Tupolew Tu-98

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Tupolew Tu-98
Modell der Tupolew Tu-98
Typ Bomber
Entwurfsland

Sowjetunion 1955 Sowjetunion

Hersteller Tupolew
Erstflug 1956
Stückzahl 1

Die Tupolew Tu-98 (russisch Туполев Ту-98, NATO-Codename Backfin) war der Prototyp eines Strahlbombers mit Pfeilflügel, entwickelt vom Konstruktionsbüro Tupolew für die Luftstreitkräfte der Sowjetunion.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tu-98 entstand aus einem Programm zur Entwicklung eines schnellen taktischen Überschallbombers als Ersatz für die Tu-16. Das daraufhin entstandene Flugzeug wurde von zwei Ljulka-AL-7-Strahltriebwerken mit seitlichen Lufteinläufen hoch oben auf dem Rumpf (oberhalb der Flügelwurzel) angetrieben. Die Tu-98 hatte einen verglasten Bug für den Navigator, dahinter etwas oberhalb befand sich ein Tandemcockpit für Pilot und Waffenoffizier. Hinter dem Cockpit befanden sich seitlich die Lufteinläufe. Das Hauptfahrwerk mit je vier Rädern und geringer Spurweite wurde in den Rumpf eingezogen. Das auffälligste Merkmal der Tu-98 war das Argon-Zielradar für die Heckkanone in einer tropfenförmigen Verkleidung auf dem Seitenleitwerk.

Die Tu-98 wurde 1955 gebaut und begann ihre Erprobung Anfang 1956[1], die auch Starts mit Hilfsraketen beinhaltete. Zum Ende des Jahres zeichnete sich ab, dass das Muster nicht den Vorstellungen der Luftstreitkräfte entsprach und die Tests wurden abgebrochen. Trotzdem oder gerade deswegen wurde die Tu-98 auf dem Militärflugplatz Kubinka bei Moskau im Juni 1956 einer US-amerikanischen Delegation unter General Twining gezeigt[2] und von Staatschef Chruschtschow als neueste sowjetische Bomberentwicklung präsentiert. Die US-Militärs ließen sich beeindrucken und schrieben, da über das Flugzeug keine näheren Angaben gemacht wurden, den Entwurf dem Konstruktionsbüro Jakowlew zu. Es wurden zudem Mutmaßungen über eine angebliche Serienproduktion angestellt, die noch 1958 auf 15 Stück jährlich geschätzt wurde, weshalb von der NATO der Codenamen Backfin und auch die (fiktive) Bezeichnung Jak-42 vergeben wurde. Eine Indienststellung war für die Tu-98 jedoch nie vorgesehen. Der einzige Prototyp wurde nur für Testzwecke und bei der Luftparade in Tuschino geflogen.[3]

Die Konstruktion der Tu-98 hatte großen Einfluss auf den Prototyp des Tupolew Tu-28-Abfangjägers, offiziell bekannt als Tu-128. Neben aerodynamischen Versuchen für die Tu-128 wurde die Tu-98 für Versuche mit dem zukünftigen Tu-128-Radar RP-7 „Smersch“, wobei der verglaste Bug durch das Gerät ersetzt wurde, und dem Feuerleitsystem Kompleks 80 verwendet. Auch die als Bewaffnung für dieses Muster vorgesehenen R-4-Luft-Luft-Raketen wurden mit der Tu-98 erprobt. Die offizielle Bezeichnung der Maschine dafür lautete Tu-98LL für letajuschtschaja laboratorija, fliegendes Laboratorium. Nach Abschluss dieser Tests war die Tu-98 noch eine Zeitlang in Schukowski abgestellt, bevor sie verschrottet wurde. Auch für die Konstruktion der Tu-22 lieferte die Tu-98 Erkenntnisse.

Die Tu-98 hätte vier Freifallbomben im Bombenschacht sowie zwei Bomben an den Flügeln transportieren können, alternativ wäre eine Bewaffnung mit drei P-15-Lenkwaffen möglich gewesen, unter jedem Flügel eine und die dritte in halbversenkter Position unter dem Mittelrumpf. Diese Konfiguration ist vergleichbar mit der der Tu-22M. Bomben können in dieser Konfiguration im Bombenschacht nicht mitgeführt werden.

Projektiert wurde auch eine Version für einen extrem kurzen Start (im NATO-Jargon Zero Length Launch genannt), die mit geändertem Hauptfahrwerk und einer abwerfbaren Starthilfsrakete von einem Startgestell abheben sollte.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngröße Daten
Besatzung 3
Länge 32,06 m
Spannweite 17,27 m
Höhe 8,06 m
Flügelfläche 87,50 m²
Pfeilung 60° (Innenflügel)
45° (Außenflügel)
Startmasse maximal 39.000 kg
Flächenbelastung 445,7 kg/m²
Antrieb 2 × Strahltriebwerke Ljulka AL-7F mit je 93,2 kN Schub
Schub-Gewicht-Verhältnis 0,49
Höchstgeschwindigkeit 1.238–1.365 km/h in 12.000 m Höhe
Reichweite 2.440 km mit maximaler Zuladung
Dienstgipfelhöhe 12.750 m
Bewaffnung 3 × 23-mm-Maschinenkanonen AM-23
5.000 kg Abwurfmunition

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Höfling: Tupolew. Flugzeuge seit 1922. Motorbuch, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03459-4, S. 106/107.
  • Jefim Gordon, Wladimir Rigmant: OKB Tupolev. A History of the Design Bureau and its Aircraft. 2005, ISBN 1-85780-214-4, S. 161–164 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tupolev Tu-98 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tupolev Tu-98 1956. In: aviastar.org. Abgerufen am 18. Juli 2014.
  2. Alex Stoll: Tupolev Tu-98 "Backfin". In: AlexStoll.com. Alex Stoll, abgerufen am 18. Juli 2014.
  3. Staff Writer: Tupolev Tu-98 (Backfin) Strategic Bomber (1956) – Only a single prototype of the Tupolev Tu-98 Backfin bomber was ever completed. In: MilitaryFactory.com. Military Factory 2014, abgerufen am 18. Juli 2014.