Benutzer:Raboe001/Stadttafeln (Hannover)
Die Stadttafeln in Hannover sind über das gesamte Stadtgebiete verteilte, laufend nummerierte Informationstafeln,[1] die „historisch bedeutsame Bauwerke oder Orte kennzeichnen, auf bedeutende Architektur hinweisen und Orte erfahrbar machen, die mit bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt verbunden sind.“[2] Häufig sind die Schilder auch an Baudenkmalen angebracht.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vereinzelte Gedenktafeln wurden schon „in früheren Zeiten [...] hier und da an Häusern“ angebracht.[4] Se erhielt im Jahr 1939 das damalige Eckgebäude Große Wallstraße 14 (heute Georgswall 3) / Rustplatz (zuvor und heute Georgsplatz)[5] eine Tafel zur Erinnerung an Charlotte Kestner.[6]
Die Anbringung standardisiert gestalteter Stadttafeln geht zurück auf eine Inititiative des Stadtbaurats Rudolf Hillebrecht Ende 1963.[7] Mitinitiator war auch der Leiter des Hochbauamts, der Architekt Rudolf Christfreund.[8] Im Vorfeld des 100. Todestages des Baumeisters und Stadtplaners Georg Ludwig Friedrich Laves hatte der Bund Deutscher Architekten eine Liste von 150 Bauwerken von geschichtlicher und künstlerischer Bedeutung vorgestellt, mit der Bitte an den Rat der Stadt, diese unter Bestandsschutz zu stellen. Dieser Antrag gelangte nie über Schreibtisch des Stadtbaurats hinaus. Stattdessen veranlasste Hillebrecht, „dass die in Rede stehenden Bauten mit Blechtafeln versehen wurden“. Die Tafeln gaben zwar Auskunft über die Geschichte des jeweiligen Gebäudes, vermittelten jedoch keine Rechtssicherheit auf seinen Erhalt.[9] So konnte trotz heftiger Proteste 1966 das von Laves vollendete Friederikenschlösschen abgerissen werden.
Ab 1966 wurden die Stadttafeln montiert. Der Focus lag stärker auf einer historischen Beschreibung der jeweiligen Gebäude als auf einer Ehrung einzelner Personen. Die standardisierten Tafeln ersetzten vielfach die zuvor angebrachten individuellen Gedenktafeln für Persönlichkeiten an ihren Geburts-, Wohn- und Sterbehäusern. Beim Haus Bristoler Straße 6, der Hindenburgvilla, sind allerdings sowohl die 1930 angebrachte Gedenktafel für Hindenburg wie die moderne Stadttafel vorhanden.[10] Am früheren Standort des 1943 zerstörten Leibnizhauses, dem heutigen Parkhaus Schmiedestraße, wurde die Stadttafel Nr. 89 angebracht, die auf die ehemals bedeutende Architektur dieses Ortes verweist: „Hier stand von 1652 bis 1943 eines der großartigsten Bürgerhäuser Deutschlands …“.[11] Auch am heutigen Gebäude Georgswall 3, das anstelle des kriegszerstörten ehemaligen Wohnhauses von Charlotte Kestner errichtet worden war, wurde eine neue Tafel angebracht.[12] Die Stadttafeln gelten als „Visitenkarten der Stadt, mit denen sich Hannover Bürgerinnen und Bürgern sowie Besucherinnen und Besuchern vorstellt.“[7]
In einem Sonderdruck für das Adressbuch der Landeshauptstadt Hannover für das Jahr 1969 wurde „eine erste Zusammenstellung“ der durch eine Stadttafel ausgezeichneten Bauwerke veröffentlicht. Für die bis dahin vergebenen Nummern 1 bis 87 sind jeweils kurze Begleittexte beziehungsweise die Aufschriften der einzelnen Tafeln gegeben. Zusätzlich sind unter der Überschrift „Alte Gedenktafeln, die erhalten blieben“ die Texte von zwölf älteren Inschriften wiedergegeben.[4] Der Historiker Waldemar R. Röhrbein verwandte in seiner 1998 veröffentlichten Studie „Jüdische Persönlichkeiten in Hannovers Geschichte“ Straßennamen und Stadttafeln als Ausgangspunkt für die Auswahl, um in seiner biografisch ausgerichteten Untersuchung auch die jetzt noch bestehenden jüdischen Einrichtungen in Hannover vorstellen zu können.[13][14]
Im Jahr 2008 wurde eine Erneuerung und Ergänzung der vorhandenen Stadttafeln in die Wege geleitet. Eine Arbeitsgruppe aus Denkmalpflege, Stadtarchiv, Gebäudemanagement, Historischem Museum und Stadtteilkulturarbeit hatte ein leicht verändertes Design, Regeln für die Stadttafeln und ein Prüfverfahren entwickelt. Besonders berücksichtigt wurden Tafeln mit Mahnmalqualität.[15] 2009 wurde mit der Montage[2] der rund 500 Euro teuren Tafeln begonnen.[3] Obwohl die Finanzierung, auch dank einer Spende der Stiftung der Sparda-Bank Hannover, gesichert war, zog sich die Erneuerung in die Länge, da die Tafeltexte von Historikern überprüft, gegebenenfalls neu erarbeitet, ins Englische übersetzt und dann dem jeweiligen Bezirksrat vorgelegt werden mussten.[16] Die Stadttafel für Wilhelm Busch (Nummer 137) in der Schmiedestraße 18 war die erste, die den Text zweisprachig und mit einem Porträt versehen präsentierte.[2] Vorgesehen war der Austausch beziehungsweise die Neuanbringung von insgesamt 203 Stadttafeln.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadttafeln in Hannover, Verlag Amt für Verkehrsförderung, 1969
