Schlacht um Przasnysz

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Schlacht um Przasnysz
Teil von: Ostfront, Erster Weltkrieg

Schlachtverlauf zwischen dem 24. und 28. Februar 1915
Datum 18. Februar 1915 bis 26. März 1915
Ort Przasnysz
Ausgang russischer Sieg: Stadt verbleibt in russischer Hand
Konfliktparteien

Deutsches Reich Deutsches Reich

Russisches Kaiserreich 1914 Russland

Befehlshaber

Max Hoffmann
Max von Gallwitz
Curt von Morgen
Sigismund von Förster
Kurt Kruge
Theodor von Wernitz

Nikolai Nikolajewitsch Romanow
Nikolai Russki
Alexander Litwinow
Pawel von Plehwe
Michail Pleschkow

Truppenstärke

Armeegruppe Gallwitz
I. Reserve-Korps
Korps Zastrow
86. Division
3. Division
6. Kavallerie-Division

XIX. Armeekorps
I. Sibirisches Armeekorps
II. Sibirisches Armeekorps
I. Turkestanisches Armeekorps

Verluste

ca. 38.000

43.000 Gefangene
25.000 Tote [1]

Die Erste Schlacht um Przasnysz (in der russischen Literatur als Prasnyschskaja Operazija bezeichnet) wurde während des Ersten Weltkrieges vom 18. Februar bis 26. März 1915 an der Ostfront ausgetragen. Die deutsche Oberste Heeresleitung versuchte dabei durch ein Vorgehen zum Narew, eine bessere Verteidigungsstellung zum Schutz der südlichen Reichsgrenze in Ostpreußen aufzubauen. Beim Ringen um den Besitz der Stadt Przasnysz mit etwa 10.000 Einwohner waren vom 24. bis 27. Februar 1915 auf beiden Seiten über 100.000 Soldaten an Verlusten zu beklagen. Sie endete mit dem Rückzug auf die Ausgangsstellung und bedeutete eine taktische Niederlage für das Deutsche Reich.

Vorgeschichte

Ausgangslage vor der Schlacht

Nach der Schlacht bei Tannenberg und der Schlacht an den Masurischen Seen waren beide Gegner Ende September 1914 an der Grenze Ostpreußens zum Stellungskrieg übergegangen. Der erste deutsche Vorstoß in Richtung auf Warschau scheiterte Ende Oktober in der Schlacht an der Weichsel.

Nach der Schlacht um Łódź beschloss die deutsche Oberste Heeresleitung (OHL) den Angriff in Richtung auf Warschau zu erneuern, um einen erwarteten russischen Angriff auf Thorn zuvorzukommen. Schon am 20. Februar stand eine russische Streitmacht östlich von Łomża bereit zwischen der 8. und 10. Armee nach Thorn durchzubrechen: Bei Przasnysz stand das turkestanische Korps, bei Ciechanów das 19. sibirische Korps, bei Pułtusk das 1. sibirische Korps, bei Ostrołęka das 2. sibirische Korps. Am 15. Februar 1915 erhielt das I. Reserve-Korps den Befehl seine Stellung bei Mława aufzugeben und wurde der Armeegruppe Gallwitz in der Nähe von Willenberg unterstellt. Zeitgleich mit der Ersten Schlacht von Przasnysz wurde an der Ostgrenze Ostpreußens von der deutschen 8. und 10. Armee die Winterschlacht in Masuren ausgekämpft, die Armeegruppe Gallwitz hatte daher zur Bindung der russischen Kräfte am Narew in Richtung Przasnysz vorzugehen.

Die Schlacht

General Curt von Morgen
Erste Angriffsphase zwischen 18. und 24. Februar 1915

Am 18. Februar überschritt der Kommandierende General Curt von Morgen bei Chorzele erneut die Reichsgrenze. Ursprünglich war vorgesehen Przasnysz östlich zu umgehen, den Ort dann einzuschließen um dann südlich auf die anstürmenden russischen Verbände zu wirken. Dennoch entschloss sich General von Morgen, den Ort frühzeitig zu nehmen, um sich zur Verbesserung seines Nachschubs in den Besitz des Straßenknotenpunktes zu bringen. Für diese Aufgabe war die 1. Reserve-Division unter Generalleutnant Sigismund von Förster vorgesehen, während die 36. Reserve-Division unter Generalleutnant Kruge das Vorgehen nach außen hin deckte. Den deutschen Linien standen entgegen: im Südwesten die russische 1. Armee unter General der Kavallerie Alexander Litwinow mit dem I. Turkestansichen Korps, dem XIX. Armeekorps (General der Infanterie Gorbatowski), vom Süden von Makow her, das I. Sibirische Armeekorps (Generalleutnant Pleschkow) und vom Osten her, das II. Sibirische Armeekorps (Generalleutnant Sytschewski) der russischen 12. Armee unter General der Kavallerie Pawel Plehwe.

