Sklaverei

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Ein Sklave ist ein Mensch, der seiner persönlichen Freiheit beraubt ist, als Sache behandelt wird und als solche im Eigentum eines anderen steht. Wichtiges Merkmal ist das Festhalten der Person gegen ihren Willen, mittels (physischer oder institutioneller) Gewalt, zum Zweck der wirtschaftlichen Ausbeutung. Offiziell ist die Sklaverei heute in allen Staaten der Welt abgeschafft. Dennoch befinden sich immer noch viele Menschen in einer derartigen Abhängigkeit. Der Handel mit Sklaven wird Sklavenhandel genannt. In verschiedenen Kulturen hatten Sklaven einen je unterschiedlichen Status.

Auch heute noch, selbst in Demokratien mit sozialem Ausgleich, können Menschen in Situationen gelangen, die mit dem Zustand der Versklavung zu vergleichen sind. Ein derartiger Mangel an individueller Freiheit kann zum einen durch Überschuldung und ihre Folgen, zum anderen durch das Fehlen einer Aufenthalts- oder Arbeitserlaubnis entstehen. Nicht zu vernachlässigen ist auch der kriminelle Menschenhandel und das Festhalten von Frauen zur sexuellen Ausbeutung (dazu siehe auch den Artikel Zwangsprostitution).

Sklaverei in Brasilien, Gemälde von Jean-Baptiste Debret

Geschichte der Sklaverei

Antiker Mittelmeerraum, Griechenland

Schon im frühen - homerischen - Mittelmeeraum war für Haus- und Landarbeit (Ackerbau, Viehzucht), gelegentlich im Waffendienst die Sklaverei verbreitet. Sklaven und Sklavinnen wurden auf Kriegszügen erbeutet, ggf. weiter verkauft und vererbten diesen Status auf ihre Kinder ("patriarchalische Sklaverei" -siehe auch Sklaverei bei Homer).

Mit dem Aufkommen des Handels wurde vielenorts ein System der "Schuldsklaverei" rechtlich verankert - der Gläubiger konnte den Schuldner als Sklaven seine Schuld abarbeiten lassen. In Athen führten Revolten der einfachen Leute gegen diese Praktiken zu der Verfassung des Solon, der in seiner Verfassungsreform einen Schuldenerlass (Seisachteia "Lastenabschüttelung") verfügte und diese Form der Schuldsklaverei verbot. Viele Sklaven gerieten durch Kriegsgefangenschaft in die Unfreiheit.

Aristoteles sah in seinen Schriften die Sklaverei als von Natur aus gerechtfertigt; Sklave sei, wer "mit den Kräften seines Leibes das so Vorgesehene auszuführen imstande" sei. Dies traf seiner Meinung nach aber nicht auf alle zu, die körperlich geeignet sind, sondern nur auf Nicht-Griechen, so genannte "Barbaren" (Menschen, die nicht Griechisch sprechen). Barbaren sind bei Aristoteles Sklaven von Natur aus. Sie haben nicht nur den Körper, der sie zur Verrichtung der Arbeit prädestiniere, sondern sind nach Aristoteles auch in ihren geistigen Fähigkeiten eingeschränkt, so dass sie von der Sklaverei profitieren, indem ihr Besitzer für sie denkt. Ohne diese aus heutiger Sicht menschenverachtende Denkweise wäre seine Theorie der Polis undenkbar, da sie auf der Muße der Herrschenden, sich mit "höheren" Dingen zu beschäftigen, aufbaut.

