbadensis.

Synonyme sind unter anderem Aloe perfoliata var. vera L. (basionym), Aloe barbadensis Mill., Aloe indica Royle (nom. nud.), Aloe vulgaris Lam. und Aloe chinensis (Haw.) Baker.

Nutzung

Diese Art wird auch als Zierpflanze verwendet, aber wichtiger ist sie als vielseitige Heilpflanze.

Die starke abführende Wirkung des aus dem Blattharz gewonnenen Aloin ist seit langer Zeit bekannt. Als Inhaltsstoffe zu erwähnen sind neben Aloin: Barbaloin, Isobarbaloin, Anthracen, Anthranol, Chrysophansäure, Zimtsäure und deren Ester.

Als Frischblatt kann die ganze Blatthaut mit dem inneren Gel verwertet werden. Da die Blatthaut den Bitterstoff Aloin enthält, wird sie ausschließlich für kosmetische Zwecke verwendet; als Nahrungsergänzung wird nur das Blattinnere (Gel bzw. der Saft) der Pflanze verwendet, in seltenen Fällen die ganze Blatthaut (ein Herausfiltern des Aloin ist möglich).

Aloe-vera-Gelee

Einer der Hauptwirkstoffe ist das Acemannan, ein langkettiges Polysaccharid. Diese Substanz, die in der Zahnmedizin auch als Gebisskleber genutzt wird, kann jedoch nur über den Magen-Darm-Trakt in den Körper aufgenommen werden, wenn als natürlicher Bestandteil das reine Blattmark verwendet wird.

Nachfolgend sind die Anwendungsgebiete genannt, die derzeit für Aloe-vera-Gele beansprucht werden. Ein Nachweis zur Wirksamkeit steht jedoch aus.

Nachstehend ist ein Herstellungsverfahren beschrieben: Wichtige Voraussetzung zur Nutzung des Gels war, dass der texanische Apotheker Bill C. Coates ein Verfahren zum Schälen der Blätter und zur Konservierung des Blattgels entwickelte. In einer Filettiermaschine wird noch heute das Blattmark schonend von der Blattrinde getrennt, so dass die abführenden Anthracenderivate an der Innenseite der Blattrinde das Gel nicht kontaminieren. Zur Stabilisierung werden in diesem Fall die Vitamine C und E nach einem patentierten Verfahren zugegeben und das Gel in Edelstahltanks stabilisiert. Unter bestimmten Niedrigtemperaturen kommt es zu einer chemischen Reaktion, welche die Erhaltung der hitzeempfindlichen Wirkstoffe ermöglicht.

Nebenwirkungen

Es können Wechselwirkungen mit hydrocortisonhaltigen Cremes auftreten. Bei gleichzeitiger Anwendung von Diabetesmedikamenten kann der Blutdruck abfallen. Die innerliche Anwendung kann nephrotoxisch wirken (Nierenversagen) [5] [6].

Inhaltsstoffe

Wissenschaftlich untersucht wird die Aloe Vera erst seit wenigen Jahrzehnten. Inzwischen haben Wissenschaftler über 270 Inhaltsstoffe identifiziert.

Artenschutz

Wild wachsende Aloe-Arten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen vom 3. März 1973 geschützt - ausgenommen davon sind Pflanzenprodukte, die von außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eingebürgerten oder von künstlich vermehrten Aloen stammen. Angebaut wird die Aloe vera neben Afrika auf Plantagen in Texas, Florida und Mexiko, auf den Kanaren, den niederländischen Antillen, in den Küstengebieten von Venezuela und seit Kurzem auch auf einer großen Plantage in Colonche, Ecuador.

Kulturgeschichte

Schon in der Bibel wird Aloe erwähnt (Ps 45,9 EU, Spr 7,17 EU). Aloeholz wurde als Räucherwerk, also Parfüm (Hld 4,14 EU) und als Zusatz bei Leichenbalsamierungen verwendet (Joh 19,39 EU). Die biblische Aloe hat allerdings nichts mit der Aloe vera zu tun. Es muss eine andere Pflanze unter der Bezeichnung Aloe geläufig gewesen sein. Als Phönix sind folgende Mythen mit dem Namen Aloe (Alloê) verbunden: Es wird erzählt, dass Jesu vor der Grablegung Auferstehung mit 40 kg Aloe einbalsamiert wurde. Analog hierzu war Aloe auch der Name einer der drei am Grabe wachenden sogenannten »Frauen im Segen«. Die Verbindung der Ausdrücke untereinander wie auch zu der Pflanze bleibt unklar, zumal die orientalische Assoziation von Zauberkraft völlig weggebrochen scheint. Im 10. Jahrhundert empfahl der Patriarch von Jerusalem Alfred dem Großen von England die Aloe-Pflanze als Heilmittel, da sie als schmerzlindernd galt.

