Sprache

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Der Begriff „Sprache“ bezeichnet zwei eng miteinander verwandte Verwendungen: Die Sprache (ohne Plural) oder eine Sprache/Sprachen.

Die Sprache im erstgenannten Sinne bezeichnet die aus Wörtern bestehende, also verbale Kommunikation und damit die erfolgreichste Kommunikationsform des Menschen, neben nonverbalen Kommunikationsformen wie der Körpersprache. Sie wird akustisch durch Schallwellen (Lautketten) oder visuell-räumlich durch Gebärden (vgl. Gebärdensprache) oder haptisch durch taktile Gebärden oder durch Lormen übertragen. Mit der Schrift (vgl. Schriftsprache) ist eine Kommunikation zu Personen möglich, die man nicht sieht oder kennt. Das ist die älteste Form einer umfassenden Informationsspeicherung. Die Wissenschaft von Sprache als System heißt Allgemeine Sprachwissenschaft. Sprache verfügt über einen Wortschatz, welcher semantische Informationen enthält und eine Grammatik, welche die Wörter in Beziehung zueinander setzt. Systeme ohne Grammatik findet man bei Tiersprachen und in den theoretischen Protosprachen sowie bei einigen a-priori Plansprachen.

Das kleinste Element einer Sprache ist das Wort, die Geste oder der Ausruf. Damit kann man nur dann erfolgreich kommunizieren, wenn man sich darauf verlassen kann, dass beim Hörer das gleiche (oder fast gleiche) Wissen wie beim Sprecher vorhanden ist. So ist es notwendig, dass ein Kind erst lernt, was beispielsweise ein „Stuhl“ ist, bevor es dieses neue Wort sinnvoll anwenden kann. Insofern sind Worte immer willkürlich gewählte (arbiträre) Zeichen für eine (umfangreiche) Vorstellung.

Exemplarisch sei die Definition von Edward Sapir (1921) zitiert:

„Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei geschaffenen Symbolen.“

Edward Sapir: zitiert nach John Lyons, 4. Auflage, 1992, S. 13

Ferdinand de Saussure hat − einer Tradition folgend − Sprache als Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als zwingende Verbindung von Lautbild (signifiant = das Bezeichnende) und Vorstellung (signifié = das Bezeichnete), also als etwas Mentales gefasst. Karl Bühler sieht Sprache als „geformtes Gerät“, als Medium des Verständigungshandelns mit den Grundfunktionen der Darstellung (Bezug auf die Wirklichkeit), des Ausdrucks (Befindlichkeit des Sprechers) und des Appells (Beeinflussung des Hörers). Damit wird die Auffassung von Sprache als Zeichensystem fraglich, denn nur symbolische Ausdrücke lassen sich als Zeichen im eigentlichen Sinn („etwas steht für etwas“) auffassen. Wofür steht der Artikel der, die Abtönungspartikel halt, das Zeigwort da, die Interjektion hm? Für die Pragmatik ist Sprache ein zweckorientiertes Handlungssystem, das mental verankert ist. Für manche Linguisten ist Sprache ein menschentypisches biologisches Organ (Noam Chomsky), für andere das Medium der Gedankenbildung schlechthin (Wilhelm von Humboldt).

Eine Sprache im zweiten Sinne des Wortes ist jedes einzelne Kommunikationssystem, das der Verständigung dient, also menschliche Einzelsprachen (beispielsweise Deutsch), Fachsprachen (beispielsweise Mathematik und Rechtssprache), Computersprachen (beispielsweise Prolog) etc. (siehe nachstehende Unterkapitel). Die Wissenschaften einzelner Sprachen sind beispielsweise die Philologien (Anglistik, Germanistik). Die Linguistik dagegen beschäftigt sich mit einzelnen Sprachen lediglich als „Beleg“ für Theorien über die Sprache im Allgemeinen, die universellen Eigenschaften menschlicher Sprache und die Haupttypen der Sprachen der Welt (Sprachtypologie).


