Christentum in Japan

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Das Christentum als eine der drei Religionen des Monotheismus spielt in Japan eine untergeordnete Rolle, da die Vorstellung eines einzigen allmächtigen Gottes mit den traditionellen religiösen Vorstellungen des Shintō und des Buddhismus wenig Übereinstimmung zeigt. Heute bekennen sich etwa 1 % der japanischen Bevölkerung, etwa eine Million Menschen, zum Christentum in seinen verschiedenen Ausprägungen. Der Bevölkerungsanteil während der römisch-katholischen Missionierung in Japan im 16. Jahrhundert hat bis heute zu einem weltweit sehr niedrigen Wert abgenommen. Eine derzeitige Gallup-Umfrage geht von sechs Prozent christlichen Gläubigen in Japan aus. Sieben der japanischen Premierminister waren bekennende Christen (Hara Takashi, Takahashi Korekiyo, Yoshida Shigeru, Katayama Tetsu, Hatoyama Ichirō, Ōhira Masayoshi und Tarō Asō).

Zwischen den Jahren 1614 und 1873 und den Auseinandersetzungen zwischen römisch-katholischen und evangelischen (protestantischen) Christen um die Vormachtstellung in Europa war die Verbreitung des Christentums in Japan verboten und härtesten Verfolgungen und Repressionen ausgesetzt. Dennoch hielten sich einzelne christliche Gruppen im Untergrund, die als Kakure kirishitan (隠れキリシタン), so viel wie „versteckte Christen“ oder auch Sempuku kirishitan (潜伏キリシタン), „verborgene Christen“, bezeichnet werden. Nach der Öffnung des Landes in religiöser Hinsicht bekannten sich zahlreichere Christen zur römisch-katholischen Kirche, einige blieben im Untergrund und werden gelegentlich Hanare kirishitan (離れキリシタン), „Separat-Christen“ genannt.

Die römisch-katholische Kirche zählt in Japan zurzeit etwa 509.000 Mitglieder (Stand: 2005)[1]. Die von Nikolai von Japan im 19. Jahrhundert gegründete orthodox-christliche Kirche in Japan hat etwa 30.000 Mitglieder. Die evangelischen Kirchengemeinden in Japan haben etwa 650.000 Glaubensangehörige. Sie wurden im 19. und 20. Jahrhundert von Missionaren aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika gegründet. Sie gehören den in Amerika stark vertretenen evangelischen Glaubensgemeinschaften der Methodisten, Baptisten und Calvinisten an. Christen in Japan betreiben einen im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil hohen Anteil an Schulen, Hochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Von den Schülern und Studenten wird in Anlehnung an den Buddhismus kein Bekenntnis zum Christentum verlangt. In den 1930er Jahren bekannten sich einige hundert Japaner zu den Zeugen Jehovas. Ihre Religionsgemeinschaft war während des Zweiten Weltkriegs, als Japan und die Vereinigten Staaten von Nordamerika erbitterte Kriegsgegner waren, verboten. Seit Ende des Krieges und der Kapitulation Japans erhöhte sich in den 1950er Jahren die Anzahl der bekennenden Gläubigen der Zeugen Jehovas auf etwa 219.000 Mitglieder (Stand: 2008).

Schreibformen

Die heutige japanische Bezeichnung für Christentum bzw. christlicher Glaube lautet Kirisuto-kyō (キリスト教) und setzt sich aus kirisuto (Christ) und kyō (Lehre, Doktrin) zusammen. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts lautete der Terminus Yaso-kyō (耶蘇教), was „Jesus-Lehre“ bedeutete. Angehörige der Lehre Jesu Christi hatten in Anlehnung an das portugiesische Wort Cristão die Bezeichnung kirishitan (切支丹).

