Kandersteg

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Kandersteg
Wappen von Kandersteg
Wappen von Kandersteg
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Frutigen-Niedersimmentalw
BFS-Nr.: 0565i1f3f4
Postleitzahl: 3718
UN/LOCODE: CH KAN
Koordinaten: 618124 / 149510Koordinaten: 46° 29′ 48″ N, 7° 40′ 29″ O; CH1903: 618124 / 149510
Höhe: 1174 m ü. M.
Höhenbereich: 1103–3694 m ü. M.[1]
Fläche: 134,31 km²[2]
Einwohner: 1298 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 10 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
23,1 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.gemeindekandersteg.ch
Ansicht von der Allmenalp-Bahn aus. Dahinter das Tal zum Oeschinensee
Ansicht von der Allmenalp-Bahn aus. Dahinter das Tal zum Oeschinensee

Ansicht von der Allmenalp-Bahn aus. Dahinter das Tal zum Oeschinensee

Lage der Gemeinde
Karte von KanderstegBrienzerseeHinterstockenseeOberstockenseeOeschinenseeThunerseeKanton FreiburgKanton WallisVerwaltungskreis Bern-MittellandVerwaltungskreis Interlaken-OberhasliVerwaltungskreis EmmentalVerwaltungskreis Obersimmental-SaanenVerwaltungskreis ThunAdelbodenAeschi bei SpiezDärstettenDiemtigenErlenbach im SimmentalFrutigenKandergrundKanderstegKrattigenOberwil im SimmentalReichenbach im KandertalSpiezWimmis
Karte von Kandersteg
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Kandersteg ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental des Kantons Bern in der Schweiz.

Geografie

Der Ort Kandersteg liegt am Ende des Kandertals auf 1'174 m ü. M. In der Gemeinde leben rund 1'300 Einwohner auf einer Fläche von 134,58 km², womit Kandersteg bezüglich der Fläche die viertgrösste Gemeinde (vierundzwanzigstgrösste der Schweiz) im Kanton Bern ist. Allerdings sind aufgrund der alpinen Lage nur etwa 30 % der Fläche nutzbar. Höchster Punkt: Balmhorn, 3'698 m, tiefster Punkt: Bühl, 1'150 m

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1764 1799 1818 1880 1900 1920 1940 1950 1970 1980 1990 2000 2010 2015
Einwohner 197 244 206 406 445 777 835 913 957 959 1'062 1'131 1'273 1'328

Sprachen

Sprache ist Deutsch, genau genommen Chanderstägertütsch, ein spezieller Dialekt des Berner Oberlands mit Anlehnungen an den Walliser Dialekt.

Konfession

Politik

Legislative ist die zweimal jährlich stattfindende Gemeindeversammlung, welche vom Gemeindepräsidenten geleitet wird.

Exekutive ist der Gemeinderat mit sieben ehrenamtlichen Mitgliedern inkl. Gemeinderatspräsident.

Die Stimmenanteile der Parteien anlässlich der Nationalratswahlen 2015 betrugen: SVP 48,5 %, BDP 13,7 %, SP 11,9 %, FDP 7,7 %, glp 6,7 %, GPS 5,0 %, EVP 1,9 %, EDU 1,0 %, CVP 1,0 %.[5]

Wirtschaft

Wirtschaftlich ist Kandersteg ganzjährig vom Tourismus geprägt. Daneben existieren landwirtschaftliche und baugewerbliche Betriebe sowie die Lötschbergbahn als Verkehrsbetrieb. Die Erwerbstätigen sind auf folgenden Sektoren beschäftigt: Land- und Forstwirtschaft (5 %), Handwerk und Baugewerbe (21 %) und Handel, Gastgewerbe, Dienstleistungen (74 %).[6]

Tourismus

Die Region Kandersteg mit Oeschinensee

Der Tourismus in Kandersteg ist heute besonders auf Familien ausgerichtet. Kandersteg hat 19 Hotels mit rund 1'000 Betten und 800 Ferienwohnungen mit 2'000 Betten, einen Campingplatz und 22 Restaurants. 1850 genügte noch ein Hotel mit 5 Betten als Durchgangsquartier für Händler, die ihre Ware über den Gemmipass brachten. Eines der ältesten Hotels im Dorf ist das Hotel Ritter, das 1798 erbaut wurde und heute zusammen mit dem Belle-Époque-Hotel Victoria geführt wird.[7]

Im Sommer sind mehrere Bergbahnen in Betrieb. Zahlreiche Wandermöglichkeiten über bequeme Wanderwege bis hin zu hochalpinen Klettersteigen stehen Gästen und Einheimischen offen. Zahlreiche Mountainbike-Routen runden das Freizeitangebot ab. Der Ort selbst bietet ein geheiztes Schwimmbad, Tennisplätze, Wellness-Angebote und eine Kletterwand.

Im Winter stehen in der Skiregion Kandersteg sechs Transportanlagen (Oeschinen und Sunnbühl) und 100 km Langlaufloipen zur Verfügung.

Die beliebtesten Ausflugsziele sind der Oeschinensee, Sunnbühl (Gemmipass), das Gasterntal (Kandergletscher), Allmenalp, Ueschinen und der Blausee (Fischzucht; auf dem Gebiet der Gemeinde Kandergrund).

Kandersteg gehört zum erweiterten UNESCO-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.

