Krementschuk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. August 2023 um 05:36 Uhr durch Georg Hügler (Diskussion | Beiträge) (wie russisch). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Krementschuk
Кременчук
Wappen von Krementschuk
Krementschuk (Ukraine)
Krementschuk (Ukraine)
Krementschuk
Basisdaten
Oblast: Oblast Poltawa
Rajon: Rajon Krementschuk
Höhe: 80 m
Fläche: 92,0 km²
Einwohner: 215.271 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 2.340 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 39600–39689
Vorwahl: +380 536
Geographische Lage: 49° 4′ N, 33° 25′ OKoordinaten: 49° 4′ 0″ N, 33° 25′ 0″ O
KATOTTH: UA53020110010031694
KOATUU: 5310400000
Verwaltungsgliederung: 2 Stadtrajone, 4 Dörfer
Verwaltung
Adresse: пл. Перемоги,2 2
39614 м. Кременчук
Website: http://kremen.gov.ua/
Statistische Informationen
Krementschuk (Oblast Poltawa)
Krementschuk (Oblast Poltawa)
Krementschuk
i1

Krementschuk (ukrainisch Кременчук; russisch Кременчуг Krementschug, polnisch Krzemieńczuk) ist eine Handels- und Industriestadt im Süden der zentralukrainischen Oblast Poltawa mit etwa 220.000 Einwohnern.

Sie liegt etwa 300 km südöstlich von Kiew beidseitig des Dnepr und ist administrativ in die zwei Stadtrajone Rajon Awtosawod und Rajon Krjukiw unterteilt. Um das Stadtgebiet herum liegt der Rajon Krementschuk, dessen Verwaltungszentrum die Stadt ist, jedoch selbst kein Teil desselben, sondern direkt der Oblastverwaltung unterstellt. Der Name des Ortes leitet sich von dem ukrainischen Wort kremin (Feuerstein) ab.

Geschichte

Auf dem Gebiet der Stadt Krementschuk lassen sich Siedlungsspuren bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen. Das genaue Gründungsdatum des heutigen Krementschuks ist umstritten. So gibt es zwar ein polnisches Dokument aus dem Jahre 1571, in welchem der polnische König Siegismund II. erlässt, an der Stelle des heutigen Krementschuk ein Fort zu errichten, um diese im östlichen Grenzbereich der polnischen Einflusssphäre liegende Region vor Einfällen der Tataren zu schützen. Historische Untersuchungen lassen aber Zweifel offen, ob dieses Fort tatsächlich errichtet wurde. Möglicherweise wurde die Festung erst 1596 erbaut. Nachdem die Stadt 1625 im Vertrag von Kurukiw unter die Kontrolle der Kosaken gekommen war, wurde 1635 durch den französischen Festungsingenieur Guillaume le Vasseur de Beauplan die Befestigungsanlage ausgebaut. Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde die Stadtentwicklung allerdings durch Kriege in der Region behindert.

Bilder aus Krementschuk

Im 18. Jahrhundert konnte Krementschuk von seiner günstigen Lage an Handelsstraßen profitieren und deutlich anwachsen. In dieser Zeit kam die Stadt, welche bis dahin im Grenzgebiet zwischen Polen, dem zum Osmanischen Reich gehörenden Krimkhanat, den Kosaken und dem Russischen Reich lag, immer mehr unter den Einfluss des nach Süden expandierenden Russischen Reiches, dem die Stadt schließlich einverleibt wurde. Zwischen 1765 und 1789 war sie Provinzhauptstadt zunächst bis 1783 von der Provinz Neurussland und ab 1784 vom Gouvernement Jekaterinoslaw. Während des Russisch-Türkischen Krieges (1787–91) war die Stadt ein wichtiger Armeestützpunkt. Die politische Bedeutung sank Ende des 18. Jahrhunderts, und die Stadt wurde von einer Provinz- zu einer Kreisstadt heruntergestuft. Ab 1802 gehörte sie zum Gouvernement Poltawa.

Wirtschaftlich nahm die Stadt dagegen in dieser Zeit einen starken Aufschwung als Handels- und Fabrikationszentrum. Dieses verstärkte sich noch mit der Anbindung ans Eisenbahnnetz und dem Bau einer Eisenbahnbrücke über den Dnepr im Jahr 1872. 1897 lebten 63.007 Menschen in der Stadt, wobei Juden mit 46,9 % die größte ethnische Bevölkerungsgruppe stellten. Weitere größere ethnische Bevölkerungsgruppen waren Ukrainer (30,1 %), Russen (19,3 %), Polen (1,7 %) und Deutsche (0,7 %).

Im 20. Jahrhundert musste die Stadt während des Russischen Bürgerkrieges und des Zweiten Weltkriegs schwere Verluste hinnehmen. Während der deutschen Besetzung wurde ein Großteil der jüdischen Bevölkerung umgebracht. Nach dem Krieg und dem Wiederaufbau setzte sich die industrielle Entwicklung der Stadt fort. Nach dem Zerfall der Sowjetunion konnte sich die Industrie in der Transformationskrise relativ gut behaupten.

2022 kam es nach dem russischen Überfall auf die Ukraine mehrfach zu Raketenangriffen auf die Stadt. Am 24. April 2022 wurden ein Wärmekraftwerk und eine Raffinerie getroffen.[1] Am 12. Mai 2022 wurde die Raffinerie erneut beschossen.[2] Der bislang folgenschwerste Angriff ereignete sich am 27. Juni 2022, als es zu einem Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum kam. Dabei starben mindestens 20 Menschen.[3]

Wappen

Beschreibung: In Blau ein weißer Balken. Eine dreitürmige silberne Mauerkrone auf mit Goldrand historisiertem Schild.

Wirtschaft, Bildung und Verkehr

Der Dnepr bei Krementschuk

Wirtschaftlich sind insbesondere der Automobilbau (KrAZ), der Waggonbau Krjukow und die erdölverarbeitende Industrie von Bedeutung. Krementschuk ist auch ein wichtiger Knotenpunkt von Erdöl- und Erdgaspipelines. Oberhalb der Stadt befindet sich ein großer Staudamm, an dem der Dnepr zum Krementschuker Stausee aufgestaut wird. Neben dem an diesem Staudamm befindlichen Wasserkraftwerk verfügt die Stadt noch über ein thermisches Elektrizitätswerk.

In Krementschuk befinden sich zwei Universitäten mit ca. 16.000 Studierenden:

  1. die Staatliche Polytechnische Universität (SPU) Krementschuk und
  2. die private Universität für Wirtschaft, Informationstechnologien und Management.

Des Weiteren ist die Stadt ein wichtiger Eisenbahn- und Verkehrsknotenpunkt in der Zentralukraine.

Demografie

Quelle: pop-stat.mashke.org[4]

Städtepartnerschaften

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Krementschuk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. In Krementschuk Raketen in ein Wärmekraftwerk und Raffinerie eingeschlagen und einen Menschen getötet. In: ukrinform.de. 25. April 2022, abgerufen am 27. Juni 2022.
  2. Kriegsnacht im Überblick: Selenskyj sieht strategische Niederlage Moskaus - Raketen treffen Krementschuk. In: n-tv.de. 13. Mai 2022, abgerufen am 27. Juni 2022.
  3. tagesschau.de: Einkaufszentrum in Krementschuk: Russland bestreitet direkten Angriff. Abgerufen am 28. Juni 2022.
  4. Україна / Ukrajina. pop-stat.mashke.org, abgerufen am 20. August 2019 (ukrainisch).