Marineunteroffizierschule

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Marineunteroffizierschule
— MUS —


Verbandsabzeichen (Wappen)
Aufstellung 1956
Staat Deutschland Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr Bundeswehr
Teilstreitkraft Marine Marine
Typ Schule der Marine
Unterstellung Wappen Marinekommando
Standort Wappen Plön, Putlos, Neustadt, Berlin
Maskottchen Fridolin (Afrikanischer Zwergesel, 1960er)[1][2]
Leitung
Kommandeur Kapitän zur See Klaus Heermeier

Die Marineunteroffizierschule (MUS) in Plön ist die Unteroffizierschule der Deutschen Marine. In der Liegenschaft werden alle angehenden militärischen Vorgesetzten der Unteroffizierlaufbahnen sowie in Teilen Rekruten der deutschen Marine ausgebildet und verfügt über ausgelagerte Ausbildungseinrichtungen in den Städten Putlos, Neustadt in Holstein sowie Berlin.

Sie unterstand vom 1. Oktober 2012 bis zum 31. März 2020 dem Abteilungsleiter Personal, Ausbildung, Organisation im Marinekommando in Rostock.[3] Seit 1. April 2020 ist sie dem Kommandeur Unterstützung im Marinekommando unterstellt.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großadmiral Dönitz beim Besuch in Plön 1944
Stabs- und Schulgebäude während der Zeit der King Alfred School

Die Kaserne wurde 1938 errichtet und von einer Marineunteroffizier-Lehrabteilung übernommen. Im Februar 1940 wurde die III. Marine-Unteroffizier-Lehrabteilung aber aufgelöst und die Unterseeboot-Ausbildungs-Abteilung (kurz: UAA) am Standort Plön aufgestellt. Die UAA war durchweg mit etwa 600 Lehrgangsteilnehmern, deren Mehrzahl aus Unteroffizieren und Mannschaften bestand, belegt. Die Soldaten erhielten in Plön lediglich eine ergänzende Ausbildung, denn sie kamen bereits für ihre Einsätze ausgebildet von den U-Boot-Lehrdivisionen hier an und warteten nur noch auf ihre Kommandierung auf ein neues fronttaugliches U-Boot.[5] In der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs rückten Plön und die Kaserne Ruhleben für kurze Zeit in den Fokus der Ereignisse. Seit Anfang April 1945 hatten bereits Teile der Seekriegsleitung von Sengwarden nach Plön verlegt. Ihnen folge nun am 22. April auch Großadmiral Karl Dönitz mit seinem Stab von Berlin kommend nach. Auf Weisung Hitlers sollte er im Norden die Befehlsgewalt übernehmen. Dönitz und sein Stab bezogen dann unweit der Kaserne Ruhleben die Baracken des sogenannten Ausweichquartiers „Forelle“.[5]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges diente sie bis 1948 der Britischen Armee als Headquarters Schleswig-Holstein, danach diente die Kaserne als Internat für Kinder der Streitkräfte des Vereinigten Königreichs (King Alfred School und Windsor Girls School).

In der ersten Zeit der neu aufgebauten Bundesmarine fand die Unteroffizierausbildung der Marine zunächst seit 1956 in Cuxhaven und von 1957 bis 1960 in Eckernförde statt. Die besagte Unteroffizierschulung wurde schließlich 1960 in die Kaserne Ruhleben in Plön (direkt am Großen Plöner See) verlegt.

