„Sozialdemokratische Partei Österreichs“ – Versionsunterschied

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Als sehr wichtig wird auch die Gleichstellung von Frauen und die Tolererierung ethnischer Minderheiten empfunden. Die SPÖ will den interkulturellen Dialog forcieren und tritt für die Integration von Zuwanderern ein.<ref>[http://spoe.at/bilder/d251/spoe_partei_programm.pdf Parteiprogramm, Seite 19]</ref> Im Kampf gegen ''Unfreiheit und Diskriminierung'' setzt sie sich gegen Terror, Folter und die Todesstrafe ein. Das Wahlprogramm von 2008 greift auch das Thema [[Homosexualität in Österreich|Homosexualität]] auf und befürwortet so die gesellschaftliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren.<ref>[http://spoe.at/bilder/d265/wahlmanifest08.pdf Wahlmanifest, Seite 32]</ref>
Als sehr wichtig wird auch die Gleichstellung von Frauen und die Tolererierung ethnischer Minderheiten empfunden. Die SPÖ will den interkulturellen Dialog forcieren und tritt für die Integration von Zuwanderern ein.<ref>[http://spoe.at/bilder/d251/spoe_partei_programm.pdf Parteiprogramm, Seite 19]</ref> Im Kampf gegen ''Unfreiheit und Diskriminierung'' setzt sie sich gegen Terror, Folter und die Todesstrafe ein. Das Wahlprogramm von 2008 greift auch das Thema [[Homosexualität in Österreich|Homosexualität]] auf und befürwortet so die gesellschaftliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren.<ref>[http://spoe.at/bilder/d265/wahlmanifest08.pdf Wahlmanifest, Seite 32]</ref>


Fpö ist better
== Geschichte ==
=== Bis 1934: Sozialdemokratische Arbeiterpartei ===
==== Bis 1889: Gründung nach deutschem Vorbild ====
Die österreichische Arbeiterbewegung ist kein Kind der Revolution des Jahres 1848. Auf den Barrikaden Wiens standen zwar auch Arbeiter, doch ihr Handeln war noch nicht vom Klassenbewusstsein, sondern vom Wunsch getragen, dem absolutistischen Regime mehr Rechte für alle Bürger abzutrotzen. Die österreichische Arbeiterbewegung ist vielmehr als Tochter der (reichs)deutschen Sozialdemokratie entstanden, deren ideologische und organisatorische Führungsrolle auf dem Vorsprung der Industrialisierung in Preußen beruhte.

Von dort her kam auch der Anstoß zur Gründung der ersten [[Arbeiterbildungsverein]]e, die – mit der [[Dezemberverfassung|Dezemberverfassung des Jahres 1867]] legalisiert – wesentlich zum Wecken des politischen Bewusstseins der österreichischen Arbeiterklasse beigetragen haben. Die Arbeit der Funktionäre der ersten Stunde basierte auf dem Gedankengut des Reformisten und Etatisten [[Ferdinand Lassalle]] und dessen [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinem Deutschen Arbeiterverein]]. Dieser Arbeiterverein fusionierte nach Lassalles frühem Tod auf dem Parteitag von Gotha mit der (deutschen) [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Deutschland)|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]] (SDAP). Dabei wurde das 1869 im thüringischen [[Eisenach]] beschlossene marxistische [[Eisenacher Programm|Programm]] der SDAP übernommen. Dieses Bekenntnis zur revolutionären Umgestaltung der bestehenden Ordnung wurde nun auch von den österreichischen Aktivisten der Arbeiterbewegung übernommen, was wie in Deutschland erneut zu Repressionen und zu Spaltungen in gemäßigte und [[Anarchismus|anarchistische]] Gruppen führte.

Der Plan zur Gründung einer geeinten österreichischen sozialdemokratischen Partei entstand 1874 auf einer Zusammenkunft von Delegierten gewerkschaftlicher Arbeitervereine im damals ungarischen, heute burgenländischen [[Neudörfl]]. In den folgenden Jahren konnte dieses Vorhaben aufgrund von Differenzen zwischen gemäßigten und [[Anarchismus|anarchistischen]] Gruppierungen nicht realisiert werden. Die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) fand daher erst an der Jahreswende 1888/89 am Parteitag vom 30. Dezember 1888 bis zum 1. Jänner 1889 im niederösterreichischen [[Hainfeld (Niederösterreich)|Hainfeld]] statt, nachdem es dem Armenarzt Dr. [[Viktor Adler]] gelungen war, die recht unterschiedlich ausgerichteten Gruppierungen auch über die Sprachgrenzen der cisleithanischen Reichshälfte hinweg zu vereinen.

Die neue Partei fühlte sich der gleichnamigen deutschen [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Deutschland)|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei]] (SDAP), die 1875 in Gotha aus der Fusion der alten SDAP mit dem [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein]] ([[ADAV]]) hervorgegangen war, nicht nur durch die gleiche Namensgebung verbunden. Man hatte von ihr auch das marxistische ''Eisenacher Programm'' <ref>[http://www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/spd/1869/eisenach.htm SDAP: Eisenacher Programm (1869)<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> des Jahres 1869 übernommen, das auf dem [[Kommunistisches Manifest|Kommunistischen Manifest]] beruhte.

==== 1889–1918: Viktor Adlers "k.k." Sozialdemokratie ====
[[Datei:Victor Alder.jpg|thumb|Victor Adler, Parteigründer und Vorsitzender bis 1918]]
Victor Adler schwor die Partei auf einen gemäßigten Kurs ein, bei dem das Kommunistische Manifest nicht als Richtlinie, sondern als Zukunftsvision präsent war. Als erstes Zwischenziel auf diesem Weg in die Zukunft wurde der Kampf um das Wahlrecht festgelegt. Parallel dazu wurden Gründungen von Institutionen zur Bildung und Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterklasse gefördert, die deren Zusammenhalt stärkte und zu steigenden Mitgliederzahlen vor allem in [[Wien]], [[Böhmen]] und [[Mähren]], aber auch in den industrialisierten Gebieten der Steiermark, Ober- und Niederösterreichs führten. Victor Adler blieb bis zu seinem Tod eher den reformistischen Zielen des [[Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein|Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins]] und damit den etatistischen Lehren Lassalles verbunden, als jenen von [[Karl Marx]].

Mit der Durchsetzung des [[Allgemeines Wahlrecht|allgemeinen Wahlrechts]] für Männer gelang Viktor Adler im Jahr 1905 ein historischer Kompromiss zwischen Krone, Bürokratie und Arbeiterschaft. Auf dessen Basis konnte die SDAP bei den Wahlen im Jahr 1907 ihren Mandatsstand vervielfachen. Sie wurde knapp hinter den [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|Christlichsozialen]] zweitstärkste, 1911 schließlich stärkste Fraktion im Reichsrat.

Da der k.k. Ministerpräsident das Vertrauen des Monarchen und nicht jenes des Reichsrates benötigte, bedeutete diese Fraktionsstärke allerdings keineswegs eine Regierung unter sozialdemokratischer Führung. Die Freude über die Wahlrechtsform und Wahlerfolge wurde durch den sich verschärfenden Nationalitätenhader auch in den eigenen Reihen getrübt. Die Tschechen waren 1912 die erste ethnische Gruppierung, die sich von der SDAP abspaltete, bis Kriegsbeginn hatten auch die anderen Ethnien (damals Nationalitäten genannt) die Partei verlassen und eigene Fraktionen gegründet.

Adler gab nun als nächstes Ziel die materielle Besserstellung der Arbeiterklasse aus, was jedoch nicht mehr umgesetzt werden konnte. Trotz ihres Bekenntnisses zu den Friedenszielen der [[Zweite Internationale|Zweiten Internationale]] unterstützte die SDAP Österreichs in den ersten Jahren des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] die Kriegspolitik [[Österreich-Ungarn]]s gegen Serbien und das zaristische [[Russland]].

