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„Claus Schenk Graf von Stauffenberg“ – Versionsunterschied

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Version vom 15. November 2007, 13:53 Uhr

Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg (* 15. November 1907 in Jettingen, Bayern; † 21. Juli 1944 in Berlin; kurz Claus Stauffenberg bzw. abgekürzt Claus Schenk Graf v. Stauffenberg) war ein deutscher Offizier während des Zweiten Weltkriegs und eine der zentralen Figuren des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus.

Er führte persönlich das gescheiterte Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler aus und war als Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres entscheidend an der anschließenden Operation Walküre beteiligt, dem Staatsstreichversuch, der noch am selben Tag scheiterte. Stauffenberg war ein konservativer Patriot und sympathisierte zunächst mit den nationalistischen und revisionistischen Aspekten des Nationalsozialismus, bevor er wegen des verbrecherischen Charakters und der zunehmend inkompetenten Kriegführung des nationalsozialistischen Regimes zum aktiven Widerstand fand.

Datei:Von Moltke.jpg
Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf einer deutschen Briefmarke anlässlich seines 100. Geburtstages 2007

Leben

Kindheit und Jugend

Stauffenberg wurde in Jettingen im bayerischen Schwaben bei Burgau zwischen Augsburg und Ulm als dritter Sohn in die süddeutsche, katholische Adelsfamilie Stauffenberg geboren. Seine Eltern waren Alfred Schenk Graf von Stauffenberg, der letzte Oberhofmarschall des Königs von Württemberg, und Caroline geb. Gräfin von Üxküll-Gyllenband. Über seine Mutter hatte er auch preußische Vorfahren. Dazu gehörte der preußische Heeresreformer August Graf Neidhardt von Gneisenau. Prägend für seine Beteiligung am Widerstand war unter anderem auch sein Onkel, Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenband. Ebenfalls eine bemerkenswerte Persönlichkeit war seine Tante, Alexandrine Gräfin von Üxküll-Gyllenband, Oberin des Deutschen Roten Kreuzes.

Seine Kindheit verbrachte er vor allem in der Landeshauptstadt Stuttgart und am Sommersitz der Familie in Albstadt-Lautlingen (heute Museum) zusammen mit den zwei Jahre älteren Zwillingsbrüdern Berthold und Alexander. Auch Claus hatte einen Zwillingsbruder, Konrad Maria, der aber am Tag nach der Geburt verstarb.

Nach dem Besuch des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart wurde er im Bund der Neupfadfinder vom Reichsmystizismus beeinflusst. Später gehörte er mit seinen Brüdern zum engeren Freundeskreis um Stefan George und seiner elitären Opposition conservatrice. Stauffenberg war sehr gebildet und begeisterte sich für Literatur. Trotz dieses Interesses und seiner schwachen Gesundheit entschied er sich für eine Karriere beim Militär.

Werdegang beim Militär

Stauffenberg trat, nachdem er am 5. März 1926 sein Abitur bestand, in die Reichswehr ein. Seinen Dienst begann er im traditionsreichen Reiterregiment 17 in Bamberg (Bamberger Reiter), in das er als Fahnenjunker aufgenommen wurde. Hier hatte er ein Jahr zu dienen, ehe er 1927 zur Infanterie-Schule nach Dresden kommandiert wurde. Alle Offizieranwärter mussten hier ein Jahr der Ausbildung verbringen. 1928 wurde er an die Kavallerieschule in Hannover versetzt. Danach ging er zu seinem Regiment nach Bamberg zurück, wo er, nachdem er im Jahre 1929 die Offiziersprüfung abgelegt hatte, am 1. Januar 1930 zum Leutnant befördert wurde. Die Offiziersprüfung schloss er als Jahrgangsbester ab.

Bei der Reichspräsidentenwahl im April 1932 sprach sich Stauffenberg gegen Paul von Hindenburg und für Adolf Hitler aus, dessen Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 er ausdrücklich begrüßte. Stauffenberg war an der militärischen Ausbildung der Mitglieder der Sturmabteilung (SA) beteiligt und organisierte die Übergabe von Waffendepots an die Reichswehr.

