Bahnstrecke Aachen–Maastricht

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Aachen–Maastricht
Strecke der Bahnstrecke Aachen–Maastricht
Streckennummer (DB):2545
Kursbuchstrecke (DB):zuletzt 451 (1992)
Streckenlänge:36,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Betriebsstellen und Strecken[1]
Strecke von Hasselt (seit 1858)
36,5 Maastricht
Strecke von Venlo
34,9 Limmel
33,9 Marienwarth
Rijksweg 2
32,7 Rothem
29,9 Meerssen
Rijksweg 79
29,5 Vroenhof
28,0 Houthem-St. Gerlach
ehem. von Löwenbrauerei in Plenkert
25,0 Valkenburg aan de Geul
23,5 Alt-Valkenburg
22,0 Schin op Geul Beginn Museumsbahn (seit 1995)
Verbindungsstrecke nach Heerlen (seit 1915)
18,5 Wijlre-Gulpen
16,5 Eijs-Wittem
Strecke von Schaesberg (1934–1988),
  Museumsbahn (seit 1995)
ehem. von Grube Domaniale Mijn (seit 1871)
12,5 Simpelveld
10,5 Bocholtz
8,5 Staatsgrenze DeutschlandNiederlande
7,1 Vetschau Ende Museumsbahn (seit 1995)
ehem. von Grube Carl-Friedrich (1903–1927)
Strecke von Mönchengladbach
A 4
5,8 Richterich (Üst, ehem. Bf)
Aachen West Esig
ehem. Trasse geradlinig
2,9 Aachen West
Aachen Templerbend (Inselbahnhof, bis 1910)
Montzenroute nach Tongeren (niveaufrei)
Aachen Schanz
Aachen Marschierthor (Inselbahnhof, bis 1905)
Wesertalstrecke von Lüttich
Aachen Hbf (seit 1905)
Strecke nach Köln

Die Bahnstrecke Aachen–Maastricht ist eine Eisenbahnstrecke, die von der preußischen Aachen-Maastrichter Eisenbahn-Gesellschaft (AMEG) und ihrer gleichnamigen niederländischen Schwestergesellschaft Aken-Maastrichtsche Spoorweg-Maatschappij (AMSM) 1853 eröffnet wurde. Es war die erste niederländische Strecke, die ins Ausland führte und dem Personen- und Gütertransport diente, sowohl für die Reisenden zwischen Aachen und Maastricht sowie für die Bauern aus der Region zum Transport ihrer Waren als auch als Zechenbahn für den Abtransport der Kohle aus den umliegenden Zechen des Aachen-Limburger Reviers zu ihren Bestimmungsorten.

Über diese neue Eisenbahnlinie entstanden im Laufe der Jahre Verbindungen sowohl an das bereits gut ausgebaute belgische und französische Eisenbahnnetz als auch an das Netz der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft und der Königlichen Direktion der Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn bzw. ihrer Nachfolgeorganisation, der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft.

Geschichte

Die ersten Pläne zum Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen Aachen und dem Hafen von Antwerpen über Maastricht und Hasselt (Belgien) waren 1831 von James Cockerill der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Diese wurden jedoch zunächst abgelehnt, da man vermutete, dass sich Cockerill durch den Streckenverlauf persönliche Vorteile verschaffen wollte, weil er selbst Besitzer zahlreicher Kohlegruben in der niederländischen Provinz Limburg war. Zugleich gab es auf niederländischer Seite ähnliche Überlegungen, die aber erst nach der Londoner Konferenz von 1838/1839 konkreter wurden. Unter Leitung von Winand Clermont und Petrus Regout wurde daraufhin eine Kommission zu dem Zweck gegründet, die Bahnverbindung nach Aachen umzusetzen. Trotz Unterstützung des Königlichen Kommissars und des niederländischen Königs Willem II. selbst wurde der Plan von den Generalstaaten vorerst abgelehnt.

Erst durch den persönlichen Einsatz von David Hansemann fünf Jahre nach dem Tod von Cockerill wurden 1843 die Pläne sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden erneut aufgegriffen und die Streckenplanung konkretisiert. Zu diesem Zweck wurden am 14./15. Juli 1845 die beiden Betreibergesellschaften Aachen-Maastrichter Eisenbahn-Gesellschaft und Aken-Maastrichtsche Spoorweg-Maatschappij gegründet, die die Konzession für den Bau der Strecke erhielten, der von privaten Investoren aus beiden Ländern finanziert werden sollte. Zugleich erteilte der preußische König Wilhelm I. der Betreibergesellschaft die Nutzungsrechte an dem Steinkohlenbergwerk Domaniale Mijn in Kerkrade für 99 Jahre, wodurch die Lieferung der benötigten Kohle für die Lokomotiven gesichert war. Schließlich konnte die Bahnlinie Aachen-Maastricht am 23. Oktober 1853 feierlich eröffnet werden.

Nachdem bereits wenige Jahre später die AMEG in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, wurde am 1. August 1867 das Streckennetz an die Grand Central Belge verpachtet, die ihrerseits 1897 verstaatlich wurde. Ein Jahr später wurden der niederländische Streckenabschnitt von der niederländischen Staatsbahn und der deutsche Teil von der preußischen Eisenbahnverwaltung übernommen. Die preußische Betreibergesellschaft AMEG verschmolz daraufhin mit der Domaniale Mijn, wogegen ihre niederländische Schwestergesellschaft AMSM noch längere Zeit bestand und erst 1921 in Liquidation geriet und 1924 ebenfalls vom Staat übernommen wurde.

Die Niederländischen Staatsbahnen führten als erstes europäisches Land bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in großem Maßstab Taktfahrpläne im Nah- und Fernverkehr ein. Mit dem Konzept Spoorslag ’70 wurde ab 1970 generell überall mindestens im Stundentakt gefahren, außerdem kam als neues Produkt der in Deutschland damals noch unbekannte InterCity hinzu, so zwischen Zandvoort aan Zee (Amsterdam) und Maastricht bzw. Heerlen die Linie D.

Innerhalb der Niederlande verkehrten in den 1980er-Jahren samstags während der Sommerferien spezielle (als Valkenburg Expres bezeichnete) Direktzüge von Amsterdam, Den Haag und Zwolle nach Valkenburg, welches für das Land eine erhebliche touristische Bedeutung hat. Die Valkenburg-Expresse bestanden teilweise aus regulären Intercity-Zügen der Linie Zandvoort – Amsterdam – Eindhoven – Maastricht, die an Feriensamstagen bis Valkenburg (und zurück) weitergeführt wurden, anderen Teils aber auch aus speziellen Zugläufen, die nur an diesen Tagen und außerhalb der üblichen festen Taktzeiten verkehrten und dabei teilweise sogar auf regulären IC-Haltebahnhöfen wie 's-Hertogenbosch, Weert, Roermond oder Sittard ohne Halt durchfuhren. So sah der Fahrplan 1985[2] beispielsweise fünf verlängerte IC's und drei Spezialzüge von und nach Valkenburg vor, davon manche über Heerlen statt Maastricht. 1993 wurden keine IC's mehr verlängert, doch gab es immer noch drei Spezialzüge, alle über Maastricht.[3]

