FN Minimi

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FN Minimi
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung FN Minimi
Einsatzland siehe Nutzer
Entwickler/Hersteller Fabrique Nationale (FN)
Entwicklungsjahr 1974
Produktionszeit heute
Modellvarianten siehe Varianten
Waffenkategorie Maschinengewehr
Ausstattung
Gesamtlänge Standard: 1040 mm
Para: 914 mm
Standard 7,62: 1015 mm
einschieb. Schulterst. 7,62: 1000[1] mm
Gesamtbreite 5,56: 110 mm
7,62: 128 mm
Gewicht (ungeladen) 7,31 bis 8,4 kg
Lauflänge Standard: 465 mm
Para: 349 mm
7,62: 502 mm
Technische Daten
Kaliber 5,56 × 45 mm NATO
7,62 × 51 mm NATO
Mögliche Magazinfüllungen Zerfallgurt: 200
Softpack: 100 oder 200
Beta-C-Magazin: 100
STANAG-Magazin: 30 Patronen
Munitionszufuhr Munitionsgurt oder Magazin
Kadenz 5,56 mm: 700–1000 Schuss/min
7,62 mm: 680–800 Schuss/min
Feuerarten Nur Dauerfeuer
Verschluss Drehkopfverschluss
Ladeprinzip Gasdrucklader
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Das FN Minimi ist ein leichtes Maschinengewehr des belgischen Waffenherstellers Fabrique Nationale Herstal im Kaliber 5,56 × 45 mm NATO. Minimi ist die Kurzform des französischen Mini Mitrailleuse (deutsch kleines Maschinengewehr). Es wurde unter Federführung von Ernest Vervier entwickelt und im Jahr 1974 erstmals vorgestellt. Mittlerweile wird es von Armeen in über 30 Ländern genutzt und zählt zu den am meisten verbreiteten Waffen seiner Art. Gegenwärtig wird das Gewehr im belgischen Herstal hergestellt und in Australien, Italien, Japan, Schweden und Griechenland in Lizenz gefertigt. Eine weitere Produktionsstätte befindet sich bei der amerikanischen Niederlassung FN Manufacturing LLC in South Carolina, welche die für die US-Armee modifizierte Version M249 – bekannt als „M249 SAW“ – herstellt.

Versionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Standardversion ist bei einer Lauflänge von 465 mm 1040 mm lang und wiegt rund 7,3 kg.[1]

Von der Standardversion des FN Minimi wurden weitere zahlreiche Versionen abgeleitet. So existiert eine Version für Fallschirmjäger (englisch paratroopers), die als Para bezeichnet wird. Diese Version unterscheidet sich von der Standardversion durch eine einschiebbare Schulterstütze (Schaft) und einer Verkürzung des Laufes auf 349 mm. So weist die Waffe mit eingeschobenem Schaft eine Gesamtlänge von 766 mm auf. Trotz der Verkürzung des Laufes und der Veränderung des Schaftes wiegt das Para nach Herstellerangaben 40 g mehr als die normale Version.[1]

Sowohl für die Standardversion als auch für die Para-Version ist eine T.R.-Version verfügbar. T.R. steht hierbei für Tactical Rail. Bei ihr wurde der vordere Handschutz durch eine Version mit Picatinny-Schienen ersetzt und mit Schienen nach dem MIL-STD-1913 an drei Seiten (rechts, links und unten) versehen. Die T.R.-Ausstattung erhöht dabei das Gewicht der jeweiligen Version um 270 g.[1]

Für den Einbau in Fahrzeuge (beispielsweise als Koaxial-MG oder einer fernbedienbaren Waffenstation) wird das Maschinengewehr mit einem elektrischen Abzug ausgerüstet, der das Abfeuern der Waffe aus dem Inneren des Fahrzeuges ermöglicht.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Minimi ist ein Maschinengewehr, das als zuschießende Waffe mit Luftkühlung konzipiert ist. Die Waffe wurde zunächst für das Kaliber 5,56 × 45 mm NATO entwickelt. Später kam eine Variante im Kaliber 7,62 × 51 mm NATO hinzu. Die Munitionszufuhr der ausschließlich Dauerfeuer schießenden Waffe kann durch einen Munitionsgurt oder ein Magazin erfolgen.

Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Deckel der Gurtzuführung ist der Drehkopfverschluss zu sehen.

FN konstruierte das Gewehr als indirekten Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss. Durch die Auslegung als zuschießende Waffe wurde das Risiko des Cook off, also einer Selbstzündung der Patrone im heißen Patronenlager, welches bei Dauerfeuer oder zahlreichen längeren Feuerstößen stark erhitzt wird, vermieden, da die Patronen erst beim Ziehen des Abzuges zugeführt und anschließend durch den Schlagbolzen gezündet werden. Außerdem werden das Rohr und die Kammer durch die Verschlussbewegung zwangsbelüftet. Die heißen Gase des Selbstlademechanismus werden nach oben abgeleitet, wodurch Staubaufwirbelungen, die die Position des Schützen verraten könnten, verhindert werden.

Das Minimi verfügt über ein einstellbares Gasregelventil mit zwei Stellungen. Bei Normalstellung liegt die Kadenz bei 700–850 Schuss pro Minute, während sie sich bei der Adverse-Stellung auf 950–1150 Schuss pro Minute erhöht. Die Adverse-Stellung wird nur bei extremen Umweltbedingungen, oder wenn das Gassystem aufgrund von Ablagerungen (Fouling) verschmutzt ist, genutzt.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verschluss wird aus Blechprägeteilen geschweißt. Der federnde Auswerfer ist im Verschluss integriert. Leere Patronenhülsen werden nach rechts unten aus dem Gehäuse ausgeworfen, der Patronenauswurf wird zum Schutz vor Verschmutzung von einer federnd gelagerten Abdeckung verschlossen.

Der Sicherungsbolzen ähnelt dem des MG3 und ist über dem Griff angebracht. Wird der Sicherungsbolzen nach rechts gedrückt, so erscheint auf der linken Seite des Gehäuses ein roter Ring und die Waffe ist feuerbereit; das Drücken nach links sichert die Waffe durch eine Blockade des Abzugsmechanismus.

Zweibein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sowohl die Standard- als auch die Para-Variante sind mit einem am Gasrohr angebrachten, klappbaren Zweibein ausgerüstet. Bei Nichtgebrauch wird es unter dem Handschutz verstaut. Auch bei der T.R.-Version ist das Zweibein am Gasrohr und nicht an der Picatinny-Schiene angebracht. Das Zweibein ist dreifach höhenverstellbar und ermöglicht einen Seitenrichtbereich von jeweils 15° nach beiden Seiten. Das Zweibein kann auch als Sturmgriff benutzt werden, wenn man die Beine aneinander klappt.[2] Das Minimi kann das belgische FN-360°-Dreibein oder das US-amerikanische M122 (in Verbindung mit einem M60-Stift) nutzen.[3]

Munitionszufuhr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schema der Munitionszufuhr mit Gurt (r.) und Magazin (l.)
FN Minimi mit STANAG-Magazin

Die Munitionszufuhr des Minimi erfolgt von der linken Seite. Es wird ein M27-Zerfallgurt, eine verkleinerte Version des M13 (7,62 × 51 mm), verwendet. Der Gurt kann die Munition als loser Endlosgurt oder mit 100- oder 200-Schuss-Munitionsboxen verwendet werden. Alternativ können STANAG-Stangenmagazine im Kaliber 5,56 × 45 mm verwendet werden. Die Verwendung von Magazinen ist als Notlösung gedacht, wenn keine gegurtete Munition mehr vorhanden ist.

Der Munitionsgurt wird über die Gurtzuführung eingeführt; die Magazine stecken im Magazinschacht in einem 45-Grad-Winkel unter der Gurtzuführung. Wird ein Gurt eingelegt, deckt eine L-förmige Klappe der Gurtzuführung den Magazinschacht ab. Ist ein Magazin eingesetzt, kann kein Gurt eingelegt werden. Dieses System zum Wechsel von Magazin auf Gurt ohne Umbau oder Zusätze wurde von Maurice V. Bourlet entwickelt.[4]

Der Klinken-Zuführmechanismus ist eine Weiterentwicklung des im FN MAG verwendeten Mechanismus, der wiederum dem des MG 42 entsprang. Der Gurt wird dabei in zwei Stufen in die Vorwärts- und Rückwärtsbewegung des Verschlussträgers gefördert, was einen sanften und störungsarmen Munitionstransport gewährleistet. Auf der Abdeckung über der Zuführung ist eine Vorrichtung, die anzeigt, ob sich eine Patrone in Zuführlage befindet.

