„Meeresspiegelanstieg seit 1850“ – Versionsunterschied

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Ein vollständiges Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes würde den Meeresspiegel um etwa 7,3&nbsp;m anheben.<ref name="Bamber et al. 2001">Jonathan L. Bamber, Russell L. Layberry & S. Prasad Gogenini: ''A new ice thickness and bedrock data set for the Greenland ice sheet.'' In: ''JGR Atmospheres.'' Vol. 106, 2001, S.&nbsp;33773–33780, [[doi:10.1109/IGARSS.2000.858046]]</ref> Gegenwärtig wird damit gerechnet, dass dieser Vorgang wenigstens mehrere hundert Jahre dauern würde. Etwa um denselben Betrag würde ein Abschmelzen des gleichfalls mit Grönland als prinzipiell instabil geltenden Westantarktischen Eisschilds die Weltmeere ansteigen lassen. Die gut 25&nbsp;Millionen&nbsp;km³ Eis der gesamten Antarktis würden gar zu einer Erhöhung von je nach Quelle zwischen ca. 57 m und 61&nbsp;m führen.<ref name="Lythe und Vaughan 2001">Matthew B. Lythe, David G. Vaughan & the BEDMAP Consortium: ''BEDMAP: A new ice thickness and subglacial topographic model of Antarctica.'' In: ''Journal of Geophysical Research.'' 106, 2001, S. 11335–11351 ([http://epic.awi.de/4505/ online])</ref><ref name="IPCC 2001" /> Die weltweit knapp 160.000 Gletscher beinhalten mit einem Volumen von 80.000&nbsp;km³ so viel Wasser, um bei vollständigem Abschmelzen den Meeresspiegel um 24 cm steigen zu lassen.<ref name="IPCC 2001" /> Eine ähnliche Größe weisen die polaren [[Eiskappe|Plateaugletscher]] abseits der Eismassen Grönlands und des antarktischen Festlands auf (100.000&nbsp;km³) und könnten so den Meeresspiegel 27&nbsp;cm steigen lassen.<ref name="IPCC 2001">[[Intergovernmental Panel on Climate Change]]: ''Climate Change 2001: Working Group I: The Scientific Basis'', Kap. 11 ''Changes in Sea Level'', Tabelle 11.3 auf S. 648 ([https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/03/WGI_TAR_full_report.pdf online]).</ref> Die thermische Ausdehnung trägt pro Grad Celsius Erwärmung mit 20 bis 40&nbsp;cm zum Anstieg des Meeresspiegels bei.<ref name="Knutti und Stocker 2000">[[Reto Knutti]] & [[Thomas Stocker|Thomas F. Stocker]]: ''Influence of the Thermohaline Circulation on Projected Sea Level Rise.'' In: ''[[Journal of Climate]].'' Vol. 13, 2000, S. 1997–2001, {{DOI|10.1175/1520-0442(2000)013<1997:IOTTCO>2.0.CO;2}} (open access).</ref> Das komplette Abschmelzen von Polkappen, Gletschern und Eisfeldern mit einer globalen Erwärmung auf durchschnittliche 27 Grad käme laut Schätzungen einem Meeresspiegelanstieg von über 65&nbsp;m gleich.<ref>{{Internetquelle|autor=Louisa Korge|url=https://www.galileo.tv/earth-nature/so-wuerde-unser-planet-aussehen-wenn-das-eis-der-erde-komplett-schmelzen-wuerden/|titel=So würde unser Planet aussehen, wenn das komplette Eis schmelzen würde|werk=www.galileo.tv|datum=2017-07-21|zugriff=2019-08-14}}</ref> Der ''National Geographic'' widmete einen Artikel der Septemberausgabe 2013 einem Szenario mit einem Anstieg um 66&nbsp;m; ein solcher Anstieg wäre jedoch nach Aussage mancher Forscher erst in über 5.000 Jahren zu erwarten, wenn der CO<sub>2</sub>-Ausstoß weiterginge wie bisher.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.nationalgeographic.com/magazine/2013/09/rising-seas-ice-melt-new-shoreline-maps/|titel=What the World Would Look Like if All the Ice Melted|werk=National Geographic|datum=2013-09|zugriff=2019-08-14}}</ref>
Ein vollständiges Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes würde den Meeresspiegel um etwa 7,3&nbsp;m anheben.<ref name="Bamber et al. 2001">Jonathan L. Bamber, Russell L. Layberry & S. Prasad Gogenini: ''A new ice thickness and bedrock data set for the Greenland ice sheet.'' In: ''JGR Atmospheres.'' Vol. 106, 2001, S.&nbsp;33773–33780, [[doi:10.1109/IGARSS.2000.858046]]</ref> Gegenwärtig wird damit gerechnet, dass dieser Vorgang wenigstens mehrere hundert Jahre dauern würde. Etwa um denselben Betrag würde ein Abschmelzen des gleichfalls mit Grönland als prinzipiell instabil geltenden Westantarktischen Eisschilds die Weltmeere ansteigen lassen. Die gut 25&nbsp;Millionen&nbsp;km³ Eis der gesamten Antarktis würden gar zu einer Erhöhung von je nach Quelle zwischen ca. 57 m und 61&nbsp;m führen.<ref name="Lythe und Vaughan 2001">Matthew B. Lythe, David G. Vaughan & the BEDMAP Consortium: ''BEDMAP: A new ice thickness and subglacial topographic model of Antarctica.'' In: ''Journal of Geophysical Research.'' 106, 2001, S. 11335–11351 ([http://epic.awi.de/4505/ online])</ref><ref name="IPCC 2001" /> Die weltweit knapp 160.000 Gletscher beinhalten mit einem Volumen von 80.000&nbsp;km³ so viel Wasser, um bei vollständigem Abschmelzen den Meeresspiegel um 24 cm steigen zu lassen.<ref name="IPCC 2001" /> Eine ähnliche Größe weisen die polaren [[Eiskappe|Plateaugletscher]] abseits der Eismassen Grönlands und des antarktischen Festlands auf (100.000&nbsp;km³) und könnten so den Meeresspiegel 27&nbsp;cm steigen lassen.<ref name="IPCC 2001">[[Intergovernmental Panel on Climate Change]]: ''Climate Change 2001: Working Group I: The Scientific Basis'', Kap. 11 ''Changes in Sea Level'', Tabelle 11.3 auf S. 648 ([https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/03/WGI_TAR_full_report.pdf online]).</ref> Die thermische Ausdehnung trägt pro Grad Celsius Erwärmung mit 20 bis 40&nbsp;cm zum Anstieg des Meeresspiegels bei.<ref name="Knutti und Stocker 2000">[[Reto Knutti]] & [[Thomas Stocker|Thomas F. Stocker]]: ''Influence of the Thermohaline Circulation on Projected Sea Level Rise.'' In: ''[[Journal of Climate]].'' Vol. 13, 2000, S. 1997–2001, {{DOI|10.1175/1520-0442(2000)013<1997:IOTTCO>2.0.CO;2}} (open access).</ref> Das komplette Abschmelzen von Polkappen, Gletschern und Eisfeldern mit einer globalen Erwärmung auf durchschnittliche 27 Grad käme laut Schätzungen einem Meeresspiegelanstieg von über 65&nbsp;m gleich.<ref>{{Internetquelle|autor=Louisa Korge|url=https://www.galileo.tv/earth-nature/so-wuerde-unser-planet-aussehen-wenn-das-eis-der-erde-komplett-schmelzen-wuerden/|titel=So würde unser Planet aussehen, wenn das komplette Eis schmelzen würde|werk=www.galileo.tv|datum=2017-07-21|zugriff=2019-08-14}}</ref> Der ''National Geographic'' widmete einen Artikel der Septemberausgabe 2013 einem Szenario mit einem Anstieg um 66&nbsp;m; ein solcher Anstieg wäre jedoch nach Aussage mancher Forscher erst in über 5.000 Jahren zu erwarten, wenn der CO<sub>2</sub>-Ausstoß weiterginge wie bisher.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.nationalgeographic.com/magazine/2013/09/rising-seas-ice-melt-new-shoreline-maps/|titel=What the World Would Look Like if All the Ice Melted|werk=National Geographic|datum=2013-09|zugriff=2019-08-14}}</ref>


