„Rote Flora“ – Versionsunterschied

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Von der Roten Flora ausgehend werden im Stadtviertel immer wieder Kunstaktionen, Flohmärkte, Stadtteilfeste veranstaltet oder unterstützt, aber auch politische Stadtteilarbeit im Stil von [[Bürgerinitiative]]n findet statt. Themen sind dabei [[Migrationssoziologie|Migration]], [[Nationalismus]] in Deutschland, [[Privatisierung]] öffentlichen Raums, [[Gentrifizierung]] und soziale Probleme, wie im Jahr 2002 der Konflikt um den Bauwagenplatz [[Bambule (Bauwagenplatz)|Bambule]].<ref>[http://m.roteflora.de/html/standpunkte.htm Rote Flora: ''Standpunkte''; Veröffentlichungen und Stellungnahmen seit 1997]</ref> Finanziert werden die Aktivitäten der ''Flora'' zum Beispiel durch Konzerte, Partys und ähnliche Veranstaltungen. Die Spannweite der Musikstile reicht dabei von [[Punk]] über [[Reggae]] oder [[Dub (Musik)|Dub]] bis hin zu [[Drum and Bass]], [[House]] und [[Techno]]. Durch diese kulturelle Öffnung ist die Rote Flora in den 1990ern im Schanzenviertel und [[Hamburg-St. Pauli|St. Pauli]] zu einer festen [[Institution]] geworden, die das Bild des Stadtteils mitgeprägt hat.<ref>Gernot Knödler: ''Standortfaktor Rote Flora'', in: TAZ vom 29. Januar 2000</ref> Das Projekt sieht seine Rolle in diesem Zusammenhang selbst als durchaus zwiespältig, denn die nichtkommerziell ausgerichteten Veranstaltungen haben unter anderem das „subkulturelle Ambiente“ geliefert, das im Rahmen des Gentrifizierungsprozesses mit für die Aufwertung des Schanzenviertels in Form von steigenden Wohnraum- und Gewerbemieten gesorgt hat.<ref>Andreas Blechschmidt: ''Vom Gleichgewicht des Schreckens - Autonomer Kampf gegen Umstrukturierung'', in StadtRat (Hg.): ''Umkämpfte Räume'', Hamburg 1998, ISBN 978-3-922611-68-4, S. 83-101</ref>
Von der Roten Flora ausgehend werden im Stadtviertel immer wieder Kunstaktionen, Flohmärkte, Stadtteilfeste veranstaltet oder unterstützt, aber auch politische Stadtteilarbeit im Stil von [[Bürgerinitiative]]n findet statt. Themen sind dabei [[Migrationssoziologie|Migration]], [[Nationalismus]] in Deutschland, [[Privatisierung]] öffentlichen Raums, [[Gentrifizierung]] und soziale Probleme, wie im Jahr 2002 der Konflikt um den Bauwagenplatz [[Bambule (Bauwagenplatz)|Bambule]].<ref>[http://m.roteflora.de/html/standpunkte.htm Rote Flora: ''Standpunkte''; Veröffentlichungen und Stellungnahmen seit 1997]</ref> Finanziert werden die Aktivitäten der ''Flora'' zum Beispiel durch Konzerte, Partys und ähnliche Veranstaltungen. Die Spannweite der Musikstile reicht dabei von [[Punk]] über [[Reggae]] oder [[Dub (Musik)|Dub]] bis hin zu [[Drum and Bass]], [[House]] und [[Techno]]. Durch diese kulturelle Öffnung ist die Rote Flora in den 1990ern im Schanzenviertel und [[Hamburg-St. Pauli|St. Pauli]] zu einer festen [[Institution]] geworden, die das Bild des Stadtteils mitgeprägt hat.<ref>Gernot Knödler: ''Standortfaktor Rote Flora'', in: TAZ vom 29. Januar 2000</ref> Das Projekt sieht seine Rolle in diesem Zusammenhang selbst als durchaus zwiespältig, denn die nichtkommerziell ausgerichteten Veranstaltungen haben unter anderem das „subkulturelle Ambiente“ geliefert, das im Rahmen des Gentrifizierungsprozesses mit für die Aufwertung des Schanzenviertels in Form von steigenden Wohnraum- und Gewerbemieten gesorgt hat.<ref>Andreas Blechschmidt: ''Vom Gleichgewicht des Schreckens - Autonomer Kampf gegen Umstrukturierung'', in StadtRat (Hg.): ''Umkämpfte Räume'', Hamburg 1998, ISBN 978-3-922611-68-4, S. 83-101</ref>


Die Außenfassade des Hauses dient als Medium für wechselnde selbstgestaltete politische Plakate. Im Inneren des Hauses befindet sich unter anderem eine Werkstatt.<ref>[http://www.tagesschau.de/inland/flora-100.html Eine Trutzburg des lauten Andersseins]</ref>
Die Außenfassade des Hauses dient als Medium für wechselnde selbstgestaltete politische Plakate. Im Inneren des Hauses befindet sich unter anderem eine Werkstatt.<ref>[http://www.tagesschau.de/inland/flora-100.html Eine Trutzburg des lauten Andersseins]</ref> Das Innere des Gebäudes kann von Außenstehenden, die optisch nicht der "Szene" angehören, nicht betreten werden. Neugierige werden - oft unter Androhung von Prügel - abgewiesen.