Linguistik

Die Allgemeine Linguistik untersucht die menschliche Sprache. In der Soziolinguistik geht es um die gesellschaftlichen Aspekte der Sprache, wie den Gebrauch von Dialekten und Soziolekten oder interkulturelle Kommunikation. Die Historiolinguistik befasst sich mit der genetischen Verwandtschaft von Sprachen, die in Sprachfamilien geordnet werden können. Im Gegensatz dazu untersucht die Sprachtypologie die strukturelle Verwandtschaft verschiedener Sprachen und versucht sogenannte Universalien, Eigenschaften, die alle oder sehr viele Sprachen aufweisen, zu formulieren. Die vergleichende Sprachwissenschaft erarbeitet Unterschiede und Gemeinsamkeiten zweier oder mehrerer Sprachen. Die meisten Sprachwissenschaftler behandeln Einzelsprachen oder Sprachfamilien. So befasst sich beispielsweise die Indogermanistik mit der indogermanischen Sprachfamilie. Annahmen über eine Ursprache der Menschheit sind vorwiegend spekulativ, hiermit befasst sich die Paläolinguistik.

Mit gesprochener Sprache beschäftigt sich intensiv die Gesprächsanalyse, die synonym auch Konversationsanalyse genannt wird. Die Pragmatik setzt sich mit Sprache als Handlung auseinander und beinhaltet als Kernstück die Sprechakttheorie.

Zu den Disziplinen, die sich besonders intensiv mit der Wirkung, kreativen Entfaltung und dem Sinn der Sprache auseinandersetzen, gehören auch die Rhetorik, die Literaturwissenschaft, die Sprachphilosophie und die Ethnologie.

Die Struktur und Verwendung von Sprachen wird in Grammatiken, der Wortschatz und Wortgebrauch in Wörterbüchern beschrieben. Die Etymologie ist eine Forschungsrichtung, die sich mit dem Ursprung und der Geschichte der Wörter und Namen befasst.

Formale Sprachen sind mit Mitteln von Logik und Mengenlehre beschreibbar (aufzählbare Menge der Basisausdrücke, Regeln der Komposition, wohlgeformte Ausdrücke). Die Beschreibungsprinzipien der formalen Logik werden auch auf die natürliche Sprache angewendet; Pionierarbeit hat dazu der amerikanische Logiker Richard Montague geleistet. Eine vollständige Rekonstruktion ist allerdings nicht möglich. Denn auch die Logik ist aus der natürlichen Sprache abgeleitet. Letztlich müssen wir alles in der natürlichen Sprache austragen (Wittgenstein).

Einzelsprache

Sprachen der Welt

Im speziellen Sinn bezeichnet Sprache eine bestimmte Einzelsprache wie Deutsch oder Japanisch. Die gesprochenen Sprachen der Menschheit werden in Sprachfamilien eingeteilt; anhand der Language Codes (nach den ISO 639 Teilnormen) können Sprachen international eindeutig identifiziert werden. Von den heute etwa 6500 auf der Welt gesprochenen Sprachen sind mehr als die Hälfte vom Aussterben bedroht, da sie kaum noch oder gar nicht mehr an Kinder weitergegeben werden. Von einigen Sprachen gibt es nur noch eine kleine Gruppe oft alter Muttersprachler. Dies wird höchstwahrscheinlich dazu führen, dass in den nächsten 100 Jahren Tausende von Sprachen verschwinden werden. Die Gesellschaft für bedrohte Sprachen unterstützt die Beschäftigung mit und die Dokumentation solcher Sprachen, die zum Erbe der Menschheit zählen und sich zum Teil durch ganz besondere Eigenschaften auszeichnen, die nur an ihnen zu studieren sind. Eine Sprache ist etwas Lebendiges, das entsteht, sich dauernd verändert und wieder vergeht – jedoch nicht im biologischen, sondern im übertragenen Sinne; Lebendigkeit steht hier für eine Vielfalt von Funktionen. Nicht mehr gebrauchte, auch tote Sprachen genannt, hinterlassen Spuren in Nachfolgesprachen; beispielsweise Latein in den romanischen Sprachen (Italienisch, Französisch, Rumänisch etc.), aber auch in der englischen und deutschen Sprache sowie den anderen germanischen Sprachen.