Eine 2019 veröffentlichte Studie hat den wahrscheinlichen Meeresspiegelanstieg bis 2100 unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren: der Entwicklung der Eisschilder, der thermischen Expansion der Meere, der Gletscherschmelzen und der Landwasserspeicher betrachtet. Laut dieser Studie besteht eine kleine, aber dennoch relevante Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Meeresspiegelanstieg bis 2100 mehr als zwei Meter betragen wird. Im Einzelnen sind in einem Szenario einer Erwärmung um zwei Grad mit 90%iger Sicherheit ein Meeresspiegelanstieg zwischen 36 und 126 cm zu erwarten, und in einem Szenario einer Erwärmung um fünf Grad ein Meeresspiegelanstieg zwischen 62 und 238 cm. Nur mit jeweils 5%iger Wahrscheinlichkeit liegt der Anstieg entweder darunter oder darüber.<ref name="bamber-etal-2019-06-04-Tab2"/>
Eine 2019 veröffentlichte Studie hat den wahrscheinlichen Meeresspiegelanstieg bis 2100 unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren: der Entwicklung der Eisschilder, der thermischen Expansion der Meere, der Gletscherschmelzen und der Landwasserspeicher betrachtet. Laut dieser Studie besteht eine kleine, aber dennoch relevante Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Meeresspiegelanstieg bis 2100 mehr als zwei Meter betragen wird. Im Einzelnen sind in einem Szenario einer Erwärmung um zwei Grad mit 90%iger Sicherheit ein Meeresspiegelanstieg zwischen 36 und 126 cm zu erwarten, und in einem Szenario einer Erwärmung um fünf Grad ein Meeresspiegelanstieg zwischen 62 und 238 cm. Nur mit jeweils 5%iger Wahrscheinlichkeit liegt der Anstieg entweder darunter oder darüber.<ref name="bamber-etal-2019-06-04-Tab2"/> Das Abschmelzen der grönländischen Gletscher ist gegenwärtig einer der Hauptfaktoren für den Meeresspiegelanstieg, der nach neuerer Datenlage im Bereich der Worst-Case-Szenarien des Fünften Sachstandsberichts des IPCC liegt.<ref name="10.1038/s41558-020-0893-y">{{cite journal | author=Thomas Slater | coauthors=Anna E. Hogg, Ruth Mottram | title=Ice-sheet losses track high-end sea-level rise projections | journal=Nature Climate Change | pages=1–3 | doi=10.1038/s41558-020-0893-y |language=en}}</ref><ref name="10.1038/s41467-020-19580-5">{{cite journal | author=Shfaqat A. Khan | coauthors=Anders A. Bjørk, Jonathan L. Bamber, Mathieu Morlighem, Michael Bevis, Kurt H. Kjær, Jérémie Mouginot, Anja Løkkegaard, David M. Holland, Andy Aschwanden, Bao Zhang, Veit Helm, Niels J. Korsgaard, William Colgan, Nicolaj K. Larsen, Lin Liu, Karina Hansen, Valentina Barletta, Trine S. Dahl-Jensen, Anne Sofie Søndergaard, Beata M. Csatho, Ingo Sasgen, Jason Box, Toni Schenk | title=Centennial response of Greenland’s three largest outlet glaciers | year=2020 | month=November |journal=Nature Communications | volume=11 | pages= | doi=10.1038/s41467-020-19580-5 |language=en}}</ref>


