Christian Pilnacek

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Christian Pilnacek (2016)

Christian Pilnacek (* 30. November 1962[1] oder 4. Mai 1963 in Wien[2]; † 20. Oktober 2023 bei Rossatz[3]) war ein österreichischer Jurist und hoher Beamter im österreichischen Justizministerium. Er gilt als einer der Architekten der aktuellen österreichischen Strafprozessordnung (StPO).[4] Seit 2010 verantwortete er im Justizministerium die Leitung der Sektion Strafrecht (Straflegistik sowie Fachaufsicht über Strafverfahren)[5] sowie nach deren Teilung ab 2020 die Leitung der Sektion Straflegistik.[6][7] In den Jahren 2018 und 2019 war er zusätzlich Generalsekretär des Justizministeriums und damit dessen oberster Beamter. Er galt als Verbindungsmann zwischen Justizministerium und ÖVP, zu der er besonders gute Kontakte unterhielt und die er als Privatperson in Rechtsfragen beriet.[8][9][10]

Berufliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilnacek wurde 1990 Richteramtsanwärter im Sprengel des Oberlandesgerichts Wien und 1992 Richter des Bezirksgerichtes Innere Stadt Wien. Er erhielt eine Dienstzuteilung zum Bundesministerium für Justiz in der Sektion IV (Straflegislativsektion). Von 1998 bis 1999 war er Richter am Landesgericht Korneuburg.

Im Mai 2001 wurde er zum Oberstaatsanwalt und stellvertretenden Leiter der Sektion II (Generaldirektion für den Strafvollzug und den Vollzug freiheitsentziehender Maßnahmen) im Bundesministerium für Justiz ernannt.

Im September 2010 wurde Pilnacek zum Leiter der Strafrechtssektion des Bundesministeriums für Justiz (Sektion IV) ernannt. Als „verlängerter Arm“ des Justizministers kontrollierte er die lokalen Staatsanwaltschaften, die vier Oberstaatsanwaltschaften sowie die zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (WKStA).[11][12]

Im Februar 2018 bestellte Justizminister Josef Moser Christian Pilnacek neben seiner Tätigkeit als Sektionschef der Strafrechtssektion zum Generalsekretär des Bundesministeriums für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz und damit zum obersten Beamten des Justizministeriums.[13] Dieses Amt endete im Mai 2019 mit dem Ende der Bundesregierung Kurz I.[14]

Im Mai 2020 gab die Justizministerin Alma Zadić (Grüne) bekannt, die Sektion Strafrecht wieder in zwei Teile, einen für Legistik und einen für Verfahren, aufzuteilen. De facto bedeutete das eine Entmachtung für Pilnacek, da er sich nur um eine Leitung bewerben konnte.[7] Pilnacek wurde anschließend Sektionsleiter für Straflegistik.[6]

Suspendierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des Verdachtes auf Verrat von Amtsgeheimnissen wurde Pilnacek im Februar 2021 suspendiert, nachdem auf seinem im Zuge einer Beschlagnahmung sichergestellten Smartphone Fotos eines Informationsberichts der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) an die Oberstaatsanwaltschaft Wien über eine bevorstehende Hausdurchsuchung beim amtierenden Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gefunden wurden.[15]

Eine hausinterne Disziplinarkommission hob die Suspendierung zunächst auf, Justizministerin Zadić hielt sie hingegen aufrecht.[16] Die fortgesetzte Suspendierung wurde Anfang Juni 2021 vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt.[17] Im April 2023 wurde neuerlich über die Suspendierung beraten, Pilnacek beteuerte vor der Disziplinarbehörde seine Unschuld.[18] Bis zu seinem Tod 2023 war keiner der Vorwürfe gerichtlich oder disziplinarrechtlich festgestellt worden. In einem Verfahren wurde er bereits rechtskräftig freigesprochen. Deshalb war bereits von seiner bevorstehenden Rückkehr ins Ministerium die Rede.[19]