Die zur Schreibung des Wortes verwendeten chinesischen Schriftzeichen variierten nach Zeitalter der Niederschrift und Schreibstil des Verfassers des Textes, geben die Lautung kirishitan wieder und enthalten durch die jeweils verwendeten Schriftzeichen einen erweiterten Sinn. Dieser veränderte sich im Zeitalter der Verfolgungen der römisch-katholischen Kirche in Japan negativ und transportierte Hinweise, die (切死丹: kiri = schneiden, shi = sterben/Tod. 鬼理死丹: ki = Teufel, ri = Doktrin, shi = sterben/Tod) enthalten. Die Schreibform 吉利支丹 wurde während der Regierungszeit des 5. Shogun Tsunayoshi (綱吉) aufgegeben, da das Schriftzeichen ‚Glück‘ auch in dessen Namen vorkam. Seit seiner Regierungszeit entwickelte sich die Schreibform zu 切支丹. Die Schreibform des Wortes kirishitan wird heute in Katakana bedeutungsneutral キリシタン geschrieben.

Römisch-Katholische Kirche in Japan

Japanischer Votiv-Altar, Ende des 16. Jahrhunderts

Die Zeit des christlichen Jahrhunderts

Die Geschichte der römisch-katholischen Kirche und damit des Christentums in Japan begann im Jahre 1549, als ein Angehöriger des Ordens der Jesuiten, der Pater Franz Xaver (Francisco de Xavier y Jassu), in Japan an Land ging. Die darauf folgende Zeit der Mission, die bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts dauerte, wird in der Kirchengeschichte in Anlehnung an ein Buch des Charles Ralph Boxer The Christian Century in Japan (1951) als das „christliche Jahrhundert“ Japans bezeichnet. Diese Zeitepoche in der Religionsgeschichte Japans endete im Jahr 1639 nach der Niederschlagung des Shimabara-Aufstands mit der Ausweisung der Handelsherren der Portugiesen und der Missionare der römisch-katholischen Kirche.

Zu Beginn dieser Zeit lernte im Dezember 1547 der Mitbegründer des Jesuitenordens Xaver in Malakka den Japaner Anjirō kennen, von dem er genauere Nachrichten über das fernöstliche Inselreich erhielt. Bis zu jener Zeit war das Inselreich Japan in Europa nur aus Marco Polos Erzählungen als Goldland „Zipangu“ bekannt, das Christoph Kolumbus auf seiner Fahrt nach Indien und China über den Atlantischen Ozean unter spanischer Flagge anzusteuern gedachte. Da dessen Seereise mit der Entdeckung der dazwischenliegenden Landgebiete Amerikas eine Staunen erregende historische Entwicklung genommen hatte, tat sich für den Jesuiten Xaver die Möglichkeit auf, dieses sagenhafte "Goldland" zu erreichen. Im August 1549 landete er mit drei Ordensangehörigen und dem Japaner Anjirō in Kagoshima auf der südlichen Insel Kyushu. Der lokale Fürst Shimazu Takahisa gewährte ihm Unterstützung. Xavier war tief beeindruckt von Land und Leuten und warb in begeisterten Sendbriefen um personelle und finanzielle Unterstützung, um das Land dem Christentum zuzuführen. Während seiner Missionsreisen in Kyushu und im westlichen Honshu hatte er erste Erfolge bei der Gewinnung von Gläubigen. Im Jahr 1550 reiste er nach Kyōto, bat beim Tennō um Audienz, wurde aber abgewiesen. 1551 erreichte er Goa, einen der Missionsstützpunkte des Ordens der Jesuiten in Indien. In den folgenden Jahren zogen Ordensangehörige nach Japan und bauten die von Xaver begonnene Mission aus. Unter diesen erwarben João Rodrigues, Luís Fróis und Luís de Almeida bleibende kirchengeschichtliche Verdienste mit dokumentarischer historischer Beweiskraft.

