Alle Jahre wieder – Die Familie Semmeling

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Film
Titel Alle Jahre wieder – Die Familie Semmeling
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1976
Länge 241 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Dieter Wedel
Drehbuch Dieter Wedel
Produktion Dieter Meichsner
Musik Klaus Doldinger,
Klaus Munro
Kamera Kurt Weber,
Rainer Stuhlmacher,
Volker Weber
Schnitt Brigitte Kirsche,
Petra Dosenbach
Besetzung

Alle Jahre wieder – Die Familie Semmeling ist ein dreiteiliger Fernsehfilm aus dem Jahre 1976, dessen erster Teil im Deutschen Fernsehen am 22. Februar 1976 erstmals ausgestrahlt wurde; die Teile 2 und 3 folgten am 24. bzw. 29. Februar 1976.[1] Die Produktion des Norddeutschen Rundfunks ist die Fortsetzung des Dreiteilers Einmal im Leben aus dem Jahre 1972 und handelt von den Tücken einer Pauschalreise, die der Angestellte Bruno Semmeling mit seiner Familie unternimmt.

Regisseur und Drehbuchautor Dieter Wedel zeigt auch hier wieder in verwobenen Handlungssträngen einerseits die gesammelten Mißlichkeiten, die einem Pauschalurlauber begegnen können, andererseits werden die Methoden und die Doppelzüngigkeit im Reise- und Hotelgewerbe dargestellt. Wie im Vorgängerfilm ist auch hier die direkte Ansprache an den Zuschauer durch die Darsteller ein beliebtes Stilmittel Wedels.

Handlung

Teil 1

Nachdem Bruno Semmeling sich drei Jahre nach seinem Hausbau finanziell wieder etwas erholt hat, steht er, angeregt durch Gespräche mit Kollegen, einem Urlaub aufgeschlossen gegenüber. Doch zunächst stehen aufwendige Beratung im Reisebüro und langwieriges Prostpektstudium an. Schließlich entscheiden sich die Semmelings für eine Pauschalreise ins Grand-Hotel im (fiktiven) Tiroler Wintersportort Oertzl. Um den Zuschlag für die Hauptsaison zu sparen, wollen sie statt von Hamburg aus erst mit dem eigenen Wagen nach Hannover fahren und dann die Bahnreise von dort antreten.

Währenddessen beginnen in Oertzl die Vorbereitungen für die Saison. Im ziemlich heruntergekommenen, durch Umbauarbeiten beeinträchtigten Grand-Hotel versucht Hotelier Bramme zusammen mit dem Verkehrsamtsleiter Wiesner die den Reisegesellschaften zugesagten Zimmerkontingente mit allen möglichen Kunstgriffen unterzubringen. Außerdem spricht der italienische Kellner Mario zur Bewerbung vor. Dabei entdeckt er vor dem Haus seinen alten Freund und Kollegen Wastl – auch Bimberl genannt –, welcher ihn umgehend für das Fünfsternehaus Sporthotel der Geschwister Grädik anwirbt. Dort angekommen trifft er auf den italienischen Maître d’hôtel Signor Thommay mit seinen Töchtern – damit ist die Servicebrigade im Sporthotel beinahe komplett. Bramme indes hofft auf baldigen Schneefall, damit die Spuren der Umbau- und Renovierungsarbeiten am Grand-Hotel dem Auge des Gastes möglichst entzogen werden.

Schließlich beginnt die Saison und damit die Alltagsarbeit des Personals. Ins Grand-Hotel ziehen Scharen von Pauschaltouristen ein, das feine Sporthotel wird hauptsächlich von Individualreisenden gebucht. Dort unterschlägt („organisiert“) die Brigade um den ausgefuchsten Bimberl mit allerlei Tricks Restaurantessen zu ihrem eigenen Wohl, weil ihnen das Personalessen nicht zusagt.

Endlich ist der Tag der Abreise für die Semmelings gekommen. Aufgrund zahlreicher Unwägbarkeiten ohnehin spät dran, findet Bruno, in Hannover am Hauptbahnhof angekommen, obendrein zunächst keinen Parkplatz. Als die Familie schwer bepackt endlich am Bahnsteig eintrifft, sieht sie ihren direkt fahrenden Reisebüro-Sonderzug gerade entschwinden. Also machen sie sich auf den beschwerlichen Weg, die Anreise mit der Bahn selber zu organisieren. Als sie nach elfstündiger Fahrt zu guter Letzt vor dem Grand-Hotel ankommen, ist es bereits tief in der Nacht.

Teil 2

Da im Grand-Hotel niemand mehr mit Semmelings Ankunft gerechnet hat, ist deren Zimmer inzwischen an Privatgäste vergeben worden. Also müssen sie in einer miserablen Personalunterkunft unterkommen, was Trude bereits am ersten Urlaubstag an den Rande eines Nervenzusammenbruchs bringt. Bruno besteht auf einer angemessenen Unterkunft, wird aber von der Hotelleitung mit immer neuen Ausreden vertröstet. Reiseleiter Wiesner ist für Bruno zunächst nicht auffindbar, da er ihm aus dem Wege geht. Mit Brunos ständiger Suche nach Wiesner gehen die ersten Tage ohne Skivergnügen dahin.