Gegen diese „Burgfriedenspolitik“, wie sie u. a. [[Karl Renner]] vertrat, gab es in der Partei zunächst keine namhafte Opposition. Lediglich eine kleine Gruppe um [[Friedrich Adler (Politiker)|Friedrich Adler]], den Sohn des Parteivorsitzenden [[Viktor Adler]], konnte sich mit diesem Kurs nicht abfinden. Am 21. Oktober 1916, wenige Wochen vor dem Tod Franz Josephs I., erschoss Friedrich Adler den k.k. Ministerpräsidenten, Graf [[Karl Stürgkh]], der aufgrund der Obstruktionspolitik der Nationalitäten seit März 1914 ohne Parlament regierte. (Das Parlament wurde erst wieder vom neuen Kaiser, [[Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]], 1917 einberufen.) Die Partei distanzierte sich von dieser Tat und ging erst am Parteitag 1917 ebenfalls auf Distanz zur Staatsführung, nicht ohne die Administration noch bei der Eindämmung der Hungerstreiks im Winter 1917/18 zu unterstützen. Unter dem Eindruck der russischen [[Oktoberrevolution]] und des absehbaren Zusammenbruches der Monarchie räumte die Partei 1918 [[Otto Bauer]], einem prononcierten Marxisten, den Posten des stellvertretenden Parteivorsitzenden und Chefideologen ein.

==== Parteiname zunächst ohne „Österreich“ ====
[[Datei:SDAPDÖ-Parteibuch 1933-34.jpg|thumb|SDAPÖ Parteibuch (1933–34)]]
Die 1888 gegründete Partei verstand sich als Vertretung der Arbeiterbewegung „aller im [[Reichsrat (Österreich)|Reichsrat]] vertretenen Königreiche und Länder“, also [[Cisleithanien]]s. Diese umgangssprachliche Bezeichnung („Land diesseits der [[Leitha]]“) war nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 entstanden, weil die böhmischen Kronländer Böhmen und Mähren „Österreich“ als diskriminierend abgelehnt hatten. Um auch von böhmischen Genossen akzeptiert zu werden, konnte sich also auch die Arbeiterpartei 1888 keinen Namen mit „Österreich“ geben. Nach der Gründung [[Deutschösterreich]]s und bis 1934 nannte sich die Partei allerdings ''Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs (SDAPDÖ).'' <ref>Siehe dazu [http://www.roteswien.at/online/page.php?P=12454&bid=13126 Mitgliedsausweis 1927] oder das ''Linzer Programm,'' 1926.</ref> Die deutschen Sozialdemokraten, die sich ursprünglich ''Sozialistische Arbeiterpartei'' genannt hatten, firmierten bereits ab 1890 als [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands]].

==== 1918–1920: Sozialdemokratie an der Regierung ====
[[Datei:SDAPOe logo.svg|thumb|Logo der Partei ab 1945 (vor 1934 ohne Kreis).]]
[[Datei:Karl Renner 1905.jpg|thumb|Karl Renner, 1905 als k.k. Parlamentsbeamter; 1918 wurde er zum Staatskanzler Deutschösterreichs gewählt]]
Als die nicht deutschsprachigen Nationalitäten kurz vor Kriegsende aus der Monarchie ausschieden, waren die deutschösterreichischen Sozialdemokraten die ersten, die mit einem klaren Programm vor das Volk traten und eine parlamentarische [[Republik]] anstrebten. Die provisorische Nationalversammlung, bestehend aus den 1911 gewählten deutschen Reichsratsabgeordneten Altösterreichs, wählte im Oktober 1918 unter dem Vorsitz von [[Karl Seitz]] [[Karl Renner]] zum Staatskanzler Deutschösterreichs; die Staatsform blieb noch offen. Nachdem sich auch die anderen Parteien dazu durchgerungen hatten, die Republik anzustreben, und Kaiser Karl I. zum „Verzicht auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ bewogen werden konnte, wurde am 12. November 1918 der Staat [[Deutsch-Österreich]] zur Republik erklärt.

Die SDAP Österreichs trat, wie die anderen im Nationalrat vertretenen Parteien, auch nach dem [[Vertrag von Saint-Germain]], der Österreich den Namensbestandteil „Deutsch“ verboten hatte, für den [[Anschluss (Österreich)|Anschluss an Deutschland]] ein. Man erwartete sich im großen Staat mehr Kraft für die sozialistische [[Revolution]]. Der Anschlusswunsch wurde am Parteitag 1933, nach der [[Machtergreifung]] der Nationalsozialisten im Deutschen Reich, gestrichen.

1918 bis 1920 bildeten die Sozialdemokraten – als stimmenstärkste Partei bei der 1919 abgehaltenen [[Wahl der konstituierenden Nationalversammlung]] – eine [[Große Koalition]] mit den Christlichsozialen. Damals wurden neben der Verfassung wesentliche soziale Verbesserungen verabschiedet ([[Achtstundentag]], Gründung der [[Arbeiterkammer]] als gesetzliche Interessensvertretung, [[Betriebsverfassungsgesetz|Betriebsrätegesetz]] etc.). Karl Seitz (Parteivorsitzender), Otto Bauer (stellvertretender Parteivorsitzender) und [[Karl Renner]] als Staatskanzler gelang es, einschneidende soziale Reformen umzusetzen.<ref>Bauer: Die österreichische Revolution.</ref>

Der Versuch Otto Bauers, im Zuge seines [[Austromarxismus]] mit dem integralen Sozialismus eine Wiedervereinigung der reformistischen [[II. Internationale]] mit der kommunistischen [[III. Internationale]] zu erreichen, scheiterte jedoch. Scherzhaft bezeichnete man die österreichische Sozialdemokratie, die so beschwichtigend auf die rivalisierenden linken Ideologien wirken wollte, als die [[Zweieinhalbte Internationale]].

Ebenso konnte der von der SDAP angestrebte [[Anschluss (Österreich)|Anschluss]] an das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] nicht erreicht werden. Eine damit verbundene Vereinigung mit der späteren [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD)]], einer hervorragend organisierten Partei, wäre aus österreichischer Sicht äußerst attraktiv gewesen. Während Deutschland stark industrialisiert war und somit über eine große Menge an Werktätigen verfügte, war Österreich zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend agrarisch dominiert. Da die Bauern traditionsgemäß christlich-sozial wählten, war die politische Basis für die Sozialdemokratie in der österreichischen Bevölkerung dementsprechend geringer.<ref>Karl Vocelka: ''Geschichte Österreichs'', Heyne, 3. Auflage, Taschenbuchausgabe 09/2002; S.276 </ref>

==== 1920–1934: Von der Opposition zum Bürgerkrieg ====
Nachdem die Christlichsozialen 1920 die Nationalratswahlen gewonnen hatten, führte Otto Bauer die Partei in der Bundespolitik in Opposition. Dort blieb sie bis zu ihrem Verbot 1934. Zwar wurde sie bei der [[Nationalratswahl in Österreich 1930|Nationalratswahl 1930]], der letzten demokratischen Wahl der Zwischenkriegszeit, noch einmal stimmen- und mandatsstärkste Partei, jedoch bildete die Christlichsoziale Partei zusammen mit der [[Großdeutsche Volkspartei|Großdeutschen Volkspartei]] und dem [[Landbund (Österreich)|Landbund]] weiterhin die Regierung. Ein 1932 von den Christlichsozialen gemachtes Angebot auf Bildung einer Großen Koalition wurde abgelehnt; eine Entscheidung, die Jahrzehnte später als falsch erkannt wurde. Otto Bauers wenig flexible Politik musste aus Sicht der Sozialdemokraten der Zweiten Republik generell als nicht nachahmenswert eingestuft werden.

Vor allem in Wien, wo sie unter den Bürgermeistern [[Jakob Reumann]] und [[Karl Seitz]] mit Zweidrittelmehrheit regierte, und in kleinerem Umfang in den Industrieregionen der Steiermark und Oberösterreichs entwickelte die Sozialdemokratie ein international herzeigbares politisches Gegenmodell zur konservativen Bundesregierung. Vor allem durch den [[Gemeindebau|sozialen Wohnbau]] wurde das „[[Das Rote Wien|Rote Wien]]“ international bekannt. Bemerkenswert ist auch die kulturelle Offenheit der damaligen Sozialdemokratie, die viele Intellektuelle anzog. (Ähnliches gelang in kleinerem Umfang in den Industrieregionen der Steiermark.)

Als Reaktion auf die Organisation [[Faschismus|faschistischer]] [[Heimwehr]]en wurde 1923/1924 der „[[Republikanischer Schutzbund|Republikanische Schutzbund]]“ als paramilitärische Organisation der SDAP gegründet. Das [[Linzer Programm (Sozialdemokratie)|Linzer Programm]] von 1926, wesentlich von Otto Bauer beeinflusst, verstärkte die Kluft zwischen „Rot“ und „Schwarz“: Die „Diktatur des Proletariats“ – die allerdings auf demokratischem Weg erreicht werden sollte („Demokratie der Weg, Sozialismus das Ziel“) – wurde von politischen Gegnern gern zur Angstmache vor den „Roten“ bzw. den „Bolschewiken“ zitiert.

