Blois

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Blois
Blois (Frankreich)
Blois (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Centre-Val de Loire
Département (Nr.) Loir-et-Cher (41)
Arrondissement Blois
Kanton Hauptort von 5 Kantonen
Gemeindeverband Agglomération de Blois
Koordinaten 47° 36′ N, 1° 20′ OKoordinaten: 47° 36′ N, 1° 20′ O
Höhe 63–135 m
Fläche 37,46 km²
Einwohner 46.813 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.250 Einw./km²
Postleitzahl 41000
INSEE-Code
Website http://www.blois.fr/

Blick auf Blois mit Loirebrücke und der Kathedrale Saint-Louis im Hintergrund

Blois ist eine französische Stadt und der Verwaltungssitz der Präfektur des Départements Loir-et-Cher in der Region Centre-Val de Loire. Die Stadt liegt an der Loire zwischen Orléans und Tours. Die Bevölkerung der Stadt beläuft sich auf 46.813 Einwohner (Stand 1. Januar 2021).

Das Schloss Blois, ein Château aus der Renaissance, das einst von König Ludwig XII. bewohnt wurde, befindet sich in der Stadtmitte. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die aus dem 18. Jahrhundert stammende Steinbrücke über die Loire. Viele Treppen durchziehen die Stadt, die auf mehreren Hügeln errichtet wurde. Im Westen der Stadt befindet sich der Forêt de Blois, ein Überbleibsel der großen Wälder, die sich einst in der Region erstreckten.

Geschichte

Obwohl die Gegend bereits in der Antike besiedelt war, wird Blois zum ersten Mal durch Gregor von Tours im 6. Jahrhundert erwähnt. Bedeutung erlangte die Siedlung jedoch erst im 9. Jahrhundert als sie Residenz der gleichnamigen Grafschaft wurde. 1196 erhielt sie durch den Grafen Louis die Stadtprivilegien verliehen. Die Grafen der Châtillon-Linie residierten in Blois häufiger als ihre Vorfahren. Sie ließen die ältesten Teile des Château im 13. Jahrhundert erbauen. 1429 errichtete Jeanne d’Arc in Blois die Basis ihrer Feldzüge des Entsatzheeres, um Orleans zu befreien. Nach seiner Gefangenschaft in England nahm Karl von Orleans 1440 Residenz im Château, wo 1462 sein Sohn, der spätere Ludwig XII., geboren wurde. Im 16. Jahrhundert wurde Blois zum Ferienort des französischen Hofes. Die Verträge von Blois, die nur kurz die Italienischen Kriege unterbrachen, wurden hier in den Jahren 1504 und 1505 unterzeichnet.

Unter den Einwohnern der Stadt waren einstmals viele Calvinisten. In den Jahren 1562 und 1567 wurde Blois zum Schauplatz der Kämpfe zwischen den Anhängern Calvins und denen der katholischen Kirche. 1576 und 1588 wählte Heinrich III., König von Frankreich, Blois als Treffpunkt der Heeresführer aus. 1588 führte dies zur Ermordung von Heinrich, dem Herzog de Guise, und seinem Bruder, Ludwig, dem Kardinal und Erzbischof von Reims im Château, nur kurze Zeit später folgte der Tod der Königinmutter, Katharina von Medici. Von 1617 bis 1619 lebte Maria von Medici, Gattin König Heinrichs IV., im Exil im Château, das nur kurze Zeit später von König Ludwig XIII. an seinen Bruder Gaston, den Herzog von Orleans, vergeben wurde, der dort bis zu seinem Tode 1660 lebte.

Das Bistum Blois wurde 1697 gegründet, 1801 unter Bonaparte mit Orléans vereinigt, doch 1817 wiedererrichtet. 1814 wurde Blois für eine kurze Zeit zum Sitz der Regentschaft von Marie Louise, der Gattin Napoleons I. Um 1870 wurde in einem Wald bei Blois die bekannte Birnbaumsorte Alexander Lucas entdeckt.

Blois wurde während des Zweiten Weltkrieges von der Wehrmacht vom 18. Juni 1940 an besetzt. Die Befreiung durch die U.S. Army gelang in den letzten beiden Augustwochen 1944. Bei den Gefechten musste die Stadt mehrere Tage des Bombenhagels über sich ergehen lassen.