Nachdem auf Grund des Zechensterbens ab den 1960er-Jahren der Güterverkehr zunehmend zurückgegangen war, wurde mit Ablauf des 30. Mai 1992 die bis dahin täglich alle zwei Stunden befahrene Bahnstrecke Aachen–Maastricht offiziell stillgelegt (die internationale Verknüpfung Aachen – Niederlande wurde zum Folgetag auf die immer noch im Güterverkehr benutzte Strecke Herzogenrath–Heerlen verlagert), und nur der Abschnitt von Schin op Geul nach Maastricht blieb für die Verbindung Heerlen–Maastricht erhalten. Diese war bereits 1945 durchgehend elektrifiziert worden und wird seit 2007 von der Veolia Transport Nederland betrieben. Die 1988 gegründete Zuid-Limburgse Stoomtrein Maatschappij (ZLSM) übernahm ebenfalls einen Teil der ehemaligen Strecke und reaktivierte zunächst den Abschnitt von Vetschau nach Simpelveld und ab 2007 wieder bis Valkenburg. Daraufhin konnte ab 1995 zwischen dem Haltepunkt Vetschau und Simpelveld eine neu eingerichtete Museumsbahn verkehren. Die stillgelegten Gleise auf deutscher Seite zwischen Vetschau und der Abzweigung bei Richterich wurden größtenteils abgebaut.[4]

Sowohl auf niederländischer als auch auf deutscher Seite sind seit geraumer Zeit Planungen im Gange, eine neue direkte Verbindung zwischen Aachen und Maastricht unter Einbeziehung des Campus West und des Gewerbegebietes Avantis sowie eventuell über Kerkrade-Centrum und von dort über die alte Millionenlinie nach Simpelveld zu bewerkstelligen. Die Vorstellungen über Streckenführung und Finanzierung gehen weit auseinander und werden – wenn überhaupt – erst in unbestimmter Zukunft umgesetzt werden können.[5][6]

Streckenverlauf und Abzweigungen

Zusammen mit der Aachen-Düsseldorfer Bahn, später mit der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft, teilte sich die Aachen-Maastrichter Eisenbahn-Gesellschaft die Gleise vom Aachener Hauptbahnhof, anfangs bis zur Zusammenlegung 1905 noch vom Bahnhof Marschierthor aus, bis zum Bahnhof Richterich mit der Bahnstrecke Aachen–Mönchengladbach. Hier schloss sich bereits ab dem 27. Januar 1857 ein Nebenzweig über Kohlscheid zu der Grube Kämpchen an. Ab Bahnhof Richterich verlief die Hauptstrecke dann über Vetschau bis zur dortigen Grenze,[7] schließlich weiter über Simpelveld, Valkenburg aan de Geul und Meerssen nach Maastricht mit Weiterführung an die Linie nach Hasselt.

Zwischen Richterich und Vetschau wurde von 1903 bis 1927 ein Gleisanschluss zur Anthrazitkohle fördernden Grube Carl-Friedrich betrieben, der nach Schließung der Grube 1927 stillgelegt wurde. Ab Simpelveld kam 1871 die acht Kilometer lange Versorgungslinie zur Domaniale Mijn nach Kerkrade hinzu, von der die Bahn ihre Kohlen erhielt. Zunächst wurden die dort verkehrenden Kohlewaggons noch von Pferden gezogen, bis die Traktion 1880 auf Lokomotiven umgestellt wurde. In Simpelveld wurden dann die Kohlen auf die normalspurigen Güterwagen der Aachen-Maastrichter Bahn umgeladen. Ebenfalls ab Simpelveld wurde zehn Jahre später mit dem Bau der erst 1934 eröffneten 12,5 Kilometer langen Verbindung über Schaesberg nach Landgraaf begonnen, die wegen ihrer enorm hohen Kosten als Millionenlinie in die Annalen einging.[8] In Schin op Geul entstand 1915 eine Abzweigung in Richtung Heerlen, über die bis heute die Bahnlinie Heerlen-Maastricht verläuft, wodurch der Bahnhof in Schin op Geul zum Keilbahnhof umfunktioniert wurde. Außerdem wurde von Valkenburg aus zwischen 1886 und 1950 ein Verbindungsgleis zur Löwenbrauerei in Plenkert betrieben.

