„Intensive Tierhaltung“ – Versionsunterschied

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Sowohl das Eutrophierungs- als auch das Versauerungspotential sind laut der britischen Ökobilanzierung für ökologische Tiererzeugnisse höher als für konventionelle (Ausnahme: Schweinefleisch), wenn man die Verschmutzung pro Ertragseinheit vergleicht.<ref name=Defra></ref>
Sowohl das Eutrophierungs- als auch das Versauerungspotential sind laut der britischen Ökobilanzierung für ökologische Tiererzeugnisse höher als für konventionelle (Ausnahme: Schweinefleisch), wenn man die Verschmutzung pro Ertragseinheit vergleicht.<ref name=Defra></ref>

Ausscheidungen von Geflügel aus Massenzucht lässt sich leicht trocknen und transportieren um dann als wenig aggressiver Dünge verwendet zu werden. Rinder und Schweine dagegen scheiden 90% Wasser aus, was zu Geruchsbelästigung führt. 10.000 Schweine in der Mast hat die gleichen Abwassermenge wie eine Stadt mit 18.000 Einwohnern. Weltweit ist das Entsorgen landwirtschaftlicher Abfälle in Wasserläufig zunehmend verboten. Durch die Spezialisierung der intensiven Landwirtschaft werden für den Futtermittelanbau dem Boden Nährstoffe entzogen und mit Mineraldünger ausgeglichen, da die Ausscheidungen der Tiere nicht so weit transportiert werden. In den USA wird nur 34% des Stickstoffes wieder in den Boden eingebracht. Der Rest landet aufgrund der fehlenden Adsorption der [[Nitrat]]ionen in Bächen, Flüssen sowie im Grundwasser.<ref>Colin R. Townsend, Michael Begon, John L. Harper, Thomas S. Hoffmeister, Johannes L. M. Steidle und Frank Thomas: Ökologie, 2009, Springer, {{DOI|10.1007/978-3-540-95897-0_13}}</ref>

1999 waren 90% der Waldfläche die kritischen Belastungsgrenzen für eutrophierende Stickstoffeinträge überschritten. Die besonders hohen Überschreitungen fanden sich in Gebieten mit Intensivtierhaltung.<ref>Hans-Peter Blume, Gerhard W. Brümmer, Rainer Horn, Ellen Kandeler, Ingrid Kögel-Knabner, Ruben Kretzschmar, Karl Stahr, Berndt-Michael Wilke, Sören Thiele-Bruhn und Gerhard Welp: Gefährdung der Bodenfunktionen, Springer, 2010, {{DOI|10.1007/978-3-8274-2251-4_10}}</ref>


=== Biodiversität ===
=== Biodiversität ===

Version vom 17. September 2010, 10:22 Uhr

Intensivtierhaltung, auch Intensive Tierhaltung, Massentierhaltung oder landlose Tierproduktion, bezeichnet die technisierte Viehhaltung meist nur einer Tierart in Großbetrieben zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte.[1][2] Die intensive Tierhaltung unterscheidet sich von der extensiven Tierhaltung durch eine geringere Flächennutzung und stärkere Nutzung anderer Produktionsfaktoren.

Definition

Die FAO definiert intensive Tierhaltung als Systeme, in denen weniger als 10 % der Futtertrockenmasse dem eigenen Betrieb entstammt und in denen die Besatzdichte 10 Großvieheinheiten pro Hektar betrieblicher landwirtschaftlicher Nutzfläche übersteigt.[2] Da im Ökolandbau deutlich niedrigere Viehbesatzdichten vorgeschrieben sind, zählt die ökologische Viehhaltung zu den extensiven Systemen.

Verbreitung

Intensive Systeme sind für viele klimatische Verhältnisse geeignet. Sie sind besonders in den OECD-Staaten, aber auch mit steigender Tendenz in Asien verbreitet. In Getreideimportregionen wie den Niederlanden oder Norddeutschland befinden sich intensive Tierhaltungsbetriebe meist in der Nähe von Seehäfen. In Getreideexportländern wie den USA wird die intensive Viehhaltung häufig in den Getreideanbauregionen betrieben (z.B. Schweine in Iowa, Rinder in Texas). In Entwicklungsländern mit schlecht entwickelter Infrastruktur befinden sich die Betriebe in der Nähe urbaner Zentren, da tierische Produkte hohen Anforderungen beim Transport unterliegen (Kühlung). Intensive Haltungssysteme finden sich auch in den GUS-Staaten (Milchvieh) und Nordafrika (Schafe).[2]

Beschreibung

Ein Melkkarussell gestaltet das Melken von Milchkühen effizienter.
Hausschweine in Kastenständen mit Fütterungsautomatik.