Das Judentum (Volk Israel) definierte seinen eigenen Status in einzigartiger Weise, nämlich als den eines von Gott aus der Sklaverei Ägyptens befreiten Volkes. Eben darum sollte es in diesem Volk keine Angehörigen geben, die einen uneingeschränkten und dauerhaften Sklavenstatus innehatten. Demgemäß wurde die Sklaverei im Alten Testament gegenüber der nichtjüdischen Umwelt wesentlich relativiert: Volksfremde Sklaven wurden vor allem durch Gefangennahme im Krieg erworben; sie konnten gekauft und verkauft sowie für Arbeitsdienste verwendet werden. Für hebräische Sklaven galten besondere Schutzvorschriften; sie konnten im Fall des Selbstverkaufs bei äußerster Not erworben werden. Nach spätestens sechs Jahren waren sie freizulassen, in Erinnerung an die Befreiung Israels aus der Sklaverei der Ägypter. Die Grundlage dazu ist in der Tora zu finden (5. Mose 15,12-18) und stellt somit ein unveräußerliches und universelles Recht dar. Der Sklave ist in Israel nicht völlig rechtlos, da er ebenso wie sein Herr von Gott geschaffen ist und diesem als Menschen gleichsteht. So wird im 2. Buch Mose Kapitel 20 Vers 10 jeder Jude dazu angehalten am siebten Tag nicht zu arbeiten und auch seinen Sklaven nicht arbeiten zu lassen. Mit dieser neuen Wertung war ein Zeichen gesetzt auch für die Nachbarvölker Israels.

Dem widerspricht es nicht, dass auch im jüdischen Volk gewisse Rückfälle in noch inhumanere Verhaltensweisen vorgekommen sind. Auch Sklaverei aus Rache ist dem Judentum bekannt, als ersten Sklave der Nach-Sintflutlichen Zeit erwähnt die Bibel Kanaan, einen Enkel Noahs: "(...) Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern!" (1. Mose 9,25). Kanaan musste seinen Brüdern dienen, da sein Vater Ham die Blöße seines Vaters erblickte und ihn auf diese Weise entehrte.

Sklaverei im antiken Rom

Auch in der Römischen Republik war ursprünglich ein System der Schuldsklaverei üblich, nebenher wurden in geringem Maße auch Kriegsgefangene versklavt. Die Schuldsklaverei wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. verboten, offiziell auf Druck der Bevölkerung. Tatsächlich kamen zu dieser Zeit wegen der Eroberungsfeldzüge der Römer immer mehr Kriegsgefangene als Sklaven nach Rom, wodurch die Schuldsklaverei uninteressant wurde.

Der Sklave (homo servus) hatte nach römischem Recht keine Persönlichkeit und somit auch keine Rechtsfähigkeit. Er war als bloße Sache Gegenstand des Handels, Sklavenkinder waren von Geburt an Sklaven, dem Herrn stand das Recht über Leben und Tod des Sklaven zu. Was der Sklave verdiente, gehörte dem Herrn. Zu den berühmtesten Schriften, welche Sklaverei zum Thema haben, gehören zweifellos Senecas Sklavenbriefe. In diesen spricht er von Menschen (homines), wohingegen Cato maior noch von Dingen (res) sprach. Erst nach und nach entwickelte sich das Pekulienwesen, welches dem Sklaven aus seinem Nebenverdienst den Erwerb eigenen Vermögens (peculium) in beschränkter Weise gestattete und ihm dadurch die Möglichkeit eröffnete, sich loszukaufen. Es gab verschiedene Arten der Freilassung (manumissio) von Sklaven. Möglich waren unter anderem:

In Rom hatten freigelassene Sklaven (libertini) zwar die Bürgerrechte - im Gegensatz zu vielen griechischen Staaten - waren als Klienten aber immer noch von dem Patron, der sie freigelassen hatte abhängig und beschützt.

In der frühen Kaiserzeit nahm die Zahl der Freilassungen so stark zu, dass Kaiser Augustus Gesetze erließ, die die Freilassung einschränkten (der Sklave musste zum Beispiel mindestens 30 sein, um freigelassen zu werden). Trotzdem stieg die Zahl der Freigelassenen weiter an.

