Kraftwerk (Band)

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Kraftwerk
Erstes Kraftwerk-Logo

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Allgemeine Informationen
Genre(s) Krautrock (bis 1973)
Elektro-Pop (ab 1973)
Gründung 1970
Website www.kraftwerk.com
Gründungsmitglieder
elektronische Klangerzeuger, Synthesizer, Keyboards, Stimme, Vocoder
Ralf Hütter
elektronische Klangerzeuger, Synthesizer, Flöte, Geige, Stimme, Vocoder, Robovox
Florian Schneider (bis 2009)
Aktuelle Besetzung
Audio Operator
Ralf Hütter (seit 1970)
Audio Operator
Fritz Hilpert (seit 1987)
Audio Operator
Henning Schmitz (seit 1991)
Video Operator
Falk Grieffenhagen (seit 2013)
Ehemalige Mitglieder
Karl „Charly“ Weiss (†) (1970)
Bass, Cello
Eberhard Kranemann (1970)
Houschäng Néjadepour (1970)
Gitarre
Michael Rother (1971)
Schlagzeug
Andreas Hohmann (1971–1972)
Schlagzeug
Klaus Dinger (†) (1971–1972)
Schlagzeug
Plato Kostic Rivera (1971–1972)[1]
Violine, Gitarre
Klaus Röder (1974–1975)
Gitarre (1971–1972), Texte, Cover, Diaprojektionen von Gemälden und Zeichnungen
Emil Schult (1971–1986)
Elektronisches Schlagzeug
Wolfgang Flür (1972–1986)
Stimme, Keyboard, Elektronisches Schlagzeug
Karl Bartos (1975–1990)[1]
Keyboard
Fernando Abrantes (1991)[1][2]
Video Operator
Stefan Pfaffe (2008–2012)

Kraftwerk ist eine deutsche Band aus Düsseldorf, die 1970 von Ralf Hütter und Florian Schneider gegründet wurde.

Kraftwerk ist vor allem durch Pionierarbeit auf dem Gebiet des Elektropop bekannt geworden.[3] Musikstücke von Kraftwerk beeinflussten zahlreiche Musikstile wie Synth-Pop, Electro-Funk, Detroit Techno und übte ebenfalls entscheidenden Einfluss auf die Anfänge des Hip-Hop aus. Die New York Times bezeichnete Kraftwerk 1997 als die „Beatles der elektronischen Tanzmusik“.[4]

Geschichte

Die Frühzeit

1968 gründeten Ralf Hütter und Florian Schneider die Gruppe Organisation (kurz für Organisation zur Verwirklichung gemeinsamer Musikkonzepte[5]), den Vorläufer von Kraftwerk, die nur ein Album, Tone Float, hervorbrachte. Anfang 1970 richteten sie ihr Kling-Klang-Studio ein und starteten das Musikprojekt Kraftwerk. Das Album Kraftwerk wurde im Juli und August mit den Studioschlagzeugern Klaus Dinger und Andreas Hohmann aufgenommen und durch das Philips-Label veröffentlicht. Das Album stieg bis auf Platz 30 der deutschen LP-Charts. Der Titel Ruckzuck wurde als Titelmusik für die Sendung Kennzeichen D ausgewählt. Ralf Hütter verließ Ende 1970 für einige Monate Kraftwerk, um sein Architekturstudium zu beenden. Am 26. Dezember gab Kraftwerk ein Konzert in der Besetzung Florian Schneider-Esleben, Eberhard Kranemann (Bass, Cello), Charly Weiss (Schlagzeug).

Durch den Einstieg von Gitarrist Michael Rother und Klaus Dinger[6] als Ersatz für Charly Weiss bestand Kraftwerk Anfang 1971 für ein paar Monate aus Schneider, Hohmann, Kranemann, Rother und Dinger. Im Studio von Conny Plank wurde eine Session aufgenommen, die aber nie veröffentlicht wurde. Als Trio (Schneider, Dinger, Rother) hatte Kraftwerk in der Sendung Beat-Club mit dem Song Rückstoß Gondoliere einen Live-Auftritt im deutschen Fernsehen. Ende 1971 nahmen Ralf Hütter und Florian Schneider Kraftwerk 2 zwischen dem 26. September und dem 1. Oktober in ihrem eigenen Studio auf. Kraftwerk tourte fast ununterbrochen von 1971 bis 1972 in der Besetzung Plato Rivera, Florian Schneider, Ralf Hütter und Emil Schult.