Das System ist sehr wissens- und kapitalintensiv. Die intensive Tierhaltung setzt eine Vielzahl von modernen Techniken ein, um die Produktivität der Viehzucht zu erhöhen. Hierzu zählen Weiterentwicklungen auf den Gebieten der Genetik, Tierernährung, Automatisierung und dem Gesundheitsmanagement.[2][3]

Zur genetischen Verbesserung werden nicht heimische Rassen als Zuchtmaterial genutzt. Molekularbiologie und Gentechnik spielen dabei eine zunehmend wichtigere Rolle, etwa in der Verbesserung der Futterverwertung oder Erhöhung der Milchleistung. Des Weiteren werden Anabole Steroide und Somatropine eingesetzt, um das Wachstum zu beschleunigen. Künstliche Besamung, Embryotransfer, Klonen, In-vitro-Fertilisation und Präimplantationsdiagnostik sind Reproduktionstechniken, die in der intensiven Tierhaltung genutzt werden. Zur Automatisierung gehören das elektronische Monitoring der Tierleistung sowie der Einsatz von Computern bei der Futterzubereitung und -rationierung und der Regulation des Raumklimas. Im Gesundheitsmanagement werden unter anderem Stallbaudesign sowie Abstillalter angepasst.[3]

Die Produkte sind fast ausschließlich für den städtischen Konsum bestimmt und zum effizienten Transport, Verarbeitung und Vermarktung standardisiert. Zu unterscheiden ist die Haltung von Monogastriern (Schweine und Geflügel) und Wiederkäuern (Rinder und Schafe). Die FAO schätzt, dass sich die Monogastrierproduktion zukünftig stärker ausweiten wird als die Wiederkäuerproduktion.[2]

Monogastrier

Vorrangig werden Hybride und Hochleistungsrassen eingesetzt, das Zuchtmaterial wird international gehandelt. Das System ist häufig so stratifiziert, dass sich unterschiedliche Betriebe jeweils auf die Züchtung, Aufzucht, und Mast der Tiere spezialisieren. Das Futter stammt meist von außerhalb des Betriebs. Zur Fütterung werden energiedichte Futtermittel wie Getreide und Ölsaaten eingesetzt, was den Transport über große Distanzen rentabel macht. Die Konversionsraten betragen etwa 2,5-4 kg Futter/kg Schweinefleisch und 2-2,5 kg Futter/kg Geflügelfleisch. Die am weitesten verbreitete und am schnellsten wachsende Schweinerasse ist das englische Yorkshire-Schwein, mit Tageszunahmen von mehr als 750 g.[2][4]

Wiederkäuer

Hauptsächlich werden spezialisierte Hochleistungsrassen eingesetzt, wobei diese nicht spezifisch für die Intensivhaltung gezüchtet werden. In der Milch- und Fleischproduktion ist das Holstein-Rind die weitverbreitetste Rasse.[2]

Das Futter wird wie bei der Monogastrierproduktion hauptsächlich zugekauft (es stammt also nicht aus eigenem Anbau), mit dem wichtigen Unterschied, dass Wiederkäuer einen höheren Anteil von Ballaststoffen im Futter benötigen. Dies begründet die niedrigen Konversionsraten gegenüber Schweinen und Geflügel von 8-10 kg Futter/kg Zuwachs. Häufig werden Wiederkäuer jedoch nicht entsprechend ihrer natürlichen Nahrung ernährt, insbesondere in den nordamerikanischen Feedlots.[2]

Fische

Lachse in Aquakultur bei den Färöern.

Aufzucht von Fischen und sonstiger Meerestiere, wie Muscheln, Schwämme und Schalentiere in Aquakulturen oder Aquafarming. Darunter fallen auch die Teichwirtschaft sowie Netzgehege im offenen Meer und in Fließgewässern.