Wappen

Beschreibung: In Gold ein blaues Schildlein mit einer goldenen Lilie von einem schwarzen rot bewehrten Stachelschwein mit rotem Halsband rechts und einem schwarzen rot bewehrten Wolf links gehalten wird.

Symbolik: Das Stachelschwein ist die Bilddevise von Ludwig XII. Es ist als Fensterschmuck im Schloss von Blois in weißer und laufender Darstellung mit goldenem Zierhalsband und goldener Krone auf dem Rücken verewigt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schloss und Altstadt

Maison de la Magie
Schlossblick
Château de Blois (Westfassade)
Kirche Saint-Vincent-de-Paul; links davon die ehemalige Orangerie
Église Saint-Nicolas

Maison de la Magie

Auf dem Weg vom Schloss in die Altstadt passiert man am Ende des Place du Chateau vor dem Schloss das Maison de la Magie Robert-Houdin. Es ist ein dem Magier Robert Houdin gewidmetes Museum, das eine Einführung in die Geschichte der Zauberei bietet und zugleich auch das Nationale Konservatorium für Zauberkunst ist. Als eine der Hauptattraktionen des Museums streckt ein furchterregender Drache alle Stunde seine computergesteuerten sechs Köpfe zu den Fenstern des Hauses hinaus.

Schlossgärten

Auf dem ansteigenden Gelände neben dem Schloss breiteten sich einst die Gärten Ludwigs XII. aus. Davon ist nur eine Terrasse oberhalb des Place Victor Hugo mit dem Jardin des simples et des fleurs royales, dem „Königlichen Heilkräuter- und Blumengarten“, übriggeblieben. Von hier sind zu sehen: der Pavillon Anne-de-Bretagne, die Kirche Saint-Vincent-de-Paul und der Place Victor-Hugo. Rechter Hand befindet sich das Schloss und man blickt auf die Außenfassaden der beiden Flügel Franz I. und Gaston d’Orleans. Dahinter sind die spitzen Türme von Saint-Nicolas zu sehen.

Pavillon Anne-de-Bretagne

Der Pavillon Anne-de-Bretagne stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der kleine, aus Natur- und Backstein bestehende Bau mit hohem Schieferdach war ursprünglich das Belvedere der Gartenanlage. Die mit Maßwerk verzierte steinerne Balustrade zeigt die Initialen Ludwigs XII. und seiner Gemahlin Anna von Bretagne.

An den Pavillon schließt sich längs der Avenue Jean-Laigret in Richtung der Kirche Saint-Vincent-de-Paul ein langer Fachwerkbau an, der ebenfalls unter Ludwig XII. errichtet worden ist und später als Orangerie diente.

Kirche Saint-Vincent-de-Paul

Die im 17. Jahrhundert im sogenannten Jesuitenstil erbaute Kirche Saint-Vincent steht an der Nordseite des Place Augustin-Thierry. Gegenüber befindet sich die Loggienfassade des Schlosses mit ihren beiden, vom Belvedere-Hof im Vatikan inspirierten Laubengeschossen. Über einem Burggraben liegt die Fassade des Gaston d’Orléans-Flügels auf der Rückseite der Schlossanlage.

Kirche Saint-Nicolas

Die Kirche Saint-Nicolas ist eine ehemalige Abteikirche, die im 12. und 13. Jahrhundert von Benediktinermönchen gebaut worden ist, und die zu der Zeit S. Laumer hieß und nach dem heiligen Abt Laudomar († 594) benannt wurde. Der Chor, das Querschiff und das erste Joch wurden in den Jahren 1138 bis 1196 errichtet. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts kamen die anschließenden Teile nach Westen hinzu. Während der Religionskriege wurde die Kirche beschädigt und die Abtei von den Protestanten zerstört. Beides wurde im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Die Abteigebäude dienten dann während der Französischen Revolution als Krankenhaus.

