Waldfriedhof Dahlem
Der Waldfriedhof Dahlem im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf liegt am Rand des Forstes Grunewald am Hüttenweg 47. Angelegt in den Jahren 1931 bis 1933 nach Plänen von Albert Brodersen, zählt er zu den jüngeren Berliner Friedhöfen. Mit Gräbern von Schriftstellern wie Gottfried Benn, Komponisten wie Wolfgang Werner Eisbrenner, des Malers Karl Schmidt-Rottluff, der Schauspieler O. E. Hasse, Hans Epskamp oder des Schauspielers und Entertainers Harald Juhnke gilt der Parkfriedhof als einer der sogenannten „Prominentenfriedhöfe“. Aufgrund seines dichten Nadelbaumbestandes zählt er auch zu den landschaftlich schönsten Friedhöfen der deutschen Hauptstadt.
Gestaltung als schlichter Parkfriedhof
Bei der Gestaltung des 75.407 m² großen landeseigenen Friedhofes stand die Einbindung in den städtischen Waldbereich in Form eines Parkfriedhofs im Vordergrund. Zwei großzügige zentrale Fichtenalleen kreuzen sich und teilen das Gelände in vier Hauptfelder. Die Gräber liegen geometrisch angeordnet in langen Heckenreihen und sind untereinander zumeist nochmals mit Hecken getrennt, sodass sie sich auf dem baumbestandenen Gelände im Grün verlieren. Das zurückhaltende Erscheinungsbild der Grabstätten ist ferner der Konzeption geschuldet, die mit ihrer Priorität der gärtnerischen Gestaltung keine aufwendigen Grabmäler zulässt. Monumentale Bauten und größere künstlerische Skulpturen wie auf vielen historischen Berliner Friedhöfen finden sich hier nicht.
Ein weiterer Grund für die auf einem „Prominentenfriedhof“ erstaunlich prunklose und, von einzelnen Ornamenten abgesehen, auch weitgehend verzierungsfreie Grabmalgestaltung lag in dem Ziel der Grabmalreformbewegung, die dem bürgerlichen Repräsentationsbedürfnis einen sachlicheren Umgang mit dem Tod entgegensetzte und eine einheitliche Grabmalgestaltung zum Ziel hatte. Diese Konzeption entsprach zudem der Linie der Nationalsozialisten, die Anträge zur Aufstellung von Grabfiguren konsequent ablehnten.
Den Entwurf für die Anlage schuf der „Königliche Gartenbaudirektor“ Albert Brodersen im Jahr 1929, der bereits bei Werken wie dem ehemaligen Botanischen Garten an der Potsdamer Straße (der heutige Heinrich-von-Kleist-Park), bei der Erweiterung des Viktoriaparks am Kreuzberg oder bei Entwürfen für den Volkspark Rehberge die landschaftliche Schönheit der Stadt mit der Hervorhebung Ihres vielen Grüns betont hatte. Da Brodersen 1930 verstarb, erlebte er weder die Arbeiten am Waldfriedhof noch seine Eröffnung 1933 mit.
Kapelle und Nebengebäude
Im hinteren Friedhofsteil liegt hinter einem langovalen Vorplatz die Kapelle des Friedhofs, die in den Jahren 1931/1932 von Heinrich Schweitzer errichtet wurde. Es handelt sich um einen Mauerwerksbau im Stil des Expressiven Realismus, dessen Fassaden gelb verputzt und an den Ecken mit Ortssteinen verkleidet sind. Das Gebäude hat einen T-förmigen Grundriss mit einer kleinen offenen Vorhalle, die von einem Pultdach gedeckt ist. Das eigentliche Kapellendach stellt ein Satteldach dar, das auf einer hölzernen Tragekonstruktion liegt und sich an der Rückseite über die niedrigeren Anbauten zieht. Die Seitenfassaden sind von hohen rechteckigen Fenstern aus Kathedralglas mit Bleifassung unterbrochen. Im Dachgiebel befindet sich außerdem ein Glockenträger. Der Innenraum der Kapelle besitzt eine zweifach gebrochene Holzdecke und eine Altarnische mit einem hohen Spitzbogen.
Auch die beiden niedrigen Torbauten sowie einige weitere Nebenbauten wurden 1932 von Schweitzer gebaut. Die Torbauten enthalten jeweils eine Rundbogenarkade, im nördlichen Bau ist zudem ein Blumenladen integriert. Dem südlichen Torbau schließt sich eine offene Halle sowie das Haus des Friedhofswärters an, in dem die Verwaltungs- und Wohnräume enthalten sind.
Bekannte beigesetzte Persönlichkeiten
- (Sternchenvermerk [*] = Ehrengrab des Landes Berlin)[1]
- Karl Anton (1898–1979), Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.
