Benutzer:1970gemini/Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162

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Roman Koolmar

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Roman Koolmar, bis 1935 Koolman(n) (* 8. Mai 1904 in Sindi; † 1. Februar 1971 in Detroit) war ein estnisch-amerikanischer Architekt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roman entstammte einer Optimistenfamilie. Sein Vater, Andrei Koolman, arbeitete in der Fabrik von Sindi im russisch beherrschten Estland. Die Familie wurde 1905 unfreiwillig nach Wologda ins Russische Kaiserreich delegiert, um sich aktiv an der Revolution zu beteiligen. Ernst Kesa[1] behauptete in den 1990ern, dass Koolmar in seinem ersten sowjetischen Jahr seinen makellosen russischen und roten Vater zu gebrauchen gewusst hätte. Er wurde Vorsitzender des neu gegründeten Kommunalprojekts.[2]

Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roman Koolmar gehört nicht dem Kanon der estnischen Architekturgeschichte an. Er besuchte die Eisenbahngrundschule, bevor er in die Schule Alexander I., eine echte Schule, wechselte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Estland im Verlauf der Oktoberrevolution unabhängig und 1921 Mitglied des Völkerbundes. Im selben Jahr kehrte die Familie in die jetzige Republik zurück und siedelte sich in Viljandi an.

An dem Viljandi Real Gymnasium der Estnischen Bildungsgesellschaft legte Koolman 1923 sein Abitur ab. Er nutzte sein Talent zum Zeichnen und fertigte fortan Karikaturen für das Musikmagazin Muusikalehti an.[3] Neben dem Studieren von Trachten zeichnete er auch Comics. Seine Karikaturen und Cartoons erschienen 1926 erstmals unter dem Pseudonym Koo in der Tageszeitung Sakala.

Ab 1928 studierte Koolman Architektur an der Technischen Universität in Tallinn, der größten estländischen Stadt, und arbeitete nach dessen Abschluss ab 1933 erst für die Bauabteilung des Verkehrsministeriums und dann für die staatliche Baufirma "Ehitaja". Sie hatte sich mit der "öffentlichen Auftragsvergabe" zu befassen. Koolman, ab 1935 Koolmar genannt, entwarf Wohnungen für Arbeiter in Lasnamäe (abgerissen),[4] Beamte in Kloostrimetsa, Minister und Militärangehörige, darunter die Kaserne und Offizierswohnung des Wachbataillons in Kadriorg, Chalets und der Präsidentenpalast.[5]

Schloss Oru (Ende der 1930er Jahre)

Koolmars umfangreichstes Projekt war der Umbau des Schlosses von Oru. Es wurde einst für den russischen Großkaufmann Grigor Yelseev von dem Architekten Gawril Baranowski entworfen. Estnische Industrielle erwarben 1934 das Anwesen und schenkten es Konstantin Päts, dem estnischen Staatsoberhaupt, der den kaum geordneten Komplex, der nach seiner Fertigstellung 1936 als Symbol der damals national repräsentativen Architektur angesehen wurde, als Sommerresidenz nutzte. Sie, die erst nach dem Anbau weiterer Räume im Keller verstaatlicht werden durfte, sollte die „historische Kraft“ der Burg demonstrieren. Neue Nebengebäude wurden eine Synthese von Koolmars Tradition und Moderne. Das von Koolmar entworfene Kommandantenhaus,[6] welches stark abgerundete Strände und luftige Terrassen mit Parkpavillons über ein Holzdach verband, wurde dank der häufigen Berichterstattung durch die Presse zu einem Symbol jener Zeit.[2] Die Innenräume wurden von Olev Siinmaa entworfen. Im Zweiten Weltkrieg ist der Komplex zerstört worden.[5]

Die legendären Keila-Joa-Hütten hatten eine dem Kommandohaus von Oru ähnliche Architektur und wurden Ministerhäuser genannt. Eine moderne, aber natürliche Einbeziehung des Waldes bestand in der Verwendung von Sperrholzplatten um die Innenwände zu bedecken.

