Caster Semenya

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Caster Semenya


Caster Semenya 2009

Voller Name Mokgadi Caster Semenya
Nation Sudafrika Südafrika
Geburtstag 7. Januar 1991
Geburtsort PietersburgSüdafrika
Größe 178 cm
Gewicht 73[1] kg
Karriere
Disziplin 800 m
Bestleistung 1:55,28 min
Trainer Maria de Lurdes Mutola
Status aktiv
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 1 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 1 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Afrikaspiele 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Afrikameisterschaften 3 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Silber 2012 London 800 m
Gold 2016 Rio 800 m
Logo der World Athletics Weltmeisterschaften
Gold 2009 Berlin 800 m
Silber 2011 Daegu 800 m
Logo der Afrikaspiele Afrikaspiele
Gold 2015 Brazzaville 800 m
Afrikameisterschaften
Gold 2016 Durban 800 m
Gold 2016 Durban 1500 m
Gold 2016 Durban 4 × 400 m
letzte Änderung: 6. September 2016

Mokgadi Caster Semenya (* 7. Januar 1991 in Pietersburg) ist eine südafrikanische Mittelstreckenläuferin und Olympiasiegerin im 800-Meter-Lauf.

Leben

Semenya wurde im Dorf Ga-Masehlong in der Nähe von Pietersburg, dem heutigen Polokwane, geboren und studierte ab 2009 Sportwissenschaften an der Universität Pretoria.[2]

Bei den Leichtathletik-Juniorenweltmeisterschaften 2008 in Bydgoszcz schied sie im 800-Meter-Lauf noch mit einer Zeit von 2:11,98 min in der Vorrunde aus. Bereits im folgenden Jahr stellte sie im Juli mit 1:56,72 min überraschend eine zwischenzeitliche Weltjahresbestleistung auf.

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin gewann sie die Goldmedaille im 800-Meter-Lauf. In persönlicher Bestzeit von 1:55,45 min distanzierte sie die Kenianerin Janeth Jepkosgei Busienei und die Britin Jennifer Meadows auf den folgenden Plätzen um über zwei Sekunden.

Im Vorfeld des WM-Laufes machten Gerüchte die Runde, dass Semenya eventuell intersexuell sei. Als Indizien wurden die ungewöhnliche Leistungssteigerung innerhalb nur eines Jahres, die tiefe Stimme und das maskuline Aussehen genannt. Ein Startverbot lehnte der Leichtathletikverband IAAF ab, da, so eine Sprecherin, „keine Beweise“ vorlägen. Nach ihrem deutlichen Sieg in Berlin reagierte der Verband jedoch auf die zunehmenden Zweifel und ordnete einen Test zur Überprüfung des Geschlechts von Semenya an.[3] Die Entscheidung wurde in Südafrika mit Empörung aufgenommen.[4] Auch von Menschenrechtsaktivisten wurden die Tests kritisiert.[5]

IAAF-Generalsekretär Pierre Weiss teilte der Presse mit: „Es ist klar, dass sie eine Frau ist, aber vielleicht nicht zu 100 Prozent.“[6] Ansonsten verzichtete die IAAF darauf, Presseberichte über einen angeblichen Hermaphroditismus zu kommentieren.[7] Kurz danach wurde bekannt, dass der südafrikanische Leichtathletik-Verband (ASA) bereits vor den Weltmeisterschaften bei Semenya einen Geschlechtstest angeordnet hatte, um die Startberechtigung für Frauenrennen zu prüfen. Daraufhin gelangte Verbandspräsident Leonard Chuene in die Kritik, der gemeinsam mit Politikern Tests stets bestritten und die IAAF für die Behandlung des Semenya-Falles kritisiert hatte.[8]

Anfang November 2009 wurde Leonard Chuene samt Präsidium von der South African Sports Confederation and Olympic Committee (SASCOC) suspendiert, nachdem sein Verband zuvor Abbitte für das Fehlverhalten im Fall der 800-m-Weltmeisterin geleistet hatte.[9] Zwei Wochen später teilte das südafrikanische Sportministerium mit, dass Semenya die Goldmedaille und das Preisgeld behalten dürfe. Die medizinischen Untersuchungen wurden weiterhin vertraulich behandelt.[10]