- Carl Heinrich Becker (1876–1933), Orientalist, Politiker, preußischer Kultusminister
- Elly Beinhorn (1907–2007), Luftfahrtpionierin
- Gottfried Benn* (1886–1956), Dichter
- Heinz Berggruen* (1914–2007), Kunstsammler
- Hans-Otto Borgmann (1901–1977), Filmkomponist
- Hans Bradtke (1920–1997), Textdichter, Zeichner und Karikaturist
- Bully Buhlan (1924–1982), Sänger, Pianist, Komponist, Schauspieler
- Konrad Burdach (1859–1936), Germanist und Literaturwissenschaftler
- Carl Correns (1864–1933), Botaniker und Pflanzengenetiker
- Franz Dischinger* (1887–1953), Bauingenieur
- Käthe Dorsch (1890–1957), Schauspielerin (Gedenkstein – beerdigt in Bad Saarow-Pieskow)
- Blandine Ebinger* (1899–1993), Schauspielerin und Chansonnière
- Karin Eickelbaum (1937–2004), Schauspielerin
- Wolfgang Werner Eisbrenner (1908–1981), Komponist und Dirigent
- Hans Epskamp (1903–1992), Schauspieler
- Adolf Erman (1854–1937), Ägyptologe
- Hermann Fehling (1909–1996), Architekt und Hochschullehrer
- Christian Fenner (1942–2006), Politikwissenschaftler und Parteienforscher
- Curth Flatow (1920–2011), Bühnen- und Drehbuchautor
- Ernst Fraenkel* (1898–1975), Politikwissenschaftler
- Roland Freisler (1893–1945) Jurist (Grabstein ohne Nennung des Namens)
- Ludwig Fulda* (1862–1939), Bühnenautor und Übersetzer
- Klaus Gysi (1912–1999), Politiker
- Wolfgang Hanel (1930–1994), Journalist, Reporter, Redakteur und Fernsehmoderator
- Ernst Hartert (1859–1933), Zoologe
- O. E. Hasse* (1903–1978), Theater- und Filmschauspieler, Regisseur
- Heinz Hentschke (1895–1970), Librettist, Schauspieler, Regisseur, Theaterintendant[2]
- Hans Herken (1912–2003), Pharmakologe
- Günter Herlitz (1913–2010), Unternehmer
- Ursula Herwig (1935–1977), Schauspielerin, Synchronsprecherin
- Carl Hofer* (1878–1955), Maler, Direktor der Berliner Hochschule für Bildende Künste
- Klaus Höhne (1927–2006), Schauspieler und Synchronsprecher
- Hans-Günter Hoppe* (1922–2000), Politiker, Stadtältester, Senator für Finanzen und Justiz, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und des Deutschen Bundestags
- Helene Jacobs* (1906–1993), Widerstandskämpferin
- La Jana (1905–1940), Tänzerin und Schauspielerin
- Harald Juhnke* (1929–2005), Schauspieler und Entertainer
- Julius Katona (1902–1977), Tenor, Kammersänger[3]
- Max Kaus (1891–1977), Maler, Grafiker und Hochschullehrer
- Otto Kermbach* (1882–1960), Kapellmeister und Komponist
- Hanns Kerrl (1887–1941), nationalsozialistischer Politiker
- Martin Kießling (1879–1944), Architekt
- Peter Kittelmann (1936–2003), Rechtsanwalt, Politiker
- Josef Paul Kleihues (1933–2004), Architekt und Hochschullehrer
- Horst Korber* (1927–1981), Politiker, Senator in verschiedenen Ressorts
- Hilde Körber (1906–1969), Schauspielerin
- Hans Leisegang (1890–1951), Philosoph, Physiker und Autor
- Lothar Loewe (1929–2010), Fernsehjournalist
- Siegmund Loewe (1885–1962), Radiopionier und Unternehmer
- Siegfried Loewenthal (1874–1951), Jurist
- Hubert Löneke (1926–2011), Bildhauer
- Marie Elisabeth Lüders* (1878–1966), Politikerin und Frauenrechtlerin
- Wolfgang Lukschy (1905–1983), Bühnen- und Filmschauspieler, Synchronsprecher
- Friedrich Luft (1911–1990), Theaterkritiker
- Leny Marenbach (1907–1984), Schauspielerin
- Arnold Marquis (1921–1990), Schauspieler, Synchronsprecher
- Paul Martin (1899–1967), Regisseur
- Erich Mühsam* (1878–1934), Dichter, Publizist, Dramatiker
- Zenzl Mühsam (1884–1962), Kämpferin um die Münchener Räterepublik an der Seite ihres Ehemannes Erich Mühsam
- Maximilian Müller-Jabusch (1889–1961), Journalist
- Rudolf Nelson* (1878–1960), Komponist und Theaterdirektor
- Eduard Neumann (1903–1985), Mediävist, Professor und Rektor der Freien Universität Berlin
- Hermann Noack (1895–1958), Kunst- und Bronzegießer
- Walter A. Noebel (1953–2012), Architekt und Hochschullehrer
- Richard Perlia (1905–2012), Flugpionier, Publizist