Produktivität

Starke Flächen- und Arbeitsproduktivitätszuwächse kennzeichnen die Entwicklung von intensiven Tierhaltungssystemen. Von 1961 bis 2000 ist die globale Fleischproduktion um mehr als 350 % und die Milchproduktion um knapp 175 % gestiegen, während sich die Weide- und Futterbauflächen nur um ca. 30 % bzw. 100 % ausgedehnt haben. In der EU-15 ist der Flächenverbrauch bei starkem Produktionsanstieg zurückgegangen.[2][5]

Umweltverträglichkeit

Die Käfighaltung hat eine in allen Parametern (Land- und Energieverbrauch, Verschmutzung, globale Erwärmung) günstigere Ökobilanz pro Ertragseinheit als jedes andere System der Eierproduktion (inkl. konventioneller und ökologischer Freilandhaltung). Die intensive Geflügelfleischproduktion ist das umweltfreundlichste aller Systeme der Erzeugung tierischer Produkte, gemessen am Ertrag. Dies ergab sich aus einer vom britischen Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Ökobilanzierung von 2006, die alle Produktionsschritte bis zum "Farmtor" (also ohne folgende Weiterverarbeitungsschritte, Transport und Lagerung bis zum Endverkauf) erfasste. Gründe sind unter anderem die geringen Gemeinkosten in der Züchtung (hohe Reproduktionsraten), die sehr effiziente Futterverwertung und die hohen Tageszunahmen (ermöglicht durch Fortschritte bei Züchtung und Fütterung).[6]

In Deutschland ist für Betriebe ab einer festgelegten Tierzahl eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben, etwa für Betriebe mit mehr als 85.000 Masthähnchen oder 3.000 Mastschweinen.[7]

Landverbrauch

Weltweit werden 30 % der Landfläche oder 78 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche für die Tierproduktion direkt (Weiden, 87 %) und indirekt (Futtermittelanbau, 13 %) genutzt.[5] Während intensive Tierhaltungssysteme und die Intensivierung des Futteranbaus den Flächenanspruch der Tierhaltung reduzieren, ist die Erschließung neuer Weideflächen für extensive Systeme ein wesentlicher Motor der Entwaldung, etwa in Lateinamerika, sowie der Desertifikation, etwa in Zentralasien.[5]

Der britischen Ökobilanz zufolge liegt der Landverbrauch pro Ertragseinheit bei ökologischen Viehhaltungssystemen um 66 % (Milch) bis über 220 % (Eier, Geflügel- und Schaffleisch) höher als bei konventionellen Systemen.[6]

Energieverbrauch

Der Primärenergieverbrauch pro Ertragseinheit liegt in der britischen Ökobilanzierung bei konventionellen Viehhaltungssystemen zwischen 15 % (Schweinefleisch) und 62 % (Milch) über dem von ökologischen Systemen (Ausnahmen: Geflügelfleisch und Eier).[6]

Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung

Die FAO schätzt, dass die Tierproduktion für 8 % des globalen Wasserverbrauchs verantwortlich ist, dabei entfallen 7 % auf die Produktion des Futters. Wasserverschmutzung durch die Tierhaltung findet dabei durch Futterproduktion und damit verbundene Düngeranwendung sowie die hohe Flächennutzung extensiver Systeme statt. Die Verschmutzung durch intensive Systeme ist einfacher zu kontrollieren als die Verschmutzung durch extensive Systeme.[5]

Die Wasserproduktivität der Futterproduktion ist bei intensiven Systemen relativ hoch. Da bei der Pflanzenernährung der Zukauf von Mineraldünger meist ökonomisch effizienter ist als die Verwendung der anfallenden Gülle, fällt letztere häufig als Abfallprodukt an. Trotz technischer Fortschritte bei der Abfallentsorgung werden die Innovationen laut FAO noch zu selten umgesetzt. Wasserverschmutzungen treten vor allem durch ineffiziente Tierernährung und Mistkollektion, -lagerung und -verwertung auf.[2][5] So wird teilweise in Gebieten mit hohem Viehbesatz der deutsche Grenzwert für Nitratbelastung im Grundwasser (50 mg/l [8]) überschritten (der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation liegt bei 20 mg/l). Nitratbelastungen verursachen Eutrophierungen und Übersäuerungen von Nutzflächen.

Sowohl das Eutrophierungs- als auch das Versauerungspotential sind laut der britischen Ökobilanzierung für ökologische Tiererzeugnisse höher als für konventionelle (Ausnahme: Schweinefleisch), wenn man die Verschmutzung pro Ertragseinheit vergleicht.[6]

Ausscheidungen von Geflügel aus Massenzucht lässt sich leicht trocknen und transportieren um dann als wenig aggressiver Dünge verwendet zu werden. Rinder und Schweine dagegen scheiden 90% Wasser aus, was zu Geruchsbelästigung führt. 10.000 Schweine in der Mast hat die gleichen Abwassermenge wie eine Stadt mit 18.000 Einwohnern. Weltweit ist das Entsorgen landwirtschaftlicher Abfälle in Wasserläufig zunehmend verboten. Durch die Spezialisierung der intensiven Landwirtschaft werden für den Futtermittelanbau dem Boden Nährstoffe entzogen und mit Mineraldünger ausgeglichen, da die Ausscheidungen der Tiere nicht so weit transportiert werden. In den USA wird nur 34% des Stickstoffes wieder in den Boden eingebracht. Der Rest landet aufgrund der fehlenden Adsorption der Nitrationen in Bächen, Flüssen sowie im Grundwasser.[9]

