Oberschwaben
Als Oberschwaben oder „Schwäbisches Oberland“ wird im Gegensatz zum Unterland die Landschaft zwischen der Schwäbischen Alb bzw. der Donau und dem Bodensee bezeichnet.
Geographie
Oberschwaben liegt im Südosten von Baden-Württemberg. Es ist ein Hügelland, das landwirtschaftlich vor allem für die Milchwirtschaft genutzt wird; im Schussenbecken herrschen Hopfengärten und Obstbau vor. Die wichtigsten Städte Oberschwabens sind Friedrichshafen, Ravensburg und Biberach an der Riß. Weite Teile des Gebiets sind aber sehr ländlich geprägt.
Umstritten ist die Ostgrenze: Historisch begründet kann man den Lech als solche ansehen, was die Einbeziehung weiter Teile von Bayerisch-Schwaben bedeuten würde, verbreitet ist heute die Ansicht, die Iller bilde die Ostgrenze Oberschwabens.
Auch wenn die Einwohner der ehemaligen Reichsstadt Ulm und der einstigen Klosterherrschaft Zwiefalten sich nicht als Oberschwaben sehen, so sind die beiden am Rand zur Schwäbischen Alb gelegenen Städte nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell eng mit Oberschwaben verknüpft.
Geschichte
Oberschwaben war seit dem Mittelalter in eine Vielzahl einzelner kleiner Territorien (Ritterschaften, Reichsstädte, Grafschaften, Fürstentümer, Abteien) zersplittert. Durch die Säkularisation wurden 1803 fast alle Klöster aufgelöst, die Mediatisierung bedeutete das Ende der Freien Reichsstädte. Nach dem Ende des Alten Reichs 1806 (siehe auch Reichsdeputationshauptschluss von 1803) kam – endgültig durch den Wiener Kongress 1815 – der größte Teil dieser vorwiegend katholischen Landschaft an das protestantische Königreich Württemberg. Die jahrhundertealten Fürstenhäuser und Grafen haben aber immer noch einen großen wirtschaftlichen und politischen Einfluss. Oberschwaben ist unter mehreren Aspekten eine konservative Region, in der die Mentalität mit der etwa in Oberbayern bisweilen verglichen wird. Wie dieses hat Oberschwaben aber auch seine rebellische Seite, die sich auch in der Verehrung des „Schwarzen Vere“, eines um 1800 berüchtigten Räubers, zeigt. Auch im Bauernkrieg war das Oberland ein Zentrum : der wichtige „Baltringer Haufen“ stammt aus dieser Landschaft.
Aussichtspunkte
Name | Höhe | Beschreibung |
---|---|---|
Bussen | 767 m | Der Heilige Berg Oberschwabens ist als Aussichtsberg und Wallfahrtsort vielbesucht. |
Gehrenberg | 754 m | Der bei Markdorf gelegene Berg bietet von einem 30 m hohen Aussichtsturm bei schönem Wetter eine herrliche Aussicht auf den Bodensee und die Alpen. |
Höchsten | 833 m | Er ist ein beliebter Aussichtspunkt etwa 17 km nördlich des Bodensees im westlichen Oberschwaben. |
Grabener Höhe | 754 m | Sie befindet sich zwischen Bad Waldsee und Bad Wurzach. Von hier eröffnet sich eine reizende Aussicht auf die Alpen und das Wurzacher Ried, welches das größte Hochmoor Mitteleuropas darstellt. |
Waldburg | 772 m | Sie befindet sich auf einem kegelförmigen Hügel östlich von Ravensburg. |
Tourismus
Durch Oberschwaben führen mehrere Touristikstraßen:
- Die Oberschwäbische Barockstraße führt über mehrere Routen bis zum Bodensee und zurück. In der Zeit der Gegenreformation (17. Jahrhundert) wurden in Oberschwaben sehr viele prächtige Barockkirchen gebaut.
- Die Schwäbische Bäderstraße verbindet die Kurorte mit Thermalbädern.
- Der östliche Teil der Deutschen Fachwerkstraße führt von Bad Urach bis zum Bodensee, an die Orte Blaubeuren, Riedlingen, Biberach an der Riß, Pfullendorf und Meersburg.
- Die Mühlenstraße Oberschwaben ist die jüngste, 2005 installierte touristische Route und führt zu über 100 Mühlen der Region.
Insgesamt ist die Entwicklung des Tourismus in Oberschwaben in den letzten Jahrzehnten nur schleppend verlaufen. Die angrenzenden Destinationen Allgäu, Schwäbische Alb, Schwarzwald und vor allem der Bodensee prosperierten weit stärker. Nicht zuletzt die Politik hat noch in den 1990er Jahren darauf verwiesen, dass Oberschwaben eher ein Industriestandort (allerdings nur in wenigen Zentren) denn eine touristische Destination sei. Seit einigen Jahren aber weist Oberschwaben eine touristisches Angebot auf, das es dem Gast leicht macht, mit oder ohne Kinder Urlaub in einer authentischen Region mit guter Infrastruktur zu machen. Auch die Politik hat dies erkannt und fördert den Tourismus nun nachhaltig.
Regionale Medien
Die meistgelesene regionale Tageszeitung ist die Schwäbische Zeitung (Leutkirch im Allgäu). Daneben sind in der Nordhälfte die Südwest-Presse (Ulm) und im Bodenseeraum der Südkurier (Konstanz) verbreitet.
Neben dem Südwestrundfunk, der Rundfunk- und Fernsehstudios in Ulm und Friedrichshafen unterhält, gibt es die privaten Radiosender Radio 7, Donau 3 FM und Radio Seefunk, sowie im südlichen Oberschwaben und am Bodensee den regionalen Fernsehsender Euro 3 Bodensee Fernsehen.
Die verbreitetsten Wochenzeitungen sind „INFO“ und „Wochenblatt“. Neben den tagesaktuellen Medien gibt es monatliche Veranstaltungsmagazine und das jährliche touristische „Oberschwaben Magazin“.
Eisenbahnen
Oberschwaben wird durch verschiedene Eisenbahnlinien erschlossen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Württembergischen Südbahn von Friedrichshafen nach Ulm zu. Von der Südbahn zweigt in Warthausen das so genannte Öchsle, eine Schmalspur-Museumsbahn, ab. Weitere wichtige Bahnlinien sind die Württembergische Allgäubahn von Aulendorf nach Memmingen, die Donautalbahn von Ulm über Sigmaringen ins badische Donaueschingen sowie die Zollernalbbahn (Tübingen – Aulendorf), die auf dem Abschnitt Sigmaringen – Aulendorf Oberschwaben erschließt.
Siehe auch
- Region Bodensee-Oberschwaben, Region Donau-Iller
- Alb-Donau-Kreis, Landkreis Biberach, Bodenseekreis, Landkreis Lindau (Bodensee), Landkreis Neu-Ulm, Landkreis Ravensburg, Landkreis Sigmaringen, Ulm, Westallgäu
- Neuwürttemberg
Literatur
- Blickle, Peter (Hg.): Politische Kultur in Oberschwaben. Tübingen 1993.
- Wehling, Hans-Georg (Hg.): Oberschwaben (=Schriften zur politischen Landeskunde, Bd. 24). Stuttgart 1995.