Georgische Orthodoxe Kirche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Oktober 2016 um 01:27 Uhr durch Tromla (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen der georgisch-orthodoxen Kirche
Datei:თბილისი 15 Tbilisi.jpg
Die Sameba-Kathedrale in Tiflis, Sitz des georgisch-orthodoxen Patriarchen

Die georgische orthodoxe Apostelkirche (auch orthodoxe Kirche Georgiens, georgisch ქართული მართლმადიდებელი და სამოციქულო ეკლესია, Kartuli Martlmadidebeli da Samotsikulo Eklesia) ist die autokephale Kirche Georgiens. 75 % der Georgier gehören ihr an. In der Geschichte spielte sie eine wichtige Rolle bei der Bildung der georgischen Nation.

Geschichte

Darstellung der Geburt Christi in einer georgischen Bibel, 12. Jhd.

Archäologische Forschungen legen nahe, dass es bereits im 1. bis 3. Jahrhundert christliche Gemeinschaften in Georgien gab. Irenäus von Lyon erwähnte im 2. Jahrhundert christliche Gruppen im südlichen Kaukasus. Nach Auffassung der georgisch-orthodoxen Kirche sind sie auf die Missionstätigkeit der Apostel Andreas, Simon Zelotes und Matthias in den georgischen Königreichen Kolchis und Iberia zurückzuführen. Tatsächlich nahm bereits 325 der aus dem westlichen Georgien stammende Bischof Stratophilos von Pityounta (heute Pizunda, Abchasien/Georgien) am Ersten Konzil von Nicäa teil.

327 wurde das Christentum zur Staatsreligion Iberiens erklärt. König Mirian III. nahm Kontakt mit Konstantinopel auf und lud orthodoxe Priester ein, ins Land zu kommen Ab 326 missionierten sie in Iberia. Erster Bischof Iberias wurde Johannes (335–363). Der byzantinische Historiker Prokopios von Caesarea stellte im 6. Jahrhundert fest, die Iberier seien „Christen und sie befolgen die Glaubensregeln viel besser als alle, die wir kennen.“

Seit den 20er Jahren des 4. Jahrhunderts unterstand die orthodoxe Kirche in Iberia dem Patriarchat von Antiochien. 487 gewährte das Patriarchat der iberischen Kirche das Recht der Selbstregierung, die Autokephalie. Der Bischof von Iberiens Hauptstadt Mzcheta wurde in den Rang eines Katholikos erhoben. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts, als Georgien sich staatlich vereinigte, wurde ihm der Rang eines Patriarchen zuerkannt. Das georgische Kirchenoberhaupt nennt sich seither Katholikos-Patriarch von Gesamt-Georgien.

Während der jahrhundertelangen Besetzung Georgiens durch Perser, Araber, türkische Seldschuken, Choresmier und Mongolen im Mittelalter entwickelten sich der christlicherGlaube und die orthodoxe Kirche im Volk zum Symbol der einheitlichen georgischen Nation. Der Kampf für die Unabhängigkeit des eigenen Landes wurde identisch mit der Verteidigung der Orthodoxie. 1226 ließ der choresmische Schah Dschalal ad-Din in Tiflis 100.000 Georgier enthaupten, weil sie sich weigerten, ihre Ikonen mit Füßen zu treten und zu bespucken.

Kommunistische Aktivisten mit geplünderten Kirchenglocken in Tiflis

1811 schaffte die russische Regierung Autokephalie und Patriarchat der georgischen Kirche ab. Sie wurde dem heiligen Synod der Russischen Orthodoxen Kirche unterstellt und von Russland wurde ein Exarch von Georgien ernannt. Der Russifizierung widersetzte sich besonders Michail Sabinin, der in den 1870er und 1880er Jahren die Geschichte der georgischen Kirche und die Biografien ihrer Heiligen mit nationalem Akzent darstellte. Am 12. März 1917 erklärte sich die georgische Kirche wieder für unabhängig und brach mit der russischen Kirche. Im September 1917 wurde wieder ein Katholikos-Patriarch von Gesamt-Georgien gewählt.

Nach der Besetzung Georgiens durch die Rote Armee wurden Kirchen geplündert und enteignet. Die georgische Kirche wurde zur Wortführerin des Widerstands in Transkaukasien. Im Februar 1922 protestierte sie in einem Memorandum gegen das sowjetische Regime. Das Kirchenoberhaupt, Ambrosius I., wurde 1923 verhaftet, der Konspiration mit dem Westen angeklagt und in einem Schauprozess zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, an deren Folgen er 1927 starb.

Der sowjetische Diktator Josef Stalin näherte sich im Alter wieder der georgisch-orthodoxen Kirche an. Zwischen 1941 und 1948 legte er bei einem georgisch-orthodoxen Priester viermal die Beichte ab.[1] 1943 erkannte das Moskauer Patriarchat die Unabhängigkeit der georgischen Kirche an. Das Ökumenische Patriarchat bestätigte die Autokephalie und den Patriarchen 1989 rückwirkend.

Gegenwart

Georgischer Priester in seinem Ornat

Die georgische orthodoxe Apostelkirche genießt in Georgien Verfassungsrang und muss keine Steuern zahlen. Patriarch ist der Erzbischof von Mzcheta-Tiflis, Ilia II. Sein Bischofssitz ist die Sameba-Kathedrale in Tiflis. Am Unabhängigkeitstag steht der Patriarch mit der Regierung auf dem Podium und segnet das Parlament zu Beginn der Legislaturperiode.

Die sieben wichtigsten georgisch-orthodoxen Feste sind in Georgien zugleich gesetzliche Feiertage. Dazu zählen das Weihnachtsfest (7. Januar), das Fest der Erscheinung des Herrn (19. Januar), das Osterfest, der Gedenktag des Apostels Andreas (12. Mai), das Fest der Entschlafung der Gottesmutter (28. August), das georgisch-orthodoxe Fest Mzchetoba (14. Oktober) und der Gedenktag des hl. Georg (23. November).

Seit April 1994 ist der georgisch-orthodoxen Kirche die soziale Hilfsorganisation Lazarus angeschlossen. Sie unterhält Suppenküchen, bietet Unterkünfte für Straßenkinder und verteilt Lebensmittel sowie Kleiderspenden an Bedürftige. Lazarus kooperiert mit der Caritas und World Vision.

Eparchien

Georgisch-orthodoxe Taufe

Die georgische orthodoxe Apostelkirche umfasst folgende Eparchien:

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tina Egnataschwili, nach: n-tv: Stalin - Gesicht des Terrors. Dokumentarfilm, 18. August 2007

Vorlage:Navigationsleiste Byzantinische Kirchen