1999 waren 90% der Waldfläche die kritischen Belastungsgrenzen für eutrophierende Stickstoffeinträge überschritten. Die besonders hohen Überschreitungen fanden sich in Gebieten mit Intensivtierhaltung.[10]

Biodiversität

Die Tierhaltung hat seit der Neolithischen Revolution, also lange vor dem Aufkommen intensiver Haltungssysteme, einen erheblichen Einfluss auf die Biodiversität ausgeübt. Laut FAO unterscheiden sich intensive und extensive Systeme anhand ihres Gefahrenpotentials für die Biodiversität in mehreren Faktoren. Untersucht wurde die Art des hervorgerufenen Biodiversitätsrückgangs, also ob Vielfalt innerhalb von Arten (Intraspiezes), in der Vielfalt der Arten (Interspezies) oder in den Lebensräumen zurückgeht. Die Analyse erfolgte anhand von verschiedenen bekannten Mechanismen:[5]

Mechanismus des durch Viehwirtschaft verursachten Biodiversitätsverlusts Produktionssystem
Extensiv Intensiv
Betroffene Biodiversitätsaspekte
Intraspezies Interspezies Lebensräume
  • Waldfragmentation
X X X
  • Intensivierte Landnutzung
  X  
  • Desertifizierung
    X  
  • Verwaldung früherer Weideflächen
    X X
  • Globale Erwärmung
X X X
  • Invasive domestizierte Arten
    X  
  • Invasive Pflanzenarten
  X X
  • Verdrängung wilder Arten
  X  
  • Überfischung
  X    
  • Erosion der Viehdiversität
  X    
  • Giftigkeit
  X    
  • Lebensraumverschmutzung
  X X
Legende

Relativer Grad und Typ der Gefahren für Biodiversität aufgeschlüsselt nach verschiedenen Mechanismen.
„Extensiv“ und „Intensiv“ verweisen hier auf die Relevanz der Beiträge beider Seiten im Kontinuum der Produktionsparadigmen.

Die Rottöne kodieren für die Stärke des bisherigen Einflusses

  Sehr stark   Stark
  Moderat   Schwach
  Keine

Die Pfeile kodieren für den abgeschätzten Trend

Stark steigend Steigend
Konstant Fallend

Globale Erwärmung

Die FAO schätzt, dass die extensive Tierhaltung global für deutlich mehr Emissionen von klimarelevanten Treibhausgasen verantwortlich ist als die intensive.[5] Die Frage, welches Haltungssystem mehr Emissionen pro Ertragseinheit verursacht, ist dabei nicht eindeutig geklärt.[11] Emissionsreduktionen sind laut FAO eher bei intensiven Systemen zu erwarten. Das Anpassungspotenzial an die Folgen der globalen Erwärmung wird für extensive Systeme als geringer eingeschätzt als für intensive Systeme.[5]

Die britische Ökobilanzierung errechnete für ökologische und konventionelle Tiererzeugnisse folgende Vergleichswerte für das globale Erwärmungspotential pro Ertragseinheit (jeweils im Vergleich zum anderen System):[6]

  • Geflügelfleisch: 46 % höhere Belastung durch ökologische Produktion
  • Eier: 27 % höhere Belastung durch ökologische Produktion
  • Milch: 16 % höhere Belastung durch ökologische Produktion
  • Rindfleisch: 15 % höhere Belastung durch ökologische Produktion
  • Schweinefleisch: 13 % höhere Belastung durch konventionelle Produktion
  • Schaffleisch: 73 % höhere Belastung durch konventionelle Produktion.

Menschliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Die wissenschaftliche Literatur bringt Haltungsbedingungen und menschliche Erkrankungen zunehmend in Zusammenhang. Mit Beginn der Domestizierung von Tieren kamen klassische Krankheiten wie Masern, Pocken und Grippe auf. Neue Erkrankungen wie SARS oder BSE werden direkt mit lebenden Tieren in Zusammenhang gebracht. Insbesondere BSE wurde durch das Verfüttern von Schlachtabfällen, Kuhblut und Hühnerstalldung durch unethische Praktiken in der Tierhaltungsindustrie verursacht.[12]

