Benutzerin:Ktiv/Baustelle2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Manuskripte des Neuen Testaments
PapyriUnzialeMinuskelnLektionare
Unzial 01
Matthäusevangelium (Mt 8,28-9,23)
Name Sinaiticus
Zeichen א
Text Altes Testament, Neues Testament, Barnabasbrief, Hirte des Hermas
Sprache Griechisch
Datum 4. Jahrhundert
Gefunden Sinai 1844
Lagerort British Library, Universitätsbibliothek Leipzig, Katharinenkloster, Russische Nationalbibliothek
Quelle Scot McKendrick u. a. (Hrsg.): Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript, London/Peabody 2015
Größe 38 × 34,5 cm
Typ alexandrinischer Texttyp
Kategorie I

Der Codex Sinaiticus (von Rahlfs bezeichnet als S, von Gregory-Aland bezeichnet als א oder 01) ist eine unvollständig erhaltene koine-griechische Vollbibel aus dem 4. Jahrhundert. Er ist benannt nach dem Berg Sinai in Ägypten. Das Katharinenkloster in Nachbarschaft des Berges besaß den Codex etwa vom 7. Jahrhundert bis 1869. Heute ist er auf vier Institutionen aufgeteilt: Der Großteil befindet sich in der British Library (Additional Manuscript 43725), ein kleinerer Teil in der Universitätsbibliothek Leipzig (Codices graeci I ); das Katharinenkloster und die Russische Nationalbibliothek in Sankt Petersburg besitzen einzelne Blätter und Fragmente.

Der Codex Sinaiticus enthielt alle heiligen Schriften der Christen. Am Ende finden sich außerdem der Barnabasbrief und der „Hirte“ des Hermas. Erhalten blieben etwa die Hälfte des Alten Testaments, das gesamte Neue Testament, der Barnabasbrief ganz und ein Drittel vom „Hirten“. Da in den Codices Vaticanus und Alexandrinus Lücken bestehen, ist der Codex Sinaiticus das älteste vollständige Manuskript des Neuen Testaments. Unverwechselbar ist er durch sein großes Format mit vier Kolumnen pro Seite, durch die hohe Qualität des Beschreibmaterials Pergament und durch die zahlreichen Korrekturen, die über einen langen Zeitraum eingetragen wurden.

Konstantin von Tischendorf entdeckte 129 Blätter des Codex 1844 im Katharinenkloster. Die von ihm erzählte Fundgeschichte ist im Einzelnen nicht nachprüfbar. Demnach durfte er 43 Blätter als Geschenk nach Leipzig mitnehmen. Der Hauptteil des Codex, insgesamt 347 Blätter, wurde ihm 1859 ausgehändigt: einerseits nur leihweise, um davon eine Abschrift anzufertigen und diese zu publizieren, andererseits de facto dauerhaft im Vorgriff auf eine Schenkung des Codex durch die Sinaitische Bruderschaft der Mönche an den Zaren Alexander II. Nachdem diese Schenkung 1869 erfolgt war, blieb der Hauptteil des Codex in Sankt Petersburg. Die Sowjetregierung verkaufte ihn 1933 für 100.000 £ nach Großbritannien. Seitdem befindet sich dieser Teil des Codex in der British Library. Im Jahr 1975 kamen Neufunde im Katharinenkloster hinzu.

Das internationale Codex Sinaiticus Project erarbeitete seit 2006 eine umfassende kodikologische und paläographische Beschreibung sowie eine vollständige Transkription. Seit 2009 stehen alle bekannten Teile des Codex digitalisiert in hoher Qualität zusammen mit diesen Informationen im Internet zur Verfügung.

Codex Sinaiticus im Kontext des 4. Jahrhunderts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Codex Sinaiticus gehört zusammen mit den Codices Vaticanus, Alexandrinus und Ephraemi rescriptus[1] zu einer kleinen Gruppe spätantiker „Megacodices“[2], die alle Bücher des Alten und Neuen Testaments enthielten. Sie „spiegeln die seit der Zeit Konstantins [für Christen] … verfügbaren finanziellen Ressourcen und zugleich einen Bedarf an repräsentativen Textausgaben.“[3] Aus der gesamten Periode der handschriftlichen Überlieferung sind aber nur sieben griechische Vollbibeln erhalten, neben den vier Codices der Spätantike drei weitere aus dem 14./15. Jahrhundert.[4] Kleinere Codices mit Bibelteilen – handlicher, praktischer und bezahlbarer – blieben die Normalität.[5]

Hat der Leser den aufgeschlagenen Codex Sinaiticus vor sich, so sieht er auf einer Doppelseite acht schmale Kolumnen Text. Das erinnert optisch an eine geöffnete Schriftrolle von hoher Qualität. Harry Gamble urteilt: „Es ist schwer zu bezweifeln, dass ein solches Seitenlayout genau diesen Eindruck erwecken sollte, und auf diesem Wege seine Inhalte, die christlichen heiligen Schriften, als Literatur von hohem Wert und ‚klassischem‘ Status repräsentieren sollte. Es forderte Respekt sowohl für deren Alter als auch für deren kulturelle Autorität ein.“[6]

Oft wird vermutet, dass die Herstellung des Codex Sinaiticus mit einem Großauftrag des Kaisers Konstantin († 337) an Eusebius, der Bischof von Caesarea Maritima († 339/340) in Zusammenhang steht. Eusebius zitierte aus einem Brief des Kaisers an ihn:

„[Ich wünsche,] dass du fünfzig Pergamentcodices herstellen und sie von Kalligraphen, die ihr Handwerk verstehen, schreiben lässt, so dass sie leicht zu lesen und bequem für den Gebrauch zu transportieren sind, natürlich von den heiligen Schriften, deren Anfertigung und Gebrauch für die Verkündigung der Kirche notwendig ist.“

Eusebius von Caesarea: Über das Leben Konstantins (De vita Constantini) 4,36,2.[7]

James Rendel Harris gab dieser Vermutung Auftrieb, als er 1893 Indizien im Text des Codex Sinaiticus fand, die auf seine Herstellung in Caesarea Maritima deuteten.[8] Herbert J. M. Milne und Theodore C. Skeat, die 1938 das langjährige Standardwerk zur Kodikologie und Paläographie des Sinaiticus veröffentlichten, fanden ein weiteres Indiz im Sinaiticus-Text erster Hand von Apg 8,5 EU: Statt „in die Stadt Samarias“ (ειϲ την πολιν τηϲ ϲαμαριαϲ eis tḕn pólin tễs samarías) steht hier durch ein Schreiberversehen „in die Stadt Caesareas“ (ειϲ την πολιν τηϲ καιϲαριαϲ eis tḕn pólin tễs kaisarías).[9]

Schreiberfehler in Apg 8,5 EU: καιϲαριαϲ kaisarías, von Korrektor ca entdeckt und verbessert zu ϲαμαριαϲ samarías. Zu ignorierende Buchstaben hat er durch darübergesetzte Punkte markiert
(BL, Add MS 43725, fol. 303 v.)

Skeat vertrat in mehreren Publikationen die Hypothese, dass der Sinaiticus dem kaiserlichen Auftrag entsprechend in Caesarea angefertigt wurde; daraus folgt die zeitliche Ansetzung in die 330er Jahre. Eusebius habe die Codices in Gruppen von drei oder vier, so wie sie fertig wurden, nach Konstantinopel geschickt.[10] Der Codex Sinaiticus sei als einer der ersten angefertigt worden, aber das große Format habe sich als Fehlgriff erwiesen. Um ressourcensparender zu arbeiten, habe das Skriptorium des Eusebius den großen Sinaiticus halbfertig in Caesarea zurückbehalten und kleinere Codices, darunter den Vaticanus, für Konstantinopel produziert.[11] Ob ein antiker Quellentext in dieser Weise zur Interpretation zweier antiker Artefakte (Sinaiticus und Vaticanus) verwertbar ist, wird kontrovers diskutiert.[12]

David Parker und andere halten eine Herstellung des Sinaiticus „entweder in Caesarea oder irgendwo in Ägypten“ für möglich.[13] Auf Ägypten weisen nach Kirsopp Lake textkritische, paläographische und orthographische Indizien.[14] Für Caesarea spricht die dortige Bibliothek, die Vorlagen biblischer Bücher liefern konnte.[15]

Biblische Bücher in kostbarer Ausführung waren in christlichen Oberschicht-Kreisen des 4. und 5. Jahrhunderts attraktiv, wie durch die Kritik von Johannes Chrysostomos und Hieronymus bekannt ist.[16] Gabriel Nocci Macedo hält den Codex Sinaiticus ebenso wie den gleichfalls übergroßen Codex Vergilius Augusteus für ein Repräsentationsobjekt. Wahrscheinlich seien beide in den Häusern ihrer reichen Besitzer zur Schau gestellt worden. Er bezeichnet sie als antike Coffee Table Books, die zum Transport und Gebrauch unpraktisch waren.[17]

Kodikologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschreibmaterial[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skelettabdruck auf einem Pergament-Folio
(BL, Add MS 43725, fol. 33 r.)

Der ursprüngliche Umfang des Codex wird auf 730 Blätter (Folia), bzw. 365 in der Mitte gefaltete Bögen (Bifolia) geschätzt.[18] Erhalten sind 407 Blätter, die etwa 38 cm hoch und 34,5 cm breit sind.[19] Sie wurden beschnitten und waren ursprünglich etwas größer. Das Pergament ist sehr fein und dünn (0,1–0,2 mm), hell und von ausgezeichneter Qualität. René Larsen analysierte im Rahmen des Sinaiticus Projects 28 Blätter mit gut erhaltener Follikelstruktur: 15 Blätter waren sicher aus Kalbshaut hergestellt, zwei aus Schafshaut, und die übrigen waren wahrscheinlich Kalbshaut oder unidentifizierbar. Nachdem die Häute in einem Säurebad eingelegt gewesen waren, ließen sich Haare und Fett abschaben. In nassem Zustand ausgespannt, wurden die Häute dann immer wieder abgeschabt. So ließ sich ein gleichmäßig dünnes Pergament herstellen. Nur selten werden Rückenwirbel und Rippen des Tiers wie in einer Röntgenaufnahme sichtbar, wenn das Pergament von hinten beleuchtet wird (Foto). In solchen Fällen handelt es sich um die Haut eines kleinen Tiers. Eine Kalbshaut lieferte zwei Bifolia, die aus den Flanken geschnitten wurden. Die Tierhaut im Bereich von Hals, Wirbelsäule und Becken blieb ausgespart.[20]

Lagen und Linierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Regelfall bildeten vier Bifolia (bzw. 8 Blätter = 16 Seiten) eine Lage. Caspar René Gregory hat ihren Aufbau in klassischer Weise beschrieben (Gregory’s Law): „Der Schreiber nimmt einen Bogen und legt ihn mit der Fleischseite nach unten auf den Tisch, darauf den nächsten, mit der Haarseite nach unten, dann den dritten, die Fleischseite nach unten, und den vierten, die Haarseite nach unten. Er faltet sie in der Mitte, verbindet sie, vielleicht provisorisch mit einem Faden in der Mitte … und fertig ist die Lage, die Quaternione … Wenn wir sie betrachten, sehen wir zuerst eine Fleischseite, hell, glatt, die Linien hervortretend; die zweite und dritte Seite sind Haarseiten, dunkel, weniger glatt, die Linien eingekerbt … [Diese Anordnung hat ästhetische Gründe, weil] zwei gegenüberliegende Seiten sich in Farbe, Oberfläche und Lineatur gleichen, wo immer man das Buch öffnet.“[21]

Bevor die Schreiber ihre Arbeit begannen, wurden die Kolumnen und Zeilen markiert. Ein Mitarbeiter des Skriptoriums brachte mit einer Ahle eine Reihe kleiner Einstiche auf der ersten Seite einer Lage an, die durch alle acht Folia hindurchgingen. An den oberen und unteren Seitenrändern markierten sie die senkrechten Linien, mit denen die Kolumnen abgeteilt waren. Innerhalb der äußeren rechten Kolumne dienten sie als Orientierung für die waagerechten Linien. Diese letzteren Einstiche waren so platziert, dass sie später durch die Schrift überdeckt wurden und dem Leser nicht störend auffallen konnten. Möglicherweise erleichterte eine Schablone die grobe Markierung der Umrisse. Die waagerechten Hilfslinien wurden stets auf der Haarseite des Pergaments und manchmal für jede Zeile, manchmal auch nur für jede zweite oder vierte, mit Hilfe eines Lineals gezogen.[22] Der Text ist in den Prosaschriften der Bibel auf jeder Seite in vier schmalen, beiderseits mit horizontalen Linien abgegrenzten Kolumnen zu je 48 Zeilen, in den poetischen Büchern (Buch der Psalmen bis Buch Ijob im Schlussteil des Alten Testaments, etwa ein Sechstel des ursprünglichen Codex) in zwei breiten Kolumnen angeordnet. Jeder Schreiber hatte also seine Lage, die er mit Text füllte, und es konnten nicht mehrere Personen gleichzeitig am Text einer Lage tätig sein.[23] Als letzter Arbeitsschritt vor dem Beschreiben wurde das Pergament aufgerauht, um der Tinte einen besseren Halt zu geben.[24]

Der Codex setzte sich ursprünglich aus 95 Lagen zusammen. Sie wurden jeweils links oben auf dem ersten Blatt jeder Lage mit griechischen Zahlzeichen (= Buchstaben) nummeriert; Lage 73 zwischen Altem und Neuem Testament fehlt. Später wurden die Lagen im Neuen Testament noch einmal rechts oben durchnummeriert und dieser Fehler beseitigt.[25] Die folgenden Angaben beziehen sich auf die ältere Nummerierung: Komplett erhalten sind die Lagen 35–40, 42–49, 57, 59–78, 82–90. Von den Lagen 3, 10–18 (ohne 14 und 16), 29, 34, 41, 58, 79, 81, 91–93 und 95 sind mehr oder weniger umfangreiche Fragmente erhalten.[26] Die jüngere Nummerierung wird ins 8. Jahrhundert datiert. Auffällig platziert und mit dekorativen Federstrichen hervorgehoben, signalisieren diese Nummern, dass der Codex von seinem Besitzer (vielleicht dem Sinaikloster) als wertvoll betrachtet wurde.[27]

Tinte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rote Tinte zur Hervorhebung des Wortes διαψαλμα diápsalmaZwischenspiel“ in Psalm 48LXX
(BL, Add MS 43725, fol. 100 r.)

Die Schreiber benutzten braun-schwarze und rote Tinten. Der Haupttext wurde mit der in der Antike üblichen sepia-braunen Tinte geschrieben. Schwarze Tinte diente hauptsächlich zum Nachziehen verblasster Schriftzüge. Rote Tinte hebt Psalmüberschriften und Psalmnummern, den Eusebianischen Apparat und die Nummerierung der Lagen im Neuen Testament hervor. Sara Mazzarino attestiert der sepia-braunen Tinte einen guten Erhaltungszustand; die schwarze Tinte, mit der später nachgearbeitet wurde, war von schlechterer Qualität (Tintenverlust, Tintenfraß und Abdruck auf der gegenüberliegenden Seite).[28] Im Rahmen des Sinaiticus Projects wurden die Tinten mit Multispektraltechnik untersucht und festgestellt, dass die braun-schwarzen Tinten einen Eisengallusanteil haben und die rote Tinte eher Zinnober (HgS) enthält als Mennige (Pb3O4).[29]

Bindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als der Hauptteil des Codex Ende 1933 in London eintraf, war seine Bindung in einem desolaten Zustand: „ein Bündel loser Blätter und Lagen, zusammengehalten vor allem durch den Leim, den ein besonders unerfahrener mittelalterlicher Buchbinder auf der Rückseite großzügig aufgetragen hatte.“[30] David Cockerell, der mit der Restaurierung beauftragt wurde, war als Buchbinder eine Autorität in der britischen Arts-and-Crafts-Bewegung. Er entschied sich, den Codex in zwei Volumen neu zu binden „in einem Stil, der eine gewisse Würde besitzt, aber weder vorgibt, ein imaginäres Original zu reproduzieren noch ausgesprochen modern wirkt.“[31] Aus heutiger konservatorischer Sicht ist bedenklich, dass Cockerell alle Pergamentblätter in einen Rahmen spannte und an den Rändern mit Gewichten beschwerte, um sie zu glätten.[32] Die von ihm entwickelte “meeting guards” sewing structure hingegen war für die antiken Pergament-Folia schonend: zwischen die alten Lagen und die neuen Bünde des Buchrückens tritt eine hakenförmig gefaltete, mit Papier umgebene Pergamentverstärkung.[33] Cockerell wählte Buchdeckel aus Eichenholz (38,8 × 36,2 × 0,95 cm) und für die Buchrücken weißes, traditionell gegerbtes Marokkoleder. In Blindprägung fügte er Ornamente nach dem Vorbild koptischer Bucheinbände hinzu. Die Goldschrift auf den Buchrücken hatte Emery Walker entworfen;[34] die Titel lauten: Codex Sinaiticus Testamentum Vetus und Codex Sinaiticus Testamentum Novum.