Das am rechten Flügel der Armeegruppe Gallwitz angesetzte Korps Zastrow stand schnell in schweren Kämpfen mit der 11. sibirischen Division und dem I. Turkestansichen Korps. Die Masse der 1. Reserve-Division umschloss inzwischen die Stadt, wobei die 72. Reserve-Infanterie-Brigade von Norden und Osten, die 1. Reserve-Infanterie-Brigade ihren Hauptangriff von Südosten führte. Am 23. Februar schickte General Morgen einen Bewohner einer Hütte in Szla, die er zum Hauptquartier bestimmt hatte, zum Kommandanten von Przasnysz, mit der Aufforderung zur Übergabe, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Die bald darauf erteilte Antwort war negativ, da sich dieser zu einem solchen Schritt nicht ermächtigt sah.[2] Am Folgetag, dem 24. Februar meldete ein Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 21 einen vom Osten her anrückenden starken Feind; es handelte sich um das II. Sibirische Korps. Daraufhin befahl der bereits zur Eile gedrängte General von Morgen der 1. Reserve-Division Przasnysz unter Feuer zu nehmen. Dabei wurde besonders der Kirchhof und die am Südostausgang gelegene Kaserne beschossen. Am 24. Februar, gegen 16 Uhr befahl der Kommandeur der Division, Generalleutnant von Förster, die Stadt zu stürmen und zu erobern. Als Beute fielen etwa 10000 unversehrte Gefangene, 36 Geschütze, 14 Maschinengewehre, eine Fahne, 500 Pferde und Feldküchen sowie anderes Kriegsmaterial in die Hände der 1. Reserve-Division. [3] Die Stadt hätte keinen Tag später mehr erobert werden können, denn bereits am Folgetag begann der russische Entsatzangriff aus Südwesten, Südosten und Osten. Dem Kommandanten der Stadt, der vergeblich auf diesen Entsatz gewartet hatte, ließ man als Zeichen der militärischen Anerkennung, seinen Säbel.[4]

Der russische Gegenstoß bei Przasnysz, Lage zwischen dem 25. und 28. Februar 1915

Am 25. Februar erfolgte der russische Gegenangriff, der bewirkte, dass die Stadt, die vom Süden her erobert wurde, auch gleich von Süden her gesichert werden musste. Doch dieser traf vor allem die östliche Flanke, die von der 9. Landwehr-Brigade und der frisch eingetroffenen halben 3. Division gehalten wurde. Diese Einheiten waren jetzt der Armeegruppe Gallwitz unterstellt und marschierten nach südöstlicher Richtung auf Bartniki und ließen die Landwehreinheit in der Gegend um Karwacz zurück. Die freigeworden Lücke sollte nun von dem Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 59 gestopft werden; doch am Dorfrand wurden diese Verbände bereits mit scharfen Feuer der anstürmenden russischen Verbände belegt. Ein Regimentskommandeur der Division Wernitz, der selbst den Aufmarsch der russischen Verbände in Karwacz gesehen haben muss, wurde zweimal vergeblich aufgefordert über eine Behelfsbrücke von Dobrshankowo zurückzugehen und sich dem linken Flügel der 36. Reserve-Division anzuschließen. General von Morgen erwirkte daraufhin vom AOK dass die beiden Divisionen des Korps Zastrow (Division Breugel und Division von Wernitz) unter sein Kommando gestellt wurden. Dennoch konnten die Befehlsübermittler das abgeschnittene Regiment in Bartniki nicht mehr erreichen, worauf eine Bataillonsfahne des Füsilier-Regiment „Königin Viktoria von Schweden“ (Pommersches) Nr. 34 und zwei Geschützen verloren gingen. Dennoch wurde der Ort wurde gehalten. Obgleich der Feind sich nördlich von Bratniki bedrohlich nahe zwischen der 3 Inf. Div. und der 1. Res. Div. geschoben hatte und drohte nun den linken Flügel der 1. Res. Div. zu umfassen, erfolge am 27. Februar um 11 Uhr der Befehl an die 9. Landwehr-Brigade von Bratniki (Nordost) zum Südwesteingang von Przasnysz. Obwohl sie dort kaum vom Feind belästig wurden – das Sammeln der Regimenter wurde nicht von der russischen Artillerie gestört – zogen sie sich bald wieder auf den Höhen Richtung Smoleń-Poluby zurück.