Salmonelloseausbrauch in den USA im Jahr 2008

Die häufigste Ursache von Lebensmittelvergiftungen mit Todesfolge sind jedoch Salmonellen. Hauptquelle hierfür sind Hühnereier. Die intensive Hühnerhaltung in Legebatterien und die industrialisierte Verarbeitung erhöht das Risiko erheblich. Das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten schätzt jährlich 180.000 Fälle und Behandlungskosten in Milliardenhöhe. Auch hier liegt das Problem in der Verfütterung von Schlachtabfällen bestehend aus Fleisch, Blut, Knochenmark, ungenießbaren Stücken und Organen, gereinigten Eingeweiden, Föten an Legehennen. In 50 % dieser Schlachtabfälle wurden von der FDA Salmonellen gefunden. Das CDC schätzt, dass über eine Mrd. Fälle von Salmonellenvergiftung direkt mit der Verfütterung von Tiernebenprodukten zusammenhängen.[12]

Die Tiere sind zudem hohem Stress ausgesetzt. Es konnte nachgewiesen werden, dass das Stresshormon Noradrenalin die Wachstumsrate von Salmonellen steigern kann. Auch das erzwungene Mausern durch Nahrungsmittelentzug über zwei Wochen bei Legehennen, um einen neuen Legezyklus zu starten, supprimiert das Immunsystem und erhöht die Chance einer Salmonelleninfektion. Die Geflügelindustrie reagiert darauf mit der massenhaften Behandlung durch Antibiotika trotz der Bedenken zahlreicher Berufsverbände von Infektionsmedizinern. Eine durch die EU initiierte Studie kam zu dem Schluss, dass im direkten Vergleich mit Käfighaltung in Bodenhaltung 43 % weniger Salmonelleninfektionen, 95 % weniger in ökologischer Haltung und 98 % weniger in Freilandhaltung auftauchen. Die EFSA kommt daher zu dem Schluss, das Käfigsysteme ohne Ausnahme stärker durchseucht sind. Die Legebatterie wurde in der EU daher verboten und ein Rückgang an Salmonelleninfektionen vermeldet.[12]

Antibiotika resistente Bakterien werden in großen Mengen über Gülle und Mistausbringung aus der Intensivtierhaltung direkt in der Umwelt freigesetzt. Daneben werden auch durch direkten Stoffeintrag Antibiotika selbst in die Umwelt eingetragen. Dort entfalten sie eine biologische Wirkung und könnten auch dort noch eine Zunahme Antibiotika resistenter Bakterien bewirken. Neuere Studien belegen einen starken Anstieg multiresistenter Bakterien in der Umwelt. Der Weg der resistenten Erreger zurück zum Menschen ist überall dort möglich, wo Kontakt zu fäkal verunreinigten Wasser wie Badegewässer besteht. Wissenschaftler fordern den Eintrag von Antibiotika aus der Tierhaltung zu verringern.[13]

Tierschutz

Gesundheit

Beim Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sind zwei verschiedene Einsatzarten zu unterscheiden: Einerseits als Arzneimittel, das gezielt im Rahmen einer veterinärmedizinischen Behandlung eingesetzt wird; andererseits als Futterzusatz, der gegen Infektionen vorbeugt, womit Leistung und Wachstum gesteigert werden sollen.[14] Der Einsatz von Antibiotika als Futterzusatz ist umstritten. Diese Einsatzart ist in der EU seit Anfang 2006 verboten, nachdem sie bereits 1995 in Dänemark, seit 1997 in Vorarlberg und 1999 in der Schweiz aufgrund einzelstaatlicher Selbstbeschränkungen nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Dieser sogenannte nutritive Einsatz ist aber in vielen Ländern noch weit verbreitet.[15]

Falls ein einzelnes Tier an einem bakteriellen Infekt erkrankt ist, werden in einer veterinärmedizinischen Behandlung dem ganzen Bestand Antibiotika verabreicht. Diese Anwendung (Metaphylaxe) lässt nur die wenigen (durch natürliche Mutation normalerweise vorhandenen) resistenten Erreger überleben. Diese können einen resistenten Stamm bilden, wenn sie nicht als Restinfektion durch die Immunreaktion des Tieres oder Menschen abgetötet werden. Dadurch haben sich in der Vergangenheit bereits erhöhte Resistenzen gegen Antibiotika bei Tieren und Menschen ereignet. Hauptsächlich gefährdet sind Arbeiter in Schweine- und Geflügelbetrieben.[16]

Hohe Besatzdichten, große Tiergruppen, verringerter Luftraum pro Tier und erhöhte Ammoniakkonzentrationen im Sommer führen bei Schweinen zu Lungenentzündung.[17] Zudem sind die Tiere in intensiver Haltung stärker mit Chlamydien infiziert als extensiv gehaltene.[18]

In der Veterinärepidemiologie wird auch über Pandemierisiken von Viren im Zusammenhang mit Intensivtierhaltung diskutiert. Die Konzentration von Tieren auf engem Raum fördert Vermischung von Viren und schnelle Übertragungen. Eine große Anzahl von Wirten sorgt bei der niedrigen Generationszeit von Viren für hohe Wahrscheinlichkeiten, dass Mutationen entstehen, die auch für den Menschen pathogen werden können. Die Gefahr wird durch Mastbetriebe mit verschiedenen Nutztierarten in direkter Nachbarschaft verstärkt, da sich wirtsspezifisch angepasste Viren neu kombinieren können.[19] In der Vergangenheit haben sich so bereits einige virulente Grippestämme gebildet. Die Zusatzgefährdung für den Menschen durch intensive Viehhaltungssysteme könnte durch Impfung der Arbeiter vermieden werden. Epidemiologen empfehlen den Einsatz von Impfstoffen bei Tierhaltern in der Geflügel- und Schweineproduktion.[16][20][21]

Haltungsbedingungen

Hühner in Käfighaltung sind in ihrer Mobilität stark eingeschränkt

In intensiven Haltungssystemen sind Tiere in ihrer Mobilität eingeschränkter als in extensiven Systemen. Häufig werden sie an ihren sozialen Interaktionen gehindert. Um Verletzungen durch Artgenossen bei engen Haltungsbedingungen zu verhindern, werden Schwänze, Zähne und/oder Hörner von Schweinen und Rindern sowie Schnäbel von Geflügel oft kupiert. Häufig werden Jungtiere bereits wenige Stunden nach der Geburt von der Mutter getrennt und durch Maschinen ernährt. Bei Nicht-Nutztieren sind einige vergleichbare Eingriffe in Deutschland verboten. Entsprechende Ausnahmen finden sich im deutschen Tierschutzgesetz § 6. Nach § 5 ist für diese Eingriffe bei Jungtieren keine schmerzstillende Betäubung erforderlich.

Intensiv gehaltene Kühe in Anbindeställen magern ab und zeigen abnormales Verhalten wie Beißen in Eisenstangen. Extensiv gehaltene Milchkühe zeigen dagegen normales Sozialverhalten, selbstständige Fellpflege und Neugierde.[22]

Den Problemen wird auf verschiedene Weisen zu begegnen versucht: Verbesserung der Haltungsbedingungen, Therapie mit Arzneimitteln und Fütterung, und genetische Veränderung. So wurden in der Schweinehaltung Spielzeuge eingeführt, um dem natürlichen Spieltrieb gerecht zu werden. Durch die Zufütterung von Tryptophan wird das Aggressionspotential von Broilern verringert. Durch Selektion wird die genetische Veranlagung für Federpicken und Kannibalismus reduziert.[23]

In Zukunft könnten gentechnische Methoden dazu verwendet werden, das Schmerzempfinden und andere negative Emotionen von Nutztieren zu eliminieren oder zumindest signifikant zu reduzieren. Diese Methoden wurden bereits in Experimenten getestet.[24]

Eine britische Studie verglich die Wirtschaftlichkeit von Minimalstandards der EU-Richtlinie 91/630/EEC zur Schweinehaltung mit der eines Systems der Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals ("Freedom Food"), sowie mit der von konventioneller und ökologischer Freilandhaltung. Dabei kam man zu dem Schluss, dass "Freedom Food" und konventionelle Freilandhaltung 4-8%, und ökologische Haltung 31% höhere Kosten verursachen. Mit Ausnahme der konventionellen Freilandhaltung sei jedoch bei allen Systemen durch den Preisaufschlag beim Endverbraucher ein Profit sichergestellt.[25]

Die Intensive Tierhaltung wird von Tierschützern kritisiert, weil sie nicht artgerecht sei. Der deutsche Tierschutzbund kritisiert Enge im Stall, das Fehlen von Einstreu und Tageslicht, und einen Mangel an Betäubungen bei schmerzhaften Eingriffen. Eine repräsentative Eurobarometer-Umfrage der EU-Kommission ergab 2007, dass eine Mehrheit der EU-Konsumenten die Haltung von Hennen, Masthühnern und Schweinen für verbesserungswürdig hält und auch bereit ist, einen höheren Preis für Ware zu zahlen, die unter Tierschutzaspekten erzeugt wurde.[26]

Transporte

Hauptartikel: Tiertransport

Tiere zeigen beim Transport erhöhte Stresssymptome. Dabei hängt die entwickelte Stressmenge von mehreren Faktoren ab, wie Genetik und Erfahrung. So wurden bei Tieren aus intensiven Systemen geringere Stresslevel festgestellt als bei Tieren aus extensiver Haltung, da letztere nicht so sehr an Zusammenpferchung und Gerätschaften gewöhnt sind.[27]

In der EU sind bei Tiertransporten eine regelmäßige Wasser- und Nährstoffversorgung sowie bestimmte Ruhezeiten vorgeschrieben. Unter Verwendung geeigneter Transportfahrzeuge dürfen Schweine und Einhufer 24 Stunden transportiert werden. Für Kälber, Lämmer, Zickel, Fohlen, sowie noch nicht abgesetzte Ferkel gilt eine verkürzte Transportdauer von 9 Stunden, bevor eine einstündige Pause eingelegt werden muss. Danach darf der Transport für weitere 9 Stunden fortgesetzt werden. Für andere Tierarten gelten 14 Stunden als maximale Transportdauer. [28]

Ethische Bewertungsversuche

Hauptartikel: Tierethik

In der Ethik diskutiert man die Frage, inwiefern man bei nichtmenschlichen Tieren von einem Wohlbefinden im anthromorphen Sinn überhaupt sprechen kann und tendiert dazu, das zu bejahen.[29] Es ist jedoch wissenschaftlich ungeklärt, inwieweit menschliche Geisteszustände, wie Langeweile, Furcht, Mutterliebe, Unfreiheit oder Schmerz, die insbesondere unter den intensiven Haltungsbedingungen relevant sein könnten, bei Nutztieren faktisch sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse stehen aufgrund des noch rudimentären Verstehens tierischer Emotionen sowie der weit verbreiteten Zusprechung menschlicher Eigenschaften auf Tiere (Anthropomorphismus), insbesondere Säugetiere, häufig nicht im Vordergrund der ethischen Bewertung. Stattdessen können ästhetische Faktoren eine Rolle spielen. Es konnte nachgewiesen werden, dass mehr Menschen anhand von Fotos von Freilandhaltung und Käfighaltung die erstere spontan bevorzugen.[23]

Es gibt von verschiedenen philosophischen Standpunkten aus den Versuch, Tierrechte zu begründen. Peter Singer argumentiert etwa von einer Präferenzutilitaristischen Position aus, dass es keinen Grund gibt, Leid anderer Wesen nicht in ethischen Betracht zu ziehen.[30] Tom Regan versucht von einer deontologisch-nomologischen Position aus, zumindest einige Tiere wegen ihrer Fähigkeit zu einer inneren Perspektive als Subjekte eines Lebens wahrzunehmen und zu behandeln.[31] Während für Anhänger Singers die Leid- und Schmerzvermeidung im Vordergrund steht und diese mit Schmerzen verbundene Systeme ablehnen, würden Anhänger Regans Tierhaltung generell oder zumindest wesentlich weitreichender ausschließen.