Cockerell dokumentierte den Zustand vor seiner Restaurierung. Er fand Hinweise auf mindestens zwei Bindungen. Von der älteren Bindung waren nur einzelne Hanffäden erhalten. Bei der späteren Buchbindung seien die Lagen mit doppelten Hanffäden auf vier Bünde (Pergament- oder Lederstreifen) geheftet worden, „wobei die Schlaufen an dem Faden der 70. Lage noch erhalten sind und die Abdrücke der Streifen auf dem Buchrücken klar erkennbar sind.“[35] Dass die beiden äußeren Bünde schräggestellt waren, fand Cockerell als Buchbinder sehr unbefriedigend; ein solcher Codex war instabil (floppy). Flavio Marzo nimmt dagegen an, dass es gar keine Bünde gab, sondern die Lagen der ersten Hälfte an vier Stellen durch Kettenstich[36] mit dem oberen Buchdeckel verbunden wurden und die Lagen der zweiten Hälfte in gleicher Weise mit dem unteren Buchdeckel; außerdem wurden die letzte Lage des oberen und die erste Lage des unteren Teils aneinandergeheftet. Bei dieser byzantinischen Buchbindungstechnik entsteht eine charakteristische doppelte Wölbung des Buchrückens, ähnlich einer flachen 3.[37]

Schreiber und Korrektoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibelunziale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibelunziale

Am Codex Sinaiticus waren professionelle Schreiber tätig, die die gleiche Art der Majuskelschrift gelernt hatten. Sie schrieben so ähnlich, dass Milne und Skeat vermuteten, die drei hätten ihre Ausbildung in derselben Schreibschule erhalten.[38] Zusammen mit den Codices Alexandrinus und Vaticanus ist der Sinaiticus ein Beispiel für die voll ausgebildete Bibelunziale,[39] wie sie von Guglielmo Cavallo anhand dieser drei Codices beschrieben wurde. Ihre Hauptkennzeichen sind demnach:[40]

  • der Schriftwinkel (Winkel zwischen Schreibgerät und Beschreibstoff) beträgt 65 bis 75 Grad;
  • die meisten Buchstaben lassen sich in ein Quadrat einzeichnen;
  • es gibt horizontale Haarstriche und vertikale Schattenstriche;
  • die Buchstaben Rho (Ρ) und Ypsilon (Υ) haben Unterlängen;
  • die Buchstaben Phi (Φ) und Psi (Ψ) haben Ober- und Unterlängen;
  • Zierelemente fehlen.

Die Form der Bibelunziale gilt als Indiz für die Anfertigung des Codex Sinaiticus Mitte des 4. Jahrhunderts.[41] Brent Nongbri stellt diesen Konsens in Frage, weil die Paläographie keine so genaue Datierung ermögliche. Cavallos Annahmen zur Entwicklung der Bibelunziale beruhten ja nicht auf absoluten Datierungen der Manuskripte. Herbert J. Milne und Theodore C. Skeat räumten selbst ein, dass man die beiden Schreiber A und B aufgrund der archaischeren Buchstabenformen rund fünfzig Jahre früher datieren würde als den Schreiber D – wenn man nicht wüsste, dass sie gleichzeitig arbeiteten.[42] Nach objektiven Kriterien lässt sich der Sinaiticus, so Nongbri, nur grob in die Zeit zwischen 300 und 425 datieren.[43]

Drei Schreiber, vielleicht vier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tischendorf erkannte in eher intuitiver Weise vier am Codex Sinaiticus beteiligte Schreiber A, B, C und D,[44] eine Einschätzung, die Lake ungeprüft wiederholte. Milne und Skeat befanden, dass es drei Schreiber A, B und D gab; den Text von Tischendorfs Schreiber C ordneten sie teils A, teils D zu. Sie argumentierten, dass die Konstruktion der einzelnen Buchstaben zwar typisch für den jeweiligen Schreiber sei, der aber auch über Varianten verfüge. Deshalb eigne sich dieses Kriterium nicht zur Unterscheidung der beteiligten Hände. Aussagekräftiger seien die verschiedenen Strategien, welche die Schreiber nutzten, um die Zeilen mit der beabsichtigte Buchstabenfolge zu beenden. Bei Schreiber A beginnt die Kompression bereits sechs oder sieben Buchstaben vor dem Zeilenende: die senkrechten Striche wurden stark verlängert, die runden Buchstaben stark verkleinert. A verwendete keine Diplés (›) zum Füllen der Zeile. Schreiber B komprimierte selten mehr als die letzten drei Buchstaben am Zeilenende, und das in gleichmäßiger Weise; Diplés brauchte er selten. Schreiber D komprimierte die Buchstaben am Zeilenende ähnlich wie A, aber ebenmäßiger; sein Hauptmerkmal ist der verschwenderische Einsatz des Füllzeichens. Das fällt besonders in den von D geschriebenen Büchern Tobit und Judit auf.[45]

Milnes und Skeats Identifikation der drei Schreiber A, B und D war Konsens, wurde aber vom Sinaiticus Project in Frage gestellt. Amy Myshrall schlägt wegen abweichender Buchstabenformen und unterschiedlicher Schreibergewohnheiten vor, anstelle von B zwei Schreiber B1 und B2 anzunehmen.[46] Dan Batovici hält Myshralls paläographische Argumente für unzureichend, denn die Indizien, die sie für zwei verschiedene Schreiber nennt, könnten besser als Inkonsistenzen eines unerfahrenen Schreibers mit schwacher Rechtschreibung erklärt werden.[47]

Diktat oder Abschrift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skeat zufolge wurde den Schreibern ihr Text diktiert. Die Rechtschreibkenntnisse der drei waren unterschiedlich. D blieb fast fehlerfrei, A irrte häufig bei der Wiedergabe der Vokale, und B agierte derart hilflos, dass Skeat sich fragte, warum er überhaupt für diese Aufgabe in Betracht kam.[48] Dass der Sinaiticus diktiert worden sei, überzeugte nicht allgemein, aber Skeat hatte ein starke Argument: B schrieb so fehlerhaft, dass schwer vorstellbar schien, seine Vorlage wäre auch so schlecht gewesen. Alphonse Dain (Les Manuscrits, Paris 1949) analysierte die Arbeit des antiken Schreibers genauer: Weil die Vorlage ohne Worttrennung geschrieben war, musste sich der Schreiber den Text selbst vorlesen, um ihn zu verstehen und damit arbeiten zu können. Auch wenn ihm keine andere Person diktierte (wie Skeat angenommen hatte), hatte er die Vorlage vor sich und diktierte sich leise selbst – mit allen Fehlern, die dabei auftreten können. Dains Modell wurde in der neutestamentlichen Textkritik breit rezipiert.[49]

Termindruck und die Vorgabe, die Arbeitskraft aller Schreiber optimal auszunutzen, dürften dafür verantwortlich sein, dass beispielsweise B schon mit dem Hirten des Hermas anfing, als A den Barnabasbrief noch nicht beendet hatte. A hatte auf einmal viel mehr Platz, als er brauchte, und reduzierte die 92. Lage auf ein einziges Doppelblatt.[50] Patrick Andrist vermutet, dass das Skriptorium Wert darauf legte, den Hirten des Hermas auf der ersten Seite einer neuen Lage zu beginnen, um diese umfangreiche frühchristliche Schrift als ein „gesondertes Modul“ je nach Kundenwunsch mit einzubinden oder nicht.[51] Um die biblischen Bücher auf die einzelnen Lagen zu verteilen, konnte der Text mal gestaucht, mal gestreckt werden. Aber die Aufteilung der Arbeit untereinander verlief verglichen mit mittelalterlichen Skriptorien relativ holprig. Ein besonders deutlicher Fall ist die Auslassung des 2. und 3. Makkabäerbuchs. Hier hatte sich das Skriptorium beim Platzbedarf der einzelnen Makkabäerbücher grob verschätzt.[52] Das Stauchen und Strecken von Text über mehrere Seiten hinweg, um ihn möglichst in eine Lage einzupassen, ist aus Jongkinds Sicht nicht mit Schreiben nach Diktat vereinbar. Denn nur wer eine schriftliche Vorlage kopiert, kann abschätzen, welche Textmenge noch kommt.[53]

Hilfen zur Benutzung des Codex[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende des Jeremiabuchs mit Buchtitel ϊερεμιαϲ und Coronis
(UBL, Cod. gr. I, fol. xlii v.)

Bis ins 15. Jahrhundert war es bei Codices Standard, den Titel als Kolophon unter den jeweiligen Text zu setzen;[54] dies ist auch im Sinaiticus der Fall. So sieht man am Ende des Buchs Jeremia (Foto) zwei Zierlinien, die sich im rechten Winkel kreuzen (eine Coronis)[55] und den Buchtitel ϊερεμιαϲ. Die Wellenlinien, Flecht- oder Fischgrätmuster der Coronides sind die einzigen Dekorationen, die der Sinaiticus aufweist. Milne und Skeat zufolge gestalteten die Sinaiticus-Schreiber die Coronis zu einer Art individueller Signatur aus.[56]

Noch im Skriptorium setzte der Schreiber des Textes selbst oder ein Kollege den Buchtitel als Überschrift am oberen Seitenrand über die Kolumne, mit der ein neues biblisches Buch begann, und wiederholte ihn dann als Running title auf den folgenden Blättern mittig am oberen Seitenrand.[57] Running titles sind zur Orientierung in einem Codex vom Umfang des Sinaiticus sehr nützlich – aber sie fehlen bei einigen Büchern, und Zacharias (Sacharja) wurde mit dem falschen Running title Aggaios (Haggai) versehen.[58]

Der Codex Sinaiticus ist der „älteste materielle Zeuge“ für das Konkordanzwerk des Eusebius von Caesarea. Dieser Eusebische Kanon besteht aus den Kanontafeln in Tabellenform und der Einteilung des Evangelientextes in nummerierte Abschnitte. Letztere wurden mit roter Tinte im Codex Sinaiticus am linken Kolumnenrand eingetragen. Die Kanontafeln selbst, ohne die diese Abschnittszählung sinnlos ist, fehlen. Vermutlich war die nicht vorhandene 73. Lage zwischen Altem und Neuem Testament für diese Tafeln und eventuell weitere Paratexte vorgesehen. Milne und Skeat meinten, dass diese Lage gar nicht geschrieben wurde; die neuere Forschung tendiert dahin, dass es die Kanontafeln doch gab, sie aber nicht erhalten blieben.[59]

Markierung und Nachweis eines Psalmzitats im Römerbrief
(BL, Add MS 43725, fol. 262 r.)

In fünf neutestamentlichen Büchern sind Zitate aus dem Alten Testament mit Diplés (›) gekennzeichnet: Matthäus- und Lukasevangelium, Römerbrief, Apostelgeschichte und 1. Petrusbrief. Diese Zitatauszeichnung war wahrscheinlich ein separater Arbeitsgang im Skriptorium nach der eigentlichen Schreibarbeit. Ein Beispiel zeigt, wie sie gedacht war (Foto): In Röm 4,7–8 EU zitierte Paulus Psalm 31LXX. Dieser Text ist am linken Kolumnenrand mit Diplés versehen, Häkchen, deren Spitze auf die markierte Zeile zeigt. Am rechten Kolumnenrand liest man die Herkunft des Zitats: ψαλμω ΛΑ „aus Psalm 31.“ Die Zitate wurden aber lückenhaft und kapitelweise auch gar nicht ausgewiesen und öfter falsch zugeordnet. Es ist, so Ulrich Schmid, immer wieder dasselbe Bild: dem Sinaiticus wurden ambitionierte Hilfen zur Texterschließung beigegeben, aber nichts davon wurde zu Ende geführt. Der Mehrwert für den Leser war deshalb gering.[60]

Der Codex Sinaiticus besaß zwei Systeme, die als eine Art Griffregister das Auffinden der einzelnen biblischen Schriften erleichtern sollten. Am Seitenrand wurde dort, wo ein biblisches Buch begann, ein Loch gestochen und ein Faden hindurchgeführt, der noch in drei Fällen als Schlaufe erhalten ist. Die einst daran hängenden Etiketten mit den Titeln der biblischen Schriften fehlen. Wohl in späterer Zeit und recht grob wurden biblische Bücher im Codex durch hineingeklebte Lederstreifen markiert, die nun ebenfalls fehlen, während die Klebestellen noch zu sehen sind.[61]

Korrekturen im Skriptorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zahl der Korrekturen im Codex Sinaiticus ist „auf dem Gebiet antiker Handschriften absolut singulär“:[62] mehr als 23.000 Textänderungen insgesamt oder rund 30 pro Seite. In den meisten Fällen wurde nur die Rechtschreibung korrigiert oder ein Buchstabe deutlicher geschrieben. Doch auch die inhaltlich relevanten Textänderungen sind zahlreich.[63]

Unmittelbar nach dem Schreiben des Textes wurde die älteste Schicht von Korrekturen angebracht. Nachdem Lake 1911 eine vermeintliche Vielzahl von Korrektoren identifiziert hatte, kamen Milne und Skeat 1938 zu dem Ergebnis, dass es die drei Schreiber selbst waren, die im Skriptorium Korrektur lasen. Dies wurde zum Ausgangspunkt der weiteren Forschung.[64] Der alttestamentliche Teil wurde im Skriptorium kaum korrigiert, umso gründlicher der neutestamentliche Teil, und hier besonders der von B geschriebene Hirte des Hermas.[65]

Jeder Schreiber korrigierte zunächst seine eigene Arbeit. Beispielsweise zog A nach Joh 21,24 EU eine Coronis und setzte den Titel des Buchs, „Evangelium nach Johannes“, hinzu. Dann merkte er, dass etwas fehlte. Er wusch das Pergament ab, schrieb Joh 21,25 EU und wiederholte Coronis und „Evangelium nach Johannes“ weiter unten.[66]

Der beste Schreiber war D, der vor allem im Alten Testament arbeitete, aber auch korrigierend bei seinem Kollegen A eingriff, der für fast das ganze Neue Testament und einen Teil des Alten Testaments zuständig war. Beispielsweise hatte A in 1 Kor 13,1–3 EU Text ausgelassen; D trug den fehlenden Text am oberen Rand nach. Am Beginn des Lukasevangeliums fand D in A’s Arbeit so viele Mängel, dass er vier von ihm selbst geschriebene Austauschseiten anstelle von A’s Text einfügte.[67]

Folgt man Myshralls Unterscheidung der Schreiber B1 und B2, so ergibt sich ein neuer Blick auf die Arbeitsweise des Skriptoriums. Demnach waren zwei Teams am Codex Sinaiticus tätig, die wenig miteinander kooperierten: A und D einerseits, B1 und B2 andererseits. B1 hatte die Aufsicht über den deutlich unerfahrenen B2 und korrigierte dessen Text. Möglicherweise wurde B2, der mehrfach seinen Text abwaschen und neu schreiben musste, von seinem Kollegen angelernt.[68]

Bei der Korrektur im Skriptorium geht es nicht immer nur um Rechtschreibung und Flüchtigkeitsfehler. Manchmal kommt eine inhaltliche Komponente hinzu. Ein klassisches Problem der neutestamentlichen Textkritik beschäftigte bereits das Skriptorium des Codex Sinaiticus: Mk 1,1 EU: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.“ A schrieb den kürzeren Text, bei der Korrektur wurde der hier kursive Gottessohn-Titel ergänzt – wahrscheinlich von D, der zur Korrektur ein Exemplar des Markusevangeliums benutzte, das bei diesem Eröffnungssatz einen längeren Text bot.[69] Dass D A’s Text des Markusevangeliums aufgrund einer abweichenden Vorlage korrigierte, lässt sich auch bei Mk 12,20b EU, Mk 13,3 EU, Mk 14,22 EU und Mk 14,33 EU wahrscheinlich machen.[70] Bei der kontroversen Frage, ob der Gottessohn-Titel in Mk 1,1 zum ursprünglichen Text gehört oder eine spätere „orthodoxe“ Ergänzung ist (so beispielsweise Bart D. Ehrman), kann man mit dem Sinaiticus also in beide Richtungen argumentieren; im Skriptorium existierten demnach Exemplare des Markusevangeliums mit dem längeren und mit dem kürzeren Text.

