Blindgänger

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Blindgänger auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz.
Die abgebildete Granate mittleren Kalibers hat wahrscheinlich schon einige Jahrzehnte dort gelegen.

Blindgänger (fachsprachlich: Kampfmittelaltlasten, nicht detonierte Kampfmittel, explosive Kampfmittelrückstände) sind Munition wie Patronen, Granaten oder Bomben, die nach ihrer Verwendung (Abschuss oder Abwurf) nicht oder nicht vollständig explodiert sind. Ursache dafür können technisches Versagen, Fehlbedienung, ungünstige Einsatzbedingungen oder Sabotage bei der Produktion sein.

Eine besondere Kategorie stellen Langzeitzünder bei Fliegerbomben dar, die dazu dienen sollten, langfristig das Bedrohungspotenzial im Zielgebiet aufrechtzuerhalten und die Bombe später explodieren zu lassen. Auch diese Zünder können versagen und zu echten Blindgängern werden. Bomben, die nicht explodieren, aber beim Aufschlag aufgerissen sind, werden als „Zerscheller“ bezeichnet. Bomben, die nur teilweise auf die Zündung ansprechen, heißen „Teildetonierer“.[1]

International werden diese als UXO als Abkürzung für Unexploded Ordnance (übersetzt: nicht explodierte Munition) bezeichnet.[2]

Hintergrund

In Deutschland stellen Blindgänger auch mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein ernstzunehmendes Problem dar. Vor allem in industriellen und urbanen Ballungsräumen (Ruhrgebiet, Köln, Hamburg, Dresden, Berlin, Oranienburg, Potsdam) etc., die primäres Ziel alliierter Luftangriffe waren, finden sich auch heute noch eine Vielzahl von Blindgängern im Erdreich. Häufig werden diese unabhängig von der gezielten Suche bei Baumaßnahmen entdeckt.

Erfahrungswerte der Sprengkommandos im Zweiten Weltkrieg ergaben, dass ca. 10–20 % der von den alliierten Flugzeugen abgeworfenen Bomben Blindgänger waren. Nach Einschätzung von Experten gibt es jährlich 1-2 Selbstzündungen von Blindgängern in Deutschland.[3]

Ursachen

Vor allem bei Fliegerbomben des Zweiten Weltkrieges war die Blindgängerrate besonders hoch. Aufgrund der Sicherheitsforderungen für die eigenen Streitkräfte bei Transport, Lagerung, Beladung und während des Fluges zum Ziel mussten die Bomben so gesichert sein, dass Zwischenfälle bis hin zu Bruchlandungen und Abstürzen keine Detonation der Bomben verursachen konnten. Erst kurz vor dem Start wurde der Zünder durch Ziehen des Vorsteckers zunächst entsichert und nach dem Abwurf z. B. durch ein sich im Luftstrom drehendes Windrad geschärft. Allein hierbei konnte eine Vielzahl von Ursachen dazu führen, dass der Schärfvorgang nicht oder nur unvollständig ablief und die Bombe unscharf aufschlug.

Bei den mechanischen Aufschlagzündern konnten viele Einflüsse die Auslösung auch einer vollständig geschärften Bombe verhindern:

  • Detonation eines anderen Sprengkörpers in unmittelbarer Nähe. Durch die Wucht von dessen Explosion schlug der Sprengkörper nicht im vorgesehenen Aufschlagwinkel auf
  • zu weicher Aufschlag z. B. bei einem Auftreffen auf schlammigen Untergrund oder Gebäude mit ungünstiger Deckenkonstruktion, bei welcher der Fallkörper zwar mit jedem Durchbruch gebremst wurde, die notwendige Verzögerung für die Zündung jedoch nie erreicht wird.
  • Mauerschlag: Eine Bombe fällt nie genau senkrecht. Trifft sie in spitzem Winkel gegen eine Mauer, prallt sie ab und gerät dabei ebenfalls ins Taumeln.
  • Technischer Fehler des Zünders, insbesondere bei Massenproduktion.
  • Sabotage: Dies betrifft hauptsächlich die deutsche Rüstungsindustrie, die im Zweiten Weltkrieg in großem Maße Zwangsarbeiter in der Produktion eingesetzt hat, welche mit Absicht funktionsuntüchtige Munition herstellten. Es gibt aber auch Berichte über mehr oder weniger erfolgreiche Infiltrationen der gegnerischen Waffenproduktion mit demselben Zweck. Hierbei wurde mitunter auch versucht, bereits die Konstruktionspläne bzw. Produktionsmittel derart zu sabotieren, dass sie zu funktionsuntüchtigen Bomben geführt hätten. Die dabei ausgebrachten Blindgänger gelten als besonders tückisch, da selbst die von der Herstellerfirma nach dem Krieg freigegebenen Konstruktionspläne nicht zuverlässig dem vorliegenden Sprengkörper entsprechen müssen. Hier ist die Identifizierung der Charge von existentieller Bedeutung.
  • Sonderfall Langzeitzünder: Mit dem Ziel, Lösch- und Bergungsarbeiten behindern bzw. unmöglich machen und durch die Detonation noch Stunden nach Ende des Luftangriffs auch Personen zu treffen, die ihre Schutzräume bereits verlassen hatten, wurden chemisch-mechanische Langzeitzünder mit einer Verzögerungszeit von 2 bis 144 Stunden (6 Tage) entwickelt. Äußerlich ist nicht zu unterscheiden, ob bei einem Langzeitzünder der Auslöseprozess noch läuft (durch Auflösung eines Zelluloid­plättchens mittels Aceton, vorgesehene Auslösezeit bis zu 6 Tagen nach dem Abwurf), ob der Auslöseprozess durch unbekannte Umstände unterbrochen wurde und jederzeit wieder anlaufen kann oder ob es sich um einen wirklichen Versager handelt.