1927 war in Schattendorf, Burgenland, auf einen Schutzbündleraufmarsch geschossen worden; ein Invalider und ein Kind wurden getötet. Der Freispruch der Schützen ([[Schattendorfer Urteil]]) führte am 15. Juli 1927 nach einem überaus kritischen Artikel der „[[Arbeiter-Zeitung]]“ zu einer Demonstration vor dem [[Justizpalast (Wien)|Justizpalast]], die trotz Besänftigungsversuchen führender Sozialdemokraten in Gewalt radikaler Elemente mündete. Der Justizpalast wurde in [[Wiener Justizpalastbrand|Brand]] gesteckt. Die Polizei erschoss Dutzende Demonstranten und büßte selbst vier Mann ein. Der überaus brutale Polizeieinsatz wurde auch vom Nicht-Sozialdemokraten [[Karl Kraus]] heftig kritisiert; er forderte öffentlich den Rücktritt von Polizeipräsident [[Johann Schober]]. Die Regierung unter Prälat [[Ignaz Seipel]] verteidigte den Polizeieinsatz und bezeichnete das Ereignis als „[[Julirevolte]]“; es war ein Schock für das ganze Land.

Gegen die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise hatte auch die Sozialdemokratie kein Rezept. Dies führte dazu, dass in der Arbeiterschaft ab Anfang der dreißiger Jahre radikale Ideologien (Nationalsozialismus, Kommunismus), die bis dahin nur wenige Anhänger hatten, verstärkt Fuß fassen konnten.

Nach dem 4. März 1933 nutzte die christlichsoziale [[Dollfuß]]-Regierung die von ihr so genannte [[Selbstausschaltung des Parlaments]], um mit Notgesetzen autoritär weiter zu regieren. Die politischen Rechte wurden sukzessive eingeschränkt, u.a. war der traditionelle Maiaufmarsch der Sozialdemokraten auf der Ringstraße am 1. Mai 1933 verboten worden. Die Sozialdemokraten reagierten darauf paralysiert: Es fehlte eine klare Strategie, wie man den antidemokratischen Tendenzen Dollfuß' begegnen könnte.

Als Dollfuß den nun verbotenen paramilitärischen Schutzbund in Oberösterreich entwaffnen wollte, kam es am 12. Februar 1934 in Linz zu einer bewaffneten Auseinandersetzung, der zum [[Österreichischer Bürgerkrieg|Februaraufstand]] von Teilen der SDAP führte. Er wurde von Gendarmerie, Polizei, [[Bundesheer (1. Republik)|Bundesheer]] und Heimwehren niedergeschlagen. Am gleichen Tag wurde Bürgermeister Karl Seitz in Wien von Polizei aus dem Rathaus entfernt und die Sozialdemokratische Partei verboten.

An den Februarkämpfen beteiligte sich bei weitem nicht die gesamte österreichische Sozialdemokratie; sie war darauf nicht vorbereitet. Der Aufstand ging auch nicht von der Parteizentrale aus; sie wurde davon überrascht. Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem Republikanischen Schutzbund einerseits und Polizei und Bundesheer andererseits fanden nur punktuell statt; in anderen Stadt- und Landesteilen sah man nichts davon. Deshalb war die Bekämpfung des „Februaraufstandes“ für die Regierung kein großes Problem.

==== Wahlergebnisse 1919–1930 ====
* [[Wahl der konstituierenden Nationalversammlung|Wahl der konstituierenden Nationalversammlung 1919]]: 1 211 814 Stimmen (40,8 Prozent / 72 Mandate)
* [[Nationalratswahl in Österreich 1920|Nationalratswahl 1920]]: 1 022 606 (35,9 Prozent / 69 Mandate)
* [[Nationalratswahl in Österreich 1923|Nationalratswahl 1923]]: 1 311 870 (39,6 Prozent / 68 Mandate)
* [[Nationalratswahl in Österreich 1927|Nationalratswahl 1927]]: 1 539 635 (42,3 Prozent / 71 Mandate)
* [[Nationalratswahl in Österreich 1930|Nationalratswahl 1930]]: 1 517 146 (41,1 Prozent / 72 Mandate)

==== Bekannte Mitglieder der SDAP ====
[[Datei:Otto_Bauer_jung.jpg|thumb|Otto Bauer, als Austromarxist Chefideologe der Partei, von Gegnern als Bolschewist etikettiert]]
* [[Karl Renner]]
* [[Julius Deutsch]]
* [[Otto Bauer]]
* [[Friedrich Adler (Politiker)|Friedrich Adler]]
* [[Karl Seitz]]
* [[Jakob Reumann]]
* [[Ferdinand Hanusch]]

=== 1934–1945: Sozialdemokratie in der Illegalität ===
==== 1934–1938: Parteiarbeit im „Ständestaat“ ====
Nach der Niederlage der „Aufständischen“ (Regierungsvokabular) bzw. der „Kämpfer für die Demokratie“ (sozialdemokratische Lesart, die von vielen Beobachtern geteilt wurde; siehe den Roman ''The Lost City'' des US-Amerikaners John Gunther) wurde der [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] errichtet. Die Konservativen von heute räumen ein, dass er eine Diktatur war, die Sozialdemokraten sprechen von [[Austrofaschismus]]. Dieser Begriff wurde bereits damals – allerdings nicht öffentlich – von Bundespräsident [[Wilhelm Miklas]] verwendet.
Otto Bauer und Schutzbundchef Julius Deutsch konnten flüchten und in Brünn das [[Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten]] (ALÖS) einrichten. Von dort aus unterstützten sie die als Nachfolgeorganisation der verbotenen SDAP geheim gegründeten [[Revolutionäre Sozialisten Österreichs|Revolutionären Sozialisten]] (R.S.), die von 1935 bis 1938 von Joseph Buttinger geführt wurden. Ende März 1938 schloss sich die aus Österreich emigrierte Führungsmannschaft der R.S. mit Otto Bauers Auslandsbüro zur [[Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten]] (AVOES) zusammen, deren Funktionäre zunächst in Paris und dann in New York und London tätig wurden. Sie wurde 1942 aufgelöst und (informell) als „[[Austrian Labor Committee]]“ (ALC) weitergeführt.

''siehe auch: [[Geschichte Österreichs#Austrofaschismus und Ständestaat|Geschichte Österreichs]]: [[Februarkämpfe]], [[Austrofaschismus]] und [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]]''

==== 1938–1945: Sozialdemokraten im „Dritten Reich“ ====
In Österreich verbliebene prominente Sozialdemokraten wie [[Karl Renner]], der ehemalige Parteivorsitzende [[Karl Seitz]] oder [[Adolf Schärf]] verhielten sich zu ihrem eigenen Schutz unauffällig. Unmittelbar nach dem „[[Anschluss (Österreich)|Anschluss]]“ im März 1938 wurde im ''[[Neues Wiener Tagblatt|Wiener Tagblatt]]'' eine Erklärung Renners publiziert, in der er ''„freudigen Herzens“'' die ''„große geschichtliche Tat des Wiederzusammenschlusses der deutschen Nation“'' begrüßte. Wie er nach dem Krieg schrieb, hatte er, der anderseits schon 1918 für einen Zusammenschluss eingetreten war, diesen Text nach Beratungen mit Parteifreunden verfasst, weil eine gegenteilige Haltung die Arbeit im Untergrund gefährdet und unnötige Opfer gefordert hätte<ref>Manfred Scheuch: ''Österreich im 20. Jahrhundert'' (S. 109). Christian Brandstätter Verlag, Wien/München 2000. ISBN 3-85498-029-9</ref>.

Als Schärf 1943 von deutschen Sozialdemokraten einer Zusammenarbeit ''„nach Hitler“'' wegen kontaktiert wurde, hat er laut [[Friedrich Heer]] („Der Kampf um die österreichische Identität“, Böhlau, Wien 1981, S. 441) spontan ''„Der Anschluss ist tot. Die Liebe zu Deutschland ist den Österreichern ausgetrieben worden“'' geantwortet. Karl Seitz wurde von den NS-Behörden nach dem Attentat auf Hitler vom [[20. Juli 1944]] verhaftet.