Das zweite Album Kraftwerk 2 erschien im November 1971 bei Philips. Kraftwerk wurde durch das Magazin Sounds zur beliebtesten Band des Jahres gewählt. Florian Schneider belegte den zweiten Platz in der Rubrik Musiker des Jahres und der Titel Ruckzuck wurde Song des Jahres.

Das dritte Album Ralf und Florian entstand im Juli 1973 und wurde im Oktober auf dem Philips-Label veröffentlicht. Der Verlag Kling-Klang wurde von Ralf Hütter und Florian Schneider gegründet. Wolfgang Flür wurde als Drummer für den Fernsehauftritt in aspekte im ZDF verpflichtet.

Wende zum Elektropop

Die ersten drei Kraftwerk-Alben von Hütter und Schneider waren noch teilweise akustisch und experimentell ausgerichtet, bis sich Kraftwerk 1973 entschloss, den Kraftwerk-Sound ausschließlich elektronisch zu gestalten und melodische Pop-Elemente zu integrieren. Das Ergebnis war das Album Autobahn, das nach Meinung vieler Experten einen Wendepunkt bedeutete und als erstes Album des Elektropop gilt. Die Songs bestehen zunehmend aus reduzierten Melodiefragmenten, die sich mit Phasen von Soundeffekten abwechseln, ein Merkmal, das bis heute im Wesentlichen die Musik von Kraftwerk bestimmt. Zudem integrierten Hütter und Schneider erstmals gesungene Melodien, die sich durch eine von allen Emotionen befreite, „kalte“ Singweise (Sprechgesang) auszeichnen. Autobahn war das letzte Album, das bei Philips erschien. Für Autobahn erhielt Kraftwerk erstmals weltweit Goldene Schallplatten und die Single-Auskopplung des Titelstückes erklomm in den USA die Billboard-Charts. Beflügelt durch den großen Erfolg gründete Kraftwerk 1974 ihr durch die Plattenfirma EMI unterstütztes eigenes Kling-Klang-Label.

Im Februar 1975 verließ Klaus Roeder die Band. Er wurde durch den Drummer und Studiomusiker Karl Bartos ersetzt. Im Sommer 1975 wurde das Album Radio-Aktivität aufgenommen, das im November 1975 erschien. Erneut hatte Kraftwerk mit der Auskopplung des Titelsongs Erfolg: Radio-Aktivität stand im Frühsommer 1976 wochenlang auf Position 1 der französischen Charts. Hütter und Schneider besuchten daraufhin mit dem Trans-Europ-Express mehrmals Frankreich, wo der begeisterte Radrennfahrer Ralf Hütter die Einladung annahm, als Beobachter die Tour de France zu begleiten.

Kraftwerk im Jahr 1976: Ralf Hütter, Karl Bartos, Wolfgang Flür und Florian Schneider.

Ende 1976 nahm Kraftwerk das sechste Album Trans Europa Express auf, das im ersten Quartal des Jahres 1977 veröffentlicht wurde. Schon kurz nach der Veröffentlichung wurde der Titelsong Trans Europe Express in den Ghettos von New York populär und übte Einfluss auf frühe Hip-Hop-DJs wie Afrika Bambaataa aus; so wurde er für einige zur Blaupause für ihren Grundrhythmus.

