Bodenspeicher
Ein Bodenspeicher (auch Speicher, Lagerhaus, Packhaus, Fruchthaus oder Fruchtkasten) ist ein Gebäude zur Aufbewahrung von Gütern. Er hat damit eine ähnliche Funktion wie die Scheune, die aber einen Teil eines Bauernhofs oder Gutshofes darstellen.
Historische Speicher
In nahezu allen mittelalterlichen Städten gab es Korn- oder Getreidespeicher (in Süddeutschland oft als Fruchtkasten oder Zehntscheuer bezeichnet). Die massiven Gebäude standen oft im Ortszentrum in Marktnähe. Da zudem eine gute Verkehrsanbindung unabdingbar war, waren Speicher meist sowohl auf dem Land- wie auch auf dem Wasserweg erreichbar. Häufig wurden sie am Hafen einer Stadt errichtet, um den Transport größerer Warenmengen per Schiff zu ermöglichen. Falls die Speicher noch erhalten sind, werden sie heute in der Regel anderweitig genutzt. So wurde am früheren wirtschaftlichen Zentrum der Hansestadt Stade, dem alten Hansehafen an der Schwinge, in der Zeit der schwedischen Besatzung der Schwedenspeicher errichtet. Er wurde als barocker Profanbau der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Backstein ausgeführt und dient seit den 1970er-Jahren als Regionalmuseum.
In der Schweiz findet man den meistens Spycher (y=langes i) oder Spicher genannten Kornspeicher v.a. im Wallis, aber auch in den anderen Bergkantonen. Er wurde sehr sorgfältig gebaut, um das Gut nicht feucht werden zu lassen, und ist daher vom Stadel (Heuspeicher) gut zu unterscheiden. Es wurden auch Würste und Trockenfleisch darin aufbewahrt. Ein Spycher im übertragenen Sinn ist der Walliser Spycher: Literaturpreis Leuk, in dem geistiges Gut längerfristig aufbewahrt wird.
Ein Beispiel für einen außereuropäischen Speicher ist die 1808 im mexikanischen Guanajuato errichtete Alhóndiga de Granaditas. Das im klassizistischen Stil errichtete Gebäude diente der Speicherung von Getreide aus der ganzen Region, um die Nahrungsmittelversorgung der Stadt sicherzustellen. 1810 war die festungsartige Alhóndiga de Granaditas Schauplatz der ersten Schlacht im mexikanischen Unabhängigkeitskrieg.
Moderne Speicher
Üblicherweise hat der Speicher eine Stockwerkshöhe von 2,80 bis 3 m, und das Erdgeschoss ist so aufgebaut, dass es mit Fahrzeugen bequem befahren oder angefahren werden kann. Oft gehört eine Laderampe oder eine Ladevorrichtung dazu, um Fahrzeuge oder Schiffe be- und entladen zu können. Die Umfassungsmauer ist massiv und besitzt zahlreiche kleine Fenster, die aus Sicherheitsgründen häufig nicht größer als 20 cm × 25 cm sind. Der innere Ausbau ist feuersicher und bei mehrstöckigem Aufbau durch Lastenaufzüge unterstützt.
Der Aufbau von Speichern hat insbesondere in Hafenstädten große Bedeutung erlangt, zum Beispiel in der Hamburger Speicherstadt.
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Speicher an der Elbe in Hamburg-Rothenburgsort
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Dornröschenspeicher am Strelasund in Stralsund
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Speicher in Uckerland-Wolfshagen
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Averbecks Speicher in Bad Iburg-Glane
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Fruchtkasten in Herrenberg
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Klosterfruchtkasten in Weingarten
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Speicher in Regensburg
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Alhóndiga de Granaditas im mexikanischen Guanajuato
Literatur
- Ernst Seidl (Hg.): Lexikon der Bautypen. Funktionen und Formen der Architektur. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010572-6.