Am 26. September 1933 heiratete er in Bamberg Nina Freiin von Lerchenfeld. Sie lebte zuletzt in der Nähe von Bamberg und hatte sich sehr für das alte Bamberg engagiert. Mit ihr hatte er fünf Kinder: Berthold, Heimeran, Franz-Ludwig, Valerie und Konstanze. Seine Frau verstarb am 2. April 2006 im Alter von 92 Jahren in Kirchlauter bei Bamberg.

Karriere im Nationalsozialismus

1934 wurde Stauffenberg als Bereiter-Offizier an die Kavallerie-Schule Hannover versetzt. In Hannover qualifizierte er sich durch seine Studien über moderne Waffen (Panzer und Fallschirmjäger). Später wandte er sich allerdings der Rolle des Pferdes in der militärischen Verwendung zu. Am 1. Oktober 1936 wurde Stauffenberg zur Generalstabsausbildung an die Kriegsakademie in Berlin-Moabit kommandiert. Am 1. Januar 1937 wurde er zum Rittmeister befördert. Im Juli 1938 wurde er als Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) zum Divisionsstab der 1. leichten Division nach Wuppertal unter Generalleutnant Erich Hoepner kommandiert, mit der er im selben Jahr an der Besetzung des Sudetenlandes teilnahm.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Stauffenberg in der 1. leichten Division (später 6. Panzerdivision) im Polenfeldzug 1939 eingesetzt.

Peter Graf Yorck von Wartenburg, ein weitläufig Verwandter, und Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld baten Stauffenberg, sich zum Adjutanten Walther von Brauchitschs, des Oberbefehlshabers des Heeres, ernennen zu lassen, um an einem Umsturzversuch teilnehmen zu können. Stauffenberg lehnte ab. 1940 nahm er als Generalstabsoffizier an der Westoffensive gegen Frankreich teil. Danach wurde er in die Organisationsabteilung des Oberkommandos des Heeres versetzt. Im Dezember 1941 hieß Stauffenberg die Vereinheitlichung der Befehlsgewalt des Oberbefehlshabers des Heeres und des Obersten Befehlshabers der Wehrmacht in Hitlers Händen gut.

Als Gruppenleiter der Gruppe II der Organisationsabteilung im Oberkommando des Heeres gehörte er zu den maßgebenden Offizieren, die bewusst auf einen Wandel der Politik in den besetzten Gebieten hinarbeiteten. Besonders im Zusammenhang mit der Kampfführung der in den Kaukasus vordringenden Heeresgruppe A hatte er sich den Fragen der Freiwilligen in den so genannten Ostlegionen zugewandt. Es ging um die Gewinnung von entlassenen Kriegsgefangenen und Überläufern für den Kampf auf deutscher Seite. Hierzu gab seine Abteilung am 2. Juni 1942 Richtlinien für die Behandlung turkestanischer und kaukasischer Soldaten heraus und steuerte im August 1942 die Organisation wie auch den Einsatz der Ostlegionen im Einsatz.

Bis Mitte November 1942 war die 10. Panzerdivision noch an der Besetzung der bis dahin unbesetzten Zone Frankreichs beteiligt. Unmittelbar danach wurde die Division nach Tunis verlegt. Stauffenberg war zwischenzeitlich im Generalstab des Heeres verwendet und war am 1. Januar 1943 zum Oberstleutnant i.G. (im Generalstab) befördert worden. Im März 1943 wurde er als Ia (Erster Generalstabsoffizier der Führungsgruppe) zur 10. Panzerdivision versetzt, die den Rückzug von Generalfeldmarschall Erwin Rommels Armee gegen die in Nordafrika gelandeten Alliierten decken sollte. Bei einem Tieffliegerangriff am 7. April 1943 wurde er schwer verwundet. Er verlor das linke Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken Hand. Zur Genesung kam er nach Lautlingen. Er war Patient des berühmten Chirurgen Ferdinand Sauerbruch.

Sein Dienstgrad war zuletzt Oberst i.G.