Die Behandlung der Sklaven gab durch Willkür und Grausamkeit wiederholt Anlass zu blutigen Sklavenaufständen und drei Sklavenkriegen. Insbesondere war es der Spartacus-Aufstand (73 bis 71. v. Chr.), der für Rom gefährliche Ausmaße annahm.

Andererseits gab es in der Römischen Rechtsprechung den Begriff des Scheinsklaven (bona fide serviens), eines Freien, der sich als Sklaven ausgibt, um schlechten Lebensumständen oder Militärdienst zu entgehen.

Mit der Erhebung des Christentums zur römischen Staatsreligion traten gewisse Milderungen der Sklaverei ein. Da es Christen nicht erlaubt war, andere Christen zu versklaven, ging die Sklaverei in Mitteleuropa immer mehr zurück. Dafür entwickelte sich ein System der Leibeigenschaft. Leibeigenen Bauern, die von einem Adligen abhingen, war es verboten, ihr Land zu verlassen. Sie waren zu zahlreichen Arbeitsleistungen und hohen Abgaben gegenüber ihrem Herrn verpflichtet.

Sklaverei im Mittelalter

Einen Aufschwung erlebte die Sklaverei zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert. Bereits vor dem Eindringen der Skandinavier in den baltischen Raum betrieben Turkvölker wie die Chasaren einen regen Handel mit hellhäutigen Sklaven aus Europa. Nachdem die Waräger oder Rus in den osteuropäischen Raum eingedrungen waren und sich etabliert hatten, übernahmen sie diesen Handel von den Chasaren, mit denen sie teils intensive Handelsbeziehungen pflegten und teils in starker Konkurrenz standen. In der Folge betrieben auch die wikingischen Kriegerkaufleute einen regen Handel mit Kriegsgefangenen, die sie als Sklaven in den Orient verkauften. In den islamischen Ländern nannte man die hellhäutigen, europäischen Menschen Saqaliba.

Im Spätmittelalter schließlich ging auch dieser Sklavenhandel wieder zurück. Die meisten europäischen Völker waren mittlerweile allesamt christlich missioniert und seit der Zeit von Karl dem Großen war es Christen ausdrücklich verboten, andere Christen als Sklaven zu verkaufen oder zu erwerben. Im Mittelmeerraum, wo es keine Nachschubprobleme an schwarzafrikanischen Sklaven gab, blühte der Menschenhandel jedoch weiterhin prächtig. Einen erneuten Aufschwung nahm die Sklaverei mit der Besiedlung der Neuen Welt.

Sklaverei vor dem Islam

Sklaverei ist nach den normsetzenden Schriften (Koran und Sunna) des Islam offiziell verboten. Diese Regeln bedeuteten im Vergleich zur vorislamischen Zeit eine erhebliche Aufwertung des Rechtsstatusses der Sklaven. In religiöser Hinsicht gelten die Sklaven, wenn sie Muslime sind, als vor Gott den freien Muslimen ebenbürtig. Außerdem gilt das Befreien eines Sklavens als im Islam besonders ehrenwerte Tat.