Die thermische Ausdehnung wird durch die selbstständige Erwärmung des Tiefenwassers weiter vorangetrieben, die ihre Ursache in der Vermischung von warmem Oberflächenwasser mit kühlerem Wasser aus tieferen Schichten hat. Auch wenn wirksamer Klimaschutz dazu beiträgt, die Lufttemperaturen zu stabilisieren, muss für die Ozeane ein verzögert einsetzender Stopp der Temperatursteigerungen von mehreren Jahrhunderten angenommen werden, innerhalb derer nichts an der thermischen Komponente der Meeresspiegelerhöhung geändert werden kann.<ref name="Rahmstorf/Schellnhuber 2006">Stefan Rahmstorf & Hans Joachim Schellnhuber: ''Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie.'' Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-50866-0</ref> Auch bei sofort einsetzendem effektivem [[Klimaschutz]] würde der Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten Jahrzehnten kaum gebremst werden.
Die thermische Ausdehnung wird durch die selbstständige Erwärmung des Tiefenwassers weiter vorangetrieben, die ihre Ursache in der Vermischung von warmem Oberflächenwasser mit kühlerem Wasser aus tieferen Schichten hat. Auch wenn wirksamer Klimaschutz dazu beiträgt, die Lufttemperaturen zu stabilisieren, muss für die Ozeane ein verzögert einsetzender Stopp der Temperatursteigerungen von mehreren Jahrhunderten angenommen werden, innerhalb derer nichts an der thermischen Komponente der Meeresspiegelerhöhung geändert werden kann.<ref name="Rahmstorf/Schellnhuber 2006">Stefan Rahmstorf & Hans Joachim Schellnhuber: ''Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie.'' Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-50866-0</ref> Auch bei sofort einsetzendem effektivem [[Klimaschutz]] würde der Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten Jahrzehnten kaum gebremst werden.

Version vom 22. November 2020, 14:42 Uhr

Meeresspiegelbeobachtungen zwischen 1993 und November 2018.
Der gemessene Anstieg des mittleren Meeresspiegels zwischen 1870 und 2009 beträgt ca. 25 cm
Regionale Verteilung des Meeresspiegelanstiegs zwischen 1993 und 2007. Die Veränderungen wurden mit den Satelliten TOPEX/Poseidon und Jason 1 gemessen

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist – global betrachtet – ein deutlicher Meeresspiegelanstieg zu beobachten, der allein im 20. Jahrhundert bei etwa 17 cm gelegen hat. In den vergangenen Jahrzehnten ist zudem eine Beschleunigung zu beobachten: Der durchschnittliche Meeresspiegelanstieg im Zeitraum von 1901 bis 2010 wird im Fünften Sachstandsbericht des IPCC mit 19 ± 2 cm angegeben. Zwischen 1901 und 2010 stieg der Meeresspiegel um 1,7 Millimeter pro Jahr, im Zeitraum 1993 bis 2010 waren es durchschnittlich 3,2 mm pro Jahr.[1] Für das Jahr 2018 wurde der Rekordwert von 3,7 Millimeter gemessen.[2] Durch die bereits erfolgten Treibhausgasfreisetzungen werden die Meeresspiegel noch auf Jahrhunderte weiter ansteigen, die Höhe des Anstieges ist abhängig von der Menge der freigesetzten Treibhausgase.[3] Der Meeresspiegelanstieg beruht im Wesentlichen auf zwei Phänomenen: Die Erwärmung der Ozeane führt zur Ausdehnung des Wassers (Ausdehnungskoeffizient 1,0002 pro Grad, bezogen auf das Volumen ungefähr das dreifache), die gestiegenen Lufttemperaturen zum Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden, wodurch Wasser vom Festland in die Ozeane gelangt.

Eine Ursache für die globale Erwärmung von Ozeanen und Atmosphäre ist die menschliche Aktivität. In welchem Ausmaß langfristige geodynamische Veränderungen wie das Absinken tektonischer Platten oder eine Gegenbewegung zur kleinen Eiszeit (um 1850) beim Anstieg des Meeresspiegels eine Rolle spielen, ist bisher noch ungeklärt.

Systematischen Auswertungen von Expertenmeinungen zufolge besteht im Fall einer Erwärmung um fünf Grad Celsius eine 5%ige Wahrscheinlichkeit eines Meeresspiegelanstiegs um mehr als 2,38 Meter bis 2100.[4][5] Weiteren Forschungsergebnissen zufolge ist innerhalb von 300 Jahren ein Anstieg um 2,5 m bis zu 5,1 m möglich.[6]

Der Meeresspiegelanstieg bedroht besonders Inselstaaten und Länder mit breiter Küstenfläche sowie einem tief liegenden Hinterland, etwa Bangladesch und die Niederlande. Dabei sind ärmere Staaten deutlich mehr gefährdet als wohlhabende Industriestaaten, die sich kostspielige Küstenschutzmaßnahmen leisten können. Effektiver Küstenschutz kostet deutlich weniger – in den meisten Fällen weniger als 0,1 Prozent des BIP – als die Beseitigung der Schäden, die aus Inaktivität resultieren.[7][8]

Erdgeschichtlicher Rückblick

Meeresspiegel-Anstieg der letzten 24.000 Jahre. Besonders vermerkt ist der „Schmelzwasserpuls 1A“, eine kurze Übergangsphase zur heutigen Warmzeit, in welcher der Meeresspiegel alle 20 bis 25 Jahre um einen Meter anstieg

In der erdgeschichtlichen Vergangenheit gab es immer wieder enorme Schwankungen des Meeresspiegels. Dabei besteht oft ein enger Zusammenhang zwischen der globalen Temperatur und dem Meeresspiegel (siehe → Eustasie). Über geologische Zeiträume ist eine Änderung der globalen Durchschnittstemperatur um 1 °C mit einem Anstieg bzw. einem Absinken des Meeresspiegels um 10 bis 20 m verbunden.[9]