Bruno entdeckt immer neue Unzulänglichkeiten des Grand-Hotels. Als er sich wieder einmal bei Bramme beschwert, wird der Hotelgast Abs auf ihn aufmerksam. Abs, ein ausgefuchster Pauschaltourist, rät Bruno, den Zustand des Hotels genauestens zu dokumentieren, um so zwecks Nachforderungen an die Reisegesellschaft Beweise zu sammeln. Bruno macht sich daraufhin mit Eifer ans Werk, nicht zuletzt, um so sein arg strapaziertes Budget entlasten zu können. Bramme entläßt Bruno daraufhin aus Sorge um den Frieden unter seinen Hausgästen aus dem Vertrag. Bruno begibt sich sogleich auf die Suche nach einem neuen, besseren Zimmer. Fündig wird er im Sporthotel, zunächst jedoch nur für fünf Tage – für die Zeit danach wird ihm ein anderes Zimmer in Aussicht gestellt. Bei dieser Gelegenheit macht Bruno Bekanntschaft mit Wastl, den er sogleich pampig angeht.

Teil 3

Nachdem Bruno den Reiseleiter Wiesner endlich angetroffen hat, können sich die Semmelings nun dem Skilauf widmen, wobei Bruno seine ganz eigenen Schwierigkeiten hat, während Trude sich vom Skilehrer Toni hofieren läßt. Das Zimmer, in welches die Semmelings nach fünf Tagen ziehen sollten, steht durch einen Fehler des Concierges Paul nun doch nicht zur Verfügung. Sie müssen also wieder in ein Provisorium ziehen, diesmal in den Tischtennisraum. Wastl läßt keine Gelegenheit aus, Bruno zu piesacken, während er Trude gleichzeitig schöne Augen macht. Leider schlägt das Wetter um, so daß wiederum tagelang an Skifahren nicht zu denken ist. Das teure Sporthotel und die unterschätzten Nebenkosten reißen große Löcher in die Urlaubskasse der Semmelings. Obendrein werden Bruno bei einer seiner zahlreichen Vorsprachen im Verkehrsbüro dessen geliehene Ski gestohlen.

Dem Hotelier Grädik setzt die Reisegesellschaft das Messer auf die Brust: Entweder er gewährt saftige Rabatte, oder die Reisegesellschaft wird ihm in der nächsten Saison kein Kontingent mehr abnehmen. Die Restaurantbrigade unterschlägt weiter fleißig Gästeessen, was Grädik weiß, um des Betriebsfriedens Willen aber toleriert.

Auch der Tag der Abreise geht natürlich nicht ohne Malheur dahin, als Bruno aus dem abfahrenden Zug dem beim hektischen Einsteigen am Bahnsteig stehengebliebenen Koffer hinterhersehen muß.

Schließlich neigt die Saison in Oertzl sich dem Ende zu, das Servicepersonal zerstreut sich wieder in alle Winde – bis zum Beginn des nächsten Winters.

Drehorte

Neben den Städten Hamburg und Hannover waren vor allem Celerina/Schlarigna im Oberengadin und Igls in Tirol Kulissen der Inszenierung.[2] Die Aufnahmen des Grand-Hotels zeigen das Hotel Cresta Palace in Celerina, dem Sporthotel stand das gleichnamige Hotel in Igls Pate.

Musik

Klaus Doldingers Filmmusik ist besonders fröhlich und beschwingt komponiert und arrangiert, Textdichter Klaus Munro verwendete bewußt starke Klischees. Damit entsteht ein reizvoll ironischer Kontrast zu den alles andere als idyllischen Erlebnissen der Semmelings:

Die Ferienzeit ist die schönste Zeit,
was kann es noch schöneres geben?
Ob mit Familie oder nur zu zweit,
hier lohnt sich’s erst richtig zu leben.

Sonnenschein und Pulverschnee,
ein schönes Hotel und die Liebe –
komm, steig’ ein, laß’ die Sorgen daheim,
kauf’ dir das Glück für dich allein.

Kritik

„Dieter Wedels wunderbarer Film kann auch noch nach zwanzig Jahren allen Ansprüchen an intelligente Unterhaltung bestehen.“

Süddeutsche Zeitung [3]

Sonstiges

  • Bimberls voller Name wird in der Pressemappe zum Film mit Wastl Ritsch angegeben, im Film selber nennt er seinen Familiennamen aber als Wedel.[1]
  • Dieter Wedel selbst hat einen Cameo-Auftritt ganz am Ende des Films, als er vor Günter Strack sitzend als Herr mit Schnurrbart einer Filmvorführung beiwohnt.

Einzelnachweise

  1. a b Nachdruck des Presseheftes von 1976 als Beilage zur DVD.
  2. Information aus dem Abspann des Films.
  3. Renée Zucker: Das Kind hat Hunger, das Zimmer ist vergeben. In: Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 26. Februar 1994.