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein australischer Soldat einer Spezialeinheit mit einem Minimi 7,62
Ein Minimi Para mit Zielfernrohr, Ersatzrohr und Munitionstaschen

Im Jahr 1982 wurde das Minimi in einer modifizierten Version als M249 vom US-amerikanischen Militär als neue Waffe angenommen. Seit 1984 wird die Waffe bei der FN Manufacturing LLC in den Vereinigten Staaten produziert.

Der Prototyp der Minimi wurde ursprünglich im Kaliber 7,62 × 51 mm NATO gebaut. Die Weiterentwicklung erfolgte anschließend jedoch auf Basis der 5,56 × 45 mm-Variante. Als das United States Special Operations Command (USSOCOM) die Anforderungen für das Mk 48 Mod. 0 herausgab, wurden die Originalpläne reaktiviert und das neue Modell mit 7,62 mm entwickelt. Nachdem sich das USSOCOM positiv über die Waffe äußerte und auch andere Armeen Interesse an einer leistungsfähigeren Version äußerten, ging die Waffe als Minimi 7,62 in Serienproduktion. Außer dem veränderten Kaliber unterscheidet sie sich durch ein nicht-einstellbares, selbstregelndes Gassystem und eine hydraulische Rohrrücklaufbremse im Schaft vom Standard-Minimi. Das Minimi 7,62 ist auch mit anderen Visiereinrichtungen ausgestattet, sodass das hintere Visier in 100-m-Schritten von 100–1000 m eingestellt werden kann. Auch eine Wind-Korrektur ist möglich. Die auch Maximi genannte Waffe ist wie die 5,56-mm-Variante in verschiedenen Konfigurationen verfügbar: So existieren auch hier Versionen mit einschiebbarer Schulterstütze, zur Verwendung an Fahrzeugen sowie als T.R.-Ausführung mit Picatinny-Schienen im Bereich des Handschutzes.

Eine Leichtgewichtsvariante der Para mit Picatinny-Schienen auf der Gehäuseoberseite wird als Minimi Special Purpose Weapon (SPW) bezeichnet. Auf die Möglichkeit, Magazine zu verwenden, wurde bei der SPW aus Gewichtsgründen verzichtet. Außerdem wurde der normale Handschutz durch eine Version mit Picatinny-Schienen ersetzt, um taktische Zubehörteile montieren zu können.

Eine weitere Variante des SPW wurde von den United States Special Forces angefordert. Die als Mk 46 Mod. 0 bezeichnete Variante verfügt über einen leichten, geriffelten Lauf und keine Magazinaufnahme. Auch die Aufnahmen zur Befestigung an Fahrzeugen und der Tragegriff wurden zur weitergehenden Gewichtsoptimierung eingespart. Der Handschutz ist zum Anbringen von Zubehörteilen auch bei dieser Variante mit Picatinny-Schienen ausgerüstet. Beim Mk 46 Mod. 1 handelt es sich um eine verbesserte Version mit optimiertem Handschutz und leichterem Zweibein aus Titan, das von der United States Navy verwendet wird.

