Oberndorf (Solms)

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Oberndorf
Stadt Solms
Wappen von Oberndorf
Koordinaten: 50° 32′ N, 8° 25′ OKoordinaten: 50° 31′ 32″ N, 8° 24′ 35″ O
Höhe: 154 (151–206) m ü. NHN
Fläche: 5,23 km²[1]
Einwohner: 2489 (31. Dez. 2013)[2]
Bevölkerungsdichte: 476 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 35606
Vorwahl: 06442
Karte
Lage von Oberndorf in Solms

Oberndorf ist ein Stadtteil von Solms im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis und bildet zusammen mit Burgsolms die Kernstadt.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberndorf liegt in einem Talkessel am Solmsbach, der sich hier zwischen bewaldeten Berghängen tief in die letzten Ausläufer des Hintertaunus am Lahntal eingegraben hat. Auf dem Bergrücken im Südwesten ist das hochgelegene Braunfels nur wenige Hundert Meter von Oberndorf entfernt, während die Gemarkung im Osten die bewaldeten Berghänge mit der ehemaligen Grube Ferdinand[3] und die 289 Meter Höhe erreichende Kammlinie bis kurz vor Laufdorf einschließt. Nördlich von Oberndorf ist die Bebauung mit Burgsolms zusammengewachsen und südlich befindet sich in etwa vier Kilometer Entfernung der Braunfelser Stadtteil Bonbaden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsgeschichte von Oberndorf ist eng mit der Burgsolmser verwurzelt. So beanspruchen beide Ortschaften im Jahr 788 im Lorscher Codex durch eine Kirche erstmals erwähnt zu werden. Da von der Burgsolmser Mutterkirche die Rede ist, ist vermutlich von Oberndorf auszugehen. 1128 werden die Orte als Solmesso genannt, aber bereits um 1300 differenziert. So wird nun der Ortsname Superior Sulmisse, also Obersolms, dem späteren Oberndorf, erwähnt.

Bedeutend für Oberndorf war die Eisenverarbeitung im Dorf in der Oberndorfer Hütte, wo das Erz aus den umliegenden Gruben verhüttet wurde. Ihre Gründung geht auf Graf Heinrich Trajektin von Solms-Braunfels im Jahr 1666 zurück. 1859 wurde die Hütte aufgegeben.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten am 1. Juli 1971 die bis dahin eigenständigen Gemeinden Oberndorf und Burgsolms freiwillig zur neuen Gemeinde Solms.[4] Diese Gemeinde wurde am 1. Januar 1977 kraft Landesgesetz mit den Gemeinden Bielhausen und Niederbiel zur neuen Großgemeinde Solms zusammengeschlossen.[5] Die Großgemeinde erhielt am 11. April 1978 die Stadtrechte.[6] Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet.

Historische Namensformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In erhaltenen Urkunden wurde Oberndorf unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Sulmissa, super fluvio (788) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3089 = 3708 a]
  • Sulmissam, super fluvium (788) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3089 = 3708 a]
  • Sulmisheimer, in marca (803) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3091 = 3722e]
  • Sulmissere, in marca (803) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3091 = 3722e]
  • Sulmisheimer, in marca (811) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3090 = 3726]
  • Sulmissere, in marca (811) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3090 = 3726]
  • Sulmisheimer, in marca (817) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3092 = 3729a, 3094]
  • Sulmissa, in (817) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3092 = 3729a, 3094]
  • Sulmissa, in villa (855) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3039 = 3735]
  • Solmesso (1128) [Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 554]
  • Sulmese, de (1129) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1329]
  • Oberndorf, de (1228) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, Nr. 12]
  • Oberndorff, de (1261) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, Nr. 99]
  • Solmß, in villa que vulgariter Oberndorff nuncupatur (1283) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2, Nr. 133]
  • superior Solmisse (1319) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, Nr. 949]
  • Obernsolmisse, zu (1332) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, Nr. 1196]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Oberndorf angehört(e):[1][7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberndorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018
Jahr  Einwohner
1834
  
350
1840
  
451
1846
  
470
1852
  
463
1858
  
518
1864
  
523
1871
  
551
1875
  
609
1885
  
747
1895
  
754
1905
  
845
1910
  
947
1925
  
1.036
1939
  
1.161
1946
  
1.515
1950
  
1.609
1956
  
1.655
1961
  
1.773
1967
  
2.021
1970
  
2.111
1980
  
?
1987
  
1.960
2000
  
?
2011
  
2.355
2013
  
2.489
2015
  
2.545
2018
  
2.547
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[9]; Stadt Solms:2013:[10], (2015[11], 2018[12] mit Nebenwohnsitzen)

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1834: 334 evangelische, 12 katholische, 12 jüdische Einwohner
• 1961: 1401 evangelische (= 79,02 %), 354 katholische (= 19,97 %) Einwohner

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche

Am 8. Mai 1968 wurde der Gemeinde Oberndorf im damaligen Landkreis Wetzlar ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In goldenem, mit blauen Schindeln bestreuten Feld ein rotbezungter und -bewehrter blauer Löwe, belegt mit einem silbernen Schild, darin ein roter Hammer und Schlägel schräggekreuzt.[13]

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Braunfels-Oberndorf

Durch Oberndorf führt die L 3283, die nördlich von Burgsolms von der Bundesstraße 49 kommend, Richtung Bonbaden verläuft, sowie die L 3451, die von Wetzlar kommend, nach Braunfels führt.

Oberndorf lag mit einem Haltepunkt Burgsolms-Oberndorf und einem Bahnhof Braunfels-Oberndorf seit 1912 an der Bahnstrecke Friedrichsdorf–Albshausen. Mit der abschnittsweisen Stilllegung der Strecke 1985 wurde die Bahnanlagen weitgehend abgebaut. Trotzdem lässt sich auch heute der Bahndamm und die Trassenführung in der Umgebung der Ortschaft erkennen. Ein Bahnhof besteht heute in Albshausen sowie ein Haltepunkt in Burgsolms (beide an der Lahntalbahn).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. 1815: Abtrennung der Justiz (standesherrliches Justizamt Braunfels).
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. 1849: Endgültige Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Wetzlar) und Verwaltung.
  6. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 1. Juli 1971 wurden Burgsolms und Oberndorf zur neu gebildeten Gemeinde Solms zusammengeschlossen.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Oberndorf, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Die Stadtteile im Internetauftritt der Stadt Solms, abgerufen im August 2016.
  3. „Grube Ferdinand, Lahn-Dill-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 25. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 14 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 383.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 21, 438 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Stadtteile. In: Internetauftritt. Stadt Solms, abgerufen im Februar 2019.
  11. Haushaltsplan 2017, Vorbericht. (PDF; 629 kB) Stadt Solms, S. 45, archiviert vom Original; abgerufen am 19. Juni 2018.
  12. Haushaltsplan 2020, Vorbericht, Statistische Angaben. (PDF; 9,27 MB) Stadt Solms, S. 1 des pdf-Docs, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Dezember 2020; abgerufen im Dezember 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.solms.de
  13. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Oberndorf, Landkreis Wetzlar, Regierungsbezirk Darmstadt vom 8. Mai 1968. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr. 22, S. 855, Punkt 624 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,9 MB]).