Auftrag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziel der Ausbildungs- und Erziehungsarbeit ist es, einen Vorgesetzten zu formen, dessen Denken und Handeln sich an den Prinzipien der deutschen Verfassung, an Recht und Gesetz, ausrichten. Dieser Vorgesetzte muss Soldaten führen und ausbilden können und sich mit der Aufgabe als Kamerad, Vertrauens- und Bezugsperson identifizieren wollen. Das bedeutet: Der militärische Unterführer muss die Grundsätze der Inneren Führung anwenden können. Er muss Haltung und Pflichterfüllung vorleben können und sich aus innerer Überzeugung mit seinen Soldatenberuf identifizieren. Aber auch die bereits in der Truppe bewährten und erfahrenen Unteroffiziere mit Portepee ab Hauptbootsmann haben die Möglichkeit zur Weiterbildung. So werden für diesen Personenkreis regelmäßig vierwöchige Weiterbildungsseminare angeboten, um sie mit Neuerungen, Veränderungen oder auch mit Grundsatzerwägungen der Marineführung vertraut zu machen. Heute werden die Laufbahnlehrgänge zum Maat, zum Bootsmann, zum Maaten der Reserve und zum Bootsmann der Reserve und militärische Grundausbildungen der Deutschen Marine durchgeführt.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionelles Abpullen eines scheidenden Kommandeurs mit einem Marinekutter vom Bootshafen der MUS aus
  • Schulstab
    • S1 Personal
    • S2 Sicherheit
    • S3 Organisation
    • S4 Logistik
    • S6 IT/CIS
    • Politische Bildung
    • Stabszug
  • Lehrgruppe A
    • Kommandeur LehrGrp A (LA)
    • 1. Inspektion (Bootsmannlehrgang)
    • 2. Inspektion (Bootsmannlehrgang)
    • 3. Inspektion (Maatenlehrgang, Maatenlehrgang der Reservisten)
    • Zentrum für Wiedereinstellung Marine (ZWE Mar), stationiert in Neustadt i. H.)[6]
  • Lehrgruppe B
  • Lehrgruppe Ausbildung

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unteroffizierausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Wesentlichen werden hier Maaten und Bootsleute der Marine allgemeinmilitärisch für ihre zukünftigen Aufgaben als Vorgesetzte ausgebildet. In den hauptsächlich praktischen Fächern, wie

werden in erster Linie Teamfähigkeit, Vorgesetztenverhalten und militärische Grundkenntnisse geschult.

Vorwiegend theoretische Inhalte werden in folgenden Lernfächern vermittelt:

Im Rahmen dieser Ausbildung werden sowohl die theoretischen und pädagogischen Fähigkeiten des zukünftigen Vorgesetzten geschult, als auch Aspekte des rechtlichen Rahmens und des Völkerrechts unterrichtet.

Allgemeine Grundausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der MUS absolvieren auch Rekruten ihre Grundausbildung. Ausgebildet werden unter anderem Matrosen der Verwendungsreihen:

Die Ausbildung besteht in allen Fällen aus der „Grünen Ausbildung“, einer landverwendungsorientierten Ausbildung.

Einsatzausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufbauend auf die Grundausbildungen und Vorgesetztenausbildungen werden an der MUS weiterführende Ausbildungen in den Bereichen Schießausbildung, Kampfmittelabwehr sowie Landes- und Bündnisverteidigung durchgeführt. Hierfür führt der Hörsaal 41 des Fachbereichs Einsatz- und Schießausbildung im Schwerpunkt die Weiterschulung von erfahrenem Personal wie zum Beispiel Schießausbildern oder Schießlehrern der Bundeswehr durch.

Die 5. Inspektion führt im Schwerpunkt die Einsatzvorausbildung für Soldaten aller Verwendungsreihen der Marine, sowie bei Bedarf auch für Heer und Luftwaffe, durch. Hierbei werden die Soldaten auf alle möglichen Situationen in anstehenden Auslandseinsätzen der Bundeswehr wie zum Beispiel dem Kampf gegen improvisierte Sprengfallen sowie dem Überleben hinter feindlichen Linien vorbereitet.