Abkehr von Hitler

Zitat:

„Es ist Zeit, daß jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muß sich bewußt sein, daß er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterläßt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen.“

Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Stauffenbergs allmähliche Distanzierung von der nationalsozialistischen Staatsführung begann nach der „Reichskristallnacht“ (9./10. November 1938). Nach dem deutschen Sieg über Frankreich im Frühjahr 1940 begeisterte er sich kurzzeitig erneut für Adolf Hitler, aber nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 überzeugte ihn die Kriegführung im Osten endgültig vom verbrecherischen Charakter des Hitler-Regimes. Insbesondere wegen der Deportation und systematischen Ermordung der Juden, der brutalen Besatzungspolitik, aber auch wegen der unsachgemäßen Führung, die seiner Ansicht nach zwangsläufig in einer militärischen Katastrophe enden musste, wurde er zum entschiedenen Gegner der Nazis und schloss sich, weit vor der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad, dem militärischen Widerstand an.

Datei:Julius Leber.jpg
Der Sozialdemokrat Dr.Julius Leber sollte nach dem Staatsstreich wichtige politische Ämter übernehmen

Stauffenberg war sich dessen bewusst, dass nur die Wehrmacht als einzige von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und vom Sicherheitsdienst (SD) kaum infiltrierte Organisation über die nötigen Machtmittel zum Umsturz verfügte. Wie viele andere Militärs auch, fühlte er sich zunächst durch seinen Treueid an Hitler gebunden. Gemeinsam mit seinem Bruder Berthold und mit den Mitgliedern des Kreisauer Kreises war er an den Entwürfen zu Regierungserklärungen für die Zeit nach dem Umsturz beteiligt. Die Verschwörer legten ihre Ziele auf die Beendigung des Krieges und der Judenverfolgung und auf die Wiederherstellung des Rechtsstaats fest, wie er bis 1933 bestanden hatte. Auf eine angestrebte Staatsform konnten sie sich nicht einigen. Ein Großteil der aus den konservativen Kreisen von Bürgertum, Adel und Militär stammenden Verschwörer lehnte die parlamentarische Demokratie ab, so auch Stauffenberg. Andererseits forderte er die Aufnahme von Sozialdemokraten wie Julius Leber in die neu zu bildende Regierung. Durch Vermittlung seines Cousins Peter Graf Yorck von Wartenburg lernte er Leber kennen, und es entstand ein enges Vertrauensverhältnis.[1] Nach der Verhaftung Lebers Anfang Juli 1944 brach er gegenüber Adam von Trott zu Solz immer wieder in die Worte aus: „Ich hole ihn heraus“; für Lebers Rettung schien kein Preis zu hoch zu sein.[2] Schließlich vertrat er die Ansicht, das Wichtigste sei die Beseitigung des Nazi-Regimes, alles andere werde sich dann finden.

Laut dem Mitverschwörer Hans Bernd Gisevius erstrebte der engere Kreis um Stauffenberg ab 1944 ein Bündnis mit den Kommunisten.[3] Stauffenbergs Vetrauter Julius Leber war aufgrund eines Treffens mit der operativen Leitung der KPD in Deutschland von der Gestapo festgenommen worden. Innerlich stand er Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg sehr nahe.

Operation Walküre

Planung

Sein Überleben nach der schweren Verwundung bestärkte ihn in der Überzeugung, dass er etwas tun müsse, um Deutschland vor der endgültigen Katastrophe zu bewahren. Obwohl eigentlich dienstuntauglich, betrieb er seine Weiterverwendung. Noch im Herbst 1943 meldete er sich nach Berlin und suchte dort bewusst Kontakt zu den Hitlergegnern um General der Infanterie Friedrich Olbricht, den Leiter des Allgemeinen Heeresamtes, und Generalmajor Henning von Tresckow.

