Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe | |
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Gründung | 1854 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Karlsruhe/Freiburg im Breisgau |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Land | Deutschland |
Rektor | Ernst Caramelle |
Studierende | 307 WS 2012/13[1] |
Website | www.kunstakademie-karlsruhe.de |
Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe ist mit rund 300 Studenten eine der kleineren deutschen Hochschulen für Bildende Kunst. Sie untersteht dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Die Akademieaußenstelle in Freiburg im Breisgau wurde im Oktober 2013 in die Rote Liste Kultur des Deutschen Kulturrates aufgenommen und in die Kategorie 1 eingestuft. Damit ist sie von der Schließung bedroht.
Geschichte der Akademie
Der Ursprung der Kunsthochschule geht auf das Jahr 1854 und die Gründung der Großherzoglich Badischen Kunstschule Karlsruhe durch den damaligen Prinzregenten und späteren Großherzog Friedrich I. von Baden zurück. Erster Direktor war der Düsseldorfer Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer. Sowohl als Pädagoge als auch als Reformer mit verwaltungstechnischen Kenntnissen entwickelte er ein fortschrittliches Lehrprogramm für die „Großherzogliche Kunstschule“. Es wurde nicht nur die im 19. Jahrhundert als avantgardistisch angesehene Landschaftsmalerei gefördert, sondern auch ein breites Angebot künstlerischer Disziplinen angestrebt. Historische Künstlerpersönlichkeiten wie Karl Friedrich Lessing, später Hans Thoma und nach dem Zweiten Weltkrieg Erich Heckel wirkten neben anderen als Lehrer.
Am 1. Oktober 1885 wurde die „Großherzoglichen Malerinnenschule Karlsruhe“[2] unter der Schirmherrschaft von Luise von Preußen eröffnet.[3] Kunstinteressierten Frauen war der Zutritt und somit ein Studium der Kunst an der Großherzoglichen Badischen Kunstschule Karlsruhe verwehrt. 1889 wurde ein Ateliergebäude auf dem Anwesen der Akademie in der Reinhold-Frank-Straße 65 (Westendstraße 65) errichtet, in welchem die Malerinnenschule und die Radierschule untergebracht wurde.[4] Viele Lehrer der Akademie übernahmen auch den Unterricht der Damen. Ab 1919 öffnete sich die Akademie auch allmählich für Frauen und die Malerinnenschule stellte im Jahre 1923 den Unterricht ein.
1920 fusionierte die Kunstschule mit der Kunstgewerbeschule.[5] Besondere Bedeutung erlangte die nun zur „Badischen Landeskunstschule“ umbenannte Akademie als Zentrum der Neuen Sachlichkeit, bevor das nationalsozialistische Regime die Reformbestrebungen unterbrach. Bekannte Künstler dieser Epoche wie Rudolf Dischinger, August Babberger, Karl Hubbuch, Georg Scholz sowie Wilhelm Schnarrenberger wurden bereits Mitte des Jahres 1933 fristlos aus ihrem Lehramt entlassen und ihre Kunstwerke als „entartet“ diffamiert.
Nachdem 1942 Fliegerangriffe große Teile des Akademiegebäudes zerstört hatten und der Lehrbetrieb erheblich eingeschränkt war, wurde der Unterricht 1944 eingestellt. Im Wintersemester 1947/48 fand die Neueröffnung der zunächst „Badischen Akademie der bildenden Künste“ statt. Seit 1956 verfügt die Akademie zudem über eine Außenstelle in Freiburg. 1961 erhielt die als „Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe“ titulierte Hochschule eine Rektoratsverfassung. Gleichzeitig beschloss man im Zuge einer Reform, die angewandten Bereiche nicht mehr in das Lehrangebot aufzunehmen und dieses auf freie Kunst (Malerei, Bildhauerei, Zeichnung) zu konzentrieren. Ausgebildet werden seitdem ausschließlich bildende Künstler und Kunsterzieher für die gymnasiale Oberstufe. Dem ersten gewählten Rektor Gaensslen folgten der Bildhauer Hans Kindermann, die Maler Harry Kögler, Klaus Arnold und ab 1988 der Kunsthistoriker Andreas Franzke. Von Herbst 2000 bis August 2012, über zwei Amtsperioden, leitete der Maler Erwin Gross die Akademie. Ernst Caramelle wurde zum 1. September 2012 zu seinem Nachfolger ernannt. Die jüngst berufenen Professorinnen und Professoren sind: Marijke van Warmerdam, John Bock, Rainer Metzger, Corinne Wasmuht und Daniel Roth.
Studium und Lehre
Lange Jahre galt die Karlsruher Akademie primär als „Malerakademie“. Den Neoexpressionismus der 1980er Jahre vertraten namhaft Georg Baselitz und Markus Lüpertz. Auf dem Lehrplan steht die freie Kunst, also Malerei und Grafik, Bildhauerei und Zeichnung. Ebenso werden Kunsterzieherinnen und -erzieher für die gymnasiale Oberstufe ausgebildet.