Gemäß ihrer Entstehung werden ethnische Sprachen und Plansprachen unterschieden. Eine ethnische oder Volkssprache bzw. Stammessprache ist z. B. das Aimara am Titicacasee, und eine Plansprache z. B. das Deutsche zum Zeitpunkt der Bibelübersetzung von Martin Luther, denn davor gab es nur eine große Mehrzahl ganz unterschiedlicher germanischer Stammessprachen, die auch und gerade im Wortschatz sehr differierten. Ein Beispiel einer Plansprache ist Esperanto, das zwar die heute verbreitetste Plansprache, aber dennoch weit von der Etablierung als Weltsprache entfernt ist.

Nichtmenschliche „Sprachen“

In den ersten Lebensjahren wird beim menschlichen Säugling der Kehlkopf (Larynx) abgesenkt. Nur wenige Tiere können ähnliches und dann Lautfolgen wie Menschen bilden, ggf. also sprachliche Äußerungen von Menschen nachahmen (Papagei, Robbe, Delfin).

Tiere kennen festgelegte Signalsysteme wie beispielsweise Bienen, deren Schwänzeltanz oft „Bienen- oder sogar Tanzsprache“ genannt wird; es ist allerdings fraglich, ob und ggf. wieweit in dem damit gemeinten, real instinktiv geregelten Signalverhalten eine Ähnlichkeit zur menschlichen Sprache besteht. Ob Vögel, Delfine oder Primaten eine der menschlichen Lautsprache ähnliche oder gar gleiche „Sprache“ kennen und sogar mit ihrer Hilfe wechselseitig kommunizieren, wird diskutiert. Es handelt sich hier allem Anschein nach lediglich um einen eingliedrigen und einseitigen Signalgang zwischen Sender und Empfänger wie Tierhalter ihn sich bei der Dressur beispielsweise von Hunden zunutze machen.

Üblicherweise gemeinte „Sprache“ von uns Menschen ist dagegen dreifach gegliedert: wir können aus bedeutungsunterscheidenden, selbst nichts bedeutenden Lauten (erste Gliederungsebene) bedeutungstragende Einheiten oder Morpheme bilden (zweite Gliederungsebene) sowie aus Wortformen dann Wortgruppen (Phrasen) und Sätze aufbauen (dritte Ebene). Wenn ein Tier zwanzig Laute bilden kann, so kann es stimmlich potentiell zwanzig unterschiedliche Signale bilden. Menschliche Sprache zeichnet sich dagegen durch eine hochdifferenzierte Variabilität stimmlicher Laute und Lautfolgen aus, für die es überdies unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten gibt, wie schon Wilhelm von Humboldt hervorhob, wobei hinzu kommt, dass Menschen auch noch verstehen oder äußern können, was sie zuvor nie gehört haben, also nicht einfach gelernt haben können und deswegen bloß imitieren.

Sprechförderung im Kindesalter

Viele – irreführenderweise meist Sprachmängel genannten – Sprechschwierigkeiten von Kindern sind durch gezielte Übungen behebbar. Daher kann nicht früh genug mit Sprecherziehung begonnen werden. Neuere Untersuchungen aus den Bereichen Sprachpsychologie und Patholinguistik haben die Sicht auf Sprechübungsprozesse erheblich verändert. Kindgemäße Sprecherziehung setzt grundlegende Kenntnisse des Spracherwerbs voraus. Einige wichtige Gesichtspunkte sollen im Folgenden erläutert werden.

Der Funktionskreis Atmung

Die Atmungsart ist die Basis des sinntragenden und hörerbezogenen Verhaltens. In atemschulenden Übungen wird die Aufmerksamkeit auf den Atmungsprozess gelenkt, in dem eine Beziehung zu den verbalen und den nonverbalen Ausdrucksbewegungen hergestellt wird. In diesem Zusammenhang wird auf die gesamtpersonelle Beeinflussung der Atemregulation hingewiesen – wie dies z. B. von Muhar und Coblenzer konstatiert wird (siehe auch: Sprechtechnik).

Der Funktionskreis Stimme

Die Beeinflussung des Stimmverhaltens (nach medizinischer Abklärung von pathologischen Stimmstörungen) kann nur gesamtpersonell vorgenommen werden, da ja die Stimme als interpersonelles Ausdrucksmittel eingesetzt wird. So sind z. B. richtiger Stimmeinsatz und Gebrauch der Indifferenzlage der Sprechstimme Basis der Ausdrucksbewegung, welche wiederum durch richtige Artikulation und rhythmische Atmung getragen wird.