=== 1945–1991: Sozialistische Partei Österreichs ===
==== 1945–1966: In Koalition mit der Volkspartei ====
[[Datei:Mvc-335f.jpg|thumb|Vorwärtsgebäude in Wien, 1910–1934 Parteizentrale, heute Ort der Parteigeschichtsforschung]]
[[Datei:SPÖ Zentrale, Vienna.jpg|thumb|SPÖ-Zentrale (seit 1945) in der Löwelstraße im 1. Wiener Gemeindebezirk]]

Während die Kämpfe im Großraum Wien noch andauerten ([[Wiener Operation 1945]]) und die [[Rote Armee]] Wien gerade erst von der NS-Herrschaft befreit hatte, wurde Mitte April 1945, drei Wochen vor dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] in Europa und der Befreiung ganz Österreichs, die ''Sozialistische Partei Österreichs (Sozialdemokraten und Revolutionäre Sozialisten)'' (SPÖ) gegründet. Der Parteivorsitzende bis 1934, Karl Seitz, konnte erst Monate später nach Wien zurückkehren; er übernahm bald den Ehrenvorsitz der Partei.

Am 12. April 1945 fand das erste Treffen führender Sozialdemokraten im schwer beschädigten [[Wiener Rathaus]] statt. Am 14. April wurde dort ein provisorischer Parteivorstand bestellt; erster Vorsitzender wurde [[Adolf Schärf]]. (Erst viel später konnte Kontakt mit jenen Sozialdemokraten aufgenommen werden, die in den entfernteren Bundesländern die Landesorganisationen der Partei wiedererrichtet hatten.)

[[Karl Renner]], der seit 1938 ein Haus in [[Gloggnitz]] (70 km südlich von Wien) bewohnt hatte, nahm „im April 1945 mit dem Kommando der heranrückenden Sowjetarmee Verhandlungen auf, die zur Bildung einer von der Besatzungsmacht akzeptierten Regierung führten“. <ref>Historisches Lexikon Wien, Wien 1995, Bd. 4, S. 660</ref> Zu diesem Zweck schrieb Renner einen persönlichen Brief an [[Stalin]], der sich an den „alten Fuchs“ (wie er ihn genannt haben soll) noch als Politiker vor der NS-Zeit noch erinnern konnte.

Am 27. April 1945 – der Zweite Weltkrieg war noch nicht zu Ende – einigten sich „der Vorstand der Christlichsozialen Volkspartei bzw. nunmehr Österreichische Volkspartei“, die „Kommunistische Partei Österreichs“ und der „Vorstand der österreichischen Sozialdemokratie, nunmehr Sozialistische Partei Österreichs (Sozialdemokraten und Revolutionäre Sozialisten)“ auf die Unabhängigkeitserklärung (Staatsgesetzblatt Nr. 1/1945), mit der „die demokratische Republik Österreich ... wiederhergestellt“ und der „im Jahre 1938 dem österreichischen Volk aufgezwungene Anschluß“ als „null und nichtig“ erklärt wurde. Für die SPÖ unterschrieben [[Karl Renner]], der am gleichen Tag Staatskanzler der von den drei Parteien gemeinsam eingesetzten „provisorischen Staatsregierung“ wurde, und Parteivorsitzender [[Adolf Schärf]].

Die provisorische Regierung „von Gnaden der Roten Armee“ stieß bei den Besatzungsmächten Großbritannien, Frankreich und USA auf enormes Misstrauen. Man hielt Renner für eine Marionette Stalins. Die provisorischen Landeshauptleute der westlichen Bundesländer waren jedoch unter Führung des späteren Außenministers [[Karl Gruber (ÖVP)|Karl Gruber]] sehr früh bereit, im Sinne eines ungeteilten Österreichs mit Renner zusammenzuarbeiten und leisteten diesbezüglich auch bei den Alliierten wertvolle Überzeugungsarbeit, ohne die gesamtösterreichische Wahlen 1945 nicht möglich gewesen wären.

Die Frage, inwieweit die Sozialisten mit den [[KPÖ|Kommunisten]] zusammenarbeiten sollten, war im Sommer 1945 in der SPÖ nicht unumstritten, war es doch in Nachbarländern zu [[Volksfront]]-Regierungen gekommen. Die Kommunisten erwarteten, bei den ersten Wahlen etwa gleich stark wie die SPÖ zu werden, und schlugen daher enge Zusammenarbeit vor. Es zählt zu den historischen Verdiensten der damals führenden Sozialisten, dass sie auf diese Avancen nicht eingingen, – sie führten nördlich und östlich von Wien direkt in die kommunistische Diktatur. SPÖ-Zentralsekretär [[Erwin Scharf]], der diese Zusammenarbeit weiter befürwortete, wurde 1948 aus der SPÖ ausgeschlossen. Die ÖVP schürte bei der Nationalratswahl 1949 trotzdem die Angst der Wähler vor der „roten Katze“ („Kauf nicht die Katz' im Sack“)<ref>Anton Pelinka: ''Nach der Windstille'', Lesethek Verlag Braumüller GmbH, Wien 2009, ISBN 978-3-9910000-6-8, S. 15</ref>.

Nach den ersten Nationalratswahlen der Zweiten Republik vom 25. November 1945, die der ÖVP die absolute Mehrheit und der KPÖ sehr enttäuschende Ergebnisse brachten, wurde das SPÖ-Mitglied [[Karl Renner]] am 20. Dezember 1945 durch die Bundesversammlung (Nationalrat und Bundesrat) zum ersten [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten der 2. Republik]] gewählt. Die SPÖ vertrat einen gemäßigten, pragmatischen Kurs und wirkte in der bis zum Austritt des einzigen kommunistischen Ministers 1947 amtierenden [[Konzentrationsregierung]] und in der Folge in mehreren „großen Koalitionen“ unter [[ÖVP]]-Bundeskanzlern mit. Sie konnte unter anderem die [[Öffentliche Wirtschaft|Verstaatlichung vieler Betriebe]] (vor allem jener, die zuvor „Deutsches Eigentum“ gewesen waren) und darüber hinaus eine Verbesserung der Situation der Arbeiterschaft bewirken. Die Verstaatlichung ließ das so genannte „Königreich [[Karl Waldbrunner|Waldbrunner]]“ entstehen, den Einflussbereich des SPÖ-Ministers für Verkehr und verstaatlichte Betriebe.

1950 organisierten Kommunisten die [[Oktoberstreiks 1950|„Oktoberstreiks“]] gegen ein von der Regierung mit den Sozialpartnern vereinbartes Lohn- und Preisabkommen. Ihr Ziel war die Einsetzung einer kommunistenfreundlichen Regierung. Die Besatzungstruppen der Sowjetunion griffen nur passiv ein: Sie verhinderten das sofortige Eingreifen der Polizei gegen systematische Verkehrsbehinderungen und andere Übergriffe, nahmen aber selbst nicht aktiv Partei für die Streikenden. Der sozialistische Gewerkschafter [[Franz Olah]] mobilisierte daraufhin die Bauarbeitergewerkschaft erfolgreich gegen die Kommunisten und erreichte die Beendigung der Streiks. In der politischen Polemik wurde das nicht gewaltfreie Eingreifen der Bauarbeiter als Abwehr eines kommunistischen Putschversuches begrüßt.

Die SPÖ erreichte gemeinsam mit der ÖVP den [[Staatsvertrag]] und den Abzug der Besatzungstruppen; der Staatsvertrag wird in der Erinnerung allerdings vor allem mit dem damaligen ÖVP-Außenminister [[Leopold Figl]] verknüpft. Als Vizekanzler und Parteivorsitzender fungierte von 1945 bis 1957 [[Adolf Schärf]] und von 1957 bis 1966 / 1967 [[Bruno Pittermann]] (Werbeslogan „Pittermann für jedermann, jedermann für Pittermann“). Die SPÖ stellte nach Karl Renner drei weitere sozialdemokratische Bundespräsidenten: [[Theodor Körner (Bundespräsident)|Theodor Körner]], 1951–1957, [[Adolf Schärf]], 1957–1965, und [[Franz Jonas]], 1965–1974.

1964 erschütterte die [[Franz Olah|Olah-Affäre]] die Partei. Der sozialistische Spitzenpolitiker hatte 1959 und 1960 (wohl nicht ohne Mitwissen einiger Funktionäre) Medienpolitik abseits der Parteigremien betrieben, indem er aus Gewerkschaftsgeldern die nicht parteigebundenen Wiener Tageszeitungen „[[Kronen Zeitung]]“ und „[[Express]]“ unterstützte. 1964 wurde eine größere Zahlung an die [[FPÖ]] bekannt, mit der Olah wohl einen möglichen alternativen Koalitionspartner aufbauen wollte. Gleichzeitig verfügte Olah, 1963 zum Innenminister berufen, über die Geheimakten der Staatspolizei.