Im Mai 2009 wurde vor dem Portal der Roten Flora ein [[Stolpersteine|''Stolperstein'']] für den aus einer [[Sinti]]-Familie stammenden Boxer [[Johann Wilhelm Trollmann]] verlegt. Trollmann hatte einige seiner Profiboxkämpfe – zuletzt im November 1933 – im historischen Flora-Theater bestritten. 1942 wurde Trollmann in das [[KZ Neuengamme]] verschleppt und ein Jahr später in einem Außenlager von einem [[Kapo (KZ)|Kapo]] erschlagen.<ref>[http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/fileadmin/images/Seit_November_2009/2009-05-24_trollmann-stolperstein-pressetext.pdf Ein Stolperstein für Johann Rukeli Trollmann, kz-gedenkstaette-neuengamme.de]</ref>
Im Mai 2009 wurde vor dem Portal der Roten Flora ein [[Stolpersteine|''Stolperstein'']] für den aus einer [[Sinti]]-Familie stammenden Boxer [[Johann Wilhelm Trollmann]] verlegt. Trollmann hatte einige seiner Profiboxkämpfe – zuletzt im November 1933 – im historischen Flora-Theater bestritten. 1942 wurde Trollmann in das [[KZ Neuengamme]] verschleppt und ein Jahr später in einem Außenlager von einem [[Kapo (KZ)|Kapo]] erschlagen.<ref>[http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/fileadmin/images/Seit_November_2009/2009-05-24_trollmann-stolperstein-pressetext.pdf Ein Stolperstein für Johann Rukeli Trollmann, kz-gedenkstaette-neuengamme.de]</ref>

Version vom 28. Mai 2015, 09:57 Uhr

Rote Flora, August 2014

Die Rote Flora ist ein Autonomes Zentrum im seit November 1989 besetzten Restgebäude des ehemaligen Flora-Theaters am Schulterblatt 71 im Schanzenviertel des Hamburger Stadtteils Sternschanze. Seit 1988, mit der Verhinderung des Umbaus der Flora zu einem Musicaltheater, gilt sie als Symbol eines linksradikalen Widerstands oder auch Brennpunkt politisch motivierter, gewaltsamer Auseinandersetzungen.

Geschichte des Floratheaters

Vorläufer

Schmidt's Tivoli am Schulterblatt, 1864, Vorgängerbau des Concerthaus Flora

Während der Franzosenzeit waren sämtliche sechsundzwanzig in dieser Gegend stehenden Gebäude von den napoleonischen Truppen zur besseren Verteidigung der Sternschanze niedergebrannt worden.

Im Jahr 1835 eröffnete ein Sommertheater mit Ausflugsgarten auf der Altonaer Seite des Schulterblatts. Es war mit einer einfachen, unüberdachten Holzbühne ausgestattet. Altona gehörte zu der Zeit zu Dänemark; auf der gegenüberliegenden Straßenseite begannen das Gebiet des Rosenhofes, des Dorfes Eimsbüttel und des Hamburger Bergs, der ab 1833 als St. Pauli-Vorstadt unter Hamburger Verwaltung gestellt wurde. Der Schulterblatt war zu jener Zeit eine relativ spärlich bebaute Landstraße in Richtung Pinneberg.

1855 kaufte der Gastronom H.F.P. Schmidt das Gelände, ließ eine neue Bühne und einen Fachwerkrundbau errichten sowie im Garten einen Teich, Schaukeln, Tierkäfige und Karussells anlegen. Es eröffnete 1859 als Schmidt’s Tivoli und soll zu diesem Anlass 4000 Besucher gehabt haben. Das Programm bot Possen, Lustspiele und Opern. Ein neuerlicher Besitzerwechsel brachte 1869 die Neugestaltung und Umbenennung in Damm's Tivoli mit sich. Nun wurden „Brillantfeuerwerke und italienische Nächte“ geboten. In den 1880er Jahren riss man den Fachwerkrundbau ab.

Konzerthaus und Theater

Concerthaus Flora mit dem Crystallpalast, um 1895
Das Floratheater, um 1900

Im Jahr 1888 errichteten die Kaufleute Theodor Mutzenbecher und Lerch das Gesellschafts- und Concerthaus Flora an Stelle des Tivolis, es wurde am 2. Juni 1889 eröffnet. Der neue Name wurde von der - zuletzt zum Walfänger umgerüsteten - Bark Flora übernommen, welche abgetakelt als schwimmendes Bier- und Tanzlokal an der Norderelbe vertäut sehr beliebt war, bis sie 1888 abgewrackt wurde.[1][2] Es entstand ein Komplex, der sich aus Gesellschaftsräumen, Konzertsaal, Wiener Café und Wintergarten zusammensetzte. Im ersten Obergeschoss waren kleinere Säle für Privatgesellschaften, im zweiten Obergeschoss Mietwohnungen und unter dem Dach Räume für das Dienstpersonal. Im Garten konnte das gehobene Publikum lustwandeln. Das Gelände streckte sich vom Schulterblatt bis an die Häuser der heutigen Lippmannstraße und der Eifflerstraße.

Im Jahre 1890 wurde das Ensemble um eine Konzerthalle erweitert: Im Garten hinter den ein- und zweigeschossigen Häusern der Juliusstraße entstand aus einer für die Pariser Weltausstellung von Gustave Eiffel erschaffenen Stahl-Glas-Halle, der sogenannte Crystallpalast, eine leichte Eisenfachwerkkonstruktion des Jugendstils mit weitem, überhöhtem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen, gewächshausartig verglast.[3]

1895 verkauften Mutzenbechers Erben das Hauptgrundstück an die Hamburger Volksbank. Weitere Um- und Neubauten folgten. Es konnte erfolgreich als Theater und Varieté weitergeführt werden. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Vergnügungsstätte durch den Operettenkomponisten Paul Lincke mit dem sogenannten Flora-Marsch bedacht:

Dora – komm in die Flora,
die so viele Reize hat.
Sie liegt am Schulterblatt,
ist ganz in deiner Näh’,
das schönste Varieté.

Nach dem Ersten Weltkrieg zeichnete sich der Niedergang der großen Vergnügungshäuser auch für die Flora ab. 1921 wurde das erste Obergeschoss an die Elsami-Orient – Tabak und Cigarettenfabrik vermietet und nach deren Konkurs 1924 ab 1925 an die Berlitz School of Languages. 1926 richtete man ein modernes Kinovarieté im hinteren Teil des Gebäudes ein, legendär wurde ein aus Glühlampen geschaffener Sternenhimmel. Um diese Zeit fanden Auftritte mit Siegfried Arno, Hans Albers, Zarah Leander und Johannes Heesters statt. Dennoch musste Ende der 1920er Jahre (Weltwirtschaftskrise) der Konkurs angemeldet werden. Unter neuer Führung wurde ein neues Programm angeboten, so sollten Ringkämpfe das Publikum anlocken.

