Bahnhof Lindau-Reutin

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Lindau-Reutin
Blick vom Hausbahnsteig (Gleis 21) auf die Überführung zum Mittelbahnsteig (Gleise 22–24)
Blick vom Hausbahnsteig (Gleis 21) auf die
Überführung zum Mittelbahnsteig (Gleise 22–24)
Blick vom Hausbahnsteig (Gleis 21) auf die
Überführung zum Mittelbahnsteig (Gleise 22–24)
Daten
Lage im Netz Trennungsbahnhof
Bauform Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung MLIR[1]
Eröffnung 14. Oktober 1872
Lage
Stadt/Gemeinde Lindau (Bodensee)
Ort/Ortsteil Reutin
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 47° 33′ 8″ N, 9° 42′ 18″ OKoordinaten: 47° 33′ 8″ N, 9° 42′ 18″ O
Höhe (SO) 399 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Lindau-Reutin

Bahnhöfe in Bayern
i16i18

Der Bahnhof Lindau-Reutin ist ein Trennungsbahnhof in der Stadt Lindau (Bodensee), in dem die Aeschacher Kurve von der Bahnstrecke Lindau–Bludenz abzweigt. Zudem ist er Grenzbahnhof zu Österreich. Im Zuge des 2016 begonnenen Umbaus des Eisenbahnknotens Lindau wurden die zuletzt nur noch als Güterbahnhof genutzten Bahnanlagen zum neuen Fernbahnhof von Lindau ausgebaut, und dieser 2020 in Betrieb genommen.

Geographische Lage

Im Gegensatz zum 1854 eröffneten Kopfbahnhof Lindau-Insel (bis 2020: Lindau Hbf) ist die Station im bevölkerungsreichsten Stadtteil Reutin ein Durchgangsbahnhof auf dem Festland. Das Empfangsgebäude liegt an der Bregenzer Straße, auf Höhe des verkehrsreichen Berliner Platzes. Der Großteil der gegenwärtig etwa 25.000 Einwohner Lindaus lebt zudem auf dem Festland. Auf der Insel wohnen nur noch etwa 3000 Menschen.

Geschichte

Der ursprüngliche Güterbahnhof Lindau-Reutin wurde mit dem Bau der Bahnstrecke Lindau–Bludenz errichtet, nachdem der Bahnhof auf der Insel mit dem Güterverkehr an räumliche Grenzen stieß. Am 14. Oktober 1872 wurde die Station Lindau-Rangierbahnhof mit 21 Gütergleisen in Betrieb genommen. 1876 folgte die Station Lindau-Lokalbahnhof für Nahverkehrszüge, sowie Post- und Frachtsendungen und der Bau der Aeschacher Kurve.

1907 begannen die Bauarbeiten für die Vergrößerung des Bahnhofs, dazu wurde die spätere Bahnhofsfläche mit Geröll aus dem Bodensee aufgefüllt. Im Süden der Anlage wurden das 312 Meter lange Güterabfertigungsgebäude sowie die Ladestraße errichtet, im Norden an der Bregenzer Straße der Personenbahnhof. Bereits in den 1910er Jahren gab es dabei Überlegungen, Fernzüge nur noch im verkehrsgünstigeren Reutin halten zu lassen.[2][3][4] Im November 1911 ging der erweiterte Bahnhof mit dem Namen Lindau-Ost in Betrieb.

Eine an der Westseite des Empfangsgebäudes beginnende Stahlfachwerk-Fußgängerbrücke überspannte das gesamte Bahnhofsgelände von Nord nach Süd. Diese wurde Anfang der 2000er Jahre mit einem Lkw mit zu hoch ausgefahrenem Ladekran gerammt und dadurch unbenutzbar[4], sowie später ganz abgerissen.