Zum letzten Mal war die Erde im Warmklima des Paläogens vor etwa 35 Millionen Jahren im Wesentlichen frei von größeren polaren Eiskappen. Der Meeresspiegel war damals knapp 70 m höher als heute. Am Eozän-Oligozän-Übergang verstärkte sich der im Mittleren Eozän beginnende weltweite Abkühlungstrend und führte zu ersten Vergletscherungen in der Antarktis.[10] Im Pliozän vor etwa drei Millionen Jahren war die Arktis großteils noch eisfrei beziehungsweise lediglich von kleineren Eiskappen bedeckt, deren Umfang und Volumen jedoch nicht genau bekannt sind.[11] Das globale Klima lag über weite Teile der Epoche rund 2 bis 3 °C über den vorindustriellen Temperaturwerten, mit einem entsprechend höheren Meeresspiegel von 15 bis 25 m über dem gegenwärtigen Niveau. Während des letzten Interglazials, der Eem-Warmzeit vor etwa 126.000 bis 115.000 Jahren, waren die Sommertemperaturen in der nördlichen Hemisphäre etwa 2 °C wärmer als im vorindustriellen Vergleichszeitraum (auf Grönland sogar 5 °C).[12]

Die meisten neueren Studien gehen davon aus, dass in der Eem-Warmzeit der Meeresspiegel etwa 6 bis 9 m über dem heutigen Niveau lag.[13] Davon entfiel auf den Grönländischen Eisschild ein Schmelzwasseranteil von ungefähr 1,5 bis 2,5 m, der Rest verteilte sich auf die Reduzierung der westantarktischen Eisbedeckung sowie auf die thermische Ausdehnung des Meerwassers und das Abschmelzen von Gebirgsgletschern. Demnach verlor der Grönländische Eisschild in diesem Zeitraum 20 bis 30 Prozent seiner Masse,[14][15][16] wobei einzelne Studien höhere Werte ansetzen und eine Abnahme bis zu 60 Prozent veranschlagen.[17]

Paläogeographische Darstellung der Nordsee vor etwa 9000 Jahren (nach Ende der Weichsel-Kaltzeit)

Auf dem Höhepunkt der sich anschließenden Kaltzeit (Letzteiszeitliches Maximum) vor etwa 20.000 Jahren lag der Meeresspiegel um 120 m tiefer[6] und die globale Durchschnittstemperatur im Vergleich zur vorindustriellen Epoche rund 6 °C niedriger.[18] Am Übergang zur gegenwärtigen Warmzeit, dem Holozän, stieg der Meeresspiegel im Laufe mehrerer Jahrtausende sehr rasch an. Vor etwa 8.000 Jahren verlangsamte sich der Anstieg, um sich vor etwa 6.000 Jahren auf ein nahezu gleichbleibendes Level einzupendeln. In Abhängigkeit von den relativ geringfügigen Schwankungen des globalen Klimas sowie aufgrund postglazialer Landhebungen oder -senkungen kam es im späteren Holozän nur noch zu Veränderungen des Meeresspiegels im Dezimeterbereich.[13]

Anstieg in der jüngeren Vergangenheit

Seit der Industrialisierung und damit auch seit Beginn der menschlich verursachten globalen Erwärmung bis heute hat sich der Anstieg des Meeresspiegels deutlich beschleunigt. Im gesamten 18. Jahrhundert erhöhte er sich nur um 2 cm, im 19. Jahrhundert um 6 cm und im 20. Jahrhundert bereits um 19 cm.[19]

Zwischen 1840 und 2001 wurde ein Anstieg des Wasserspiegels an der Nordseeküste von 23 cm ermittelt.[20] Zwischen 1870 und 2004 ist der Meeresspiegel um etwa 19,5 cm angestiegen,[21] die durchschnittliche gemessene Erhöhung betrug im 20. Jahrhundert 1,7 ± 0,5 mm pro Jahr und zwischen 1961 und 2003 jährlich 1,8 ± 0,5 mm.[22] Dabei könnte der Anstieg im Laufe des 20. Jahrhunderts noch unterschätzt worden sein. Werden die Wassermengen, die in zunehmendem Maße hinter Staudämmen zurückgehalten wurden, mit eingerechnet, ergibt sich für den Zeitraum von 1930 bis 2007 ein rechnerischer Anstieg um 2,46 mm pro Jahr.[23]

Seit den 1990er Jahren beschleunigte sich der Anstieg deutlich. Satellitendaten der Jahre 1993 bis 2016 zeigen eine Anstiegsrate von 3,1 ± 0,4 mm. Nach Berücksichtigung des Pinatubo-Effekts und der ENSO-Schwankungen fiel die verbleibende, anthropogene Anstiegsrate etwas geringer aus, allerdings mit deutlich sichtbarer Beschleunigung: (2,9±0,4 + 0,084±0,025/y) mm/y mit 2005,0 als Zeitnullpunkt.[24] Für das Jahr 2018 errechnet sich daraus 3,3 mm/y, beobachtet wurden 3,7 Millimeter,[25]

Ursachen

Die Untersuchung einzelner Ursachen[22] zeigt die Beschleunigung ebenfalls:

Quelle Beitrag in mm/y im Zeitraum
1961–2003 1993–2003
Wärmeausdehnung der Meere 0,42 ± 0,12 1,60 ± 0,50
Gletscherschmelze 0,50 ± 0,18 0,77 ± 0,22
Grönländischer Eisschild 0,05 ± 0,12 0,21 ± 0,07
Antarktischer Eisschild 0,14 ± 0,41 0,21 ± 0,35

Für Grönland liegen aktuellere Studien vor, nach denen sich dieser Trend fortgesetzt hat.[26][27]