1936/1937 erfolgte ein Umbau des hinteren Ballhauses zur Garagenhalle, in den Obergeschossen einschließlich des Dachgeschosses wurden 23 Kleinwohnungen geschaffen. 1941 entstand im Flora-Garten ein Hochbunker für 700 Personen. Im Zweiten Weltkrieg, während der Luftangriffe auf Hamburg, blieb die Flora weitgehend unbeschädigt, einzig die Garagenhalle wurde zerstört. Bis 1943 wurde das Theater bespielt, danach wurde es geschlossen und für die Lagerung von Möbeln ausgebombter Hamburger genutzt. 1949 konnte sie nach einer geringfügigen Renovierung wieder eröffnen; gespielt wurde die Revue Die lustige Witwe.

Kino und Warenhaus

Von 1953 bis 1964 diente das Gebäude als Kino mit 800 Plätzen, die neuen Besitzer waren August Battmer und Johann Wetzel. Auf dem Vordach wurde der Neonschriftzug „Flora“ angebracht, an der rechten Seite ein Vorführraum angebaut, der bis heute erhalten ist. 1964 kaufte die Sprinkenhof AG als stadteigene Grundstücksgesellschaft für die Stadt Hamburg das Gebäude und vermietete sie an das Discount-Unternehmen „1000 Töpfe“. 1974 wurden das Dachgeschoss und das zweite Obergeschoss abgetragen und durch ein Flachdach ersetzt.

1979 kam es zu den Planungen, eine Ausweichstelle für das zu renovierende Schauspielhaus in dem Gebäude der Flora einzurichten, doch angesichts geschätzter Kosten in Höhe von 4,7 Millionen DM (entspricht 2,4 Mill. Euro) wurde das Vorhaben als zu teuer verworfen. Ein Jahr später plante das Klecks-Theater zusammen mit dem Filmhaus einen Umbau und die Wiederbelebung der Flora als Theater, den Aufbau eines neuen 2. Stockwerks und die Errichtung von Werkstätten. Doch auch für diese Planungen fand sich nach einem Kostenvoranschlag von neun Millionen DM kein Investor.

Teilabriss

1987 wurde der Musical-Produzent Friedrich Kurz auf das Gebäude aufmerksam. Kurz trat an die Stadt Hamburg mit dem Wunsch heran, das Gebäude zum Musical-Theater umzubauen. Er wollte ab 1989 das Musical Das Phantom der Oper dort zur Aufführung bringen. Ende 1987 zog 1000 Töpfe aus. Innerhalb weniger Monate regte sich vielfältiger Widerstand gegen die Musicalpläne. Ein Bündnis von Anwohnern, Gewerbetreibenden und autonomen Gruppen organisierte vielfältige Proteste. Es wurde die Sorge formuliert, dass mit einem Musicaltheater an dieser Stelle Mieten für Gewerbe und Wohnraum steigen würden.

Nicht verhindert werden konnte der Abriss des größten Teils des historischen Floratheaters im April 1988, insbesondere des denkmalgeschützten Crystallpalastes von 1890. Obwohl der Crystallpalast als Bestandteil der Galerie des Machines für den schnellen Auf- und Abbau konzipiert war und bereits von Paris nach Hamburg umgesetzt wurde, erfolgte offenbar kein geordneter Abbau mit Einlagerung oder Versetzung, sondern eine Verschrottung der denkmalgeschützten Eisen-Glas-Halle.

Lediglich der Eingangsbereich sollte erhalten werden, dahinter sollte ein Neubau mit der neuen Musicalspielstätte entstehen. Doch zahlreiche Aktionen, eine Platzbesetzung im Juni 1988 und militante Anschläge gegen die Baustelle führten im September 1988 dazu, dass trotz täglicher Polizeibewachung die Investoren das Musicalprojekt zumindest an dieser Stelle aufgaben. Stattdessen wurde die Neue Flora gebaut.

Geschichte des Stadtteilkulturzentrums

Hausbesetzung und Stadtteilprojekt

Rote Flora, Juni 1996

Bis zum Sommer 1989 stand das Restgebäude leer. Lediglich Initiativen aus dem Stadtteil bemühten sich in sogenannten Winterfestmachaktionen um den provisorischen Erhalt des Restgebäudes. Im August 1989 bot die Stadt den Initiativen überraschend einen befristeten sechswöchigen Nutzungsvertrag an, um die Vorstellung einer alternativen Nutzung als Stadtteilzentrum öffentlich zu präsentieren. Die Gruppen gingen auf dieses Integrationsangebot zunächst ein. Nachdem am 23. September 1989 die Rote Flora offiziell eröffnet wurde, wurde sie dann am 1. November 1989 für besetzt erklärt. Seitdem wird das Gebäude als kultureller und politischer Treffpunkt genutzt. Es gibt keine bezahlten Stellen, keine Fördergelder, die Belange des Projekts werden im Rahmen der Selbstverwaltung organisiert.

Zwischen 1990 und 1991 errichteten die Nutzer der Roten Flora auf dem hinter dem Restgebäude liegenden Freigelände – dem ehemaligen Bauplatz – in Eigenarbeit einen Park. Die Stadt wollte an dieser Stelle nunmehr sozialen Wohnungsbau verwirklichen. So kam es im Juli 1991 zu einer Räumung des Parks in einem großangelegten Polizeieinsatz mit über 1000 Beamten.

