Ostróda

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Ostróda
Wappen von Ostróda
Ostróda (Polen)
Ostróda (Polen)
Ostróda
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Ostróda
Fläche: 14,15 km²
Geographische Lage: 53° 42′ N, 19° 58′ OKoordinaten: 53° 42′ 0″ N, 19° 58′ 0″ O
Höhe: 110 m n.p.m.
Einwohner: 32.714
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 14-100
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NOS
Wirtschaft und Verkehr
Straße: E 77 DanzigWarschau
Eisenbahn: Bahnstrecke Toruń–Tschernjachowsk
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 14,15 km²
Einwohner: 32.714
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 2312 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2815011
Verwaltung (Stand: 2015)
Bürgermeister: Czesław Najmowicz[2]
Adresse: ul. Mickiewicza 24
14-100 Ostróda
Webpräsenz: www.ostroda.pl



Ostróda [ɔˈstruda] (deutsch Osterode in Ostpreußen) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren mit etwa 34.000 Einwohnern.

Lage

Die Kleinstadt liegt in der historischen Region Ostpreußen am Ostrand der Eylauer Seenplatte, etwa 35 Kilometer westsüdwestlich von Allenstein (Olsztyn) und 60 Kilometer südsüdöstlich von Elbing (Elbląg).

Durch die Stadt fließt die Drewenz (Drwęca), die sich westlich der Stadt zum Drewenzsee ausweitet. Die drei Landesstraßen 7, 15 und 16 führen durch Ostróda, wodurch gute Verbindungen nach Elbing, Allenstein und Graudenz (Grudziądz) bestehen. Außerdem verfügt die Stadt über einen Anschluss an die Bahnlinie Olsztyn – Toruń (Allenstein – Thorn). Weiterhin ist Ostróda Ausgangspunkt für den Oberländischen Kanal, der die Stadt mit der Ostsee verbindet.

Stadthäuser am Drewenzsee

Geschichte

Osterode südsüdöstlich von Elbing und westlich von Allenstein auf einer Landkarte von 1908.
Evangelische Stadtkirche
Katholische Stadtkirche
Baptistenkapelle
Ordensburg Osterode
Wasserturm

Im Schutze einer Ende des 13. Jahrhunderts entstandenen Burg des Deutschen Ordens wuchs durch mitteldeutsche Einwanderer eine Siedlung heran, der 1329 durch den Christburger Ordenskomtur durch Verleihung der Handfeste als Osterode das Kulmer Stadtrecht verliehen wurde. Da diese Urkunde verlorenging, verlieh Komtur Hartwig von Sonnenburg 1335 die Handfeste erneut. Der Vorgang wiederholte sich 1348 zum dritten Mal. 1349 begann der Orden, seine Burg Osterode in eine steinerne Festung umzubauen. 1381 überfiel der litauische Fürst Kynstut die Stadt und zerstörte sie mitsamt Burg. Die gerade wieder aufgebaute Stadt fiel 1400 einem Großbrand erneut zum Opfer. Im Krieg des Deutschen Ordens gegen Polen nahm der Ritter Klaus von Döhringen 1410 die Burg ein, plünderte sie und lieferte sie schließlich den Polen aus. Erneut wurde die Burg Ziel eines Angriffs während des Preußischen Städtekrieges, den preußische Städte gegen den Ritterorden führten. Truppen des Städtebundes besetzten 1454 die Burg.