Das Schmelzen im Salzwasser schwimmender Eisberge trägt nur gering zur Erhöhung des Meeresspiegels bei. Schmölze alles heute schwimmende Eis, stiege der Meeresspiegel um etwa 4 cm an. – Im salzigen Meer schwimmendes Eis enthält näherungsweise kein Salz, mitunter eingeschlossene Salzlauge wird sogar ausgeschieden. Eis, das in Süßwasser zuerst schwimmt und dann schmilzt, erhöht den Wasserspiegel gemäß dem Auftrieb nach Archimedes nicht, sofern die Temperatur des flüssigen Wassers gleich bleibt. Das Schmelzen von schwimmendem (salzfreiem!) Eis im Salzwasser erhöht aber den Meeresspiegel, wenn auch in relativ geringem Maße: Das Meerwasser weist eine um etwa 2,6 % höhere Dichte auf als salzfreies Wasser. Ein schwimmender Eisblock von 1 t verdrängt genau 1 t Meerwasser, das aber nur ein Volumen von etwa 0,975 m³ einnimmt. Schmilzt derselbe Eisblock und mischt sich bei 4 °C mit dem Meerwasser, vergrößert er dessen Volumen aber um 1 m³. Das Meeresvolumen steigt deshalb um 2,6 % des Volumens des zuvor vom Eis verdrängten Wassers.[28]

Künftige Erhöhung

Malé, die Hauptstadt der Malediven, liegt einen Meter über dem Meeresspiegel
Vergleich des gemessenen Meeresspiegelanstiegs zwischen 1970 und 2010 mit den Projektionen des IPCC seit 1990: Die Realität bewegt sich am oberen Ende der damaligen IPCC-Szenarien

Falls sich der für die Jahre 1993 bis 2016 ermittelte Anstieg aus Wärmeausdehnung und Eisschmelze nur linear fortsetzt, würde der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 28 cm ansteigen, mit dem ermittelten Beschleunigungsterm auf 65 ± 12 cm.[24] Nach verschiedenen Szenarien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), veröffentlicht 2007 in seinem Vierten Sachstandsbericht, könnte sich bis zum Zeitraum 2090–2099 der Meeresspiegel im Vergleich mit dem Zeitraum 1980–1999 im globalen Mittel zwischen 0,18 m und 0,59 m erhöhen. Diese Abschätzung schloss dynamisches Verhalten von Eisschilden aus, welches zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes als unverstanden galt. Im fünften Sachstandsbericht des IPCC aus dem Jahr 2013 wurde das dynamische Verhalten von Eisschilden erstmals berücksichtigt und die Schätzung angehoben. Je nach Szenario wird hier ein Anstieg zwischen 0,26 m und 0,98 m erwartet. Im „Business As Usual-Szenario“ RCP 8,5 (vgl. repräsentativer Konzentrationspfad) steigt die im Zeitraum 2081–2100 erwartete jährliche Anstiegsrate auf 8–16 mm.[29]

Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Prognosen des Meeresspiegelanstieges durch den IPCC im 5. Sachstandsbericht wahrscheinlich zu konservativ kalkuliert sind und der Meeresspiegelanstieg stärker ausfallen könnte.[30][31] Beispielsweise publizierte eine Gruppe um den Klimatologen James E. Hansen im Jahr 2015 eine Arbeit, in der auf exponentiell verlaufende Dynamiken verwiesen wird, die bereits für das Jahr 2050 einen Meeresspiegelanstieg um mehr als einen Meter erwarten lassen.[32] Forscher um Steve Nerem haben anhand von Satellitenmessungen errechnet, dass der Meeresspiegel jedes Jahr etwas schneller steigt. Daher könnte der Durchschnittspegel an den Küsten im Jahr 2100 um 65 Zentimeter höher liegen als im Jahr 2005.[33][34] Beim National Climate Assessment vom Mai 2014 wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ein Meeresspiegelanstieg um 1 bis 4 Fuß (30 bis 120 cm) im Vergleich zum vorindustriellen Wert erwartet.[35] Vor dem Hintergrund ähnlich rascher Anstiege während des Eem-Interglazials vor 120.000 Jahren sind solche Abschätzungen realistisch.[36][32] Zu beachten ist, dass sich der Anstieg nicht überall auf der Welt gleichförmig bemerkbar machen wird. Aufgrund eustatischer Schwankungen werden für den Nordpazifik und die US-Küste deutlich höhere Werte als im weltweiten Durchschnitt angenommen.[37]

Seit der zweiten Hälfte der 2010er Jahre gilt es zudem als wahrscheinlich, dass der Westantarktische Eisschild mit dem Thwaites-Gletscher bereits destabilisiert ist. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, würde dies bedeuten, dass über die nächsten Jahrhunderte alleine durch das Abschmelzen der dortigen Gletscher ein sicherer Meeresspiegelanstieg von ca. 3 Metern auftreten wird.[38][39]

Wenn sich die Erwärmung bei 3 °C gegenüber dem vorindustriellen Wert stabilisiert, wird eine Meeresspiegelerhöhung bis zum Jahr 2300 um 2,5 bis 5,1 m prognostiziert. Davon würden 0,4 bis 0,9 m durch die thermische Ausdehnung, 0,2 bis 0,4 m durch das Abschmelzen von Gebirgsgletschern, 0,9 bis 1,8 m durch das Abschmelzen der Gletscher Grönlands und 1 bis 2 m durch das Schmelzen der Gletscher der Westantarktis beigetragen.[6]