Heftigen Pro-Olah-Demonstrationen vor der Parteizentrale zum Trotz wurde Olah, dessen Machtbewusstsein anderen SPÖ-Spitzenfunktionären unheimlich geworden war, 1964 aus der SPÖ ausgeschlossen. Am stärksten als Olah-Gegner profilierte sich dabei Justizminister [[Christian Broda]]. Olah wurde später wegen Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern verurteilt; die SPÖ machte erst nach dem Jahr 2000 ihren Frieden mit ihm.

==== 1966–1970: SPÖ in Opposition ====
Von 1966 bis 1970 war die SPÖ in Opposition. Der Parteivorsitzende Pittermann erschien vielen Sozialdemokraten für das Medienzeitalter nicht attraktiv genug, die Partei aus der ungewohnten Oppositionsrolle zu befreien. Nach intensiven Diskussionen wurde 1967 [[Bruno Kreisky]], unumstrittener Außenpolitiker, aber innerparteilich ohne solide Machtbasis, gegen den Willen führender Wiener Sozialdemokraten zum neuen Parteichef gewählt. (Zur Nationalratswahl 1970 trat er dann auch in Niederösterreich an.)

Kreisky erwies sich binnen Kurzem als ''Medienstar'', der mit seiner langsamen, anekdotischen Sprechweise dem seriösen, aber vergleichsweise farblosen Salzburger ÖVP-Bundeskanzler [[Josef Klaus]] als Oppositionsführer deutlich überlegen war. Im Vergleich der beiden Spitzenpolitiker fiel auch Kreiskys (als Diplomat und Außenminister erworbene) Weltläufigkeit positiv ins Gewicht. Die SPÖ trat, unter anderem mit ''1000 Experten'', im Wahlkampf für ein moderneres Österreich ein: ''Nimm die Zukunft in die Hand, wir laden dich ein'', wurde auf einer Werbeschallplatte gesungen. Die [[ÖVP]] verwies mit dem Slogan ''Ein echter Österreicher'' für Klaus indirekt auf Kreiskys jüdische Wurzeln und seine Emigrationszeit.

==== 1970–1986: Die Ära Kreisky und ihr Nachleben ====
[[Datei:Bruno_Kreisky.jpg|thumb|right|Bruno Kreisky, SPÖ-Bundeskanzler 1970–1983, von Medien als Sonnenkönig bezeichnet]]
1970 bildete [[Bruno Kreisky]] – die SPÖ hatte die relative Mehrheit (47,6 %) erreicht – eine Minderheitsregierung mit Unterstützung der [[FPÖ]] unter deren Obmann [[Friedrich Peter (Politiker)|Friedrich Peter]]. (Dieser ersten Regierung Kreisky gehörten, sehr bald öffentlich kritisiert, fünf ehemalige Nationalsozialisten an; Landwirtschaftsminister Hans Öllinger aus Kärnten, einst SS-Mann, muss zurücktreten<ref>Pelinka: a.a.O., S. 47</ref>.) Mit dem Slogan "Lasst Kreisky und sein Team arbeiten!" errang die SPÖ schließlich bei der Neuwahl 1971 die absolute Mehrheit in Stimmen und Mandaten und bildete abermals eine Alleinregierung. Die in ihrer neuen Oppositionsrolle desorientierte ÖVP hatte der Kreisky-Popularität mit dem bis dahin noch recht unbekannten Parteiobmann [[Karl Schleinzer]] an der Spitze zu wenig entgegenzusetzen.
Bei den Nationalratswahlen 1975 und 1979 gewann Kreisky für die SPÖ ebenfalls die absolute Mehrheit. Beide Male zog der – nach dem tragischen Ableben Schleinzers im Juli 1975 – neue ÖVP-Kanzlerkandidat [[Josef Taus]] klar den Kürzeren. 1979 gar erzielte die SPÖ mit einem bis heute unerreichten Wahlergebnis von 51,0 % und 95 von 183 Sitzen im Nationalrat die deutlichste absolute Mehrheit seit 1945.

Die Regierungszeit der SPÖ mit Bruno Kreisky an der Spitze (1970–1983) war geprägt von weitreichenden sozial- und gesellschaftspolitischen Reformen. So wurden in dieser Zeit beispielsweise der Mutter-Kind-Pass, die Geburtenhilfe und das Karenzgeld eingeführt.
Trotz massiver Widerstände [[Konservatismus|konservativ]]-politischer und -gesellschaftlicher Kräfte setzte Kreiskys Regierung auch die [[Fristenlösung]] hinsichtlich des Abbruchs von Schwangerschaften durch.
Ebenfalls wurde das österreichische Strafrecht unter [[Justizminister]] [[Christian Broda]] massiv reformiert, im Bildungswesen waren die wohl nennenswertesten Reformen die Demokratisierung der Universitäten und die Abschaffung der Studiengebühren.
Außenpolitisch zeigte Kreisky vor allem im [[Naher Osten|Nahen Osten]] Initiative, was Österreich eine bis dahin kaum gekannte internationale [[Reputation]] einbrachte.
In der [[Wirtschaftspolitik]] zeichnete sich die Kanzlerschaft Kreiskys vor allem durch die niedrige [[Arbeitslosenrate]] aus, die in den siebziger Jahren großteils knapp an die [[Vollbeschäftigung]] herankam. Generell lässt sich die Art der Wirtschaftspolitik in der Ära Kreisky (vor allem nach 1974) als Austro[[keynesianismus]] bezeichnen, ein Begriff, den der Wirtschaftsforscher Hans Seidl prägte.
Die [[Haushaltspolitik]] der Regierung Kreisky war unter anderem durch den Hartwährungs-Kurs von [[Finanzminister]] [[Hannes Androsch]] gekennzeichnet, der auf einen stabilen [[Schilling]] setzte.

Ein offenes Geheimnis des Kreisky´schen Erfolgslaufs quer durch die 70er Jahre war nach allgemeiner Einschätzung auch die Aussöhnung der Österreichischen Sozialdemokratie mit der [[Römisch-katholisch]]en Kirche, das gute Verhältnis des SPÖ-Vorsitzenden Kreisky zum damaligen [[Kardinal]] [[Franz König]] ist diesbezüglich zu erwähnen. Im Jahr 1974 gewann der von der SPÖ aufgestellte Kandidat, [[Außenminister]] [[Rudolf Kirchschläger]], seines Zeichens ein praktizierender Katholik, die Wahl zum [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten]].
1980 wurde der in der Bevölkerung äußerst [[populär]]e Kirchschläger sowohl von der SPÖ, als auch der führenden Oppositionspartei ÖVP bei seiner erneuten Kandidatur unterstützt, was ihm mit ca. 79% ein bis heute unerreichtes Rekordergebnis bei einer österreichischen Bundespräsidentenwahl einbrachte.

Für die SPÖ dramatisch gestaltete sich die Kontroverse zwischen Kreisky und Finanzminister [[Hannes Androsch]], der von Medien als einer der „Kronprinzen“ des „Sonnenkönigs“ bezeichnet wurde und bei seinem Amtsantritt 1970 als 32-Jähriger „jüngster Finanzminister aller Zeiten“ war. Androsch hätte Kreisky 1974 gern als [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten]] vorgeschlagen, um selbst das Kanzleramt zu übernehmen; „der Alte“ weigerte sich jedoch, in die weitgehend machtlose Funktion des Staatsoberhauptes zu wechseln. Im Gegenzug behauptete Kreisky, nicht gewusst zu haben, dass Androsch neben seiner Ministertätigkeit formal nach wie vor Eigentümer einer Steuerberatungskanzlei sei, die öffentliche Auftraggeber zu ihren Klienten zähle. Kreisky bezeichnete dies als unvereinbar mit Androschs Ministeramt. 1981 musste Androsch in die Funktion des Generaldirektors einer verstaatlichten Bank wechseln. Androsch, ebenso medienbewusst wie der Kanzler, behielt einen beträchtlichen Freundeskreis in der Partei, der nun dem Kanzler kritisch gegenüberstand. Androsch wurde später wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

In der Zeit der Alleinregierung wandelte sich die SPÖ von einer Arbeiterpartei zu einer ''linken Volkspartei'', in deren „Dunstkreis“ Glücksritter diverse Affären auslösten, unter anderen den 1980 aufgedeckten [[AKH-Skandal]] um den Bau des größten Spitals Österreichs.