Gemeinsam mit General Friedrich Olbricht, Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Henning von Tresckow arbeitete Stauffenberg den Operationsplan Walküre aus. Offiziell diente der Plan der Niederwerfung möglicher innerer Unruhen, etwa bei einem Aufstand der zahlreichen Fremdarbeiter. Stauffenberg und Tresckow fügten dem Plan einige weitere Befehle hinzu, und machten so aus Walküre einen Operationsplan für den Staatsstreich. Er sah vor, die Ermordung Hitlers zunächst einer Gruppe „frontfremder Parteifunktionäre” anzulasten, um damit einen Grund für die Verhaftung der Angehörigen von NSDAP, SS, Sicherheitsdienst und Gestapo zu haben. Die Befehlshaber der Wehrkreiskommandos in ganz Deutschland sollten gleich nach der Auslösung von Walküre entsprechende Befehle erhalten. Das Militär sollte die ausführende Gewalt übernehmen. Für Stauffenberg sahen die Umsturzpläne den Rang eines Staatssekretärs im Reichskriegsministerium vor.

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Generaloberst Ludwig Beck war am Staatsstreich aktiv beteiligt. Nach dessen erfolglosem Ende zum Selbstmord gezwungen

Stauffenberg wurde zum Stabschef des Allgemeinen Heeresamts im Berliner Bendlerblock ernannt, wodurch er Zugang zu den Lagebesprechungen in den Führerhauptquartieren erhielt. Er unterstand Olbricht und baute mit dessen Förderung ein militärisch-oppositionelles Netz auf. Er koordinierte die Attentatspläne mit Carl Friedrich Goerdeler und Generaloberst Ludwig August Theodor Beck und hielt Verbindung zum zivilen Widerstand um Julius Leber, Wilhelm Leuschner sowie zu den Mitgliedern des Kreisauer Kreises, zu dem auch sein Cousin Peter Graf Yorck von Wartenburg gehörte. Nach der Verhaftung Helmuth James Graf von Moltkes im Januar 1944 fanden keine Treffen des Kreisauer Kreises mehr statt. Die Mehrheit der Mitglieder stellte sich Stauffenberg trotz Moltkes Vorbehalte gegen eine Tötung Hitlers zur Verfügung.

Am 1. Juli 1944 wurde er Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres (BdE), Generaloberst Friedrich Fromm. Damit saß er nun gemeinsam mit Olbricht und Mertz von Quirnheim in der Schaltzentrale für die geplante Operation Walküre. Ein heikler Punkt des Plans war, dass Stauffenberg sowohl das Attentat ausführen, als auch von Berlin aus den Staatsstreichversuch leiten musste. Bereits am 11. auf dem Obersalzberg und am 15. Juli im Führerhauptquartier Wolfsschanze versuchte Stauffenberg Adolf Hitler zu töten. Beide Versuche brach er vorzeitig ab, weil entweder Heinrich Himmler und/oder Hermann Göring nicht anwesend waren. Ein drittes Mal sollte der Anschlag unter keinen Umständen verschoben werden.

Attentat und Staatsstreich

Die nächste Gelegenheit ergab sich rein zufällig am 18. Juli, als Stauffenberg für den übernächsten Tag ins Führerhauptquartier bestellt wurde, um dort über geplante Neuaufstellungen von Truppen zu berichten. Die Widerstandsgruppe hatte bereits die Mitglieder einer Nachfolgeregierung bestimmt. Es musste nur noch Hitler „beseitigt“ werden. Stauffenberg flog am 20. Juli um 7:00 Uhr mit seinem Adjutanten Oberleutnant Werner von Haeften von Rangsdorf bei Berlin zum Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg in Ostpreußen.