Wegen der notwendigen Zollformalitäten für die Grenzpendler wurde der 1858 errichtete Aachen-Templerbend als Inselbahnhof angelegt. Auf niederländischer Seite erhielt wegen seiner anfänglichen Ablehnung der Eisenbahntrasse nicht der Grenzort Bocholtz den Zuschlag als Grenzbahnhof, sondern das einige Kilometer entfernte Simpelveld, das damit die Zuständigkeit für die dortigen Zollformalitäten erhielt.

Im Einzelnen wurden im Laufe der Zeit folgende Bahnhöfe angefahren:

  • Aachen Marschierthor, 1905 mit dem Rheinischen Bahnhof zum Aachener Hauptbahnhof vereint,
  • Aachen Templerbend (km 2,9), erbaut 1858, ab 1910 durch den neuen und leicht versetzten Bahnhof Aachen West ersetzt,
  • Richterich (km 6,5),
  • Vetschau (km 8,0), nur Haltepunkt,
  • Bocholtz (km 10,5), zunächst nur Haltepunkt, seit 1890 Bahnhof,
  • Simpelveld (km 12,5),
  • Eijs-Wittem (km 16,5), nur Haltepunkt,
  • Wijlre-Gulpen; km 18,5
  • Schin op Geul; km 22,0; anfangs nur Haltepunkt, ab 1913 Bahnhof und ab 1915 Keilbahnhof,
  • Alt-Valkenburg (km 23,5), nur Haltepunkt,
  • Valkenburg aan de Geul (km 25,0), ältester noch existierender Bahnhof der Niederlande
  • Houthem-St. Gerlach (km 28,0), nur Haltepunkt, eingerichtet für die Wallfahrer zum nahegelegenen Kloster St. Gerlach,
  • Vroenhof (km 29,5), nur Haltepunkt, diente den Bauern zum Transport ihrer Waren,
  • Meerssen (km 29,9),
  • Rothem (km 32,7), nur Haltepunkt, eingerichtet für die Fabrikarbeiter in Maastricht,
  • Marienwarth (km 33,9), nur Haltepunkt (wie zuvor),
  • Limmel (km 34,9), nur Haltepunkt (wie zuvor),
  • Maastricht (km 36,5), der erste Maastrichter Bahnhof lag nicht in Maastricht selbst, sondern außerhalb der Festungsmauern im Stadtgebiet von Meerssen, und wurde erst 1915 nach Maastricht verlegt, später kreuzten sich hier noch die Linien nach Venlo und Lüttich.

Literatur

  • Hans Schweers, Henning Wall: Eisenbahnen rund um Aachen: 150 Jahre internationale Strecke Köln – Aachen – Antwerpen. Verlag Schweers + Wall, Aachen 1993, ISBN 3-921679-91-5 (Inhaltsverzeichnis).
  • Heimatfreunde des Heydener Ländchens 1989 e.V. (Hrsg.): Die Aachen-Maastrichter Eisenbahn – Eine Dokumentation ihrer Geschichte von 1830-1992. Aachen 1992

Weblinks

Bilder von Aktien:

Einzelnachweise

  1. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  2. Nederlandse Spoorwegen: Vernieuwd Spoorboekje 85/86 (neu gestaltetes Kursbuch), gültig 2. Juni 1985 bis 31. Mai 1986, Zusammenstellung der Valkenburg-Expresse auf S. 375
  3. Nederlandse Spoorwegen: Spoorboekje 93/94 (Kursbuch), gültig 23. Mai 1993 bis 28. Mai 1994, Zusammenstellung der Valkenburg-Expresse auf S. 181
  4. infos bei alles-schnucke.de
  5. Vorlage – FB 61/0726/WP16 der Stadt Aachen vom 6. April 2012
  6. Udo Kals: An Avantis vorbei direkt von Aachen nach Maastricht, in Aachener Zeitung vom 10. April 2014
  7. Streckendaten Abzweig Richterich bis Richterich Grenze
  8. Die Millionenlinie