Im August 1992 trat die damalige Senatorin für Stadtentwicklung, Traute Müller (SPD), im Auftrag des Hamburger Senats an die Rote Flora mit der Aufforderung heran, binnen sechs Wochen einen Vertrag über die Nutzung des Gebäudes mit der Stadt Hamburg zu unterzeichnen. Andernfalls würde das Projekt geräumt. Tatsächlich zogen sich die Verhandlungen ohne eine abschließende Einigung über sechs Monate hin. Die angedrohte Räumung wurde nie vollzogen; die Rote Flora blieb besetzt. Nach einem großen Brand im November 1995 wieder in Eigenarbeit durch die Besetzer in Stand gesetzt, diente sie nach wie vor als kulturelles Stadtteilprojekt sowie als politisches Zentrum autonomer Gruppen in Hamburg.

Verkauf und Privatbesitz

Rote Flora, Juni 2002

Im Herbst 2000 wollte der damalige rot-grüne Hamburger Senat unter Bürgermeister Ortwin Runde erneut Verhandlungen über eine vertragliche Absicherung der Gebäudenutzung führen. Anlass war der anstehende Bürgerschaftswahlkampf 2001, in dem die Opposition die seit elf Jahren andauernde Besetzung der Roten Flora zum Wahlkampfthema machen wollte. Das Nutzerplenum der Roten Flora lehnte nach kontroversen internen Diskussionen das Vertragsangebot ab. Daraufhin verkaufte der Senat der Stadt Hamburg im März 2001 überraschend das Haus für 370.000 DM an den Immobilienkaufmann Klausmartin Kretschmer, der beim Kauf zusicherte, am Status der Roten Flora nichts ändern zu wollen. Ohne Zustimmung des Senats kann die Rote Flora nicht weiterverkauft werden.[4]

Kretschmer gab später an, er habe für das Gebäude nun ein Angebot von 20 Millionen Euro und könne sich vorstellen, das Gebäude zu verkaufen. Der Bezirk Altona erließ daraufhin eine „Veränderungssperre“ für das Gebäude und legte fest, dass eine dauerhafte kommunale Nutzung gegeben sein müsse.[5]

Im November 2004 wurde in einer Festwoche das 15-jährige Bestehen der Besetzung gefeiert.[6][7]

Demonstrationen gegen den G8-Gipfel und Hausdurchsuchungen

Im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm wurde das Gebäude im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung (§ 129a StGB) am 9. Mai 2007 durch die Bundesanwaltschaft durchsucht. Da sich Beschuldigte des Ermittlungsverfahrens auch in der Roten Flora getroffen hatten, sollte durch diese Durchsuchung potentielles Beweismaterial sichergestellt werden. Beamte des Bundeskriminalamtes, der Bundesanwaltschaft und des Hamburger LKA durchsuchten vier Stunden lang alle Räume des Gebäudes. Im Rahmen der Durchsuchung wurden in der Roten Flora Computer, Drucker, Faxgeräte sowie zahlreiche Dokumente sichergestellt. Am gleichen Abend kam es zu einer spontanen Demonstration mit über 2.000 Teilnehmern gegen die Durchsuchungsaktion. Nach der Demonstration kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Das Nutzerplenum der Roten Flora bezeichnete in einer Presseerklärung die Durchsuchung als Versuch, Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm zu kriminalisieren. In einer Entscheidung vom Januar 2008 erklärte der 3. Senat des Bundesgerichtshofs die Durchsuchung und die Beschlagnahme von Gegenständen in der Roten Flora anlässlich der Polizeiaktion vom Mai 2007 nachträglich für rechtswidrig. Das der Durchsuchungsaktion zugrunde liegende Ermittlungsverfahren wurde im September 2008 gegen alle Beschuldigten mangels Vorliegen eines Tatverdachts von der zuletzt zuständigen Staatsanwaltschaft Hamburg eingestellt.

Am 6. Juli 2008 durchsuchten Polizeikräfte das Projekt erneut mit einem Großaufgebot. Vorangegangen war ein Streit vor dem Gebäude, in den sich Besucher der Roten Flora eingemischt hatten. Im folgenden Polizeieinsatz kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, in deren Verlauf nach Darstellung der Polizei mutmaßliche Straftäter in die Flora flüchteten. Nachdem den vor Ort befindlichen Polizeikräften der Zutritt zum Gebäude verwehrt worden war, brachen Bereitschaftspolizisten im Schutze von Wasserwerfern die verschlossenen Türen auf. Bei der Durchsuchung des Gebäudes wurden 13 Personen festgenommen. In einer Stellungnahme der Nutzer der Roten Flora wurde der Einsatz als unverhältnismäßig kritisiert und als politischer Angriff auf das Gesamtprojekt bezeichnet. Noch am selben Abend kam es in Hamburg und weiteren Städten zu zahlreichen Spontandemonstrationen. Im April 2009 wurde die Rolle der Roten Flora im Hamburger Schanzenviertel zum Thema in der Hamburger Lokalpresse. Der Eigentümer der Gebäudes, Klausmartin Kretschmer, warf den Nutzern des Gebäudes in einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ mangelnde Kreativität und einen fehlenden Bezug zum übrigen Stadtteil vor. Er wolle aber an seiner Zusage festhalten, am Status der Roten Flora nichts zu ändern. Lokalpolitiker der SPD und der CDU reagierten auf die Berichterstattung mit Erklärungen, die die Zukunft des Projekts infrage stellten. An einem so exponierten Ort wie dem der Roten Flora könne es keine abgeschottete Privatveranstaltung geben; zudem wurde dem Grundeigentümer signalisiert, bei Änderungswünschen hinsichtlich der Nutzung Entgegenkommen zu zeigen. Die Nutzer ihrerseits reagierten in einer ersten Erklärung mit dem Hinweis, dass aufgrund des durch die Aufwertung gestiegenen Grundstückspreises auf sieben Millionen Euro wirtschaftliche Interessen an einer Beendigung des Projekts mit einer entsprechenden kommerziellen Folgenutzung bestünden.