- Christian Pfeil* (1889–1965), Vorsitzender des Landessportbundes Berlin (1953–1965)[4]
- Otto Pniower (1859–1932), Literaturwissenschaftler
- Kurt Raeck (1903–1981), Dramaturg, Schauspieler, Theaterregisseur, Filmregisseur und Theaterintendant
- Bernd Rosemeyer* (1909–1938), Auto-Rennfahrer
- Wolfgang Rothkegel* (1919–1980), Politiker, Bezirksbürgermeister (Zehlendorf)[5]
- Heinrich Sahm (1877–1939), Politiker, Oberbürgermeister von Berlin
- Wolfgang Schleif (1912–1984), Cutter, Filmregisseur, Drehbuchautor
- Karl Schmidt-Rottluff* (1884–1976), Maler und Grafiker
- Hans Schmiljan (1901–1961), Politiker, Senator für Gesundheitswesen
- Walther Schreiber* (1884–1958), Politiker, Regierender Bürgermeister von Berlin
- Franz Schreker* (1878–1934), Komponist, Direktor der Berliner Musikhochschule
- Johannes Schultze* (1881–1976), Historiker
- Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld* (1902–1944), Widerstandskämpfer
- Kurt Seifert (1903–1950), Schauspieler, Sänger, Bühnenregisseur
- Gustav Severin (1903–2000), Unternehmer (Busreisen)
- Renée Sintenis* (1888–1965), Bildhauerin
- Werner Sombart* (1863–1941), Soziologe, Volkswirt
- Camilla Spira (1906–1997), Schauspielerin
- Herbert Stass (1919–1999), Schauspieler und Synchronsprecher
- Ilse Steppat (1917–1969), Schauspielerin
- Willy Stiewe (1900–1971), Journalist, Kommunalpolitiker, Bezirksbürgermeister (Zehlendorf)
- Erwin Stresemann* (1889–1972), Zoologe
- Wolfgang Stresemann* (1904–1998), Orchesterleiter, Komponist, Dirigent
- Günter Tembrock (1918–2011), Zoologe
- Heinrich Tessenow* (1876–1950), Architekt
- Ilse Trautschold (1906–1991), Schauspielerin und Kabarettistin
- Manfred Tümmler (1936–1990), Schauspieler
- Alfred Vohrer (1914–1986), Filmregisseur
- Fritz Arno Wagner (1884–1958), Kameramann
- William Wauer* (1866–1962), Bildhauer, Filmregisseur
- Richard von Weizsäcker (1920–2015), Politiker, Regierender Bürgermeister von Berlin, Bundespräsident
- Sybil Werden (1924–2007), Schauspielerin und Tänzerin
- Gerhart von Westerman* (1894–1963), Komponist, Intendant, Musikschriftsteller
- Theodor Wiegand (1864–1936), Archäologe (Grabstein nach Aufhebung des Ehrengrabstatus entfernt)
- Manfred Wockel (1936–1994), Kaufmann, Verleger[6]
- Johannes Würtz (1875–1958), Begründer der Behindertenpädagogik
Siehe auch
Literatur
- Hannelore Prüfer: Der Berliner Gartendirektor Albert Brodersen (1857–1930), in: Berlinische Monatsschrift, Heft 10/1997, S. 77–78 (online bei Edition Luisenstadt).
- Klaus Hammer: Historische Friedhöfe & Grabmäler in Berlin. Stattbuch Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-922778-32-1.
- Erika Müller-Lauter: Grabmäler in Berlin IV – Exempel. Die Friedhöfe im Bezirk Zehlendorf (= Berliner Forum. Nr. 9/85). Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, Berlin 1985.
Weblinks
- Waldfriedhof Dahlem. Seite des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf auf Berlin.de.
- Eintrag 09045949 in der Berliner Landesdenkmalliste
Einzelnachweise
- ↑ Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: Oktober 2015) (PDF)
- ↑ Heinz Heinrich Hentschke . friedparks.de – Historische Persönlichkeiten auf Berliner Friedhöfen, abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑ Julius Katonas. friedparks.de – Historische Persönlichkeiten auf Berliner Friedhöfen, abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑ Dr. Christian Pfeil. friedparks.de – Historische Persönlichkeiten auf Berliner Friedhöfen, abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑ Dr. Wolfgang Rothkegel. friedparks.de – Historische Persönlichkeiten auf Berliner Friedhöfen, abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑ Manfred Wockel. friedparks.de – Historische Persönlichkeiten auf Berliner Friedhöfen, abgerufen am 25. Februar 2014.
Koordinaten: 52° 27′ 20″ N, 13° 15′ 49″ O