Der Funktionskreis Aussprache

Analog zur physiologischen Sprechentwicklung über vorsprachlich verbale Ausdrucksmöglichkeiten (wobei den Sprachakzenten eine besondere kommunikative Aussagekraft zugeordnet wird), ist eine Schulung der Artikulation, entsprechend dem individuellen Sprechzustandsbild vorzunehmen. Die korrekte Aussprache der Laute ist Voraussetzung einer störungsfreien Produktion in Beziehung auf Koartikulation und den von Sprachakzenten getragen Sprachäußerungen.

Ein Zusammenwirken dieser drei Funktionskreise als Einheit eines Bereiches der Ausdrucksbewegung ist Voraussetzung jeder Fördermaßnahme! Welche Bereiche sollten von Schulbeginn an besonders gefördert werden?

  • Spracherwerb soll auf Beobachtung der individuellen Besonderheiten des Kindes aufbauen
  • die Förderung soll sich weiters an der ontogenetischen Entwicklung der Ausdrucksmöglichkeit des Kindes und nicht allein an der Sprachentwicklung orientieren
  • Sprecherziehung soll zu einem zielgerichteten verbalen, sprecherischen und körpersprachlichen Ausdrucksverhalten des Kindes führen und soll die Vielfalt des kindlichen Ausdrucksverhaltens fördern (Martinez, S. 22).

Formale Sprachen

Auch in der Informatik wird von Sprachen gesprochen. Die dann „Formale Sprachen“ genannten Systeme stellen mathematische Modelle von Sprachen dar, die besonders in der theoretischen Informatik, vor allem bei der Berechenbarkeitstheorie und dem Compilerbau Anwendung finden. Programmiersprachen wie ALGOL, Fortran, COBOL, BASIC, C, C++, Ada, LISP, Prolog, Java, Perl und viele weitere beruhen auf sowohl theoretischen wie pragmatischen Überlegungen.

Eine entfernt vergleichbare Bestrebung in der Philosophie war das Projekt des Orthosprachenprogramms des Logikers und Mathematikers Paul Lorenzen, das die Konstruktion einer eindeutigen und methodisch aufgebauten Wissenschaftssprache zum Ziel hatte, aber selbst „in der methodischen Philosophie höchst umstritten“ war.[1]

Sprache als Medium

Viele Medientheorien – vor allem die technischen – fassen Sprache nicht als Medium, sondern als Kommunikationsinstrument auf, d. h. als neutrale Ermöglichungsbedingung für die eigentlichen Medien. Sprache dient solchen Auffassungen nach lediglich der Repräsentation oder auch Übermittlung mentaler Entitäten (Konzepte, Begriffe), wobei letztere als unabhängig von der Sprache gedacht werden. Man spricht deshalb von Repräsentationsmitteln.

Die radikalste Form dieser „Sprachvergessenheit der Medientheorie“, wie Ludwig Jäger (2000) formuliert, findet sich im so genannten Diskurs über „postsymbolic communication“, der davon ausgeht, dass die menschliche Kognition und Kommunikation zukünftig nicht mehr auf Sprachzeichen angewiesen seien, weil diese auf Grund der technischen Entwicklungen im Bereich der Forschungen zur Künstlichen Intelligenz obsolet werden. Jäger (2000) zufolge bleiben Debatten über die Wirkungsmacht von „neuen Medien“, wie etwa Computer und Internet, jedoch leer, wenn Sprache nicht als entscheidendes Rahmenmedium erkannt wird. Er plädiert deshalb dafür, den nicht-technischen (anthropologischen) Medienbegriff stärker in den Diskurs über technische Medien einzubeziehen und so die schlichte Dichotomie zwischen „neuen Medien“ und „Sprache“ aufzuweichen. Jäger (2000/2002) formuliert eine erkenntnistheoretische Medienauffassung, deren Kernaussage lautet, dass Mentalität erst durch die Medialität ermöglicht wird. Das heißt die menschliche Mentalität wird in ihrem heutigen Umfang erst durch Zeichenhandlungsprozesse, die sowohl ein Welt- als auch Ich-Bewusstsein konstituieren, ermöglicht. Die Sprache nimmt hierbei eine konstitutive Rolle ein. Wird also Sprache als Medium begriffen, ist schon die menschliche Mentalität medial geprägt. Es ist daher stets von der Sprache her zu beurteilen, wie sich neue Medien auf den Menschen auswirken können (vgl. Jäger 2000/2002).