Nach fünf Jahren Fernsehabstinenz kehrte Kraftwerk am 29. März 1978 im ZDF auf den Bildschirm zurück. Als lebende Roboter (mit grauen Hosen, roten Hemden, schwarzen Krawatten mit sequenzierenden roten LEDs) präsentierten sie der Öffentlichkeit die neue Single (Wir sind …) Die Roboter. Im April 1978 erschien das nächste Kraftwerk-Album Die Mensch-Maschine mit dem Hit Das Model. Erneut setzte dieses Album Maßstäbe für die Musikindustrie und die folgenden Musikstile.

Die 1980er Jahre

Als Gruppen wie Depeche Mode oder Ultravox, sich am Sound von Die Mensch-Maschine orientierend, erfolgreich wurden, hatte sich Kraftwerk bereits weiterentwickelt. Das achte Album Computerwelt erschien 1981. Computerwelt gilt deshalb als wichtiger Vorläufer der Musikrichtungen Electro und Techno. 1981 ging Kraftwerk auf eine große Welttournee und konnte vor allem in Japan große Erfolge feiern. Eigens für die Tour ließ sich Kraftwerk vier den Gruppenmusikern identisch nachgebildete Roboter bauen, die bei diversen Promotion-Auftritten die echten Musiker ersetzten.

Im Juni 1983 erschien die Single Tour de France. Die Veröffentlichung des 1983 nahezu fertig produzierten Albums Techno Pop wurde verworfen. Die darauf enthaltenen Tracks erschienen, stark verändert und erstmals in digitaler Produktionstechnik, im November 1986 unter dem Titel Electric Café. Das Video zum ausgekoppelten Titel Musique Non Stop wurde im Institute of Technology in New York produziert und beim Musiksender MTV in stündlicher Wiederholung gezeigt. Als zweite Auskopplung wählte man das von Karl Bartos gesungene Der Telefonanruf.

Die 1990er Jahre

Das gesamte Klangmaterial im Archiv des Kling-Klang-Studios wurde auf digitale Technik umgestellt, was sich auch auf die Bühnenshow auswirkte. Im Juni 1991 erschien der Remix von Die Roboter als Single (Top 10 der Charts in Deutschland, Frankreich, USA und Japan). Karl Bartos indessen verließ die Band vor Veröffentlichung des zehnten Albums The Mix. Es enthält neu digital produzierte und gemischte Klassiker.

Im Juli begann Kraftwerk eine ausgedehnte Europatour mit den neuen speziell entwickelten beweglichen Robotern, die auch bei Fernseh- und Fototerminen und bei Videos präsentiert wurden. 1992/93 steuerte Kraftwerk eine Titelmusik zur MTV-Sendung Music Non Stop bei, wobei es sich nicht um eine Variation des gleichnamigen Titels aus der TechnoPop-Ära zwischen 1983 und 1986, sondern um eine völlig neue Komposition handelte.

Auch gab es weitere Konzertserien und einen Auftritt im Rahmen einer großen Greenpeace-Aktion im Jahre 1992 sowie 1993 Konzerte bei der Ars Electronica in Linz (A) und der KlangArt-Biennale in Osnabrück. Parallel spielte in Linz das Balanescu-Quartett seine Interpretationen der Kraftwerk-Klassiker. Es folgten 1997 Konzerte auf dem Electro-Festival Tribal Gathering 1997 und zur Eröffnung des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe.

Florian Schneider wurde am 5. Februar 1998 als Professor für Medienkunst und Performance an die Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) berufen. 1998 folgte eine weitere Welttournee durch Japan, USA, Europa und erstmals Südamerika mit Auftritten auf dem Sonar-Festival in Barcelona und dem Roskilde-Festival in Dänemark.

Neubeginn nach 1999

Kraftwerk live in Stockholm, 2004
Veranstaltungsplakat Der Katalog, 2013

Kraftwerk meldete sich 1999 mit dem Jingle (und einer dazugehörigen Single inklusive Remix von dem Detroiter Technoprojekt Underground Resistance) für die Expo 2000 in Hannover zurück. 2002 fanden in der Besetzung Hütter, Schneider, Hilpert und Schmitz die ersten Konzerte mit rein virtueller Technik in der Cité de la Musique in Paris statt. Die umfangreiche Hardware der 1990er-Jahre wurde auf vier Laptops mit einigen zusätzlichen MIDI-Controllern reduziert. Gespielt wurde von nun an auf Software-Synthesizern und -Sequencern. Nach dem Auftritt auf dem Electraglide Festival in Tokyo und Osaka im Dezember folgte eine Australien-Tour im Frühjahr 2003.

