Nuovo Trasporto Viaggiatori

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NTV - Nuovo Trasporto Viaggiatori

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Rechtsform S.p.A
Gründung 2006
Sitz Rom, Italien
Leitung Flavio Cattaneo (CEO) [1]
Mitarbeiterzahl   1.074 (31. Dezember 2013) [2]
Umsatz   239,5 Mio. € (2013) [2]
Branche Eisenbahnverkehrsunternehmen
Website ntvspa.it
Nuovo Trasporto Viaggiatori
Strecke der Nuovo Trasporto Viaggiatori
Torino Porta Susa
Milano Porta Garibaldi
Milano Rogoredo
Reggio Emilia AV
Venezia Santa Lucia
Venezia Mestre
Padova Centrale
Bologna Centrale
Firenze SMN
Roma Tiburtina
Roma Termini
Napoli Centrale
Salerno Centrale
Turin–Salerno
Venedig–Rom

Nuovo Trasporto Viaggiatori (NTV) ist eine private italienische Eisenbahngesellschaft. Sie bietet seit dem 28. April 2012 in Konkurrenz zur staatlichen Trenitalia SpA (Le Frecce) Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen italienischen Großstädten an.[3][4][5]

Geschichte

NTV wurde 2006 von vier italienischen Industriellen gegründet, darunter Luca Cordero di Montezemolo, seinerzeit Verwaltungsratsvorsitzender von Ferrari und Fiat SpA, sowie Diego Della Valle, Inhaber der Tod's Group.

Einführung des Hochgeschwindigkeitszugs .italo

Im März 2008 bestellte NTV bei der französischen Alstom 25 Exemplare des neuen elektrisch betriebenen Hochgeschwindigkeits-Triebzugs AGV.[6] Im November 2008 fiel die Entscheidung, die Züge unter dem Markennamen .italo verkehren zu lassen.[7] 17 der 25 als Baureihe 575 bezeichneten Fahrzeuge wurden in La Rochelle gebaut, acht weitere im italienischen Savigliano. Sie bieten auf einer Länge von 200 m in 11 Wagen 450 Sitzplätze und erreichen (unter 25 kV Wechselstrom) eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Die Antriebsleistung von 7,5 MW verteilt sich auf zehn permanenterregte Elektromotoren.[8]

Die dunkelroten Züge, deren Inneneinrichtung von Giorgio Giugiaro entworfen wurde[9], verfügten ursprünglich über drei Wagenklassen: Smart, Prima und Club. Ein Wagen der Smart-Klasse wurde mit Bildschirmen an der Decke als Smart Cinema („Kinowagen“) ausgestattet.[10] Inzwischen existiert eine weitere, eXtra Large genannte Klasse zwischen Smart und Prima, die wie Prima bestuhlt, preislich aber darunter angesiedelt ist.[11]

Der Italo bedient die Strecken von Turin via Mailand, Rom und Neapel nach Salerno sowie von Venedig nach Rom.[12] [13] Von Dezember 2013 bis Dezember 2014 wurden auch 3 Zugpaare Mailand–Ancona angeboten.[14] [15]

Zurzeit (Stand: März 2015) verkehren je nach Wochentag bis zu 50 Italo-Verbindungen und bedienen 15 Bahnhöfe in 10 Städten. In Rom wird seit dem 15. Juni 2014 auch der Hauptbahnhof, Roma Termini, angefahren. Zuvor hielt der Italo dort nur in Roma-Ostiense und -Tiburtina.[16]

Fahrscheine können per Internet oder Telefon, an Fahrscheinautomaten, in Reisebüros oder beim Zugpersonal erworben werden.[17]

Geschäftsentwicklung

Nach der ursprünglichen Planung wollte das Unternehmen bis 2015 einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen, entsprechend 30.000 Fahrgästen pro Tag bzw. 3,3 Milliarden Personenkilometern jährlich. Die Gewinnschwelle sollte 2013 (bei einem Umsatz von 396 Millionen Euro) erreicht werden.[18]

Tatsächlich erzielte man 2013 nur einen Umsatz von 239,5 Millionen Euro und schloss das Jahr mit einem Verlust von 105,8 Mio. Euro (vor Steuern) bzw. 77,6 Millionen Euro (nach Steuern) ab.[2] 2014 erwartete NTV, frühestens 2016 schwarze Zahlen zu schreiben.[19]

Im September 2014 wurde gemeldet, dass NTV große wirtschaftliche Probleme habe. Angesichts hoher Verluste und einer Verschuldung von 781 Mio. Euro verhandele man mit den Banken, um Zahlungen zu strecken. Außerdem sei beabsichtigt, rund 300 der gut 1000 Mitarbeiter zu entlassen.[20] Laut Beschluss vom 24. September 2014 sollen Schulden restrukturiert werden und die Eigentümer neue Einlagen leisten.[21]

Am 10. April 2015 kam es wegen der geplanten Entlassung von 246 Mitarbeitern zu einem achtstündigen Streik bei NTV. [22]

