Wympel R-77
Wympel R-77 | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Luft-Luft-Lenkwaffe |
Heimische Bezeichnung | R-77 |
NATO-Bezeichnung | AA-12 Adder |
Herkunftsland | Sowjetunion / Russland |
Hersteller | Wympel |
Entwicklung | 1982 |
Indienststellung | 1991 |
Einsatzzeit | im Dienst |
Technische Daten | |
Länge | 3,60 m |
Durchmesser | 200 mm |
Gefechtsgewicht | 175 kg |
Spannweite | 700 mm |
Antrieb | Feststoffrakete |
Geschwindigkeit | Mach 3 |
Reichweite | 55 km[1] |
Dienstgipfelhöhe | 25 km |
Ausstattung | |
Lenkung | Trägheitsnavigation & Datenlink |
Zielortung | aktive Radarzielsuche, SARH oder HOJ |
Gefechtskopf | 22 kg Continuous Rod |
Zünder | Aufschlagzünder & Annäherungszünder |
Listen zum Thema |
Die Wympel R-77 (Nato-Codename: AA-12 „Adder“; Exportbezeichnung: RWW-AE oder AAM-AE) ist eine mit Aktivradar gelenkte russische Luft-Luft-Rakete mittlerer Reichweite, die noch in der Sowjetunion entwickelt wurde.
Entwicklung
Die Entwicklung der R-77 begann im Jahre 1982 beim „Molnija OKB“ in der Ukraine und trug dort die Bezeichnung „Erzeugnis 170“. Mit den Flugtests wurde bereits 1984 begonnen. Ihre Exportbezeichnung, RWW-AE, bedeutet Raketa Wosduch-Wosduch, Aktiwnaja, Eksportnaja (Luft-Luft-Lenkflugkörper Aktivradar Exportversion). Öffentlich bekannt wurde die Rakete im Februar 1991, als sie in der weißrussischen Hauptstadt Minsk präsentiert wurde. Die westliche Fachpresse gab der Waffe schnell den Spitznamen „AMRAAMSki“, da ihr Einsatzprofil als BVR-Luftkampfrakete mit aktiver Radarsuche dem der amerikanischen AIM-120 AMRAAM stark ähnelte. Bis 1994 wurden insgesamt 200 Lenkwaffen produziert und ausgeliefert.
Varianten
Die Versionsgeschichte der R-77 ist relativ undurchsichtig, da viele Varianten nur das Entwurfs- oder Prototypstadium erreicht haben. Es folgt eine Aufzählung einiger bekannter Modifikationen und Modernisierungen.
- R-77 (RWW-AE)
- Sowjetische Basisvariante des Lenkflugkörpers.
- R-77M (K-77M)
- Auch als Isdelje 180 bekannte Version mit gesteigerter Reichweite, und einem Startgewicht von 185 kg. Die Ruder wurden für die Waffenschächte der MiG-MFI klappbar gestaltet. Über den Verbleib ist nichts bekannt.
- R-77M1 (K-77ME)
- Die auch als Isdelje 180-BD bekannte Version stellte eine verbesserte Version im Projektstadium dar.
- R-77M-PD (RWW-AE-PD)
- Diese Variante wurde mit einem Ramjet-Antrieb versehen, der Reichweiten von bis zu 160 km ermöglichen soll. Erste Designstudien wurden 1989 laut Hersteller abgeschlossen. Da staatliches Geld fehlte, ging man zur weiteren Entwicklung ein Joint Venture mit MBDA ein (siehe MBDA Meteor). Laut Wympel endete die Entwicklung 1994. Ob die Rakete jemals die Einsatzreife erreicht hat, ist nicht bekannt.
- R-77-SRK (RWW-AE-SRK)
- Diese Variante mit verdicktem Flugkörper wurde für den Einsatz als Flugabwehrrakete modifiziert. Sie ist mit Schubvektorsteuerung und vergrößertem Feststofftriebwerk modifiziert worden. Sie wird seit 2005 angeboten und aus einem VLS-System gestartet.
- R-77E (RWW-AE-E)
- Variante für den Export.
- R-77MT (RWW-AE-MT)
- Diese Variante wurde mit einem Infrarot-Sucher ausgestattet; die genaue Bezeichnung und der Status sind unbekannt.
- R-77-SD (RWW-SD)
- Diese verbesserte Variante mit einer Reichweite von 110 km ist 2009 mit der MiG-29M angeboten worden. Sie ist mit einem Trägheitsnavigationssystem ausgerüstet und kann mit Zielkorrekturen via Funk bis zur Ausschaltung des Bordradars geleitet werden.[2]
Beschreibung
Die R-77 ist im Wesentlichen wie eine konventionelle Lenkwaffe aufgebaut: Sie besteht aus einem Suchsystem, einer Steuerungseinheit, einem Gefechtskopf und einem Triebwerk. Sie ist allerdings die erste russische Lenkwaffe, die über ein bordeigenes aktives Radarsystem verfügt. Daher zählt sie zu den Fire-and-Forget-Waffen. Ein besonderes Merkmal sind die vier Gitterflossen am Heck, die ein wenig an einen Kartoffelstampfer erinnern. Durch diese Struktur konnte die Lenkwirkung gegenüber konventionellen Steuerflächen deutlich erhöht werden, was zu einer Steigerung der Wendigkeit führte. Allerdings erzeugt diese Konstruktion auch einen erheblich größeren Luftwiderstand, wodurch sich die Reichweite gegenüber Raketen mit normalen Kontrollflächen zwangsläufig verringerte.