Mittlere Korrektorengruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skeat zufolge wurde die Herstellung des Codex im 4. Jahrhundert abgebrochen.[71] So interpretierte er das Fehlen der Lage zwischen Altem und Neuem Testament, die wahrscheinlich die Kanontafeln des Eusebius und vielleicht auch die Epistula ad Carpianum enthalten sollte und nicht mehr geschrieben worden sei. Auch dass die Abschnittszählung des Eusebischen Kanons nur bis Lk 9,61 eingetragen wurde, deutet darauf hin, dass das ursprüngliche Konzept plötzlich aufgegeben wurde. Halbfertig, eine Sammlung nur provisorisch gehefteter Lagen, ruhte das Manuskript für etwa 200 Jahre. Aber im 6./7. Jahrhundert wurde der Text von mehreren Händen durchkorrigiert und der Codex gebunden.[72]

Dass sich der Codex nun in Caesarea befand, wird mit größerer Sicherheit angenommen als seine Niederschrift dort im 4. Jahrhundert; der Grund dafür ist folgender Kolophon am Ende des Buchs Ester im Alten Testament:

„Abgeglichen mit einem überaus alten Exemplar, das der heilige Märtyrer Pamphilos eigenhändig korrigiert hat. Am Ende dieses uralten Bandes (der mit dem 1. Buch der Königreiche beginnt und mit dem Buch Ester endet) befindet sich ein Vermerk, unverwechselbar in seiner Form, den Pamphilos selbst dort hinterlassen hat. Er lautet:
Abgeschrieben und abgeglichen mit der Hexapla des Origenes, die dieser selbst korrigiert hat. Antoninus Confessor hat die Texte sorgfältig abgeschrieben. Ich, Pamphilos, habe den Band durch die großzügige Gunst Gottes im Gefängnis korrigiert. Und wenn es nicht vermessen ist: Eine vergleichbar gute Kopie zu finden, wäre wohl nicht leicht.[73]

David Parker: Codex Sinaiticus, S. 85 (deutsche Übersetzung)

Ein inhaltlich damit übereinstimmender Kolophon von der gleichen Hand findet sich am Ende von 2 Esdras. Pamphilos († 304), Hexapla und Origenes († 253/254): alles weist auf die Bibliothek von Caesarea. Klaus Wachtel vermutet, dass es diese Kolophone waren, die dem Manuskript neue Wertschätzung sicherten: Ein Text, der von dem Märtyrerheiligen Pamphilos bearbeitet worden war, verdiente es, gebunden und aufbewahrt zu werden.[74] Das heißt aber nicht, dass die Haftbedingungen des historischen Pamphilos so waren, dass er Bücher Korrektur lesen konnte. Kolophone, die einen Bezug zu berühmten Christen der Vergangenheit herstellen, finden sich in frühbyzantinischer Zeit öfter.[75]

Im Textapparat des Novum Testamentum Graece wird der Codex Sinaiticus mit dem von Konstantin von Tischendorf eingeführten Sigel א (Aleph) bezeichnet; falls der Text korrigiert wurde, ist א* der Text erster Hand, und Korrektorengruppen werden in der 28. Auflage (2012) mit Exponenten in folgender Weise gekennzeichnet:[76]

  • א1: älteste Korrektorengruppe, 4. bis 6. Jahrhundert, bei unterschiedlichen Lesarten innerhalb dieser Gruppe: א1a / א1b
  • א2: mittlere Korrektorengruppe, etwa ab 7. Jahrhundert, bei unterschiedlichen Lesarten innerhalb dieser Gruppe: א2a / א2b
  • א3: jüngste Korrektorengruppe, etwa 12. Jahrhundert
  • אc: keiner Korrektorengruppe zuzuordnen

Das Codex Sinaiticus Project verwendet andere Bezeichnungen für die Korrektoren. Textänderungen, die von den Schreibern selbst stammen, werden als S1 bezeichnet (S = Skriptorium), ohne hier weiter zu differenzieren. Korrektoren, die zwischen dem 5. und dem 7. Jahrhundert arbeiteten (‘c’ group), erhalten Bezeichnungen, die auf Tischendorf zurückgehen und von Lake aufgegriffen und erläutert wurden.[77] Um Korrektoren klarer von den Schreibern zu unterscheiden, bezeichnet sie das Sinaiticus Project mit kleinen Buchstaben:

  • ca (Lake: Ca) ist der am leichtesten identifizierbare Korrektor der mittleren Gruppe. Seine orange-braune Tinte und seine Schreibeigentümlichkeiten machen ihn unverwechselbar.[78]
  • Die Einträge von Lakes Korrektor Cb werden seit Milne und Skeat auf drei Korrektoren cb1, cb2 und cb3 verteilt, die nacheinander arbeiteten. In diesem Trio ist cb2 am interessantesten, „ein echter Redaktor.“[79]
  • cc (Lake: Cc), erkennbar an seiner dunklen Tinte und der verglichen mit den früheren Korrektoren recht ungelenken Handschrift, war im Alten und Neuen Testament sporadisch tätig und sticht heraus als Korrektor des Barnabasbriefs, den kein anderer Korrektor anfasste.[80]
  • cc* (Lake: Cc*) „eine unstete, schräge Handschrift von semi-kursivem Typ“, setzte cc’s Arbeit in der Johannesoffenbarung fort. Er gebrauchte für das Buchstabenpaar στ eine Ligatur, die erst im 7./8. Jahrhundert üblich wurde.[81]
  • cpamph (Lake: CPamph) war ausweislich seiner Kolophone Korrektor von 2 Esdras und dem Buch Ester.
  • d war Korrektor im Buch Jesaja, aber hauptsächlich mit dem Nachziehen verblasster Buchstaben beschäftigt.
  • e war ein im Buch der Sprüche, im Matthäusevangelium, im 1. Timotheusbrief und in der Apostelgeschichte sporadisch tätiger Korrektor.

Milne und Skeat vermuteten, Korrektor ca habe das ganze Bibelmanuskript so durchkorrigiert, dass es mit „den byzantinischen Texten, die ihm vertraut waren“ übereinstimmte.[82] Doch zur Zeit der mittleren Korrektorengruppe war der byzantinische Text noch im Fluss. Charakteristisch für den späteren, voll ausgebildeten byzantinischen Text ist die Einfügung einer kleinen Szene in Lk 22,43–44 EU: beim Gebet im Garten Gethsemane schwitzt Jesus Blut und wird von einem Engel gestärkt. Beispielsweise im Codex Vaticanus fehlen diese Sätze. Schreiber A des Sinaiticus brachte aber schon die Blutschweiß-Szene. Korrektor ca strich sie. Korrektor cb2 stellte A’s Text wieder her.[83] Klaus Wachtel zufolge suchte ca gezielt nach Sonderlesarten im Codex Sinaiticus, um sie zu entfernen und den Text so zu normalisieren. „Es wäre aber übertrieben zu sagen, dass die Korrekturen den Codex Sinaiticus in Übereinstimmung mit dem byzantinischen Text brachten. Wir können … auf eine Normalisierung des Textes erster Hand schließen, auf eine Tendenz hin zum byzantinischen Text, aber sehr stark ist sie nicht. … Die Entwicklung hin zum stabilen mittelalterlichen Mainstream-Texttyp verlief weder homogen noch konsistent.“[84]

Die mittlere Korrektorengruppe beschäftigte sich vor allem mit dem Alten Testament. Ein doppelter Grund lässt sich vermuten: Die Prophetenbücher hatte Schreiber B kopiert, hier war Nacharbeit erforderlich. Außerdem gehörte der Codex möglicherweise zu einer Bibliothek, in der neutestamentliche Bücher gut vertreten, alttestamentliche aber rar waren. Man nutzte im Sinaiticus in dieser Phase also vorwiegend den alttestamentlichen Teil und wollte ihn in bestmöglicher Qualität lesen.[85] Ken M. Penner zufolge lag cb2 ein hochwertiges Exemplar des griechischen Jesaja-Buchs vor, und er brachte den Text des Sinaiticus durch seine Korrekturen konsequent in Übereinstimmung mit diesem „alexandrinischen“ Jesaja-Text.[86] Pete Myers untersuchte die Arbeit des „pamphilanischen“ Korrektors (cpamph) im 2. Esdrasbuch, das dem hebräischen Esra-Nehemia-Buch entspricht. Er machte sich zunutze, dass die griechische Transkription hebräischer Namen in der Septuaginta Moden folgt und daher ein Indikator für unterschiedliche Vorlagen sein kann. Myers zufolge ist die Wiedergabe hebräischer Namen durch cpamph so nah bei der Vokalisierung des hebräischen Konsonantentextes durch die Masoreten wie sonst keine Septuaginta-Version; das passt zur Angabe des Kolophons, dass cpamph ein Exemplar der Hexapla als Vorlage benutzte. Die Arbeit von cpamph gibt also Hinweise darauf, wie hebräische Namen in Origenes’ Hexapla griechisch transkribiert wurden[87] und damit auch auf die Aussprache des Hebräischen in der Spätantike.

Mittelalterliche Marginalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arabische Marginalglosse in der Johannesoffenbarung
(BL, Add MS 43725, fol. 328 r.)

Einige Glossen in arabischer Sprache und Schrift belegen, dass der Codex Sinaiticus im östlichen Mittelmeerraum verblieb. Griechische Marginalglossen mit den Namen der Mönche Hilarion, Dionysios und Theophylakt dokumentieren, dass er in einem Kloster aufbewahrt wurde.[88] Beides passt sehr gut auf das Katharinenkloster.[89]

Da Kaiser Justinian I. im 6. Jahrhundert die Theotokos-Kirche des Sinaiklosters stiftete, könnte man vermuten, dass er den Mönchen bei dieser Gelegenheit auch einen Prachtcodex als Buch für die liturgischen Lesungen schenkte. Das ist allerdings unwahrscheinlich, denn dazu hätte Justinian den Codex Sinaiticus in seinem Besitz haben müssen, und außerdem sollte ein Buch für den liturgischen Gebrauch weniger klobig und klarer strukturiert sein. Christfried Böttrich vermutet deshalb: „Der Codex kam nicht im 6. Jahrhundert als kaiserliches Geschenk auf den Sinai, sondern im 7. Jahrhundert als ein Asylsuchender aus Palästina.“[90] Caesarea wurde 638/640 von Arabern erobert. Böttrich vermutet, dass Bücher aus der Bibliothek vorher in Sicherheit gebracht wurden. Den Mustercodex aus Caesarea nahmen demnach die Mönche des Sinaiklosters in Empfang.[91]

Nach der Eroberung von Konstantinopel (1453) glaubten viele Christen, das Ende der Welt stehe nahe bevor; der Patriarch Gennadios Scholarios erwartete es für das Jahr 1492. Eine arabische Marginalglosse zu Offb 8,1 EU (Foto) lässt erkennen, dass ihr Schreiber diese Endzeiterwartung teilte. Dieser Eintrag im Codex Sinaiticus ist folglich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datierbar.[92]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altes Testament (Septuaginta)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von einem Septuaginta-Kanon kann nach Anneli Aejmelaeus in der Ära der Buchrollen noch nicht die Rede sein; erst die großen christlichen Vollbibeln des 4./5. Jahrhunderts bringen im Alten Testament „einen ‚griechischen Kanon‘ zum Vorschein“ – wobei sie allerdings weder hinsichtlich der dazugehörigen Bücher noch in ihrer Anordnung übereinstimmen.[93] Ebenso wie der Codex Alexandrinus und im Gegensatz zum Codex Vaticanus und vielen späteren christlichen Bibelausgaben ordnet der Codex Sinaiticus die poetischen Schriften (Buch der Psalmen bis Ijob) nach den Prophetenbüchern ein. Ebenso wie in der jüdischen Tradition folgen die Kleinen Propheten nach den Großen Propheten. Singulär ist die Positionierung von Ijob am Ende des Alten Testaments.[94]

Korrektor cpamph markiert einige doppelte Seiten aus dem 1. Buch der Chronik mit drei Kreuzen
(UBL, Cod. gr. I, fol. iv v.)

Mehrere Kapitel des 1. Buchs der Chronik sind an der falschen Stelle eingeordnet, nämlich vor 2 Esdras (= Esra-Nehemia-Buch). Weder A, der den Text schrieb, noch D, der ihn gegenlas und korrigierte, fiel das auf. Vermutlich war der Text in der benutzten Vorlage falsch eingebunden, und A und D überprüften nur die Übereinstimmung mit der Vorlage. Erst der „pamphilanische“ Korrektor (cpamph) entdeckte den Fehler und notierte am unteren Rand: „Bei dem Zeichen der drei Kreuze ist das Ende der sieben Blätter, die überflüssig sind und nicht zu Esdras gehören.“[95] Milne und Skeat verstehen die Bezeichnung als „überflüssig“ so, dass es sich um eine Dublette handelte und der gleiche Text auch an der richtigen Stelle in den Chronikbüchern stand.[96]

Generell gilt der Codex Vaticanus als wichtigster Zeuge des frühen Septuagintatextes. Bei einigen Büchern tritt der Sinaiticus aus dem Schatten des Vaticanus heraus und erlangt größere Bedeutung:

  • Im Buch Tobit bietet der Vaticanus eine Kurzfassung (GI); der Sinaiticus ist Hauptzeuge für die Langfassung (GII). Letztere wird heute als der ältere Text eingestuft.[97] Allerdings hat der Sinaiticus zwei Textlücken in Tob 4,7–19 EU und in Tob 13,6–10 EU. Beide Textabschnitte waren in der Vorlage wahrscheinlich vorhanden und wurden durch ein Schreiberversehen ausgelassen.[98]
  • Da die Makkabäerbücher im Codex Vaticanus fehlen, rückt der Codex Sinaiticus neben dem Codex Alexandrinus und dem Codex Venetus (8. Jahrhundert) zum Hauptzeugen für den Text des 1. Makkabäerbuchs auf. Diese drei Codices stehen sich sehr nahe.[99] Für das 4. Buch der Makkabäer sind Sinaiticus und Alexandrinus, deren Text sich hier stärker unterscheidet, die Hauptzeugen. Die Standardausgabe des Septuaginta-Textes von Rahlfs/Hanhart bietet einen eklektischen Text auf Grundlage dieser beiden Majuskeln.
  • Alfred Rahlfs rechnete in seiner kritischen Edition des Septuaginta-Psalters (Psalmi cum Odis, 1931) die Codices Vaticanus und Sinaiticus zum „unterägyptischen“ Texttyp, und überall dort, wo andere textkritische Regeln nicht griffen, folgte er dem gemeinsamen Text beider. „In Kontinuität mit den älteren Editionen behält somit der Codex Vaticanus (B) eine führende Position, teilt diese jedoch nun mit dem Codex Sinaiticus (S).“[100] Da im Vaticanus eine Lücke zwischen Psalm 105,27 und 137,6 klafft, wird der Sinaiticus hier zum Hauptzeugen. Als eines der poetischen Bücher ist der Psalter im Codex Sinaiticus in zwei breiten statt vier schmalen Kolumnen geschrieben. Idealerweise sollte jeder Vers (Stichos) eine Zeile füllen; reichte der Platz nicht aus, wurde das Versende in der nächsten Zeile eingerückt geschrieben.[101] Rahlfs stellte bei seinen beiden Hauptzeugen eine unsorgfältige Arbeit der Schreiber fest, die ganze Verse ausließen, allerdings nicht die gleichen. Daraus schloss er, dass sie verschiedene Vorlagen hatten und schon diese Vorlagen versweise (stichisch) geschrieben waren.[102] Der Septuaginta-Psalter ist eine wörtliche Übersetzung aus dem Hebräischen und teils schwer verständlich. Die beim Psalter sehr breite handschriftliche Überlieferung nahm langsam und zögernd sprachliche Verbesserungen vor. Vor diesem Hintergrund stellt sich beim Sinaiticus immer wieder dasselbe Problem: Er ist oft knapper als der Mehrheitstext und näher beim Hebräischen. Vielleicht ist das der älteste erreichbare Septuaginta-Text (Old Greek). Oder, im Gegenteil, Ergebnis hebraisierender Überarbeitung. Oder in Einzelfällen vielleicht nur Nachlässigkeit des Sinaiticus-Schreibers.[103]