Verhältnis zur ÖVP[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilnacek galt als Verbindungsmann zwischen Justizministerium und ÖVP, zu der er besonders gute Kontakte unterhielt und die er als Privatperson in Rechtsfragen beriet.[8][9] Zum geflügelten Wort wurde dabei seine Formulierung „Wer vorbereitet Gernot“, die auf einem beschlagnahmten Smartphone Pilnaceks als Teil einer Chat-Nachricht gefunden wurde und die die Beratung des damaligen ÖVP-Finanzministers Gernot Blümel in einem staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren zum Gegenstand hatte.[20][21][22]

Der Verdacht, dass Pilnacek eine anstehende Hausdurchsuchung bei Unternehmer Michael Tojner an dessen Rechtsanwalt Wolfgang Brandstetter verraten haben könnte, der von 2013 bis Dezember 2016 als ÖVP-Justizminster Pilnaceks Dienstherr war, führte im Jahr 2021 zu Pilnaceks Suspendierung.[23]

Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte im Jahr 2023 auch Pilnaceks Beratung des Alt-Kanzlers Sebastian Kurz in dessen Strafverfahren zu Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss.[10]

ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bezeichnete Pilnacek als seinen Freund. Eine seiner Mitarbeiterinnen war Mitbewohnerin bei Pilnaceks Lebensgefährtin.[24]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilnacek war in zweiter Ehe mit der Juristin Caroline List verheiratet, die seit 2017 Präsidentin des Grazer Straflandesgerichts ist.[25][26] Aus erster Ehe hatte er drei Kinder.[26] Zuletzt lebte er mit seiner Lebensgefährtin Karin Wurm in Rossatz.[27]

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilnacek wurde am Morgen des 20. Oktober 2023 tot am Ufer eines Donau-Altarms in der Nähe von Rossatz aufgefunden[28], nachdem er am späten Abend des Vortages von einer Polizeistreife als alkoholisierter Geisterfahrer auf der Stockerauer Schnellstraße angehalten und ihm der Führerschein entzogen worden war.[29] Eine Mitbewohnerin seiner Lebensgefährtin, die Mitarbeiterin von Nationalratspräsident Sobotka war, holte Pilnacek daraufhin ab und brachte ihn nach Hause. Von einem mitternächtlichen Spaziergang kehrte er anschließend nicht mehr zurück. Als Todeszeitpunkt wird sechs Uhr morgens angenommen.[30] Pilnaceks Leiche wurde auf dem Rücken liegend im seichten Wasser vorgefunden. Vonseiten der Polizei wurde darauf gedrängt keine Obduktion durchzuführen, obgleich die Ermittlungen von der Mordkommission geführt wurden.[31] Eine von einer den Todesfall vor Ort aufnehmenden, örtlichen Ärztin angeordnete Obduktion ergab Ertrinken als Todesursache und schloss ein Fremdverschulden aus.[32] Aufgrund der spezifischen Amtshandlungen beim Auffinden der Leiche wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.[33]

Im März 2024 wurde vom Online-Medium zackzack.at und dessen Herausgeber Peter Pilz auf Basis von Informationen von Pilnaceks Lebensgefährtin Karin Wurm aufgedeckt, dass es unmittelbar nach Pilnaceks Tod zu einer rechtswidrigen Beschlagnahmung von Datenträgern und Schlüsseln Pilnaceks durch das Landeskriminalamt Niederösterreich kam, denen kein Sicherstellungsauftrag und auch kein Hausdurchsuchungsbefehl zu Grunde lag. Über die sichergestellten Gegenstände wurde keine Bestätigung ausgestellt. Die beschlagnahmten Schlüssel wurden anschließend ebenfalls rechtswidrig genutzt, um in Pilnaceks Wiener Wohnung nach weiteren Datenträgern zu suchen, obgleich dort weiters auch das Landeskriminalamt Wien zuständig gewesen wäre. Pilnaceks beschlagnahmtes Smartphone wurde in weiterer Folge rechtswidrig der Ehefrau Pilnaceks ausgehändigt, obgleich es in einem solchen Fall dem Verlassenschaftskurator hätte ausgehändigt werden müssen.[31] Pilnacek soll zeitlebens stets einen USB-Stick mit sich geführt haben, auf dem sich politisch brisantes Material befunden haben soll. Dieser war jedoch nicht Bestandteil der Beschlagnahmung, weil er, genauso wie sein privat genutztes Notebook, nicht gefunden wurde.[34][30][35][36][37][38][39][40]