Kraftwerk veröffentlichte nach der Tour de France 2003 das Konzeptalbum Tour de France Soundtracks. Es war das erste der Band, das sofort Platz 1 der deutschen Albumcharts erreichte. Mit Tour de France Soundtracks knüpfte Kraftwerk thematisch an den bereits 1983 erschienenen Song Tour de France an und verliehen so ihrer Leidenschaft für den Radsport Ausdruck.

2004 setzte Kraftwerk die Welttournee fort. Die Tour war nahezu restlos ausverkauft und umfasste insgesamt 105 Konzerte bis Mitte 2005. Am 6. Juni 2005 erschien zeitgleich mit dem letzten Tourabschnitt die Doppel-Live-CD/4-fach-Vinyl-Box mit dem Titel Minimum-Maximum. Für dieses Album wurde Kraftwerk für die Grammy Awards 2005 in der Rubrik Best Electronic Dance Album nominiert. Die Doppel-DVD im dts-Format mit gleichnamigem Titel, sowie eine mit Notebook betitelte Box mit CD, DVD und 88-seitigem Buch zur Tour, erschien am 2. Dezember 2005. Eine Veröffentlichung als Doppel-SACD ist ebenfalls erfolgt.

2006 ging Kraftwerk in der Besetzung Hütter, Schneider, Schmitz und Hilpert auf eine Sommer-Tour mit Auftritten in Bergen, Oslo, Saalburg (SonneMondSterne), Pardubice (Summer of Love) und Gent (I love Techno).

Die Kraftwerk-Tour 2008 mit Konzerten in den USA, Polen und Irland fand in der Besetzung Hütter, Schmitz, Hilpert und Stefan Pfaffe (als Video-Operator), ohne Florian Schneider, statt. Im November und Dezember wurden weitere Auftritte, unter anderem in Australien und Neuseeland, absolviert. Kurz nach den Konzerten gab Florian Schneider seinen Austritt bekannt. Dies wurde nun offiziell durch einen Sprecher der Plattenfirma EMI bestätigt.[7] Für diverse Festival-Auftritte im Jahr 2009 wurden einige Songs aus der Set-Liste entfernt, die anderen Stücke wurden in verkürzten Versionen gespielt. Ebenfalls 2009 wurden alle Alben von Autobahn bis Tour de France unter dem Titel Kling Klang Digital Remaster 2009 wiederveröffentlicht. Dabei wurden die vier in den 1970er-Jahren erschienenen Alben jeweils mit neuen Covergestaltungen versehen, die damals schon für die Veröffentlichungen vorgesehen waren. Weiterhin wurde der Name „Electric Cafe“ in, wie ursprünglich geplant, „Techno Pop“ geändert.

Von 15. Oktober bis 13. November 2011 stellte der Kunstbau der städtischen Galerie im Lenbachhaus in München unter dem Titel Kraftwerk 3-D eine mehrkanalige 3D-Videoinstallation aus. Zur Eröffnung der Ausstellung gab Kraftwerk drei ausverkaufte Konzerte in München, in denen die Band erstmals die komplette Aufführung vor einer 3D-Videoprojektion spielte.[8] Seitdem ist die Band mit ihrem 3D-Konzept auf Tour.[9]

2012 spielten sie acht Konzerte (zu jedem ihrer Alben jeweils eines) im Museum of Modern Art (MoMa), in New York,[10] die ebenfalls binnen kurzer Zeit ausverkauft waren. 2013 wurde dieses Konzept an einigen anderen Orten aufgeführt.[9][11] Im Umfeld der Auftritte in Düsseldorf fand dabei erstmals ein wissenschaftlicher Kongress zum Phänomen Kraftwerk, sowie eine Fotoausstellung mit Bildern von ihrem Bandfotografen Peter Boettcher statt.[12] Hier stand auch erstmals Falk Grieffenhagen, der unter anderem mitverantwortlich für die Umsetzung des 3D-Konzeptes gewesen war, an Stelle von Stefan Pfaffe auf der Bühne.

