William Wallace

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William Wallace (historisierende Darstellung des 17./18. Jahrhunderts)
William Wallace (Kupferstich des 18. Jahrhunderts)

Sir William Wallace von Elderslie, in mittelalterlichem Gälisch: „Uilliam Uallas“; modernem Gälisch: „Uilleam Uallas“; Lateinisch: „Guillelmus Walois de Scotia miles“; Französisch: „William Walleys“ (* um 1270 in Elderslie bei Paisley in Schottland; † 23. August 1305 in London), war ein schottischer Freiheitskämpfer.

Person

Das Geburtsdatum von Wallace und sein Geburtsort sind nicht eindeutig geklärt. Wallace soll zwischen 1270 und 1280 geboren sein. In einem Geschichtswerk des 16. Jahrhunderts, History of William Wallace and Scottish Affairs, wird das Geburtsjahr mit 1276 angegeben. Auch über den Geburtsort gibt es verschiedene Aussagen, traditionell überliefert ist Elderslie in der Nähe von Johnstone in Renfrewshire, alternativ wird seine Herkunft aus Ellerslie in Ayrshire behauptet. Gegen Ellerslie wird dabei ins Feld geführt, dass es erst im 19. Jahrhundert erwähnt wird (als Bergbausiedlung), während Elderslie deutlich früher erwähnt wurde. Fest steht lediglich, dass sein erster Kampf im Umkreis von je dreißig Meilen um beide Siedlungen stattfand.

William-Wallace-Standbild an der Scottish National Portrait Gallery, Edinburgh

Der Historiker Norman Davies hält es für möglich, dass er aus einer cumbrischen Familie des ehemaligen Königreichs Strathclyde entstammt, da sein Nachname Wallace (Uallas) Waliser bedeutet.[1] Die Feststellung des Namens seines Vaters ist ebenso nicht eindeutig, tradiert wird er als Malcolm Wallace, jedoch steht auch der kürzlich durch einen Siegelfund bestätigte Ritter David Wallace aus dem Gefolge von James Steward zur Disposition, der aus Riccarton bei Galston in Ayrshire stammte. Mit der Abstammung von Letzterem wird auch die Version der Herkunft aus Ellerslie gestützt.

Eine gewisse Zeit seiner Jugend verbrachte er bei seinem Onkel Argheim, einem Kleriker, in Cambuskenneth Abbey bei Stirling. Dort lernte er vermutlich auch lesen und schreiben. Statt der wohl für ihn vorgesehenen Karriere als Geistlicher schlug Wallace einen anderen Weg ein, von dem kaum Informationen überliefert sind. Es wird vermutet, er habe als Soldat in englischen Diensten gestanden, was jedoch durch seine ausgeprägte Ablehnung Englands unwahrscheinlich erscheint. Diese Abneigung könnte darauf zurückgehen, dass sein mutmaßlicher Vater Malcolm Wallace von englischen Truppen ermordet wurde.

Über Wallace’ Körpergröße wird spekuliert. Berichten zufolge betrug seine Körpergröße 2 Meter[2] und lag damit etwa 48 Zentimeter über der Durchschnittkörpergröße eines männlichen Erwachsenen von 1,52 Metern im 13. bzw. 14. Jahrhundert.

Historische Bedeutung

Blick von Stirling Castle auf die Stadt und das Wallace-Monument

William Wallace rief das Volk gegen Edward I. von England („Edward Longshanks“) auf, der die Oberherrschaft über Schottland beanspruchte und den schottischen König John de Balliol 1296 zur Abdankung gezwungen hatte. Wallace fügte am 11. September 1297 in der Schlacht von Stirling Bridge den englischen Truppen eine vernichtende Niederlage zu, verjagte sie aus Schottland und verfolgte sie bis nach Nordengland. Aus dieser Zeit, nämlich vom 11. Oktober 1297, stammt die einzige erhaltene Urkunde, die auf William Wallace als Aussteller zurückgeht und mit der er den Hansestädten Hamburg und Lübeck freien Verkehr mit allen schottischen Häfen zusagte. Sie wird im Archiv der Hansestadt Lübeck verwahrt.[3] Nach dem Sieg über England als Ritter zum Guardian of Scotland ernannt, wurde er aber am 22. Juli 1298 von Eduard in der Schlacht von Falkirk besiegt. Hiernach hielt er sich wahrscheinlich zeitweise in Frankreich auf.

Hinrichtung

Diese Tafel wurde am Ort seiner Hinrichtung aufgestellt

Sir William Wallace wurde gegen eine hohe Belohnung von Sir John de Menteith verraten, dem Burgherrn von Dumbarton Castle. Gefangen genommen wurde Wallace am 5. August 1305 in Robroyston bei Glasgow. Kurz darauf wurde er an ein Pferd gebunden und auf einer zweiwöchigen Reise nach London verschleppt. Dort wurde er des Hochverrats angeklagt und zum Tode durch Hängen, Ausweiden, Vierteilen verurteilt, weil er sich weigerte, Edward seine Treue zu schwören. Dies war bis ins frühe 19. Jahrhundert in Großbritannien die festgeschriebene Strafe für Verrat am König. Die Hinrichtung fand am 23. August 1305 statt. An ein Pferd angebunden musste er mehrere Stunden lang nackt durch die Straßen Londons laufen, während die Bewohner ihn mit Steinen bewarfen.