Pilnaceks überraschender Tod erregte großes mediales Aufsehen.[41] Anna Thalhammer, Chefredakteurin des profil, würdigte ihn in einem Nachruf als „eine der größten juristischen Instanzen der vergangenen Jahrzehnte“. Pilnacek habe sich kein Blatt vor den Mund genommen, er sei stets authentisch, aber auch konfliktfreudig gewesen.[42] Florian Klenk, Chefredakteur der Wochenzeitung Falter, urteilte über die zwei Seiten Pilnaceks: „Er war am Ende wohl mehr Politikberater als Spitzenbeamter. Mehr Interessensvertreter der Regierenden als Repräsentant der dritten Gewalt. […] Ich behalte ihn als den sympathischen, streitbaren Reformer und Liberalen in Erinnerung, den Sir mit den guten Manieren, der er auch war.“[43]

Pilnaceks Grabstätte befindet sich auf dem Hernalser Friedhof in Wien.[44]

Öffentliche Auseinandersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorwurf des Amtsmissbrauchs in der Eurofighter-Affäre (2019)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2019 wurde von mehreren Staatsanwälten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen den Vorgesetzten Christian Pilnacek Anzeige wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch beziehungsweise Anstiftung zum Amtsmissbrauch und weitere Vorgesetzte aus der Weisungskette erstattet. In einem Protokoll einer Dienstbesprechung vom 1. April 2019 soll Christian Pilnacek mit mehr oder weniger deutlichen Worten zur raschen Beendigung des Verfahrens Eurofighter aufgefordert haben. Aus dem Protokoll soll hervorgehen, dass die Eurofighter-Causa seit Jahren unter einer rechtlich nicht haltbaren Annahme geführt worden sei, wodurch als wahrscheinliche Folge Einstellungen und Verjährungen zu erwarten seien. Pilnacek soll in der Besprechung gegenüber seinen Mitarbeitern gesagt haben: „Ich mach ein Auge zu, und wir stellen irgendwelche Dinge ein“ und „Setzts euch z'samm und daschlogts es[45], aber das hättet ihr vor drei Jahren machen können.“ Damit soll er den Wunsch nach Einstellung des Verfahrens mehr oder weniger direkt geäußert haben. Am 5. Juni 2019 wurde bekannt, dass die mit den Ermittlungen beauftragte Staatsanwaltschaft Linz von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Pilnacek mangels eines Anfangsverdachts abgesehen hatte. Dies wurde von Vertretern der SPÖ, FPÖ, Neos und JETZT scharf kritisiert, das Verfahren solle neu aufgerollt werden.[46]

Kritik an Treffen mit Beschuldigten (2020)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 4. Februar 2020 wurde bekannt, dass Pilnacek die Casino-Austria-Aufsichtsräte Walter Rothensteiner und Josef Pröll (ÖVP) in seinem Büro im Justizministerium getroffen hat, obwohl diese in den Ermittlungen zur Casinos-Affäre als Beschuldigte geführt werden. Justizministerin Alma Zadić erließ eine Weisung, Treffen mit Beschuldigten in Zukunft zu unterlassen, jeder Anschein einer bevorzugten Behandlung müsse vermieden werden.[47]