Aufgrund großen Medieninteresses gingen die Hütten (Sommerhäuser) vor Jahren in Privatbesitz über. Da die Häuser schon vorher unter Denkmalschutz standen, blieben sie bis heute erhalten. So wie Päts seinerzeit das estnische Volk gewaltsam mit seinen nationalen Kampagnen zivilisierte, zwang das Gesetz über das kulturelle Erbe die estnische Elite zur Denkmalpflege.[2]

Zusammen mit Artur Jürvetson entwarf Koolmar 1939 den Flughafen Tallinn. Das Gebäude ist heute als Altes Terminal bekannt und wurde in den frühen 1950er Jahren modifiziert. Der Busbahnhof Pirita wurde 1940 auch von ihm statt wie irrtümlich angenommen von Jürvetson entworfen.[5]

Zwei in Pirita stehende Häuser, der Busbahnhof Pirita und das Ferienhaus der Beamten, zeugten von der Modernisierung des Staates. Das Konzept eines Urlaubs und der Aufbau einer Entspannungsarchitektur waren in den 1930er Jahren ein großer sozialer Umbruch. Für Ferien in Pirita am Strand oder im Wald hatten sie für die Tallinner leicht erreichbar zu sein. Zu jenem Zweck wurde der Verkehrsknotenpunkt kombiniert mit anderen modernen Einrichtungen wie einer Telefonzentrale, Post oder Gastronomie in Form des Busbahnhofs errichtet. Seine stromlinienförmige Krümmung des Baldachins gilt als eine der schönsten Interpretationen des Kraftverkehrs in der Estnischen Architekturgeschichte. Die national funktionale Architektur des Busbahnhofes und des Ferienhauses mit seinen sonnigen Terrassen verweisen darauf, dass die hierarchische Architektur zu jener Zeit nicht nur auf die repräsentative Notwendigkeit der Freizeitarchitektur beschränkt war.[2]

Von 1940 bis 1941 war Koolmar Leiter des Konstruktionsbüros des Volkskommissariats für Öffentliche Wirtschaft.

Die Baltischen Staaten wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges von der Sowjetunion zuerst besetzt und dann annektiert. Die einmarschierende Wehrmacht verdrängte sie und wurde von deren Einwohnern als deren Befreier begrüßt. Als die Rote Armee 1944 nach Estland zurückkehrte, flohen zahlreiche Esten vor ihr, um einer vermeintlichen Verfolgung zu entgehen.

Estnische Kriegsgräberstätte

Nach dem Krieg war Koolmar als Displaced Person im DP-Lager Pöppendorf bei Lübeck. Zusammen mit dem ebenfalls zu der Zeit dort lebenden Architekten Richard Wunderlich entwarf er 1947 die von der estnischen Volksgemeinschaft finanzierte Estnische Kriegsgräberstätte auf dem Vorwerker Friedhof zur Erinnerung an die im Exil in Schleswig-Holstein verstorbenen Esten aus der Zivilbevölkerung.

In jenem Jahr arbeitete der Flüchtling als Ingenieur bei der Hilfs- und Rehabilitationsregierung der Vereinten Nationen (UNRRA) sowie als Kunstgeschichts- und Zeichenlehrer an dem Estnischen Gymnasium Geislingen in der Amerikanischen Besatzungszone.

Koolmar war einer von vielen estnischen Architekten, die ihre Karriere im Exil fortsetzten. Er wanderte in die Vereinigten Staaten aus und lebte in Detroit. Neben dem Entwerfen war er auch als Bastler tätig.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mart Kalm:[7] "Koolmar, Roman, Architekt." In: Biographisches Lexikon der estnischen Kunst und Architektur. , Estnische Enzyklopädie-Verlage, Tallinn 1996. S. 200

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 wurden seine Entwürfe erstmals im Estnischen Architekturmuseum ausgestellt. Von hier ging sie in die Viljandi Stadtgalerie, Anfang 2016 wurde sie im National Archiv von Estland in Tallinn und im September 2016 im Exil Museum von Toronto gezeigt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Referenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Kesa (1910-94): From Farming to Skyscrapers (engl.)
  2. a b c d Mart Kalm: "Roman. April Koolmari avastamine." In: Sirp vom 17. April 2015
  3. Roman Koolmar in memorian in Vaba Eesti Sõna vom 11. Februar 1971
  4. Jarmo Kauge: Kurator des Estnischen Architekturmuseums
  5. a b c d Ausstellung der Schöpfung von Roman Koolmar - National Archives Pressemitteilung, 6. Januar 2016
  6. Wer heute das Bärentor von Oru betritt, findet das Fundament des Hauses auf der linken Seite.
  7. Mart Kalm ist Architekturhistoriker und seit 2015 Rektor an der Estnische Kunstakademie.