Diese Konzeption kann durch die Überlegungen Sibylle Krämers (2000) unterstrichen werden. Krämer meint, dass eine Botschaft, die in einem Medium vermittelt wird, die Spur seiner formalen Konstitution bewahrt – in diesem Fall besitzt die Mentalität des Menschen die Spur seiner semiologischen Performanzen. D.h.: Wird eine Äußerung getätigt, findet keine Reinvermittlung mentaler Konzepte statt, da diese durch die jeweilige Einzelsprache geprägt sind. Weiter stellt Krämer (1998) Medien als Apparate zur künstlichen Erzeugung neuer Welten dar (d. h.: neue Formen der Erfahrung, Vorstellungen), die es ohne das entsprechende Medium nicht geben würde. Die Sprache ermöglicht dem homo sapiens sapiens so gesehen nichts Minderes als die komplexere Erfahrbarmachung der tatsächlichen Welt in der uns heute geläufigen Weise.

Sprache im weiteren Sinne

Relevant ist hierbei die Frage, wo setzt Sprache an? Versteht man Sprache als Verständigungsmittel unter Menschen mit bestimmten Regeln zur Bildung von Wörtern und Sätzen, oder ist es der Austausch von Informationen zwischen Sender und Empfänger. Im letzteren Fall muss auch die Kommunikation unter Tieren berücksichtigt werden, die viel älter als die uns geläufige Sprache ist. Verschiedene Tierarten haben schon vor der Möglichkeit der verbalen Kommunikation, andere Wege zur Verständigung genutzt. Ameisen z.B. kommunizieren biochemisch, über bestimmte Sekrete. Wale tauschen sich nicht nur informativ (z.B. Bestimmung der Position) sondern auch expressiv, über bestimmte Tonfolgen, die sie innerhalb eines bestimmten Muster auf die Sekunde genau produzieren aus. Es wurde sogar belegt, dass es Dialekte und diachronen Wandel bei Walen gibt (z.B. bei Hawaii- und Buckelwalen) (vgl. Fischer:2004).

Manche Leute bezeichnen die Musik als universelle Sprache, da sie von Menschen unterschiedlichster Herkunft verstanden wird. Hierbei dient die Sprache vor allem als Kommunikationsmittel für Gefühle. So werden die meisten Filme mit Musik untermalt, weil dadurch unterschwellig die Gefühlslage der Situation bzw. der Figuren kommuniziert wird. In indischen Filmen geht das sogar soweit, dass die Handlung stehen bleibt und die Gefühle in Liedern ausgedrückt werden. Im europäischen Raum findet man dieses Phänomen bereits bei der Oper und im Oratorium Form von Arie, mitunter auch im Ensemble. Während im historischen Verlauf der Opern-/Oratoriumsentwicklung die Handlungsstagnation der Arien aufgeweicht wird und die Arie immer mehr auf die Handlungsebene rückt, wird die Idee, die Handlung zugunsten der ausführlichen Exposition im emotionalen Bereich im Musical wieder aufgegriffen.

Hier stößt man auf eine weitere Ebene der Sprache: Filme, Theaterstücke, Operetten usw. bedienen sich ebenfalls einer bestimmten Sprache. Die hier eingesetzten sprachlichen Mittel findet man im übertragenen Sinne auch in den Laut- und Schriftsprachen wieder.

Auch in anderen Bereichen wird der Begriff Sprache im übertragenen Sinne gebraucht. So wird etwa in der bildenden Kunst oder der Architektur der Begriff Formensprache verwendet, um die gestalterischen Mittel und deren Zusammenwirken zur Erzielung eines bestimmten Effekts zu beschreiben.