Verkehr

Bahnhof Kandersteg

Auf der Strasse gelangt man von Spiez (Autobahn A6 von Bern) über Frutigen nach Kandersteg. Hier besteht eine Verbindung per Autoverlad nach Goppenstein im Kanton Wallis sowie während der Ferienzeiten nach Iselle in Italien.

Eisenbahnanschlüsse nach Bern und Brig bestehen mit der Lötschbergbahn.

Kandersteg verfügt über einen Ortsbus und eine Busverbindung nach Frutigen.

Olympia 2026

Im Zuge der im Juni 2018 zurückgezogenen[8] Schweizer Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2026 war beabsichtigt, in Kandersteg das Skispringen von der Normalschanze und die Nordische Kombination auszurichten. Hierzu hatte die Gemeindeversammlung am 8. Juni 2018 mehrheitlich einen Kredit von 1,2 Millionen Franken für den Ausbau der Zufahrtsstrasse zur Sprungschanze bewilligt.[9]

Geschichte

Kandersteg, zwischen 1893 und 1924, aufgenommen von Eduard Spelterini

Der Ortsname geht auf einen alten Übergang über die Kander zurück, der zum Gemmi- und Lötschenpass führte. Diese Pässe ermöglichten bereits den Römern die Alpenüberquerung vom Wallis ins Berner Oberland. Die früheste erhaltene Erwähnung findet Kandersteg 1374 als Übernachtungsgelegenheit an der von Italien über den Lötschenpass kommenden Gewürzhandelsroute. Vom Handelsverkehr über die Gemmi zeugt auch das Zollhaus im Schwarenbach.

Der Bau der ersten Dorfkirche wurde 1511 begonnen. Das berühmteste Haus im Kandertal ist das reichverzierte Ruedi-Haus, erbaut 1753 für den Landsvenner Peter Germann.

Kandersteg gehörte bis 1850 zur Gemeinde Frutigen und bildete danach mit Kandergrund die Gemeinde Kandergrund. 1908 wurde Kandersteg eine eigenständige Gemeinde, das ursprüngliche Gemeindegebiet Kandergrund von total 16'665 ha wurde aufgeteilt: 3'207 ha gingen an Kandergrund und 13'458 ha erhielt Kandersteg.

Der Bau des Lötschbergtunnels von 1906 bis 1913 schuf eine wichtige Nord-Süd-Verbindung und bildete die Grundlage für den noch heute viel genutzten Autoverlad der Lötschbergbahn. Der Anschluss an das Bahnnetz förderte den Tourismus; viele der heutigen Hotels und Pensionen wurden in dieser Zeit gebaut. Vor dem Ersten Weltkrieg verfügte Kandersteg bereits über 30 Hotels und Pensionen mit insgesamt mehr als 1'300 Betten.

1923 gründete der Pfadfinderweltverband WOSM mit dem Pfadfinderzentrum Kandersteg eine der ersten dauerhaften internationalen Begegnungsstätten für Pfadfinder. Auf dem Gelände des Zentrums treffen heutzutage jedes Jahr rund 10'000 Pfadfinder zusammen.

Die katholische Marienkirche wurde 1927 geweiht.

In den 1980er-Jahren wurde der Schweizer Regierungsbunker, genannt Führungsanlage K20 (Kaverne 20), auf dem Gebiet der Gemeinde Kandersteg errichtet.[10]

1991 wurde in Kandersteg das theravada-buddhistische Kloster Dhammapala gegründet.

Sehenswürdigkeiten

Der Spycher im Eggenschwand
  • Der Spycher im Eggenschwand neben der Talstation der Sunnbüel-Bahn ist das älteste landwirtschaftliche Gebäude Kanderstegs. Eine dendrochronologische Untersuchung der Balken ergab, dass die Balken des Spychers in den Jahren 1510 bis 1512 geschlagen wurden. Eine Schätzung im Bauinventar des Kantons Bern datiert den Spycher ins 18. Jahrhundert. Der Speicher diente zur Lagerung von Getreide und anderem Säumergut, später wurde er als Stall genutzt, heute ist er Teil des Heimatmuseums Kandersteg. 1967 wurde der Spycher durch den Regierungsrat des Kantons Bern ins Inventar der geschützten Kunstaltertümer aufgenommen. 2011 wurde das Gebäude restauriert.[11]

Impressionen aus Kandersteg

Persönlichkeiten

  • Adolf Ogi (* 1942), Bundesrat von 1987 bis 2000 (SVP)
  • Albert Rösti (* 1967), Bundesrat (SVP), wuchs in Kandersteg auf

Literatur

  • AG Heimatbuch: Kandersteg Natur – Geschichte – Menschen. Altels Verlag, 2001

Weblinks

Commons: Kandersteg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Bundesamt für Statistik Nationalratswahlen 2015 nach Gemeinden (abgerufen am 29. März 2016) (Memento des Originals vom 2. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfs.admin.ch
  6. Bundesamt für Statistik Regionalporträts 2015 Gemeinden (abgerufen am 29. März 2016) (Memento des Originals vom 30. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfs.admin.ch
  7. Hotel Victoria
  8. Aargauer Zeitung vom 10. Juni 2018: Das Wallis sagt Nein zu «Sion 2026»: Olympia-Kandidatur 2026 gescheitert
  9. www.20minuten.ch: Kandersteg sagt Ja zu Olympia-Skispringen. In: 20 Minuten. (20min.ch [abgerufen am 9. Juni 2018]).
  10. Michael Soukop: Schutz vor Atomkrieg: Tief im Schweizer Bunkerberg.
  11. Das «andere» Kantonsmuseum Bern