Ein vollständiges Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes würde den Meeresspiegel um etwa 7,3 m anheben.[40] Gegenwärtig wird damit gerechnet, dass dieser Vorgang wenigstens mehrere hundert Jahre dauern würde. Etwa um denselben Betrag würde ein Abschmelzen des gleichfalls mit Grönland als prinzipiell instabil geltenden Westantarktischen Eisschilds die Weltmeere ansteigen lassen. Die gut 25 Millionen km³ Eis der gesamten Antarktis würden gar zu einer Erhöhung von je nach Quelle zwischen ca. 57 m und 61 m führen.[41][42] Die weltweit knapp 160.000 Gletscher beinhalten mit einem Volumen von 80.000 km³ so viel Wasser, um bei vollständigem Abschmelzen den Meeresspiegel um 24 cm steigen zu lassen.[42] Eine ähnliche Größe weisen die polaren Plateaugletscher abseits der Eismassen Grönlands und des antarktischen Festlands auf (100.000 km³) und könnten so den Meeresspiegel 27 cm steigen lassen.[42] Die thermische Ausdehnung trägt pro Grad Celsius Erwärmung mit 20 bis 40 cm zum Anstieg des Meeresspiegels bei.[43] Das komplette Abschmelzen von Polkappen, Gletschern und Eisfeldern mit einer globalen Erwärmung auf durchschnittliche 27 Grad käme laut Schätzungen einem Meeresspiegelanstieg von über 65 m gleich.[44] Der National Geographic widmete einen Artikel der Septemberausgabe 2013 einem Szenario mit einem Anstieg um 66 m; ein solcher Anstieg wäre jedoch nach Aussage mancher Forscher erst in über 5.000 Jahren zu erwarten, wenn der CO2-Ausstoß weiterginge wie bisher.[45]

Eine 2019 veröffentlichte Studie hat den wahrscheinlichen Meeresspiegelanstieg bis 2100 unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren: der Entwicklung der Eisschilder, der thermischen Expansion der Meere, der Gletscherschmelzen und der Landwasserspeicher betrachtet. Laut dieser Studie besteht eine kleine, aber dennoch relevante Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Meeresspiegelanstieg bis 2100 mehr als zwei Meter betragen wird. Im Einzelnen sind in einem Szenario einer Erwärmung um zwei Grad mit 90%iger Sicherheit ein Meeresspiegelanstieg zwischen 36 und 126 cm zu erwarten, und in einem Szenario einer Erwärmung um fünf Grad ein Meeresspiegelanstieg zwischen 62 und 238 cm. Nur mit jeweils 5%iger Wahrscheinlichkeit liegt der Anstieg entweder darunter oder darüber.[5] Das Abschmelzen der grönländischen Gletscher ist gegenwärtig einer der Hauptfaktoren für den Meeresspiegelanstieg, der nach neuerer Datenlage im Bereich der Worst-Case-Szenarien des Fünften Sachstandsberichts des IPCC liegt.[46][47]

Die thermische Ausdehnung wird durch die selbstständige Erwärmung des Tiefenwassers weiter vorangetrieben, die ihre Ursache in der Vermischung von warmem Oberflächenwasser mit kühlerem Wasser aus tieferen Schichten hat. Auch wenn wirksamer Klimaschutz dazu beiträgt, die Lufttemperaturen zu stabilisieren, muss für die Ozeane ein verzögert einsetzender Stopp der Temperatursteigerungen von mehreren Jahrhunderten angenommen werden, innerhalb derer nichts an der thermischen Komponente der Meeresspiegelerhöhung geändert werden kann.[48] Auch bei sofort einsetzendem effektivem Klimaschutz würde der Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten Jahrzehnten kaum gebremst werden.

Das National Research Council der Vereinigten Staaten hielt im Jahr 2010 einen Meeresspiegelanstieg zwischen 56 cm und 2 Metern bis 2100 für möglich.[4]

Direkte Bedrohung und Gegenmaßnahmen

Shanghai, mit knapp 20 Mio. Einwohnern die größte Millionenstadt der Welt, liegt durchschnittlich 4 Meter über dem Meeresspiegel

Die Effekte des Meeresspiegelanstiegs lassen sich grob in fünf Kategorien einordnen:

Die Erhöhung des Meeresspiegels birgt besondere Gefahren für Bewohner von Küstenregionen und -städten. Zu den Ländern, die durch einen Anstieg des Meeresspiegels am stärksten gefährdet sind, gehören Bangladesch, Ägypten, Pakistan, Malediven, Indonesien und Thailand, die alle eine große und relativ arme Bevölkerung aufweisen.[50] So leben z. B. in Ägypten rund 16 % der Bevölkerung (ca. zwölf Millionen Menschen) in einem Gebiet, das schon bei einem Anstieg des Meeresspiegels von 50 cm überflutet werden würde, und in Bangladesch wohnen über zehn Millionen Menschen nicht höher als 1 m über dem Meeresspiegel.[51] Bei einem Meeresspiegelanstieg von 100 cm müssten nicht nur sie, sondern insgesamt 70 Millionen Menschen in Bangladesch umgesiedelt werden,[52] wenn das Land nicht in Küstenschutzmaßnahmen investiert. Außerdem würde sich durch den Landverlust und die Erhöhung des Salzgehaltes im Boden die Reisernte halbieren.[53]

Ohne Gegenmaßnahmen würden bei einem Anstieg des Meeresspiegels um 1 m weltweit 150.000 km² Landesfläche dauerhaft überschwemmt werden, davon 62.000 km² küstennaher Feuchtgebiete. 180 Millionen Menschen wären betroffen und 1,1 Billionen Dollar an zerstörtem Besitz wären zu erwarten (bei heutiger Bevölkerung und Besitzstand).[54] Nach Angaben der OECD erhöht sich bis 2070 die Zahl der Personen in küstennahen Millionenstädten, die von einem statistisch einmal in hundert Jahren vorkommenden Flutereignis bedroht sind, von etwa 40 Millionen Menschen im Jahr 2005 auf dann 150 Millionen. Dies gilt für eine angenommene Erhöhung des Meeresspiegels um 0,5 m. Während das Risiko an wirtschaftlichen Folgeschäden in den 136 untersuchten Hafenstädten gegenwärtig bei 3 Billionen Dollar liegt, dürfte sich dieser Wert in den kommenden 60 Jahren auf 35 Billionen Dollar mehr als verzehnfachen, während Küstenschutzmaßnahmen dieses Risiko natürlich erheblich verringern können.[55]

Besonders einige kleine Länder im Pazifischen Ozean müssen fürchten, dass sie aufgrund ihrer sehr geringen Höhe in den nächsten Dekaden im Meer versinken, falls der Anstieg sich nicht verlangsamt. Die Inselgruppe Tuvalu ist in diesem Zusammenhang populär geworden, denn ihr höchster Punkt liegt nur fünf Meter über dem Meeresspiegel und sie gilt deshalb als besonders verwundbar. Ebenfalls betroffen sind die auf Meereshöhe liegenden Halligen der deutschen Nordsee, die langfristig in ihrer Existenz gefährdet sind.