Jubiläum und Rückkauf durch die Stadt Hamburg

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Roten Flora wurde im September und Oktober 2009 unter anderem eine Reihe von Veranstaltungen organisiert, die die Geschichte und die Perspektiven des Projekts thematisierten. In diesem Zusammenhang äußerte sich der Eigentümer Klausmartin Kretschmer in einem Interview mit dem Stadtmagazin Szene Hamburg, in dem er die Zukunft des Projekts erneut in Frage stellte und erstmals eine Räumung des besetzten Hauses durch ihn ins Gespräch brachte.

Im Juni 2010 berichteten verschiedene Lokalzeitungen, es gebe Überlegungen innerhalb der zuständigen Behörden in Hamburg, das Objekt vom Eigentümer zurückzukaufen. Damit solle verhindert werden, dass ein Verkauf an private Investoren zu unkalkulierbaren Auseinandersetzungen um die Rote Flora führe. Entsprechende Gespräche mit dem Eigentümer sollte der Leiter des zuständigen Bezirksamts Altona, Jürgen Warmke-Rose, gemeinsam mit einem Vertreter der Finanzbehörde führen. Zunächst sei Stillschweigen über Inhalte und Ergebnisse dieser Gespräche zwischen den Beteiligten vereinbart worden.

Einen für Anfang August 2010 verabredeten Termin mit Vertretern der Stadt sagte der Eigentümer Klausmartin Kretschmer kurzfristig ab, da er die Vertraulichkeit der Gespräche nicht mehr gewahrt sah. Unmittelbar zuvor hatte Kretschmer über verschiedene Medien in Hamburg verlauten lassen, er strebe einen Ideenwettbewerb an, in dem Anwohner des Schanzenviertels ihre Vorstellungen über eine künftige Nutzung des Gebäudes einbringen könnten.

Im Dezember 2010 setzten sich Hamburger Initiativen unter dem Motto Ich würd's so lassen in einer Kampagne für den Erhalt des besetzten Projekts ein und erteilten Kretschmers Plänen nach Beendigung des Projekts eine Absage. Im Rahmen einer Unterschriftenaktion unterstützen rund 1500 Einzelpersonen, verschiedene Kultur- und Verlagsprojekte und andere diese Kampagne.[8]

Im August 2013 vermietete Kretschmer, laut dem Hamburger Abendblatt, das Haus an Gert Baer von der Firma Baer und Baer Consulting.[9] Im Oktober 2013 wurde bekannt, dass es Pläne gibt, ein sechsstöckiges Kulturzentrum mit Konzerthalle anstelle der Flora zu bauen.[10] Linke Aktivisten haben Widerstand gegen einen eventuellen Umbau angekündigt.[11] Tatsächlich besteht seit 2011 eine Veränderungssperre für das Gebiet: das Gebäude der Roten Flora muss erhalten werden und ist ausdrücklich als Fläche für den Allgemeinbedarf und Stadtteilkulturzentrum ausgewiesen.[12] Die Bezirksversammlung in Altona verabschiedete Ende Oktober einen Beschluss, dass das Haus nicht mehr umgebaut oder abgerissen werden und Stadtteilkulturzentrum bleiben soll.[13] Kretschmer beantragte daraufhin eine private Nutzung des Gebäudes. Ihm liege das Angebot einer amerikanischen Bekleidungsfirma vor, und er könne sich vorstellen im Haus Flüchtlinge zu beherbergen.[14]

Ende Oktober 2013 drohte der Eigentümer Kretschmer, einen für den 3. November 2013 geplanten Auftritt der Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot zu unterbinden, und sprach ein Hausverbot aus.[15] Kretschmer hatte der Band zuvor angeboten, die Räumlichkeiten „gegen eine Nutzungsgebühr“ von 5.000 Euro in Anspruch zu nehmen, was die Band jedoch ablehnte. Am 2. November 2013 reichte Kretschmer eine Anzeige wegen „der drohenden Straftat eines Hausfriedensbruchs“ ein.[16] Zum Konzert am 3. November 2013, das mit einer Videoprojizierung auf die Wand des Nachbargebäudes auch draußen übertragen wurde, kamen 2000 Menschen. Am selben Tag reichte Kretschmer eine weitere Anzeige gegen die Band ein, nunmehr wegen Hausfriedensbruchs.[17] Kurz darauf warf Kretschmer den Besetzern vor, in 24 Jahren Besetzung mehr als neun Millionen Euro eingenommen zu haben.[18] Im Dezember 2013 stellte Kretschmer das Ultimatum, dass die Besetzer das Haus bis zum 20. Dezember 2013 räumen sollen, und verlangte von diesen 25.000 Euro pro Monat für jede weitere Nutzung des Gebäudes.[19] In einer weiteren Mitteilung ließ er jedoch mitteilen, dass die Räumung durch die Behörden nicht vor Weihnachten stattfinden solle.[20]

In diesem Kontext kamen am 21. Dezember 2013 nach Polizeiberichten etwa 7.300, laut Veranstalter über 10.000 Menschen zu einer Demonstration unter dem Motto „Die Stadt gehört allen! Refugees, Esso-Häuser und Rote Flora bleiben“ auf dem Schulterblatt zusammen. Die Demonstration sollte laut Veranstalter das Ausmaß des Widerstands verdeutlichen, mit dem im Falle eines Räumungsversuchs zu rechnen gewesen wäre.[21] 4000 Polizisten waren im Einsatz. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten.