„Sprache und ihr System“ Grundsätzlich werden durch Sprache Inhalte mit Hilfe eines Systems vermittelt. Dieses besteht aus symbolischen Zeichen (bspw. den Buchstaben), aber auch aus ikonischen Zeichen (bspw.: Hinweisschildern, Piktogrammen, Landkarten, bestimmte Gesten). Die Sprache ist einem hierarchischen Aufbau verpflichtet. Bedeutungstragende Einheiten werden unterschiedlich kombiniert und man kann mit ihnen letztlich eine schier unendliche Anzahl komplexer sprachlicher Ausdrücke bilden. Die Struktur der gesprochenen Sätze gliedert sich wie folgt: Phrasen und Satzglieder sind die kleineren Einheiten von Sätzen, diese Einheiten bestehen wiederum aus Wörtern. Die Wörter selbst werden von Morphemen, den kleinsten bedeutungstragenden Gestalteinheiten der Sprache, gebildet – und diese schließlich aus den Phonemen (den kleinsten bedeutungsunterscheidenden sprachlichen Einheiten) sowie den Graphemen (den kleinsten bedeutungsunterscheidenden grafischen Symbolen, die ein oder mehrere Phoneme wiedergeben).

Stärken und Schwächen des Systems Sprache

Sprache hat die spezifische Stärke, eine relativ kurze Codierung zu sein.[2] Als solche ist sie gut speicherbar und übertragbar. Durch ihre Kompaktheit ist es möglich, in kurzer Zeit eine große Informationsmenge zwischen Sender und Empfänger auszutauschen.

Dem Vorteil der Kompaktheit steht ein Nachteil gegenüber: Sprachliche Kommunikation ist nämlich „schwach kausal“, ein Zusammenhang, auf den z. B. Prof. Ingo Rechenberg in seinem Buch „Evolutionsstrategie 94“ hinweist [3]. „Schwach kausal“ bedeutet, dass eine kleine Änderung im Eingangssignal (in der „Ursache“) eine starke Änderung im Ausgangssignal (in der „Wirkung“) haben kann. Der Satzteil „den Kopf abschneiden“ hat z. B. eine entschieden andere Bedeutung als „den Zopf abschneiden“. Dementsprechend wird der Empfänger der Botschaft auf die beiden Ansagen sehr unterschiedlich reagieren, selbst dann, wenn der vorliegende konkrete Fall nicht so extrem liegt wie der mit „Zopf“ und „Kopf“. Beispiele aus dem schwach kausalen Kontext sind im praktischen Sprachgebrauch die Worte „immer“, „andauernd“ oder „wenn Du, … dann…“. „Du bist immer beleidigt, wenn ich mal was sage…“ oder „ich kümmere mich andauernd um dies und das…“ oder „wenn Du dies nicht tust, dann mache ich das nicht“. Für all diese Beispiele gilt nämlich, dass sie nicht zutreffen. Kein Mensch tut „immer“ irgendetwas. Dementsprechend reagiert er ggf. heftig auf einen entsprechenden Vorwurf, obwohl der Auslöser nur ein einziges ungeschickt gesetztes Wort ist. Erläuternd ein Beispiel zu „schwach kausal“ aus einem anderen Zusammenhang: Ein schlankes, wenig standsicheres Wasserglas unmittelbar am Rand eines wackeligen Tisches ist schwach kausal. Ein kleiner Rempler genügt, und das Glas fällt herunter. Scherben sind die Folge und womöglich eine Schnittwunde und eine Infektion. Kleine bis minimale Ursache, große bis katastrophale Wirkung. Das ist schwach kausal. Ein standsicheres Glas in der Mitte eines stabilen Tisches dagegen ist „stark kausal“: Hier führt eine kleine Einwirkung (ein kleiner Anrempler) nur zu einer kleinen Wirkung (z. B. einer kleinen Verschiebung des Glases nebst allenfalls ein paar Wassertropfen auf dem Tisch). Der Zusammenhang ist insofern bedeutungsvoll, als Rechenberg nachweist, dass Systeme, die schwach kausal sind, nur sehr schlecht – bis gar nicht – dazu in der Lage sind, sich aus sich selbst heraus weiterzuentwickeln. Dem Aspekt einer gesteuerten Weiterentwicklung des Systems Sprache kommt vor diesem Hintergrund eine hohe Bedeutung zu.