Saint-Nicolas ist eine vierjochige Basilika mit Doppelturm-Fassade, Querschiff und zweijochigem, von Kapellen begleiteten Umgangschor. Nur die Apsiskapelle wurde zu einem späteren Zeitpunkt, im 14. Jahrhundert, angefügt. So konnte sich die kurze Bauzeit in einem weitgehend einheitlichen Erscheinungsbild niederschlagen. Und doch fand in den zwanzig Jahren zwischen den zwei Bauabschnitten ein Übergang vom romanischen auf den gotischen Baustil statt. Was die Höhe der Joche und das Gesimse der hohen Fenster angeht, wird dieser Wandel durch die regelmäßigen horizontalen Linien des ganzen Baus gemäßigt.

Sehenswert sind die Kapitelle des Chores. Sie sind im antiken Korintherstil gehalten, geschmückt mit großen, teils gerollten, teils flachen Akanthusblättern; dazwischen sind jedoch auch Masken und stirnbietende Tierköpfe zu sehen.

Auch außen an der Abteikirche sind die zwei Bauperioden zu erkennen. Von der Schlossterrasse aus sieht man die großen Dächer der Kirche, die Strebepfeiler und die mit Schiefer bedeckten Turmspitzen. Die drei in der Breite ungleichen Eingangstore werden nach oben von einer durchgängigen Bogengalerie abgeschlossen. Darüber befindet sich ein Rosenfenster, und über der Fassade ist noch ein monumentaler Wasserspeier angebracht; ein zweiter ziert den Fuß des Treppenaufganges zum Schloss. Auf der Chorseite von Saint-Nicolas bilden Apsis, Querschiff, Langhaus sowie eine ganze Reihe dekorativer Türme und Laternen ein eindrucksvolles Ensemble.

Kathedrale Saint-Louis

Kathedrale von Blois

Ähnlich dominierend wie das Schloss ist im Stadtbild die hochgelegene römisch-katholische Kathedrale Saint-Louis; Blois ist Bischofssitz seit 1697. Das Langhaus und der Renaissance-Turm stammen ursprünglich aus dem Jahr 1544. 1678 wurde jedoch das Langhaus von einem Orkan fast völlig zerstört. Nur der von schlanken Doppelsäulen gegliederte Turm blieb erhalten.

Der Wiederaufbau erfolgte im spätgotischen Stil zwischen 1680 und 1700 durch den Architekten Arnoult-Séraphin Poictevin († 1720). Die Marienkapelle wurde von Jules Potier de la Morandière im Jahr 1860 angebaut. Zur Einrichtung des Bischofssitzes und Erhebung der Kirche zur Kathedrale stiftete Ludwig XIV. im Jahr 1704 die Orgelempore.

Siehe auch

Kultur

Blois ist seit 1998 Veranstaltungsort des wichtigsten Geschichtsfestivals Frankreichs: Die Rendez-vous de l’histoire de Blois wurden vom damaligen Bürgermeister und Abgeordneten Jack Lang initiiert und finden jährlich im Oktober statt. Dort treffen sich regelmäßig bis zu 40.000 Historiker und Geschichtsinteressierte, um an Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und weiteren Veranstaltungen teilzunehmen, darunter auch die größte französischsprachige Buchmesse für geschichtliche Titel, auf der etwa 200 Verlage ausstellen.

Die Stadt Blois bemüht sich, Ableger dieses Geschichtsfestivals in ihren Partnerstädten anzuregen; so finden beispielsweise in Deutschland seit 2009 die Weimarer Rendezvous mit der Geschichte statt.

Verkehr und Infrastruktur

Von 1910 bis 1934 bedienten fünf Straßenbahnlinien die Stadt. Es bestanden auch einige Lokalbahnen, die das Umland erschlossen.

Blois hat einen Bahnhof an der, seit 1847 bestehenden, Bahnstrecke Paris–Bordeaux. Hier halten Züge des TER Centre und Intercités.

Persönlichkeiten

Partnerstädte

Blois ist mit acht Städten in aller Welt partnerschaftlich verbunden:[1]

Literatur

  • Schlösser an der Loire. Der grüne Reiseführer. Michelin Reise-Verlag, Landau-Mörlheim 1997, ISBN 2-06-711591-X, S. 119.
  • Wilfried Hansmann: Das Tal der Loire. Schlösser, Kirchen und Städte im «Garten Frankreichs». 2. Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2006, ISBN 3-7701-3555-5, S. 84–87.

Weblinks

Commons: Blois – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Les jumelages. Offizielle Website der Stadt, abgerufen am 4. Dezember 2012 (französisch).