Das Radarsystem wird von dem russischen Konzern Agat hergestellt. Es arbeitet auf Basis des Doppler-Monopuls-Konzepts im Frequenzbereich von 10 bis 20 GHz und kann Ziele mit einem Radarquerschnitt von 5 m² auf eine Distanz von 16 km erfassen. Der angebundene Datenlink für den Empfang von Korrektursignalen besitzt eine Reichweite von bis zu 50 km, wenn die Daten von dem Feuerleitsystem der MiG-29 stammen. Das System ist ohne Radom 60,4 cm lang und wiegt ohne diesen etwa 16 kg. Der Radom selbst kann hohen Temperaturen nur unzureichend widerstehen, weshalb die Höchstgeschwindigkeit der Rakete auf etwa Mach 3 limitiert ist, um so die Reibungshitze entsprechend zu reduzieren.[3] Das Radarsystem besitzt einen sogenannten „look-down“ (dt. etwa: „nach unten schauen“) Modus, wodurch es auch Ziele vor dem Hintergrund von Bodencluttern orten kann, wobei sich diese höchstens zehn Kilometer unter der Flughöhe der Rakete befinden dürfen.
Die R-77 navigiert während der Marschflugphase mittels ihres Trägheitsnavigationssystems, das die vermutete Position des Zieles anfliegt. Das Radar der Trägerplattform kann der Rakete auch kontinuierlich aktualisierte Kursdaten zur Verfügung stellen, wenn es noch auf das Ziel aufgeschaltet ist und der Pilot weiterhin auf dieses zufliegt. Bei einer vorausberechneten Entfernung von 20 bis 25 km aktiviert die Rakete dann ihr eigenes Radarsystem, um das Ziel aufzufassen und autonom zu bekämpfen.
Plattformen
An einer AKU-170E-Startschiene kann der R-77-Lenkflugkörper von folgenden Kampfflugzeugen aus eingesetzt werden:
- Mikojan-Gurewitsch MiG-31BM „Foxhound“
- Mikojan-Gurewitsch MiG-29S „Fulcrum-C“
- Mikojan-Gurewitsch MiG-29M (MiG-33) „Fulcrum-F“
- Mikojan-Gurewitsch MiG-35 „Super-Fulcrum“
- Suchoi Su-27SKM „Flanker-B“
- Suchoi Su-30MKI „Flanker-C“
- Suchoi Su-34 „Fullback“
- Suchoi T-50
Verbreitung[4][5][6]
- Algerien - 400
- Volksrepublik China - 1500
- Eritrea Anzahl unbekannt
- Indien - 1600
- Indonesien Anzahl unbekannt
- Jemen - 100
- Vietnam Anzahl unbekannt
- Malaysia - 150
- Peru Anzahl unbekannt
- Russland Anzahl unbekannt
- Ukraine Anzahl unbekannt
- Venezuela - 400
Technische Daten
Kenngröße | Daten |
---|---|
Hersteller | Wympel NPO |
Länge | 3,6 m |
Startgewicht | 175 kg |
Durchmesser | 0,2 m |
Spannweite | 0,7 m |
Maximale Geschwindigkeit | ca. Mach 3 [3][7] |
Antrieb | einstufiger Feststoff-Raketenmotor |
Maximale Flugzeit | 100 Sekunden [3] |
Reichweite laut Rosoboronexport [7] | 50 km (Jäger), bzw. 70 km (Bomber) |
Reichweite laut FAS[8] | ca. 50 km; max. 90–100 km |
Reichweite laut Jane's [3] | ca. 75 km |
Reichweite laut Sinodefence.com [9] | 50–80 km |
Reichweite laut Encyclopedia Astronautica [10] | max. 90 km |
Minimale Einsatzdistanz | 0,3 km [3][7] |
Maximale Flughöhe | 25[7]–30[3] km |
Minimale Flughöhe | 0,02 km [3][7] |
Maximale Ziel-Manöver | 9g [7] |
Lenkung | INS, Datenlink, Aktiv, HOJ |
Gefechtskopf | 22 kg HE-FRAG, Continuous Rod [3][7] |
Zündung | Laser-Annäherungs- und Aufschlagzünder |
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Yefim Gordon: Soviet/Russian Aircraft Weapons since World War Two. Midland Publications, 2004
- ↑ http://eng.ktrv.ru/production_eng/323/503/567/
- ↑ a b c d e f g h Jane's Air-Launched Weapons 2002
- ↑ Trade Register auf sipri.org, Abgerufen am 5. Dezember 2013 (englisch)
- ↑ Jahresberichte Tactical Missiles Corporation (KTRV), abrufbar unter [1].
- ↑ Duncan Lennox: Jane’s Air Launched Weapons Systems Edition 2003. Jane’s Information Group.
- ↑ a b c d e f g Rosoboronexport – Aerospace Systems Export Catalogue 2005
- ↑ Federation of American Scientists – AA-12 ADDER / R-77, Zugriff am 16. Mai 2008
- ↑ Sinodefence.com – R-77 (AA-12) MEDIUM-RANGE AIR-TO-AIR MISSILE, Zugriff am 16. Mai 2008
- ↑ Encyclopedia Astronautica – R-77, Zugriff am 16. April 2008