In China wurden unlizenzierte Kopien des Minimi in 5,56 mm produziert. Sie sollen als XY 5,56 × 45 für den Export vermarktet werden.[5]

Nutzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein F89A1 der australischen Armee mit einem Manöverpatronengerät und dem Zielfernrohr des Steyr AUG
Kanadische Soldaten beim Training mit dem C9A1. Das Standard-Minimi ist hier mit einem C79-Zielfernrohr ausgestattet.
Ein Para im Einsatz bei den französischen Streitkräften

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d FN Minimi auf der Website von Fabrique Nationale. fnherstal.com, abgerufen am 23. Februar 2012.
  2. Terry Gander: Moderne Maschinengewehre: Eine internationale Übersicht. Hrsg.: Motorbuch. 1. Januar 2000, S. 98.
  3. Terry Gander: Moderne Maschinengewehre: Eine internationale Übersicht. Hrsg.: Motorbuch. 1. Januar 2000, S. 99.
  4. Patentanmeldung DE2718014A1: Ladevorrichtung für das Laden tragbarer Feuerwaffen mittels Patronenbändern und mittels Lader mit gleichartiger Munition. Angemeldet am 22. April 1977, veröffentlicht am 29. Dezember 1977, Anmelder: Fabrique Nationale Herstal S.A., Erfinder: Maurice V. Bourlet.
  5. Popenker, Maxim & Williams, Anthony G., page 41.
  6. Canadian Small Arms – Automatic Rifles – A Visual Guide. casr.ca, abgerufen am 23. Februar 2012 (englisch).
  7. Jane’s Sentinel Security Assessment – Southeast Asia. Nr. 20. Jane’s Information Group, Coulsdon 2007, S. 146 und 152.
  8. Terre – MINIMI
  9. shadowspear.com (Memento vom 18. Oktober 2017)
  10. Waffen des Army Ranger Wing. fianoglach.ie, archiviert vom Original am 13. März 2009; abgerufen am 23. Februar 2012.
  11. Belgium probes arms sales to Kadhafi regime. 21. Februar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. März 2011; abgerufen am 13. März 2012 (englisch).
  12. Exhibition of Equipments. plala.or.jp.ca, archiviert vom Original am 13. März 2012; abgerufen am 23. Februar 2012 (englisch).
  13. JGSDF Camp Kanazawa Festival. takaoka.zening.info, abgerufen am 23. Februar 2012.
  14. Unofficial Pistols Page, Equipment. usp.lu, archiviert vom Original am 22. Juli 2011; abgerufen am 6. Oktober 2009.
  15. L'Unite d'Intervention de la Police Luxembourgeoise. (PDF; 18,0 MB) RAIDS Magazine, März 2006, archiviert vom Original am 22. Juli 2011; abgerufen am 23. September 2009 (französisch).
  16. Lasterra, Juan Pablo: UPS Unidad Especial de la Policia Luxembourguesa. (PDF; 31,8 MB) ARMAS Magazine, 2004, archiviert vom Original am 22. Juli 2011; abgerufen am 23. September 2009 (spanisdh).
  17. Thompson, Leroy: Malaysian Special Forces. Special Weapons, Dezember 2008, archiviert vom Original am 2. April 2012; abgerufen am 29. November 2009.
  18. lalibre.be
  19. defensie.nl (Memento vom 20. Februar 2012 im Internet Archive)
  20. army.mil.nz New Zealand Army official site
  21. a b Richard D. Jones: Jane’s Infantry Weapons 2009/2010. Jane’s Information Group; 35 edition (27. Januar 2009). ISBN 978-0-7106-2869-5.
  22. dintel-gid.com.ar (Memento vom 25. Mai 2009 im Internet Archive)
  23. Daniel Watters: The 5.56 X 45 mm: 2002–2003. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. März 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/www.thegunzone.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  24. Remigiusz Wilk (REMOV): Nowe gromy GROM (Memento des Originals vom 26. März 2010 im Internet Archive) 
  25. GROM Utility and Equipment. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 2. August 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/grom.mil.pl (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  26. blic.rs
  27. slovenskavojska.si (Memento vom 29. Mai 2009 im Internet Archive)
  28. fnherstal.com (Memento vom 5. Dezember 2010 im Internet Archive) (PDF).
  29. Lätt kulspruta 90. (Memento vom 15. April 2008 im Internet Archive) Abgerufen am 6. Oktober 2008.
  30. General Purpose Machine Guns of Sweden. Abgerufen am 9. Oktober 2008.
  31. Einführung Leichtes Maschinengewehr (Memento vom 2. Oktober 2011 im Internet Archive) abgerufen am 9. März 2012
  32. army.mod.uk (Memento vom 6. Januar 2013 im Internet Archive)