Als 1983 keine absolute Mehrheit für die SPÖ zu Stande kam, arrangierte Kreisky eine Koalition mit der [[FPÖ]], der [[Fred Sinowatz]] als Bundeskanzler vorstand. Diese Koalition wurde 1986, nach der Wahl [[Jörg Haider]]s zum [[FPÖ]]-Obmann, aufgelöst.

=== Seit 1991: Sozialdemokratische Partei Österreichs ===
==== 1986–1999: Große Koalitionen unter SPÖ-Führung ====
[[Datei:Franz-vranitzky-01.jpg|thumb|right|Franz Vranitzky, SPÖ-Bundeskanzler 1986–1997, von Medien als Teflon-Kanzler bezeichnet]]
Der neue Parteivorsitzende [[Franz Vranitzky]] bildete 1986 eine große Koalition mit der [[ÖVP]], die, ab 1997 unter seinem Nachfolger [[Viktor Klima]], bis 1999 bestand. Diese Jahre standen für die SPÖ (wie auch für die Volkspartei) allerdings auch im Schatten des kometenhaften Aufstiegs der FPÖ unter Jörg Haider, was 2000 auch zum vorläufigen Ende der Regierungsverantwortung durch die SPÖ führte. Die SPÖ-Spitzenpolitiker [[Leopold Gratz]] und [[Karl Blecha]] mussten 1989 wegen der Verwicklung in die [[Lucona]]-Affäre (tödlicher Versicherungsbetrug [[Udo Proksch]]') bzw. des [[Noricum-Skandal]]s (illegaler Waffenexport einer Staatsfirma) zurücktreten.

Unter Vranitzkys Vorsitz wurde die Partei auf dem Bundesparteitag in Linz 1991 in ''Sozialdemokratische Partei Österreichs'' (SPÖ) umbenannt. Damit entsprach man westeuropäischen Usancen; der historische Kompromiss aus dem Jahr 1945 war schon lang nicht mehr zeitgemäß.

Im Jahre 1994 entschied sich Österreich im Zuge einer obligatorischen [[Volksabstimmung (Österreich)|Volksabstimmung]] für einen Beitritt zur Europäischen Union ([[EU]]), was als großer Erfolg für die Koalition unter Kanzler und SPÖ-Chef Vranitzky betrachtet wurde. Vranitzky war es gelungen, der lange Zeit [[EWG]]-kritischen SPÖ die Vorteile der EU deutlich zu machen. Die von SPÖ-Funktionären gesehene Gefahr für die [[österreichische Neutralität]] wurde mit dem Slogan „Wir gehen als neutraler Staat in die EU“ überspielt. Dass man als EU-Mitglied anderen EU-Mitgliedern gegenüber nicht neutral sein kann, blieb ungesagt.

1997 übergab Vranitzky die Amtsgeschäfte auf Grund gesundheitlicher Probleme an seinen [[Finanzminister]], den ab sofort neuen Regierungschef Viktor Klima, der eine umfassende Regierungsumbildung vornahm.
Die Kanzlerzeit Klimas stand für die SPÖ mit Ausnahme der Wahlen zum [[EU-Parlament]] und der Salzburger Landtagswahlen (jeweils 1999) fast [[permanent]] im Zeichen von Wahlniederlagen und schlechter Umfragewerte.

==== 2000–2006: Von der Opposition an die Regierung ====
[[Datei:Sp-bundKopie.PNG|thumb|Logo der SPÖ mit österreichischer Fahne, die durch die Fahne eines Bundeslandes ersetzt werden kann]]
Im Frühjahr des Jahres 2000 musste die SPÖ auf Grund des Koalitionsabkommens von ÖVP und FPÖ in Opposition gehen, obwohl sie bei der Nationalratswahl 1999 mit 33,2 % (-4,9 %) sowie 65 Sitzen im Nationalrat stimmen- und mandatsstärkste Partei geblieben war. Klimas Nachfolger im Bundeskanzleramt wurde ÖVP-Obmann [[Wolfgang Schüssel]], der als derjenige Parteichef in die Geschichte eingehen sollte, der es erstmals vom dritten Platz bei der vorangegangenen NR-Wahl aus in die Funktion des Regierungschefs geschafft hatte. Klima zog sich aus der Politik zurück; die SPÖ wählte [[Alfred Gusenbauer]] zum neuen Parteivorsitzenden, der auch die Rolle des Oppositionsführers zu übernehmen hatte.

Bei der [[Nationalratswahl in Österreich 2002|Nationalratswahl]] am 24. November 2002 wurde die SPÖ trotz eines Stimmenzuwachses von 3,3 % von der [[ÖVP]] überholt, die erdrutschartige Zugewinne verzeichnen konnte und sich vom historischen Tiefststand aus dem Jahr 1999 (26,9 %) auf 42,3 % verbesserte. Nachdem sowohl die Sondierungsgespräche zwischen ÖVP und SPÖ, als auch die konkreten Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und Grünen gescheitert waren, setzten ÖVP und FPÖ ihre Zusammenarbeit fort.

Beim ersten Stimmungstest nach der Nationalratswahl musste die SPÖ im Jänner 2003 in Österreichs zweitgrößter Stadt [[Graz]] im Zuge der dortigen Gemeinderatswahl herbe Stimmen- und Mandatsverluste erleiden und fiel mit 25,7 % (-5,2 %) in einer ihrer ehemaligen Hochburgen deutlich hinter die vom Nationalratswahl-Erfolg beflügelte ÖVP zurück, die 36,1 % (+13,1 %) erreichte. Damit stellte die SPÖ erstmals seit 1985 nicht mehr den Bürgermeister in der steirischen Landeshauptstadt.

In Niederösterreich stand SP-Landeschefin und -Spitzenkandidatin [[Heidemaria Onodi]] bei der Landtagswahl im März 2003 gegen den populären und von bundespolitischem Rückenwind begünstigten ÖVP-Landeshauptmann [[Erwin Pröll]] auf verlorenem Posten und konnte trotz eines Stimmenzuwachses (von 30,4 % auf 33,6 %) die absolute Mehrheit der Volkspartei nicht verhindern.

Bei der Landtagswahl in [[Oberösterreich]] gewann die SPÖ mit [[Erich Haider]] an der Spitze im September 2003 11,3 % hinzu (von 27,0 % auf 38,3 %) und war daher mit vier von neun Landesräten in der Landesregierung vertreten. Die ÖVP, die bei dieser Wahl 43,4 % (+ 0,7 %) erreichte, bildete allerdings eine Koalition mit den Grünen und stellt daher weiterhin den Landeshauptmann.
Bei der gleichzeitig zu Oberösterreich abgehaltenen Landtagswahl in Tirol konnte die SPÖ unter Spitzenkandidat und Landesparteichef [[Hannes Gschwendtner]] zwar von 21,8 % auf 25,9 % zulegen, blieb aber wie gewohnt weit hinter der ÖVP (49,9 %) zurück, die die absolute Mandatsmehrheit zurückeroberte.

In [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] gewann die SPÖ bei der Landtagswahl im März 2004 13,1 % dazu und erreichte 45,4 %. Damit überholte sie die [[ÖVP]], die auf 37,9 % kam, und stellt seither mit [[Gabi Burgstaller]] in Salzburg erstmals die [[Landeshauptfrau]] (diese Bezeichnung wird von Burgstaller vorgezogen).
Parallel zu Salzburg fand am 7. März 2004 auch die Landtagswahl in Kärnten statt, die der SPÖ unter Spitzenkandidat und Landesparteivorsitzendem [[Peter Ambrozy]] deutlich erkennbare Stimmen- und Mandatsgewinne bescherten. Jedoch gelang es der Kärntner Sozialdemokratie nicht, Landeshauptmann Jörg Haiders FPÖ vom ersten Platz zu verdrängen. In der Folge kam es zu einer innerhalb der SPÖ teils heftig kritisierten Koalition zwischen FPÖ und SPÖ, die allerdings im Februar 2006 von Ambrozys Nachfolgerin an der Kärntner SP-Spitze, [[Gabriele Schaunig-Kandut]], wieder beendet wurde.

Im April 2004 gewann [[Heinz Fischer]] die Bundespräsidentenwahl; erstmals seit 1980 war wieder ein von der SPÖ unterstützter Kandidat erfolgreich, und zwar mit einem Stimmenanteil von 52,4 %. Auf seine Gegenkandidatin, [[Benita Ferrero-Waldner]] (ÖVP), entfielen 47,6 %. Der Sieg Fischers galt für die SPÖ als sehr bedeutend, war es doch der erste wirklich zählbare bundespolitische Wahlerfolg gegen die ÖVP seit der Wahl Gusenbauers zum Bundesparteivorsitzenden.

Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2004 konnte die SPÖ mit Spitzenkandidat [[Hannes Swoboda]] durch leichte Zugewinne den ersten Platz mit 33,3 % knapp verteidigen, die ÖVP landete nach einem ebenfalls kleinen Stimmenplus mit 32,7 % auf dem zweiten Platz. Auch dieser bundespolitische Sieg gegen die Kanzlerpartei ÖVP wurde von der SPÖ gefeiert, allerdings relativierte die extrem niedrige [[Wahlbeteiligung]] von unter 40 % das Ergebnis.

Im Herbst 2004 konnte die SPÖ mit Spitzenkandidatin [[Elke Sader]] bei der Landtagswahl in Vorarlberg zwar von 13,0 % auf 16,9 % zulegen, blieb jedoch, wie gewohnt, weit hinter der ÖVP zurück, die eine klare absolute Mehrheit erzielte.

Bei den Landtagswahlen im Burgenland, in der Steiermark und in Wien erreichte die SPÖ im Oktober 2005 durchgehend Zugewinne:
Im Burgenland eroberte sie mit Landeshauptmann [[Hans Niessl]] an der Spitze die absolute Mehrheit zurück (ca. 52 %).
In der Steiermark überholte die SPÖ mit 41,7 % (+ 9,4 %) die ÖVP, die 38,7% (-8,6 %) erreichte, und stellt seit 25. Oktober 2005 erstmals seit 1945 den Landeshauptmann, [[Franz Voves]].
In Wien wiederum baute die SPÖ unter [[Michael Häupl]] die absolute Mandatsmehrheit von 52 auf 55 von 100 Sitzen aus, auch wenn sie an Wählerstimmen gemessen lediglich die relative Mehrheit erreichte (48,9 %).

[[Datei:Alfred_Gusenbauer_Linz_2008.jpg|thumb|right|Alfred Gusenbauer, SPÖ-Vorsitzender 2000–2008, Bundeskanzler 2007–2008]]
2005 wurde nach mehr als dreijähriger Forschung der Bericht über die Aufklärung der so genannten „braunen Flecken“ in der Partei abgeschlossen. Er befasst sich mit SPÖ-Mitgliedern und SPÖ-Funktionären, die Mitglieder der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] (vor dem [[Anschluss (Österreich)|Anschluss]] in Österreich illegal) gewesen waren und sich als solche in die Verbrechen des NS-Regimes verstrickt hatten. Als Beispiel wird der NS-Arzt und vermutliche Kindermörder in der Wiener Euthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“, [[Heinrich Gross]], genannt, der in der SPÖ zu hohen Ehren kam. Gross wurde mit mehreren Auszeichnungen der Republik versehen und von der österreichischen Justiz dank SPÖ-Justizminister [[Christian Broda]] lange Zeit vor Strafverfolgung geschützt (s. auch Literatur, Links).

2006 fügte der [[BAWAG-Affäre|BAWAG-Skandal]] der SPÖ erheblichen [[Image]]schaden zu. Trotzdem wurde sie ungeachtet der Ergebnisse sämtlicher seriöser Meinungsforschungsinstitute bei der [[Nationalratswahl in Österreich 2006|Nationalratswahl im Oktober 2006]] mit einem Stimmenanteil von 35,3 % (-2,2 %) und 68 Mandaten (-1) wieder zur bundesweit stimmenstärksten Partei und stärksten Parlamentsfraktion vor der Volkspartei mit 34,3 % (-8,0 %) und 66 Sitzen (-13).

==== 2007–2008: Kabinett Gusenbauer und Tiefstand bei Nationalratswahl 2008 ====
Die Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP führten am 11. Jänner 2007 zur Angelobung der [[Bundesregierung Gusenbauer]], einer [[Großen Koalition]] von SPÖ und ÖVP unter Bundeskanzler [[Alfred Gusenbauer]]. Teile der Partei erklärten ihre Unzufriedenheit mit dem Koalitionspakt, weil Schlüsselministerien (Finanzen, Inneres, Äußeres) bei der ÖVP verbleiben und wichtige SPÖ-Wahlkampfforderungen (siehe oben) in dieser Koalition nicht realisierbar erscheinen.

Beim ersten nennenswerten Stimmungstest für die von SP-Chef Alfred Gusenbauer geführte Regierung nach der Nationalratswahl 2006 verzeichnete die SPÖ im Rahmen der [[Gemeinderatswahl in Graz 2008|Grazer Gemeinderatswahl am 20. Jänner 2008]] deutliche Stimmen- und Mandatsverluste und blieb an zweiter Stelle hinter der ÖVP. Auch bei der [[Landtagswahl in Niederösterreich 2008]] und der [[Landtagswahl in Tirol 2008]] musste die SPÖ Verluste hinnehmen.

Am 16. Juni 2008 wurde [[Werner Faymann]] in einer Präsidiumssitzung zum geschäftsführenden Bundesparteivorsitzenden bestellt. Am 8. August 2008 löste er Gusenbauer als Bundesparteivorsitzender ab.

==== Seit 2008: Die SPÖ unter Werner Faymann ====
[[Datei:Werner_Faymann_20080905b.jpg|thumb|120px|left|Werner Faymann, Parteivorsitzender und Bundeskanzler seit 2008]]
Am 7. Juli 2008 kündigte die ÖVP die rot-schwarze Koalition auf. Auslöser war nach Angaben von Vizekanzler [[Wilhelm Molterer]] die von Gusenbauer und Faymann Ende Juni in Form eines Briefes an „[[Kronen Zeitung]]“-Herausgeber [[Hans Dichand]] veröffentlichte Ankündigung, „dass zukünftige Vertragsänderungen ''[Anm.: der EU-Verträge]'', die die österreichischen Interessen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen“. Bundeskanzler Gusenbauer erklärte unterdessen, dass er bei einer Neuwahl nicht mehr als Spitzenkandidat antreten werde.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/72/184494/ Kanzler Gusenbauer gibt auf, Faymann kommt]</ref> Der Brief an Dichand wurde auch von der SPÖ Nahestehenden als unwürdige Anbiederung an den umstrittenen greisen „Zeitungszaren“ kritisiert, den Faymann, dem Blatt als Wiener Wohnbaustadtrat bzw. als Verkehrsminister durch umfangreiche Inserate verbunden, gerüchteweise als „Onkel Hans“ tituliert haben soll.

Im September 2008 fand die [[Nationalratswahl in Österreich 2008|24. Nationalratswahl in Österreich]] statt. Die SPÖ konnte mit 29,3 % der Stimmen (-6 %) zwar den ersten Platz verteidigen, dennoch verbuchte sie das schwächste Ergebnis seit der Neugründung 1945.

Am 23. November 2008 erklärten die Parteichefs von SPÖ und ÖVP, Werner Faymann und [[Josef Pröll]], dass sie sich auf eine erneute Koalition mit Faymann als [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] geeinigt haben ([[Bundesregierung Faymann]]).<ref>[[Der Standard]]: [http://derstandard.at/?url=/?id=1227286845828 ''Rot-schwarze Koalition ist fix ''], 24. November 2008</ref> Faymann hingegen wird ein vager „Kuschelkurs“ nachgesagt, der offen lasse, wofür die SPÖ politisch wirklich stehe. Einzelne „Parteirebellen“ äußern diese Kritik auch öffentlich.


== Aktuelle Wahlergebnisse ==
== Aktuelle Wahlergebnisse ==

Version vom 26. Februar 2010, 18:50 Uhr

Sozialdemokratische Partei Österreichs
Logo der SPÖ
Logo der SPÖ
Parteivorsitzender Werner Faymann
Klubobmann Josef Cap
Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas
Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter[1]
Gründung 30. Dezember 18881. Jänner 1889
Gründungsort Hainfeld (Niederösterreich)
Hauptsitz Wien 1., Löwelstraße 18
Nationalratsmandate 57 von 183
Staatliche Zuschüsse ca. 8,7 Mio Euro
Mitgliederzahl 300.000
Parteigliederung 9 Landesorganisationen
114 Bezirksorganisation
3589 Ortssektionen
Mindestalter 16
Frauenanteil 30 %
Website www.spoe.at

Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ), bis 1934 Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), von 1945 bis 1991 Sozialistische Partei Österreichs, ist eine der ältesten bestehenden Parteien Österreichs und eine der beiden großen Volksparteien des Landes.