Da die in Willenberg zum Abtransport befindliche Verstärkung den Kampfplatz nicht rechtzeitig erreichen konnte entschloss sich General von Morgen das zum Teil in enger Verstrickung liegende 1. Res. Korps sofort vom Feind zu lösen und den Rückzug einzuleiten. Eine falsche Entscheidung, denn dadurch musste Przasnysz noch am gleichen Tag von der 1. Res. Div. wieder geräumt werden.

Am Abend des 27. Februars, nach dem Eintreffen in Smoleń-Poluby, erhielt die 9. Landwehr-Infanterie-Brigade den Befehl zum Rückmarsch nach Rudno Jeziorowe. – Demnach müsste das Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 24 am 27. Februar die Strecke von Bartniki zum Südostrand von Przasnysz und schließlich nach Smoleń-Poluby marschiert sein, was einer Strecke von mehr als 40 km entsprach; eine außerordentliche Marschleistung, die kaum Gelegenheit zu anderen Aktivitäten gab. – Zwischendurch wurde versucht eine Zwischenstellung aufzubauen und zum Stellungskrieg überzugehen. Doch schon am 28. Februar musste vor dem russischen Druck weiter zurückgewichen werden. Die Geländeschwierigkeiten waren groß, die 1. Reserve-Division musste sich durch knietiefe Felder zurückziehen.

Der zweite deutsche Angriff Anfang März 1915

Vom 7. bis zum 9. März erfolgte der Gegenangriff der deutschen Verbände. Danach beurteilte die OHL die Lage durchaus optimistisch.

Doch dann führte die russische 12. Armee starke Reserven (XXIII. Armeekorps) auf das Schlachtfeld. Am 14. März gelang es ihnen das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 24 in der Gegend bei Jednorosyetz aus dem Graben zu werfen und 16 Geschütze zu erbeuten. Der sofort eingeleitete Gegenstoß durch die 36. Division, der 6. Kavallerie-Division und der 11. Reserve-Brigade, sowie weitere noch verfügbaren Teile der 1. Reserve-Division und der 70. Res.-Brigade kam zunächst gut voran. Aber schließlich zerschlug sich die Hoffnung, die verlorene Stellung oder die noch sichtbaren Geschütze wieder zurückzuerlangen. Die 36. Reserve-Division musste sich schließlich vor der russischen Übermacht wieder auf die Linie südlich Mlawa-Chorzele zurückziehen. Ende März 1915 musste zur Stabilisierung der deutschen Front die 2. Division und die 75. Reserve-Division herangeführt werden. Der Heeresbericht vom 16. Juli 1915 beziffert vom 13. bis zum 23. März 1915 alleine 46 schwere russische Angriffe, 25 bei Tage, 21 bei Nacht.

Ausgang

Am 26. März wurden die alte Ausgangsstellung wieder eingenommen. Zum einen war nach der gewonnenen Winterschlacht in Masuren der Weg in das Baltikum frei, zum anderen bestand nach dem Abflauen der Schlacht in den Karpaten die Möglichkeit, den russischen Frontbogen im Süden Anfang Mai 1915 aufzurollen (siehe Schlacht bei Gorlice-Tarnów).

Die russische 12. Armee konnte sich währenddessen im Raum nördlich Przasnysz bis zum Beginn der deutschen Narew-Offensive Mitte Juli 1915 erfolgreich behaupten. Die russischen Oberbefehlshaber Großfürst Nikolai Nikolajewitsch und Nikolai Russki mussten infolge der Gesamtlage jedoch von weiteren Offensiven gegen Ostpreußen absehen.

Trivia

Zum 100. Jahrestag am 16. Februar 2015 der Schlacht gab es in Przasnysz ein Reenactment mit zahlreichen Statisten.

Weblinks

Commons: Schlachten um Przasnysz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heeresbericht vom 16. Juli 1915
  2. Kurt von Morgen: Meiner Truppen Heldenkämpfe. Berlin 1920, S. 59.
  3. Nach dem Heeresbericht vom 16. Juli 1915 war die Beute: 10000 Gefangene, darunter 57 Offiziere, 36 Geschütze, 14 Maschinengewehre
  4. Kurt von Morgen: Meiner Truppen Heldenkämpfe. Berlin 1920, S. 60.