Am 6. Juli 2010 gab die IAAF bekannt, dass Semenya mit sofortiger Wirkung wieder bei den Frauen starten darf.[11] Im Zuge der durch den Fall Semenya ausgelösten Kontroverse passte das Internationale Olympische Komitee im Juni 2012 die für die Olympischen Sommerspiele in London gültigen Richtlinien zu weiblichem Hyperandrogenismus an.[12] Danach müssen sich weibliche Athleten, bei denen durch das Vorliegen eines für Männer typischen Androgenwertes ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Frauen vermutet wird, einer androgensenkenden Behandlung unterziehen, wenn sie weiterhin an Wettkämpfen unter Frauen teilnehmen wollen. Im Mai 2011 hatte bereits die IAAF entsprechende Regeln eingeführt.[13][14]

2011 musste sich Semenya bei den Weltmeisterschaften in Daegu über 800 m nur der Russin Marija Sawinowa geschlagen geben und gewann mit einer Zeit von 1:56,35 Minuten die Silbermedaille. Ab November 2011 wurde sie von der mosambikanischen Olympiasiegerin und mehrfachen Weltmeisterin Maria de Lurdes Mutola trainiert.[15] Bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewann Semenya ebenfalls die Silbermedaille, wieder hinter Sawinowa, diesmal in 1:57,23 Minuten.

Für die Teilnahme an den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2013 in Moskau konnte sich Semenya nicht qualifizieren, da sie nach Überstehen einer langwierigen Knieverletzung die geforderte Normzeit verfehlte.[16][17]

2015 wurden die Regeln betreffs Androgenbehandlung aufgehoben und der IAAF zwei Jahre Zeit gegeben, die medizinische Notwendigkeit zu beweisen. Sportlerinnen mit erhöhtem Testosteronspiegel dürfen seither ohne Behandlung wieder an Wettkämpfen teilnehmen.[18]

Bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016 gewann sie den 800-Meter-Lauf mit persönlicher Bestleistung und nationalem Rekord von 1:55,28 Minuten.

Bestleistungen

Auszeichnungen

2014 wurde Semenya mit dem südafrikanischen Order of Ikhamanga in Bronze ausgezeichnet.[19]

Weblinks

Commons: Caster Semenya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. http://www.bbc.co.uk/sport/olympics/2012/athletes/d91b7e3c-c99d-4f0b-9d3c-7350382c01be
  2. Caster Semenya row: 'Who are white people to question the makeup of an African girl? It is racism'. In: The Guardian. 23. August 2009, abgerufen am 8. Mai 2015 (englisch)
  3. Jan Reschke: Geschlechtstest bei Leichtathletik-WM: XY ungelöst. In: Spiegel Online. 20. August 2008
  4. Geschlechtstest bei Semenya: Südafrika will Uno einschalten. In: Spiegel Online. 21. August 2009
  5. Oliver Tolmein: XY: Geschlecht kann man nicht testen. In: Der Freitag. 26. August 2009
  6. Weltverband will Gewissheit über Semenya. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. September 2009
  7. Jens Hungermann, Christian Putsch: Weltmeisterin Semenya soll ein Zwitter sein. In: Die Welt. 11. September 2009
  8. Michael Rensch: Caster Semenya: Missbraucht für Gold. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. September 2009
  9. Geschlechtsskandal um Semenya: Verband leistet Abbitte, Präsident gefeuert. In: Rheinische Post. 5. November 2009
  10. Semenya darf 800-m-WM-Gold behalten. In: Neue Zürcher Zeitung. 19. November 2009
  11. Caster Semenya may compete. In: IAAF.org. 6. Juli 2010
  12. Internationales Olympisches Komitee: IOC Regulations on Female Hyperandrogenism (PDF; 73 kB). 22. Juni 2012, abgerufen am 26. August 2013 (englisch)
  13. Anja Herrlitz: IAAF legt Geschlechterregel fest. In: Leichtathletik. 12. April 2011, abgerufen am 26. August 2013
  14. Amended IAAF Rules and new & updated IAAF Regulations – In Force as of 1 May 2011. In: IAAF.org. 1. Mai 2011, abgerufen am 26. August 2013 (englisch/französisch)
  15. Trainerin Mutola: Semenya wird Weltrekord laufen. In: Freie Presse. 5. April 2012, abgerufen am 16. Dezember 2012
  16. Leichtathletik: Semenya verpasst die WM-Norm. In: Spiegel Online. 28. Juli 2013, abgerufen am 26. August 2013
  17. Caster not in provisional SA team. In: IOL. 19. Juli 2013, abgerufen am 26. August 2013 (englisch)
  18. Dutee Chand thematisiert Testosteron bei Frauen. medmix.at, abgerufen am 21. August 2016
  19. National Orders Recipients 2014. In: South African History Online (englisch), abgerufen am 27. Dezember 2015