Eigentümer und Finanzierung

Das ursprüngliche Grundkapital betrug eine Million Euro.[23] Anfang 2008 trat die Banca Intesa Sanpaolo mit seinerzeit 20 Prozent in das Kapital der Gesellschaft ein, wofür sie zwischen 49 und 62 Millionen Euro aufwendete. Zudem räumte sie NTV eine Kreditlinie über 750 Millionen Euro ein.[12] Der Präsident Giuseppe Sciarrone hielt dabei noch einen Kapitalanteil von 4 %, jeweils 24 % entfielen auf Montezemolo, Della Valle und den Unternehmer Gianni Punzo.[24] Im Oktober 2008 erwarb die französische Staatsbahn SNCF für 80 Millionen Euro einen 20%igen Anteil an dem Unternehmen.[25]

Im März 2015 wurden die Eigentümer von NTV und ihre Geschäftsanteile auf den Internetseiten des Unternehmens wie folgt dargestellt[26]:

  • 35 Prozent MDP Holding (Diego Della Valle, Luca di Montezemolo, Gianni Punzo zu gleichen Teilen),
  • 20 Prozent Intesa Sanpaolo (Bank),
  • 20 Prozent SNCF,
  • 15 Prozent Assicurazioni Generali (Versicherung),
  • 5 Prozent Alberto Bombassei,
  • 5 Prozent Isabella Seragnoli,
  • 1,5 Prozent Giuseppe Sciarrone.
Ein .Italo AGV von NTV im Bahnhof Napoli Centrale

Betriebskonzept

Seit der Betriebsaufnahme hat NTV das Fahrplanangebot laufend angepasst und fährt heute (März 2016) folgende Zugleistungen:[27]

Strecke Fahrzeit Anzahl
täglicher
Zugpaare
Turin–Mailand 1:00 h 6
Mailand–Rom nonstop 3:00 h 7
Mailand–Bologna–Florenz–Rom 3:10 h 13
Mailand–Bologna 1:00 h 13
Bologna–Florenz 0:35 h 21
Florenz–Rom 1:30 h 21
Rom–Neapel 1:10 h 16
Rom–Florenz–Bologna–Venedig 4:05 h 4
Neapel–Salerno 0:30 h 6
Verona–Neapel 4:30 h 2
Verona–Rom 3:10 h 4

Die Wartung der Züge erfolgt in einer Werkstätte bei Nola in der Nähe von Neapel durch den Fahrzeughersteller Alstom. Die Anlage auf einer Fläche von 140.000 m2 umfasst elf Gleise, sowie eine 55.000 m2 große Wartungshalle. Sie beschäftigt 180 Mitarbeiter.[28]

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Studer: Die Privatgesellschaft NTV macht Tempo. Rasen um die Wette. In: eisenbahn magazin. Nr. 3/2013. Alba Publikation, März 2013, ISSN 0342-1902, S. 28–30.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marco Chiandoni: NTV to increase capital and buy new trains? International Railway Journal, 11. März 2015 [1]
  2. a b c NTV: Bilancio dell'Esercizio 2013 [2]
  3. Nachricht auf kurier.at vom 29. April 2012, abgerufen am 29. April 2012
  4. Hochgeschwindigkeitszug: Ein „Ferrari auf Schienen“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. April 2012
  5. Hans-Jürgen Schlamp: Highspeed-Bahn „Italo“: Die Zeit vergeht wie im Zug. In: Spiegel Online. 23. April 2012
  6. Alstom präsentiert den Hochgeschwindigkeits-Triebwagenzug AGV. Eisenbahn-Revue International 3/2008, Seite 117.
  7. NTV, Pressemitteilung 18. November 2008: NTV’s train will be called .Italo
  8. Keith Fender: AGV. In: Modern Railways. Bd. 69, Nr. 764, 2012, ISSN 0026-8356, S. 78–79.
  9. Salzburger Nachrichten, Italien hat neuen Hochgeschwindigkeitszug
  10. NTV zeigt den „Italo“ erstmals von innen. Eisenbahn-Revue International 2/2012.
  11. Seite "Ambiente eXtra Large" auf italotreno.it [3]. Abgerufen am 19. April 2015.
  12. a b NTV cerca treni e finanziatori (NTV sucht Züge und Geldgeber, italienisch)
  13. Ecco il treno di Montezemolo (Hier kommt Montezemolos Zug, italienisch)
  14. NTV fährt nach Ancona. Eisenbahn-Revue International 12/2013, S. 634
  15. NTV baut aus und ab. Eisenbahn-Revue International 12/2014, S. 629.
  16. NTV nach Roma Termini. Eisenbahn-Revue International 7/2014, S. 349.
  17. NTV-Internetseite "How to book" [4]
  18. David Briginshaw: North-south high-speed line opens for business. In: International Railway Journal, ISSN 0744-5326, Dezember 2009, S. 20–24.
  19. Berichte international. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 10, 2014, ISSN 1421-2811, S. 512.
  20. eurailpress.de - Italien: NTV mit großen wirtschaftlichen Problemen 5. September 2014
  21. NTV to withdraw Adriatic Services, in: International Railway Journal, 26. September 2014
  22. Lok Report: Große Beteiligung am Streik bei NTV. Abgerufen am 18. April 2015
  23. Meldung des Corriere della Sera vom 12. Januar 2007 (italienisch).
  24. Artikel in La Repubblica vom 12. Januar 2008 (italienisch)
  25. SNCF steigt in den italienischen Schienenverkehr ein. In: Börsen-Zeitung Nr. 196 vom 10. Oktober 2008, S. 13.
  26. NTV-Internetseite "Shareholders" [5], abgerufen am 14. März 2015
  27. NTV Fahrplantabelle 2016
  28. Angaben von Alstom: [6]