Mitte 2013 gab Sprüth Magers bekannt, dass Kraftwerk im Juli und August in der Galerie in Berlin eine ähnliche 3D-Ausstellung wie im Lenbachhaus präsentieren wird.[13]

Am 26. Januar 2014 wurde ihnen, neben den Beatles und weiteren Künstlern, der Grammy-Award für ihr Lebenswerk verliehen.[14] Im Mai 2014 präsentierte die Band im Rahmen der Wiener Festwochen die 3D-Konzertreihe Katalog in acht ausverkauften Konzerten im Burgtheater.[15]

Im Januar 2015 wurde die Reihe der acht Konzerte in der Neuen Nationalgalerie in Berlin aufgeführt.

Bedeutung

Analoger Vocoder aus den 1970er Jahren, verwendet für die Alben Ralf und Florian und Autobahn.

Die Band inspirierte unzählige Künstler, darunter David Bowie, Björk, Human League, Depeche Mode, Duran Duran, Alphaville, O.M.D., Rammstein, Ultravox, Moby, New Order (Krafty) und Front 242. Außerdem haben sie einen großen Einfluss in der US-amerikanischen Electro-Funk-Szene (Afrika Bambaataa). Der Einfluss von Kraftwerk erstreckte sich später auch auf die Detroit-Techno-Szene, die von Kraftwerks minimalistischen Arrangements und ihren tanzbaren Beats vor allem in der Anfangszeit stark geprägt wird. Jeff Mills und Derrick May, zwei der bedeutendsten Pioniere der Detroit-Techno-Szene, berufen sich direkt auf Kraftwerk als Inspirationsquelle für ihr künstlerisches Schaffen.

Auch Jahre später inspirierte Kraftwerk noch andere Musikkünstler. 1994 veröffentlichten slowenische Bands ein Kraftwerk-Tribute-Album mit dem Titel „Trans-Slovenia-Express“. Das Projekt wurde 2005 mit „Trans-Slovenia-Express Vol.2“ fortgesetzt. (Beide CDs: Mute Records) So sind charakteristische Sequenzen in Musikstücken wie Jay Z feat. Foxy BrownsSunshine (Die Mensch-Maschine) oder ColdplaysTalk (Computerliebe) wiederzufinden. 2000 veröffentlichte Uwe Schmidt alias Señor Coconut das Album El Baile Alemán, welches ausgewählte Stücke Kraftwerks als Latin-Versionen neu interpretiert.

Image

Ralf Hütter live bei einem Kraftwerkauftritt (Roskilde 2013)

Kraftwerk entwickelte mit der Zeit ein griffiges Image-Konzept, mit dem sie sich deutlich von anderen elektronisch orientierten Rock- und Popbands abgrenzten. Schon der Name deutet auf das Hauptthema ihrer Songs, die moderne Technik und ihre Beziehung zum Menschen, hin. Mit dem Albumtitel Mensch-Maschine lässt sich ihr Image am besten beschreiben. Dem Personen- und Starkult setzte Kraftwerk das Konzept der Entpersonalisierung entgegen.[16]