Während seiner ganzen Vorgeschichte und bis heute kennen die Gebiete vorislamischer Kultur den Sklavenhandel und die Sklaverei, sowohl mit schwarzafrikanischen als auch mit europäischen Sklaven. Jedoch ist dieser, was die richtige islamische Religion betrifft definitif verboten. Der Charakter der Sklaverei war aber ein anderer als etwa in der Antike oder in der neuen Welt, abgesehen von den Zandsch genannten schwarzen Sklaven im Südirak. Häufig wurden Sklaven im Bereich der Unterhaltung (meist weibliche Sklaven, die mit den Frauen im Harem lebten) oder als persönliche Bedienstete der Herrscher oder im Harem (meist Eunuchen) eingesetzt. Einer bestimmten Gruppe männlicher Sklaven wurde die Fortpflanzung durch Kastration verwehrt. Die Kastration sollte vor allem die Abmilderung des Sexualtriebes bezwecken, damit die männlichen Sklaven, welche im Harem beschäftigt waren und somit mit Frauen im Alltag verkehrten, nicht in die Versuchung eines unerlaubten Geschlechtsaktes kamen. Sklavinnen hingegen wurden unter anderem zu sexuellen Diensten herangezogen und konnten somit auch Kinder von ihren Herren bekommen (siehe hierzu auch Konkubinat vor dem Islam). Da in der vorislamischen Kultur die Abstammung über die männliche Linie Priorität hat, konnten die Kinder von Sklavinnen je nach Stellung des Kindsvaters höchste Positionen erlangen. So waren fast alle späteren Kalifen Söhne von Sklavinnen. Selbst der Gründer der Dynastie der Saudis, Abd al-Aziz ibn Saud, der Vater des heutigen saudischen Königs, wusste deshalb nicht, wer die Mutter seiner Mutter war (nämlich eine unbekannte Sklavin). Reiche einflussreiche Menschen dieser vorislamischen Zeit hatten oft fünfzig Söhne von vielen Frauen verschiedenster Herkunft. Der so genannte "Lawrence von Arabien" berichtet von einem Bad in einem Oasenteich nach einem langen Wüstenritt, wo junge eng verwandte Männer aller erdenklichen Hautschattierungen nackt und munter und gleichberechtigt im Wasser planschten. Auch konnten Sklaven vor dem Islam hohe politische und militärische Ämter erlangen, blieben aber persönliches Eigentum ihrer Besitzer. Der Militärsklave (Mamluke) wurden bald zu einer typischen Form der Sklaverei. Manchmal gelang es diesen Sklavenkriegern aber, die Macht zu erobern, wie den so genannten "Mamluken" von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1517 in Ägypten. Araber und Türken raubten aber auch jahrhundertelang christliche und jüdische Sklaven von Griechenland über Italien bis Spanien, die auf den Sklavenmärkten verkauft oder gegen Lösegelder zurückgegeben wurden. Europäische Sklaven wurden aber nicht nur geraubt, sondern auch über mehrere Jahrhunderte hin von den italienischen Seestädten, insbesondere Genua und Venedig, nach Ägypten verkauft, so dass wiederholt Päpste den Handel mit christlichen Sklaven zu verbieten versuchten, so Klemens V. und Martin V. (vgl. Davidson, S.34). Fakt ist jedoch nach wie vor; Sklaverei ist und war schon immer in der wahren, islamischen Religion verboten.

Sklaverei in der Neuzeit

Sklaverei in den Kolonien

Der Weg zur Küste war strapaziös und oft tödlich

Mit der Kolonisierung Amerikas bestand ein erneuter Bedarf an billigen Arbeitskräften. Die einheimische Bevölkerung erwies sich als dazu nicht geeignet, da sie zu anfällig gegen eingeschleppte europäische Krankheiten wie Masern oder Pocken war. Andererseits eigneten sie sich aufgrund ihrer bisherigen Lebensweise auch nicht für einen effizienten Einsatz in einem feudalen Produktionssystem. Auf Kuba wurde die einheimische Bevölkerung regelrecht ausgerottet (siehe auch: Bartolomé de las Casas). 1512 wurde die Indianersklaverei durch den spanischen König Ferdinand V. verboten. 1526 erreichten die ersten Sklavenlieferungen aus Afrika die Insel Kuba. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts gelangten mehr als 600.000 afrikanische Sklaven lebend in die spanischen Kolonien Amerikas. Die Anzahl der gefangenen und auf dem Transport verstorbenen Sklaven war dagegen wesentlich höher als 600.000, da die Sklavenjäger die erbeuteten Menschen "selektierten" und viele auf dem strapaziösen Weg an die Küste und beim Transport auf den Sklavenschiffen verstarben.