1913 wurde ein Anschlussgleis in den Ortsteil Rickenbach eröffnet. 1922 scheiterten die Verhandlungen über einen Personenverkehr dorthin. 1943 wurde westlich des Bahnhofs ein Barackenlager für Bahnzwangsarbeiter errichtet. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde der Bahnhof durch Luftangriffe stark beschädigt.[5] Im Dezember 1969 nahm die Deutsche Bundesbahn eine Verladestelle für Autoreisezüge in Betrieb, welche sich auf der Südseite des Bahnhofes, fernab vom Empfangsgebäude und den Bahnsteigen, befand. 1979 wurden noch knapp 50.000 Güterwagen abgefertigt. 1980 wurde der reguläre Personenverkehr in Lindau-Reutin eingestellt und die dafür genutzte Infrastruktur aufgelassen, während die Autozüge noch bis zum 14. Oktober 2006 verkehrten.[6] Infolge der Konkurrenz durch den LKW-Verkehr stellte die DB den Rangierbetrieb und Stückguttransport im Jahr 1988 ein.[4]

Ab 1995 gab es eine Reihe unterschiedlicher Planungen, die alle vorsahen, den Bahnhof Lindau-Reutin zum neuen Hauptbahnhof von Lindau auszubauen. Die erste erfolgte im Rahmen der Projektserie „Bahnhof 21“ der Deutschen Bahn (DB). Sie scheiterte, weil die Stadt den bisherigen Hauptbahnhof, den „Inselbahnhof“, für unverzichtbar hielt, die Bahn aber nur investieren wollte, wenn dieser aufgegeben würde.

Ab dem Jahr 2000 versuchte die Deutsche Bahn wieder, ihr Konzept durchzusetzen. Das scheiterte erneut: Nach zwei Bürgerentscheiden 2011 und 2012 war das Konzept der Bahn nicht mehr umsetzbar. Schon nach dem ersten Referendum, bei dem 61 % der WahlteilnehmerInnen für eine Zwei-Bahnhofs-Lösung votierten[7], ließ die Deutsche Bahn das von ihr betriebene Planfeststellungsverfahren stoppen.

Umbau

Nach dem Scheitern des ursprünglichen Vorhabens 2011/12 kam es erneut zu Gesprächen zwischen den Beteiligten, die das Ergebnis der Bürgerentscheide einbinden mussten. Der gefundene, in Lindau „Kombilösung“ genannte Kompromiss beinhaltet den Erhalt von Lindau Hauptbahnhof in vermindertem Umfang: Die Abstellanlage für Fahrzeuge und die Tankstelle für mit Dieselkraftstoff betriebene Fahrzeuge werden nach Reutin verlagert. Damit kann eine Fläche von etwa fünf Hektar von Eisenbahnbetriebszwecken freigestellt und künftig als Bauland zur Verfügung gestellt werden.

Gleisanlagen des Bahnhofs Lindau-Reutin im Jahr 2012
Gleisanlagen des Bahnhofs Lindau-Reutin im Jahr 2012, Blick nach Osten

Ebenso enthalten war der Umbau des Bahnhofs Reutin zu einem Bahnhof des Fernverkehrs.[8] Dort wird ein neues elektronisches Stellwerk (ESTW) für den gesamten Eisenbahnknoten Lindau errichtet.[9] Der neue Fernverkehrsbahnhof Lindau-Reutin besitzt vier Bahnsteiggleise, die am Hausbahnsteig (Gleis 21) und an einem Mittelbahnsteig mit Zungenbahnsteig (Gleise 22–24) liegen.[10]

Die Kosten der gesamten Maßnahme betrugen 130 Millionen Euro.[8] In Reutin wird durch den Umbau des Bahnhofs eine Fläche von etwa 12 Hektar von Eisenbahnbetriebszwecken freigestellt und steht damit künftig als Bauland zur Verfügung.[8]

Bahnhof Lindau-Reutin Baufortschritt April 2020
Stand der Bauarbeiten im April 2020. Das Empfangsgebäude von 1911 steht links hinter dem Kran.
Stand der Bauarbeiten im Juli 2020

Der Spatenstich für die Modernisierung der Bahnanlagen im Bereich Lindau und damit für den Umbau des Bahnhofs Lindau-Reutin zu einem Bahnhof für den Personenverkehr fand am 24. Oktober 2016 statt.[8] Die Bauarbeiten haben allerdings schon früher begonnen.[9] Die Bahnsteige sind aufgrund der Lage des Bahnhofs nur wenige Meter über dem Bodenseespiegel mit einer Überführung erreichbar. Geplant war, diese als Ersatz für die ehemalige Fußgängerbrücke wieder über die gesamten, das Reutiner Stadtteilzentrum vom Bodenseeufer trennenden Gleisanlagen zu führen und somit einen kurzen Zugang zum See zu ermöglichen.[11] Derzeit (2021) reicht der Übergang jedoch nur vom Empfangsgebäude zum Mittelbahnsteig.