Verdacht auf Verletzung des Amtsgeheimnisses (2021)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. Februar 2021 stellten Ermittler der Staatsanwaltschaft (StA) Wien beim ehemaligen Justizminister und damaligen Verfassungsrichter Wolfgang Brandstetter (von der ÖVP nominiert) ein Notebook und bei Justizsektionschef Christian Pilnacek zwei Handys sicher.[48] Laut Presse wurde gegen Brandstetter und Pilnacek wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses ermittelt. Die beiden sollen eine Hausdurchsuchung bei Michael Tojner vorab verraten haben. (Causa Stadterweiterungsfonds)[49] In weiterer Folge wurde Pilnacek vorläufig suspendiert.[50] Nachdem Handys ausgewertet wurden, lautet der strafrechtliche Verdacht nun auch, dass Johann Fuchs, Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, und Pilnacek in der Causa Ibiza Amtsgeheimnisse verraten haben sollen.[51][52] Rechtsanwaltlich vertreten wurde Pilnacek von Dieter Böhmdorfer und Rüdiger Schender.[51]

Chatprotokolle (2021)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Auswertung seiner beiden bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmten Handys gelangten verschiedene Nachrichten an die Öffentlichkeit, die Zweifel an Pilnaceks Dienstverständnis als Beamter laut werden ließen. Zuerst wurde bekannt, dass er möglicherweise eine Hausdurchsuchung beim amtierenden Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) verraten hat. Jedenfalls fragte er am Tag vor der Durchsuchung dessen engsten Mitarbeiter: „Wer vorbereitet Gernot auf seine Vernehmung?“[53] Außerdem dürfte er an der Abfassung einer parlamentarischen Anfrage der ÖVP an das Justizministerium – seinen eigenen Dienstgeber – beteiligt gewesen sein.[54] Auf seinem Handy fand sich auch eine SMS an den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, in der er um die Beförderung seiner Frau zur Leiterin des Oberlandesgerichts Graz bat. Pilnacek versuchte, seiner Forderung an den steirischen Landeshauptmann Nachdruck zu verleihen, indem er sich im weiteren Chatverlauf über das „Foul an seiner Familie“ beschwerte und kundgab, dass er sich eine Kompensation dafür erwarte.[55] Hermann Schützenhöfer war formal nicht zuständig und es erfolgte keine Beförderung der Ehefrau Pilnaceks. Auch seine Verachtung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft[56] sowie Missachtung von Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofs[57] kommen darin zum Ausdruck.[25][58][59]

Christian Pilnacek entschuldigte sich am 5. Juni 2021 für seine Äußerungen über den VfGH sowie über zwei Verfassungsrichterinnen. Er könne sich seine Aussagen „schon deshalb nicht erklären, weil diese abstoßenden Worte im völligen Widerspruch zu meiner Persönlichkeit, meinen Einstellungen und zu meiner bisherigen und langjährigen Arbeit im Dienst der Rechtspflege stehen“.[60][61]

Er stellte eine Beschwerde an den VfGH, weil er eine Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte darin gesehen hatte, dass Mitglieder des U-Ausschusses Daten beziehungsweise Chatprotokolle seines Mobiltelefons an die Medien weitergegeben hätten. Der VfGH wies die Beschwerde jedoch zurück.[62]

Freispruch vom Vorwurf, das Amtsgeheimnis verletzt zu haben (2021)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. November 2021 wurde eine Anklage gegen Pilnacek verhandelt. Ihm war vorgeworfen worden, im Dezember 2020 einer Redakteurin des Kurier die Anzeige von mehreren Staatsanwälten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen eine Redakteurin der Tageszeitung Die Presse verraten zu haben (die Anzeige gegen die Redakteurin wurde später zurückgelegt). Die zuständige Staatsanwaltschaft sah darin den Tatbestand der Verletzung des Amtsgeheimnisses erfüllt.[63][64] Die Richterin wies die Klage ab, da kein vordringlicher Geheimhaltungsgrund vorlag.[65] Die Staatsanwaltschaft meldete Berufung an.[66] Am 7. Juli 2022 wurde der Freispruch vom Oberlandesgericht Wien rechtskräftig bestätigt.[67]