Im Januar 2014 erklärte der Hamburger Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD), dass dem Eigentümer Kretschmer ein Angebot über 1,1 Millionen Euro zum Rückkauf der Flora gemacht wurde.[22] Kretschmers Berater Gert Baer äußerte daraufhin, dass der Kaufpreis lächerlich und die rechtliche Argumentation der Stadt nicht haltbar sei.[23] Baer ließ weiterhin verlauten, der Senat und der Bürgermeister hätten eine rote Linie überschritten, weil sie Steuerhinterziehern und Linksextremisten einen rechtsfreien Raum schenken würden. Das Wiederkaufsrecht der Stadt sei, nach zehn Jahren, vertragsgemäß im Grundbuch gelöscht worden, im Kaufvertrag stehe zudem, dass nur „zunächst“ eine weitere Bebauung des Grundstücks ausgeschlossen sei. Daher könne neu verhandelt werden.[24] Vertreter der Roten Flora sagten auf einer Pressekonferenz am 16. Januar 2014 dazu: „Uns ist egal wer Eigentümer des Gebäudes ist, klar ist, dass die Flora als Kulturzentrum erhalten bleibt.“[25]

Am 17. Januar 2014 trat eine Änderung des Bebauungsplans in Kraft: „der Rückbau, die Änderung, die Nutzungsänderung oder die Errichtung baulicher Anlagen“ bedürfen seitdem zusätzlich einer Genehmigung durch das Bezirksamt Altona. Der „Bebauungsplan Sternschanze 7“ ist im Hamburgischen Gesetz- und Verordnungsblatt veröffentlicht worden.[26] Der Eigentümer Kretschmer nahm das Rückkaufangebot bis zum Ablauf der Frist am 3. Februar 2014 nicht an. Danach beauftragte die Stadt Rechtsanwälte, um ihr Interesse gerichtlich durchzusetzen.[27] Nach Ablauf der Frist will der Senat nunmehr die Rote Flora gemäß dem Kaufvertrag von 1991 für nur noch 190.000 Euro zurückkaufen.[28] Hierauf drohte Kretschmer der Stadt mit einer Schadensersatzforderung.[29] Zudem stellte Kretschmer vier Bauvoranfragen, die vorsahen, die Rote Flora mit einem 2000 Plätze fassenden Musiktheater zu überbauen. Dabei sollten auch fremde Grundstücke mit überbaut werden.[30]

Zwei ehemalige Wachleute gaben im Mai 2014 gegenüber einem Anwalt der Roten Flora in eidesstattlichen Erklärungen an, dass Kretschmer sie gefragt hätte, wie viel es kosten würde, die Flora anzuzünden. Der Sprecher Kretschmers bestritt eine solche Aufforderung.[31] Zudem soll es einen Plan für einen Sturm auf das Gebäude gegeben haben.[32] Laut Berichten der taz soll es bereits ein Jahr zuvor ähnliche Überlegungen im Umfeld Kretschmers gegeben haben.[33] Die Rote Flora hatte im August letzten Jahres in einer Erklärung entsprechende Befürchtungen geäußert.[34]

Ende Oktober entschied die Gläubigerversammlung im Insolvenzverfahren über das Vermögen des Eigentümers Klausmartin Kretschmer, dass das Haus für 820.000 Euro an die Stadt Hamburg verkauft wird. Die Übergabe erfolgte am 1. November 2014.[35]

Verdeckte Ermittlungen durch das LKA

1998 flog ein unter dem Decknamen Stefan ermittelnder Beamter auf, dessen Einsatz vom Polizeipräsident und früheren Verfassungsschutzchef Ernst Uhrlau (SPD) angeordnet worden war. Der damalige Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) rechtfertigte die Aktion damit, Stefan sei lediglich ein „verdeckter Aufklärer“ gewesen.[36] Heftige Kritik übte die damals an der Landesregierung beteiligte Grün-Alternative Liste an dem Einsatz, dessen Rechtsgrundlage umstritten war.[37]

Im November 2014 wurde bekannt, dass eine Beamtin des Landeskriminalamts Hamburg unter dem Namen Iris Schneider als Verdeckte Ermittlerin in der Szene der Roten Flora tätig gewesen war.[38][39][40] Eine Recherchegruppe der Flora hatte ein Jahr daran gearbeitet, das Wirken der Beamtin in der Szene zu dokumentieren und nachzuzeichnen. Die Gruppe veröffentlichte die persönlichen Daten wie Name, Anschrift und Porträtfoto der Beamtin im Internet.[41] Die Ermittlerin sei 2000 bis 2006 fester Bestandteil des Kulturzentrums gewesen und habe nicht nur Privatwohnungen unter ihrer Tarnidentität betreten, Liebesbeziehungen geführt und Persönlichkeitsrechte verletzt, sondern über drei Jahre hindurch in einer feministischen Redaktionsgruppe des Senders Freies Sender Kombinat (FSK) mitgearbeitet. Dort beteiligte sie sich an der journalistischen Arbeit.[42] Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union stufte dies als schweren Eingriff in die Pressefreiheit ein.[43]

Der Hamburger Senat bestätigte den Einsatz nach einer Kleinen Anfrage von Christiane Schneider (Die Linke). Er sei zunächst als „gefahrenabwehrende Maßnahme angeordnet worden“. Einige Monate nach Beginn des Einsatzes bis zum Ende sei die Beamtin dann im Rahmen von Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft eingesetzt worden. Einer Stellungnahme zu Einzelheiten des Einsatzes stünden die „Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Polizei als Strafverfolgungs- und Gefahrenabwehrbehörde“ und das „Staatswohl“ entgegen.[44][45][46] Im Dezember 2014 erklärten Innensenator Michael Neumann (SPD) und Vertreter der Polizei in einer Sitzung des Innenausschusses der Bürgerschaft, Iris Schneider sei „nach einer Einarbeitungszeit“ vom 1. August 2001 bis zum 31. März 2006 als verdeckte Ermittlerin sowohl für die Bundesanwaltschaft zur Strafverfolgung als auch für das Hamburger LKA zur Gefahrenabwehr tätig gewesen. Das LKA habe weder die Mitarbeit am FSK angeordnet, noch habe es Kenntnis von den Liebesbeziehungen der Beamtin gehabt.[47][48][49][50] Bislang wurden keine Straftaten bekannt, die durch den verdeckten Einsatz aufgeklärt wurden.[51]