- Stadttafeln, in Adressbuch der Landeshauptstadt Hannover 1969, Beiheft, unter Benutzung amtlicher Quellen, Walter Dorn Verlag, Hannover [1969], S. 30–36
- Günter Martin: Stadttafeln, illustrierte Broschur (4 Doppelseiten, 34 unpag. Seiten), Presse- und Informationsamt, Hannover [1983]
- Linden zu Fuß - Ein Stadtteilspaziergang auf den Spuren der Lindener Geschichte Gestern und Heute, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Hannover (o.J.)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ralph Anthes: Stadttafeln der Stadt Hannover auf der Seite stadthistorie.info
- Conrad von Meding: Schilderaustausch / Hannovers Projekt „Stadttafeln“ hinkt hinterher, Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 28. März 2010
- Stadthistorie: Stadttafel für Kurt Schwitters enthüllt, hannover.de, 4. November 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ralph Anthes: Stadttafeln der Stadt Hannover auf der Seite stadthistorie.info
- ↑ a b c Oberbürgermeister Stephan Weil in: Projekt Stadttafeln in Hannover vorgestellt und Stadttafel für Wilhelm Busch enthüllt, Landeshauptstadt Hannover, Büro des Oberbürgermeisters, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilung, Andreas Möser, 20. März 2009
- ↑ a b Conrad von Meding: Schilderaustausch / Hannovers Projekt „Stadttafeln“ hinkt hinterher ..., Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 28. März 2010, zuletzt abgerufen am 17. Januar 2020
- ↑ a b Stadttafeln, in Adressbuch der Landeshauptstadt Hannover 1969, Beiheft, unter Benutzung amtlicher Quellen, Walter Dorn Verlag, Hannover [1969], S. 30–36
- ↑ Heide Barmeyer: Weihnachten im Hause Kestner 1809. Kapitel Die Wohnungen der Familie Kestner. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge. Doppelband 57/58, (2003/2004), hier v. a, S. 17. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Klaus Mlynek: 1939. In: Hannover Chronik. S. 182. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ a b c Neue Stadttafel für Hannah Arendt, hannover.de, 4. Dezember 2015
- ↑ Text der Stadttafel Hannover Nr. 125
- ↑ Friedrich Lindau: Hannover: Wiederaufbau und Zerstörung; die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität. 2. überarb. Aufl., Schlüter, Hannover 2001, ISBN 978-3-87706-659-1, S. 150–154.
- ↑ Petra Spona: Ehrungen von Personen und kommunale Repräsentation. In: Matthias Frese, Marcus Weidner (Hrsg.): Verhandelte Erinnerungen. Der Umgang mit Ehrungen, Denkmälern und Gedenkorten nach 1945 (= Forschungen zur Regionalgeschichte. Band 82). Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2018, ISBN 978-3-506-78798-9, S. 137–158; hier: S. 143. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Ingrid Krüger: Der Bau von 1652. in: Cord Meckseper: Das Leibnizhaus in Hannover. Die Geschichte eines Denkmals. Mit einem größeren Beitrag zum Bau von 1652 von Ingrid Krüger. Hrsg. v. d. Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft e.V. Schlütersche Verlagsanstalt, Hannover 1983, ISBN 3-87706-192-3, S. 9.
- ↑ Text der hannoverschen Stadttafel Nr. 63
- ↑ Thomas Bardelle: Rezension zu Röhrbein, Waldemar R.: „Jüdische Persönlichkeiten in Hannovers Geschichte“. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 1998, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 71, 1999, S. 441 ff.; Online
- ↑ Vera Ibold: Röhrbein: Jüdische Persönlichkeiten in Hannovers Geschichte, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover 2013
- ↑ Informationsdrucksache Nr. 2741/2008: Erneuerung der Stadttafeln, E-Government-System der Stadt Hannover, 18. November 2008
- ↑ Conrad von Meding: Verschmiert, verbeult, verrostet: Wo Hannover richtig alt aussieht, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 9. April 2012
Liste der Stadttafeln
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[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]nicht erhalten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kategorie:Identifikationstechnik Kategorie:Zeichen Kategorie:Geschichte (Hannover)