Politik und Macht durch Sprache

Es wurde wiederholt versucht, diese Hypothese im Kontext der Machtstrukturen von Sprache politisch einzusetzen. Das Einfordern „politisch korrekter“ Formulierungen wird manchmal damit begründet, dass wer beispielsweise eine sexistische Sprache verwende, auch zu sexistischem Denken tendiere. Ob durch Sprachreformen wie das Binnen-I anstelle des generischen Maskulinums tatsächlich Bewusstseinsänderungen oder gar aktuelle politische Ziele zu erreichen wären, ist aber umstritten. Wahrscheinlicher ist, dass Sprachreformen im Prozess eines allgemeineren Bewusstseinswandels eine signifizierende und bekräftigende Wirkung ausüben können. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass Sprache zur Einschüchterung und zum Erhalt bestimmter Machtstrukturen eingesetzt wird (z. B. Mobbing, Denunziation, Demütigung). Als Unterdrückungsmechanismen in der mündlichen Kommunikation stellte Berit Ås die fünf Herrschaftstechniken heraus. Der Verweis auf solche Wirkungen bestehender Sprachregelungen kann es erlauben, einen solchen Zusammenhang überhaupt erst thematisierbar zu machen.

Umstritten ist jedoch die These, dass die Wortwahl die Empfindungen beziehungsweise Auffassungen ändere. Der Psychologe Steven Pinker betrachtete zum Beispiel die so genannte „euphemism treadmill“ (Euphemismus-Tretmühle) – den Effekt, dass euphemistische Neologismen alle negativen Assoziationen der Wörter aufnahmen, die sie ersetzten. Ein deutsches Wort in diesem Zusammenhang ist das euphemistische Wort „Restrukturierung“, welches das Wort „Schließung von Betrieben und Einrichtungen“ ersetzen sollte und den negativen Charakter übernahm. Ebenso wird gesagt, dass die Assoziationen mit beispielsweise den Wörtern „Behinderter“ oder „Azubi“ sich bei vielen Menschen nicht von denen unterscheiden würden, die früher „Krüppel“ und „Lehrling“ hatten. Beispielsweise wäre das Wort „behindert“ schon bald nach seiner Einführung in den Alltag ebenso für viele Menschen zum Schimpfwort mutiert wie einst „bresthaft“.

Es ist in der historischen Linguistik auch festgestellt worden, dass Wörter aus dem Sexual- und Fäkalbereich (also aus Bereichen, die in praktisch allen Kulturen ein Tabu darstellen) in den meisten Sprachen nach jeweils nur wenigen Generationen durch andere ersetzt werden, denen dann bald wieder das gleiche Schicksal droht. Bei Schriftsprachen ist dies, genau wie der allgemeine Sprachwandel, etwas verlangsamt.

Ein bekanntes Beispiel aus der Literatur für den Versuch, durch Einfluss auf die Sprache Einfluss auf das Denken der Bevölkerung auszuüben, ist der 1949 veröffentlichte Roman 1984 von George Orwell. In diesem Werk wird ein fiktives diktatorisch herrschendes Regime beschrieben, das eine vorgeschriebene konstruierte Sprache namens „Neusprech“ einsetzt, um die Kommunikation und das Denken der Bevölkerung in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken.

Ein anderes Literaturbeispiel, das explizit mit der Sapir-Whorf-Hypothese spielt, ist „Die Kriegssprachen von Pao“ von Jack Vance (ISBN 3-404-21184-7). Um einen besiegten Planeten kontrollieren zu können, werden dessen Völker in Händler, Bauern, Krieger und Wissenschaftler unterteilt, die jeweils nur die eigens für sie konstruierte Sprache lernen und sprechen dürfen.

