Adichies Familie stammt aus Abba im nigerianischen Bundesstaat Anambra. Sie wurde als fünftes von sechs Kindern geboren und wuchs in der Universitätsstadt Nsukka in einem einst auch von Chinua Achebe bewohnten Haus auf. Ihre Muttersprache ist Igbo. Adichies Vater war Mathematik-Professor.[3]
Nach ihrem Schulabschluss begann sie ein Medizin- und Pharmaziestudium in Nigeria. Mit 19 Jahren zog sie für ein Studium in die USA.[4] 2001 schloss sie dort ein Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaften summa cum laude ab.[5] Von 2005 bis 2006 war Adichie „Hodder Fellow“ an der Princeton University, 2008 erhielt sie an der Yale University einen Masterabschluss in Afrikanistik.[4]
Adichie lebt in Nigeria und den USA. Sie ist mit dem Mediziner Ivara Esege verheiratet und hat mit ihm eine Tochter (geb. 2016) und zwei Zwillingssöhne (geb. 2024).[1]
Adichie verfasst ihre Texte in englischer Sprache. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt, ihr vielfach ausgezeichneter Roman Americanah aus dem Jahr 2013 wurde zu einem weltweiten Bestseller. Das Werk wurde von der New York Times in eine Liste der bedeutendsten fiktionalen Bücher des 21. Jahrhunderts aufgenommen.[6]
In ihrem vielbeachteten TED-TalkThe Danger of a Single Story von 2009[7] verknüpft Adichie eigene Erfahrungen mit Fragen globaler Machtverhältnisse und Repräsentationsweisen und setzt sich mit den Gefahren einseitiger Geschichten und Darstellungsweisen auseinander. Sie legt dar, wie durch die Verengung der Perspektive Stereotype und Klischees entstehen, so etwa bei dem von westlichen Industriestaaten verzerrten Bild von Afrika.[7] Der Vortrag wurde einer der reichweitenstärksten TED-Talks überhaupt.
2014 veröffentlichte sie ihr Buch We Should All Be Feminists (deutsch: Mehr Feminismus! Ein Manifest), basierend auf ihrem gleichnamigen TEDx-Talk.[8][9] Die Pop-Sängerin Beyoncésampelte auf ihrem Track ***Flawless folgenden Satz aus Adichies Vortrag: „Feminist(in): Eine Person, die an die politische, soziale und wirtschaftliche Gleichheit der Geschlechter glaubt.“[10] In den 2010er-Jahren wurde Adichie dadurch und durch Kooperationen mit Mode- und Kosmetikmarken zu einer Popkultur-Ikone: So brachte das Label Dior T-Shirts mit dem Slogan „We Should All Be Feminists“ heraus, und Adichie trat als Gesicht der Marke No 7 auf.[6] Zugleich distanzierte sie sich von Beyoncés Feminismus-Verständnis, das „der Notwendigkeit von Männern ziemlich viel Raum gebe“; modische Sichtbarkeit nutze sie als bewusste Gegenrede zu der Annahme, Schönheit und Intellekt schlössen einander aus.[6]
Nach einer zwölfjährigen Pause kehrte Adichie 2025 mit dem Roman Dream Count zur Fiktion zurück.[6]
In dem Buch verknüpft sie vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie die Lebenswege von vier afrikanischen Frauen mittleren Alters in Nigeria und den USA, die zwischen Zugehörigkeit, Mutterschaft und Selbstbestimmung stehen.[18] Adichie greift dabei wieder zentrale Themen ihrer Arbeit auf, vor allem das Leben zwischen Afrika und Diaspora. Einer der Erzählstränge ist angelehnt an die Vergewaltigungsvorwürfe der Hotelmitarbeiterin Nafissatou Diallo gegen den französischen Politiker Dominique Strauss-Kahn. Adichie selbst beschreibt diese Referenz als „Geste zurückgegebener Würde“.[6]
Das Buch stieß auf geteilte Resonanz.[19] In einer positiven Rezension im Guardian wird die eigensinnige Erzählinstanz gelobt, zugleich kritisiert, dass der Roman aus zwar starken, aber nur lose verbundenen Strängen bestehe und „kleiner als seine Autorin“ wirke.[6] Positiv hervorgehoben wird zudem Adichies ungeschönter, sachlicher Blick auf Körperlichkeit und weibliche Erfahrungen (u. a. Geburt, Erkrankungen, Sexualität) sowie die satirischen Blog-Passagen, die man als Kommentar auf maskuline Verantwortung in Reproduktionsfragen und als Distanzierung von woke-Progressivismen in den USA verstehen könne.[6]
Chimamanda Ngozi Adichie auf dem Titelbild von Ms., Sommer 2014 2003 David T. Wong International Short Story Prize (PEN American Center Award) für Half of a Yellow Sun
Ihre KurzgeschichteAmerican Embassy wurde 2003, die Kurzgeschichte The Headstrong Historian im Jahr 2010 in die AnthologieThe PEN/O. Henry Prize Stories aufgenommen. Im Jahr 2008 gehörte sie der Jury für die Publikation der besten englischsprachigen Kurzgeschichten an.[20]
2015 wurden zwei ihrer Romane, nämlich Americanah und Die Hälfte der Sonne, von der BBC-Auswahl der 20 besten Romane von 2000 bis 2014 zu den bislang bedeutendsten literarischen Werken dieses Jahrhunderts gewählt.