Ralf Hütter beschreibt sich häufig als Musik-Arbeiter, die einzelnen Bandmitglieder treten hinter dem Bild der Gruppe als System, als Maschine, zurück. Als Ausdruck dieses Konzepts kann man die Gewohnheit der Gruppe ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre betrachten, Puppen und Roboter, die die Bandmitglieder darstellen, bei Presseauftritten anstatt der wirklichen Bandmitglieder fotografieren zu lassen. Auch bei Liveauftritten werden die echten Musiker zum Teil von den Bandrobotern ersetzt. Mit diesem „Mensch-Maschinen“-Image spielt die Band gerne humorvoll herum, was die diversen Fotos auf den Albumcovern und bestimmte phrasenhafte Aussagen der Bandmitglieder bei Interviews beweisen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass sie sich schon von Anfang an eindeutig zu ihrer deutschen kulturellen Identität bekennen und ihre Songtitel im Gegensatz zu den meisten anderen Bands der 1960er und 1970er Jahre auf Deutsch formulieren.[17] Später lockerten sie diesen Grundsatz allerdings etwas auf und veröffentlichten ihre Titel grundsätzlich in mehreren Sprachen. Auf Radio-Aktivität wurden einige Lieder zweisprachig gesungen, ab Trans Europa Express erschienen ihre Alben mit Ausnahme von Tour de France Soundtracks als deutsche und englische Version. Bei Live-Auftritten außerhalb des deutschsprachigen Raumes singen sie gelegentlich in der Sprache ihres Gastlandes, unter anderem bereits auf Japanisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Polnisch und Russisch.

Zitat

“The living culture of Central Europe was cut in the '30s, and all the intellectuals went to the U.S. or to France, or they were eliminated. We take back that culture of the '30s at the point where it was left, and this on a spiritual level […].”

„Die lebendige Kultur Mitteleuropas wurde in den dreißiger Jahren gekappt, und all die Intellektuellen gingen in die USA oder nach Frankreich, oder sie wurden eliminiert. Wir nehmen diese Kultur der dreißiger Jahre an dem Punkt auf, an dem sie verlassen wurde, und dies auf einer spirituellen Ebene.“

Ralf Hütter: Interview mit dem Rock & Folk Magazine, 1976

Sonstiges

Seit März 2015 klagt Kraftwerk gegen das deutsche Startup-Unternehmen Ezelleron, das eine Minibrennstoffzelle mit dem Zusatz „Kraftwerk“ herausgebracht hatte. Eine einstweilige Verfügung in Deutschland ist gescheitert, das Verfahren in den USA ist noch offen.[18][19]

Diskografie

2013 in Düsseldorf


Alben

Frühphase (nicht auf CD)

Studioalben (offiziell)

Kompilationen

  • 2005: Minimum-Maximum (Deutsche und englische Ausgabe; Live-Album – 2 CDs oder 4 LPs, 2 DVDs, Spezial Edition „Notebook“, 2006 auch 2 SACDs)
  • 2009: Der Katalog (Englische Ausgabe: The Catalogue; Boxset aller 8 Alben ab Autobahn; Remastered 2012)

Dokumentationen

  • Hannes Rossacher, Simon Witter: Kraftwerk - Pop Art. (57 Minuten, HD, 16:9, arte, 14. September 2013: Homepage der Sendung)
  • Kraftwerk and the Electronic Revolution, USA, 2008, 180 Min. Dreistündige Doku, deren erste Stunde die westdeutsche Krautrockszene der 60er und 70er behandelt, die zweite Stunde die drei frühen Krautrock-Alben von Kraftwerk (Kraftwerk, Kraftwerk 2 und Ralf & Florian) und die dritte die Alben der Band ab Autobahn.