Versuchte Überwachung der Korruptionsstaatsanwaltschaft (2022)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2022 erschien im Falter ein Artikel, in dem auf Grundlage von Chats rekonstruiert wurde, dass Pilnacek und der Chef der Oberstaatsanwaltschaft, Johann Fuchs, versucht haben sollen, Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zu observieren, um die Ermittlungen in der Causa Ibiza zu behindern.[68]

Geldstrafe und zwei Freisprüche beim Disziplinarsenat (2023)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im April 2023 wurde Pilnacek zur Bezahlung einer Strafe im Ausmaß eines Monatsgehalts (11.000 €) verurteilt, nachdem der Senat der Bundesdisziplinarbehörde am 27. April 2023 befand, dass sein Handeln das Vertrauen der Bevölkerung in die Verwaltung „erheblich beschädigen“ könne und ihm eine „schwerwiegende Dienstpflichtverletzung“ zur Last legte. Für den Besitz von Ibiza-Akten und die Weitergabe von Information an eine Journalistin wurde er freigesprochen, weil im ersten Fall die genauen Abläufe nicht zu rekonstruieren waren, im zweiten Fall niemand zu Schaden kam.[69][70]

Tonbandaufzeichnung von Vorwürfen gegen ÖVP und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (2023)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 2023 veröffentlichte die Kronen Zeitung auszugsweise Inhalte einer Unterredung zwischen Pilnacek und dem österreichischen Unternehmer und ehemaligen Politiker des BZÖ Christian Mattura unter Berufung auf eine von Mattura heimlich von dem Gespräch aufgenommene Tonbandaufzeichnung. Darin erklärte Pilnacek, dass Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei ihm mehrfach wegen Ermittlungen der unabhängigen Justiz interveniert hatte. Pilnacek lehnte diese Interventionsversuche demnach unter Verweis auf das zu achtende Prinzip der Rechtsstaatlichkeit ab. Außerdem erläuterte Pilnacek darin wie ihm von Seiten der ÖVP die Unterlassung einer Einmischung bei Untersuchungen der Staatsanwaltschaft gegen ÖVP und ÖVP-Politiker zum Vorwurf gemacht worden sei. Weiterhin äußerte er sich kritisch zur Verteidigungsstrategie von Alt-Kanzler Sebastian Kurz in dessen Prozess zu Falschaussage im Ibiza-Untersuchungssausschuss, die er als Fehler bezeichnete. Pilnaceks Äußerungen stehen dabei im Widerspruch zur Darstellung von Kurz, der bei seinen Aussagen im Prozess Bezug auf Gespräche mit Pilnacek und dessen Tod genommen hat.[71][72][73][74]