Da die Besprechung wegen eines geplanten Besuchs von Benito Mussolini unerwartet um eine halbe Stunde vorverlegt wurde, gelang es ihm nur noch, einen von zwei Sprengsätzen mit zwei britischen chemisch-mechanischen Zündern mit einer speziell für ihn angepassten Zange (er besaß nur noch drei Finger an seiner linken Hand) scharf zu machen, worauf er den zweiten (der die Sprengwirkung zweifellos erhöht hätte) nicht in der Aktentasche mitnahm. Dazu kam, dass die Besprechung wegen Fertigstellungsarbeiten nicht wie üblich im Führerbunker, sondern in einer leichter gebauten Baracke stattfand, und die Sprengladung nicht die erhoffte Wirkung entfaltete. Stauffenberg stellte sie etwa zwei Meter entfernt neben einem massiven Tischblock (der wohl die Wirkung weiter abschwächte) ab und verließ unter dem Vorwand, noch einmal telefonieren zu müssen, den Raum. Die Sprengladung detonierte um 12:42 Uhr in der mit 24 Personen gefüllten Lagerbaracke. Aber Hitler und weitere 19 Anwesende überlebten die Detonation.

Stauffenberg und Haeften konnten in dem Tumult nach dem Anschlag die Wolfsschanze rechtzeitig verlassen, warfen die verbleibende Sprengladung auf der Fahrt zum Flugplatz aus dem offenen Wagen und flogen nach Berlin zurück, im festen Glauben, Hitler sei tot. Die Mitverschwörer in Berlin zögerten, den Putschplan umzusetzen, da sie keine eindeutige Nachricht über Hitlers Tod erhalten hatten. Um 15:00 Uhr informierte Stauffenberg vom Flugplatz Rangsdorf aus Olbricht davon, dass Hitler tot sei und begab sich zu Olbricht in den Bendlerblock. Erst jetzt, mehr als zwei Stunden nach dem Attentat, wurde Walküre ausgelöst. Georg und Philipp Freiherr von Boeselager hielten sich bereit, um in diesem Augenblick mit ihren Regimentern auf das „führerlose“ Berlin zu marschieren. Stauffenberg, Olbricht, Mertz von Quirnheim und Haeften ließen Generaloberst Fromm verhaften, der sie bis dahin gedeckt hatte, aber angesichts der unsicheren Nachrichtenlage von einer Beteiligung an dem Umsturzversuch nichts mehr wissen wollte.

Gegen 18:00 Uhr schien es, als würde der Staatsstreich gelingen. In einigen Wehrkreisen liefen die Operationen an. Am späten Abend meldete sich Hitler selbst in einer Rundfunkansprache zu Wort. Die Fernschreiben mit den Walküre-Anweisungen der Verschwörer, die nun in den Wehrkreisen eingingen, wurden nicht mehr befolgt. Die meisten Offiziere verhielten sich wegen der widersprüchlichen Nachrichten abwartend.

Das Ende des Staatsstreichversuches

Gegen 22:30 Uhr verhaftete eine Gruppe regimetreuer Offiziere, unter ihnen Otto Ernst Remer, Stauffenberg und die Mitverschwörer. Generaloberst Fromm gab noch in der Nacht den Befehl, Claus Graf Schenk von Stauffenberg gemeinsam mit Werner von Haeften, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Friedrich Olbricht standrechtlich zu erschießen. Die Exekution fand um 00:15 Uhr im Hof des Bendlerblock statt. Stauffenberg letzte Worte sollen der Ausruf „Es lebe das heilige Deutschland” gewesen sein. Andere Quellen nennen auch: „Es lebe das geheime Deutschland!” oder „Heiliges Deutschland!”, und wieder andere „Es lebe Deutschland!” oder aber „Es lebe unser heiliges Deutschland!”. Am folgenden Tag wurden die Leichen der Erschossenen mit ihren Uniformen und Ehrenzeichen auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin bestattet. Himmler ließ sie ausgraben und ordnete deren Verbrennung an. Ihre Asche wurde über die Rieselfelder von Berlin verstreut.

Die Rache der Nationalsozialisten

Stauffenberg-Gedächtniskapelle in Albstadt-Lautlingen
Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Alten Schloss in Stuttgart

Himmler plante, die Familienmitglieder aus dem Kreis der Verschwörer sowie deren Namen komplett auszulöschen. Die zunächst ins Auge gefasste Blutrache wurde wieder verworfen und stattdessen eine umfangreiche Sippenhaft durchgeführt. Die schwangere Ehefrau Stauffenbergs (Nina) wurde in ein Konzentrationslager deportiert, wo 1945 das fünfte Kind der Familie, Constanze, zur Welt kam. Die Kinder wurden in ein Kinderheim bei Bad Sachsa verbracht, es gab Pläne, sie nationalsozialistischen Familien zur Adoption zu übergeben. Sie erhielten andere Nachnamen (die Stauffenberg-Kinder hießen ab sofort „Meister”) und verblieben dort bis zum Kriegsende.