Suche

Zur Suche nach Einschlagtrichtern werden heute auch historische Luftbilder benutzt, die von Aufklärungsflugzeugen nach einer Bombardierung gemacht wurden, um den Erfolg der Aktion zu dokumentieren. Mit teilweise automatisierten Bildverarbeitungsprozessen können so konkrete Verdachtspunkte von Blindgängern auf z. B. einem Baugrundstück ermittelt werden.

Im Gegensatz zur Minensuche, bei der kleine Metallteile (vorwiegend Buntmetall) mit Metalldetektoren aufgespürt werden, nutzt man bei der Suche nach Blindgängern die Tatsache, dass alle Bomben (Granaten etc.) aus ferromagnetischem Stahl bestehen. Dieser ferromagnetische Stahl bewirkt eine Störung des sonst homogenen Erdmagnetfeldes an der Erdoberfläche, die sich mit Hilfe von Magnetometern nachweisen lässt. Am häufigsten werden diese Magnetometer in einer Gradiometeranordnung verwendet. Dabei werden zwei Sonden (Magnetometer) in einem Abstand von circa 0,5…2 m (Basis) gegensinnig angeordnet, so dass sie in einem homogenen Feld beide die gleiche Induktion entgegengesetzter Polarität messen. Schaltet man diese beide Sonden in Reihe, so zeigt der effektive Messwert die Differenz (den Gradienten) des Magnetfeldes an. Auf diese Weise lassen sich Bomben (je nach Größe) in Tiefen bis zu 6 m orten (im Überlauf circa 10 nT Ausschlag).

Zum Vergleich: Metalldetektoren zur Minensuche sind auf die Detektion von minimalen Metallteilen optimiert und haben Detektionstiefen von maximal 50 cm. Vereinzelt werden allerdings Großschleifen eingesetzt, die eine größere Suchtiefe haben (circa 4 m).

Die Empfindlichkeit der beschriebenen Gradiometer variiert stark je nach Aufwand der Bauform. Entscheidend ist neben einer Mindest-Rauscharmut der verwendeten Sonden deren Parallelisierung. Da beide Sonden nicht perfekt parallel zueinander sind, ergibt eine Bewegung/Drehung im Erdmagnetfeld mit circa 50.000 nT leicht einen Ausschlag von mehreren Nanotesla. Qualitativ hochwertige Produkte garantieren eine Suchempfindlichkeit von wenigen Nanotesla. Dies ist mit einer aufwendigen mechanischen Parallelisierung der beiden Sonden verbunden, die von Zeit zu Zeit nachjustiert werden muss.

Eine Ausnahme bilden sogenannte Spannbandsonden, bei denen die Sondenkerne auf ein unter starker Spannung stehendes Spannband aufgebracht werden. Diese Sonden sind wartungsfrei und mit hoher Präzision parallel (Änderung bei Drehung im Erdfeld < 1 nT).

Beseitigung

Vorbereitungen zur Beseitigung einer Luftmine in Koblenz, 4. Dezember 2011.

Blindgänger stellen ein großes Gefährdungspotenzial dar. Kampfgebiete, Truppenübungsplätze und Flächen, auf denen Munition unsachgemäß vernichtet wurde, müssen aufwendig von solchen gefährlichen Überresten geräumt werden, und auch bombardierte Stadtgebiete sind noch lange nicht blindgängerfrei.