Im Oktober 2019 wurde in der Fachzeitschrift Nature Communications eine Studie mit verbesserter Datenanalyse veröffentlicht, die besagt, dass die Zahl der Menschen, die während des 21. Jahrhunderts vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein werden, dreimal so hoch ist wie bisher angenommen. Bis zum Jahr 2050 könnten 300 Millionen Menschen durchschnittlich einmal im Jahr von Überflutungen betroffen sein. Ein großer Teil der Betroffenen wird in Küstengebieten der asiatischen Länder China, Bangladesch, Indien, Indonesien, Thailand, Vietnam, Japan und den Philippinen leben.[56][57][58] Doch auch die niedrig liegenden Regionen der Ostküste der USA und hier speziell Florida sind inzwischen von dieser Entwicklung betroffen. Die amerikanische Federal Emergency Management Agency (FEMA) hat vor mehr als dreißig Jahren einen Finanzierungsplan aufgelegt, wie mit Hilfe eines freiwilligen Programms zur Übernahme von Eigentum ein kontrollierter Rückzug zu erreichen ist. Seit 1989 hat die FEMA mehr als 40.000 Grundstücke aufgekauft.[59]

Sonstiges

Seit den frühen 1960er Jahren werden Wetter- und Erdbeobachtungssatelliten zur Untersuchung meteorologischer Vorgänge eingesetzt. Seitdem hat die Wetter- und Klimaforschung ganz andere Möglichkeiten als zuvor.

CHAMP sammelte von Juli 2000 bis September 2010 präzise Informationen über globale Temperatur- und Wasserdampfverteilungen.

Das Nachfolgeprojekt GRACE (Gravity Recovery And Climate Experiment) liefert seit Mai 2006 präzise Informationen über globale Temperatur- und Wasserdampfverteilungen. Die Messdaten ermöglichten den Nachweis, dass sich die Antarktis-Eismasse innerhalb von 3 Jahren um ca. 150 km³ verringert hat, was den Meeresspiegel um 0,4 mm pro Jahr steigen ließ.