Die römisch-katholische Mission in Japan war von handelspolitischen Bestrebungen der Herkunftsländer begleitet. Portugiesen und Spanier, die damals vorherrschenden nach wirtschaftlichem Gewinn strebenden Kolonialmächte, versuchten ihren Einfluss geltend zu machen und rangen um Handelsgewinne. Über diese Europäer gelangte unter anderem die technische Neuerung der Schusswaffe nach Japan, die den Verlauf der folgenden Jahrzehnte der Zeit der streitenden Reiche beeinflussen sollte, in welcher japanische Regionalherrscher (Daimyō) um die Vorherrschaft im Inselreich kämpften. Gute Beziehungen zu den katholischen Missionaren und den ihnen folgenden portugiesischen Kaufleuten brachten ökonomische Vorteile. Einige der Daimyō ließen sich taufen. In der historischen Überlieferung werden sie kirishitan daimyō (キリシタン大名) genannt. Mit der Duldung bzw. Förderung des Christentums wurde auch versucht, ein Gegengewicht zu den buddhistischen Klöstern zu etablieren, die mit eigenen Truppen politische, religiöse und wirtschaftliche Machtzentren waren und die Interessen der gewinnstrebenden Regionalherrscher beeinträchtigten.

Im Laufe der blutigen Reichseinigung unter Toyotomi Hideyoshi wurde die Macht der buddhistischen Klöster gebrochen. In der Folge gewann die Beruhigung und Befriedung des Landes an Bedeutung. Dem standen der theologische Ausschließlichkeitsanspruch der christlichen Missionare und das dominierende und preisbestimmende Verhalten der portugiesischen Kaufleute bei dem Import von Rohseide und Seidenstoffen im Wege. Außerdem sollten bei der japanischen Reichseinigung die in den südwestlichen Landesteilen sitzenden Regionalherrscher vom Fernhandel ferngehalten werden, dessen horrende Gewinne den Ankauf von Feuerwaffen und die Aufstellung von Truppen ermöglichten, um eigene Pläne durchzusetzen.

Hinrichtung von Christen in den heißen Quellen des Vulkans Unzen (Kyushu) im frühen 17. Jahrhundert. Der Stich entstand auf der Grundlage schriftlicher Berichte aus Japan (Arnoldus Montanus: Gedenkwaerdige Gesantschappen der Oost-Indische Maetschappy in't Vereenigde Nederland, aen de Kaisaren van Japan, 1669)

Im Jahre 1587 erließ Hideyoshi das „Pater-Ausweisungsedikt“ (伴天連追放令, Pateren [= von port. padre] tsuihōrei), das erste einer Reihe von Edikten zur Unterdrückung der römisch-katholischen Kirche und der Eindämmung der Mission in Japan. Dies war durch geraume Zeit nicht das Resultat einer langfristig konzipierten Strategie, sondern eine Ad-hoc-Reaktion auf Widerstand von Seiten der Missionare und der Handelsleute. Die Durchsetzungsmöglichkeiten des Edikts waren räumlich und zeitlich begrenzt. Nach und nach wurde dann die Verfolgung der römisch-katholischen Gläubigen in Japan verstärkt und systematisiert. Am 5. Februar 1596 wurden in Nagasaki 26 Christen, neun Missionare, darunter sechs Angehörige des Ordens der Franziskaner und drei des Ordens der Jesuiten, sowie 17 japanische Laien (Franziskaner-Tertiaren) gekreuzigt. Unter den Hingerichteten war auch der Japaner Paul Miki. Diese Märtyrer von Nagasaki, die ersten römisch-katholischen Märtyrer Japans, wurden 1862 vom Vatikan in Rom unter Papst Pius IX. heiliggesprochen. Bei weiteren Verfolgungen wurden römisch-katholische Glaubensangehörige in kochend heiße Quellen (地獄 jigoku, „Hölle“) der Vulkanregion Unzen geworfen. Eine auf Briefe aus Japan hin entstandene Illustration findet sich bei Montanus (1669). Der Herrscher Hideyoshi forderte von den ihm untergebenen Vasallen die Abkehr vom Christentum. Die meisten folgten seiner Forderung. Der Daimyō Takayama Ukon verweigerte dies, verlor seinen Rang und wurde außer Landes verbannt.

