San Lorenzo in Lucina

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Basisdaten[1]
Patrozinium: Hl. Laurentius
Weihetag: 26. Mai 1196
Rang: Basilica minor
Kardinalpriester: Albert Malcolm Ranjith
Anschrift: Piazza di San Lorenzo in Lucina 16/A
00186 Roma
San Lorenzo in Lucina, Fassade

Die Basilika San Lorenzo in Lucina (lat.: Sancti Laurentii in Lucina) ist eine dem heiligen Laurentius geweihte Kirche in Rom. Sie ist Pfarrkirche der gleichnamigen Pfarrei und Titelkirche der römisch-katholischen Kirche. Darüber hinaus war sie Stationskirche am Freitag der dritten Fastenwoche und steht im Rang einer Basilica minor. Kunsthistorisch wertvoll ist sie u. a. durch Werke von Gian Lorenzo Bernini und das Grabmal von Nicolas Poussin. Gelegentlich wird bzw. wurde sie auch San Lorenzo della Craticola oder San Lorenzo ad Titan[2] genannt.

Lage

Das Innere der Kirche

Die Kirche steht im III. römischen Rione Colonna an der Piazza di San Lorenzo in Lucina etwa 150 Meter nördlich des Palazzo Montecitorio.

Geschichte

In der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Krypta unter dem Hauptraum der Kirche wurden Überreste eines zwei- bis vierschiffigen Bauwerkes aus dem 2. Jahrhundert entdeckt. Es wird diskutiert, dass dieser Bau eine Portikus gegen die Via Lata besaß und das Gebäude demzufolge ein Handelshaus gewesen sei. Unter dem vorderen Teil des Hauptraumes der Kirche wurden Reste eines Zimmers freigelegt, das Bezüge zu dem frühchristlichen Titulus haben könnte. Dieser hat sich vermutlich im Haus einer Römerin namens Lucina befunden, die ihr Privathaus als ecclesia domestica für die Zusammenkünfte der christlichen Gemeinde zur Verfügung gestellt hat. Einige Autoren vermuten aber auch einen Bezug zur Göttin Iuno Lucina, der hier ein Hain geweiht gewesen sein soll.

Die erste Erwähnung eines „Titulus“, und damit des einzigen alten Titulus auf dem nördlichen Marsfeld, findet sich in den Gesta inter Liberium et Felicem im Zusammenhang mit der Papstwahl vom 1. Oktober 366, für welche die Anhänger des Priesters Damasus im Titulus Lucinae zusammenkamen.

Das erste Kirchengebäude wurde unter Papst Sixtus III. (432–440) errichtet, was der Zustimmung des Kaisers Valentinian III. bedurfte, weil das Gebiet der neuen Basilika mit dem rechten Seitenschiff auf öffentlichen Grund (auf das Horologium Augusti, dessen Gnomon sich ursprünglich in der Nähe der heutigen Sakristei von San Lorenzo in Lucina befand) übergriff. Dieser erste Kirchenbau war eine dreischiffige Basilika mit neun bogentragenden Säulenpaaren und flach schließenden Seitenschiffen und einer sich an das Mittelschiff anschließenden Apsis. Für das Mittelschiff wurden eine Länge 43,84 m und eine Breite von 13,25 m ermittelt; die Gesamtlänge der Kirche betrug 53,8 m und die Gesamtbreite 24,75 m. Der Apsisradius maß 6,8 m. Im Obergaden befanden sich 10 Rundbogenfenster.

Unter Papst Hilarius (461–468) wurde die Kirche erstmals, unter Benedikt II. (684–685) und Hadrian I. (772–795) weitere Male restauriert. Am 25. April 799 wurde hier Papst Leo III. während der Collecta überfallen und mit der Blendung bedroht.

Durch die Plünderung Roms im Jahr 1084 durch die Truppen Robert Guiskards wurde die Kirche stark beschädigt, unter Paschalis II. (1099–1118) aber wiederhergestellt, was jedoch nahezu einem Neubau gleichkam, der durch die vom Kardinalbischof Leo von Ostia vorgenommene Weihe des Hochaltars am 25. Januar 1112 erst teilweise seinen Abschluss fand. In dieser Zeit wurden auch das Hauptportal und der Narthex der Kirche errichtet. Das Ende der Bau- und Wiederherstellungsarbeiten wurde vermutlich mit der Kirchweihe durch Gegenpapst Anaklet II. am 25. Mai 1130 begangen. Diese Kirchenweihe wurde aber – wie alle kirchlichen Handlungen Anaklets II. – durch das Zweite Laterankonzil von 1139 annulliert, weshalb von Coelestin III. am 26. Mai 1196 erneut eine Kirchenweihe vorgenommen wurde.

1427 wurde die Kirche auf Geheiß von Kardinal Jean de la Roche-Taislée und 1463 auf Anweisung von Kardinal Filippo Calandrini grundlegend saniert. 1562 bis 1564 veranlasste Kardinal Francesco Gonzaga eine weitere Sanierung. Von Kardinal Inigo d’Avalos d’Aragona wurde 1596 die Erhöhung des Paviments um 1,6 m in Auftrag gegeben, um auf das Straßenniveau zu gelangen, was unter Kardinal Pietro Dezza 1598 zum Abschluss gebracht wurde.[2]

Um 1650 wurde die Kirche von Cosima Fanzago abermals restauriert, dabei erhielt sie im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen.[3]

Bei Ausgrabungen in den 1980er und 1990er Jahren wurden unter der Kirche Reste des Solarium Augusti aufgefunden, sowie ein Baptisterium und Fundamente von Vorgängerbauten, darunter wohl des Wohnhauses der Lucina.[4].

Der neue Inhaber des Titels, Albert Kardinal Ranjith, hat die Kirche am Sonntag, den 13. Februar 2011 in Besitz genommen[5].

Liturgische Funktionen

Neben ihrer Rolle als Stationskirche am Freitag nach dem dritten Fastensonntag war San Lorenzo in Lucina vom 9. bis zum 14. Jahrhundert auch Stationskirche am 25. April für die Litaniae maiores (große Bittprozession), denn sie nahm dort ihren Anfang und sie bildete die erste Statio: An San Lorenzo in Lucina sprach der Papst oder sein Stellvertreter die erste Oration der Prozession, die sich dann anschließend auf der Via Lata und der Via Flaminia in Richtung der Basilika San Valentino (zweite Station) und zur Milvischen Brücke (dritte Station) fortsetzte und schließlich am Petersdom endete.[2]

Grundstruktur

Der Hochaltar

Der Bau ist einschiffig und verfügt über keine Kuppel. Der Kirche vorgelagert ist ein Portikus.

Äußeres

Gabriele Fonseca von Bernini

Die Fassade wird bestimmt vom vorgelagerten eingeschossigen Säulenportikus, über dem ein kräftiger Architrav liegt. Der Portikus stammt genauso wie das Löwenportal aus der Erneuerung im 12. Jahrhundert; er wurde im Jahre 1193 errichtet[6] und in der Zwischenzeit noch mehrmals verändert. Der Giebel in seiner heutigen Form entstammt den Veränderungen des 17. Jahrhunderts. Die übrigen Seiten der Kirche sind verbaut.

Inneres

Grabmal des Nicolas Poussin

Im Inneren der Kirche fällt zunächst die reich kassettierte Decke auf. Das Langhaus öffnet sich zwischen den Pfeilern durch Arkadenbögen in die Seitenkapellen, insgesamt zehn. Oberhalb des nicht besonders auffälligen Gesimses öffnen sich Fenster. Die Kirche ist zwar mit Fresken und Stuckarbeiten verziert, aber gegenüber anderen Kirchen aus dem Barock schlicht und zurückhaltend gestaltet. Das Bild des Hochaltars, die Kreuzigung Christi, ist ein berühmtes Werk von Guido Reni. Die 4. Kapelle rechts, die Cappella Fonseca, wurde um 1663 von Bernini entworfen, der auch die fort befindliche Büste des Gabriele Fonseca schuf. Die erste (also hinterste) Kapelle links ist - eine Seltenheit in Rom - dem heiligen Johannes Nepomuk gewidmet und zeigt in zwei Bildern sein Martyrium durch den Sturz von der Karlsbrücke in Prag und die Auffindung der Leiche.

Innenausstattung

Hochaltar

Das Gemälde des Hochaltars stammt von Guido Reni. Es ist eine Kreuzigungsszene und zählt zu seinen Meisterwerken.[3] Auf der Rückseite des Altars befindet sich ein marmorner Bischofsstuhl aus dem frühen 12. Jahrhundert.[3]

Cappella Fonseca

Diese Kapelle (4. auf der rechten Seite) ist die bedeutendste der Kirche. Sie wurde von Gian Lorenzo Bernini entworfen und ausgestattet. Sie enthält eine Büste des Arztes Gabriele Fonseca, ein eigenhändiges Werk Berninis.[3] Diese soll den Moment darstellen, in dem Fonseca sich angesichts des Wunders der Transsubstantiation an die Brust greift.[7]

Grabmal von Nicolas Poussin

Das Grabmal des 1665 gestorbenen Malers Nicolas Poussin befindet sich am zweiten Pfeiler auf der rechten Seite. Stifter des Grabmales war der französische Schriftsteller und Diplomat François-René de Chateaubriand. Es wurde 1830 errichtet,[8] den Entwurf lieferte Léon Vaudoyer.

Grab Myslivečeks

Der Komponist Josef Mysliveček (1737–1781), ein Bekannter Mozarts, der ihn als Komponist schätzte, starb in Rom, und Sir Barry sorgte für die Beisetzung seines Lehrers und Freundes in dieser Kirche.[9] Bei den schon genannten Ausgrabungen im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurden auch das Grab und das lange Zeit verschollene Grabdenkmal wieder aufgefunden. Es wurde jedoch nicht mehr errichtet, sondern ersetzt durch ein marmornes Epitaph am ersten Pfeiler vorne rechts als Pendant für die Gedenktafel Elsheimers gegenüber.

Epitaph für Adam Elsheimer

Adam Elsheimer gilt als der bedeutendste deutsche Maler des Barock. Geboren 1578 in Frankfurt/Main lebte er seit 1600 in Rom. Rasch erlangte er Ansehen bei Kunstkennern und Anerkennung unter den Malerkollegen. Doch er malte wenig und in kleinen Formaten. Er verarmte, erkrankte und wurde am 11. Dezember 1610 mit gerade 32 Jahren in seiner Pfarrkirche in einem anonymen Grab beigesetzt. Genau 400 Jahre nach seinem Tod erinnert seit dem 11. Dezember 2010 ein Epitaph an der ersten Säule vorne links an den Wegbereiter der Malerei des Barock und rühmt ihn als einen der Ersten, die beim Malen des Sternenhimmels ein Teleskop verwendeten. Auch wenn er unter dem Glanz der großen Niederländer und Italiener weitgehend in Vergessenheit geriet, so sind seine Verdienste unbestritten. Elsheimers Bilder wurden noch 200 Jahre nach seinem Tod kopiert und in Kupfer gestochen; Rubens beklagte seinen frühen Tod, Sandrart schreibt voller Bewunderung von ihm. Unerreicht ist seine Darstellung der „Flucht nach Ägypten“, ein überragendes Nachtstück mit einer in Gottes Schöpfung geborgenen Heiligen Familie unter einem nie zuvor gesehenen Sternenhimmel, vermutlich schon vor Galilei durch ein Fernrohr beobachtet.

Orgel

Die Orgel der Kirche wurde 1911 von der Orgelwerkstatt Mascioni erbaut und hat 21 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Buchowiecki: Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 2: Die Kirchen innerhalb der Mauern Roms. Gesù Crocifisso bis S. Maria in Monticelli. Hollinek, Wien 1970, S. 266–282.
  • Marco Bussagli (Hrsg.): Rom – Kunst & Architektur. Könemann, Köln 1999, ISBN 3-8290-2258-1.
  • Rolf Tomann (Red.): Die Kunst des Barock. Architektur, Skulptur, Malerei. Könemann, Köln 1997, ISBN 3-89508-991-5.
  • Johann M. Wiesel: Rom. Ein Kunst- und Reiseführer. 4. erweiterte Auflage. Kohlhammer u. a., Stuttgart u. a. 1966.
  • Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer Italien. Band 5: Anton Henze: Rom und Latium. Kunstdenkmäler und Museen (= Universal-Bibliothek 8678). 4., revidierte Auflage. Reclam, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-008679-5.

Weblinks

Commons: San Lorenzo in Lucina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Diözese Rom
  2. a b c Walter Buchwiecki: Handbuch der Kirchen Roms. Bd. 2, S. 266–282.
  3. a b c d Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer Italien. Bd. 5, S. 197.
  4. Eine knappe Darstellung der Funde mit Skizzen findet man in: Olof Brandt, Scavi e ricerche dell’Istituto Svedese a San Lorenzo in Lucina (Roma) (http://www.fastionline.org/docs/FOLDER-it-2004-25.pdf).
  5. Vatican Information Services, VIS 20110201 (190)
  6. Marco Bussagli (Hrsg.): Rom – Kunst & Architektur. S. 229.
  7. Rolf Tomann (Red.): Die Kunst des Barock. Architektur, Skulptur, Malerei. S. 285.
  8. Johann M. Wiesel: Rom. Ein Kunst- und Reiseführer. S. 186.
  9. MGG [= Die Musik in Geschichte und Gegenwart] s.v. Mysliveček. In diesem Artikel gelten Grab und Grabmal noch als verschollen.

Koordinaten: 41° 54′ 12,3″ N, 12° 28′ 43,3″ O