Von Januar 2003 bis Oktober 2009 maß ICESat (Ice, Cloud and Land Elevation Satellite) Eispanzerdicken (auch Meereis), deren Veränderung, Höhenprofile von Wolken und Aerosolen sowie die Höhe von Vegetation. Zur Messung verwendete der Satellit Lasertechnik. Der Nachfolgesatelliten ICESat-2 wurde im September 2018 gestartet.[60]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IPCC, 2014: Climate Change 2014: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, R.K. Pachauri and L.A. Meyer (eds.)]. IPCC, Genf, S. 42.
  2. Untersuchung der Weltwetter-Organisation: Meeresspiegel steigt auf Rekordwert. via Spiegel Online, 28. März 2019;.
  3. IPCC, 2014: Climate Change 2014: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, R.K. Pachauri and L.A. Meyer (eds.)]. IPCC, Genf, S. 16.
  4. a b America’s Climate Choices: Panel on Advancing the Science of Climate Change, Board on Atmospheric Sciences and Climate, Division on Earth and Life Studies, NATIONAL RESEARCH COUNCIL OF THE NATIONAL ACADEMIES: Advancing the Science of Climate Change. The National Academies Press, Washington, D.C. 2010, ISBN 978-0-309-14588-6, 7 Sea Level Rise and the Coastal Environment, S. 243–250 (online [abgerufen am 17. Juni 2011]).
  5. a b Jonathan L. Bamber, Michael Oppenheimer, Robert E. Kopp, Willy P. Aspinall, Roger M. Cooke: Ice sheet contributions to future sea-level rise from structured expert judgment. In: www.pnas.org. 4. Juni 2019, Tabelle 2, doi:10.1073/pnas.1817205116 (pnas.org [abgerufen am 5. November 2019]). Siehe dazu auch den Artikel: Meeresspiegelanstieg: Maximal 2,38 Meter bis zum Jahr 2100. In: Spiegel Online. 21. Mai 2019 (spiegel.de [abgerufen am 21. Mai 2019]).
  6. a b c Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2006): Die Zukunft der Meere – zu warm, zu hoch, zu sauer. Sondergutachten, Berlin (Online).
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  9. David Archer und Victor Brovkin (2008): Millennial Atmospheric Lifetime of Anthropogenic CO2, in: Climatic Change, Vol. 90 (3)
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  12. Niklaus Merz, Andreas Born, Christoph C. Raible, Thomas F. Stocker: Warm Greenland during the last interglacial: the role of regional changes in sea ice cover. In: Climate of the Past. 12. Jahrgang, Oktober 2016, S. 2011–2031, doi:10.5194/cp-12-2011-2016 (englisch, unibe.ch [PDF]).
  13. a b R. E. Kopp, A. Dutton, A. E. Carlson: Centennial to millennial-scale sea-level change during the Holocene and Last Interglacial periods. In: Past Global Changes Magazine. 25. Jahrgang, Nr. 3, 2017, S. 148–149, doi:10.22498/pages.25.3.148 (englisch, unibe.ch [PDF]).
  14. A. Dutton, K. Lambeck: Ice Volume and Sea Level During the Last Interglacial. In: Science. 337. Jahrgang, Nr. 6091, Juli 2012, S. 216–219, doi:10.1126/science.1205749 (englisch, harvard.edu [PDF]).
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  16. E. J. Stone, PD. J. Lunt, J. D. Annan, J. C. Hargreaves: Quantification of the Greenland ice sheet contribution to Last Interglacial sea level rise. In: Climate of the Past. 9. Jahrgang, März 2013, S. 621–639, doi:10.5194/cp-9-621-2013 (englisch, clim-past.net [PDF]).
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  26. Jérémie Mouginot, Eric Rignot u. a.: Forty-six years of Greenland Ice Sheet mass balance from 1972 to 2018. Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.1904242116.
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  30. Stefan Rahmstorf, Katherine Richardson: Wie bedroht sind die Ozeane?, in: Klaus Wiegandt (Hrsg.), Mut zur Nachhaltigkeit. 12 Wege in die Zukunft. Frankfurt am Main 2016, 113-146, S. 120f.
  31. Vgl. auch Robert M. DeConto & David Pollard: Contribution of Antarctica to past and future sea-level rise. In: Nature. Band 531, Nr. 7596, 2016, S. 591–597, doi:10.1038/nature17145.
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  34. R. Steven Nerem - Current Research. Cooperative Institute for Research in Environmental Sciences, abgerufen am 15. Februar 2018 (englisch).
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  38. Stefan Rahmstorf, Katherine Richardson: Wie bedroht sind die Ozeane?, in: Klaus Wiegandt (Hrsg.), Mut zur Nachhaltigkeit. 12 Wege in die Zukunft. Frankfurt am Main 2016, 113-146, S. 121.
  39. Gerard H. Roe, Hélène Seroussi, Alexander A. Robel: Marine ice sheet instability amplifies and skews uncertainty in projections of future sea-level rise. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 8. Juli 2019, doi:10.1073/pnas.1904822116, PMID 31285345.
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  42. a b c Intergovernmental Panel on Climate Change: Climate Change 2001: Working Group I: The Scientific Basis, Kap. 11 Changes in Sea Level, Tabelle 11.3 auf S. 648 (online).
  43. Reto Knutti & Thomas F. Stocker: Influence of the Thermohaline Circulation on Projected Sea Level Rise. In: Journal of Climate. Vol. 13, 2000, S. 1997–2001, doi:10.1175/1520-0442(2000)013<1997:IOTTCO>2.0.CO;2 (open access).
  44. Louisa Korge: So würde unser Planet aussehen, wenn das komplette Eis schmelzen würde. In: www.galileo.tv. 21. Juli 2017, abgerufen am 14. August 2019.
  45. What the World Would Look Like if All the Ice Melted. In: National Geographic. September 2013, abgerufen am 14. August 2019.
  46. Thomas Slater, Anna E. Hogg, Ruth Mottram: Ice-sheet losses track high-end sea-level rise projections. In: Nature Climate Change. S. 1–3, doi:10.1038/s41558-020-0893-y (englisch).
  47. Shfaqat A. Khan, Anders A. Bjørk, Jonathan L. Bamber, Mathieu Morlighem, Michael Bevis, Kurt H. Kjær, Jérémie Mouginot, Anja Løkkegaard, David M. Holland, Andy Aschwanden, Bao Zhang, Veit Helm, Niels J. Korsgaard, William Colgan, Nicolaj K. Larsen, Lin Liu, Karina Hansen, Valentina Barletta, Trine S. Dahl-Jensen, Anne Sofie Søndergaard, Beata M. Csatho, Ingo Sasgen, Jason Box, Toni Schenk: Centennial response of Greenland’s three largest outlet glaciers. In: Nature Communications. 11. Jahrgang, November 2020, doi:10.1038/s41467-020-19580-5 (englisch).
  48. Stefan Rahmstorf & Hans Joachim Schellnhuber: Der Klimawandel. Diagnose, Prognose, Therapie. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-50866-0
  49. R.J. Nicholls und S.P. Leatherman (1994): Global sea-level rise, in: K. Strzepek, J.B. Smith: As Climate Changes: Potential Impacts and Implications, Cambridge Univ. Press
  50. United Nations Environment Programme: Criteria for Assessing Vulnerability to Sea Level Rise: A global Inventory of High Risk Areas. Delft Hydraulics Laboratory, Delf 1989.
  51. David G. Victor: Climate Change: Debating Americas Policy Options. Council on Foreign Relations/Brookings Institute Press, Washington 2004
  52. Nicholls (1995): Synthesis of Vulnerability Analysis Studies (PDF; 1,1 MB)
  53. Ingomar Hauchler, Dirk Messner, Franz Nuscheler (Hrsg.): Globale Trends 2002, Fakten – Analysen – Prognosen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 2001, S. 363.
  54. Masahiro Sugiyama, Robert J. Nicholls, Athanasios Vafeidis: Estimating the Economic Cost of Sea-Level Rise (PDF, abgerufen am 22. Oktober 2016)
  55. Nicholls, R.J., S. Hanson, C. Hereijer et al. (2007): Ranking Port Cities with High Exposure and Vulnerability to Climate Extremes. OECD Environment Working Papers No. 1, doi:10.1787/011766488208 (PDF). Siehe auch die Presseerklärung auf der OECD-Website: Climate change could triple population at risk from coastal flooding by 2070, finds OECD vom 4. Dezember 2007.
  56. Scott A. Kulp, Benjamin H. Strauss: New elevation data triple estimates of global vulnerability to sea-level rise and coastal flooding. In: Nature Communications. Band 10, Nr. 1, 29. Oktober 2019, ISSN 2041-1723, S. 1–12, doi:10.1038/s41467-019-12808-z (nature.com [abgerufen am 3. November 2019]).
  57. Report: Flooded Future: Global vulnerability to sea level rise worse than previously understood. In: Climate Central. 29. Oktober 2019, abgerufen am 3. November 2019 (englisch).
  58. Verena Kern: Land unter. In: Klimareporter. 2. November 2019, abgerufen am 3. November 2019 (deutsch).
  59. Meeresspiegelanstieg und seine Folgen: Wie sich Florida dafür rüstet FAIReconomics, September 2020 (abgerufen am 12. September 2020).
  60. ICESat-2: Launch Info. NASA, abgerufen am 17. Oktober 2018 (englisch).