Das 1602 entstandene Tokugawa-Shōgunat in Edo behielt gegenüber dem Christentum die gleiche ablehnende Verhaltensweise bei. Damals missionierten Ordensangehörige der Franziskaner, Jesuiten und Dominikaner in Japan, schließlich wurden alle Ausländer, meist Europäer, im Rahmen der Abschließungspolitik (sakoku) des Landes verwiesen. Angehörige der Dominikaner in Kyushu wurden 1609 verhaftet, nach Nagasaki verbracht, einige öffentlich hingerichtet und die übrigen des Landes verwiesen. Shōgun Tokugawa Ieyasu verbot 1612 die Verbreitung der römisch-katholischen Lehre, zunächst im vom Shogunat direkt regierten Gebiet (Tenryō) und schließlich 1615 durch die buke shohatto, einer Sammlung von Verordnungen für die Daimyō in ganz Japan. Im Jahr 1623 kamen neun Missionare, darunter drei Ordensangehörige der Dominikaner aus Manila in die südliche Provinz Satsuma. Bis 1634 wurden sie verhaftet und hingerichtet bzw. nach der Landesbschließung eintreffende Missionare im Kirishitan Yashiki interniert.

Alle Japaner bescheidener Herkunft mussten sich in dieser Zeit in buddhistischen Tempelanlagen registrieren lassen. Um versteckte Christen ausfindig zu machen, wurde die Bevölkerung gezwungen vor Zeugen auf kleine Relieftafeln mit christlichen Symbolen, den Fumie (Tretbilder), zu treten. Wer sich weigerte, war als Christ identifiziert. Besonders in Edo (dem heutigen Tokio), Ōsaka und der einstigen römisch-katholischen Hochburg Nagasaki war dies eine lebenserhaltende Pflicht, der die Stadtbewohner jährlich nachkommen mussten.

Wurde jemand als Christ identifiziert, gab es für ihn zwei Möglichkeiten. Bekennende Christen wurden gekreuzigt oder verbrannt. Wer jedoch als Apostat seinem Glauben abschwor, blieb am Leben und galt als korobi kirishitan (転びキリシタン, 転び切支丹, 転び吉利支丹, „umgefallener Christ“). Die gesamte Familie der sogenannten umgefallenen Christen wurde über sieben Generationen von den staatlichen und religiösen Behörden überwacht.

Im Jahr 1637 kam es zu einem Aufstand der durch Abgabelasten bis aufs Letzte ausgepressten, überwiegend christlichen Landbevölkerung im Raum Amakusa/Shimabara. Etwa 27.000 Aufständische verschanzten sich in der Festung Hara und trotzten den Angriffen der Samurai-Truppen des Regionalherrschers. Während der sich hinziehenden Kämpfe wurden die Niederländer in der Handelsniederlassung Hirado gezwungen, mit ihren Schiffskanonen die Wallanlagen zu beschießen. Nach längerer Belagerung eroberten die auf 120.000 Mann verstärkten shogunatstreuen Truppen die Festung. Keiner der Aufständischen überlebte. Dieser Aufstand von Shimabara gab den Ausschlag zur Ausweisung der Europäer aus Japan, ausgenommen der Volksangehörigen aus den westeuropäischen Niederlanden, die zwar Christen waren, aber als niederdeutsch-protestantische Kirchenangehörige den Lehren des Reformators Johannes Calvin folgten. Nach dem Jahr 1640 bekannte sich in Japan für zwei Jahrhunderte niemand öffentlich zur römisch-katholischen Kirche.

Kakure Kirishitan

Kakure Kirishitan (隠れ切支丹 oder 隠れキリシタン, „verborgene Christen, Kryptochristen“) bezeichnet Japaner, die ab Anfang des 17. Jahrhunderts trotz des Verbots des Shogunats das katholische Christentum als Religion angenommen hatten und ohne Einflüsse von außen zu einer eigenen Glaubensform weiter entwickelten. Diese entsprach jedoch nicht mehr dem ursprünglichen Katholizismus.