Weitere Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name[8] von bis
Fregattenkapitän Wolfgang Erhardt Juli 1956 Dez. 1957
Fregattenkapitän Franz-Georg Reschke Dez. 1957 März 1959
Fregattenkapitän August Hoepner 1. Apr. 1959 Nov. 1959
Fregattenkapitän/Kapitän zur See Heinrich Kamper Nov. 1959 Sep. 1965
Fregattenkapitän/Kapitän zur See Gunther Rößler 1. Okt. 1965 Sep. 1970
Kapitän zur See Gerhard Haelbich Okt. 1970 März 1975
Kapitän zur See Friedrich-Karl Strecker Apr. 1975 Sep. 1979
Kapitän zur See Ehrhart Kaiser Okt. 1979 Sep. 1983
Kapitän zur See Harald Jacobi Okt. 1983 Sep. 1986
Kapitän zur See Uwe Büttner Okt. 1986 Sep. 1992
Kapitän zur See Friedrich Jacobi Okt. 1992 Sep. 1994
Kapitän zur See Klaus Kinast Okt. 1994 1995
Kapitän zur See Bernd Oldewurtel 1996 1999
Kapitän zur See Wolfgang Brasack 2000 2002
Kapitän zur See Uwe Christian Seele 2003 Feb. 2006
Kapitän zur See Heinrich Liebig 2006 Juli 2009
Kapitän zur See Andreas Horstmann Juli 2009 Okt. 2012
Kapitän zur See Thomas Schütze Sep. 2012 2016
Kapitän zur See Matthias Kähler 2016 März 2021
Kapitän zur See Klaus Heermeier seit Apr. 2021

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Stärk: Marineunteroffizierschule Plön/Holstein. Ein Beitrag zur Geschichte der Unteroffizierausbildung in der Marine. Hermann Sönksen Druckerei und Verlag, Plön/Holstein 1974.
  • Christian Hillmer, Jan-Nicolas Orth: Facetten und Herausforderungen der Unteroffizierausbildung. In: Deutsches Maritimes Institut e. V. (Hrsg.): Marine-Forum. Band 96, Nr. 5. Mittler Report Verlag, 2021, ISSN 0172-8547, S. 6–10.
  • Christian Senne: Ausbildung unter vielen Vorzeichen. Vom Einzug der ersten Soldaten 1938 bis zur Aufnahme der Marineunteroffizierschule 1960 durchlebten Plön und die Kaserne Ruhleben eine wechselvolle Geschichte. Ausschnitte aus dem Leben zwischen „Hauptstadt“, Internatsschule und Standort der Bundesmarine. In: Deutsches Maritimes Institut e. V. (Hrsg.): Marine-Forum. Band 96, Nr. 5. Mittler Report Verlag, 2021, ISSN 0172-8547, S. 14–17.
  • Ralf Zielinski: Maat nach 30 Monaten. Die Geschichte der Ausbildung an der MUS ist gekennzeichnet durch ständige Anpassung. Nicht immer waren die neuen Wege erfolgreich. In: Deutsches Maritimes Institut e. V. (Hrsg.): Marine-Forum. Band 96, Nr. 5. Mittler Report Verlag, 2021, ISSN 0172-8547, S. 18–20.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Marineunteroffizierschule – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundeswehr Maskottchen, Peter und Petersilie
  2. Von Böcken, Pferden und Bären: Maskottchen beim Militär auf bundeswehr.de
  3. Axel Schimpf. Das Marinekommando in Rostock – Die Marine auf Zukunftskurs. In: Marineforum 1/2-2013, S. 22 ff.
  4. Inspekteur der Marine; Tagesbefehl zur Reorganisation des Marinekommandos vom 31. März 2020. In: Marineforum/Nachrichten aus den Vereinen der Marine 5-2020, S. 38.
  5. a b Marcus Bredick: Ausbildung unter vielen Vorzeichen. 4. Mai 2021, abgerufen am 27. April 2022.
  6. Marten Sommerfeld: Neustart in Neustadt. In: Deutsches Maritimes Institut e. V. (Hrsg.): marineforum. Nr. 5 – 2021. Mittler Report Verlag, ISSN 0172-8547, S. 12 f.
  7. Nicole Lewin: Offizieranwärterinnen und -anwärter der Marine im ersten Ausbildungsjahr – Motivation, berufliche Identität und Evaluation der Ausbildung. (PDF; 1,5 MB) Die Crew VII/2015 im Vergleich zweier Befragungswellen (Crews VII/2005 bis VII/2009 und Crews VII/2013 bis VII/2015). Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Januar 2017, abgerufen am 5. Mai 2021 (Forschungsbericht 116).
  8. Marineunteroffizierschule Kommandeure. In: BM 20 Schulen der Marine. Das Bundesarchiv, abgerufen am 23. Mai 2022 (1955 – 2009).

Koordinaten: 54° 8′ 58,1″ N, 10° 26′ 59,1″ O