Rahlfs erstellte seine kritische Septuaginta-Edition maßgeblich auf Grundlage der spätantiken Codices Vaticanus, Sinaiticus und Alexandrinus. Alle drei sind Vollbibeln, und das warf die Frage auf, ob die Überlieferung von Altem und Neuem Testament im gleichen Codex zur wechselseitigen Angleichung des Wortlauts alttestamentlicher Zitate im Neuen Testament und in ihrem alttestamentlichen Originalkontext führt. Das Phänomen ist in den drei großen Majuskelhandschriften selten, tritt aber bei mittelalterlichen griechischen Vollbibeln häufiger auf.[104]

Neues Testament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bücherarrangement des Neuen Testaments im Codex Sinaiticus weicht von modernen Ausgaben in zwei Punkten ab: Die Apostelgeschichte folgt nicht (wie bei Alexandrinus, Vaticanus und den heutigen Bibeln) den Evangelien, sondern ist zwischen die Sammlung der Paulusbriefe (Corpus Paulinum) und die Katholischen Briefe eingeschoben. Außerdem steht der Hebräerbrief nicht am Ende des Corpus Paulinum, sondern zwischen dem 2. Thessalonicherbrief und dem 1. Timotheusbrief. Das ist in den Codices Alexandrinus und Vaticanus ebenso, die heute übliche Einordnung des Hebräerbriefs nach dem Philemonbrief ist in keinem Manuskript vor dem 8. Jahrhundert bezeugt.[105]

Ende des Markusevangeliums mit Mk 16,8 EU, gekreuzten Zierlinien (Coronis) und Buchtitel ευαγʼγελιον κατα μαρκον „Evangelium nach Markus“
(BL, Add MS 43725, fol. 228 r.)

Im Sinaiticus-Text des Neuen Testaments fehlen Satzteile, Verse und auch ganze Abschnitte, die in anderen Bibelhandschriften vorkommen. Die folgenden Beispiele aus den Evangelien geben einen Eindruck davon, wie Auslassungen des Sinaiticus textkritisch beurteilt werden:

  • Es gibt die klaren Fälle: Dass die Doxologie nach dem Vaterunser (Mt 6,13b EU), der kanonische Markusschluss (Mk 16,9–20 EU) und die Perikope von Jesus und der Ehebrecherin (Joh 7,53 EU bis Joh 8,11 EU) nicht zum ältesten Text der jeweiligen Evangelien gehören, ist ein breiter Konsens in der neutestamentlichen Exegese; das Fehlen dieser Textabschnitte im Codex Sinaiticus ebenso wie in anderen wichtigen Textzeugen wird als Beleg dafür gesehen.[106]
  • Mehrfach lässt sich beobachten, dass die Kopisten Sätze und Formulierungen aus einem Evangelium in ein anderes übernahmen; ihr Fehlen im Sinaiticus und anderen Zeugen erster Ordnung ist ein Indiz dafür, dass es sich um sekundäre Erweiterungen handelt. Beispielsweise ist der Vers Mt 17,21 EU wohl eine nachträgliche Angleichung an die synoptische Parallele Mk 9,29.[107] Der im Sinaiticus fehlende Satz Mt 18,11 EU gilt als Interpolation mit dem Material von Lk 19,10 EU, mit der einige Kopisten eine bessere Verbindung zwischen den Versen 10 und 12–14 schaffen wollten.[108] (Allerdings sind auch Sinaiticus und Vaticanus gegen Textzuwächse dieser Art nicht gefeit: in Mt 27,49 EU ergänzten beide bei der Beschreibung der Kreuzigung Jesu den Lanzenstich in seine Seite aus Joh 19,34 EU.[109])
  • Glossen können sekundär von Kopisten in den Text übernommen worden sein: Der Vers Mk 7,16 EU fehlt in wichtigen Zeugen des alexandrinischen Texttyps (unter anderem: א, B, L, Δ*) - und scheint eine Glosse zu sein.[110] In den frühesten und besten Zeugen des alexandrinischen und des westlichen Texttyps fehlt Mk 15,28 EU; wahrscheinlich gelangte eine Marginalglosse (vgl. Lk 22,37 EU) nachträglich in den Text.[111] Der im Sinaiticus fehlende Satz Joh 5,4 EU ist aus den gleichen Gründen eindeutig eine Glosse.[112]
  • Aber nicht immer ist der kürzere Text vorzuziehen – auch dann nicht, wenn der Sinaiticus diesen kürzeren Text bietet. Häufig wurden Kopistenfehler durch Homoioteleuton verursacht: zwei Zeilen endeten mit der gleichen Buchstabenfolge; das Auge sprang vom ersten zum zweiten Vorkommen, und der Text dazwischen wurde versehentlich nicht kopiert. Eindeutig ist das der Fall, wenn nur der Schreiber des Sinaiticus einen Satz auslässt, alle anderen nicht; ein Beispiel ist Lk 10,32 EU.[113] Mehrere alte Handschriften, darunter Sinaiticus, lassen den Vers Joh 16,15 EU aus, „doch dürfte dies auf Homoioteleuton mit V. 13 zurückgehen.“[114]
  • Schließlich gibt es uneindeutige Fälle: Der Satz Mt 12,47 EU wurde wohl versehentlich ausgelassen; wegen des Gewichts der Textzeugen, bei denen er fehlt, bleibt aber ein Rest Zweifel, ob er zum ursprünglichen Text gehört.[115] Auf den ersten Blick scheint die Auslassung von Mk 11,26 EU ebenfalls ein Schreiberversehen zu sein, das Fehlen bei frühen Zeugen aller Texttypen macht aber sehr wahrscheinlich, dass der längere Text eine sekundäre Angleichung an Mt 6,15 EU ist.[116] Die Auslassung von Lk 17,36 EU als Schreiberversehen ist möglich, das Gewicht der Zeugen für den kürzeren Text (75, א, A, B, L, W, Δ, Θ, Ψ, f1, 28, 33, 565) spricht aber dafür, dass es sich um eine Texterweiterung zur Angleichung an Mt 24,40 EU handelt.[117]

Große textkritische Probleme bereitet die Offenbarung des Johannes. Der Codex Vaticanus fällt hier aus, da er für dieses biblische Buch einen im Spätmittelalter ergänzten Text bietet. Die Papyri helfen nur bei einzelnen Versen weiter. Umso mehr Gewicht erhalten die Codices Sinaiticus und Alexandrinus. Der Sinaiticus macht allerdings „über weite Strecken keinen guten Eindruck.“[118] Er weist eine bunte Vielfalt inhaltlich relevanter Sekundärlesarten auf, die wohl nicht von den Schreibern A und D spontan erfunden wurden, sondern bereits in einer Vorlage standen. Sie passen den Text der Johannesoffenbarung der Frömmigkeit, Liturgie, Christologie und Engellehre der Spätantike an. Beispielsweise wird der Thron Gottes in Offb 4,3 EU nicht von einem Regenbogen (ἶρις ĩris), sondern von Priestern (ϊερειϲ hiereis) umgeben.[119]

Frühchristliche Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beginn des Hirten des Hermas: Korrektor ca ergänzte in der 7. Zeile am rechten Kolumnenrand ιδον αυτην, Korrektor d fügte mit schwarzer Tinte diakritische Zeichen hinzu, um die Lesbarkeit zu verbessern.
(BL, Add MS 43725, fol. 341 r.)

Zwei der vier Vollbibeln des 4./5. Jahrhunderts enthalten zusätzlich zum Neuen Testament Schriften, die heute zur Gruppe der Apostolischen Väter gerechnet werden: Barnabasbrief und Hirte des Hermas im Codex Sinaiticus, 1. und 2. Clemensbrief im Codex Alexandrinus. Oft wird angenommen, dass diese Schriften von den Kreisen, die hinter der Herstellung dieser Codices standen, auch als kanonisch betrachtet wurden.[120] Die Gegenposition vertritt beispielsweise Bruce M. Metzger: Sie seien dort nur ein Anhang zum Neuen Testament.[121] Kodikologisch und paläographisch gibt es keine Signale dafür, dass diese beiden frühchristlichen Schriften im Sinaiticus als Anhang betrachtet werden sollten. Eine geringere Bedeutung lässt sich nur indirekt aus zeitgenössischen Kanonlisten einerseits, der Endstellung andererseits ableiten.[122]

Der gesamte Text des griechischen Barnabasbriefs ist nur im Codex Sinaiticus und im Codex Hierosolymitanus (11. Jahrhundert) überliefert. Hinzu kommen als Hauptzeugen der unvollständige Codex Vaticanus graecus 859 (11. Jahrhundert) und die lateinische Übersetzung (Codex Petropolitanus Q. v. I. 39, 9./10. Jahrhundert). Dass der Sinaiticus Jahrhunderte älter ist als die drei anderen, bedeutet nicht, dass sein Text stets den Vorzug verdient. Da die vier Zeugen oft voneinander abweichen und ihr Verhältnis zueinander unklar ist, unterscheiden sich die kritischen Ausgaben des Barnabasbriefs; teilweise wird eine diplomatische Edition eines der Textzeugen bevorzugt. Besonders bei alexandrinischen Theologen (Clemens, Origenes, Didymus) war der Barnabasbrief beliebt. Dass eine Schrift, die um 300 an den Rand des Kanons und im Westen ganz in Vergessenheit geriet, gerade im Codex Sinaiticus enthalten ist, passt zur vermuteten Entstehung des Codex in Caesarea oder Ägypten.[123]

Die im Original griechische, aber nur in lateinischer und äthiopischer Übersetzung vollständig erhaltene Schrift Hirte des Hermas hat eine Sonderstellung in der frühchristlichen Literatur. Sie war bis zum 4. Jahrhundert sehr populär und wurde teilweise als kanonisch betrachtet, doch verglichen mit den neutestamentlichen Evangelien, Paulusbriefen und Katholischen Briefen war ihr Text weniger fixiert.[124] Das umfangreichste griechische Manuskript, der mittelalterliche Codex Athous Grigoriou 96, ist zugleich eines der jüngsten. Unter den spätantiken Manuskripten enthalten neben dem Sinaiticus nur zwei Papyri, Michigan 129 und Bodmer 38, größere Textabschnitte.[125] Entsprechend viel Gewicht hat der Codex Sinaiticus als Textzeuge. Der Sinaiticus-Text stammt allerdings von der Hand des Schreibers B, dessen Rechtschreibprobleme eine Fülle an Verbesserungen sowohl im Skriptorium als auch durch die mittlere Korrektorengruppe zur Folge hatten. Hier war es Korrektor ca, der ein hochwertigeres Exemplar der frühchristlichen Schrift mit dem Sinaiticus-Text verglich. Seine 380 Verbesserungen stellten praktisch einen neuen und besseren Hermas-Text her.[126] In der Fassung des Schreibers B ist der Sinaiticus-Text aber für die Überlieferungsgeschichte des griechischen Hermas interessant. Paolo Cecconis Untersuchung ergab, dass der Hermas-Text seit dem 2. Jahrhundert in zwei verschiedenen Versionen umlief, die zu einem Mischtext zusammengearbeitet wurden. Dieser lag im 3. Jahrhundert dem Schreiber des Papyrus Michigan 129 vor und im 4. Jahrhundert dem Sinaiticus-Schreiber. Die Vorlage, mit der Korrektor ca arbeitete, gehört dagegen der gleichen Hauptgruppe an wie der Codex Athous; die andere Hauptgruppe wird durch Papyrus Bodmer 38 repräsentiert.[127]

Entdeckung und Publikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vier Institutionen, die Teile des Codex Sinaiticus besitzen, sind sich nicht einig in der Frage, auf welcher Rechtsgrundlage der Codex aus dem Katharinenkloster in europäische Bibliotheken gelangte. Der folgenden Darstellung liegt ein Text zugrunde, dem allen Partner des Codex Sinaiticus Projects als derzeitigem Rahmen historischer Referenz zugestimmt haben.[128]

Tischendorfs Expeditionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Erwähnung des Codex Sinaiticus findet sich wahrscheinlich im Bericht des italienischen Naturforschers und Reisenden Vitaliano Donati. Er sah 1761 im Katharinenkloster „eine Bibel mit schönen großen, dünnen und quadratischen Pergamentseiten, geschrieben in einer fließenden und schönen Schrift.“[129]

Konstantin Tischendorf (Stahlstich nach Daguerreotypie um 1845)

Der Leipziger Neutestamentler Konstantin Tischendorf besuchte das Katharinenkloster im Frühjahr 1844 auf einer Bibliotheksreise durch den Orient. Zwischen dem 24. Mai und dem 1. Juni 1844 zeigten ihm die Mönche 129 Blätter aus dem alttestamentlichen Teil des Codex Sinaiticus. Als Fachmann erkannte Tischendorf, dass er ein Manuskript aus der Mitte des 4. Jahrhunderts vor sich hatte. Nach Tischendorfs eigener Darstellung, die die einzige Quelle hierzu ist, wurden ihm 43 der Blätter vom Kloster überlassen. Im Januar 1845 traf Tischendorf mit den bei seiner Bibliotheksreise zusammengetragenen Manuskripten wieder in Leipzig ein. Die 43 Blätter des Codex Sinaiticus veröffentlichte er 1846 zu Ehren des Unterstützers seiner Reise, des Königs Friedrich August II. von Sachsen, unter dem Titel Codex Frederico-Augustanus. Den Fundort dieser alten Handschrift gab Tischendorf aber nicht preis, sondern beschrieb ihn vage als ein „Kloster im Morgenlande.“ Die 43 Pergamentblätter des Codex werden bis heute in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt.

Archimandrit Porfiri Uspenski

Porfiri Uspenski, Archimandrit des Mariä-Heimgangs-Klosters in Odessa und Leiter des Geistlichen Seminars in Cherson, reiste zwischen 1843 und 1853 in den Orient, einerseits um die Russische Geistliche Mission in Jerusalem aufzubauen und andererseits, um alte Manuskripte und Ikonen zu erwerben. In den Jahren 1845 und 1850 besuchte er das Katharinenkloster. Bei der ersten Reise wurde ihm eine griechische Bibelhandschrift vorgelegt, die er in einer Veröffentlichung 1856 so beschrieb: Sie war auf dünnem weißem Pergament sehr gleichmäßig mit Großbuchstaben ohne Zwischenräume und diakritische Zeichen in vier oder zwei Kolumnen pro Seite geschrieben. Der Codex enthielt ein unvollständiges Altes Testament und ein Neues Testament sowie den Barnabasbrief und den Hirten des Hermas[130] – eindeutig der Codex Sinaiticus.

Uspenski erhielt während seines Besuchs drei Fragmente von zwei Codex-Blättern, die vorher zu Buchbindungszwecken im Kloster verwendet worden waren: ein größeres mit Text aus dem Buch Genesis und zwei kleinere, die Verse aus dem Buch Numeri enthalten. Ihre Zugehörigkeit zum Codex Sinaiticus erkannte Uspenski erst nachträglich, und bei einer Begegnung mit Tischendorf gestattete Uspenski diesem die Publikation der drei Fragmente.[131] Sie wurden 1883 durch die Kaiserliche Bibliothek in Sankt Petersburg erworben, desgleichen später ein Fragment, das Tischendorf 1853 bei seinem zweiten Besuch im Katharinenkloster als Lesezeichen in einem Band mit Heiligenviten entdeckt hatte.[132]

Tischendorfs dritte Orientreise 1859 stand unter der Schirmherrschaft des russischen Zaren Alexander II. Gemäß seinem eigenen Bericht sah Tischendorf am 4. Februar erstmals die 347 Blätter des Codex. Ihm war bewusst, dass die vollständige Transkription für die Bibelwissenschaft von sehr großer Bedeutung sein würde. Aufgrund seiner Anfrage wurde der Codex am 24. Februar 1859 in die Kairoer Niederlassung des Sinaiklosters gebracht, und Tischendorf erhielt dort die Erlaubnis, von März bis Mai die Blätter einzeln zu begutachten.