Bibeln oder andere schriftliche Quellen besaßen die Kakure Kirishitan nicht mehr, da diese auf Anweisung des Shogunats verbrannt worden waren. An unauffälligen Stellen hatten sie aber Objekte mit mehr oder minder deutlichen Kreuzformen bzw. buddhistische Kannon-Figuren (Maria-Kannon), die sie im geheimen für ihre sakralen Handlungen benutzten. Die dabei gesprochenen Gebete, die Orasho oder Oran'yo (von lat. oratio, Gebet), waren eine Mischung aus Latein, Portugiesisch und Japanisch, die im Lauf der Jahrzehnte von den Gläubigen nicht mehr verstanden wurde. Ein aus Ikitsuki bei Nagasaki überliefertes Orasho beginnt mit den Worten deusupaitero, hīriyō, superitosantono (でうすぱいてろ、ひーりょう、すぺりとさんとの) und entstand aus der lateinischen trinitarischen Formel Deus pater, filius, spiritus sanctus („Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist“).

Im Jahr 1853 im Zeitalter der beginnenden Industrialisierung erzwangen die USA die Öffnung Japans. Drei Jahre später wurden die ersten Handelsverträge mit den Vereinigten Staaten von Amerika und europäischen Ländern abgeschlossen und Japan öffnete fünf Häfen (Hakodate, Niigata, Yokohama, Kōbe und Nagasaki) für ausländische Schiffe.

Am 22. Januar 1863 begann in Nagasaki zum ersten Mal nach dem Verbot von 1613 der Bau einer christlichen Kirche (大浦天主堂, Ōura tenshudō, englisch The Church of the 26 Martyrs Catholic Oura Church) für die dort anwesenden Franzosen, die am 29. Dezember 1864 vollendet wurde. Am 17. März 1865 bekam Bernard Thadee Petitjean, der Seelsorger der Kirche, Besuch von fünfzehn Japanern. Eine Frau mit dem Namen Yuri Sugimoto teilte ihm mit, sie seien Christen – mehr als 250 Jahre nach dem offiziellen Verbot und über 200 Jahre nach dem Verlust aller Kontakte nach außen.

Nach der Aufhebung des Verbots des Christentums kehrten zahlreiche Kakure Kirishitan wieder in die Römisch-katholische Kirche zurück. Heute beträgt die Zahl der Japaner, welche die alten Kakure-Rituale praktizieren, einige Hundert.

Die Katholische Kirche nach der Öffnung

Seit 1. Mai 1846 bestand in Japan ein Apostolisches Vikariat, das nur Ausländern offenstand. Nach der Öffnung Japans gegenüber westlichen Staaten Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Bekanntwerden der noch bestehenden christlichen Gemeinde von Urakami in Nagasaki kehrten etwa die Hälfte der Kakure Kirishitan zur Römisch-katholischen Kirche zurück, deren religiöse Neuorientierung anfangs nicht einfach war. Die damalige kaiserliche Meiji-Regierung verbot Japanern zunächst die Annahme des Christentums. Unter diplomatischem Druck des Auslands wurde im Jahre 1873 das Christentum in Japan wieder offiziell zugelassen. Im Jahre 1891 entstand das römisch-katholische Erzbistum Tokio und wurde 1937 an japanische Geistliche übergeben. Bei dem Atombombenabwurf auf Nagasaki am 9. August 1945 kamen 8500 der 12.000 Katholiken in Japans größter christlicher Gemeinde Urakami um.[2]

Derzeitiger katholischer Metropolit in Tokio ist Peter Takeo Okada; Weihbischof von Tokio ist James Kazuo Koda.

Die orthodoxe Kirche in Japan

Die Orthodoxe Kirche in Japan (日本ハリストス正教会, Nihon Harisutosu seikyōkai, wörtlich „Japanische christliche [hier von russisch Христос Christos] Kirche“) ist durch ein Erzbistum vertreten.