Anschließend wurde Wallace zuerst fast bis zum Tode gehängt, dann noch lebend kastriert und ausgeweidet – die entfernten Körperteile und Innereien wurden vor den Augen des Verurteilten und der Zuschauer verbrannt. Der Legende nach soll er noch unter der Folter seinen Peinigern zugerufen haben, dass er Schotte sei und Longshanks nicht als seinen König anerkenne, bevor er schließlich seinen Qualen erlag. Schriftlich überliefert sind die Worte: „Ihr englischen Hunde ihr, verweichlichte Huren seid ihr, küsst meinen schottischen Hintern und seid stolz darauf, dies tun zu können, etwas Besseres kann einem jämmerlichen Engländer nicht passieren!“ Wallace’ Körper wurde zerstückelt: Seine Arme und Beine wurden als Abschreckung nach Newcastle, Berwick-upon-Tweed, Stirling und Perth geschickt. Sein Kopf wurde auf der London Bridge aufgespießt.

Eine Gedenktafel am St Bartholomew’s Hospital in Smithfield (London) erinnert an den Ort seiner Hinrichtung.

Würdigungen

Das Wallace-Monument

Das Wallace-Monument ist ein 67 Meter hoher Turm, der 1869 bei Stirling zum Gedenken an den schottischen Nationalhelden errichtet wurde. Das Monument ist heute eine wichtige Touristenattraktion. Dort ist auch das Schwert zu sehen, das William Wallace geführt haben soll. Der Legende nach soll er mit diesem Schwert 50 berittene Soldaten nacheinander getötet haben.

Patriotische Schotten verehren den Volkshelden und Märtyrer[4] dagegen an beschaulicheren Orten, etwa dem Caledonian Temple of Fame[5] oberhalb von Dryburgh/Scottish Borders.

Rezeption

Das Gedicht The Wallace von Blind Harry von 1477 schildert sein Leben mit einigen Freiheiten und war sehr populär.

Das Leben William Wallace’ war Vorlage für den US-amerikanischen Spielfilm Braveheart von 1995 mit Mel Gibson in der Titelrolle. Dieser Film enthält jedoch aus dramaturgischen Gründen eine Reihe historischer Ungenauigkeiten.

Ebenso wird William Wallace im Spiel Age of Empires II Tribut gezollt. Dort bekommt der Spieler in einer Lernkampagne um den Freiheitskämpfer die Spielmechanismen erklärt.

Im Spiel Medieval 2: Total War tritt William Wallace in der sogenannten „Britannia-Kampagne“ in Erscheinung; in dieser führt er als schottischer Freiheitskämpfer gut gerüstete Bauerntruppen an.

Im PC-Spiel Highland Warriors ist William Wallace eine der Hauptfiguren; ihm ist eine eigene Kampagne über 8 Missionen gewidmet.

Der Song The Clansman aus dem Album Virtual XI (1998) der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden ist „aus der Sicht“ von William Wallace geschrieben.

Die deutsche Heavy-Metal-Band Grave Digger widmete Wallace auf ihrem Konzept-Album über die schottische Geschichte, Tunes of War, den Song William Wallace (Braveheart).

Literatur

  • Blind Harry: The Wallace (auch als Blind Harry’s Wallace bezeichnet). Dieses Buch gilt bis heute als schottisches Nationalepos und ist eines der meistgelesenen literarischen Werke Schottlands. Es ist die einzige literarische Quelle über William Wallace und wurde knapp 150 Jahre nach dessen Tod geschrieben.
  • Pete Armstrong: Stirling Bridge & Falkirk 1297–98. William Wallace’s rebellion (= Osprey Military Campaign Series 117). Osprey Publishing, Oxford 2003, ISBN 1-84176-510-4.
  • G. W. S. Barrow: Wallace, William. In: Lexikon des Mittelalters. Band 8: Stadt (Byzantinisches Reich) bis Werl. Studienausgabe. Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01742-7, Sp. 1979–1980.
  • D. J. Gray: William Wallace. The King’s Enemy. 1. edition, reprinted. Robert Hale, London 1996, ISBN 0-7090-4329-5.
  • James Mackay: William Wallace. Brave Heart. Reprinted edition. Mainstream Publishing, Edinburgh u. a. 1996, ISBN 1-85158-823-X.
  • John Watney: William Wallace. Braveheart. Jarrold Publishing, Norwich 1997, ISBN 0-85372-848-8.
  • E. G. Spitzer: Wallace – Der Freiheit allein. Ellerslie, Stuttgart 2012, ISBN 978-1-4775-4989-6.

Weblinks

Commons: William Wallace – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Norman Davies: Verschwundene Reiche. Die Geschichte des vergessenen Europa. Theiss, Darmstadt 2013, S. 95 f.
  2. William Wallace, Scottish Hero
  3. Anglicana 12a, Edition: Lübeckisches Urkundenbuch, Band 1, Lübeck 1843 (Digitalisat), Nr. DCLXVIII, S. 599f., Abbildung, siehe auch Lübecker Nachrichten vom 21. September 2010
  4. William Wallace. In: The Biography Channel
  5. schottlandportal.de
VorgängerAmtNachfolger
keine direkten VorgängerGuardian of Scotland
1297–1298
Mitregent:
Andrew de Moray (1297)
Robert the Bruce,
John III. Comyn