Nachdem im Ergebnis der Reformation der Deutsche Orden in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt worden war, wurde 1525 der letzte Ordenskomtur Graf Quirin Schlick erster Amtshauptmann in Osterode. 1592 wurde die Osteroder Stadtschule eröffnet. Während des Dreißigjährigen Krieges besetzten schwedische Truppen von 1628 bis 1629 die Stadt, Schwedenkönig Gustav Adolf hielt sich dort auf. In den Jahren von 1633 bis 1643 war Osterode an den Herzog Johann Christian von Liegnitz-Brieg und von 1643 bis 1672 an die Grafen von Pfalz-Simmern verpfändet. Im Schwedisch-Polnischen Krieg hatte die Stadt zwischen 1654 und 1660 unter dem Durchzug der kämpfenden Parteien zu leiden. An den Pestepidemien der Jahre 1708 und 1711 starben in Osterode 51 Einwohner. 1737 nahm eine Salzfaktorei ihren Betrieb auf. Russische Truppen unter ihrem Generalmajor Treiden quartierten sich im Siebenjährigen Krieg zwischen 1758 und 1763 mehrfach ein. Durch einen Großbrand wurde Osterode 1788 zu großen Teilen vernichtet. Als Zeichen der Wiederbelebung der Stadt ist die Eröffnung einer Tabakfabrik im Jahre 1800 zu werten. Auch die Napoleonischen Kriege hinterließen in Osterode historische Spuren. Im Jahre 1807 hielten sich zunächst der Preußische König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin, Königin Luise, auf ihrer Flucht nach Königsberg in der Stadt auf, danach nahm Napoleon bei seinem Marsch auf Russland Quartier in der Burg.

Da durch die napoleonische Besetzung in Preußen die Verwaltungsstrukturen erheblich verändert worden waren, sah sich die Regierung nach Kriegsende gezwungen, die Verwaltungsstrukturen in ihrem Sinne neu zu ordnen. Im Zuge der Kreisreform von 1815 wurde der Kreis Osterode geschaffen, die Stadt wurde Sitz der Kreisverwaltung. 1831 starben 170 Einwohner an einer Choleraepidemie. Der Anschluss an das moderne Verkehrswegenetz wurde 1845 mit der Eröffnung der Chaussee nach Pillauken hergestellt, gefolgt 1857 von der Chaussee nach Hohenstein. Ab 1873 bestanden dann Eisenbahnverbindungen nach Deutsch Eylau und nach Allenstein. Von großer Bedeutung für die Wirtschaft der Stadt war der 1860 fertiggestellte Oberlandkanal, der seinen Ausgangspunkt in Osterode hatte und bis nach Elbing führte. Mit seinen anstelle von Schleusen eingerichteten sogenannten „geneigten Ebenen“ ist er noch heute eine technische Besonderheit und Touristenattraktion. In der Folge der neuen Verkehrswege kam es 1863 zur Gründung einer Maschinenbaufabrik und 1895 zur Eröffnung einer Eisenbahnwerkstatt. Mit Lyceum, Gymnasium und kaufmännischer Fachschule wurde Osterode auch zu einem bedeutenden regionalen Bildungszentrum.

1912 nahm der Flugplatz Osterode seinen Betrieb auf. Während der Tannenbergschlacht des Ersten Weltkrieges hatte Hindenburg 1914 sein Hauptquartier in einer Osteroder Schule. Auf Veranlassung des Versailler Vertrages musste unter anderem im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem auch Osterode gehörte, eine Volksabstimmung über die Zugehörigkeit zu Deutschland oder Polen durchgeführt werden. In Osterode stimmten fast 100 Prozent der Bevölkerung für den Verbleib in Deutschland. 1921 errichtete das Ostpreußenwerk, das für die Stromversorgung in der Provinz zuständig war, ein Elektrizitätswerk in Osterode.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Osterode am 21. Januar 1945 von der Roten Armee kampflos eingenommen. Trotzdem wurde die Stadt durch Brandstiftung der sowjetischen Soldaten zu 70 Prozent zerstört. Ein Großteil der Einwohner hatte sich vorher auf die Flucht begeben. Nicht geflohen waren etwa 2.000 Bürger, viele Geflohene kehrten zurück. Nach Kriegsende wurde Osterode zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Es setzte nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten ein, die sich der Behausungen und Anwesen der eingesessenen deutschen Stadtbewohner bemächtigten und die Einwohner daraus verdrängten. Die Stadt erhielt den polnischen Ortsnamen Ostróda. Soweit die deutschen Einheimischen nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