Kultur

Rote Flora mit einem Transparent für die Squattingdays im August 2014

Von der Roten Flora ausgehend werden im Stadtviertel immer wieder Kunstaktionen, Flohmärkte, Stadtteilfeste veranstaltet oder unterstützt, aber auch politische Stadtteilarbeit im Stil von Bürgerinitiativen findet statt. Themen sind dabei Migration, Nationalismus in Deutschland, Privatisierung öffentlichen Raums, Gentrifizierung und soziale Probleme, wie im Jahr 2002 der Konflikt um den Bauwagenplatz Bambule.[52] Finanziert werden die Aktivitäten der Flora zum Beispiel durch Konzerte, Partys und ähnliche Veranstaltungen. Die Spannweite der Musikstile reicht dabei von Punk über Reggae oder Dub bis hin zu Drum and Bass, House und Techno. Durch diese kulturelle Öffnung ist die Rote Flora in den 1990ern im Schanzenviertel und St. Pauli zu einer festen Institution geworden, die das Bild des Stadtteils mitgeprägt hat.[53] Das Projekt sieht seine Rolle in diesem Zusammenhang selbst als durchaus zwiespältig, denn die nichtkommerziell ausgerichteten Veranstaltungen haben unter anderem das „subkulturelle Ambiente“ geliefert, das im Rahmen des Gentrifizierungsprozesses mit für die Aufwertung des Schanzenviertels in Form von steigenden Wohnraum- und Gewerbemieten gesorgt hat.[54]

Die Außenfassade des Hauses dient als Medium für wechselnde selbstgestaltete politische Plakate. Im Inneren des Hauses befindet sich unter anderem eine Werkstatt.[55] Das Innere des Gebäudes kann von Außenstehenden, die optisch nicht der "Szene" angehören, nicht betreten werden. Neugierige werden - oft unter Androhung von Prügel - abgewiesen.

Im Mai 2009 wurde vor dem Portal der Roten Flora ein Stolperstein für den aus einer Sinti-Familie stammenden Boxer Johann Wilhelm Trollmann verlegt. Trollmann hatte einige seiner Profiboxkämpfe – zuletzt im November 1933 – im historischen Flora-Theater bestritten. 1942 wurde Trollmann in das KZ Neuengamme verschleppt und ein Jahr später in einem Außenlager von einem Kapo erschlagen.[56]

Am 30. August 2014 feierten tausende vor der Roten Flora während eines Konzerts der Musikgruppe Beginner, die im Inneren des Hauses ein Gratiskonzert zum 25-jährigen Jubiläum der Roten Flora gaben. Das Konzert wurde mit einer Videoleinwand und Musikanlage auf das Schulterblatt übertragen.[57]

Musik

Gegen die Räumung des Gebäudes haben sich auch Bands wie "Roving Bottles" im Flora Song und Johnny Mauser und Captain Gips in Flora Bleibt ausgesprochen. Im 2013 Song Echohäuser von Thomas Wenzel und Ømmes Fröhling wird das Gebäude ebenfalls erwähnt.[58][59]

Literatur

Zur Geschichte der Flora:

  • Horst Königstein: Die Schilleroper in Altona – Eine Archäologie der Unterhaltung. Frankfurt am Main 1983.
  • Udo Pini: Zu Gast im alten Hamburg. Erinnerungen an Hotels, Gaststätten, Ausflugslokale, Ballhäuser, Kneipen, Cafés und Varietés. Hamburg 1997, ISBN 3-88034-350-0.
  • Dirk Schubert, Hans Harms: Wohnen in Hamburg – Ein Stadtführer zu 111 ausgewählten Beispielen. Hamburg 1989.
  • Projektgruppe Wohnen im Stadtteil: Der Schulterblatt. Ein Viertel verändert sich. Hamburg 1982.
  • Peter Birke: Autonome Sehenswürdigkeit. Die Rote Flora und die Hamburger Stadtentwicklung seit den späten 1980er Jahren (PDF download)

Zur politischen Bedeutung der Flora:

  • Karsten Dustin Hoffmann: Rote Flora. Ziele, Mittel und Wirkungen eines linksautonomen Zentrums in Hamburg. Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-6996-7.
Commons: Rote Flora – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vom Walfänger FLORA zur „Roten Flora“
  2. Die Drei-Mast-Bark „Flora“, Stadt Elmshorn
  3. Tatjana Timoschenko: Das Schulterblatt der Jungborn-Apotheke in Hamburg-St. Pauli, Homepage Jungborn Apotheke
  4. Rote Flora ein Spielball? Unternehmer drohte Stadt, Hamburger Abendblatt vom 16. März 2004.
  5. Wie groß sind die Geldsorgen von Klausmartin Kretschmer?, mopo.de vom 6. November 2013.
  6. Kai von Appen: Die autonome Unverträglichkeit. In: die tageszeitung. 30. Oktober 2004 (online).
  7. 15 Jahre Flora Bild gratuliert auf ihre eigene Art?! Plenum der Roten Flora, 9. November 2004, abgerufen am 23. Dezember 2013.
  8. Liste der Unterzeichner auf www.buback.de
  9. Rote Flora schon verkauft?' Taz vom 15. August 2013
  10. Hamburg: Rote Flora soll künftig Konzerthalle und Kita beherbergen Spiegel Online vom 5. Oktober 2013
  11. Rote Flora: Widerstand angekündigt ndr.de vom 11. Oktober 2013
  12. Steht die Rote Flora vor dem Verkauf?, Hamburger Abendblatt vom 15. August 2013
  13. Rote Flora bleibt ein Stadtteilkulturzentrum, Hamburger Abendblatt vom 24. Oktober 2013
  14. Kretschmer beantragt „private Nutzung“ der Roten Flora, Hamburger Abendblatt vom 29. Oktober 2013
  15. 'Eigentümer droht mit Polizei taz.de vom 1. November 2013
  16. [1]Stern.de: Wirbel um geplantes Fettes-Brot-Konzert in „Roter Flora“
  17. Strafanzeige gegen „Fettes Brot“', mopo.de vom 6. November 2013
  18. Die Rote Flora macht Millionengewinne!, mopo.de vom 7. November 2013
  19. Rote Flora: Kretschmer fordert 25.000 Euro Miete, mopo.de vom 10. Dezember 2013
  20. 'Kretschmer: Rote Flora wird nicht vor Weihnachten geräumt', Hamburger Abendblatt vom 18. Dezember 2013
  21. Bundesweite Demo 21.12. Flora bleibt unverträglich, abgerufen am 23. Dezember 2013.
  22. Hamburg will Rote Flora zurückkaufen ndr.de vom 14. Januar 2014
  23. Rote Flora wird rekommunalisiert taz.de vom 14. Januar 2014
  24. Flora-Eigentümer Kretschmer fühlt sich vom Senat erpresst mobil.abendblatt.de vom 15. Januar 2014
  25. Rote Flora: Klar ist, die Flora als Kulturzentrum bleibt hh-mittendrin.de vom 16. Januar 2014
  26. Hamburg: Rote Flora bleibt Kulturzentrum. Spiegel online, abgerufen am 18. Januar 2014.
  27. Ultimatum verstrichen: Stadt zieht vor Gericht mopo.de vom 4. Februar 2014
  28. Ultimatum verstrichen: Stadt zieht vor Gericht. Hamburger Morgenpost, abgerufen am 9. Februar 2014.
  29. „Rote Flora“-Eigentümer Kretschmer droht mit Schadenersatzforderung ln-online.de vom 6. Februar 2014
  30. Gutachter sollen Rote Flora untersuchen ndr.de vom 3. März 2014
  31. Geli Tangermann, Frank Wieding: Schwere Vorwürfe gegen Kretschmer: Sollte die Rote Flora brennen?, Hamburger Morgenpost, 19. Mai 2014
  32. Geli Tangermann, Frank Wieding: Sicherheitsmann behauptet: Eigentümer Kretschmer plante Sturm auf die Rote Flora, Hamburger Morgenpost, 21. Mai 2014
  33. Marco Carini: Feuer und Flamme für die Flora, 20. Mai 2014
  34. Rote Flora: Alle Tricks nutzen nix, Erklärung vom August 2013, dokumentiert durch dei Kampagne Rote Flora bleibt unverträglich
  35. Hamburger Abendblatt: Stadt Hamburg kauft Kretschmer die Rote Flora ab, Erklärung vom August 2013, mobil.abendblatt.de vom 31. Oktober 2014.
  36. Kai von Appen: Spitzelei in Hamburgs linker Szene: Staatsschutz als Geheimdienst getarnt. In: die tageszeitung. 10. November 2014
  37. Hannah Beitzer: Spitzelaffäre in der Roten Flora – Tief in den Strukturen. In: Süddeutsche Zeitung. 18. November 2014
  38. Kai von Appen: Verdeckte Ermittlerin in der Roten Flora: Einsatz in rechtsfreiem Raum. In: die tageszeitung. 4. November 2014
  39. Hanning Voigts: Rote Flora: Mitten ins Herz online. In: Frankfurter Rundschau. 5. November 2014
  40. Per Hinrichs: „Die hat uns gespalten“. In: Welt am Sonntag. 9. November 2014
  41. Ehemalige verdeckte Ermittlerin in Hamburger linker Szene enttarnt. In: verdeckteermittler.blogsport.eu. November 2014
  42. Die von der Polizei bezahlte Kollegin. In: fr-online.de 11. Mai 2015
  43. Pressefreiheit - Ver.di empört über verdeckten Polizeieinsatz in Roter Flora. In: Hamburger Abendblatt. 7. November 2014
  44. Hanning Voigts: Rote Flora Hamburg: Senat gibt verdeckten Polizei-Einsatz zu. In: Frankfurter Rundschau. 19. November 2014
  45. Kai von Appen: Verdeckte Ermittlerin in der Roten Flora: Im Auftrag des Staates gespitzelt. In: die tageszeitung. 19. November 2014
  46. Benjamin Laufer: Rote Flora: Hamburgs linke Szene wurde bespitzelt. In: Die Zeit. 19. November 2014
  47. Christian Unger: Deckname Iris: Was weiß der Senat über die Flora-Spionin? In: Hamburger Abendblatt. 10. Dezember 2014
  48. Benjamin Laufer: Rote Flora: Spionage auf eigene Faust? In: Die Zeit. 10. Dezember 2014
  49. Hanning Voigts: Linke Szene: Beunruhigende Liebesbeziehungen. 10. Dezember 2014
  50. Kai von Appen: Verdeckte Ermittlerin bei Roter Flora: Undercover für zwei Behörden. In: die tageszeitung. 10. Dezember 2014
  51. Benjamin Laufer: Ausgespäht, verdächtigt und betrogen: die Opfer einer Polizeiaktion. In: Vice. 16. Dezember 2014
  52. Rote Flora: Standpunkte; Veröffentlichungen und Stellungnahmen seit 1997
  53. Gernot Knödler: Standortfaktor Rote Flora, in: TAZ vom 29. Januar 2000
  54. Andreas Blechschmidt: Vom Gleichgewicht des Schreckens - Autonomer Kampf gegen Umstrukturierung, in StadtRat (Hg.): Umkämpfte Räume, Hamburg 1998, ISBN 978-3-922611-68-4, S. 83-101
  55. Eine Trutzburg des lauten Andersseins
  56. Ein Stolperstein für Johann Rukeli Trollmann, kz-gedenkstaette-neuengamme.de
  57. Flora-Jubiläum: Tausende feiern mit Beginnern
  58. komponiert von Thomas Wenzel und Ømmes Fröhling Thomas Vorreyer: Neues Album der Goldenen Zitronen kommt im Herbst. In: Spex. 2. Juli 2013, abgerufen am 16. Januar 2014.
  59. S.O.S. St. Pauli: „Echohäuser“ der Song für den Erhalt der ESSO-Häuser!, abgerufen am 15. Januar 2014

Koordinaten: 53° 33′ 43,2″ N, 9° 57′ 41,4″ O