Auszeichnungen, postume Ehrungen

Verfilmungen

Drama

  • David Sternbach: Stauffenberg - Die Tragödie des 20. Juli 1944, Theaterstück 1984, D. Als Buch im Dieve Verlag; 2. Auflage 1994 ISBN 3927131008. 227 Seiten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Marion Yorck von Wartenburg. Die Stärke der Stille. Erinnerungen an ein Leben im Widerstand.. Moers: Brendow 1998, S. 61.
  2. Clarita von Trott zu Solz. Adam von Trott zu Solz. Eine Lebensbeschreibung. Berlin: Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1994, S. 194.
  3. Hans Bernd Gisevius. Bis zum bittern Ende. II. Band. Zürich: Fretz & Wasmuth 1946, S. 279.
  4. . Vgl. Kretschmann stänkert gegen Cruise bei Spiegel Online

Literatur

  • Ulrich Cartarius: Opposition gegen Hitler: Bilder Texte, Dokumente. Aktualisierte Neuausgabe. Siedler, Berlin 1994, ISBN 3-88680-523-9 (Gesamtdarstellung des Widerstands).
  • Marion Gräfin Dönhoff: Um der Ehre Willen. Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli. Siedler, Berlin 1994, ISBN 3-88680-532-8.
  • Allen Welsh Dulles: Verschwörung in Deutschland. Schleben, Kassel 1949. Engl. Originalausgabe: Germany's Underground. Macmillan, New York 1947.
  • Joachim Fest: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. Siedler, Berlin 1994, ISBN 3-88680-539-5 (Gesamtdarstellung v.a. des militärischen Widerstands).
  • Hans Bernd Gisevius: Bis zum bittern Ende: Vom 30. Juni 1934 zum 20. Juli 1944. Vom Autor bearb. Ausg. Ullstein, Frankfurt am Main und Berlin 1964.
  • Peter Hoffmann: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder. DVA, Stuttgart 1992, ISBN 3-421-06533-0.
  • Joachim Kramarz: Claus Graf von Stauffenberg. 15. November 1907 - 20. Juli 1944. Das Leben eines Offiziers. Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1965.
  • Christian Graf v. Krockow: Eine Frage der Ehre, Stauffenberg und das Hitler-Attentat vom 20. Juli. Rowohlt, Berlin 2004, ISBN 3-499-61494-4.
  • Christian Müller: Oberst i.G. Stauffenberg. Eine Biographie. Droste, Düsseldorf 1970, ISBN 3-7700-0228-8.
  • Arnim Ramm: Kritische Analyse der Kaltenbrunner-Berichte über die Attentäter vom 20. Juli 1944. Ein Beitrag zur Geschichte des militärischen Widerstandes, Tectum Verlag, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8575-6.
  • Bodo Scheurig: Claus Graf von Stauffenberg. Colloquium Verlag, Berlin 1964.
  • Harald Steffahn: Stauffenberg. 3. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-50520-7.
  • Gerd R. Ueberschär: Stauffenberg. Der 20. Juli 1944. S. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-10-086003-9.
  • Wolfgang Venohr: Stauffenberg. Symbol des Widerstands. Herbig, München 2000, ISBN 3-7766-2156-7.
  • Eberhard Zeller: Oberst Claus Graf Stauffenberg. Ein Lebensbild. Schöningh, Paderborn u.a. 1994, ISBN 3-506-79770-0.
  • Eberhard Zeller: Geist der Freiheit. Der zwanzigste Juli. Edition JF, Berlin 2004, ISBN 3-929886-20-0 (Neuauflage, erstmals 1952 erschienen).

Weblinks