Die Kampfmittelbeseitigung in Deutschland erfolgt heute weitgehend gewerblich. Zuständigkeiten und Durchführung sind dabei in den Bundesländern unterschiedlich in jeweils eigenen Verordnungen zur Kampfmittelbeseitigung geregelt.

Wie ein Blindgänger entschärft wird, hängt vom Fundort, der Konstruktion sowie dem Zustand von Sprengkörper und Zünder ab.

Nach dem Fund wird daher zuerst das Herkunftsland und der genaue Typ des Blindgängers und des Zünders ermittelt. Aus den Konstruktionsmerkmalen ergibt sich die Gefährdung durch Selbstauslösung (z. B. bei vorgespannten Zündern), der Empfindlichkeit gegen äußere Einflüsse (Erschütterungen, Lageänderungen, Temperatureinflüsse etc.).

Entschärfung am Fundort

In Abhängigkeit von den genannten Faktoren kann die Entschärfung, d. h. die Unterbrechung der Zündkette durch Entfernen des Zünders, vorgenommen werden. Sie ist möglich, wenn der Zünder eindeutig zu erkennen ist, sich in gutem Zustand befindet und seine Konstruktion sowie die Lage des Sprengkörpers eine Entfernung ohne wesentlich erhöhte Gefahr ermöglicht. Da immer ein Restrisiko vorhanden ist, werden bei der Entschärfung – entsprechend der Gefährdung bei einer Detonation – regelmäßig Sicherheitsradien festgelegt und anwohnende Personen evakuiert.

Insbesondere bei Langzeitzündern, die mit einer Ausbausperre versehen sind, um ein Entschärfen des Zünders vor seiner Auslösung zu unterbinden (der Zünder löst beim Ausschrauben sofort aus), sind Entschärfungen aufwendig, da diese Zünder besonderer Verfahren bedürfen:

  • Entfernen des Zünders durch eine hydraulische Zugvorrichtung, die ihn aus dem Gewinde der Zünderaufnahme reißt, ohne ihn zu drehen (amerikanische Langzeitzünder)
  • Schlagartiges Herausschrauben des mechanischen Teils des Zünders mittels einer pyrotechnisch angetriebenen Schraubvorrichtung (sogenannte Raketenklemme), so dass die mechanischen Teile durch die Fliehkräfte kurzzeitig zusammengepresst werden und erst nach dem Herausschrauben auslösen, ohne den Detonator zu treffen (britische Langzeitzünder)
  • Heraustrennen des Zünders mittels einer Fräse
  • Heraustrennen des Zünders mittels Wasserstrahlschneidverfahren
  • Entfernen der Zünderaufnahmebuchse inklusive Zünder, wenn diese nicht verstiftet ist

Nach Möglichkeit werden derartige Verfahren unter Sicherheit, d. h. mittels ferngesteuerter Geräte und Videobeobachtung durchgeführt. Dennoch sind in jedem Fall immer manuelle Arbeiten unmittelbar an der Bombe erforderlich, die mit erheblichem Risiko verbunden sind. Nach dem Entschärfen ist der Blindgänger transportfähig und kann zur weiteren Zerlegung und Vernichtung abtransportiert werden.

Vernichtung am Fundort

500 lb-Bombe (USA), mit Pads
Kontrollierte Sprengung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg an der Münchner Schwabinger 7 am 28. August 2012

Dieser Weg wird dann beschritten, wenn die vorgefundenen Parameter ein gefahrloses Entschärfen nicht zulassen oder eine Sprengung keine großen Schäden in der Umgebung verursachen würde. So wurde bei einem Fund beim Bau der Allianz Arena in München die Vernichtung am Fundort der Entschärfung vorgezogen, da sich der Blindgänger auf nahezu freiem Feld – allerdings direkt neben der A 9 – befand. Da sich die Absperrräume bei einer Vernichtung nicht von denen einer Entschärfung unterscheiden, galt die Vernichtung als die gefahrlosere und schnellere Lösung.

Hierbei wird in der Regel die vollständige Detonation des Blindgängers verursacht, indem eine Vernichtungsladung direkt angebracht wird. Um die Luftdruckwelle zu reduzieren, den Lärm zu dämmen und insbesondere den Streukreis der entstehenden Splitter zu begrenzen, wird der Blindgänger nach Möglichkeit mit Sand, steinfreiem Erdreich, Stroh, Papierballen etc. abgedeckt.