Literatur

  • Peter Boettcher, Ralf Hütter: Roboter Fotografie. Klingklang Konsum Produkt GmbH, Düsseldorf 2013, ISBN 978-3-9815685-0-9. (Bildband zur Fotoausstellung in Düsseldorf 2013)
  • David Buckley: Kraftwerk: die unautorisierte Biografie. In Zusammenarbeit mit Nigel Forrest. Metrolit, Berlin 2013, ISBN 978-3-8493-0305-1. (Englische Originalausgabe: Kraftwerk. Publikation. Omnibus Press, London 2012, ISBN 978-1-84772-931-6)
  • Pascal Bussy: Kraftwerk. Piper Verlag, 1996, ISBN 3-492-18408-1
  • Pascal Bussy: Neonlicht – Die Kraftwerk-Story. Bosworth Music, 2006, ISBN 978-3-86543-261-2
  • Rüdiger Esch: Electri_City. Elektronische Musik aus Düsseldorf. Suhrkamp, Berlin 2014, ISBN 978-3-518-46464-9
  • Wolfgang Flür: Ich war ein Roboter. Meine Zeit als Drummer bei Kraftwerk. Egmont Vgs, 2004, ISBN 3-8025-2926-X
  • Ralf Hütter: Kraftwerk 3-D. Klingklang Konsum Produkt GmbH, Düsseldorf 2011, ISBN 978-3-00-035796-1. (Bildband zur gleichnamigen Videoinstallation im Kunstbau in München)
  • Brigitte Hellgoth: Kraftwerk. MOJO, London 2012
  • Philipp Holstein: Mythos Kraftwerk. Die 1970 gegründete Band ist im Museum angekommen: Im Januar geben die Elektronik-Pioniere zehn Konzerte in der Kunstsammlung NRW. Zu erleben ist eine Künstlergruppe, die ihre Songs als Skulpturen begreift. In: Rheinische Post, 29./30. Dezember 2012, S. B7. rp-online.de
  • Kraftwerk Songbook. 2008 (Notenbuch)
  • Alexander Simmeth: Krautrock transnational. Die Neuerfindung der Popmusik in der BRD, 1968–1978, Transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3424-2.

Weblinks

Commons: Kraftwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Kraftwerk Formations. In: Technopop-Archive. (englisch)
  2. Kiran Sande: Kraftwerk: It’s More Fun To Compute. In: factmag.com. The Vinyl Factory, 22. Mai 2009, abgerufen am 26. Januar 2010. (englisch)
  3. Andreas Borcholte: Kraftwerk in Düsseldorf: Das Lächeln der Roboter. Spiegel Online, 12. Januar 2013; abgerufen am 12. Januar 2013
  4. Neil Strauss: Call Them the Beatles Of Electronic Dance Music. In: New York Times, 15. Juni 1997 (englisch)
  5. Boing, Boom, Tschak: Die ARTE-Doku über Kraftwerk. In: Arte-Magazin, 9/2013
  6. Klaus Dinger: Schlagzeuger von Kraftwerk gestorben. Focus online, 2. April 2008.
  7. NRZ: Kraftwerk halbiert. In: derwesten.de, 7. Januar 2009.
  8. Kraftwerk. 3-D Video-Installation. Städtische Galerie im Lenbachhaus. Abgerufen im Mai 2012.
  9. a b Liste der Konzerte. In: kraftwerk.com.
  10. Diedrich Diederichsen: Kraftwerk in New York. Pop will in den Kunsttempel. Zeit-Online.
  11. Archivierte Konzerte auf kraftwerk.com
  12. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen: "Ein Traum" – Kraftwerk war mit zehn Auftritten zu Gast. vom 21. Januar 2013.
  13. Pressemitteilung Sprüth-Magers
  14. Lifetime Achievement Award: Kraftwerk - A tribute to Germany’s groundbreaking electronic/pop band. Grammy.com, 14. Januar 2014, abgerufen am 27. Januar 2014 (englisch).
  15. Kraftwerk Der Katalog - 1 2 3 4 5 6 7 8. Wiener Festwochen, 15. Mai 2014, abgerufen am 31. Mai 2014.
  16. Alexander Esch: Jenseits des Starkults: Das Kraftwerk-Mysterium. wz-newsline.de (Westdeutsche Zeitung), 11. Januar 2013; abgerufen am 12. Januar 2013
  17. Pascal Bussy: Kraftwerk. ISBN 3-492-18408-1, Seite 18, Abschnitt 1, Seite 35, Abschnitt 3.
  18. Volker Briegleb: Taschen-Brennstoffzelle: Kraftwerk gewinnt gegen Kraftwerk, heise online, 24. April 2015; abgerufen am 24. April 2015.
  19. Kraftwerk Frontman Sues Over Electronic Charger Up on Kickstarter, The Hollywood Reporter, 9. März 2015, abgerufen am 29. April 2015.