Nach einigen Monaten weiterer Reisen im Mittleren Osten kehrte Tischendorf im September 1859 nach Kairo zurück und unterzeichnete dort am 16./28. September eine Empfangsbestätigung für die Ausleihe der 347 Blätter des Codex. Er schrieb eine Quittung, in der es hieß, der Codex werde ihm ausgeliehen, damit er ihn nach Sankt Petersburg mitnehmen könne; dort wolle er seine früheren Transkriptionen mit dem Original vergleichen und eine wissenschaftliche Publikation erarbeiten. Tischendorf versprach in seiner Leihquittung, den Codex unversehrt an das Kloster zurückzugeben, sobald dies gefordert würde. Aber er verwies auch auf einen Brief, den der russische Botschafter in Konstantinopel, Fürst Aleksej Borisowitsch Lobanow-Rostowski, kurz zuvor an das Kloster geschrieben hatte. Dieser auf den 10./22. September 1859 datierte Brief ist ebenfalls im Original erhalten. Lobanow-Rostowski erwähnte, dass die Sinaitische Bruderschaft nach Angaben Tischendorfs den Wunsch hege, den Codex als Schenkung an den Zaren zu überreichen. Da nicht vorausgesetzt werden konnte, dass die Schenkung realisiert würde, bekräftigte der Botschafter, dass das Eigentum an dem Manuskript bis zur Bestätigung der Schenkung beim Kloster bleibe. Der Sinaitischen Bruderschaft sei das Manuskript nach dessen erster Anforderung zurückzugeben. Das Antwortschreiben der Sinaitischen Bruderschaft an Lobanow-Rostowski ist auf den 17./29. September datiert. Die Mönche brachten darin ihre Unterstützung für Tischendorfs Bemühungen und Ergebenheit gegenüber dem Zaren zum Ausdruck, aber sie bezogen sich nicht explizit auf die Schenkungsangelegenheit.

Titelblatt des Codex Sinaiticus Petropolitanus (1862)
Eine Seite von Tischendorfs Quasi-Faksimile-Edition (1 Chr 9,27–10,11)

Erstmals veröffentlicht wurde der Text des Codex Sinaiticus im Jahr 1862 durch Tischendorf zum 1000. Jubiläum der russischen Monarchie in einer vom Zar Alexander II. finanzierten vierbändigen Prachtausgabe. Tischendorf ließ der Bibelunziale nachempfundene Schriftformen in mehreren Größen anfertigen. Er maß den Zeilen- und Kolumnenabstand für jede Seite neu aus. Der Druck kam damit dem Original sehr nahe, war aber besser lesbar.[133] Diese vierbändige Prachtausgabe überreichte Tischendorf einer formellen Audienz in Zarskoje Selo am 10. November 1862 dem Zarenpaar. Bei dieser Audienz überreichte Tischendorf auch das Original des Codex, den er bis dahin in seiner Leipziger Wohnung aufbewahrt hatte. Während der folgenden sieben Jahre lagerte der Codex im Außenministerium in St. Petersburg. Am 13./25. November 1869 unterzeichneten der Erzbischof des Sinai, Kallistratos, und die Synaxis (Versammlung) der Kairoer Niederlassung die formelle Schenkungsurkunde, und danach am 18./30. November unterzeichneten Erzbischof Kallistratos und die Synaxes sowohl des Kairoer Niederlassung als auch des Katharinenklosters eine weitere Schenkungsurkunde. Nach diesem Rechtsakt kam der Codex in den Bestand der Kaiserlichen Bibliothek in Sankt Petersburg.

Diese Schlüsselereignisse können im Licht neu bekanntgewordener Dokumente unterschiedlich interpretiert werden. Es ist fraglich, ob eine Schenkung an den Zaren ein Teil der ursprünglichen Absicht aller Beteiligten an der Übereinkunft von 1859 gewesen war.[134] Die zehn Jahre zwischen der Ausleihe des Manuskripts und dem Akt der Schenkung waren aus heutiger Sicht eine sehr schwierige Zeit für die Sinaitische Bruderschaft. Dem Tod des Erzbischofs Konstantios im Jahre 1859 folgte nämlich eine längere Vakanz des erzbischöflichen Stuhls. Die Sinaitische Bruderschaft hatte zwar Kyrillos Vyzantios zum Nachfolger gewählt, aber der Patriarch von Jerusalem weigerte sich, ihn zum Erzbischof zu weihen. Diese Weihe empfing Kyrillos schließlich kirchenrechtswidrig vom Patriarchen von Konstantinopel. Er wurde auch von der Regierung des Osmanischen Reichs anerkannt. Kyrillos’ Amtsführung führte aber schon kurz danach zum Bruch mit der Bruderschaft, die ihn absetzte. Die Bruderschaft wählte einen neuen Erzbischof, den Konsenskandidaten Kallistratos. Dieser empfing zwar die Weihe durch den Patriarchen von Jerusalem. Aber ihm fehlte zunächst die Anerkennung durch andere Patriarchen und die osmanische Regierung. Der abgesetzte Kyrillos residierte in Konstantinopel und erhob den Anspruch, der rechtmäßige Erzbischof vom Sinai zu sein. Erst 1869 erlangte Kallistratos die Anerkennung als Erzbischof durch alle kanonischen und staatlichen Autoritäten.

Wie die russische Diplomatie auf die zeitlich parallelen Vorgänge der Nachfolgelösung für den erzbischöflichen Stuhl und der Schenkung des Codex Sinaiticus an den Zaren Einfluss nahm, wird unterschiedlich interpretiert. Es gibt Grund zu der Annahme, dass russische Diplomaten ihre Unterstützung für den neuen Erzbischof Kallistratos direkt mit der offiziellen Schenkung des Codex durch das Kloster an den Zaren verbanden.[135] Die Sinaitische Bruderschaft betrieb in der Frage der Schenkung eine unentschlossene, hinhaltende Verhinderungspolitik, die letztlich scheiterte.

Codex Sinaiticus Petropolitanus in Sankt Petersburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die britischen Paläographen Kirsopp und Helen Lake reisten 1908 nach Sankt Petersburg und fotografierten den neutestamentlichen Teil des Codex Sinaiticus, der 1911 bei Oxford University Press als Faksimile erschien. Im Jahr 1911 gab die Sankt Petersburger Gesellschaft für Antike Literatur bekannt, das sich in ihren Beständen ein weiteres Fragment des Codex Sinaiticus befand, das zur Pergamentmakulatur verwendet worden war.

Bei einer zweiten Reise 1913 fotografierten die Lakes die damals bekannten Teile des Alten Testaments in Sankt Petersburg und in Leipzig. Auf ihrer Forschungsreise hatten die Lakes aber noch keine Kenntnis eines Fragments aus dem Buch Judit gehabt, das Wladimir Nikolajewitsch Beneschewitsch 1911 publiziert hatte. Nach einem Hinweis von Alfred Rahlfs und mit Unterstützung der amerikanischen Botschaft gelangte Kirsopp Lake 1916 an Fotografien dieses Fragments.[136] Der zweite, alttestamentliche Band der Faksimile-Edition erschien dann mit diesem Judit-Fragment im Jahr 1922. Beide Bände waren als fotografischer Faksimile-Nachdruck eine deutliche Verbesserung gegenüber Tischendorfs Edition. Sie haben eine fast identische, umfassende Einführung, die die Forschung stark prägte.[137]

Entgegen zeitgenössischer Befürchtungen in der britischen Presse lagerte der Codex Sinaiticus auch nach der Oktoberrevolution ungefährdet in der Sankt Petersburger (seit 1924: Leningrader) Bibliothek. [138] Die Sowjetregierung verkaufte Kunstwerke, um an Devisen für die geplante schnelle Industrialisierung zu gelangen. Der Antiquar Ernest Maggs hatte gute Beziehungen zu sowjetischen Stellen und unternahm 1931 eine Reise nach Leningrad, wo er im Auftrag des Schweizer Sammlers Martin Bodmer eine Gutenberg-Bibel erwarb und Vorgespräche über den Codex Sinaiticus führte. Die sowjetische Einstiegsforderung war 200.000 £, Maggs bot 40.000 £; man einigte sich auf 100.000 £ – ein Rekordpreis, der den Codex Sinaiticus zum teuersten Buch der Welt machte.[139]

Codex Sinaiticus in London[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernest Maggs wandte sich nun an Frederick Kenyon, den früheren Direktor des British Museums. Als Vorsitzender des Museumskuratoriums informierte Cosmo Gordon Lang, der Erzbischof von Canterbury, den Premierminister Ramsay MacDonald, dass der Codex Sinaiticus zum Verkauf stehe. MacDonald sagte seine Unterstützung zu. Er befürwortete gegenüber dem Schatzkanzler Neville Chamberlain, einen Regierungskredit von 100.000 £ zu bewilligen – vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise. David Parker vermutet, dass MacDonald, der als Sozialdemokrat zu dieser Zeit ums politische Überleben kämpfte, ein „nationales Prestigeprojekt“ gut brauchen konnte. Chamberlain machte zur Bedingung, dass das Museum 7000 £ beisteuerte und stellte 93.000 £ aus einem zivilen Rücklagefonds bereit mit der Auflage, einen möglichst großen Teil dieser Summe durch eine Spendenkampagne wieder einzuwerben.[140] Nachdem das Politbüro der KPdSU unter Leitung Josef Stalins am 5. Dezember den Verkauf genehmigt hatte und Maggs am 18. Dezember das Kaufangebot des Museumsdirektors George Hill erhalten hatte, lieferte die Firma Arcos den Codex per Eilkurier in einer Schachtel aus Zinnblech nach London, wo er am zweiten Weihnachtstag eintraf.[141] Das Publikumsinteresse war sehr groß. Neben vielen Kleinspenden gingen auch teils anonyme Großspenden ein, so dass letztlich 53.563 £ an den Fonds zurückgezahlt wurden und der britische Steuerzahler 39.437 £ beitrug.[142]

Kurz nach der Ankunft des Codex in London traf dort auch ein auf den 29. Januar 1934 datiertes Telegramm des amtierenden Erzbischofs Porphyrios vom Sinai ein. Porphyrios erklärte, das Katharinenkloster sei der alleinige rechtmäßige Besitzer des Codex. Die britische Regierung antwortete umgehend, das Kloster solle seine Ansprüche gegenüber der Sowjetregierung geltend machen. George Hill veranlasste eine juristische Überprüfung der Vorgänge zwischen 1859 und 1869. Diese war dadurch eingeschränkt, dass es keinen Zugang zu den sowjetischen Archiven gab. Britische Gutachter bestätigten die Rechtmäßigkeit des Ankaufs. Die Öffentlichkeit nahm diese Kontroverse kaum wahr und diskutierte die russische Zurückbehaltung eines kleinen Fragments von einem der 347 Blätter, die 1869 in die Kaiserliche Bibliothek gelangt waren.

Nachdem der Codex 1933 ins British Museum gekommen war, wurde er von Herbert J. M. Milne und Theodore C. Skeat, zwei wissenschaftlichen Assistenten der dortigen Handschriftenabteilung, untersucht, unter anderem mit Ultraviolett-Lampen, und von dem Buchbinder David Cockerell restauriert und neu gebunden. Milne, Skeat und Cockerell veröffentlichten ihre Befunde 1938 unter dem Titel Scribes and Correctors of Codex Sinaiticus. Diese Publikation war in den folgenden Jahrzehnten das Standardwerk zur Kodikologie und Paläographie des Codex Sinaiticus.[143]

Nach dem Umzug der British Library nach St. Pancras 1998 wird der Codex Sinaiticus dort in der Sir John Ritblat Gallery neben anderen Schätzen der Bibliothek ausgestellt.[144]

Neue Funde seit 1975[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. Mai 1975 entdeckte Sophronios, der Skevophylax des Katharinenklosters, in einem mit Schutt und Abfällen gefüllten Raum Fragmente von rund 1200 Manuskripten und Drucken. Wahrscheinlich war dies ein vergessenes Depot für schadhafte und unbrauchbare Bücher in Nachbarschaft zur alten Sakristei. Griechische Wissenschaftler, darunter Panayotis Nikolopoulos als Kurator der Handschriftenabteilung der Griechischen Nationalbibliothek, untersuchten die Funde. Einzelne Informationen erschienen in der internationalen Presse. Auf dem Wiener Byzantinistenkongress im Oktober 1981 stellte Erzbischof Damianos vom Sinai die Neufunde offiziell vor. Kurt und Barbara Aland hatten mit weiteren Mitarbeitern aus dem Institut für Neutestamentliche Textforschung im Mai und Juni 1982 exklusiv die Gelegenheit, die neuen Fragmente zu begutachten, sie zu analysieren und zu fotografieren.[145] Über die Anzahl der Blätter, die sich unter diesen Neufunden dem Codex Sinaiticus zuordnen lassen, kursierten jahrelang verschiedene Angaben. Heute geht man von 18 vollständigen oder fragmentarischen Blättern dieses Codex aus und ordnet einige kleine schwer identifizierbare Fragmente diesen 18 Blättern zu.[146] Bei einigen Fragmenten legt ihr Zuschnitt nahe, dass sie für die Pergamentmakulatur vorgesehen waren; ein vollständig erhaltenes Blatt weist Knickspuren auf und scheint eine Zeitlang als Schutzumschlag gebraucht worden zu sein.[147]

Im September 2009 ging die Nachricht durch die Presse, dass im Katharinenkloster ein neues Fragment des Codex Sinaiticus entdeckt worden sei.[148] Nikolas Sarris arbeitete 2009 an einer Dissertation über historische Buchbindungen in der Bibliothek des Katharinenklosters. Bei dem im 18. Jahrhundert gebundenen Sinaiticus graecus 2289 war das Vorsatzpapier teilweise abgerissen. Dadurch war ein Pergamentfragment freigelegt worden, das mindestens zwei schmalen Spalten von 13 bis 15 Buchstaben pro Zeile in griechischen Majuskeln aufwies, wie es für den Codex Sinaiticus typisch ist. Der Klosterbibliothekar, Hieromonachos Justin vom Sinai, untersuchte den Band. Die Schrift war durch die Pergamentmakulatur und das Abreißen des darübergeklebten Papiers teilweise zerstört. Er las drei Worte, die er dem Vers Jos 1,11 EU zuordnete. Bei der offiziellen Vorstellung ihres Fundes bezeichneten Sarris und Justin die Zugehörigkeit des Fragments zum Codex Sinaiticus allerdings nur als Möglichkeit und verwiesen alternativ auf die von Heinrich Brugsch 1875 publizierten Septuaginta-Fragmente aus der Bibliothek des Katharinenklosters.[149]

Transkription und Web-Publikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2006 wurde ein Gemeinschaftsprojekt der British Library, der Universitätsbibliothek Leipzig, der Russischen Nationalbibliothek und des Katharinenklosters vorgestellt, den gesamten Codex zu digitalisieren, im Internet zur Verfügung zu stellen und als Faksimile zu publizieren. Die Vorarbeiten gehen in die 1990er Jahre zurück: Das International Greek New Testament Project in Birmingham und das Institut für Neutestamentliche Textforschung in Münster kooperierten mit Peter Robinson, einem Spezialisten für Digitaleditionen, bei der digitalen Erschließung des neutestamentlichen Teils. Ein Großprojekt, das am alttestamentlichen Teil des Codex interessiert war, war das Septuaginta-Unternehmen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Am 7. November 2002 trafen sich die Vertreter der Partnerinstitutionen erstmals in der British Library, die auch mit ihrem festen Mitarbeiterstab bei der Entwicklung und Durchführung des Projekts großen Anteil hatte. Konservierung, Bilddatenerfassung und Transkription waren die Hauptziele des Projekts. Die Vorgehensweise war dabei in London, Sankt Petersburg und Leipzig genau gleich; die Arbeit im Katharinenkloster nutzte die Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung der Bestände der Klosterbibliothek vor Ort geschaffen worden waren.[150]

Die Konservierung beschränkte sich auf das für das Fotografieren Erforderliche. Die Blätter wurden einzeln physisch analysiert und die Ergebnisse in einer mehr als 300 Kategorien umfassenden Datenbank dokumentiert. Für die Ergebnisbeschreibung wurde eine international verständliche Terminologie entwickelt. Mit nicht-destruktiven Techniken wurden die Tintenarten, die Präparierung der noch unbeschriebenen Blätter sowie die Tierarten analysiert, deren Haut als Pergament verwendet worden war.[151]

Im Mai 2008 wurden 43 digitalisierte Seiten veröffentlicht, seit dem Juli 2009 ist der gesamte Codex online. Das Projekt ist finanziert durch verschiedene Institutionen, unter anderen von The Arts and Humanities Research Council, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Stavros S. Niarchos Foundation. Neben den genannten Partnern arbeiteten das Institute for Textual Scholarship and Electronic Editing (ISEE), University of Birmingham, das Institut für neutestamentliche Textforschung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, das Göttinger Digitalisierungszentrum Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die Society of Biblical Literature, Atlanta und viele Einzelpersonen mit.[152] Es umfasste die Konservierung, die Digitalisierung, Transkription[153] und Dokumentation im Internet.