Die Kirchengemeinde wurde nach dem Jahr 1861 von dem russischen Mönch Nikolai (1836–1912), der als Nikolai von Japan zu den historischen Persönlichkeiten der russisch-orthodoxen Kirche zählt, gegründet. Ausgehend von seiner Tätigkeit als Seelsorger der Diplomaten und Mitarbeiter der Botschaft des Russischen Reiches in Hakodate gründete er Kirchengemeinden und wurde der erste russisch-orthodoxe Bischof von Japan. Er hielt Gottesdienste in japanischer Sprache und beteiligte Japaner, die seinen Glauben angenommen und die Weihen als Priester erhalten hatten, an der Kirchenleitung und der Seelsorge der Gemeinden. Nikolai von Japan gab eine Bibelübersetzung des Neuen Testaments und die in der Liturgie gelesenen Teile des Alten Testaments in japanischer Sprache heraus, welche durch ihr klassisch-literarisch geprägtes Japanisch neben der religiösen auch von sprachwissenschaftlicher Bedeutung ist. Nikolai wurde im Jahr 1970 von dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau als Nikolai, Erleuchter von Japan heiliggesprochen und gilt seither als orthodoxer Schutzheiliger des Landes. Sein Gedenktag ist sein Todestag am 16. Februar.

Die orthodoxe Kathedrale in Tokio heißt formell Auferstehungskathedrale Tokio (復活大聖堂, fukkatsu daiseidō) und wird auf Stadtplänen auch Nikolai-dō (ニコライ堂, Haus des Nikolai) genannt. Sie war das erste Gebäude Tokios, das höher als der Kaiserpalast lag, was damals bemerkenswert war und deren Bedeutung unterstreicht. Die russisch-orthodoxen Kirchen in Hakodate und Tokio sind als „bedeutende staatliche Kunstschätze“ anerkannt und geschützt.

Die Orthodoxe Kirche in Japan besteht aus drei Bistümern: dem Erzbistum von Tokio, dem Bistum von Ostjapan in Sendai und dem Bistum von Westjapan in Kyōto. Der Erzbischof von Tokio ist gleichzeitig Metropolit von Japan. Der gegenwärtige Würdenträger ist seit Mai 2000 Erzbischof Daniel Nushiro. 30 Priester und fünf Diakone betreuen etwa 150 orthodoxe Kirchengemeinden, die sich meist auf der Insel Hokkaidō befinden. Diese japanisch-orthodoxe Kirche ist eine autonome Kirche mit Anbindung an die russisch-orthodoxe Kirche in Moskau, hat ein Mitspracherecht bei der Wahl des Kirchenoberhauptes und sonstigen inneren Angelegenheiten.

Erzbischöfe

  • 1906–1912 Nikolai
  • 1912–1945 Sergio
  • 1946–1952 Beniamino
  • 1952–1962 Ireneo
  • 1962–1964 Nikon
  • 1964–1970 Vladimiro
  • 1970–1999 Teodosio
  • 2000–0000 Pietro
  • 2000–0000 Daniel

Evangelische Christen in Japan

Die evangelische Mission begann mit der Öffnung Japans zur Zeit der Meiji-Restauration in den 1850er Jahren. Die ersten Missionare, vor allem aus den Vereinigten Staaten, begannen mit vorwiegend missionarischer Arbeit, die zum Ziel hatte Japaner zum christlichen Glauben zu führen. Ein Mittel, um die Menschen zu erreichen, war der Aufbau von Bildungseinrichtungen.

Die zweite Generation von Missionaren und Pastoren begann stärker den denominationellen Charakter ihrer Kirche zu betonen, was von vielen japanischen Christen negativ aufgenommen wurde. Darunter zum Beispiel Kanzō Uchimura, der daraufhin die eigene, genuin japanische Mukyōkai-Bewegung initiierte.

Deutsche missionarische Arbeit begann erst einige Zeit später in den 1880er Jahren und wurde bekannt dafür, dass in das theologische Vakuum vieler japanischer, christlicher Leiter deutsche Liberale Theologie eingeführt wurde, im Gegensatz zu der konservativen Theologie der Amerikaner.

Heute gibt es in Japan 7.000 Gemeinden unterschiedlicher protestantischer Denominationen. Bis heute sind vor allem evangelikale Missionsgesellschaften aus Nordamerika und Europa missionarisch in Japan tätig.

Bekannte japanische Christen sind:

Zeugen Jehovas

Vor dem Zweiten Weltkrieg zählten die Zeugen Jehovas (エホバの証人, Ehoba no shōnin) in Japan nur einige Hundert Anhänger.

Am 21. Juni 1939 wurden 130 Mitarbeiter der Tōdaisha (燈台社), der damaligen japanischen Zweigniederlassung der Wachtturm-Gesellschaft, verhaftet, wodurch die Aktivität der Zeugen Jehovas in Japan bis zum Kriegsende praktisch zum Erliegen kam.

Als nach dem Ende des Krieges 1945 das Missionswerk der Zeugen Jehovas wieder legalisiert wurde und amerikanische Missionare nach Japan kamen, nahm die Zahl der Anhänger wieder zu und überschritt Mitte der 1950er-Jahre die Tausendergrenze. 1972 zählte man etwa 14.000 Mitglieder, und bis 1998 war die Zahl der japanischen Zeugen Jehovas auf 222.912 angewachsen.[3] Aktuell (2009) sind es 218.091 Verkündiger, von denen 61.081 als in der Missionierung anderer besonders aktive sogenannte "Allgemeine Pioniere" tätig sind.

Zurzeit werden von Zeugen Jehovas nach eigenen Angaben mit 172.236 (Stand 2009) interessierten Japanern Bibelstudien durchgeführt.[4]

Seit 1980 verfügen die Zeugen Jehovas in Japan über eine eigene vollständige Übersetzung der Bibel, die Neue-Welt-Übersetzung in japanischer Sprache, von der jedes Jahr über 100.000 Exemplare in Japan verbreitet werden.

Siehe auch

Literatur

  • Roland Habersetzer: Die Krieger des alten Japan – Berühmte Samurai, Rōnin und Ninja. Palisander Verlag, 1. Auflage 2008, ISBN 978-3-938305-07-2. Enthält einen umfangreichen Bericht über die Christenverfolgung in Japan Anfang des 17. Jahrhunderts und den Shimabara-Aufstand.
  • Charles Ralph Boxer: The Christian Century in Japan 1549–1650, University of California Press, 1951.
  • Mark R. Mullins (Hrsg.): Handbook of Christianity in Japan. Handbook of Oriental Studies. Section 5 Japan, 10. Brill, Leiden (u. a.) 2003, ISBN 978-90-04-13156-9.
  • Heinz Brunotte & Otto Weber (Theologe) (Hrsg): Evangelisches Kirchenlexikon. Kirchlich-theologisches Handwörterbuch, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 1956
  • Richard H. Drummond: A History of Christianity in Japan. Eerdmans, Grand Rapids, 1971.
  • Scott W. Sunquist (Hrsg.): A Dictionary of Asian Christianity. Eerdmans, Grand Rapids, 2001.
  • Berislav Župarić: Die Japanische Orthodoxen Kirche: Orthodoxie im fernen Osten. In: Thomas Bremer, Hacik Rafi Gazer, Christian Lange (Hrsg.): Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-534-23816-3, S. 107–110.

Einzelnachweise

  1. Catholic Hierarchy Directory
  2. Paul Ham: Hiroshima Nagasaki. Transworld, 2012, ISBN 978-1-4481-2627-9, S. 367 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. August 2015]).
  3. Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft (Hrsg.): Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1998, S. 70ff
  4. Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft (Hrsg.): Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2009, S. 34

Weblinks