Literatur

  • Berger, Ruth: Warum der Mensch spricht: Eine Naturgeschichte der Sprache. Eichborn, Frankfurt 2008 ISBN 978-3-8218-5687-2.
  • Börne, Ludwig: Bemerkungen über Sprache und Stil. (1826) In: Sämtliche Schriften. hrsgg. von Rippmann, Inge und Peter, Bd. II, Melzer, Düsseldorf 1964 und Melzer, Dreieich 1977 als TB-Ausgabe
  • Bosmajian, Haig A.: The Language of Oppression. Univ. Press of America 1983 ISBN 0-8191-3186-5
  • Bühler, Karl: Sprachtheorie. Fischer, Stuttgart 1934
  • Crystal, David: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Campus, Frankfurt 1995 ISBN 3-88059-954-8
  • Davidson, Donald: Seeing Through Language. In: Truth, Language, and History. Oxford Univ. Press, Oxford 2005 ISBN 0-19-823756-1
  • Haarmann, Harald: Kleines Lexikon der Sprachen. Von Albanisch bis Zulu. Beck, München ISBN 3-406-47558-2
  • Heinze, Martin et al. (Hrsg.): Sagbar – Unsagbar. Philosophische, psychoanalytische und psychiatrische Grenzreflexionen. Parodos, Berlin 2006 ISBN 3-938880-01-5
  • Humboldt, Wilhelm von: Grundzüge des allgemeinen Sprachtypus. Philo, Berlin 2004 ISBN 3-8257-0068-2
  • Janich, Peter: Logisch-pragmatische Propädeutik. Ein Grundkurs im philosophischen Reflektieren. Velbrück, Weilerswist 2001 ISBN 3-934730-37-X
  • Jürgens, Uwe: Die Evolution der Sprache. Biologie in unserer Zeit 36 (2006) 6, S. 362–368 ISSN 0045-205X
  • Kambartel, Friedrich und Pirmin Stekeler-Weithofer: Sprachphilosophie. Probleme und Methoden. Reclam, Stuttgart 2005 ISBN 978-3-15-018380-9
  • Kamlah, Wilhelm und Paul Lorenzen: Logische Propädeutik oder Vorschule des vernünftigen Redens. BI, Mannheim 1967 (BI-HTB 227/227a); 2., verb. u. erw. Aufl. 1973 u.d.T.: Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens. ISBN 3-411-05227-9 Nachdruck 1990, 1992; Metzler, Stuttgart 1996; engl.: Logical Propaedeutic. Pre-School of Reasonable Discourse. (Trans. H. Robinson) University Press of America, Lanham 1984
  • Ladenthin, Volker (Hrsg.): Goethe. Über Sprache. gata, Eitorf 1999
  • Lorenz, Kuno: Elemente der Sprachkritik. Eine Alternative zum Dogmatismus und Skeptizismus in der Analytischen Philosophie. Suhrkamp, Frankfurt 1970 (Reihe Theorie)
  • Lyons, John : Die Sprache. Beck, München 1992 (4. Auflage) ISBN 3-406-09400-7
  • Martinetz, Helmut: Sprache und Sprechen, die Brückenbauer auf der Bühne des Alltags. Lassen Sie Ihre Stimme erklingen. LIT, Münster 2006 (Reihe: Studien zur Linguistik Bd. 13) ISBN 3-8258-9496-
  • Fischer, Steven Roger: Eine kleine Geschichte der Sprache. 2., ungekürzte Ausgabe. 2004. München: DTV.

7

  • McGinn, Colin: Bedeutung. Kap. 12 seines Buches Das innere Auge – Von der Macht der Vorstellungskraft. Primus, Darmstadt 2007 S. 163–179 (Zum konstituierenden Verhältnis von Vorstellen und Sprache)
  • Witzany, Guenther: Natur der Sprache – Sprache der Natur. Sprachpragmatische Philosophie der Biologie. Königshausen & Neumann, Würzburg 1993 ISBN 3-88479-827-8
  • Pinker, Steven: Words and Rules: The Ingredients of Language. 1999 (Worte und Regeln: Die Natur der Sprache. Spektrum, Heidelberg 2000 ISBN 978-3-8274-0297-4)
  • J.J. Danis, RHS: Reden, Hören, Sprechen, München 2002 ISBN 3-925350-77-2

Siehe auch

Weblinks

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Wikibooks: Gehirn und Sprache – Lern- und Lehrmaterialien
Wikibooks: Wikijunior Sprachen – Lern- und Lehrmaterialien
Wikimedia-Atlas: Sprache – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. so Peter Janich in seiner Logisch-pragmatischen Propädeutik von 2001 auf S. 13
  2. Evolutionsstrategie '94, Verfasser Ingo Rechenberg, Verlag Fromman-Holzboog, 1994, ISBN 3-7728-1641-X, S. 127.
  3. Evolutionsstrategie '94, Verfasser Ingo Rechenberg, Verlag Fromman-Holzboog, 1994, ISBN 3-7728-1641-X, S. 126.