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl er viel mehr bietet, erregte der Codex Sinaiticus stets als ältestes vollständiges Manuskript des Neuen Testaments das größte Interesse. Seine Entdeckung fiel in eine Zeit, in der sich ein breiter Konsens in der neutestamentliche Wissenschaft etabliert hatte, den altüberlieferten Textus receptus durch eine wissenschaftliche Edition auf Grundlage der frühen Majuskelhandschriften zu ersetzen.[154] Anfangs stand der Codex Alexandrinus in höchstem Ansehen, und es bot sich an, ihn zur Grundlage des Obertextes zu machen und die abweichenden Lesarten des Codex Bezae im Apparat zu verzeichnen. Dass die Bedeutung des Codex Vaticanus lange nicht erkannt wurde, hängt damit zusammen, dass er in der Vatikanischen Bibliothek für die Forschung weit schlechter zugänglich war als die Codices Alexandrinus (in London) und Bezae (in Cambridge). Je mehr der Vaticanus erforscht wurde, desto mehr zeichnete sich ab, dass er dem Alexandrinus überlegen war.[155] Johann Leonhard Hug untersuchte den Codex Vaticanus, als dieser 1809 in Paris ausgestellt wurde, und erklärte als erster öffentlich, dieses spätantike Manuskript verdiene den höchsten Rang.[156] Aber dann kehrte der Codex in die Bibliothek des Vatikan zurück. Noch immer stand eine zuverlässige Edition des Vaticanus nicht zur Verfügung – und in dieser Situation tauchte unter spektakulären Umständen der bisher unbekannte Codex Sinaiticus auf und wurde durch Tischendorfs Edition 1862 eher als der Vaticanus für die Forschung erschlossen.[157]

Dass sich der Text des Sinaiticus und des Vaticanus nahestehen, war schnell klar. Wo immer Sinaiticus und Vaticanus zusammengehen, sprach das stark für eine frühe Lesart – wo sie differieren, musste abgewogen werden. Tischendorf selbst, begeistert von seiner Entdeckung, setzte in der letzten Edition seines Novum Testamentum Graece 1872 ganz auf den Sinaiticus. Westcott-Hort dagegen favorisierten 1881 den Vaticanus. Damit hatte sich die Textkritik für rund 80 Jahre in eine Pattsituation manövriert. Der Stillstand wurde durch die Publikation wichtiger neutestamentlicher Papyri überwunden: der Chester-Beatty-Papyri 1933–1937 und der Bodmer-Papyri 1955–1956.[158] Mit 75 wurde ein Papyrus des frühen 3. Jahrhunderts bekannt, dessen Text mit dem über 100 Jahre jüngeren Codex Vaticanus sehr stark übereinstimmt. „So wurde 75 zum Schiedsrichter, der darauf hinwies, dass der Vaticanus nach unserem Kenntnisstand insgesamt einen früheren Text bietet als der Codex Sinaiticus.“[159]

Das Komitee der United Bible Societies bei einer Greek-New-Testament-Arbeitssitzung, 1980er Jahre. Von links nach rechts: Klaus Junack (Alands Assistent), Matthew Black, Bruce M. Metzger, Allen Wikgren, Kurt Aland, Carlo M. Martini

Gordon Fee fand 1968 heraus, dass der Grad an Übereinstimmung von Sinaiticus und Vaticanus im Johannesevangelium blockweise wechselt. In den ersten acht Kapiteln repräsentiert der Sinaiticus den westlichen Texttyp. Der Vaticanus ist demnach textlich homogener als der Sinaiticus.[160] Fees Beitrag erinnerte die Forschung daran, dass hinter dem großen Codex Sinaiticus das ganze Regal der kleinen Codices steht, die den Schreibern A, B und D als Vorlagen dienten. Offenbar wurde ein biblisches Buch nicht konsequent nur aus einer Vorlage abgeschrieben.

Bruce M. Metzger sah „solide Belege dafür, dass das Kopieren der Bücher des Neuen Testaments mindestens an einem bedeutenden Bischofssitz der frühen Christenheit, der Stadt Alexandria, bewusst und gewissenhaft kontrolliert wurde.“[161] Den Sinaiticus zählte Metzger zum alexandrinischen Texttyp, allerdings (wegen der Befunde Fees) mit einem deutlichen Einschlag des westlichen Texttyps.[162] Trotz der wie auch immer gearteten Kontrolle der Kopistenarbeit, die nach Metzger in Alexandria stattfand, brachte der Sinaiticus in zentralen Kapiteln des Neuen Testaments den als „Wildwuchs“ charakterisierten[163] westlichen Text.

Barbara Aland (1998)

Am Institut für Neutestamentliche Textforschung in Münster wurde die Rede vom alexandrinischen, westlichen und byzantinischen Texttyp in den 1990er Jahren nur mehr als „griffige Grobcharakterisierung“ gesehen. Barbara Aland, die Direktorin des Instituts, skizzierte 1995 den Stand der Forschung so: „Deutlich ist zunächst, daß alte Vorstellungen wie ‚Rezension‘, ‚Lokaltext‘ und eben auch ‚Texttyp‘ nicht mehr greifen. Denn wie kann der sogenannte alexandrinische Texttyp auf eine Rezension, d. h. auf eine philologisch bewußte Herstellung zurückgehen, wenn seine heute stark vermehrten Mitglieder derart differieren?“[164]

Das Institut nutzt die Kohärenzbasierte genealogische Methode, mit der computergestützt aus lokalen Stemmata der einzelnen Textvarianten komplexe Abhängigkeitsverhältnisse der Textzeugen abgeleitet werden können. Ein „Textzeuge“ ist bei dieser Methode nicht mehr der materielle Codex, den man kodikologisch und paläographisch beschreiben kann, sondern der darin enthaltene Text erster Hand.[165] Bei den Katholischen Briefen beispielsweise wurden 123 Textzeugen kollationiert und 3046 Stellen, an denen sie differieren, ermittelt. Der Text von Sinaiticus und Vaticanus liegt in 2999 dieser Stellen bei beiden vor. In 2613 Varianten stimmen beide überein, während sie in 386 Varianten differieren; das ist eine „prä-genealogische Kohärenz“ von 87,1 Prozent. Das lokale Stemma zeigt bei 250 der 386 differierenden Varianten einen Textfluss von Vaticanus zu Sinaiticus. Vaticanus ist in diesen Fällen ein „potentieller Vorfahre“ für Sinaiticus.[166]

Der umstrittene Sinaiticus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Codex Sinaiticus begleiten seit seinem Bekanntwerden zwei Hypothesen, die seinen Wert für den Text des Neuen Testaments nach Meinung ihrer Vertreter zunichtemachen: erstens, er sei kein Manuskript des 4. Jahrhunderts, sondern im 19. Jahrhundert geschrieben worden; zweitens, er stamme zwar aus der Spätantike, aber aus häretischen Kreisen.

Konstantinos Simonides (Lithografie von Alexander Waldow, 1858)

Im Mittelpunkt der ersten Hypothese steht der griechische Handschriftenhändler und -fälscher Konstantinos Simonides. Am 3. September 1862 druckte der Guardian einen Leserbrief Simonides’ ab, in dem dieser behauptete, den Sinaiticus eigenhändig geschrieben zu haben. Sein Onkel Benedict sei etwa im Jahr 1839 Vorsteher des Panteleimon-Klosters auf dem Athos gewesen und habe dem Zaren Nikolaus I. ein besonders exquisites Geschenk zu machen gewünscht: eine von Hand kalligrafierte Vollbibel, die zusätzlich die Schriften der Apostolischen Väter enthalten sollte. Die Schreibarbeit sei ihm als Neffen übertragen worden. Er habe einen auf dem Athos befindlichen alten Pergament-Codex genommen, die wenigen beschriebenen Blätter entfernt und die übrigen als Beschreibmaterial verwendet. Benedict habe seine Korrekturen hineingeschrieben und markiert, an welchen Stellen verzierte Initialen eingefügt werden sollten. Aber dann sei Benedict gestorben. Simonides habe sein unfertiges Manuskript später dem gelehrten Erzbischof vom Sinai und nachmaligen Ökumenischen Patriarchen Konstantius I. vorgelegt, der nach seiner Absetzung durch die osmanischen Behörden auf der Insel Antigone lebte. Dieser habe entschieden, den Codex der Bibliothek des Sinaiklosters zu schenken. Im Jahr 1852 habe er selbst sich zu Studien im Katharinenkloster aufgehalten und seinen Codex dort wiedergesehen: die einleitende Widmung an den Zaren sei entfernt worden, und das Manuskript habe anders und irgendwie alt gewirkt.[167] Simonides schloss: „Erlauben Sie mir, mein ehrliches Bedauern auszudrücken, dass, während die vielen wertvollen Altertümer in meinem Besitz oft als Werk meiner eigenen Hände verleumdet werden, das eine arme Werk meiner Jugend von einem Gentleman, der im Ruf großer Gelehrsamkeit steht, für die früheste Kopie der Heiligen Schriften gehalten wird.“[168] Das ging gegen Tischendorf, der sich 1856 in den Verkauf von Simonides’ Uranios-Palimpsest eingemischt und diesen als Fälschung beurteilt hatte.

Simonides’ Version der Sinaiticus-Herstellung wurde in der britischen Presse gut ein Jahr lang diskutiert. Ein sonst unbekannter Priestermönch Kallinikos schrieb dem Guardian aus Alexandria, er könne die Angaben des Simonides bestätigen und habe ihn bei seiner Schreibarbeit auf dem Athos gesehen. Simonides wiederum versicherte, Kallinikos sei ein integrer Mann. Henry Bradshaw wurde als Sachverständiger hinzugezogen und schrieb dem Guardian am 28. Januar 1863, dass er den Codex Sinaiticus selbst untersucht habe; die Beschreibung, die Simonides von seiner auf dem Athos kalligraphierten Bibel gegeben habe, passe nicht zu diesem Codex. Das Hin und Her mit weiteren Leserbriefen von Simonides und Kallinikos veranlasste schließlich den britischen Konsul in Thessaloniki, auf dem Athos Erkundigungen einzuziehen. Demnach war Benedict kein Klostervorsteher und nicht mit Simonides verwandt. Simonides hatte sich zweimal auf dem Athos aufgehalten, war aber von dort verwiesen worden. Diese Auskünfte diskreditierten im November 1863 die Version des Simonides und beendeten die Affäre.[169]

John William Burgon

Der Häresievorwurf wurde erstmals 1862 von Porfiri Uspenski erhoben.[170] Er fand im Codex Sinaiticus die vom orthodoxen Glauben abweichenden Aussagen, dass „Christus weder der Sohn der Jungfrau Maria, noch der Sohn Gottes sei, auch nicht habe was der Vater hat, dass er nicht der Sünderin verziehen habe und nicht gen Himmel gefahren sei.“[171] In diesem Satz spielte Uspenski auf mehrere Unterschiede zwischen dem Sinaiticus und dem Textus receptus an: Mt 1,25; Mk 1,1; Joh 16,15, die Perikope von Jesus und der Ehebrecherin und den sekundären Markusschluss. Der Vorwurf zielte darauf, die vom Zaren finanzierte Prachtedition der angeblich häretisch entstellten Bibel zu verhindern. Es stellte sich aber heraus, dass Uspenski in der damaligen russisch-orthodoxen Kirche eine Außenseitermeinung vertrat, die die Regierung bei ihrer Finanzierung des Codex Sinaiticus Petropolitanus nicht berücksichtigen musste.[172]

Als die Anglikanische Kirche 1881 ein auf Grundlage der kritischen Textausgabe von Westcott-Hort revidiertes Neues Testament der King-James-Bibel einführte, gab es Protest. John William Burgon argumentierte 1883, dass der von der Mehrheit der späten Zeugen gebotene Text dem von wenigen frühen Zeugen gebotenen Text vorzuziehen sei. Die Codices Sinaiticus, Vaticanus und Bezae seien „die drei am skandalösesten korrumpierten Textversionen, die es gibt – bieten den am schändlichsten entstellten Text, den man finden kann – wurden, durch welchen historischen Prozess auch immer (ihre Geschichte ist ja völlig unbekannt) zum Sammelbecken der größten Zahl von fabrizierten Lesarten, antiken Patzern und absichtlichen Verdrehungen der Wahrheit – die man in irgendeiner Textausgabe des Wortes Gottes finden kann.“[173] Die Diskreditierung von Sinaiticus und Vaticanus begründete bei Burgon die Alleingeltung des Textus receptus und daraus folgend das Festhalten an der unrevidierten King-James-Bibel, die dessen Übersetzung darstellt.[174] Diese Position wird heute innerhalb der King-James-Only-Bewegung vertreten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Textausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Konstantin von Tischendorf: Fragmentum Codicis Friderico-Augustani ex Iesaia et Ieremia. In: Monumenta sacra inedita, Band 1. Giesecke & Devrient, Leipzig 1855, S. 211–216. (Digitalisat)
  • Konstantin von Tischendorf: Bibliorum codex Sinaiticus Petropolitanus. Auspiciis Augustissimis imperatoris Alexandri II. ex tenebris protraxit in Europam transtulit ad iuvandas atque illustrandas sacras litteras. 4 Bände. Sankt Petersburg 1862 (Nachdruck Olms, Hildesheim 1969).
    • Band 1: Prolegomena. Commentarius. Tabula
    • Band 2: Veteris Testamenti pars prior
    • Band 3: Veteris Testamenti pars posterior
    • Band 4: Novum Testamentum cum Barnaba et Pastore (Digitalisat)
  • Kirsopp und Helen Lake: Codex Sinaiticus Petropolitanus
    • Band 1: Codex Sinaiticus Petropolitanus: preserved in the Imperial Library of St. Petersburg … photographed by Helen and Kirsopp Lake. With a description and introduction to the history, by Kirsopp Lake. Clarendon, Oxford 1911 (Digitalisat)
    • Band 2: Codex Sinaiticus Petropolitianus et Friderico-Augustanus Lipsiensis: the Old Testament preserved in the Public Library of Petrograd, in the Library of the Society of Ancient Literature in Petrograd, and in the Library of the University of Leipzig. Now reproduced in facsimile from photographs by Helen and Kirsopp Lake. With a description and introduction to the history, by Kirsopp Lake. Clarendon, Oxford 1922 (Digitalisat).
  • The British Library (Hrsg.): Codex Sinaiticus: A Facsimile, London 2010. ISBN 978-0-7123-4998-7 (mit Reference Guide, 31 S.).