Die SPÖ stellte seit 1945 in 12 von 25 Bundesregierungen den Bundeskanzler. Derzeit gehören ihr mit dem Bundespräsidenten (SPÖ-Mitgliedschaft „ruhend gestellt“), dem Kanzler (seit 11. Jänner 2007) und der Ersten Nationalratspräsidentin die Inhaber der drei höchsten Staatsämter an, und sie stellt vier der insgesamt neun Landeshauptleute (Wien, Burgenland, Salzburg und Steiermark).

Inhaltliches Profil

In ihrem Grundsatzprogramm, beschlossen am Parteitag 1998, bekennt sich die SPÖ zur Sozialdemokratie, zu den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vollbeschäftigung. Gleichzeitig wird aber auch die Notwendigkeit von politischer Liberalisierung, Modernisierung und Veränderung thematisiert.

Wirtschafts- und Sozialpolitik

Den Grundsätzen der Sozialdemokratie entsprechend, ist das Ziel der SPÖ eine Gesellschaft, in der alle Klassengegensätze überwunden sind. Nach Meinung der SPÖ müsste jegliche Form von Arbeit zwischen Männern und Frauen gerecht verteilt werden. Als Ziel nennt die SPÖ die Vollbeschäftigung. Sie bestrebt die Zugänglichkeit öffentlicher Einrichtungen für jeden unabhängig vom sozialen Stand. Außerdem fordert sie ein faires Arbeitsverhältnis und Mitbestimmungsrecht von Arbeitnehmern in Unternehmen als Basis für eine soziale, wirtschaftliche Entwicklung.[2] Des Weiteren tritt sie für ein Steuersystem ein, das eine gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung erlaubt.[3] Den Staat sieht die SPÖ als Träger einer aktiven Wirtschaftspolitik.[4] Die Privatisierungspolitik, die zu Beginn der 1990er-Jahre von SPÖ-geführten Regierungen betrieben wurde, lehnt sie ab. Im Wahlkampf zum Nationalrat 2008 waren zentrale Forderungen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung und der Vermögenszuwachssteuer.[5][6]

Im Frühjahr 2009 beauftragte Bundeskanzler und Parteichef Werner Faymann den steirischen Landeshauptmann Franz Voves zur Entwicklung eines neuen Wirtschaftskonzepts für die SPÖ. Unter dem Titel NEW (Neue europäische Wirtschaftspolitik) präsentierte Voves im April 2009 sein Programm, welches aufgrund der Forderung einer höheren Vermögensbesteuerung und der Wiederverstaatlichung von liberalisierten Unternehmen, die dem öffentlichen Auftrag nicht nachkommen, eine innerparteiliche Debatte über einen wirtschaftspolitischen Linksruck auslöste.[7]

Bildungspolitik

Die Bildung wird im Programm der SPÖ als soziales Grundrecht angesehen.[8] Demnach tritt die SPÖ für Chancengerechtigkeit ein, eine der zentralen Forderungen ist die gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen als Modell der Gesamtschule.[9] Ein weiteres Anliegen ist der flächendeckende Ausbau der leistbaren und bedarfsorientierten Kinderbetreuung und die Herabsetzung der Schulpflicht auf das 5. Lebensjahr.[9] Im Bereich Studien verlangt die SPÖ einen freien Zugang zu den österreichischen Universitäten, so wurden beispielsweise im Jahr 2008 die einige Jahre zuvor eingeführten Studiengebühren abgeschafft. Weiters setzt man sich für die Sicherung der demokratischen Mitbestimmungsrechte in der ÖH.[10]

Gesellschaftspolitik

Als sehr wichtig wird auch die Gleichstellung von Frauen und die Tolererierung ethnischer Minderheiten empfunden. Die SPÖ will den interkulturellen Dialog forcieren und tritt für die Integration von Zuwanderern ein.[11] Im Kampf gegen Unfreiheit und Diskriminierung setzt sie sich gegen Terror, Folter und die Todesstrafe ein. Das Wahlprogramm von 2008 greift auch das Thema Homosexualität auf und befürwortet so die gesellschaftliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren.[12]

Fpö ist better

Aktuelle Wahlergebnisse

Die SPÖ stellt vier Landeshauptmänner bzw. -frauen (Wien, Burgenland, Salzburg und Steiermark) und regiert in Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich und Kärnten in der Landesregierung als Juniorpartner oder mittels Proporzsystem der Landesräte mit (Stand Dezember 2005). Sie stellt viele Bürgermeister, u.a. in Wien, Linz, Salzburg, St. Pölten, Wels, Steyr, Amstetten, Villach, Wolfsberg, Leoben, Bruck an der Mur, Kapfenberg, Wiener Neustadt, Knittelfeld, Judenburg. Darüber hinaus ist sie besonders stark in den Gewerkschaften und den Arbeiterkammern sowie einigen Betrieben in der Form der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) vertreten. Der SPÖ stehen zahlreiche Vorfeldorganisationen in allen Bereichen nahe, darunter ARBÖ, ASKÖ, Volkshilfe, Kinderfreunde, SJÖ und die Aktion kritischer SchülerInnen.

Mandate (total 183): 57 / -11
Mandate (total 736, Österreich 17): 4 / -3

Bundesparteivorsitzende seit 1945

Werner FaymannAlfred GusenbauerViktor KlimaFranz VranitzkyFred SinowatzBruno KreiskyBruno PittermannAdolf Schärf

Prominente Mitglieder

siehe Kategorie:SPÖ-Mitglied

Parteizeitungen der SPÖ

„Vorfeldorganisationen“

Die österreichische Sozialdemokratie stand ursprünglich in starkem Gegensatz zum Bürgertum, das seine Privilegien verteidigte. Sozialdemokraten wollten daher oft auch außerhalb der Politik nicht in bürgerlichen Vereinen Mitglied werden; sie gründeten eigene Vereine. Diese sind formal von der SPÖ unabhängig, werden aber häufig von Funktionären und Mandataren der SPÖ geleitet und daher von politischen Beobachtern als Vorfeldorganisationen der Partei bezeichnet. Zu nennen sind unter anderen:

Literatur

  • Martin van Amerongen: Kreisky und seine unbewältigte Gegenwart. Styria, Graz 1977
  • Caspar Einem, Wolfgang Neugebauer, Andreas Schwarcz: Der Wille zum aufrechten Gang. Czernin-Verlag, Wien 2005, ISBN 3-7076-0196-X
  • Barbara Kaindl-Widhalm: Demokraten wider Willen? Autoritäre Tendenzen und Antisemitismus in der 2. Republik. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1990
  • Helene Maimann (Hrsg.): Die ersten 100 Jahre. Österreichische Sozialdemokratie 1888–1988. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1988, ISBN 3-85447-322-2
  • Maria Mesner (Hrsg.): Entnazifizierung zwischen politischem Anspruch, Parteienkonkurrenz und Kaltem Krieg. Das Beispiel der SPÖ. R. Oldenbourg Verlag, München 2005
  • Wolfgang Neugebauer: Widerstand und Opposition. In: NS-Herrschaft in Österreich. öbv und hpt, Wien 2000
  • Anton Pelinka: Nach der Windstille. Eine politische Autobiografie, Lesethek Verlag Braumüller GmbH, Wien 2009, ISBN 978-3-9910000-6-8
  • Oliver Rathkolb: Die paradoxe Republik. Österreich 1945 bis 2005, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005, ISBN 3-552-04967-3
  • Franz Vranitzky: Politische Erinnerungen, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2004, ISBN 3-552-05177-5

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Seite der SPÖ, abgerufen 25. November 2008.
  2. Parteiprogramm, Seite 3
  3. Parteiprogramm, Seite 9
  4. Wahlmanifest, Seite 3
  5. Wahlmanifest, Seite 10
  6. Wahlmanifest, Seite 21
  7. http://images.derstandard.at/2009/04/06/new.pdf
  8. Parteiprogramm, Seite 22
  9. a b Wahlmanifest, Seite 17
  10. Parteiprogramm, Seite 24
  11. Parteiprogramm, Seite 19
  12. Wahlmanifest, Seite 32
  13. Bundesministerium für Inneres: Nationalratswahlen 2008
  14. Bundesministerium für Inneres: Europawahl 2009

Weblinks

Commons: Sozialdemokratische Partei Österreichs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: SPÖ – in den Nachrichten
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