Als Reaktion auf die veröffentlichte Tonbandaufnahme kündigte Justizministerin Alma Zadić die Einsetzung einer Untersuchungskommission ein, die untersuchen soll, ob es Interventionen der ÖVP gab um Ermittlungen einzustellen.[75][76]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Werner Pleischl: Das neue Vorverfahren: Leitfaden zum Strafprozessreformgesetz. Manz, Wien, 2005, ISBN 3-214-00385-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Christian Pilnacek – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. SChef Mag. Christian Pilnacek. In: meineabgeordneten.at. Abgerufen am 5. Juni 2021 (nicht aktualisierte Archivversion).
  2. Verstorbenensuche Detail. In: Friedhöfe Wien. Abgerufen am 18. November 2023.
  3. Polizeifall „Pilnacek“: “Wir wollen Handy, Schlüssel und Computer”. 22. März 2024, abgerufen am 22. März 2024.
  4. Justiz-Spitzenbeamter Christian Pilnacek gestorben. In: derStandard.at. 20. Oktober 2023, abgerufen am 28. März 2024.
  5. Geschäfts- und Personaleinteilung der Sektionen IV und V. (PDF; 868 kB) 9807/AB XXVII. GP – Anfragebeantwortung – Beilage 10. In: parlament.gv.at. 1. September 2020, S. 4, abgerufen am 29. April 2023.
  6. a b Pilnacek soll gute Chancen auf Straflegistik-Sektion haben. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  7. a b ORF at/Agenturen geka: Umbau im Ministerium: Zadic entmachtet Sektionschef Pilnacek. 26. Mai 2020, abgerufen am 28. Mai 2021.
  8. a b Die türkise "Familie" und ihr intensiver Kontakt mit Sektionschef Pilnacek. Abgerufen am 13. Februar 2022 (österreichisches Deutsch).
  9. a b Polizeifall „Pilnacek“: Sobotka im Cavaluccio. In: zackzack.at. 23. März 2024, abgerufen am 24. März 2024.
  10. a b Pilnaceks Tod reißt alte Gräben in Justiz und Politik auf. In: https://www.derstandard.at/story/3000000192190/pilnaceks-tod-reisst-alte-graeben-in-justiz-und-politik-auf. standard.at, 22. Oktober 2023, abgerufen am 27. März 2024 (österreichisches Deutsch).
  11. Pilnacek: Der Superman, der auch nachts wacht (Die Presse, 6. August 2011)
  12. Ashwien Sankholkar: Verrat im Justizpalast? In: format.at. 7. Dezember 2012, archiviert vom Original am 9. Dezember 2012; abgerufen am 10. Oktober 2021.
  13. Justiz: Pilnacek wird Generalsekretär, kein Sparkurs bei Justizwache. In: derStandard.at. 13. Februar 2018, abgerufen am 13. Februar 2018.
  14. Lisa Nimmervoll: Kanzlerin Bierlein lässt die Generalsekretariate evaluieren. In: Der Standard. 4. Juni 2019, abgerufen am 4. Juni 2019.
  15. Info zu Blümel-Hausdurchsuchung offenbar auf Pilnacek-Handy. In: tagblatt-wienerzeitung.at. 21. April 2021, abgerufen am 27. März 2024.
  16. Wiener Zeitung Online: Verfahren – Hart auf hart um Pilnaceks Suspendierung. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  17. Ida Metzger: Verwaltungsgericht bestätigt Suspendierung Pilnaceks. In: kurier.at. 9. Juni 2021, abgerufen am 9. Juni 2021.
  18. Pilnacek beteuerte vor Disziplinarbehörde erneut Unschuld. In: derstandard.at. 12. April 2023, abgerufen am 13. April 2023.
  19. Stephan Löwenstein, Tod eines Spitzenbeamten: Debatte in Österreich nach Suizid über Vorverurteilung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. Oktober 2023
  20. Christian Pilnacek ist tot. In: orf.at. 20. Oktober 2023, abgerufen am 24. März 2024 (österreichisches Deutsch).