Bei Bomben kann unter Umständen der Kopf bzw. Boden mit dem nicht zu entschärfenden Zünder vom Rest der Bombe durch ferngesteuerte Schneidvorrichtungen (Säge, Wasserstrahlschneidgerät) abgetrennt werden. Der Rest wird dann gefahrlos abtransportiert und beseitigt, so dass nur noch der Teil mit dem Zünder und einem geringen Sprengstoffanteil gesprengt werden muss.

Eine besondere Kombination von Entschärfen und Sprengen sind sogenannte low-order-Sprengungen oder sprengtechnische Entschärfungen. Hierbei wird mit speziellen Sprengladungen ein Öffnen des Blindgängers und ein Abtrennen des Zünders bewirkt, ohne dass die eigentliche Sprengladung des Blindgängers zur Wirkung kommt. Da aber hier in besonderem Maße mit der – ungewollten – vollständigen Detonation des Blindgängers gerechnet werden muss, sind Evakuierung, Schutzmaßnahmen etc. analog der Sprengung zu planen.

In sehr seltenen Fällen wird der Blindgänger am Fundort zur Explosion gebracht. Zur Sprengung einer amerikanischen 500 lb - Bombe (enth. ca. 125 kg Sprengstoff) mit Zeitzünder[4] in München am 28. August 2012 wurde eine 125 kg Sprengladung verwendet.[5] Zur Dämmung verwendete Strohballen vergrößerten den Feuerball und führten zu erheblichen Brandschäden in der Umgebung.

Bei beschädigtem Zünder und Sprengung vor Ort kann der Evakuierungsradius größer als 500 Meter bzw. bis zu über 1000 Meter betragen.[6]

Abtransport in scharfem Zustand

Nur in Ausnahmefällen wird dieser Weg beschritten, wenn am Fundort eine Entschärfung (z. B. bei durch Aufschlag gestauchten Kopfzündern von Bomben) oder auch eine Sprengung (z. B. in laufenden Produktionsanlagen der chemischen Industrie oder bei Bombenfunden direkt an oder unter Gebäuden) nicht möglich ist. Hierbei werden wenn möglich Maßnahmen ergriffen, um den Zünder provisorisch von außen zu sichern oder weniger empfindlich zu machen. Transportiert wird der Blindgänger in einer Lage, die das geringste Risiko einer Auslösung gewährt. Der Blindgänger wird zum nächsten geeigneten Platz transportiert, an dem er gesprengt werden kann.

Unfälle

  • Am 9. August 1990 kamen in Wetzlar bei der Entschärfung einer amerikanischen Bombe vom Typ SAP 1000 lb mit Langzeitzünder M 125 zwei Entschärfer ums Leben, drei weitere Personen wurden verletzt.
  • Am 17. Juli 2003 wurden in Salzburg (Österreich) bei der Entschärfung einer amerikanischen Bombe vom Typ GP 500 lb mit Langzeitzünder M 124 zwei Entschärfer getötet, ein weiterer schwer verletzt.
  • Am 1. Juni 2010 gab es in Göttingen aufgrund der unkontrollierten Detonation eines amerikanischen Blindgängers vom Typ SAP 1000 lb[7] mit Langzeitzünder M 125 eine Stunde vor der geplanten Entschärfung drei Tote. Zwei weitere Personen wurden schwer, vier leicht verletzt.[8]

Situation in einzelnen Ländern

Flandern

Im Ersten Weltkrieg fanden in Flandern mehrjährige Stellungsschlachten (Stellungskrieg, Grabenkrieg) statt. Die Hauptkampfzonen (frz. Zone rouge) wurden von Granaten mehrfach umgepflügt; sie sind oft noch heute im Zustand einer Kraterlandschaft: Im Boden sind zahlreiche Blindgänger und unzählige Metallsplitter von den explodierten Granaten (sowie Knochen von Gefallenen bzw. Verschütteten). Auch hier liegen noch zahlreiche Blindgänger im Boden; auch hier kommt es bis heute gelegentlich zu Selbstzündungen. Teile des Geländes stehen unter Denkmalschutz; auch befinden sich noch Kampfmittelreste (Schwermetalle, Giftgas­reste) im Boden.