Im Jahr 2013 fand in Stare Jabłonki/Alt Jablonken (Landgemeinde Ostróda) die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft statt.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner Anmerkungen
1780 ca. 1.500 [3]
1831 2.217 [4]
1875 5.746 [5]
1880 6.468 [5]
1890 9.410 darunter 7.693 Evangelische, 1.502 Katholiken und 201 Juden (500 Polen)[5]
1925 16.482 darunter 14.399 Evangelische, 1.893 Katholiken, zehn sonstige Christen und 154 Juden[5]
1933 17.977 darunter 15.712 Evangelische, 2.036 Katholiken, vier sonstige Christen und 123 Juden[5]
1939 17.795 darunter 15.108 Evangelische, 2.003 Katholiken, 262 sonstige Chrtisten und keine Juden[5]

Söhne und Töchter der Stadt

Osterode um 1890

Wappen

Blasonierung: „In Rot auf rechtshin schreitenden Ross mit blauer Satteldecke ein golden geharnischter Deutschordensritter mit Lanze, Schwert und schwarzkreuzigem, silbernen Ordensbild.“[6]

Sowohl das alte, nur in Bruchstücken bekannte Hauptsiegel, S. CIVITATIS OSTIRRODEN, als das Siegel aus dem 16. Jahrhundert zeigen einen reitenden Ordensritter mit eingelegter Lanze. Später verwandelte man den Ritter in den drachentötenden heiligen Georg, ging aber dann wieder auf das richtige Wappen zurück.[7]

Städtepartnerschaften

In Osterode am Harz steht in der Innenstadt ein Stein mit der Aufschrift: „Noch 826 Kilometer bis Osterode/Ostpreußen“.

Gmina Ostróda

Die Landgemeinde Ostróda, zu welcher die Stadt selbst nicht gehört, besteht aus folgenden Ortschaften:

Polnischer Name Deutscher Name Polnischer Name Deutscher Name
Bałcyny Balzen Ostrowin Osterwein
Bednarki Bednarken Pancerzyn Panzerei
Brzydowo Seubersdorf Pietrzwałd Peterswalde
Durąg Döhringen Reszki Röschken
Dziadyk Dziadek
1877–1945 Greisenau
Rudno Rauden
Gierłoż Preußisch Görlitz
1914–1945 Görlitz
Ruś Mała Klein Reußen
Giętlewo Güntlau Ryn Rhein
Glaznoty Marienfelde Ryńskie Rheinsgut
Górka Bergheim Samborowo Königlich Bergfriede
1928–45 Bergfriede
Grabin Groß Gröben
1928–1945 Gröben
Smykówko Klein Schmückwalde
Gruda Annenhorst Smykowo Schmückwalde
Idzbark Hirschberg Stare Jabłonki Alt Jablonken
1938–1945 Altfinken
Kajkowo Buchwalde Staszkowo Baarwiese
Kątno Tafelbude Szafranki Henriettenhof
Klonowo Klonau Szyldak Schildeck
Kraplewo Kraplau Turznica Theuernitz
Lichtajny Adlig Lichteinen
1928–1945 Lichteinen bei Osterode
Tyrowo Thyrau
Lipowiec Lindenberg Wałdowo Waldau
Lipowo Leip Warlity Wielkie Warglitten
Lubajny Lubainen Wirwajdy Warweiden
Marciniaki Martenshöh Worniny Warneinen
Miejska Wola Steinfließ Wygoda Ruhwalde
Międzylesie Schönwiese Wysoka Wieś Kernsdorf
Morliny Mörlen Wyżnice Horst
Naprom Groß Nappern Zajączki Hasenberg
1928–1945 Haasenberg
Nastajki Nasteiken Zwierzewo Thierberg
Ornowo Arnau

Literatur

Weblinks

Commons: Ostróda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Website der Stadt, Burmistrz Miasta, abgerufen am 17. März 2015
  3. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 24–25, Nr. 7).
  4. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 434, Nr. 39.
  5. a b c d e f http://www.verwaltungsgeschichte.de/osterode.html
  6. Erich Keyser: Deutsches Städtebuch - Handbuch städtischer Geschichte Band I Nordostdeutschland Seite 91/92. W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 1939.
  7. Otto Hupp: Deutsche Ortswappen. Kaffee-Handels-Aktiengesellschaft, Bremen 1925.