Monographien und Sammelbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Dormandy: Building a Book of Books. Textual Characteristics of the Early Greek Majuscule Pandects (= Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung, 54). De Gruyter, Berlin/Boston 2024.
  • Dirk Jongkind: Scribal Habits of Codex Sinaiticus (= Texts and Studies: Contributions to Biblical and Patristic Literature, 5): Gorgias Press, Piscataway NY 2007.
  • Scot McKendrick, David Parker, Amy David Myshrall, Cillian O’Hogan (Hrsg.): Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript. British Library, London und Hendrickson, Peabody 2015, darin besonders:
    • Harry Gamble: Codex Sinaiticus in Its Fourth Century Setting, S. 3–18.
    • Emanuel Tov: The Septuagint in Codex Sinaiticus Compared with Other Sources, S. 21–29.
    • Albert Pietersma: Codex Sinaiticus and the Book of Psalms, S. 41–49.
    • David Trobisch: Codex Sinaiticus and the Formation of the Christian Bible, S. 91–96.
    • Klaus Wachtel: The Corrected New Testament Text of Codex Sinaiticus, S. 97–106.
    • Peter M. Head: Scribe D in the New Testament of Codex Sinaiticus, S. 127–137.
    • Amy Myshrall: The Presence of a Fourth Scribe? S. 139–148.
    • Gavin Moorhead, Sara Mazzarino, Flavio Marzo, Barry Knight: A Physical Perspective of Codex Sinaiticus: An Overview from British Library Folios, S. 221–238.
  • Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus. British Museum, London 1938.
  • Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus and the Codex Alexandrinus. 2. Auflage. University Press, Oxford 1955.
  • David Parker: Codex Sinaiticus: Geschichte der ältesten Bibel der Welt. WBG, Darmstadt 2012. ISBN 978-3-534-24956-5. (Englische Originalausgabe: Codex Sinaiticus: The Story of the World’s Oldest Bible. The British Library, London 2010.)
  • Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.): Codex Sinaiticus. Geschichte und Erschliessung der „Sinai-Bibel“. 2. Auflage. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2007. ISBN 978-3-934178-72-4. (Für die Universitätsbibliothek Leipzig modifizierte deutsche Übersetzung von: Scot McKendrick: In a Monastery Library. Preserving Codex Sinaiticus and the Greek written Heritage. The British Library, London 2006.)
  • Christfried Böttrich: Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus. EVA, Leipzig 2011, ISBN 978-3-374-02586-2.

Artikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Patrick Andrist: La structure des codex Vaticanus, Alexandrinus et Sinaiticus. Questions ouvertes sur le canon, la fabrication et la circulation de ces Bibles. In: Chiara Ruzzier, Xavier Hermand (Hrsg.): Comment le Livre s’est fait livre. La fabrication des manuscrits bibliques (IVe–XVe siècle). Bilan, résultats, perspectives de recherche (= Bibliologia, 40). Brepols, Turnhout 2015, S. 11–37. (Online)
  • Dan Batovici: Textual Revisions of the Shepherd of Hermas in Codex Sinaiticus. In: Zeitschrift für antikes Christentum 18 (2014), S. 443–470. (Online)
  • Dan Batovici: The Apostolic Fathers in Codex Sinaiticus and Codex Alexandrinus. In: Biblica 97 (2016), S. 581–605.
  • Dan Batovici: Two B scribes in Codex Sinaiticus? In: The Bulletin of the American Society of Papyrologists 4 (2017), S. 197–206. (Online)
  • Christfried Böttrich: Codex Sinaiticus and the use of manuscripts in the Early Church. In: The Expository Times 128 (2017), S. 469–478.
  • Paolo Cecconi: The Codex Sinaiticus and Hermas: The Ways of a Crossed Textual Transmission. In: Zeitschrift für antikes Christentum 22 (2018), S. 278–295.
  • Eldon Jay Epp: Codex Sinaiticus: Its Entrance into the Mid-Nineteenth Century Text-Critical Environment and Its Impact on the New Testament Text. In: Perspectives on New Testament Textual Criticism, Collected Essays. Band 2. Brill, Leiden 2021, S. 443–488.
  • Dirk Jongkind: One Codex, Three Scribes, and Many Books: Struggles with space in Codex Sinaiticus. In: Thomas J. Kraus, Tobias Nicklas (Hrsg.): New Testament Manuscripts: Their Texts and Their Worlds (= Texts and Editions for New Testament Study, 2). Brill, Leiden 2006, S. 121–135.
  • Peter Malik: The Earliest Corrections in Codex Sinaiticus: A Test Case from the Gospel of Mark. In: The Bulletin of the American Society of Papyrologists 50 (2013), S. 207–254. (Online)
  • Pete Myers: The Textual Affinities of Sinaiticus’ Correctors in 2 Esdras: An Analysis of Proper Nouns. In: The Bulletin of the American Society of Papyrologists 55 (2018), S. 157–193.
  • Brent Nongbri: The Date of Codex Sinaiticus. In: The Journal of Theological Studies 73 (2022), S. 516–534. (Online)
  • Ken M. Penner: Codex Sinaiticus Corrector Cb2 as a Witness to the Alexandrian Text of Isaiah. In: Journal of Septuagint and Cognate Studies 45 (2012), S. 23–38. (Online)
  • Ulrich Schmid: Diplés und Quellenangaben im Codex Sinaiticus. In: Martin Karrer (Hrsg.): Von der Septuaginta zum Neuen Testament: textgeschichtliche Erörterungen (= Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung, 43). De Gruyter, Berlin/Boston 2010, S. 83–98.
  • Theodore C. Skeat: Four Years’ Work on the Codex Sinaiticus: Significant Discoveries in Reconditioned MS (1938). In: Keith Elliott (Hrsg.): The Collected Biblical Writings of T. C. Skeat (= Novum Testamentum, Supplements, 113). Brill, Leiden 2004, S. 107–113.
  • Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus, the Codex Vaticanus and Constantine. In: Journal of Theological Studies 50 (1999), S. 583–625.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Codex Ephraemi hat als Palimpsest Lücken; das ursprüngliche Bücherarrangement ist nicht erhalten.
  2. Jan M. Bremmer: From Holy Books To Holy Bible: An Itinerary From Ancient Greece To Modern Islam Via Second Temple Judaism And Early Christianity. In: Mladen Popović (Hrsg.): Authoritative Scriptures in Ancient Judaism (= Supplements to the Journal for the Study of Judaism, 141). Brill, Leiden 2010, S. 327–360, hier S. 351.
  3. Peter Gemeinhardt: Geschichte des Christentums in der Spätantike. Mohr Siebeck, Tübingen 2022, S. 75.
  4. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 25.
  5. Martin Wallraff: Kodex und Kanon: Das Buch im frühen Christentum. De Gruyter, Berlin/Boston 2013, S. 38.
  6. Harry Gamble: Codex Sinaiticus in Its Fourth Century Setting, London/Peabody 2015, S. 6: “It is difficult to doubt that such a mise-en-page was intended to convey precisely that impression, and by this means to represent its contents, the Christian Scriptures, as literature of high value and ‘classical’ status, commanding respect both for their antiquity and for their cultural authority.” Ähnlich David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 24–27.
  7. Eusebius von Caesarea: De vita Constantini/Über das Leben Konstantins, übersetzt und kommentiert von Horst Schneider, mit einem Vorwort von Bruno Bleckmann (= Fontes Christiani, 83). Brepols, Turnhout 2007.
  8. James Rendel Harris: The Origin of Codices א and B. In: Stichometry. Clay & Sons, Cambridge 1893, S. 71–89. (Digitalisat)
  9. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 68; Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus and the Codex Alexandrinus, Oxford 1955, S. 21.
  10. Vgl. Eusebius von Caesarea: Über das Leben Konstantins (De vita Constantini) 4,37,1.
  11. Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus, the Codex Vaticanus and Constantine, 1999, S. 613 f.
  12. Zur Diskussion vgl. beispielsweise David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 27–30; ausführlich Michael Dormandy: Building a Book of Books, Berlin/Boston 2024, S. 25-42, der letztlich aber Skeat zustimmt und sogar meint, es sei faszinierend und wohl auch möglich, Konstantin und Eusebius dabei „über die Schulter zu sehen“, wie sie auf die Bibellesung in den Kirchen Konstantinopels Einfluss nehmen (ebd., S. 41 f.).
  13. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 12; vgl. Christfried Böttrich: Codex Sinaiticus and the use of manuscripts in the Early Church, 2017, S. 470: “The balance of arguments inclines a little more to Caesarea.”
  14. Kirsopp Lake: The Original Provenance and Date of the MS. In: Kirsopp und Helen Lake: Codex Sinaiticus Petropolitanus. Band 1, Oxford 1911, S. xv.
  15. Christfried Böttrich: Codex Sinaiticus and the use of manuscripts in the Early Church, 2017, S. 475.
  16. Harry Gamble: Codex Sinaiticus in Its Fourth Century Setting, London/Peabody 2015, S. 12; vgl. Johannes Chrysostomos: Homiliae in Ioannem 32,187 (Online); Hieronymus, Epistulae 22,32 (Online) und 107,12 (Online).
  17. Gabriel Nocci Macedo: The Aesthetics of the Ancient Book between Materiality and Context. In: Jan Stellmann, Daniela Wagner: Materialität und Medialität: Grundbedingungen einer anderen Ästhetik in der Vormoderne (= Andere Aesthetik – Koordinaten, 5). De Gruyter, Berlin/Boston 2023, S. 119–142, hier S. 123 f. (Open Access)
  18. Gavin Moorhead, Sara Mazzarino, Flavio Marzo, Barry Knight: A Physical Perspective of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 221.
  19. Codex Sinaiticus: Content; Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.): Codex Sinaiticus. Geschichte und Erschliessung der „Sinai-Bibel“, Leipzig 2007, S. 5.
  20. Gavin Moorhead, Sara Mazzarino, Flavio Marzo, Barry Knight: A Physical Perspective of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 222 f.; David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 48–51. Damit ist Tischendorfs Vermutung, es handle sich um Antilopenhaut, heute aufgegeben.
  21. Caspar René Gregory: The Quires in Greek Manuscripts. In: American Journal of Philology 7 (1886), S. 27-32, hier S. 29 f. (Open Access)
  22. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 51 f.; Gavin Moorhead, Sara Mazzarino, Flavio Marzo, Barry Knight: A Physical Perspective of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 227 f.; Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 73 f.; Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus and the Codex Alexandrinus, Oxford 1955, S. 13.
  23. Dirk Jongkind: One Codex, Three Scribes, and Many Books, Leiden 2006, S. 125.
  24. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus and the Codex Alexandrinus, Oxford 1955, S. 13 f.
  25. Gavin Moorhead, Sara Mazzarino, Flavio Marzo, Barry Knight: A Physical Perspective of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 231 f.
  26. Paolo Cecconi: The Codex Sinaiticus and Hermas, 2018, S. 279.
  27. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 78 f.
  28. Codex Sinaiticus - Ink. Abgerufen am 1. März 2024 (englisch).
  29. Codex Sinaiticus - Multi-spectral imaging. Abgerufen am 1. März 2024 (englisch).
  30. Timothy C. Skeat: Four Years’ Work on the Codex Sinaiticus, Leiden 2004, S. 109.
  31. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 86.
  32. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 162.
  33. Codex Sinaiticus. Abgerufen am 1. März 2024 (englisch).
  34. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 86.
  35. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 83.
  36. Zum Kettenstich vgl. Fritz Funke: Buchkunde. Ein Überblick über die Geschichte des Buches. 6. überarbeitete und ergänzte Auflage. Saur, München 1999, S. 335: „Dabei wird die folgende Lage durch einen Schlingstich mit der vorhergehenden derartig verbunden, daß auf dem Rücken des gleichzeitig mitgehefteten Bezuges ein kettenförmiges Gebilde entsteht, welches auch Zierzwecken dient.“
  37. Codex Sinaiticus. Abgerufen am 1. März 2024 (englisch).
  38. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus and the Codex Alexandrinus, Oxford 1955, S. 15.
  39. Die Bezeichnung Bibelunziale oder Bibelmajuskel war bereits in der älteren Literatur üblich, wurde aber erst von Cavallo präzis definiert. Diese Schrift wurde nicht speziell für biblische oder religiöse Texte verwendet.
  40. Guglielmo Cavallo: Ricerche sulla maiuscola biblica. 2 Bände. Le Monnier, Florenz 1967. Hier referiert nach der Rezension von Herbert Hunger in: Byzantinische Zeitschrift 62 (1969), S. 81–83. Vgl. auch: Bruce M. Metzger: Manuscripts Of The Greek Bible. An Introduction To Palaeography. Oxford University Press, Oxford/New York 1991, S. 24. (Digitalisat)
  41. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 58 f.
  42. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 62.
  43. Brent Nongbri: The Date of Codex Sinaiticus, 2022, S. 533.
  44. Allgemein abgelehnt wird Tischendorfs These, Schreiber D sei identisch mit dem Schreiber, der das Neue Testament im Codex Vaticanus schrieb. Vgl. Peter M. Head: Scribe D in the New Testament of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 134 f.
  45. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 21–23.
  46. Amy Myshrall: The Presence of a Fourth Scribe? London/Peabody 2015, S. 147.
  47. Dan Batovici: Two B scribes in Codex Sinaiticus?, 2017, S. 206.
  48. Theodore C. Skeat: Four Years’ Work on the Codex Sinaiticus, Leiden 2004, S. 113.
  49. Dirk Jongkind: Scribal Habits of Codex Sinaiticus, Piscataway NY 2007, S. 22 f.
  50. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 64.
  51. Patrick Andrist: La structure des codex Vaticanus, Alexandrinus et Sinaiticus, Turnhout 2015, S. 26 f.
  52. Dirk Jongkind: One Codex, Three Scribes, and Many Books, Leiden 2006, S. 234 f.
  53. Dirk Jongkind: Scribal Habits of Codex Sinaiticus, Piscataway NY 2007, S. 251.
  54. Edith Diehl: Bookbinding: Its Background and Technique. Kennicat, Port Washington NY 1946, Band 1, S. 15. (Digitalisat)
  55. Vgl. Gwendolen M. Stephen: The Coronis. In: Scriptorium 13 (1959), S. 3–14. (Download)
  56. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 27–29.
  57. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 31
  58. Ulrich Schmid: Diplés und Quellenangaben im Codex Sinaiticus, Berlin/Boston 2010, S. 94.
  59. Martin Wallraff: Die Kanontafeln des Euseb von Kaisareia: Untersuchung und kritische Edition (= Manuscripta Biblica, 1). De Gruyter, Berlin/Boston 2021, S. 139 f.
  60. Ulrich Schmid: Diplés und Quellenangaben im Codex Sinaiticus, Berlin/Boston 2010, S. 91–95.
  61. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 81; Gavin Moorhead, Sara Mazzarino, Flavio Marzo, Barry Knight: A Physical Perspective of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 225.
  62. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 13.
  63. Klaus Wachtel: The Corrected New Testament Text of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 97.
  64. Peter Malik: The Earliest Corrections in Codex Sinaiticus, 2013, S. 208–211.
  65. Dan Batovici: Textual Revisions of the Shepherd of Hermas in Codex Sinaiticus, 2014, S. 452.
  66. Theodore C. Skeat: Four Years’ Work on the Codex Sinaiticus: Significant Discoveries in Reconditioned MS (1938), Leiden 2004, S. 111. Vgl. Bruce M. Metzger: Der Text des Neuen Testaments: Eine Einführung in die neutestamentliche Textkritik. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1966, S. 45 f. Dies ist der Befund von Milne und Skeat, welche die Stelle mit UV-Lampen untersuchten, und wurde vom Sinaiticus Project bestätigt. Tischendorf hingegen hatte gemeint, dass Schreiber A (bzw. seine Vorlage) das Johannesevangelium mit Vers 24 enden ließen und erst Schreiber D Vers 25 nachträglich hinzugefügt habe. Vgl. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 114.
  67. Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.): Codex Sinaiticus, Leipzig 2007, S. 15 und 18; zu den Austauschseiten (Cancellantia) vgl. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 34.
  68. Amy Myshrall: The Presence of a Fourth Scribe? London/Peabody 2015, S. 147 f.
  69. Peter Malik: The Earliest Corrections in Codex Sinaiticus, 2013, S. 219.
  70. Peter Malik: The Earliest Corrections in Codex Sinaiticus, 2013, S. 252.
  71. Theodore C. Skeat: Four Years’ Work on the Codex Sinaiticus: Significant Discoveries in Reconditioned MS (1938)l, Leiden 2004, S. 113.
  72. Siegfried Kreuzer: B or not B? The Place of Codex Vaticanus in Textual History and in Septuagint Research. In: Johann Cook, Hermann-Josef Stipp (Hrsg.): Text-critical and Hermeneutical Studies in the Septuagint (= Vetus Testamentum, Supplements, 154). Brill, Leiden 2012, S. 69–96, hier S. 71.
  73. αντεβληθη προϲ παλαιωτατον λιαν αντιγραφον δεδιορθωμενον χειρι του αγιου μαρτυροϲ παμφιλου· προϲ δε τω τελει του αυτου παλαιωτατου βιβλιου οπερ αρχην μεν ειχεν απο τηϲ πρωτηϲ των βαϲιλειων· ειϲ δε την εϲθηρ εληγεν. τοιαυτη τιϲ εν πλατει ϊδιω χειροϲ ϋποϲημιωϲιϲ του αυτου μαρτυροϲ ϋπεκειτο εχουϲα ουτωϲ:
    μετελημφθη και διορθωθη προϲ τα εξαπλα ωριγενουϲ ϋπ αυτου διορθωμενα· αντωνινοϲ ομολογητηϲ αντεβαλε· παμφιλοϲ διορθωϲα το τευχοϲ εν τη φυλακη· δια την του θυ πολλη και χαριν και πλατυϲμο και ει γε μη βαρυ ειπει τουτω τω αντιγραφω παραπληϲιω̣ν ευρειν αντιγραφον ου ραδιον.
  74. Klaus Wachtel: The Corrected New Testament Text of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 99: “The most plausible answer to these questions is that this venerable book containing a text that was considered to be corrected in part by the holy martyrs Pamphilus and Antoninus was prepared to serve as an exemplar for further copying, either in the monastery on Mount Sinai or in Caesarea, where the Codex probably was before the transfer.”
  75. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 87 f.
  76. Novum Testamentum Graece, 28. Auflage, Stuttgart 2012, S. 15*. Vgl. die weniger differenzierten Bezeichnungen der 27. Auflage, Stuttgart 1993, S. 5*.
  77. Codex Sinaiticus - Explained. Abgerufen am 1. März 2024 (englisch).
  78. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 46.
  79. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 48.
  80. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 50.
  81. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 50.
  82. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 18.
  83. Klaus Wachtel: The Corrected New Testament Text of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 102.
  84. Klaus Wachtel: The Corrected New Testament Text of Codex Sinaiticus, London/Peabody 2015, S. 104.
  85. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 93.
  86. Ken M. Penner: Codex Sinaiticus Corrector Cb2 as a Witness to the Alexandrian Text of Isaiah, 2012, S. 27.
  87. Pete Myers: The Textual Affinities of Sinaiticus’ Correctors in 2 Esdras, 2018, S. 185 f. und 192 f.
  88. Zu den mittelalterlichen arabischen und griechischen Glossen, den verschiedenen Händen und ihrer Bezeichnung im Codex Sinaiticus Project vgl. The Transcription (Further annotation, Arabic glosses).
  89. Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.): Codex Sinaiticus, Leipzig 2007, S. 22.
  90. Christfried Böttrich: Codex Sinaiticus and the use of manuscripts in the Early Church, 2017, S. 476.
  91. Christfried Böttrich: Codex Sinaiticus and the use of manuscripts in the Early Church, 2017, S. 476 f.
  92. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 121.
  93. Anneli Aejmelaeus: Die Septuaginta als Kanon. In: Eve-Marie Becker, Stefan Scholz (Hrsg.): Kanon in Konstruktion und Dekonstruktion. Kanonisierungsprozesse religiöser Texte von der Antike bis zur Gegenwart - Ein Handbuch. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, S. 315–328, hier S. 323 und Anm. 22.
  94. Emanuel Tov: The Septuagint in Codex Sinaiticus Compared with Other Sources, London/Peabody 2015, S. 25.
  95. μεχρι του ϲημειου τω τριων ϲταυρων εϲτι το τελοϲ των επτα φυλλων τω περιϲϲων κ(αι) μη οντω του εϲδρα
  96. Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat, Douglas Cockerell: Scribes and Correctors of the Codex Sinaiticus, London 1938, S. 1–3.
  97. Siegfried Kreuzer (Hrsg.): Einleitung in die Septuaginta (= Handbuch zur Septuaginta, 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, S. 290.
  98. Robert J. Littman: Tobit: The Book of Tobit in Codex Sinaiticus. Brill, Leiden 2008, S. 88 und 150.
  99. Michael Tilly: Makkabaion I / Das erste Buch der Makkabäer. In: Siegfried Kreuzer (Hrsg.): Einleitung in die Septuaginta (= Handbuch zur Septuaginta, 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, S. 299–305, hier S. 299 f.
  100. Siegfried Kreuzer (Hrsg.): Einleitung in die Septuaginta (= Handbuch zur Septuaginta, 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, S. 340.
  101. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 102.
  102. Psalmi cum Odis, edidit Alfred Rahlfs. 3. unveränderte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1979, S. 27.
  103. Albert Pietersma: Codex Sinaiticus and the Book of Psalms, London/Peabody 2015, S. 46.
  104. Steve Moyise: The Septuagint in the New Testament. In: William A. Ross, W. Edward Glenny: T&T Clark Handbook of Septuagint Research. T&T Clark, London u. a. 2021, S. 243–254, hier S. 248–250.
  105. David Trobisch: Codex Sinaiticus and the Formation of the Christian Bible, S. 92 f.
  106. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Second Edition. A Companion Volume to the United Bible Societies’ Greek New Testament (Fourth Revised Edition). Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1994, S. 14, 102–106 und 187–189; David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 111–113.
  107. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 35.
  108. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 36.
  109. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 105.
  110. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 81.
  111. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 99.
  112. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 179.
  113. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 128.
  114. Johannes Beutler: Das Johannesevangelium. Kommentar. 2. Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 2013, S. 439 Anm. 135.
  115. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 26 f. Der Satz fehlt: א*, B, L, Γ, ff1, k, sys.c, sa.
  116. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 93. Der Vers fehlt: א, B, L, W, Δ, Ψ, 565, 700, 892, k, l, sys, sa, bopt.
  117. Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament, Stuttgart 1994, S. 142 f.
  118. Markus Lembke, Darius Müller, Ulrich B. Schmid: Die Apokalypse: Teststellenkollation und Auswertungen (= Text und Textwert der griechischen Handschriften des Neuen Testaments, VI; Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung, 49). De Gruyter, Berlin/Boston 2017, S. 3*.
  119. Vgl. ausführlich hierzu: Juan Hernández Jr.: Codex Sinaiticus: An Early Christian Commentary on the Apocalypse? In: Scot McKendrick, David Parker, Amy David Myshrall, Cillian O’Hogan (Hrsg.): Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript. British Library, London und Hendrickson, Peabody 2015, S. 107–126. (Online) Zu Offb 4,3 vgl. ebd. S. 107 f.; die revidierte Lutherbibel 2017 verzeichnet bei diesem Vers die Lesung des Sinaiticus als Fußnote.
  120. Vgl. beispielsweise J. K. Elliott: Manuscripts, the Codex and the Canon. In: Journal for the Study of the New Testament 19 (1997), S. 105–123, hier S. 111: „Wir müssen annehmen, dass die Autoritäten hinter Codex Sinaiticus und Codex Alexandrinus diese Werke als kanonisch ansahen und sie als solche bekannt machen wollten. Sicher hatten für die Benutzer dieser Codices alle Schriften, die in ihrem Bibelcodex enthalten waren, den gleichen Status.“
  121. Hier referiert nach: Dan Batovici: The Apostolic Fathers in Codex Sinaiticus and Codex Alexandrinus, 2016, S. 584.
  122. Dan Batovici: The Apostolic Fathers in Codex Sinaiticus and Codex Alexandrinus, 2016, S. 602 f.
  123. Ferdinand R. Prostmeier: Der Barnabasbrief. In: Wilhelm Pratscher (Hrsg.): Die Apostolischen Väter. Eine Einführung. Vandenhoeck & Ruprecht (UTB), Göttingen 2009, S. 39–58, hier S. 39–41.
  124. Roger S. Bagnall: Early Christian Books in Egypt. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2009, S. 41 f.
  125. Martin Leutzsch: Hirt des Hermas (= Schriften des Urchristentums, 3). WBG, Darmstadt 1998, S. 121.
  126. Dan Batovici: Textual Revisions of the Shepherd of Hermas in Codex Sinaiticus, 2014, S. 461: “Altogether, it can be said that we have two witnesses to the text of the Shepherd of Hermas in Codex Sinaiticus, or, more accurately, one manuscript with two texts …”
  127. Paolo Cecconi: The Codex Sinaiticus and Hermas, 2018, S. 292–294.
  128. Codex Sinaiticus - History. Abgerufen am 1. März 2024 (englisch).
  129. Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.): Codex Sinaiticus, Leipzig 2007, S. 22.
  130. Порфирий (Успенский), еп. Первое путешествие в Синайский монастырь в 1845 году. Sankt Petersburg 1856, S. 226. (Download)
  131. Christfried Böttrich: Der Jahrhundertfund, Leipzig 2011, S. 70 f. und 100.
  132. Christfried Böttrich: Der Jahrhundertfund, Leipzig 2011, S. 78.
  133. Christfried Böttrich: Der Jahrhundertfund, Leipzig 2011, S. 104–107.
  134. Vgl. auch David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 141: „Es lässt sich also festhalten, dass die Idee einer Schenkung zwar im Raum stand – nicht aber, dass die vorhandenen Quellen deren allgemeine Billigung nahelegen.“
  135. Vgl. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 144–146. Parker argumentiert, dass Tischendorf in der älteren Literatur je nach Standpunkt als Held oder Schurke gezeichnet wurde, tatsächlich aber nur eine Nebenrolle spielte. Bei der Schenkungsangelegenheit gehe es primär um „die althergebrachte und enge Verbundenheit zwischen dem Katharinenkloster und Russland“ (ebd., S. 145).
  136. Kirsopp Lake: The Discovery of the Codex. In: Kirsopp und Helen Lake: Codex Sinaiticus Petropolitanus. Band 2, Oxford 1922, S. viii f.; Wladimir Nikolajewitsch Beneschewitsch: Catalogus MSS Graecorum St. Catherinae, Band 1. Sankt Petersbirg 1911, S. 639–642. (Digitalisat)
  137. Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus, the Codex Vaticanus and Constantine, 1999, S. 587 f.
  138. Vgl. auch Herbert J. M. Milne, Theodore C. Skeat: The Codex Sinaiticus and the Codex Alexandrinus, Oxford 1955, S. 11: „The revolution of 1917 left the Codex Sinaiticus unscathed, but brought to power a government which had no particular interest in the manuscript.“
  139. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 151 f. und 155 f.
  140. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 156 f.
  141. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 157 f. Arcos ist das Akronym für All-Russian Co-Operative Society, dahinter stand das sowjetische Außenhandelskommissariat.
  142. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 161.
  143. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 15 und 20.
  144. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 15.
  145. Vgl. Kurt Aland: Die Funde der Mönche vom Sinai. Uralte Abschriften des Neuen Testaments fotokopiert. In: FAZ Die Gegenwart, 11. Mai 1983.
  146. Theodore C. Skeat: The Last Chapter in the History of the Codex Sinaiticus. In: Novum Testamentum 42 (2000), S. 313–315.
  147. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 124.
  148. Fragment from world's oldest Bible found hidden in Egyptian monastery
  149. Hieromonk Justin of Sinai, Nikolas Sarris: The conservation and photography of Codex Sinaiticus at Saint Catherine's Monastery: not quite finished. In: Scot McKendrick, David Parker, Amy David Myshrall, Cillian O’Hogan (Hrsg.): Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript. British Library, London und Hendrickson, Peabody 2015, S. 239–252, hier S. 245–247.
  150. David Parker: Codex Sinaiticus, Darmstadt 2012, S. 166–173.
  151. Codex Sinaiticus – Konservierung. Website des Projekts, mit weiteren Angaben (teilw. engl.). Abgerufen am 28. März 2015.
  152. Codex Sinaiticus – Beteiligte. Website des Projekts. Abgerufen am 28. März 2015.
  153. Codex Sinaiticus – Transkription. Website des Projekts. Abgerufen am 28. März 2015.
  154. Eldon Jay Epp: Codex Sinaiticus, Leiden 2021, S. 445.
  155. Als Richard Bentley 1729 Zugang zu einer Kollation des Codex Vaticanus erhielt, brach er seine breit angelegten Vorarbeiten für eine kritische Edition des griechischen Neuen Testaments ab: Er erkannte, dass sein ganzes auf die Priorität „unseres edlen Alexandrinus“ gegründetes Stemma unhaltbar war und er völlig neu beginnen musste. Vgl. Eldon Jay Epp: Codex Sinaiticus, Leiden 2021, S. 462 f.
  156. Eldon Jay Epp: Codex Sinaiticus, Leiden 2021, S. 465.
  157. Vgl. Eldon Jay Epp: Codex Sinaiticus, Leiden 2021, S. 470.
  158. Eldon Jay Epp: Codex Sinaiticus, Leiden 2021, S. 474–477.
  159. Eldon Jay Epp: Codex Sinaiticus, Leiden 2021, S. 479.
  160. Gordon D. Fee: Codex Sinaiticus in the Gospel of John. A Contribution to Methodology in establishing textual relationships. In: New Testament Studies 15 (1968), S. 23–44.
  161. Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman: The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration. 4. Auflage. Oxford University Press, Oxford/New York 2005, S. 277 f. (Digitalisat)
  162. Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman: The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration. 4. Auflage. Oxford University Press, New York/Oxford 2005, S. 66.
  163. Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman: The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration. Oxford University Press, New York/Oxford 2005, S. 276.
  164. Barbara Aland: Neutestamentliche Textforschung, eine philologische, historische und theologische Aufgabe. In: Friedrich Wilhelm Horn (Hrsg.): Bilanz und Perspektiven gegenwärtiger Auslegung des Neuen Testaments: Symposion zum 65. Geburtstag von Georg Strecker (= Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft, Beihefte, 75). De Gruyter, Berlin/New York 1995, S. 7–29, hier S. 12 und S. 15.
  165. Kohärenzbasierte Genealogische Methode. Abgerufen am 1. März 2024.
  166. Peter J. Gurry: How Your Greek NT is Changing: A Simple Introduction to the Coherence-Based Genealogical Method (CBGM). In: Journal of the Evangelical Theological Society 59 (2016), S. 675–689, hier S. 681 f. (Download)
  167. Konstantinos Simonides: The Sinai MS. of the Greek Bible. In: The Guardian Nr. 874 (3. September 1862), S. 7 f.
  168. Konstantinos Simonides: The Sinai MS. of the Greek Bible. In: The Guardian Nr. 874 (3. September 1862), S. 8.
  169. George Walter Prothero: A memoir of Henry Bradshaw, fellow of King’s college, Cambridge, and university librarian. Kegan Paul, Trench & Co., London 1888, S. 92–99. (Digitalisat)
  170. Porfiri Uspenski: Мнение о Синайской рукописи, содержащей в себе Ветхий Завет неполный и весь Новый Завет с посланием Св. Апостола Варнавы и книгою Ермы Архимандрита Порфирия Успенского. Gutachten über die Sinaitische Handschrift, enthaltend das unvollständige Alte Testament und das ganze Neue Testament mit dem Brief des heiligen Apostels Barnabas und dem Hirten des Hermas, Sankt Petersburg 1862.
  171. Hier zitiert nach: Konstantin von Tischendorf: Die Anfechtungen der Sinai-Bibel. Fleischer, Leipzig 1863, S. 15. (Digitalisat)
  172. Vgl. die Entgegnung Awraam Norows auf Uspenskis Schrift: Защита синайской рукописи от нападений о. архимандрита Порфирия (Успенского) - Авраам Сергеевич Норов - читать, скачать. Abgerufen am 1. März 2024 (russisch).
  173. John W. Burgon: The Revision Revised. Murray, London 1883, S. 16. (Digitalisat)
  174. Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman: The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration. Oxford University Press, New York/Oxford 2005, S. 182.