Die Erste Industrielle Revolution führte zu einer völlig neuen Form der Sklaverei. Während bis dahin die Sklaven weitgehend (d.h. mit einigen Ausnahmen z.B. in den Erzminen des griechischen und römischen Altertums) im Rhythmus der ländlichen Produktionsweise arbeiteten und nicht massenhaft eingesetzt wurden, meist sogar zum Haushalt von Bauern gehörten, wurde mit dem Einsatz der Dampfmaschinen die Sklavenarbeit an den Rhythmus der Maschinen angepasst. Dampfbetriebene Zuckermühlen auf Kuba, Baumwolle verarbeitende Maschinen bei den Abnehmern der Baumwolle aus den Südstaaten der USA änderten vollständig den Charakter der Sklavenarbeit. Je mehr die Maschinen im Zuge des technischen Fortschritts verarbeiten konnten, desto härter und massenhafter wurde auch der Sklaveneinsatz. Die Arbeit der Sklaven etwa auf Kuba musste sich der ungeheuren Verarbeitungskapazität der dampfgetriebenen Zuckermühlen des 19. Jahrhunderts anpassen. Die Sklaven wurden zu Hunderten in Baracken in großen Lagern untergebracht, ihre Arbeitskraft bis zur Erschöpfungsgrenze ausgenutzt. Die Peitsche wurde zum gängigen Antriebsmittel bei der Arbeit. Sklavenaufstände wie auf Haiti und Kuba Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Folge der unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Trotz fürchterlicher Strafen flüchteten Sklaven als Cimarrónes auch immer wieder in die unwegsamen Wälder. Besondere Trupps von Sklavenjägern mit speziell auf Sklaven dressierten Hunden sollten sie dort aufspüren. Wurden die entlaufenen Sklaven gefunden, drohte ihnen zur Abschreckung der anderen die öffentliche Hinrichtung, meist auf abscheuliche Weise. Besonders nach dem Einfuhrverbot für Sklaven auf Kuba gab es "Aufzuchtprogramme", in denen Sklavenkinder der Ersatz für den fehlenden Nachschub aus Afrika wurden. Sklavinnen entwickelten Methoden der Abtreibung (z.B. Einsatz von Kernen der Papaya), mit denen sie verhindern wollten, dass sie Kinder zur Welt brachten, deren Schicksal die Sklaverei war. Häufig kam es auch zum Selbstmord von Sklaven. Massenhaft schlossen sich Sklaven auf Kuba der Unabhängigkeitsbewegung an, die erst recht spät die Sklavenbefreiung in ihr Programm aufnahm. Als die Spanier 1898 nach dem verlorenen Spanisch-Amerikanischen Krieg aus Kuba abzogen, wurden die ehemaligen Sklaven zu Lohnarbeitern, ohne dass sich dadurch ihre soziale Lage entscheidend besserte. Während sie bis dahin als "Arbeitstiere" auch in den Ruhezeiten der Zuckerproduktion am Leben gehalten wurden, führte Arbeitsmangel nun zu Entlassung und Hunger.

Erst am 13. Februar 1880 schaffte Spanien die Sklaverei auf Kuba per Gesetz ab.

Das heutige Bild der Sklaverei ist weitgehend von der Form der Sklavenausbeutung aus der Anfangszeit des Kapitalismus geprägt, zumal diese auch besser dokumentiert ist als die Jahrtausende alte Form der antiken Sklaverei.

Sklavenaufstand auf Haiti

Die Französische Revolution im Jahr 1789 brachte die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit hervor, diese verbreiteten sich auch in den Kolonien. Dies löste 1791 den Aufstand der schwarzen Sklaven auf Haiti aus. Anführer der Aufständischen war François Dominique Toussaint Louverture. Schließlich wurde 1794 die Sklaverei auf Haiti verboten und die Kolonie erhielt Autonomie. Allerdings führte Napoleon I. 1802 die Sklaverei wieder ein, worauf ein erneuter Aufstand ausbrach. 1804 erreichte Haiti schließlich die Unabhängigkeit. Damit war die Sklaverei dort besiegt. Der Sklavenaufstand auf Haiti war der einzige, der zur Gründung eines unabhängigen Staates führte.

Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika

Misshandelter Sklave aus den Südstaaten

Allgemein bekannt ist die Sklaverei aus den Südstaaten der USA, die in großer Zahl Menschen aus Afrika als Arbeitskräfte für die Landwirtschaft importierten. Dabei sind hundert-tausende von schwarzen ums Leben gekommen. Mit der Sklaverei entwickelte sich auch der Rassismus der Weißen gegenüber der einheitlich schwarzen Sklavenbevölkerung. Ein weiterer wichtiger Grund war der Aufschwung des Handels mit Baumwolle in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch die Einwanderer in die USA gingen vor allem in die Nordstaaten, für die Südstaaten war ihr Bedeutungsverlust in den demokratischen Institutionen abzusehen. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Politiker zum Thema Sklaverei führte unter anderem zum Ausbruch des US-Amerikanischen Bürgerkrieges, in dem sich die abolitionistischen, Sklavenhaltung ablehnenden Nordstaaten durchsetzten.

Am 18. Dezember 1865 wurde mit der Ratifizierung des 13. Zusatzes ("amendment") zur US-amerikanischen Verfassung durch die Bundesstaaten die Sklaverei in den USA verboten.

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Die gesprengten Ketten der Sklaverei zu Füssen der Lady of Liberty

Moderne Sklaverei

Brasilien

Im nördlichen brasilianischen Bundesstaat Pará werden regelmäßig Großgrund- und Fazenda-Besitzer bei der Beschäftigung von Sklavenarbeitern gefasst. Kirchliche und Menschenrechts-Vertreter werden systematisch mit dem Tode bedroht. In einer jährlich in allen Tageszeitungen veröffentlichten schwarzen Liste (Lista Negra) stehen 50 brasilianische, teilweise prominente (Groß-) Unternehmen, die unbezahlte Sklavenarbeit ausbeuten. Die Rekrutierung erfolgt überregional. Die weite Verbreitung von Feuerwaffen ermöglicht die gewaltsame Hinderung der Flucht von den bis zu einigen tausend Quadratkilometer großen Fazendas, auf denen in letzter Zeit heimliche Friedhöfe entdeckt wurden. Durch Korruption werden Gerichtsprozesse be- und teilweise bis zur Verjährungsgrenze verhindert. Eine Grundgesetzänderung, die betroffenen Fazendas mit der Enteignung gedroht hätte, wurde durch eine starke Lobby im Senat verhindert.

Verdingung in der Schweiz und anderen Staaten Mitteleuropas

In der Schweiz und anderen Staaten Mitteleuropas (u.a. Österreich) konnten von 1800 bis zu Mitte des 20. Jahrhunderts Interessierte, vor allem Bauern, auf einem Markt "Verträge" mit sog. Verdingkinder (häufig Waisen- sowie Scheidungskinder) abschliessen. Solche Märkte erinnerten laut Augenzeugenberichten an klassische Sklavenmärkte, wo "man wie Vieh abgetastet wird", ehe man sie kaufte. Die Verdingkinder mussten ihre Kindheit häufig unter misslichen Bedingungen verbringen, hatten keinerlei Rechte, vielmals wurde sogar der eigentlich obligatorische Schulunterricht erschwert oder unterbunden. Auch körperliche Misshandlungen waren nicht selten. Solche Kinder wurden häufig zu schwerer körperlicher Arbeit eingesetzt, erniedrigt sowie vergewaltigt. Die eigentlich zuständigen Behörden versagten vielmals in ihrer Aufsichtspflicht. Heute leben noch Tausende von ehemaligen Verdingkindern; eine offizielle Anerkennung der misslichen Umstände oder eine Entschuldigung der zuständigen Behörden lässt immer noch auf sich warten.