Eine Vielzahl von Ateliers bilden die Werkstätten für Lithographie, Siebdruck, Radierung, Stein-, Metall- sowie Gipsbearbeitung.
Die Ausbildung der rund 300 Studierenden findet im gemeinsamen Klassenverband statt. Theoretische Lehrveranstaltungen der Kunstgeschichte und -didaktik sowie Gastvorträge ergänzen das praktische Studium.
Bekannte Professoren und ehemalige Studenten
- Peter Ackermann (1934–2007), deutscher Maler und Grafiker
- Hiromi Akiyama (1937–2012), japanischer Bildhauer
- Horst Antes (* 1936), deutscher Maler und Grafiker
- Leopold Armbruster (1862–1936), deutscher Bildhauer
- Klaus Arnold (1928–2009), deutscher Maler und Bildhauer
- Hermann Baisch (1846–1894 in Karlsruhe), deutscher Landschafts- und Tiermaler (Professor ab 1880)
- Stephan Balkenhol (* 1957), deutscher Bildhauer (Professor seit 1992)
- Georg Baselitz (* 1938), deutscher Maler und Bildhauer
- Heinrich Bauser (1858–?), deutscher Bildhauer
- Silvia Bächli (* 1956), Schweizer Zeichnerin
- John Bock (* 1965), deutscher Konzept- und Aktionskünstler (Professor seit 2004)
- Otto Richard Bossert (1874–1919), deutscher Grafiker und Maler
- Hans Adolf Bühler (1877–1951), deutscher Maler
- Paul Eduard Crodel (1862–1928), deutscher Maler
- Walter Conz (1872–1947), deutscher Maler und Radierer
- Adolf des Coudres (1862–1924), deutscher Landschaftsmaler
- Ludwig Des Coudres (1820–1878), deutscher Historien- und Porträtmaler (Professor ab 1855)
- Karl Deppert (1897–1988), deutscher Maler und Lyriker
- Helmut Dorner (* 1952), deutscher Maler
- Peter Dreher (* 1932), deutscher Maler
- Friedrich Fehr (1862–1927), deutscher Maler
- Albert Fessler (1908–1978), Maler und Kunstpädagoge
- Hans Fischer-Schuppach (1906–1987), deutscher Maler und Zeichner der klassischen Moderne
- Andreas Franzke (* 1938), deutscher Kunsthistoriker
- Rolf Gentz (* 1939), deutscher Maler und Bildhauer
- Walter Georgi (1871–1924), deutscher Maler und Illustrator (Professor von 1908 bis 1919)
- Friedrich Gerhardt (1828–1921), Genremaler und Maltechniker (Student ab 1854)
- Artur Graf (1911–1989), deutscher Maler
- Arthur Grimm (1883–1948), deutscher Landschaftsmaler
- Erwin Gross (* 1953), deutscher Maler (Student bis 1980, Professor seit 1989, Rektor 2000 bis 2012)
- Hermann Haas (1878–1935), deutscher Keramiker und Maler
- Leo Haas (1901–1983), deutscher Maler, Grafiker, Zeichner und Karikaturist
- Gretel Haas-Gerber (1903–1998), deutsche Malerin und Zeichnerin
- Albrecht von Hancke (* 1924), deutscher Maler und Zeichner
- Arminius Hasemann (1888–1979), deutscher Bildhauer und Grafiker
- Wilhelm Hasemann (1850–1913), deutscher Maler
- Theobald Hauck (1902–1980), deutscher Bildhauer
- Albert Haueisen (1872–1954), deutscher Maler
- Harald Häuser (* 1957), deutscher Künstler
- Axel Heil (* 1965), deutscher Mixed Media Künstler (Student bis 1990, Professor ab 2002)
- Wilhelm Hempfing (1886–1948), deutscher Kunstmaler
- Joachim Heusinger von Waldegg (* 1940), deutscher Kunsthistoriker (Professor von 1984 bis 2006)
- Ernst Hildebrand (1833–1924), deutscher Historien- und Porträtmaler (Professor ab 1875)
- Franz Xaver Hoch (1869–1916), deutscher Landschaftsmaler
- Karl Hofer (1878–1955), deutscher Maler
- Leni Hoffmann (* 1962), deutsche Malerin und Bildhauerin
- Karl Hubbuch (1891–1979), deutscher Maler und Lithograf
- Raimer Jochims (* 1935), deutscher Maler
- Leopold von Kalckreuth (1855–1928), deutscher Maler
- Alexander Kanoldt (1881–1939), deutscher Maler
- Ferdinand Keller (1842–1922), deutscher Maler
- Ludwig Kern (1902–1942), deutscher Bildhauer
- Per Kirkeby (* 1938), dänischer Maler, Bildhauer und Architekt
- Heinrich Kley (1863–1945), deutscher Zeichner und Illustrator
- Gustav Kluge (* 1947), deutscher Maler