Bereits Alexander der Große ließ Verletzungen der Soldaten angeblich mit dem Saft der Aloe vera behandeln. Von Nofretete und Cleopatra wird gesagt, dass sie eine Aloe-Paste zur Haut- und Schönheitspflege einsetzten.

Der griechische Arzt Dioskurides (1. Jh.) beschreibt die Aloe in der Materia Medica als eine Pflanze, die »[…] adstringirende, austrocknende, den Körper verdichtende, den Bauch lösende, den Magen reinigende Kraft […]« habe, die mit Wasser getrunken gegen Gelbsucht helfen, aber auch als Abführmittel und aufgetragen bei Wunden und Geschwüren (vor allen im Bereich der Geschlechtsorgane) Wirkung zeigen soll. Auch die Ayurveda-Medizin kennt ähnliche Einsatzgebiete auf der Haut und bei Menstruationsbeschwerden. Nahe am Aberglauben war die Vorstellung der Maya, Aloe verleihe Frauen die Kraft der Jugend und regeneriere die weibliche Natur. In den Ländern mit einem hohen Anteil von Naturvölkern wurde die Aloe angeblich als Abtreibungsmittel verwendet.

In der frühen Neuzeit brachten die spanischen Conquistadores die Pflanze nach Mittelamerika, auf die Westindischen Inseln und nach Bolivien. Die Maya gaben ihr den Namen „Quelle der Jugend“. Christoph Kolumbus führte Töpfe mit Aloe vera auf seinen Schiffen mit, um wie Alexander der Große die Verletzungen der Soldaten behandeln zu können. lm 16. Jahrhundert entdeckten spanische Jesuiten dann die wilde Aloe auf der Insel Sokotra (am Kap von Afrika), wo bis heute große Vorkommen sind. Diese wurden bis ca. 1920 für medizinische Zwecke nach Europa verschifft. Da die Reisen sehr lange dauerten, konnten die Aloe-Blätter nicht in frischem Zustand transportiert werden, sondern mussten vor Ort eingedickt, also gekocht werden. Das Wasser wurde entzogen und übrig blieb ein Granulat, das ohne Probleme verschickt werden konnte. Durch die Erhitzung haben sich allerdings viele der in natürlicher Form enthaltenen, ca. 300 pharmazeutischen Substanzen verändert und durften somit nur in medizinischen Produkten verwendet werden, denn besonders das Aloin, also ein Bitterstoff, konnte nun in gekochter Form schon bei kleinerer Dosis giftige Wirkungen zeigen, was in frischem Zustand nicht der Fall war.

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit der Verwendung von Röntgenstrahlen in der Krebstherapie die Aloe-Paste als Mittel gegen die Hautverbrennungen durch hohe Strahlendosen wiederentdeckt. Ab ca. 1920 bis zum Jahr 2002 fristete diese Heilpflanze ein unbekanntes Dasein, denn die Pharmaindustrie war in der Lage, viele der in der Natur vorkommenden Substanzen zu synthetisieren. Wie auch andere Kosmetika werden Aloe-Vera-Produkte häufig von MLM Netzwerk-Marketing-Unternehmen vertrieben. Aloe wird (häufig über den gleichen Vertriebsweg) auch als Frisch-(Preß)-Saft oder „Mark“ für die innerliche Anwendung gehandelt. Dabei werden oftmals Produkte angeboten, die aufgrund des Produktionsprozesses (z. B. Wärmebehandlung, Filtrierung) nahezu wirkungslos sind. Bestimmte Produkte werden allerdings einer regelmäßigen Qualitätskontrolle unterzogen (International Aloe Science Council Inc., Kosher Rating, Fresenius-Institut und Islamisches Prüfsiegel).

Einzelnachweise

  1. Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3662-7, S. 189.
  2. Species Plantarum. Band 1, S. 320−321, 1753; online
  3. Flora Indica. S. 83, 1768; online
  4. The Gardeners Dictionary. 8. Auflage, 1768 (ohne Seitenzahlen); online
  5. Luyckx VA, Ballantine R, Claeys M, Cuyckens F, Van den Heuvel H, Cimanga RK, Vlietinck AJ, De Broe ME, Katz IJ.: Herbal remedy-associated acute renal failure secondary to Cape aloes. Am J Kidney Dis. 2002 Mar;39(3):E13. PMID 11877593
  6. Ernst E.: Adverse effects of herbal drugs in dermatology. British Journal of Dermatology, Volume 143, Number 5, November 2000 , pp. 923-929(7) http://www.ingentaconnect.com/content/bsc/bjd/2000/00000143/00000005/art03822

Weblinks

Commons: Aloe vera – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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