  21. Fall Pilnacek: „Wer vorbereitet Gernot auf seine Vernehmung?“ In: profil.at. 1. April 2021, abgerufen am 24. März 2024 (österreichisches Deutsch).
  22. Neue Pilnacek-Chats: "Wer vorbereitet (sic!) Gernot auf seine Vernehmung?“ In: kurier.at. 1. April 2021, abgerufen am 24. März 2024 (österreichisches Deutsch).
  23. Brandstetter verteidigt seine Antworten. In: orf.at. 4. Juni 2021, abgerufen am 28. März 2024 (österreichisches Deutsch).
  24. Pilnaceks Tod sorgte für Hektik bei der ÖVP und viele offene Fragen. Abgerufen am 28. März 2024 (österreichisches Deutsch).
  25. a b Aus den Pilnacek-Chats: „Uns fehlt Trump“. 2. Juni 2021, abgerufen am 2. Juni 2021.
  26. a b Christian Pilnacek: Der Weg vom mächtigen Beamten zur Suspendierung. 26. Februar 2021, abgerufen am 6. Juni 2021.
  27. Pilnaceks Tod sorgte für Hektik bei der ÖVP und viele offene Fragen. 28. März 2024, abgerufen am 28. März 2024.
  28. Polizeifall „Pilnacek“: “Wir wollen Handy, Schlüssel und Computer”. 22. März 2024, abgerufen am 22. März 2024.
  29. Pilnacek-Tod: „Amtshandlung nach Geisterfahrt lief besonnen ab“. In: noen.at. 20. Oktober 2023, abgerufen am 20. Oktober 2023.
  30. a b Polizeifall „Pilnacek“: Sobotka im Cavaluccio. In: zackzack.at. 23. März 2024, abgerufen am 24. März 2024.
  31. a b Polizeifall „Pilnacek“: Mordkommission auf Handyjagd. Keine Provinzposse. 1. April 2024, abgerufen am 1. April 2024.
  32. 23 11 2023 Um 14:03: Pilnacek-Tod: Obduktionsbericht schließt Fremdverschulden aus. 23. November 2023, abgerufen am 26. November 2023.
  33. noe ORF.at red: Pilnacek-Tod: Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs. 10. April 2024, abgerufen am 10. April 2024.
  34. Polizeifall „Pilnacek“: “Wir wollen Handy, Schlüssel und Computer”. In: zackzack.at. 22. März 2024, abgerufen am 24. März 2024.
  35. Putztrupp “türkis”: Pilnagate-Spuren zu Sobotka. In: zackzack.at. 24. März 2024, abgerufen am 24. März 2024.
  36. Kreutner aktiviert WKStA wegen Vorgängen nach Pilnaceks Tod. In: standard.at. 26. März 2024, abgerufen am 26. März 2024.
  37. Kreutner erstattet Anzeige zu Ermittlungen nach Pilnaceks Tod. In: orf.at. 26. März 2024, abgerufen am 26. März 2024.
  38. Pilnaceks Handy und die WKStA. In: zackzack.at. 27. März 2024, abgerufen am 27. März 2024.
  39. Kreutner erstattet Anzeige zu Ermittlungen nach Pilnaceks Tod. In: orf.at. 26. März 2024, abgerufen am 26. März 2024.
  40. Lebensgefährtin zeigt an: Illegale Hausdurchsuchung bei Pilnacek? In: zackzack.at. 28. März 2024, abgerufen am 28. März 2024.
  41. 1962–2023: Christian Pilnacek ist tot. 20. Oktober 2023, abgerufen am 20. Oktober 2023.
  42. Instanz und Reibebaum: Ein Nachruf auf Christian Pilnacek. In: profil.at. 20. Oktober 2023, abgerufen am 20. Oktober 2023.
  43. In Memoriam Christian Pilnacek. Abgerufen am 25. Oktober 2023.
  44. Verstorbenensuche Detail. In: Friedhöfe Wien. Abgerufen am 28. November 2023.
  45. Setzt euch zusammen und erschlagt es.
  46. Parteien kritisieren Ermittlungseinstellung gegen Pilnacek auf orf.at, abgerufen am 6. Juni 2019.
  47. Justizministerium: Opposition will Konsequenzen für Pilnacek. In: orf.at. 4. Februar 2020, abgerufen am 4. Februar 2020.
