Denk-Sport-Organisation

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Die Denk-Sport-Organisation (englisch Mind Sports Organisation, MSO) fördert Denksportarten inklusive Kontrakt-Bridge, Schach, Go, Mastermind (Superhirn) und Scrabble. Sie wurde gegründet in Verbindung mit der Denk-Sport-Olympiade (engl. Mind Sports Olympiad, MSO). Seit 1997 organisiert die Denk-Sport-Organisation jährlich in Großbritannien die Hauptveranstaltung der Denk-Sport-Olympiade, kleinere Veranstaltungen gibt es auch andernorts, insbesondere in Mailand.

Die Denk-Sport-Olympiade[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Denk-Sport-Olympiade wurde 1997 in der Royal Festival Hall in London abgehalten. Sie vereinigte so viele Strategie-Spiele und Disziplinen wie nie zuvor. William Hartston sagte in The Independent: „Das größte Spielefest, das jemals hier (oder anderswo) stattgefunden hat“.[1]

Neben vielen bekannten Spielen wurden auch zwei neue Disziplinen, die die MSO selbst erfunden hatte, eingeführt: Pentamind und Decamentathlon. Die beiden Mehrkampf-Disziplinen sind inspiriert vom Modernen Fünfkampf und dem Zehnkampf. Ihre Einführung war Teil der Absicht, eine Olympiade des Geistes zu schaffen.[2]

Die Denk-Sport-Olympiade kehrte 1998[3] und 1999[4] aufgrund von Sponsoren zurück nach London. 2000 gab es eine Kontroverse zwischen den Organisatoren, doch eine erfolgreiche Veranstaltung wurde 2000 in Alexandra Palace abgehalten[5].

In diesem Zeitraum gab es einige Satellitenveranstaltungen unter dem Dach der Denk-Sport-Olympiade. Diese fanden in Cambridge[6], Südkorea, Mailand und Prag[7] statt.

Die Hauptveranstaltung der Denk-Sport-Olympiade fand weiterhin statt, doch ohne Sponsoren. Austragungsorte waren diverse Universitäten. Das Ereignis war in den Jahren 2001–2006 weiterhin gut besucht.[8] 2004 gab es gesonderte Wettkämpfe für Schulen in Schach, Go, Quizzen und Intelligenz-Aufgaben. Doch 2007 fand die Geistes-Sport-Olympiade nur noch in einem kleinen Veranstaltungsort, der Potters Bar, statt, da es weder Sponsoren noch Werbung gab.[9]

2008 kehrte die Denk-Sport-Olympiade an einen zentralen Veranstaltungsort in Zentral-London, nach The Royal Horticultural Halls, Westminster, zurück, wo auch vom 21. bis zum 31. August 2009 die nächste Denk-Sport-Olympiade stattfand.[10]

Trotz der Schwierigkeiten der Hauptveranstaltungen laufen viele der Satelliten-Veranstaltungen gut.

Veranstaltungsorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Denk-Sport-Olympiade fand seit 1997 bislang jährlich an folgenden Orten in Großbritannien statt:

Disziplinen der Denk-Sport-Olympiade[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Denk-Sport-Olympiade besteht hauptsächlich aus Einzeldisziplinen. Meist wird um den nominellen Titel des Olympiade-Meisters gekämpft, doch bei einigen Marken-Spielen haben der Spieleerfinder und der Verlag erlaubt, die offiziellen Weltmeisterschaften auszutragen. Medaillen und neuerdings auch Trophäen werden in jeder Disziplin in Gold, Silver und Bronze, wie auch Ränge zuerkannt, ähnliche Belohnungen gibt es in jeder Disziplin in Jugendmeisterschaften. Anfangs haben großzügige Sponsoren es ermöglicht, größere finanzielle Preise bei vielen Disziplinen auszusetzen, doch in den letzten Jahren wurden diese stark gekürzt und zumeist auf Disziplinen beschränkt, die speziell von einem Sponsor gefördert wurden.

Folgende Spiele sind Disziplinen:[15] Bekannte Spiele: Schach, Bridge, Dame, Go, Shōgi, Backgammon, Xiangqi, Othello (≈ Reversi), Poker, Cribbage, Mastermind.

Neuere Spiele: Abalone, Bōku, Continuo (Spiel), Entropy, Lines of Action (LOA), Pacru, Twixt, Kamisado, Quoridor

Bei MSO-Turnieren ist Decamentathlon ein Mehrkampf, in dem Spieler in zehn verschiedenen Denksportarten antreten: Gedächtnissport, Kopfrechnen, Intelligenzquotient, Kontrakt-Bridge, Schach, Othello, 8x8-Dame, Go, Mastermind und kreatives Denken.

Pentamind[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pentamind war eine Erfindung der Denk-Sport-Olympiade[2] und ein Versuch, zusammen mit Decamentathlon eine Disziplin für Teilnehmer in vielen Sparten zu schaffen, ähnlich den Disziplinen Zehnkampf und Fünfkampf bei den Olympischen Spielen. Anders als bei Decamentathlon hat Pentamind ein wenig festgelegtes Format. Nicht erlaubt sind Spiele, die einander zu ähnlich sind oder üblicherweise eine lange Veranstaltung benötigen, ansonsten können von jedem Teilnehmer beliebige fünf Disziplinen des Programms ausgesucht werden. Trotzdem wird es als einer der besten Disziplinen für Multitalente angesehen.

Der Pentamind-Meister ist der Spieler mit den meisten "Pentamind-Punkten". Diese ergeben sich in jeder Disziplin als 100 x (n - p) / (n - 1), wobei n die Spieleranzahl und p die Position des Spielers in der Ergebnistabelle einer Disziplin sind[8]. Für p gelten keine Losungen, gemeinsame Positionen werden geteilt. Spieler können ihre Pentamind-Gegner auch in nicht von ihnen selbst ausgewählten Disziplinen, indem sie sie in von den Gegner ausgewählten Disziplinen besiegen und so deren Pentamind-Punkte reduzieren.

Struktur der Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfangs wurde die MSO von starken Firmen-Sponsoren unterstützt und wurde von der Firma MSO Worldwide (MSOW) kontrolliert, die Geld von Risiko-Kapitalisten aus Schweden bekam. Bei der zweiten Olympiade zogen sich viele Sponsoren zurück, und seither gibt es Finanzierungsprobleme. Zu den Veranstaltern zählten David Levy, der ursprüngliche Initiator des MSO-Konzepts, Tony Buzan und Raymond Keene.

Nach einer sich verschlechternden Finanzsituation gab es Schwierigkeiten für die MSOW und das Ziel, die weltweit führende Kraft in der Förderung des Geistes-Sports zu werden, wurde nicht erreicht, da das investierte Geld (genau £ 1.000.000) ausgegeben war. Die MSOW meldete im Mai 2001 Konkurs an. David Levy wurde die Leitungsfigur. Tony Buzan zog sich zurück. Ray Keene ebenso, da er lieber bedeutendere Veranstaltungen förderte, zum Beispiel die PCA Schach-Weltmeisterschaft 2000 mit Garri Kasparow und Wladimir Kramnik.

Kontroversen zur Denk-Sport-Olympiade[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Kommentatoren bezweifelten anfangs das Niveau der Veranstaltung und sahen die den Siegern zuerkannten Titeln als übertrieben an. Ein Beispiel war 1998 die erste Poker-Amateur-Weltmeisterschaft, die wie ein Anfängerturnier beschrieben war.[16] Damals war Internet-Poker unbekannt, viele Leute, die alles mitspielten, nahmen wegen Zeitkonflikten gar nicht teil.

Schwerwiegender war der Streit vor der dritten Olympiade, durch den sich die ursprünglichen Organisatoren öffentlich zerstritten. Raymond Keene kritisierte seinen Schwager David Levy, und die Finanzen brachen ein.[17] In den folgenden Jahren gab es weder Sponsoren noch Werbung, und die Olympiade war bis 2007 eine eher kleinere Veranstaltung mit weniger Disziplinen.[9] Dies änderte sich erst 2008.

Pentamind-Weltmeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fünfmal wurde Demis Hassabis Sieger.[18]

  • 1997: Wales Kenneth J. Wilshire (Wales)
  • 1998: EnglandEngland Demis Hassabis (England)
  • 1999: EnglandEngland Demis Hassabis (England)
  • 2000: EnglandEngland Demis Hassabis (England)
  • 2001: EnglandEngland Demis Hassabis (England)
  • 2002: ItalienItalien Dario De Tofoli (Italien)
  • 2003: EnglandEngland Demis Hassabis (England)
  • 2004: Sudafrika Alain S. Dekker (Südafrika)
  • 2005: EnglandEngland Tim Hebbes (England)
  • 2006: Tschechien Jan Stastna (Tschechien)
  • 2007: EnglandEngland David M. Pearce (England)
  • 2008: EnglandEngland David M. Pearce (England)
  • 2009: EnglandEngland Martyn Hamer (England)
  • 2010: SpanienSpanien Paco de la Banda (Spanien)
  • 2011: Estland Andres Kuusk (Estland)
  • 2012: ItalienItalien Dario De Tofoli (Italien)
  • 2013: EnglandEngland Ankush Khandelwal (England) und Estland Andres Kuusk (Estland)
  • 2014: Estland Andres Kuusk (Estland)
  • 2015: EnglandEngland James Heppell (England)
  • 2016: Estland Andres Kuusk (Estland)
  • 2017: EnglandEngland James Heppell (England)
  • 2018: EnglandEngland Ankush Khandelwal (England)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. William Hartston, The South Bank Brain Show, The Independent 21. Juni 1997, abgerufen am 2. August 1997
  2. a b c The Mind Sports Olympiad Supplement s, The Times, July - August 1997
  3. Robert Sheehan, Sheehan on Bridge, The Times, 20 October 1998
  4. Alan Hiron, Games: Bridge, The Independent, 5. Dezember 1999, abgerufen am 2. August 2009
  5. a b Paul Sussman, Fierce rivalry in 'Olympics' for brainboxes (Memento des Originals vom 28. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archives.cnn.com 24. August 2000
  6. Official Cambridge MSO website www.msocambridge.org.uk/ 2. August 2009
  7. Jan Velinger, Looking Forward To The Mind Sports Olympiad (Memento vom 16. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), Radio Praha, 17. September 2006, abgerufen am 2. August 2009
  8. a b David Ward, Cerebral Athletes Play Mind Games, The Guardian, 22. August 2005, abgerufen am 2. August 2009
  9. a b c Stephen Moss, guardian.co.uk (Memento vom 30. August 2007 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt This time it's Personal, The Guardian, 27. August 2007
  10. a b Information about venue for MSO XIII, http://www.boardability.com/mso/venue.html, 2. August 2009
  11. Jon Spielman, Independent Pusuits: Chess, The Independent, 3. September 1998, abgerufen am 31. Juli 2009
  12. Robert Nurden. Mental athletes tune up for Mind Games, 22. August 1999, abgerufen am 2. August 2009
  13. a b c Manchester Hosts 9th Mind Sports Olympiad, Manchester City Council News, 2. August 2005, abgerufen am 31. Juli 2009
  14. Offizielle MSO Website: Venue, abgerufen am 4. Dezember 2010
  15. List of games, http://www.boardability.com/games_az.html, abgerufen am 2. August 2009
  16. David Spanier, Independent Pursuits: Poker, The Independent, 10. September 1998, abgerufen am 31. Juli 2009
  17. Robert Mendick, Britain's Mind Games end in debt and tears, 13. Mai 2001, abgerufen am 31. Juli 2009
  18. MSO pentamind results (Memento vom 8. Juli 2011 im Internet Archive), abgerufen am 4. Dezember 2010

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]