Im August 2020 erwarb die Stadt Lindau das Empfangsgebäude des Bahnhofs Reutin. Es soll durch einen Neubau ersetzt werden.[12]

Verkehr

Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 werden täglich jeweils sechs Verbindungen Richtung München und Zürich als EuroCity-Express (ECE) beziehungsweise Eurocity (EC) angeboten, wobei in Reutin ein Wechsel der Zuggattung stattfindet. Sie sind durch den Neigetechnikausbau, die Elektrifizierung der Strecke Geltendorf–Lindau und den Entfall des bisherigen Traktions- und Fahrtrichtungswechsels in Lindau, zwischen beiden Städten um etwa 20 Minuten schneller als zuvor.[13]

Außerdem wird Lindau-Reutin von der Linie S1 der S-Bahn Vorarlberg sowie ÖBB-Regionalzügen bedient, die den Bahnhof bis 2020 ohne Halt passierten. Der übrige Regionalverkehr hält weiterhin nur am Bahnhof Lindau-Insel, mit Ausnahme der Linie RE 7, die 2020 nach Lindau-Reutin verlängert wurde.

Im Fahrplanjahr 2021 wird der Bahnhof von folgenden Linien bedient:[14][15]

Zuggattung / Linie Verlauf Taktfrequenz
ECE 88 MünchenBuchloeMemmingenLindau-ReutinZürich sechs Zugpaare
RE 7 Lindau-Reutin – Lindau-Insel – Hergatz – Immenstadt – Kempten – Kaufbeuren – Buchloe – Augsburg (– Nürnberg) Zweistundentakt
REX Lindau-Insel – Lindau-Reutin – Bregenz – Dornbirn – Feldkirch (– Bludenz) (Halb-)Stundentakt
S 1 Lindau-Insel – Lindau-Reutin – Bregenz – Dornbirn – Feldkirch – Bludenz Zweistundentakt

Literatur

Commons: Bahnhof Lindau-Reutin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Dittrich: Abkürzungsverzeichnis. Abgerufen am 15. Februar 2017.
  2. pd/an: Spatenstich in Lindau. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2016, S. 606 f.
  3. Manfred Rauscher: Ein Durchgangsbahnhof für Lindau (Bodensee). In: Eisenbahn-Revue International, Heft 5/2005, S. 246–251.
  4. a b c Karl Schweizer: 100 Jahre Bahnhof Reutin 1911 bis 2011 edition-inseltor-lindau.de.
  5. https://www.bavariathek.bayern/wiederaufbau/orte/detail/lindau/86
  6. ulmereisenbahnen.de
  7. Bürgerentscheide / Stadt Lindau. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  8. a b c d pd/an: Spatenstich in Lindau, ERI 12/2016, S. 606.
  9. a b pd/an: Spatenstich in Lindau, ERI 12/2016, S. 607.
  10. Lindau Bahnhöfe auf dem Bauinfoportal der Deutschen Bahn, abgerufen am 22. Juli 2018
  11. Baustellenblog | ABS 48: Ausbaustrecke München-Lindau-Grenze D/A. Abgerufen am 25. Mai 2020.
  12. Neuer Bahnhof geplant: Stadt Lindau kauft Bahnhofsgebäude Reutin. all-in.de, 17. August 2020. Abgerufen am 19. August 2020.
  13. Zürich–München: Neue Flotte, mehr Verbindungen und kürzere Reisezeiten | SBB. Abgerufen am 25. Mai 2020.
  14. Liniennetzplan Bayern 2021. Bayerische Eisenbahngesellschaft, abgerufen am 21. Oktober 2020.
  15. Baubedingte Fahrplanänderungen. Deutsche Bahn. Abgerufen am 13. Dezember 2020.