- Julius Koch (1882–1952), deutscher Maler und Graphiker
- August Kutterer (1898–1954), deutscher Maler
- David D. Lauer (1939–2014), deutscher Bildhauer
- Max Laeuger (1864–1952), deutscher bildender Künstler
- Wilhelm Loth, (1920–1993), deutscher Bildhauer
- Emil Lugo (1840–1902), deutscher Maler und Grafiker
- Markus Lüpertz (* 1941), deutscher Maler und Grafiker
- Ruth Meisner (1902–1973), deutsche Bildhauerin, Keramikerin und Malerin
- Hermann Moest (1868–1945), deutscher Aktmaler
- Willi Münch-Khe (1885–1960), deutscher Maler, Grafiker und Kunstgewerbler
- Wolf Pehlke (1955–2013), deutscher Künstler und Autor
- Robert Poetzelberger (1856–1930), österreichischer Maler, Bildhauer und Kunstprofessor (Professor von 1892 bis 1899)
- Caspar Ritter (1861–1923), deutscher Maler
- Carl Röchling (Maler) (1855–1920), deutscher Maler und Illustrator
- Daniel Roth (* 1969), deutscher Maler (Student bis 1997, Professor ab 2007)
- Helmut Rußwurm (1911–1995) deutscher Maler und Graphiker
- Michel Sauer (* 1949), deutscher Bildhauer
- Wilhelm Sauter (1896–1948), deutscher Maler und Zeichner
- Georg Scholz (1890–1945), deutscher Maler
- Gustav Schönleber (1851–1917), deutscher Maler (Professor von 1880 bis 1917)
- Georg Schreyögg (1870–1934), deutscher Bildhauer (Professor von 1920 bis 1932)
- Emil Schumacher (1912–1999), deutscher Maler
- Ernst Schurth (1848–1910)
- Bernhard Studer (1832–1868), Schweizer Maler
- Klaus Theweleit (* 1942), deutscher Kunsttheoretiker
- Hans Thoma (1839–1924), deutscher Maler
- Eduard Trautwein (1893–1978), deutscher Maler
- Wolfgang Trust (1926–1986), deutscher Bildhauer und Grafiker
- Wilhelm Trübner (1851–1917), deutscher Maler
- Christoph Voll (1897–1939), deutscher Bildhauer und Grafiker
- Hermann Volz (1897–1919), Bildhauer (Professor von 1880 bis 1919)
- Emil Wachter (1921–2012), deutscher bildender Künstler
- Holger Walter (* 1968), deutscher Bildhauer und Zeichner[6]
- Emil Rudolf Weiß (1875–1942), deutscher Typograf, Grafiker, Maler, Lehrer und Dichter (Student von 1893 bis 1896)
- Herbert Wetterauer (* 1957), deutscher Maler und Bildhauer
- Else Winnewisser (* 1937), deutsche Malerin
- Michael Witlatschil (* 1953), deutscher Bildhauer
- Wladimir Lukianowitsch von Zabotin (1884–1967), ukrainisch-deutscher Maler
Lage
Die Räume sind in Karlsruhe über vier Standorte verteilt – das Hauptgebäude in der Reinhold-Frank-Straße (Weststadt), der sogenannte Bildhauergarten mit seinen Gebäuden in der Bismarckstraße und das Schloss Scheibenhardt am Stadtrand. Verwaltung und Bibliothek befinden sich in einer Gründerzeitvilla in der Nähe des Hauptgebäudes. Außerdem verfügt die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe über eine Außenstelle in Freiburg im Breisgau.
Literatur
- Axel Heil, Harald Klingelhöller (Hrsg.): 150 Jahre. Die Geschichte der Kunstakademie Karlsruhe in Bildern und Texten. Swiridoff, 2004. ISBN 3-89929-045-3.
- Vereinigung der Freunde der Kunstakademie Karlsruhe e. V. (Hrsg.): Festschrift zum 125-jährigen Bestehen. C.F.Müller Verlag GmbH, Karlsruhe 1979. Ohne ISBN.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Bundesamt: Studierendenzahlen Studierende und Studienanfänger/-innen nach Hochschularten, Ländern und Hochschulen, WS 2012/13, S. 66-113 (abgerufen am 3. November 2013)
- ↑ „IX. Jahresbericht“ der Malerinnenschule 1893/94
- ↑ Luise von Preußen, auf ka.stadtwiki.net
- ↑ Ateliergebäude, Malerinnenschule, Radierschule, Ansicht der Nord- und Ostfront in der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 26. Juli 2015
- ↑ Stadt Karlsruhe – Stadtarchiv (Hrsg.): Karlsruhe. Die Stadtgeschichte. Badenia, Karlsruhe 1998, ISBN 3-7617-0353-8, S. 447.
- ↑ Atelier Holger Walter
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