Prostitution

Der derzeitige Menschenhandel hat weltweit viele Frauen in eine Situation gebracht, die durchaus mit der Sklaverei vergleichbar ist. Viele Menschenrechtsorganisationen kämpfen deshalb darum, dass die Zwangsprostitution rechtlich als Sklaverei und somit als Menschenrechtsverletzung behandelt wird. Auch in Deutschland bleibt die Tatsache, dass der dortigen Prostitution eine erhebliche Zahl abhängiger und entrechteter Frauen zugeführt wurde, ohne nennenswerte gesellschaftliche oder staatliche Reaktion.

Kindersoldaten

Auch der Missbrauch von Kindern als Kindersoldaten wird von Menschenrechtsorganisationen als Sklaverei angeprangert.

EU

Die EU-Menschenrechtskommission verurteilt und kriminalisiert jegliche Art der Slaverei nach Artikel 35 KRK.

Siehe auch:

Commons: Sklaverei – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sklaverei – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Abolitionismus - Arbeit als philosophische Kategorie - Dreieckshandel - Frondienst - Historischer Materialismus - Lohnsklaverei - Machbuba - Mediterraner Sklavenhandel - Ostafrikanischer Sklavenhandel - Prostitution - Sans papiers - Schwabenkinder - Sklavenbefreiung - Spartacus - Terre des Hommes - Zwangsarbeit - Hamitentheorie

Literatur

  • Martin Schmidt, „Die Welt des Eumaios“, in: Andreas Luther (Hrg.), Geschichte und Fiktion in der homerischen Odyssee - München: Beck 2006, S. 117-138 (zur Sklaverei im homerischen Griechenland)
  • Hermann-Otto, E. [Hrsg.]: Unfreie Arbeits- und Lebensverhältnisse von der Antike bis zur Gegenwart. Eine Einführung - Hildesheim / Zürich / New York 2005
  • Kevin Bales: Die neue Sklaverei. - München : Kunstmann, 2001. - ISBN 3-88897-264-7
  • Miguel Barnet: Der Cimarrón : die Lebensgechichte eines entflohenen Negersklaven aus Cuba. - Frankfurt/M. : Suhrkamp, 1999. - ISBN 3-518-39540-8
  • Daniel Gerber: Fünfzehn Dollar für ein Leben, Basel, Brunnen 2005, ISBN 3-7655-3843-4
  • Louise Brown: Sex slaves : the trafficking of women in Asia. - New York : Virago Books, 2002. - ISBN 1-86049-903-1
  • Basil Davidson: Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung : afrikanisch-europäische Beziehungen zwischen 1500 und 1900. - Hamburg : Rowohlt, 1966
  • Oliver Demny: Rassismus in den USA. Historie und Analyse einer Rassenkonstruktion. ISBN 3-89771-007-2
  • Eugene D. Genovese: Roll, Jordan, Roll : the world the slaves made. - London : Vintage Books, ISBN 0-394-71652-3
  • Edward P. Jones: The Known World (Roman, 2003), dt: Die bekannte Welt. Übersetzt von H C Oeser. Hoffmann und Campe, Hamburg. 2005. 448 S. ISBN 3455036961. Der Roman stellt die Zeit des Abolitionismus 1800-1870 literarisch dar. Pulitzer-Preis 2004.
  • Segal, Ronald: Islam's Black Slaves : a history of Africa's other black diaspora. - London : Atlantic Books, 2003. - ISBN 1-903809-81-9
  • John Hope Franklin, Alfred A. Moss jr.: Von der Sklaverei zur Freiheit : Die Geschichte der Schwarzen in den USA - Berlin 1999, Ullstein Verlag, ISBN 3-548-26550-2
  • Mende Nazer: Sklavin : Die autobiographische Geschichte einer Sklavin im Sudan, Droemer/Knaur 2004, ISBN 3426625415