Commons: Intensivtierhaltung – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.duden.de/definition/massentierhaltung
  2. a b c d e f g h i j FAO: World Livestock Production Systems. Current status, issues and trends. FAO Animal Production and Health Paper 127. (1995)
  3. a b Simpson, J. R., Cheng, X., Miyazaki, A. (1994): China's livestock and related agriculture: projections to 2025. Cabi Publishing.
  4. Kyriazakis, I. & Whittemore, C. (Hrsg.) (2006): Whittemore's science and practice of pig production. Wiley-Blackwell
  5. a b c d e f g h FAO (2006): Livestock's long shadow. Environmental issues and options, Rome.
  6. a b c d e Williams, A., Audsley, E. and Sandars, D. Determining the environmental burdens and resource use in the production of agricultural and horticultural commodities Defra Research Project IS0205. Bedford: Cranfield University and Defra. (2006)
  7. Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung: Anlage 1 Liste "UVP-pflichtige Vorhaben"
  8. laut dt. TrinkwV 2001, Anlage 2 Teil I, lfd. Nr. 4
  9. Colin R. Townsend, Michael Begon, John L. Harper, Thomas S. Hoffmeister, Johannes L. M. Steidle und Frank Thomas: Ökologie, 2009, Springer, doi:10.1007/978-3-540-95897-0_13
  10. Hans-Peter Blume, Gerhard W. Brümmer, Rainer Horn, Ellen Kandeler, Ingrid Kögel-Knabner, Ruben Kretzschmar, Karl Stahr, Berndt-Michael Wilke, Sören Thiele-Bruhn und Gerhard Welp: Gefährdung der Bodenfunktionen, Springer, 2010, doi:10.1007/978-3-8274-2251-4_10
  11. McMichael, A., Powles, J., Butler, C., Uauy, R.(2007): Livestock production, energy, climate change, and health, The Lancet, Vol. 370, Iss. 9594, pp. 1253–1263.
  12. a b c Stephanie Maxine Ross: Food for Thought, Part I: Foodborne Illness and Factory Farming. In: Holistic Nursing Practice. Band 24, Nr. 3, 2010, S. 169–173 (frei zugänglicher Volltext).
  13. I. Feuerpfeil, J. López-Pila, R. Schmidt, E. Schneider und R. Szewzyk: Antibiotikaresistente Bakterien und Antibiotika in der Umwelt. In: Bundesgesundheitsblatt. Band 42, Nr. 1, 199, S. 37–50, doi:10.1007/s001030050057.
  14. Antibiotika und Medikamente in der Tierhaltung, Merkblatt der Internationalen Bodenseekonferenz
  15. SR 910.1 Bundesgesetz über die Landwirtschaft, Art. 160, Abs. 8
  16. a b Gilchrist, M., Greko, C., Wallinga, D., Beran, G., Riley, D., Thorne, P. (2007): The Potential Role of Concentrated Animal Feeding Operations in Infectious Disease Epidemics and Antibiotic Resistance. Environmental Health Perspectives, Vol. 115, No. 2.
  17. A. M. Pointon, P. Heap, P. McCloud: Enzootic pneumonia of pigs in South Australia — factors relating to incidence of disease. In: Australian Veterinary Journal. Vol. 62, Nr. 3, Mai 1984, S. 98–101, doi:10.1111/j.1751-0813.1985.tb14149.x.
  18. Becker A, Lutz-Wohlgroth L, Brugnera E, Lu ZH, Zimmermann DR, Grimm F, Grosse Beilage E, Kaps S, Spiess B, Pospischil A, Vaughan L.: Intensively kept pigs pre-disposed to chlamydial associated conjunctivitis. In: J Vet Med A Physiol Pathol Clin Med. Nr. 54(6), 2007, S. 307–13, PMID 17650151.
  19. SWR - Report Mainz: Massentierhaltung in Deutschland - Züchten wir vor der Haustür die nächste Pandemie?
  20. Gray, G. & Kayali, G. (2009): Facing pandemic influenza threats: The importance of including poultry and swine workers in preparedness plans. Poultry Science, Vol. 88, pp. 880–4.
  21. Saenz, R., Hethcote, H., Gray, G. (2006): Confined Animal Feeding Operations as Amplifiers of Influenza. Vector-Borne and Zoonotic Diseases, Vol. 6, No. 4.
  22. C.C. Krohn: Behaviour of dairy cows kept in extensive (loose housing/pasture) or intensive (tie stall) environments. III. Grooming, exploration and abnormal behaviour. In: Applied Animal Behaviour Science. Band 42, Nr. 2, 1994, S. 73–86 (abstract).
  23. a b Swanson, J. (1995): Farm animal well-being and intensive production systems. Journal of Animal Sciences, Vol. 73, pp. 2744–2751.
  24. Shriver, A. (2009): Knocking Out Pain in Livestock: Can Technology Succeed Where Morality has Stalled? Neuroethics. Vol. 2, pp. 115–124.
  25. H. L. I. Bornett, J. H. Guy, P.J. Cain: Impact of Animal Welfare on Costs and Viability of Pig Production in the UK in Journal of Agricultural and Environmental Ethics, 2003, doi:10.1023/A:1022994131594
  26. Tiere in der Landwirtschaft - nur 'Nutztiere'? Deutscher Tierschutzbund e.V.
  27. Grandin, T. (1997): Assessment of stress during handling and transport. Journal of Animal Science, Vol. 75, Issue 1, pp. 249-257.
  28. Richtlinie 95/29/EG des Rates vom 29. Juni 1995 zur Änderung der Richtlinie 91/628/EWG über den Schutz von Tieren beim Transport.
  29. The Journal of Ethics Number 3 / September, 2007, Special issue on Animal Minds
    vgl. auch D. R. Griffin Animal Minds – Beyond Cognition to Consciousness, (2001) University of Chicago Press ISBN 0-226-30865-0
  30. P. Singer, Animal Liberation (Harper Collins Publishers 2002, Englisch), deutsch: Die Befreiung der Tiere, Hirthammer, München 1976
  31. T. Regan The Case for Animal Rights 1983 University of California Press.