  48. Elektronische Geräte bei Brandstetter und Pilnacek sichergestellt, Webseite: orf.at vom 25. Februar 2021.
  49. Wien bei Brandstetter und Pilnacek, orf.at vom 25. Februar 2021.
  50. Pilnacek vorläufig suspendiert, Webseite: orf.at vom 26. Februar 2021.
  51. a b Florian Klenk: Das Handy des Christian Pilnacek, Webseite: falter.at vom 2. April 2021.
  52. Causa Pilnacek – Ministerium verfolgt Suspendierung weiter, Webseite: orf.at vom 5. April 2021.
  53. Fall Pilnacek: „Wer vorbereitet Gernot auf seine Vernehmung?“ 1. April 2021, abgerufen am 2. Juni 2021.
  54. Die WKStA: Weder Messias noch Bösewicht. Abgerufen am 2. Juni 2021.
  55. Angeklagt: Christian Pilnacek. Abgerufen am 22. September 2021.
  56. WKStA „missraten“: Pilnacek-Chats sorgen für Wirbel. 1. Juni 2021, abgerufen am 8. Juni 2021.
  57. Alexandra Föderl-Schmid: Österreich: Attacken auf die Justiz aus dem Bundeskanzleramt. Abgerufen am 8. Juni 2021.
  58. Florian Klenk: „Die schießen die Republik zusammen“. In: falter.de. 2. Juni 2021, abgerufen am 2. Juni 2021.
  59. Wirbel um Pilnacek-Chats – „Kein besonders gutes Bild“, Webseite: orf.at vom 2. Juni 2021.
  60. Chats mit Brandstetter – Pilnacek entschuldigt sich. In: orf.at. 5. Juni 2021, abgerufen am 13. Oktober 2021.
  61. Ida Metzger, Michael Hammerl: Pilnacek entschuldigt sich: „Inhalt der Nachrichten ist unverzeihbar“. In: kurier.at. 5. Juni 2021, abgerufen am 30. September 2021.
  62. Beschluss des VfGH. (PDF) 25. September 2021, abgerufen am 19. Oktober 2021.
  63. Martin Gebhart: Erste Anklage gegen Christian Pilnacek. In: kurier.at. 22. September 2021, abgerufen am 28. September 2021.
  64. Bericht: Anklage gegen Ex-Sektionschef Pilnacek. In: orf.at. 22. September 2021, abgerufen am 24. September 2021.
  65. Prozess: Christian Pilnacek freigesprochen. Abgerufen am 3. November 2021.
  66. Staatsanwaltschaft beruft gegen Freispruch für Pilnacek. Abgerufen am 4. November 2021.
  67. Freispruch für suspendierten Sektionschef Pilnacek bestätigt. 7. Juli 2022, abgerufen am 7. Juli 2022.
  68. Florian Klenk: „Ich stelle mir eine Observation vor“. In: falter.at. 11. Februar 2022, abgerufen am 11. Februar 2022.
  69. Geldstrafe und zwei Freisprüche: Warum Pilnacek weiter warten muss, auf kurier.at
  70. Fall Pilnacek: Geldstrafe für suspendierten Justiz-Sektionschef Pilnacek wegen Chats, auf derstandard.at
  71. 23 11 2023 Um 15:17: Urheber der Pilnacek-Aufnahme: Urheber der Pilnacek-Aufnahme: „Kurz hat den Todesfall für sein Bashing gegen die WKStA instrumentalisiert“. 23. November 2023, abgerufen am 26. November 2023.
  72. Erich Vogl: Pilnacek: Dieser Mann hat Gespräch aufgezeichnet. 23. November 2023, abgerufen am 26. November 2023.
  73. 23 11 2023 um 16:43 von Philipp Aichinger: Tonaufnahme: Ohne Pilnacek keine Strafverfolgung. 23. November 2023, abgerufen am 26. November 2023.
  74. 22 11 2023 um 17:33 von Daniel Bischof: Pilnaceks Aussagen: Heikle Wahrheitssuche. 22. November 2023, abgerufen am 26. November 2023.
  75. Justizministerin Zadić kündigt Untersuchungskommission zu Pilnacek-Enthüllungen an. Abgerufen am 29. März 2024 (österreichisches Deutsch).
  76. Korruptionsexperte Martin Kreutner wird U-Kommission zur Causa Pilnacek leiten. Abgerufen am 29. März 2024 (österreichisches Deutsch).