Deutschland

Ausmaß

Die Kampfmittelräumung wird in Deutschland durch Behörden der Länder vorgenommen. Bei den Luftangriffen der Alliierten auf das Gebiet des Deutschen Reiches wurden 1940 10.000 Tonnen, 1941 30.000 t, 1942 40.000 t, 1943 120.000 t, 1944 650.000 t und 1945 500.000 Tonnen Bomben aller Kaliber abgeworfen; davon werden insgesamt 135.000 bis 270.000 Tonnen als Blindgänger betrachtet. Die Zahl der noch nicht entdeckten Blindgänger wurde 2013 auf 100.000 geschätzt. Jährlich werden etwa 5.500 Blindgänger entschärft.[9]

Kostenfragen

Folgeschäden von gezielten Sprengungen oder durch unbeabsichtigte Explosionen werden vom Bund nur auf bundeseigenen Grundstücken, früher von alliierten Truppen genutztem Gelände oder bei reichseigener Munition geleistet. Schäden auf privatem Grund werden nicht ersetzt.[10] Bauherren müssen die vorsorgliche Untersuchung des Baugrundes auf Blindgänger selber tragen. Bei Blindgängerfunden nehmen staatliche Stellen die Gefahrenabschätzung vor, Räumung erfolgt durch private Firmen, Entschärfung, Abtransport und Vernichtung durch staatliche Stellen.[11]

Schweiz

In der kleinräumigen Schweiz muss die Armee immer wieder in Gebieten üben, die sonst öffentlich zugänglich sind. Dies betrifft vor allem alpines Gelände (Gletscher, Geröllhalden, Bergwiesen). Finder werden gebeten, die Objekte nicht zu berühren, die Fundstelle zu markieren und den Fund entweder bei der Polizei, deren Notrufnummer oder direkt bei der Blindgängermeldezentrale der Armee zu melden.[12] Die Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness erreichte, dass Fundmeldungen für Objekte, die offensichtlich gefährlich sind (Geschoss ist z.B. intakt), wieder mit 100 Franken belohnt werden.[13]

Bomben der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg sind hingegen ein geringeres Problem, da solche Angriffe nur selten und lokal begrenzt vorkamen.

Blindgängerrate

Für Artilleriegranaten wird in einem konkreten Fall vom Heer in Österreich eine Rate von nur rund 1 Prozent der erfolgreich abgefeuerten angegeben.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Oberkommando der Wehrmacht: Vorschrift H. Dv. 412, L. Dv. 764, M. Dv. Nr. 872 – Beseitigung von Blindgängern feindlicher Fliegerbomben – 1939
  • Michael Katzsch (Dissertation, 2009, TU Cottbus): Methodik zur systematischen Bewertung von Gefahren aufgrund von Bombenblindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Stadt Oranienburg [4] (216 S., pdf) (An der TU Cottbus gibt es einen Lehrstuhl Altlasten; dieser ist seit März 2012 unbesetzt.[15])

Fußnoten

  1. Mit Förstersonde und Spaten auf Bombensuche. Badische Zeitung, abgerufen am 24. September 2010.
  2. siehe auch englische Wikipedia
  3. Peter Bodes, Chef des Hamburger Kampmittelräumdienstes im Hamburger Abendblatt 3. Juni 2010 S. 18
  4. [1] Focus 29. August 2012
  5. [2] Die Welt am 29. August 2012
  6. Eva-Maria Bast: Der Suchaufwand nach Bomben nimmt zu. Interview mit Ralf Vendel, Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Baden-Württemberg. In: Südkurier vom 21. Mai 2015.
  7. Tödliche Gefahren unter uns. Artikel auf stern.de vom 2. Juni 2010 (abgerufen am 7. August 2010)
  8. [3] Artikel im Göttinger Tageblatt vom 1. Juni 2010 (abgerufen am 7. August 2010)
  9. Manuel Ruoff: Nicht immer hat's gekracht. In: Preußische Allgemeine Zeitung vom 14. Dezember 2013, S. 4.
  10. Norman Hanert: Kaum Haftung bei Detonationen. In: Preußische Allgemeine Zeitung vom 14. Dezember 2013, S. 4.
  11. Fast jeder Bürger kann betroffen sein. In: Preußische Allgemeine Zeitung vom 14. Dezember 2013, S. 4.
  12. http://www.vtg.admin.ch/internet/vtg/de/home/dienstleistung/bmz.html (abgerufen am 7. Juni 2014)
  13. http://mountainwilderness.ch/projekte/rueckbau-zur-wildnis/militaerschrott/die-kampagne/ und http://mountainwilderness.ch/projekte/rueckbau-zur-wildnis/militaerschrott/militaerschrott-melden/ (abgerufen am 7. Juni 2014)
  14. http://ooe.orf.at/news/stories/2669094/ Gefundene Granate war vom Heer, ORF.at, 18. September 2014
  15. www.tu-cottbus.de

Weblinks

Wiktionary: Blindgänger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Blindgänger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien