Deutsch-Polnischer Poetendampfer

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Poetendampferkapitän Hans Häußler an Deck

Der Deutsch-Polnische Poetendampfer (polnisch: Statek Literacki) fuhr unter dem Skipper Hans Häußler mit deutschen und polnischen Schriftstellern von 1995 bis 1999 jährlich jeweils 10 Tage im September zwischen Szczecin und Görlitz/bzw. Wrocław.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innerhalb des „Polenplanes“ des VS-Vorsitzenden Erich Loest gab es in Sachsen u. a. das Projekt „wortlust“, in Brandenburg wurde über die Neue Gesellschaft für Literatur (NGL), den RBB und dem Polnischen Schriftstellerverband[1] der Poetendampfer[2] unter Federführung von Hans Häußler ins Leben gerufen[3]. Innerhalb dieses Großprojektes fanden Veranstaltungen mit Literaten, Übersetzern, Journalisten, Schauspielern und Politikern auf dem Schiff, meist aber in den umliegenden Ortschaften statt – zwischen Szczecin, Zielona Góra, Breslau, Frankfurt (Oder) und Görlitz[4]. Einer der Höhepunkt war die Poetenhochzeit[5][6] 1998 zwischen dem Leipziger Liedermacher Dieter Kalka und der Grünberger Märchenautorin Agnieszka Haupe[7][8] auf der Frankfurter Oderbrücke[9].

Innerhalb von vor Ort gegründeten poetischen Gemeinschaften entstanden Texte und ein Künstlerbuch, welches versteigert wurde und dessen Erlös den Hochwassergeschädigten zugutekam[10]. Auf dem Schiff gab es Kleinprojekte wie das „Literarische Bett“[11] – wobei zwei polnische und zwei deutsche Lyriker gegenseitig ihre Texte übersetzten. Pro Fahrt wurden 50 – 80[12] Autoren eingeladen. Ein Teil der Poeten fuhr mit dem Kabinenschiff, ein anderer übernachtete in Hotels.

Hoch/Niedrigwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als 1997 die Fahrt wegen Hochwasser ausfallen sollte, stellten die polnischen Wasserschutzbehörden ihr Inspektionsschiff Warta 3 zur Verfügung und als 1998 die Fahrt wegen Geld- und Wassermangel problematisch wurde, ließ die Breslauer Wasserwirtschaftsbehörde das Binnenschiff Kościuszko, benannt nach dem polnischen Nationalhelden Tadeusz Kościuszko für das Projekt fahren und öffnete zudem die Schleusen, damit die Oder genug Fahrwassertiefe hatte[13].

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tadeusz Różewicz[14][15], Henryk Bereska[16], Andrzej Szczypiorski, Bohdan Zadura, Józef Baran, Izabela Filipiak, Bettina Wöhrmann, Ingo Schramm, Ewa Sonnenberg[17], Urszula Gierszon, Urszula Małgorzata Benka, Marek Śnieciński, Marta Fox[18], Tina Stroecker, Bohdan Kos[19], Renata Maria Niemierowska, Bruno Alekzander, Maik Altenburg, Antonín Bajaja, Marcin Baran, Andreas Johannes Painta, Kurt Biedenkopf, Adam Borowski, Markus Braun, Fred Breinersdorfer, Wojciech Browarny, Sigrun Casper, František Černý, Jana Červenková, Michał Chłodnicki, Georg Oswald Cott, Dorota Danielewicz-Kerski, Krzysztof Federowicz, Leszek Firek, Agnieszka Grzybkowska, Frank Hammer, Lothar Herbst, Helmut Höge, Alain Jadot, Ehrenfried Jäschke, Anna Janko, Dieter Kalka, Maciej Cisło, Urszula Kaczmarek, Heinz Kahlau, Manfred Krug, Rainer Kirsch, Henry Martin Klemt, Władysław Klępka, Katarzyna Jarosz-Rabiej, Urszuła Kozioł, Krystyna Kofka, Stefan Chwin[20], Hanna Krall, Julian Kornhauser[21], Ursula Kramm-Konowalow, Stephan Krawczyk, Ryszard Krynicki, Adam Krzemiński, Agnieszka Haupe, Mirosław Lalak, Werner Liersch, Artur Liskowacki, Erich Loest, Jacek Łukasiewicz, Karol Maliszewski, Jakub Malukow Danecki, Ludmiła Marjańska, Olav Münzberg, Hans Joachim Nauschütz, Ines Orsin, Dietger Pforte, Ryszard Płucziński, Sigrid Pohl-Häußler, Maria Radziszewska, Till Sailer, Klaus Schlesinger, Marcin Sendecki, Ralf Siegfried, Dorota Simonides, Ewa Maria Slaska, Maciej Stojka, Gabriela Matuszek, Jan Strządała, Leszek Szaruga, Stevan Tontić, Hartmut Topf, Bernd Ulrich, Róza Domascyna, Norbert Weiß, Frank Viehweg, Kay West, Christa Wolf, Krzysztof Maria Załuski, Marcin Zdziarski[22] Pavel Tigrid, Richard Szklorz, Jarosław Broda, Andrzej Jagodziński, Marian Grześczak, Andrzej Stasiuk, Fraya Frömming, Michał Witkowski, Rainer Sachs, Iwona Mickiewicz, José Pablo Quevedo[23], Paulina Schulz[24], Pawel Kohut, Victoria Korb, Felix Huby, Ernst-Paul Dörfler, Dariusz Bogucki, Ruda Krautschneider, Henryk Wolski, Michael Zeller[25], Bronisław Słomka[26] u. v. a.

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zumeist Lesungen, aber auch Werkstätten[27] und Aktionen statt, wie ein Buchspektakel zur Vorstellung deutsch-polnischer Literaturzeitschriften (B1, Dialog, Die Fähre, Edition WIR, Odra, Pogranicza, Brulion, Studium, corvinus presse), die „Lange Nacht der Poesie“, Literarische Duette von jeweils einem deutschen und polnischen Autor, Podiumsdiskussionen um Literaturthemen und ein Flussmarathonschwimmen als Protest gegen die Begradigung der Flussufer[28].

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Künstlerbuch / Unikat
  • Lubliner Lift/Lubelska winda, 1998, Lublin/Dresden, entstandene Nachdichtungen und Texte aus dem Festival „wortlust“ sowie dem Poetendampfer

Medien und Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • das Festival wurde vom RBB begleitet. Chefredakteur Singlestein fuhr regelmäßig auf dem Schiff mit. Bernd Dreiocker führte die Interviews[29].
  • „Und das Schiff schwimmt weiter“, der 45-minütige Dok-Film von Janusz Kijowski über den Poetendampfer wurde im deutschen Fernsehen (ZDF/RBB) sowie im polnischen Fernsehen mehrfach ausgestrahlt
  • 4. Deutsch-Polnischer Poetendampfer 1998: 230 Presseberichte, 30 Radioberichte, 9 Fernsehsendungen, Meldungen auch in belgischen und peruanischen Medien[30]

Weitere deutsch-polnische Literaturbegegnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die an Polen grenzenden Bundesländer Sachsen und Brandenburg führten seit Anfang der 90er Begegnungen mit polnischen Autoren durch. Vor allem die Schriftstellervereinigung Unabhängige Schriftsteller Assoziation Dresden unter Peter Gehrisch veranstalteten schon 1993 Literaturfestivals in Dresden mit Preisvergaben und Publikationen im Ostragehege[31] und Anthologien wie „Die grüne Grenze“. Das Leipziger Literaturbüro gab 1997 in seiner Lyrikreihe „stechapfel“ das Heft Nr. 35 mit Gedichten von Zbigniew Dmitroca heraus, Nachdichtungen Tom Pohlmann. Der VS Sachsen organisierte mit Dieter Kalka als Projektleiter 1995 das Festival „wortlust“[32], das getragen von der Deutschen Gesellschaft 1997 noch einmal in Lublin stattfand[33]. Als Privatinitiative von Renata Maria Niemierowska und Marek Śnieciński wurde das Orpheus-Projekt 2000 in Wrocław erstmal durchgeführt, später dann durch Gert Neumann und Peter Gehrisch in Bad Muskau. Peter Gehrisch führte das Literaturfestival in Lwówek Śląski mit internationalen Gästen weiter[34]. Der sorbische Künstlerbund unter Benedikt Dyrlich führte 2015 sein 37. Fest der Poesie durch[35] mit sorbischen und slawischsprachigen Autoren sowie jeweils einem deutschsprachigen Schriftsteller (u. a. Peter Handke)[36]. Ähnliche Festivals gibt es in Poznań („Ostry nawrót dekadencji“), in Zielona Góra (Uniwersytet Poezji), in Lublin (Czas Poetów der Bruno-Schulz-Stiftung).

Fotolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gazeta Wyborcza, Magda Podsiadly „Poeci na wodzie“, 4. September 1998
  2. Wieczór Wrocławia, 4. September 1998 „Rejs po Odrze – statek jako metafora“
  3. Boheme & Bohemians: Hans Häußler Poetendampferkapitän
  4. Gazeta Wyborcza, „Statek z poetami“, Marcin Hamkalo, 8./9. September 1998
  5. „Odra poetów“, Gazeta Zachodnia, Sept. 1998
  6. „Deutsch-polnischer Austausch auf dem Poetendampfer“, Berliner Morgenpost, 7. September 1998
  7. „'Poeten-Dampfer' stiftet eine Hochzeit unter Autoren“, Oberbayrisches Volksblatt 6. August 1998
  8. „Happy-End einer Dampfer-Liebe, Deutsch-polnische Autorenhochzeit“, Märkische Oderzeitung, 6. August 1998
  9. Märkische Oderzeitung, 14. September 1998 „Glückwünsche statt Paßkontrolle: BGS-Hauptkommissar Ralf Bednarek gratuliert … zur Hochzeit“
  10. Programmheft des Deutsch-Polnischen Poetendampfers 1997/1998
  11. Das literarische Bett
  12. Ostseezeitung Rostock, 1. September 1998
  13. Programmhefte 1997/98
  14. TV Wrocław: Bericht über Rózewicz
  15. Die Tageszeitung, „Die Freundschaft der Poeten“, 2. September 1998
  16. Śląsk to dobra mieszanina“, Rzeczpospolita, 9. September 1998
  17. „Rejs ku źródłom, Gazeta Lubuska, 27. September 1996 (Izabela Filipiak, Jolanta Pytel, Roland Erb, Ewa Sonnenberg, Ingo Schramm)
  18. „Jak korek na fali …“, Marta Fox in Śląsk, 1996, Nr. 11/13
  19. Radio Wrocław, Interview mit Jerzy Bogdan Kos, 17.9.
  20. „Rejs do Szczecina“, Kurier Szczeciński, 17. September 1998
  21. Märkische Oderzeitung, „Auch der Dichter Klabund kam an Bord“, 18. September 1998
  22. Teilnehmer laut Programmheft vom 3. Deutsch-Polnischen Poetendampfer 14. - 25. September 1997
  23. Nueve Norte (Peru), Oktober 1998, Bericht von J. Quevedo
  24. Poetische Affäre zwischen Wurstbrot und Wörterbuch, LVZ 16. September 1998
  25. Teilnehmer laut Programmheft vom 4. Deutsch-Polnischen Poetendampfer 7.-18. September 1998
  26. „Błędni rycerze“, Bronisław Słomka, 2./3. November 1996, Gazeta Lubuska
  27. Kurier Szczeciński, B. Lemanczyk, „Warsztaty i sluby“ 21. September 1998
  28. Programmhefte 1997/98
  29. RBB Radio Kultur, 15. September 1998, „Der Morgen“, Bernd Dreiocker
  30. aus „Dokumentation“ zum 4. Deutsch-Polnischen Poetendampfer 7.-18. September 1998
  31. Archiv Ostragehege
  32. Ein Poesiefestival „wortlust“ baut Brücken über den Grenzfluß, Leipziger Volkszeitung, 23. Oktober 1995
  33. „Wortlust“ auf Boheme & Bohemians
  34. Marek Śnieciński: Ein Platz für Orfeus
  35. 37. internationales Fest der sorbischen Poesie/Lausitzer Rundschau (Memento des Originals vom 28. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.niederlausitz-aktuell.de
  36. Lausitzer Rundschau (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)